Einsatz in Afghanistan: Jetzt wieder aufstocken?
Nach Jahren der Truppenreduzierung in Afghanistan erhöhen die USA wieder die Zahl ihrer Soldaten am Hindukusch – und auch für die Bundeswehr gibt es Überlegungen, erneut das Kontingent aufzustocken. Hintergrund ist die nicht nur anhaltend schlechte, sondern sich wieder verschlechternde Sicherheitslage in Afghanistan und faktische Erfolge der Taliban, mit der die Afghan National Security and Defense Forces (ANSDF), neben der Armee vor allem die Polizei, nicht klarkommen.
Über die deutschen Überlegungen für eine Aufstockung berichtete zuerst der Spiegel (bereits vor einigen Tagen eher vage und am heutigen Samstag erneut): Um bis zu 450 Soldaten solle die bisherige Obergrenze von knapp 1.000 Soldatinnen und Soldaten angehoben werden; entsprechende Forderungen aus der Bundeswehr (nicht dem politischen Bereich) gebe es bereits.
Die offizielle Reaktion des Verteidigungsministeriums auf den heutigen Bericht:
(Die) Mandatsobergrenze Resolute Support liegt derzeit bei 980 Personen. Es endet am 31.12.17
Aufgrund der derzeitigen noch andauernden Regierungsbildung bei gleichzeitiger Verantwortung gegenüber unseren Partnern im Einsatz gibt es Überlegungen, die anstehenden Mandate insgesamt ohne inhaltliche Änderung noch in diesem Herbst für erstmal ein Quartal zu verlängern
Unabhängig davon gibt es im BMVg Überlegungen in verschiedene Richtungen, aber noch keine Entscheidung auf konkrete Zahlen.
In Bezug auf der von den USA geforderten generellen Erhöhung von Truppen für Resolute Support sieht sich Deuschland weiterhin nicht als erstes angesprochen, da wir bereits unsere Mandatsobergrenze letztes Jahr angehoben haben.
Entscheidend ist da der dritte Satz: Unabhängig davon gibt es im BMVg Überlegungen in verschiedene Richtungen, aber noch keine Entscheidung auf konkrete Zahlen. Ein Dementi einer möglichen Aufstockung sieht anders aus. Auch nicht als erstes angesprochen ist eine Aussage, die bereits für den Mali-Einsatz fiel: Da sah sich Deutschland bei der Nachfrage nach Hubschraubern für die UN-Mission nicht in der ersten Reihe – das Ergebnis ist bekannt.
Nach Informationen von Augen geradeaus! gibt es in der Tat die Aussage von hochrangigen deutschen Militärs gegenüber den USA, deren Aufstockung in Afghanistan mit einem Anteil von rund zehn Prozent der zusätzlichen US-Soldaten zu begleiten – das wären rund 400. Allerdings dürfte es dabei nicht allein, wie es im Spiegel heißt, um mehr Force Protection gehen: Die mit dem Übergang von ISAF zu Resolute Support zurückgefahrene Beratung der afghanischen Armee unterhalb der Korps-Ebene dürfte wieder im Fokus stehen. Konkret also mehr auch deutsche Berater, und dann auch an mehr gefährlichen Orten neben Masar-i-Scharif und Kundus.
Um eine Vorstellung von den erforderlichen Größenordnungen zu bekommen: Die so genannte expeditionary Train-Advise-Assist, zu deutsch: die mobile Beratung für den vorgeschobenen Gefechtsstand des 209. Korps der afghanischen Armee und der 808. Polizeizone in Kundus bindet derzeit rund 50 deutsche Soldaten (von knapp 120 Soldaten der Resolute Support Mission in dieser mobilen Beratung insgesamt). Wobei eine Ausweitung der Beratung auf Ebenen unterhalb des Korps eben nicht nur mehr Berater, sondern auch mehr Soldaten zu deren Schutz erfordern würde.
Die Bundesregierung wird sich vermutlich dann dazu erklären müssen, wenn sie (siehe den zweiten Satz der BMVg-Erklärung oben) dem Bundestag ein zunächst unverändertes Mandat zur Verlängerung des Afghanistan-Einsatzes über das Jahresende hinaus vorlegt. Das dürfte noch im Oktober passieren. Zudem wird ebenfalls in diesem Monat US-General John Nicholson, Chef der US-Streitkräfte in Afghanistan ebenso wie der NATO-geführten Resolute Support Mission, in Berlin erwartet. Und der möchte vermutlich dann auch hören, wie sich Deutschland das künftige Engagement am Hindukusch vorstellt.
Nachtrag 9. Oktober: Ein paar aktuelle Meldungen aus Afghanistan vom heutigen Montag – nur als Schlaglicht für die Situation:
ICRC Closes Offices in Kunduz, Faryab Over Insecurity
British Special Forces Back in Helmand to Hunt Taliban Bomb-Maker
Taliban announces new „taxes“ on Agricultural land in Kundoz, also warns govt officials their land is ‚Beatul Maal‘ – belongs to the nation https://t.co/3YxKE3wXVP
— BILAL SARWARY (@bsarwary) October 8, 2017
(Archivbild: Tag der deutschen Einheit 2015 im Hauptquartier Resolute Support in Kabul, mit dem damaligen deutschen Stabschef Frank Leidenberger – Resolute Support Media)
Nett der Hinweis des Hausherren auf die entsprechende Sprachregelung schon bei den Hubschrauberin in Mali, daß sich Deutschland sich nicht als erstes angesprochen fühlt.
Und gerade wenn General John Nicholson noch Berlin kommt, dann wird die Regierung ihn nicht mit leeren Händen gehen lassen, sondern ihm heimlich Zusagen machen, die in der Öffentlichkeit noch abgestritten werden. Es sei denn, die Grünen legen ihr Veto ein, aber ich denke die wollen regieren und die Aufstockung wird kommen.
Und es wird nicht die letzte Aufstockung bleiben, weil natürlich auch zusätzliche 450 deutsche Soldaten nicht ausreichen. Schon gar nicht, wenn mehr Soldaten zum Schutz benötigt werden und von 980 Soldaten nur 120 als mobile Berater tätig sind. Bei diesem schlechten Zahlenverhältnis bringen zusätzliche 450 Soldaten nur 60 weitere mobile Ausbilder.
Fazit: Es war ein Fehler ISAF zu beenden und alle Jahre werden die Truppen weiter aufgestockt werden müssen., weil die Erfolge ausreichen, solange die Nato-Truppen nicht wieder selbst gegen die Taliban kämpfen.
Militärisch mag eine Aufstockung zum Erreichen des politisch festgesetzten Zieles erforderlich sein. Aber das politische Ziel ist Unsinn.
Es gibt in Afghanistan offensichtlich mehr kompetente Personen, die ein Taliban-Regime wünschen, als solche, die die vom Westen unterstützte Regierungsform verteidigen wollen. Das wird sich auch in 20 Jahre nicht ändern lassen – es sei denn, hierzu wird ein massiver Umerziehungsplan umgesetzt. Und wenn sich das nicht ändert, dann hat eine Demokratie in Afghanistan keine unmittelbare Zukunft.
Schlachten, die man nicht gewinnen kann, die schlägt man auch nicht. Die logische Folge ist, alle unsere Soldaten von dort abzuziehen und das Land auf seine Weise ermitteln zu lassen, was seine Zukunft ist.
@closius
Top.
Auf dem Weg zu ISAF 2.0. Muss natürlich neu benannt werden.
Was brennend interessant wird, die Reaktion der Neukoalitionäre!
… sieht sich Deutschland weiterhin nicht als erstes angesprochen …“
Was weder aus U.S. Sicht noch unter Zugrundelegung verantwortungsbewusster DEU Politik Belang hat.
Mit Blick auf künftige Koalitionäre allerdings Signal willfährigen Handelns.
Wir haben den Krieg Verloren
wenn auch Herr w nicht war haben will
als das Anti IS Bündnis kam ( Taliban mit den Russen )
seit dem ist der IS im Rückzug und die Afg Armee auch
Logitisch können wir den Krieg nicht gewinnen da Pakistan mit China sich zusammen tut
Iran baut sich was zusammen da bleibt auch diese Grenze zu
BW ist jetzt schon überfordert und steuert auf Regierung s Krise zu FDP will kein Diesel Abschaffung die Grüne schon und die wollen keine Obergrenze die CSU hätte dann die Wahlen Verloren in Bayern
Und kein Gerät mehr da
DINGO ;EAGLE IV/V werden schon Mali runtergefahren
da bräuchte man neue Fahrzeuge die kommen jedoch nicht weil kein Geld für das da ist
@Ingo Heinscher | 07. Oktober 2017 – 13:47
+1. Volle Zustimmung.
Der richtige Zeitpunkt zur Beendigung der Mission wurde verpasst. Wann der genau war, darüber lässt sich streiten, aber spätestens mit der Tötung von Osama bin Laden am 01.05.2011 war die primäre Zielvorgabe der USA erfüllt. Das hätte das Ende der Mission sein müssen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte man längst erkannt, das ein überstülpen westlicher Werte nicht funktioniert etc. pp.. Die jetzige Aufstockung der US-Truppen ist doch nur die Vergrößerung des existierenden Feigenblattes, weil man festgestellt hat, mit der jetzigen Truppenstärke kann man das eigene Scheitern nicht weiter kaschieren.
Die Teilnahme an ISAF war schon ein politisches Zugeständnis an die USA, weil man (korrekterweise) nicht mit in den II. Irakkrieg wollte, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, die Mission für deutsche Soldaten zu beenden.
Der Einsatz ist sinnlos, der Blutzoll wird steigen. Die Lehnspflicht ist erfüllt….
Jetzt wären die regionalen Kräfte ( China, Russland, Iran und Indien) am Zug, die handfeste wirtschaftliche Interessen in und an Afghanistan haben. Deutsche Interessen sehe ich da nicht. Wir werden kaum diejenigen sein, die die dortigen Bodenschätze ausbeuten. Kaufen ist da billiger, auch wenn es für den ein oder anderen zynisch klingen mag.
@Closius
Was wollen wir denn in AFG noch ändern? Da können wir noch 20 Jahre lang Truppen hinschicken ohne das wir dort nennenswerte Erfolge erzielen. Ein neuer Kampfeinsatz ist der deutschen Bevölkerung nicht zu vermitteln, weil AFG ja angeblich sicher ist und TdM die Flüchtlinge wieder zurück schicken möchte.
Aus meiner Sicht kann es nur eine politische Lösung geben, die auch die Taliban mit berücksichtigt.
@ Insider | 08. Oktober 2017 – 1:18
„Aus meiner Sicht kann es nur eine politische Lösung geben, die auch die Taliban mit berücksichtigt.“
Bei solchen meiner Ansicht dummen Sprüchen versuche ich mir immer vorzustellen, wie wohl der zweite Weltkrieg ausgegangen wäre, wenn Churchill und Roosevelt auf der Casablanca-Konferenz 1943 nicht die bedingungslose Kapitulation Nazi-Deutschlands vereinbart, sondern verkündet hätten: „Aus meiner Sicht kann es nur eine politische Lösung geben, die auch die Nazis mit berücksichtigt.“
Unser Problem sehe ich eher darin, dass wir in einen Krieg ziehen, ohne das Kriegsziel klar zu definieren und ohne den unbedingten Willen, siegen zu wollen.
Von den 50 deutschen Soldaten sind leider nur die wenigsten Berater. Die Mehrzahl ist für die Force Protection zuständig, Logistik und Fernemeldeanbindung fordern auch ihren Tribut. Das Verhältnis von Beratern zu Soldaten insgesamt im Kontingent ist noch ungünstiger als dargestellt. Zumindest war es im letzten Jahrso, als ich dort vor Ort die afghanischen Kameraden beraten habe.
Eine Beratung unterhalb der angesprochenen Ebene in Kunduz oder Faysabad? Wer soll denn das leisten können? Welche Kräfte mit welchen Mitteln stellen die Force Protection vor Ort, wie wird die Versorgung sichergestellt ganz zu schweigen von der sanitätsdienstlichen Unterstützung? Wenn die 1. Brigade der 20. Division im Distrikt ARCHI oder CHARA DARA eine Operation führt, wer soll diese vor Ort beraten? Beziehungsweise, was verspricht sich die „militärische Führung“ denn von einer solchen Beratung? Das die ANA besser wird in der Operationsführung? Dann haben die wenig Erfahrung im Umgang mit der Brigade / Kandak Ebene der ANA…….
@Zum Heulen
Mit wem und mit was soll die Bw in AFG in einen Krieg mit dem Endziel „Vertreibung der Taliban“ ziehen? Glauben Sie ernsthaft das irgendein Politiker in Deutschland das öffentlich befürwortet? Und von einer Jamaika Regierung erwarte ich das schon gar nicht. Die Mehrheit der Deutschen würde so einen Einsatz ablehnen.
Wenn wir unser Engagement in Mali und ggf. noch an anderen Ländern in Afrika sowie mit VJTF in Litauen weiter betreiben, bleibt für AFG nichts mehr übrig. Traurig aber wahr.
Sie können meine Meinung gerne als dummen Spruch abtun. Warten wir es ab.
Wie sagte ein Kamerad vor einigen Tagen: Peace is our Profession. War is just a Hobby ;-)
@Zum Heulen
Nur ist dies kein Krieg auf Leben und Tod für uns, wäre es dies müssten wir erheblich mehr Mittel, Ressourcen und Truppen unter anderen Regeln einsetzen und der Bundeskanzler wäre IBUK.
@Zum Heulen | 08. Oktober 2017 – 10:09
Nun, letztendlich wollen die USA ja auch eine politische Lösung unter Einschluß der Taliban…..allerdings erst dann, wenn die afghanische Regierung in der Lage ist aus eigener Kraft ein militärisches Stalemate mit den Taliban aufrecht zu erhalten, um dann am Verhamdlungstisch nicht als US-Marionette auftreten zu können. Die USA haben einen „Sieg“ über die Taliban schon lange zu den Akten gelegt, die wollen nur noch ohne Gesichtsverlust raus aus dem Bürgerkrieg und natürlich mit einem bestiefelten Fuß on the ground. Frage ist, wie realistisch ist diese Strategie angesichts der wirtschaftlichen und „politischen“ Strukturen in Afghanistan.
Daran anschließend natürlich die Frage, welche Rolle kann die NATO und insbesondere Deutschland bei der Umsetzung dieser Strategie spielen. Und das ist imho keine Frage von 400 deutschen Soldaten mehr oder 1000 weniger,(also Abzug) sondern
a. ob Deutschland diese Strategie „teilt“, und
b. eine diplomatische Führungsrolle bei der Umsetzung dieser Strategie bereit und in der Lage ist zu tragen – falls die USA das zulassen, bzw. sogar uns darum bitten.
Herr Trump mag ja „deals“; wenn er also einen höheren militärischen Beitrag von uns fordert im Rahmen RS/R4S, dann muß er uns auch etwas dafür bieten, wie z.Bsp mehr Mitsprache aka Mitbestimmung im politischen Prozess in Afghanistan. Und dann kann man sich in der (neuen) BuReg und im neuen BT darüber Gedanken machen ob man diesen „deal“ annimmt oder nicht im Sinne von „mehr Verantwortung“ übernehmen.
Mit Blick auf die innenpolitisch getriebenen „Strategiedebatten“ in Washington und natürlich auch in Berlin im Rahmen der Regierungsbildung kann ich mir aber kein schlechteres Timing für eine solche Debatte im Bundestag vorstellen als gelegentlich eines Mandatsverlängerungsantrages in den nächsten Wochen.
General John Nicholson wird man in Berlin sicherlich sehr aufmerksam zuhören, allerdings wird man ihm wohl kaum Zusagen machen, wenn er z.Bsp kein Angebot unterbreiten kann.
@ Zum Heulen
Offensichtlich sind Sie schlauer als Hellmut Schmidt, der ehemalige Bundeskanzler, der sagte nämlich auf einer Podiumsdiskussion an seiner nach ihm benannten Bw-Uni in HH im Jahre 2010 sinngemäß:
„Der schlauester Erorberer in der Geschichte von AFG war Alexander der Große, der ist nämlich im Jahr nach seinem Einmarsch in AFG über den Kyber-Pass wieder abgezogen“.
Ich erinnere daran dass fast sämtliche Rebellenbewegungen in der Geschichte gescheitert sind solange die Regierungsseite rechtzeitig ein massvolles (*1) und langfristiges Konzept umgesetzt hat.
Der innere Zwang grosse Ziele zu setzen und Abzugsdaten in Stein zu meiseln ist da nur kontraproduktiv. Rebellenbewegungen enden nicht mit Blitz und Donner sondern mit Achselzucken.
(*1) massvoll bedeutet „sachlich angemesses Verhalten“ und nicht „ducken und hoffen dass der Sturm vorrüberzieht“.
@Georg
IIRC ist Alexander mit seinem Heer in Richtung Indien abgezogen.
@Wait&C
Einige dieser sachlich angemessenen Verhaltensweisen könnte ihnen heute lebenslängliche Haft und eine Erinnerung als Kriegsverbrecher oder schlimmeres einbringen.
und den Balkan gibt es auch noch
und Russland Zündelt da ja auch schon bei seinen Serben
Das die NATO in einen Abnützung Krieg hinein gerät
Vor wir in einen Aussichtlosen Kriegs Ähnlichen Zustand eine Große Niederlage geraten
By the way: der fähigste General des Heeres auf dem Bild! Diejenigen, die FL kennen, folgen blind…wohin auch immer!
@ Kinderglaubenbewahrer | 08. Oktober 2017 – 12:23
Sehr zutreffend 1+
Nur wird es unsere Politik-„Profis“ nicht interessieren und die militärische „Führung“ auch nicht
„Unser Problem sehe ich eher darin, dass wir in einen Krieg ziehen, ohne das Kriegsziel klar zu definieren und ohne den unbedingten Willen, siegen zu wollen.“
OMG. Wenn ein sinnvolles Kriegsziel nicht mit den vorhandenen Mitteln erreicht werden kann, dann ist in der Tat die grundsätzliche Frage zu beantworten, was wir da machen.
Afghanistan mit WWII auf alliierter Seite im Jahre 1943 zu vergleichen, ist schwach und unsinnig. Damals haben die Westmächte ganz klar das Licht am Ende des Tunnels gesehen, der Westen agiert dagegen 2017 blind in Afghanistan.
@Georg
Bezogen auf Ihre Aussage von Helmut Schmidt:
Wie viele waren der Meinung, dass Menschen nicht fliegen können bis die Wright Brüder die Menschheit eines besseren belehrt haben?
Nur weil etwas noch nicht erreicht wurde, heißt es nicht dass es unmöglich ist. Vielleicht will man es einfach nur nicht fest genug?!
@ Wa-Ge
Menschen können immer noch nicht fliegen!
Sie haben lediglich ein Hilfsmittel erfunden um fliegen zu können.
Es gibt sehr viele, ernsthafte Gründe warum das westliche militärische Engagement in AFG nicht erfolgreich sein kann. Die Punkte sind in den vielen AFG-Threads schon oft genannt worden. Der Hauptpunkt ist m.M.n. der Umstand, dass die Mehrheit der Afghanen sich in ihrer gesamten kulturellen, religiösen und weltanschaulichen Vorstellungen zu 90 % mit den Vorstellungen der Taliban in Übereinstimmung befinden und sich nicht umerziehen lassen wollen.
Das hat wenig mit der westlichen Vorstellung von „Wollen“ zu tun, sondern von fremder kultureller Identität „aufpfropfen“. Das wiederum „wollen“ die Afghanen nicht, egal welchen Regionalfürsten sie die Treue geschworen haben.
Mithin lehrt uns die Geschichte, dass die Afghanen gegen jegliche Fremdbestimmung Krieg führen, das Einzige was mit relativ bescheidenen Erfolg funktioniert ist sie mit einem riesigen Geldfluss etwas zu beinflussen – temporär und regional
und deshalb war die Entscheidung von Alexander dem Großen, das Land zügig zu verlassen die beste Entscheidung für einen Feldherrn in Afghanistan.
@Wa-Ge
Neben Alexander, den Seleuciden, wären da z.B. noch Dschinghis Khan und Timur Lenk zu nennen.
@Georg
Alexanders Entscheidung Afghanistan zu verlassen, dürfte wohl eher mit Hannibals Entscheidung die Alpen zu verlassen vergleichbar sein.
Hannibal wollte nach Italien, Alexander nach Indien – sie zogen da einfach nur durch, kämpften Widerstand nieder… und die Seleukiden verkauften IIRC u.a. Afghanistan für ne Herde indischer Kriegselefanten an ein indisches Reich.
@Georg
Eine Bevölkerung kann man nicht von aussen umerziehen, so gerne man es möchte. Und wer hier Deutschland nach 45 heranzieht vergisst, dass wir eine lange Tradition der Aufklärung hatten und es schon im 19. Jahrhundert zu Demokratisierungsversuchen aus eigenem Antrieb gekommen ist. Auch hatten wir schon lange ein basisdemokratische Vereinswesen und nach 1918 schon einmal eine selbstausgesuchte Demokratie.
Alexander ist nicht abgezogen, er hat die Tochter eines Regionalfürsten geheiratet und damit war AFG mazedonisch-griechisch. Persiche Tuppen gab es dort nicht also ist er zu weiteren Eroberungen nach Indien gezogen. Turppen konnte er keine dort lassen, denn es gab keinen Ersatz. Nach dem Rückzug aus Indien (Pakistan) war er dann schnell tot und seine Generale haben sich untereinander bekriegt, da war ein Land wie AFG Nebensache. Was draus geworden wäre, wenn er länger gelebt hätte ist daher unbekannt.
Wie die Gebiete unter Persien, Parthien, dem Sassanidische Reich, unter Tamerlan etc. regiert wurden müßte untersucht werden.
Zumindest haben sich bisher die Europäer dort immer ziemlich unglücklich verhalten.
Da wittert die „Afghanistan Connection“ wieder Morgenluft, just zu dem Zeitpunkt, da die Bundeswehr mittelfristig, nach einigen Irrungen und Wirrungen, wieder dorthin zurückzukehren droht, wohin sie verfassungsmäßig gehört. Man braucht gar nicht bis in die Antike zurückzuschauen, die Sowjets haben es auch nicht geschafft. Ich schließe mich all denen an, die ein Ende mit Schrecken inklusive vermeintlichem Gesichtsverlust einem Schrecken ohne Ende vorziehen. Einen „Triumph des Willens“ wird es nicht geben, „auch zehntausend Mann werden diesen Hügel nicht nehmen können“ (Longstreet zu Lee, Gettysburg). Aus der Sicht von 2001 war das Engagement verständlich und man darf annehmen, dass Schröder und Co. einen zweiten Kosovo-Einsatz vor Augen hatten. Hätten sie gewusst, wie sich das ganze entwickelt, man hätte die Finger davon gelassen. Wir sind jetzt schlauer – oder nicht?
@ Insider | 08. Oktober 2017 – 12:24
„Glauben Sie ernsthaft, dass irgendein Politiker in Deutschland das öffentlich befürwortet?“
Wenn ich mir ansehe, was viele führende Politiker allein in den letzten vier Wochen für Kehrtwenden verkündet haben, weil sie glauben, die politischen Opportunitäten würden ihnen dann eine Vorteil gewähren, dann traue ich diesen Figuren alles zu.
Es ist der Bundestag, der über das Mandat entscheidet. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass das einzige erfolgreiche Mandat das für OEF war. Nach dieser Straf- und Vernichtungsaktion gegen Figuren, die einen unserer Verbündeten angegriffen haben, hätten wir wieder abziehen sollen. Da haben die, die Vergleiche mit den alexandrinischen Feldzügen anstellen, durchaus Recht.
Das auf deutschen Petersbergkonferenzen erdachte ISAF ist leider krachend gescheitert. Die Gründe sind vielfältig, wir tragen die Schuld auf uns, den Phantasten und Naivlingen nicht Paroli geboten zu haben, als sie in einem Anflug von Naivität glaubten, die Afghanen würden nur auf die Segnungen der westlichen Lebensweise warten und uns Fähnchen schwenkend begrüßen. Ein Pascha, dem eine Genderbeauftragte seinen Harem wegnehmen will, wird gern ein paar seiner überzähligen Söhne opfern, um diese Kräfte wieder aus dem Land zu jagen.
Man könnte auch ein Land wie Afghanistan nach unseren Vorstellungen umformen. Dafür brauchte es etwa einen Soldaten auf 20 Einwohner, sehr viel Geld, 50 Jahre Zeit und der Bereitschaft zu einer Brutalität, die jeden Humanisten und Völkerrechtler in den Herzinfarkt treiben würde. Ich kann jeden verstehen, der das nicht will. Vor allem: Wofür?
Weil uns dafür die Willenskraft fehlt, werden die afghanischen Paschas gewinnen, deren „Way of life“ durch uns elementar gefährdet wird und die daher mit hoher Willenskraft und Intensität gegen uns kämpfen werden.
Wir können noch gesichtswahrend etwas versuchen, den moderaten Kräften in Afghanistan zu helfen, damit sie doch die Oberhand bekommen. Auch dabei müssen wir aber rustikaler werden. Es ist nicht akzeptabel, dass ein ANA-Deserteur in Deutschland Asyl bekommt.
Ein eklatanter Fehler war natürlich auch unser Friedensnobelpreisträger Obama, der mit der Verkündung eines Abzugs- und Enddatums für ISAF den Taliban in die Hände gespielt hat.
ThoDan | 08. Oktober 2017 – 12:25
„Nur ist dies kein Krieg auf Leben und Tod für uns“
Richtig, nur sollte man sich das vergegenwärtigen, bevor man in den Krieg zieht. In Mali wird dieser Fehler gerade wiederholt. Ein Krieg, bei dem einem die unbedingte Willenskraft zum Sieg fehlt, den wird man verlieren, also sollte man ihn nicht anfangen. Zu mehr als „hit and run“ sind wir in all diesen Wars of choice nicht in der Lage, also sollten wir uns auch nicht in mehr verwickeln lassen.
@ Couthon | 08. Oktober 2017 – 21:30
„Alexander ist nicht abgezogen, er hat die Tochter eines Regionalfürsten geheiratet“
Merkel hätte in dieser „Diplomatie per Heiratsmarkt“ nichts anzubieten, da kinderlos. Von der Leyen könnte ja ein paar Töchter in die Handelskasse werfen … wär dann aber nur B-Ware, da kein Blut vom König sondern nun vom Minister! ;-)
Zwischen afghanischen Warlords funktioniert das immer noch so, aber wollen wir wirklich zum gesellschaftlichen Niveau von 799 nach Christus zurückkehren?
@ Pio-Fritz | 07. Oktober 2017 – 18:44:
+1
Dem ist nichts hinzuzufügen.
@ T. W.:
Die Zeit hat gestern in selber Sache berichtet und auf diesen Eintrag Bezug genommen: „Bundeswehr will offenbar mehr Soldaten für Afghanistan“.
@ Georg
Ob der Mensch nur mit Hilfsmittel fliegt oder nicht ist in der Geschichte eine Unerheblichkeit.
Wichtig ist der Mensch kann per Luft von A nach B gelangen und dies nur deshalb, weil sich Menschen nicht vor vermeidlichen Unmöglichkeiten haben abhalten lassen.
Ich gebe Ihnen ja Recht, so wie man es anpackt kann das nicht funktionieren. Aber ich weigere mich zu akzeptieren, dass es keinen Weg gibt ein gewünschtes Ziel in Afghanistan zu erreichen. Man will nur den Preis (makaber gesagt für Forschung und Entwicklung / Try and Error) dafür nicht bezahlen. Damit meine ich nicht nur Geld sondern auch Blut auf beiden Seiten.
Es war ja schließlich auch lange Zeit Usus, dass der Kosovo ein hochexplosives Pulverfass ist, man hat zumindest einen politisch verträglichen Weg gefunden, dass „hoch“ aus dem explosiven herauszunehmen. Vielleicht schafft man es mit sehr viel Willen und Zeit und auch das explosiv komplett zu entfernen.
@Zum Heulen
Hinsichtlich desertierender ANA-Soldaten die Asyl bzw. subsidiären Schutz wollten ist mir lediglich dieser Fall, http://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/Y-300-Z-BECKRS-B-2017-N-115976?hl=true, bekannt. Wurde in anderen Fällen anders entschieden?
@Wa-Ge
Nur vielleicht ist das von ihnen gewünschte Ziel, ein westliches AFG unter Führung einer uns wohlgesonnen Regierung, ja nicht mehr das Ziel und dann sollte es auch in Ordnung sein eine Niederlage zuzugeben sich zurückzuziehen und an einem anderen Tag zu kämpfen. Sinnlose Festungsschlachten wo um des Durchhaltens willen Personal und Material verheizt wurde hatten wir schon hat nicht funktioniert. Ja das ist überspitzt.
Weder das Britische Empire noch Russland haben es geschafft dieses Stück Welt zu befrieden und nach ihrem Gusto umzuformen und auch die NATO hat es nicht geschafft, vielleicht schafft es China und wenn auch nur um die Bodenschätze auszubeuten.
Und den Preis zu zahlen ist so eine Sache, ist es wirklich das Leben von Soldaten, und zwangsläufig auch Zivilisten wert das am Hindukusch ein Brunnen gebohrt wird? Ist es das Leben wert eine Mädchenschule zu bauen in einer Gegend wo diese niemand haben will?
Ist es das Leben wert eine jahrhundertealte (nicht perfekte aber funktionierende) Ordnung zu ändern.
Meiner Meinung nach, nein nicht für diesen nebulösen Auftrag ohne Strategie.
@ uli | 09. Oktober 2017 – 11:13
Der meiner Äußerung begründende Fall ist in NRW, finde dazu online allerdings nichts (vielleicht sind Sie im Suchen besser als ich).
Das Urteil im von Ihnen angeführten Fall ist ja im Prinzip in Ordnung, wenn ich mir die Leitsätze so ansehe.
Was in der Sache natürlich unerfreulich ist, ist die Länge des Verfahrens. 2014 desertiert, seit 2015 in Deutschland, 2017 Urteil und Ausreiseanordnung.
Mit der Perspektive, erstmal drei Jahre überbrücken zu können, davon fast zwei Jahre in einem Freundstaat der afghanischen Regierung, wird desertieren nach Deutschland nicht wirklich unattraktiv gemacht. Wie ist der Fall ausgegangen: Ist die Person zurück in Afg. oder wird sie hier weiter geduldet?
@Zum Heulen
Angenommen, der Deserteur schafft die Fünf-Jahres-Grenze, greift die Daueraufenthaltsregel gem. subsidiärem Schutz.
Dann war’s das.
@Zum Heulen
Das ist mir nicht bekannt. Aber wenn er kein Straftäter (jenseits der Desertion) ist und dazu noch ganz viel Pech hat…….
Äh, auch die – zahlenmäßig nicht wirklich ins Gewicht fallende – Frage, ob ggf. ANA-Deserteure als Flüchtlinge nach Deutschland kommen, dürfte für die Zukunft des Landes nicht wirklich die entscheidende sein.
Welchen Krieg wollen „wir“ dort gewinnen? Wer ist „wir“? Ziehen „wir“ überhaupt an einem Strang?
Die wesentlichen Fragen bleiben bisher unbeantwortet, wahrscheinlich, weil keiner (vor allem die verantwortliche Politik) die Antworten dazu hören möchte.
Angetreten ist das westliche Bündnis, Al-Kaida zu zerschlagen und dem islamistischen Terrorismus den (Trainings-)Boden zu entziehen. Dazu, so war und ist man der Meinung, müssen die Taliban als Freunde und Förderer des Terrorismus, als Regime dauerhaft entfernt werden. Damit das auf Dauer so bleibt, bekommt „das afghanische Volk“ (das es so nicht gibt) die „Segnungen“ des Westens aufgedrückt.
Nach nur 17 Jahren stellt man erstaunt fest, das diese Strategie nicht funktioniert. Al-Kaida ist in andere Staaten ausgewichen. Die Taliban nach Pakistan, und sind jetzt wieder da und werden jede Woche stärker. Zwischenzeitlich hat sich als neue Kraft der IS in der arabischen Welt etabliert, in Staaten, deren altes Machtgefüge durch kräftiges zutun der westlichen Staaten zerstört wurde.
Offensichtlich will die Bevölkerung Afghanistans nur zu einem kleinen Prozentsatz unsere westliche Lösung. Der Großteil nicht. Und das wird auch so bleiben, solange der Unterschied zwischen Arm und Reich, Macht und Ohnmacht, Stadt und Land so groß bleibt, wie er ist.
Auch Männer werden von Frauen erzogen. Und immer noch nach den gleichen archaisch-patriarchalischen gesellschaftlichen und religiösen Verhaltensmustern wie vor hundert Jahren (Zahl beliebig). Solange sich daran nichts ändert, wird es auch keine tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungsprozesse geben.
„Wir“ sind gescheitert, man will uns nur als Wirtschaftsfaktor. Die Afghanen, die das erkannt haben und die die Veränderungen wollten, sind z.T. geflohen. Anstatt zu bleiben und dafür zu kämpfen. Die Konsequenz kann nur heißen: „raus da.“
http://m.spiegel.de/politik/ausland/afghanistan-rotes-kreuz-schliesst-zwei-bueros-im-norden-des-landes-a-1172015.html
IKRK/DRK reagieren auf zunehmend unsichere Lage und schließen Niederlassungen in Provinzen Kundus und Fariab.
Vor knapp vier Wochen hatte ein AFG Patient eine spanische Therapeutin erschossen. Unter dergleichen Umständen vollzieht IKRK sogar einen erforderlichen Schritt, Mitarbeiterschutz steht über allem.
[Äh, genau diese Meldung, wenn auch von TOLONews, hatte ich oben in den Nachtrag geschrieben? T.W.]
@Pio-Fritz
Nach 17 Jahren ist die Bilanz weniger vorzeigbar, wenn davon abgesehen wird, dass Taliban nicht Staatspräsidenten und Regierung stellen. Dies ist ausgeschlossen worden, allerdings weniger durch uns.
Im gleichen Zeitraum sind die Rufe“raus da“ Legion.
Was mir jeweils fehlt ist eine auch nur vage Szenarbeschreibung für die Zeit danach, in AFG, in der Raum Mittelasien und in Deutschland.
@T.W. ICRC hatte ich übersehen.
@Pio-Fritz | 09. Oktober 2017 – 14:23
Volle Zustimmung!
Leider würde das bedeuten sowohl RSM als auch ISAF als gescheitert zu akzeptieren, und ich bezweifele das es den politischen Willen gibt dieses zugegeben dicke Brett zu bohren.
Und noch ein kleiner Nachtrag zu den Taliban, der gerne vernachlässigt wird.
Wer hat die Taliban denn großgezogen und zu dem Machtfaktor gemacht, der sie heute sind?
Die USA. Sie haben die Taliban als Opposition zu dem von der sowjetischen Besatzungsmacht gestützten Regime aufgebaut. und kämpfen heute mit ihren eigenen Hinterlassenschaften.
Müssen wir da mitkämpfen? Von mir ein ganz klares NEIN.
Und wenn ich mir die „Freie Syrische Armee“ so anschaue, da stellen sich bei mir bei einigen Gruppierungen die Nackenhaare auf.
Anscheinend hat man nichts dazu gelernt, die Geschichte wird sich hier wiederholen.
@ Pio-Fritz | 09. Oktober 2017 – 15:45
Die Feststellung, zu Nation-Building in islamistisch archaischen Gesellschaften nicht in der Lage zu sein, entbindet noch nicht von der Fragestellung, ob wir zur Gefahrenabwehr für uns nicht trotzdem ein gewisses Maß an Aktivität in diesem Raum der Welt entfalten müssen, damit uns das nicht mittelfristig um die Ohren fliegt. Die paar Flüchtlinge seit 2015 sind nur ein fader Vorgeschmack auf das, was kommt, wenn sich entsprechende Kräfte in Nahost und Zentralasien durchsetzen.
Kein Engagement ist also keine rationale Opportunität. Bei den vergangenen Missionen in Afghanistan ist OEF als richtiges notwendiges Übel zu bewerten, ISAF leider als gutmenschlicher Fehlschlag. Resolute Support versucht, die Fehler von ISAF wegzukehren, ohne eine OEF zu sein, was nicht funktionieren wird.
Bleibt natürlich die Frage, was passiert, wenn tatsächlich die Mission beendet wird und alle fremden Truppen abziehen?
Die Antwort ist ernüchternd. Es wird dasselbe passieren wie nach dem Abzug der Sowjetarmee 1989. Das Land wird im Bürgerkrieg versinken. Ob es einen „Sieger“ geben wird? Wahrscheinlich. So wie es im Moment aussieht, die Taliban. Ist das schlimm? Nein, anscheinend möchte die Mehrheit der Bevölkerung das so.
Das Land ist seit 1978 durchgängig im Krieg, es kann sich nur aus sich selbst heraus erneuern. Dass das, wenn auch langwierig, funktioniert hat Kolumbien gezeigt.
In der Region birgt sich weiteres Konfliktpotential, und da ist ein Konflikt Pakistan-Indien nur einer von mehreren. Wer in den letzten Jahren SiPol-Studien zu dieser Region Mittelasien verfolgt hat wird wissen, das die der nächste Krieg um Wasser geführt werden wird. Nur wo und wann ist nicht ganz sicher, wahrscheinlich in den Turk-Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Das Wasserproblem zieht sich allerdings bis nach China. Das wäre aber unabhängig vom Afghanistan-Einsatz zu betrachten, der hat keinen Einfluss darauf, eher die Russen mit ihren Wirtschaftshilfen und Interessen.
Und was passiert in Deutschland/EU? Nichts. Sollte es größere Flüchtlingsbewegungen geben, werden diese regional bleiben (hauptsächlich Pakistan und Iran). Wer hier ankommt ist, wie bisher auch, die Spitze des Eisbergs. Und die können wir locker verkraften.
@Pio-Fritz
Laut https://en.wikipedia.org/wiki/Taliban sind die Taliban sechs bis neun Jahre nach der US-Operation in Afghanistan entstanden und erstarkt und zwar in den südlichen Gebieten während die ehemaligen US-Verbündeten in den nördlichen Gebieten zu finden waren.
Die von ihnen vertretene These findet man zwar oft im Internet aber sie ist schlicht falsch und kommt aus der üblichen USA-ist-Böse-Ecke.
@Hans Dampf
MMn war es ziemlich bedeutungslos ob dieser Hügel zu nehmen war oder nicht, solange es Lee nicht gelang die Potomac Armee vernichtend zu schlagen war der Sieg unbedeutend.
Gleichzeitig schnitt Grant bei Vicksburg die Konförderation entzwei, danach folgte Shermans March to the sea.
@Zum Heulen
Ich meinte auch, es muss nicht immer der totale Sieg mit Bedingungsloser Kapitulation sein.
@Hans Dampf
Ich sehe echt nicht das eine Einnahme dieses Hügels selbst dann eine Rolle gespielt hätte, hätte Lee gewonnen.
Grant eroberte gerade Vicksburg.
@Zum Heulen
Nicht jeder Einsatz muß mit einem totalen Sieg und bedingungsloser Kapitulation enden.
Für Deutschland ist, ob zurecht oder unrecht, der Afghanistan Einsatz eine eher unbedeutende Expedition
@ IstEgal
Wenn man dort kein Ziel verfolgt oder verfolgen will, dann erübrigt sich die ganze Diskussion.
Der Preis für Afghanistan ist eigentlich klar, man wird sich die Finger schmutzig machen müssen, wenn man nicht bereit ist dies zu tun, dann wird man dort auch nichts erreichen.
Auch die ganzen historischen Vergleiche hier hinken. Das Afghanistan von heute ist mit dem von vor 30, 50 oder 2000 Jahren nicht zu vergleichen, daher kann eine Lösung die früher nicht gefruchtet hat heute funktionieren oder auch nicht.
Unterm Strich bleibt, mit ein wenig „Rumwurschteln“ wird dort niemand etwas erreichen.
@ ThoDan | 09. Oktober 2017 – 17:58
@ Radul Aljett | 09. Oktober 2017 – 18:41
Es kommt darauf an, was man will.
Geht es um Nation-Building (ISAF), kommt man um bedingungslose Kapitulation der Aufständischen nicht herum.
Geht es um „lasst uns und unsere Freunde in Ruhe, sonst gibt es Ärger“ (OEF), reichen hit and run Strafexpeditionen, ohne in der Fläche zu wirken.
Dummerweise hat man sich für den ISAF-Nations-Building Ansatz entschieden, sich damit verhoben und kommt nun nicht aus der selbst gestellten Nummer gesichtswahrend heraus.
Was ist also unser Kriegsziel, wo liegen unsere Interessen und welche Willenskraft kann aus unseren Interessen abgeleitet werden, um den Durchhaltewillen zur Erreichung des Kriegszieles zu organisieren?
Die US-Kampfdrohnen haben seit zwei Wochen ein Virusproblem:
http://www.realcleardefense.com/2017/10/09/computer_virus_infects_us_military_drone_fleet_297429
[Seit zwei Wochen? Seit sechs Jahren! Auch hier die Bitte, mal genauer hinzugucken: In den vergangenen Tagen verlinken alle auf die zu Grunde liegende WIRED-Geschichte – aus dem Jahr 2011. Ich glaube, sechs Jahre alte Stories brauchen wir nicht als aktuell zu verbreiten, das tun schon genügend. Deshalb habe ich den Link amputiert. T.W.]
@Wait&C | 09. Oktober 2017 – 17:39
Da sind Sie aber der US-amerikanischen Legendenbildung voll aufgesessen.
Sie glauben doch nicht allen Ernstes die Mär, die Taliban seien 1994 aus dem Nichts aufgetaucht, militärisch und politisch völlig unerfahren, und haben die anderen islamischen Milizen innerhalb von 2 Jahren besiegt, die bereits 15 Jahre Krieg hinter sich hatten. Und dann noch das Land von 1996 – 2001 regiert.
Tatsache ist, das die Taliban in den Flüchtlingslagern in Pakistan unter massiver Unterstützung des pakistanischen Geheimdienst ISI in enger Zusammenarbeit mit der CIA entstanden sind. Alle anderen Milizen wurden dort übrigens auch trainiert und ausgerüstet.
Auch muss man den Sprachgebrauch Mudschaheddin=gut, Taliban=böse relativieren. Das sind nicht zwei oder mehrere Volksgruppen gewesen. Gerade bei den Paschtunen gab es große Schnittmengen.
Und das amerikanische Engagement seit 9 Jahren bereits beendet? Wenn man 2001 als Datum nimmt, dann stimmen die 9 Jahre offiziell, denn 1992 war die Einigung zwischen Russland und den USA, die Militärhilfe in und für Afghanistan einzustellen.
In diesem Land gibt es von weiß bis schwarz alle Nuancen von grau, die Lage ist diffizil.
Wenn es 9/11 nicht gegeben hätte, hätte sich kein Staat der Welt um Afghanistan gekümmert. Dann ist man dort hineingegangen und hat seitdem das Problem an der Backe, weil man den Absprung verpasst hat. Die USA haben ein zweites Vietnam-Trauma vor der Brust, das sie unbedingt verhindern wollen.
Das kommt davon, wenn man überall Weltpolizist spielen will und dabei mehr Schaden als Nutzen anrichtet.