Zwei deutsche Soldaten bei Hubschrauber-Absturz in Mali getötet (Neufassung)
Beim Absturz eines Tiger-Kampfhubschraubers der Bundeswehr in Mali ist die Besatzung ums Leben gekommen. Die Maschine stürzte am (heutigen) Mittwochnachmittag nördlich von Gao im Norden des westafrikanischen Landes ab. Sowohl die Bundeswehr als auch die UN-Mission in Mali, MINUSMA, bestätigten am Abend den Tod der beiden Soldaten an Bord. Während laut MINUSMA nach den ersten Erkenntnissen der Absturz bei einem Aufklärungsflug auf einen technischen Fehler zurückzuführen ist, ließ die Bundeswehr die Absturzursache vorerst offen.
Nach Angaben des stellvertretenden Generalinspekteurs, Vizeadmiral Joachim Rühle, setzte die Besatzung der abgestürzten Maschine keinen Notruf ab. Hinweise auf Fremdeinwirkung, also: einen Abschuss, gebe es bislang aber nicht. Der Flugbetrieb der Tiger-Flotte wird zunächst ausgesetzt, ausgenommen davon sind nur Flüge, bei denen eine sonst zu erwartende Gefahr für Leib und Leben das rechtfertige. Das heißt wohl konkret: nur zur Luftunterstützung von Truppen unter Beschuss.
Die Mitteilung der Bundeswehr:
Am 26. Juli 2017 gegen 14.20 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit ist ein Kampfhubschrauber Tiger aus bislang ungeklärter Ursache circa 70 km nordöstlich von Gao in Mali abgestürzt. An Bord des Hubschraubers befanden sich zwei Besatzungsangehörige, die bei dem Absturz ums Leben gekommen sind.
Zusätzliche Kräfte der VN-Mission MINUSMA wurden zur Absturzstelle befohlen. Die Familienangehörigen der beiden Soldaten wurden informiert. Die Untersuchungen zu dem Vorfall dauern an.
Aus der offiziellen Mitteilung von MINUSMA:
Der Gesandte des UN-Generalsekretärs in Mali und Chef der MINUSMA, Mahamat Saleh Annadif, bedauert mitteilen zu müssen, dass ein Hubschrauber der UN-Mission am heutigen Mittwoch, 26. Juli 2017, am frühen Nachmittag südlich von Tabankort in der Region Gao abgestürzt ist.
Die ersten Erkenntnisse weisen auf ein technisches Problem hin. Die begonnenen Ermittlungen werden die genauen Gründe des Absturzes klären. Die Besatzung des Hubschraubers bestand aus zwei Blauhelmen, die leider beide verstorben sind.
(Inoffizielle Übersetzung von Augen geradeaus!)
Die Aussagen von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und Vizeadmiral Rühle dazu im vom Ministerium veröffentlichten Audio:
Der Ort Tabankort, nördlich von Gao, auf der Karte:
Die Bundeswehr hatte erst im Mai mit Einsatzflügen ihrer Tiger-Hubschrauber in Mali begonnen. Neben vier dieser Kampfhubschrauber sind auch vier Transporthubschrauber vom Typ NH90 im Einsatz, die vor allem für die Evakuierung Verwundeter genutzt werden. Die Tiger werden in der unverändert gefährlichen Region nicht nur als fliegendes Waffensystem, sondern vor allem für Aufklärungsmissionen genutzt.
Insgesamt sind derzeit rund 875 deutsche Soldaten im MINUSMA-Einsatz (in einer anderen Mission, der Ausbildungsmission der EU, sind weitere rund 130 Bundeswehrsoldaten eingesetzt). Im Rahmen von MINUSMA beteiligt sich die Bundeswehr von Gao aus mit Aufklärungspatrouillen am Boden, der Überwachung mit Tiger und Heron-Drohnen aus der Luft und mit der Verwundetenevakuierung an der Überwachung eines brüchigen Waffenstillstands zwischen der Zentralregierung in Bamako und islamistischen Gruppierungen sowie Tuareg-Rebellen.
Ein UN-Sprecher in New York hatte zuvor darauf hingewiesen, dass die Rettungsmission für die Besatzung des abgestürzten Hubschraubers erschwert wurde, weil es in dem fraglichen Gebiet Kämpfe gab, wie AP berichtete:
The United Nations says a helicopter from the U.N. peacekeeping mission in Mali that was monitoring “confrontations” on the ground has crashed.
U.N. deputy spokesman Farhan Haq said Wednesday that the condition of the two crewmen on board was not yet known.
He said the crash took place in the morning south of Tabankort in Mali’s northern Gao region, and the U.N. mission immediately dispatched a security and medical team to the site. (…)
He said that due to the confrontations on the ground, the crash site must be secured before personnel can access the scene.
Das Video mit der Aussage des UN-Sprechers:
#UN-Sprecher bestätigt: Deutscher #Kampfhubschrauber in Konfliktgebiet in #Mali abgestürzt – Zugang für Retter schwierig #MINUSMA #Blauhelme pic.twitter.com/0fy6Orkvho
— ARD New York (@ARDnewyork) July 26, 2017
Es ist nicht der erste Absturz eines deutschen Tiger-Kampfhubschraubers: Im März 2013 war eine Maschine bei der Gebirgsflug-Ausbildung bei Oberammergau abgestürzt; beide Besatzungsmitglieder wurden damals nur leicht verletzt. Aber es ist der erste tödliche Unfall mit diesem Waffensystem bei der Bundeswehr.
Zudem sind es die ersten Toten im Bundeswehreinsatz in Mali – und der erste schwer wiegende tödliche Einsatzunfall in der Amtszeit von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Das und die mögliche technische Ursache des Unglücks dürften die Debatte in den nächsten Tagen bestimmen.
Die Tiger-Hubschrauber waren für den Einsatz ähnlich technisch vorbereitet worden wie für zurückliegende Missionen in Afghanistan: In beiden Einsatzländern sind Hitze und Sand die Hauptprobleme für die Systeme. In Mali wird es allerdings noch ein wenig heißer als in Afghanistan – deswegen waren die zulässigen Höchsttemperaturen für den Einsatz der Helikopter angepasst worden.
(Foto: Ankunft der ersten zwei Kampfhubschrauber des Typs Tiger in Gao/Mali im Rahmen der Mission MINUSMA am 25.03.2017 – Bundeswehr/Marc Tessensohn; Karte: OpenStreetMap)
Zur Erinnerung – aus meinem Eintrag zum Besuch der Verteidigungsministerin beim Kampfhubschrauberregiment in Fritzlar im August vergangenen Jahres:
@T.W.
Unabhängig von der Ursache zum Vorfall Mali, wer auf Kante näht braucht sich nicht zu wundern, wenn bei Änderungsbedarf keine Reserve zur Verfügung steht.
Dafür gibt es Verantwortlichkeiten welch hoffentlich, jetzt schnell Maßnahmen treffen werden, dass der Verfügungsbestand von Lfz und Lfz-Führern asap hoch geht.
……und mit asap ist nicht der momentan gefahrene Prozess gemeint.
Noch jetzt entlassen wir hoch qualifiziertes Personal (ziv und SaZ) und schließen Standorte im Bereich der Hubschrauber!
Stoppt diesen gefährlichen Unsinn.
ich hoffe, dass man vor mir keinen falschen eindruck bekommt.
ich als zivilist kucke natuerlich etwas anders auf geschehnisse und bewerte diese auch anders
das eure kamaraden gefallen sind, hinterlaesst selbst bei mir schmerzen und ich hoffe, dass mir das keiner absprechen will
„Die Bundeswehr wies die Kritik zurück. „Wir schicken keine unerfahrenen Piloten in den Einsatz“, sagte ein Sprecher. Nach Informationen des Blattes ist einer der verunglückten Piloten den Kampfhubschrauber bereits im Afghanistan-Einsatz geflogen.“
Das ist schon dreist, keiner hat behauptet, dass die Piloten unerfahren gewesen wären, doch nur weil man in AFG vor Jahren im Einsatz war, bedeutet dies nicht, dass man aktuell über ausreichend Handlungssicherheit verfügt.
Das erreichen des CR Status ist MINIMUM und ggf uU nicht zwingend ausreichend.
Das Problem mit dem Pilotenmangel ist seit Jahren bekannt-und hausgemacht.
Wenn ein Verband über 20 Lfz im Bestand hat, dann kann und darf es nicht sein, dass man es seit Einführung des Lfz nicht geschafft hat, ausreichend Piloten zu trainieren-da ist auch die übergeordnete Führung und die Politik gefragt, die ausreichend Flugstunden bereit stellen MUSS.
Die erfahrenen Piloten haben schon seit mindestens 20 Jahren vor „amerikanischen“ Verhältnissen gewarnt, in denen Piloten mit wenigen Gesamtflugstunden und noch weniger Stunden auf dem Einsatzmuster als Kommandanten in den Einsatz geschickt werden….
In den Heeresfliegerverbänden wurden die amerikanischen Unfälle, bei denen die Besatzung gerade mal 500 Flugstunden gesamt, und gerade mal 100 Stunden auf dem Muster hatte, immer besonders belächelt-nun haben wir genau diese Situation selbst (ohne jetzt aussagen zu wollen, dass hier mangelhafte Ausbildung schuld am Unfall sein könnte)…..
Aber hier kommt vieles zusammen:
Untaugliches Gerät, das nur bedingt einsatzbereit ist, und für den vorgesehenen Einsatzzweck nicht geeignet ist, noch dafür je vorgesehen war….
Unzureichende Ausbildung von Piloten in ungenügender Anzahl, bei gleichzeitig ungenügendem Flugstundenvorrat.
Eine Führung und eine Politik, die immer noch nicht „vom Einsatz her“ denkt….
Welche Triebwerke sind eigentlich in den Tigern verbaut die in den Einsatz gehen?
MTR-390 2C oder MTR-390 E?
Was ich mich noch Frage ist kann man von dem einen auf den anderen Stand aufrüsten?
Reinhard Schlepphorst: „Unsere Tiger-Piloten haben nicht genug Erfahrung auf den vor Ort eingesetzten Maschinen, um in Grenzsituationen die Hubschrauber vollumfänglich beherrschen zu können“
Na ja, der ganze Tiger-Einsatz in Mali ist insbesondere in den Sommermonaten iklimatisch eine einzige Grenzsituation, will sagen: mit „Routine“ und „Statistik“ und „Standards“hat das gar nichts zu tun n.m.A.
Die Maschinen wurden zur Mittagszeit im Sommermonat Juli bei angeblich 36° Lufttemperatur in einen Mikrowellen-Backofen geschickt. Wo sind denn bitte die Messkurven in Sachen Aufheizung des Mensch-Maschine-Systems mit dieser so wundervoll absorbierenden Tarnoberfläche in solch einer geo-physikalischen Situation ? Wo sind denn bitte die Grenzwerte ab welcher Kerntemperatur die Elektronik anfängt zu spinnen ? etc.pp.. Und das bei einem Auftrag, der nun in keinster Weise als „Leib und Leben“-Auftrag anzusehen ist. Allein schon die Verwendung des Begriffes „Routine“ in Zusammenhang mit diesem Tigereinsatz in Mali ist imho völlig unangebracht.
Das bedeutet natürlich, dass selbst wenn man nun den technischen oder menschlichen „Fehler“ findet, dann ändert das gar nichts an dem Kernfehler, der hier gemacht wurde: die Tiger hätten gar nicht losfliegen dürfen imho, denn das systemische Versagensrisiko war schlicht und einfach nicht kalkulierbar. Das war eine Mission Impossible zu viel für die Crew. Geradezu als grotesk empfinde ich die Aussage, dass man „Fremdeinwirkung“ ausschließen könne – Klima und Wetter sind also keine „Fremdeinwirkung“ ? Na klar, die kann man ja auch im Simulator nicht simulieren, also ignorieren wir das in der Risikobetrachtung /cyn.
Die „neue“ Regelung hätte von Anfang an als ultima ratio gerade in den Sommermonaten in Mali festgelegt werden sollen.
Lt. FAZ antwortet das V-Ministerium auf die IGTH Einwände: „Wir schicken keine unerfahrenen Piloten in den Einsatz“. Irre ich mich oder sind „unerfahren“ und „im Jahr vor einem Einsatz 140 Flugstunden in den Maschinen absolvieren“ nicht zweierlei Schuh?
@chris | 27. Juli 2017 – 22:51
„Das Sie persönlich dass als zu lange empfinden ist ihre Problem damit wurde gegen keine Vorschriften oder Gesetzte gebrochen“
Das sehe ich nicht als das Problem von @Milliway, sondern vielmehr als das der Bundeswehr. Eine ÖA, die nur den Standard erfüllt „keine Vorschrift oder kein Gesetz zu brechen“, ist genau die ÖA, mit der die Bw in den letzten Jahren NICHT überzeugen konnte.
Man kann es bedauern, aber die Welt ist so wie sie ist und die Realitäten der Welt zu ignorieren bringt niemanden weiter. Aber damit professionell umzugehen bringt einen sehr wohl weiter.
Dazu hier gerne nochmal ein von @TomTom gemosteter Kommentar zur Kommunikationsstrategie des BMVg https://www.linkedin.com/pulse/absturz-von-tiger-hubschrauber-mali-angeblich-unfall-christian-thiels
„Dass die Angehörigen vor der Öffentlichkeit Informiert werden ist hingegen so in der Weisungslage fixiert. Entsprechend ärgerlich ist es wenn die UN da den Institutionen die ihr Mandat für sie umsetzten so rein pfuscht da für die UN eine solche Mitteilung nicht zeitkritisch ist.“
Ich glauben nicht, dass sich UN, NATO und andere nach einer (sehr deutschen) Regelung (die der Fiktion unterliegt, dass sich alle auf der ganzen Welt an die eigenen Wünsche halten) richten werden.
Weltweit üblich ist das Zurückhalten der Namen und möglicher persönlicher Details. Das ist auch geschehen.
Nicht üblich ist der Versuch alle Fakten zurück zu halten und damit in Zeiten des Internets der Spekulation Tür und Tor zu öffnen. Deswegen ist das auch von nur einer Seite geschehen: von Seiten der Bundeswehr. Andere (Profis) haben das m.E.n. besser gemacht…
@ all:
Auch wenn die Soldatinnen und Soldaten die Risiken in ihren Einsätzen kennen, ist es doch immer wieder dramatisch, wenn einer oder eine verletzt werden oder sogar das Leben verlieren
Insofern fand ich das Auftreten der VgM`in und den von ihr vermittelten Respekt durchaus ansprechend und auch sogar glaubwürdig.
Ich bin froh, dass die gesellschaftliche Diskussion wenigstens so weit ist und die entsprechenden Verordnungen und Gesetzte so ausgestaltet sind, dass die Angehörigen heute grundsätzlich durch ein professionelles Netzwerk versorgt werden und sich nicht auch noch fragen müssen, wie sie finanziell überleben sollen.
Ich hoffe, man findet die Ursachen.
Kommentar http://www.dw.com/en/mali-crash-german-military-pilots-group-cites-deficiencies/a-39869709 wesentlich:
None of the Tiger pilots had reached the 140 flight hours required under NATO rules before being sent on the military operation, so auf jeden Fall Reinhardt Schlepphorst, who chairs the specialized group representing aviation personnel.
Die HubSchr-Besatzungen hier bei AG, ist das so?
@ chris | 27. Juli 2017 – 22:51
Zutat: „Und das der Weg von Mali mit gesicherten Informationen bis zum persönlichen antreffen der Angehörigen wo immer die grade sind durch Kommandeur und mil Seelsorger nicht in einer Stunde klappt sollte eigentlich für jeden offensichtlich sein“
Ich gehe davon aus, dass die Angehörigen der Verunglückten Piloten bereits Informiert waren bevor die UN die Meldung rausgegeben hat.
Gesicherte Informationen lagen bereits kurz nach dem crash vor, da die zweit Maschine vermutlich das Unglück in real-time mit ihren Aufklärungssensoren Aufgenommen hat.
@ Zimdarsen | 28. Juli 2017 – 9:24
Man lernt ein ganzes Leben lang und Man lernt nie aus !
Natürlich können die die Besatzungen die nach Mali geschickt wurden auch ihr Fluggerät vollumfänglich beherrschen. Das unsere Piloten in Mali, angeblich die nötige Routine fehlte würde ich unter den Punkt Spekulationen abhacken.
Ferner wurden unser Jungs von den Niederländischen Kameraden auf der Vliegbasis Gilze-Rijen ausführlich in Taktiken u.s.w. unterwiesen.
@ Zimdarsen | 28. Juli 2017 – 9:44
„Wie ist die derzeitige Situation bei der Anzahl der CR Piloten?“
Die Frage ist eigentlich wo sind die vielen Bo-105, UH-1 und CH-53 Piloten verblieben ?
Nachbrenner zu Reinhardt Schlepphorst (13:10 post):
Vorstand bei http://igth.de/index.php/vorstand.html
Interessengemeinschaft des fliegenden und luftfahrzeugtechnischen Personals der Transport- und Hubschrauberverbände der Bundeswehr (im Deutschen Bundeswehrverband e.V.) (IGTH).
Ich bin über den Absturz erschrocken. Mein Mitgefühl gilt allen Betroffenen.
Erschrocken bin ich auch über die Diagnosen und Spekulationen aus der Ferne. Diese sind leider immer wieder bei Abstürzen – auch im zivilen Bereich – zu beobachten. Und ich beschäftige mich auch nicht mit der Ausbildung für einen Obristen zu dieser Angelegenheit. Mir reichen die Erzählungen des früheren Staffelkapitäns eines F106-Geschwaders, der einige Kameraden bei Abstürzen verloren hat.
Ich möchte nicht in der Haut des Kommandeurs stecken und erlaube mir daher auch keinen Kommentar.
Ein Untersuchungsbericht in der Zukunft wird es bringen!
@Zimdarsen, klabautermann, Ungedienter:
Es ist doch die übliche Kommunikationsstrategie des BMVg:
Immer schön unpräzise antworten.
Erinnert an die Nachbereitung vieler Ereignisse bei ISAF.
@huey:
Die Probleme mit der materiellen und personellen Einsatzbereitschaft trotz 3 Jahren Task Force Drehflügler ist eben nur ein Beispiel für die stark absinkende Problemlösungsfähigkeit der politischen und ministeriellen Eliten (mit und ohne Uniform).
@Porsche79
Laut BAAINBw sind die deutschen UHT und die französischen HAP mit dem Triebwerk MTR-390 2C ausgestattet (siehe http://bit.ly/2vea28G).
Und laut Wikipedia sind die französischen und spanischen HAD dann mit dem E-Triebwerk geliefert worden (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Eurocopter_Tiger).
In diesem Artikel wird auch die deutsche ASGARD-F-Konfiguration beschrieben, jedoch ohne ein Triebswerks-Upgrade (bzw. Tausch) zu erwähnen. Die Konfiguration wurde für den Afghanistan-Einsatz entwickelt und auf eine begrenzte Zahl von Hubschraubern ausgerollt (8?). Es ist beschlossen, alle 40 deutschen Tiger, die dauerhaft im Bestand bleiben, auf diese Konfiguration zu bringen.
Der Wikipedia-Artikel erwähnt jedoch im Abschnitt „Nutzer“ unter Aufzählung der typen-spezifischen Systempreise für den UHT, das für die Anschaffung von leistungsgesteigerten Triebwerken für 16 Hubschrauber weitere Kosten anfallen würden. Die Quelle hierfür liest sich sehr interessant und stammt aus einem Bericht des Bundesrechnungshof von 2008 (siehe http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/110/1611000.pdf, Seite 134). Da hatte jemand eine sehr brauchbare Glaskugel!
Ich hatte mich auch schon gefragt, warum im Zuge von ASGARD-F nicht gleich das Triebwerk auf die E-Variante gewechselt wurde, bzw. warum dies nun, ohne den Zeitdruck des Afghanistan-Einsatzes im Nacken, nicht noch erfolgt?
Ist der Einwurf mit den 140 Flugstunden nicht von Schleppi alias R. Schlepphorst ?
Zitat: Christian Thiels, Deutsche Welle
„„Dass die Angehörigen vor der Öffentlichkeit Informiert werden ist hingegen so in der Weisungslage fixiert. Entsprechend ärgerlich ist es wenn die UN da den Institutionen die ihr Mandat für sie umsetzten so rein pfuscht da für die UN eine solche Mitteilung nicht zeitkritisch ist.“
Die UN befindet sich meiner Meinung nach in einer Dilemmastituation. Entweder sie reagiert nach so einem Unfall relativ schnell auf die Ereignisse oder sie riskiert das die Gegenseite behauptet sie habe den Hubschrauber abgeschossen. Wenn diese Meldung einmal in der Welt rausposaunt wurde, dann wirkt ein Dementi der offiziellen Stelle, der UN nur noch hilflos. Die Öffentlichkeit muss dann entscheiden, welcher Meldung sie mir Glauben schenkt, der Erstmeldung oder dem Dementi ?
Die jährlichen 140 Flugstunden für Piloten ist eine Nato-Forderung. Sie wurde teilweise schon seit Jahren nicht erreicht. Es wurde immer damit argumentiert, die Simulatoren sind soviel besser geworden, dass man den Trainingseffekt auch im Simulator erreichen kann. Dies stimmt nur zum Teil. Eben für alle planbaren und denkbaren Vorfälle, jedoch nicht für die unplanbaren und „undenkbaren“ Vorfälle.
Wie @Klaubautermann schon im Detail ausgeführt hat, ist der Tigereinsatz in Mali in einem physikalischen Grenzbereich. Wenn der @Vtg-Amtmann hier noch schreiben würde, dann könnte er dies sicherlich durch die Leistungsdaten des Hubschraubers belegen.
Wie @MFG weiter oben schon darlegte könnten sich die unterschiedlichen Einflusseffekte aufsummieren, also Aussentemperatur zum Einsatz des Gesamtsystem -> Grenzbereich, Leistungsfähigkeit der internen Klimaanlage zur Kühlung der Elektronik -> Grenzbereich, Stabilität der CFK-Komponenten in der Summe von Aussentemperatur und Strahlungstemperatur -> Grenzbereich, menschliche Leistungsfähigkeit in Abhängigkeit von klimatischen Einflüssen -> Grenzbereich.
Flugstundenerfahrung der Piloten auf dem Muster in extremen Umweltbedingungen -> Grenzbereich. Dies führt irgendwann sicher zur Katastrophe („Schweizer Käsemodell“)
Dazu kommt die individuelle Tagesform der Piloten um im Bedarfsfall bei einer unvorgesehenen Störung die richtigen Entscheidungen zu treffen, also
die extra geistigen und physiomotorischen Fähigkeiten, die menschlichen Kapazitäten um auf außerordentliche Vorkommnisse folgerichtig zu reagieren (wenn die Technik den Piloten dazu überhaupt noch die Reaktionszeit gelassen hat) -> individuelles Kapazitätenmodell.
Dies alles wird in der Unfallforschung aufsummiert in dem sogenannten „Schweizer Käsemodell“, wonach die Unfallursache meist nie ein einzelner Fehler ist, sondern die Addition verschiedener Fehler wie bei einem Schweizer Käse, deren Löcher genau übereinander liegen. Jede einzelne Schicht („Käsescheibe“) hätte die Unfallkette unterbrechen können, aber dadurch das das „Loch“ jeder einzelnen Scheibe genau über dem Loch der nächsten Scheibe lag, konnte der einzelne Fehler nicht aufgehalten werden und es kam zu Katastrophe.
Hat die NATO ihre eigene Richtlinien von 180 auf 140Std gekürzt?
Davon ab ist MINUSMA kein NATO-Einsatz. Gibt die UN hier etwas vor?
@ klabautermann | 28. Juli 2017 – 11:28
Sehr richtig!!
Auch wenn die eigentliche Ursache noch nicht feststeht.
Auch in Afghanistan mussten/sollten modernere Gefechtsfahrzeuge unter Schleppdächern abgestellt werden oder waren mit den Barracuda Netzen zum Schutz vor der Thermal-einwirkung versehen.
Die Techniker, Ingenieure und viele andere hier im Blog wissen, wie verbaute Schleifringe, Kontakte etc. unter stark variierenden thermischen Bedingungen reagieren.
Ich kann das nicht für die Tiger-Besatzungen bestätigen-aber im Bereich der Transportflieger haben die meisten Piloten diese Zahl schon seit mindestens 10 Jahren nicht mehr erreicht….
Also ich vermute hier werden verschiedene Dinge verglichen.
Ich möchte mir kaum vorstellen, dass jemand noch keine 140 Stunden insgesamt auf dem Tiger geflogen hat und nach Mali in den Einsatz geschickt wird.
Unmöglich ist es natürlich nicht, auch nicht beim NH-90.
Auf einem anderen Blatt steht die regelmässige Übung, vielleicht werden hier eher 140 Stunden/Jahr gefordert? Hat jemand Zugriff auf diese „NATO-Forderung“? Die UN fordert ja vielmehr nicht unter 250 Stunden Erfahrung auf einem Muster bevor sie Besatzungen in ihren Einsätzen akzeptieren.
Anderes Thema: Die Deutsche Welle meldet, dass die Leichen der beiden Soldaten am Samstag überführt werden sollen. Weiss der Hausherr vielleicht ob und was von Seiten der Bundeswehr geplant ist? Wird es am Flughafen schon eine Veranstaltung geben? Wird sie vielleicht sogar übertragen?
Selbst wenn dem so wäre, finde ich es pietätlos, diese Diskussion jetzt medial breitzutreten. Man sollte doch wohl jetzt erstmal Angehörigen und Kameraden Zeit zum Trauern und Aufarbeiten lassen.
Das sollten übrigens vielleicht alle mal bedenken, die hier wilde und haltlose Spekulationen anstellen…
Kleine Ergänzung: Auf FB hat die 43. MechInfBrig (NLD) den Beitrag des Commandant der Strijdkrachten geteilt und ihr Beileid bekundet. Dabei wurde beiläufig erwähnt, dass NLD Kräfte die Unfallstelle gesichert hätten, dass dürften dann wohl die „zusätzlichen MINUSMA-Kräfte“ aus der Originalmeldung Bw sein:
@TomTom 18:27 .. die „140 Stunden“-Forderung für Combat Ready bezieht sich auf „pro Jahr“, um ein spezifisches Leistungs- und Fähigkeitsniveau bei den Luftfahrzeugbesatzungen zu erhalten und nicht auf die Gesamtflugerfahrung auf dem Muster.
@Georg | 28. Juli 2017 – 16:16
„Die UN befindet sich meiner Meinung nach in einer Dilemmastituation. Entweder sie reagiert nach so einem Unfall relativ schnell auf die Ereignisse oder sie riskiert das die Gegenseite behauptet sie habe den Hubschrauber abgeschossen. Wenn diese Meldung einmal in der Welt rausposaunt wurde, dann wirkt ein Dementi der offiziellen Stelle, der UN nur noch hilflos.“
Absolut richtig. Die VN sind nahezu gezwungen etwas zu sagen. Im Internetzeitalter kommt man sonst ganz schnell ins Hintertreffen.
Und das bringt dann übrigens den Angehörigen noch viel weniger!
@BS | 28. Juli 2017 – 18:28
„Man sollte doch wohl jetzt erstmal Angehörigen und Kameraden Zeit zum Trauern und Aufarbeiten lassen. […] Das sollten übrigens vielleicht alle mal bedenken, die hier wilde und haltlose Spekulationen anstellen…“
Sollte man deswegen alle möglicherweise kritischen Fragen totschweigen oder solange ruhen lassen, bis sich niemand mehr an den Vorfall erinnert?
Natürlich sollte man sich wilder Spekulation enthalten, aber bisher sehe ich (vor allem hier in den Kommentaren bei AG) eher wenige und erst recht keine haltlosen Spekulationen…
Wir sind im Jahr 2017. Da lässt sich der Geist nicht mehr zurück in die Flasche verbannen. Man kann nur versuchen es soweit möglich sachlich und menschlich angemessen zu bearbeiten…
Da hier das Thema „Grenzbereiche“, insbesondere bei den Temperaturen, auftaucht…:
Kühlt so ein Hubschrauber nicht doch signifikant wieder ab, wenn er erstmal in der Luft ist? Aufgrund niedrigerer Temperatur in der Höhe, kühlendem Fahrtwind, etc.?
Sprich, müssten nicht eine Menge an potentiell schädigenden/störenden Faktoren sich im Flug verringern?
@luftüberlegenheitsgrau
Bei der Bewertung des allgemeinen technischen Zustands des Triebwerks befand es sich im unteren Drittel des zulässigen Bereichs der errechneten Leistung -> theoretische Leistungsberechnung. Die Formulierung im anderen Post war etwas missverständlich. Es werden bestimmte Parameter erfolgen, aus denen dann eine Leistungskennziffer errechnet wird. Diese war im Toleranzbereich, aber eben im unteren Drittel. Theoretisch hätte man mit einem Triebwerk nach Hause kommen sollen, in der Realität hätte man ab einer bestimmten Entfernung/Höhe vorher notwassern müssen. Meine Beispiele beziehen sich NICHT auf den Tiger.
@Georg
Danke, genau darum geht es mir: eine unglückliche Kombination von Parametern, von denen jeder noch gerade im zulässigen Toleranzbereich ist, kann zu überraschenden Effekten führen.
Bei der Information der Obleute ist offensichtlich gesagt worden, die Einsatztemperatur habe bei 36 Grad gelegen, die Ausnahmegenehmigung, auch bei höheren Einsatztemperaturen als 43 Grad zu fliegen sei also nicht erheblich. Spekulationen über die Absturzursache sollten erlaubt sein, soweit sie nicht zu Lasten der gefallenen Kameraden gehen. Einwürfe, die Besatzungen seien unerfahren halte ich für unangemessen. Ohnehin sollte niemand eine schnelles Erklärung der Absturzursache erwarten. Die Absturzursache der niederländischen Apache aus 2015 ist bis heute nicht offiziell bekannt gegeben worden. Einen Abriss eines Hauptrotorblattes halte ich persönlich für unwahrscheinlich, da dieser in aller Regel nicht zu einem dip des Hubschraubers führt. Das spricht eher für einen Ausfall der Triebwerke.
@MFK
NLD AH 64 Apache Crash vom März 2015, Ursache; technischer Defektes in der Steuerung. (Ich unterstelle, dies ist der von Ihnen benannte Unfall).
Habe den zugehörigen Text leider nur auf Niederländisch gefunden.
http://noventas.mobi/index.php/apache-ongeluk-mali-technisch-falen/
Zentral:
Het ongeluk met een Nederlandse Apache-helikopter in maart 2015 in Mali kwam door een technisch defect. Een onderdeel in het besturingssysteem van de helikopter faalde.
=
Der Unfall mit einem niederländischen Apache-Hubschrauber in Mali März 2015 lag an einem technischen Defekt. Eine Komponente in dem Steuerungs-Betriebssystem des Hubschraubers war ausgefallen.
NOVENTAS ist der offizielle Versicherungsgeber für Soldaten, beauftragt mit der Untersuchung der Absturzursache der getöteten Piloten, in Zusammenarbeit mit dem NLD VtdgMin.
@MFK
Keiner hat behauptet, dass die Besatzung unerfahren gewesen wäre!
Verlust eines Rotorblattes führt durch die massive Unwucht nahezu sicher zur weiteren Selbstzerlegung der Maschine in der Luft, was in der Folge eher nicht zu einer reinen „Nose Down“ Lage führt, wahrscheinlich aber zu Bewegungen um die Hochachse.
Inwiefern ein TW Ausfall (oder 2) zu der angeblichen starken Nose Down Lage führen soll, ist mir schleierhaft, diese Kombination ergibt in meinen Augen keinen Sinn.
Die ASGARD-F Konfiguration fliegt mit dem Standard Trw der UHT genauso, wie ehem. die Step 1, PBL 002 und G-Com. Das E-Triebwerk wird nicht verbaut. Beim jetzigen Stand der Ermittlungen zum Absturz, von einem reinem technischen Defekt zu sprechen ist höchst spekulativ. Das Schweizer-Käse-Scheiben Modell wird die wahrscheinlichste Lösung sein.
Sind die Fluggeräte im „Kriegseinsatz“ überhaupt mit Blackboxen ausgerüstet? Die Daten könnten bei einem Absturz/Abschuss ja in „fremde“ Hände gelangen.
Wenn ich diese Kommentare so verfolge, ohne sie im Einzelnen zu bewerten … .
Zu meiner Zeit, Soldat seit 1975, Heeresflieger seit 1981, gab es anfangs noch
3 1/2 Kampfhubschrauberregimenter mit Bo 105, jeweils ca. 50+ (?) Helis. Einsatzklarstand – weiß ich nicht, war aber nie Gegenstand einer mit heutigen Verhältnissen vergleichbaren Diskussion. Qualifiziertes Personal dafür wurde zu meiner Zeit nie diskutiert. Inzwischen sinnieren wir über einen ( einsatzorientierten ) Klarstand von ca. 6+, unter optimistischster Betrachtung max. 15+ bis vielleicht 20 – Tigerhubschraubern ( Zahlen nicht belastbar ). Und nach den offiziell gehandelten Zahlen haben wir neuerdings noch 16 statt bis vor kurzem 18 Einsatzpiloten ( an dieser Stelle ausdrücklich mein Mitgefühl an die beiden Betroffenen und ihre Angehörigen, ohne jegliche Ironie oder dgl. ! ) mit ungefähr 100 ( ??!? ) oder geringfügig mehr Flugstunden auf diesem Muster. Mit anderen Worten : Eines der führenden Industrieländer der Welt wirft seine gesamte verbliebene geballte militärische Macht, verwaltet von SAP, für die UN auf den Markt.
Danke, Herr v.G., Herr Th. die Misere, Fr. v.d.L … ! Hüstel !!
Für jeden Techniker ist die Frage nach der Unfallursache dringend. Für die Piloten sollte diese Frage auch dringend sein, denn sie kann im Extremfall über Leben oder Tod entscheiden. Deshalb sind die hier aufgeführten Beispiele von 2 Jahre (Niederlande) zur Aufklärung einer Unfallursache viel zu lange. Es ist nicht vorstellbar, dass für so einen langen Zeitraum die gesamten deutschen Tiger gegroundet bleiben.
Ich will nicht bestreiten, dass die Untersuchung im Detail so lange dauern kann, aber eine grobe Einschätzung der Unfallursache und der entscheidenden Randbedingungen des Unfalls muss schneller erfolgen um dann auch wieder mit einer halbwegs vorhandenen Sicherheit die Flotte wieder freigeben zu können.
Erschwerend bei der Aufklärung der Unfallursache kommt sicherlich das mangelnde eigene Expertenwissen der Bw hinzu. Dadurch dass die eigene zweite logistische Ebene (Werften) durch die Industrie ersetzt worden ist, ist eine Aufklärung der technischen Unfallursache ohne massive industrielle Hilfe des Herstellers kaum mehr vorstellbar. Das Systemunterstützungszentrum Hubschrauber der Bw beim Hersteller Airbus in Donauwörth wird hier nur eine Durchlaufstation bei der Auswertung des Flugdatenrekorders sein. Für Materialuntersuchungen steht noch das WIWeb des BAAINBw in Erding zur Verfügung aber ansonsten ist General FluSi bei seiner Untersuchung auf die Industrie angewiesen.
Ob diese Industrieabhängigkeit die Aufklärung beschleunigt darf eher bezweifelt werden.
@Georg | 28. Juli 2017 – 23:15
„Ob diese Industrieabhängigkeit die Aufklärung beschleunigt darf eher bezweifelt werden.“
Ich sehe Ihren Punkt, aber tatsächlich ist eine solche Konstruktion m.E.n. nicht automatisch ein Hinderungsgrund für eine schnelle und gleichzeitig genaue Aufklärung. Die Frage ist ja, wie man die Vertragsbeziehungen gestaltet. Also wie groß das Interesse ist ;)
Und natürlich ob man sich ausreichend „Rest-Sachverstand“ zurückhält um die Ergebnisse bewerten zu können und gleichzeitig festzustellen falls man über den Tisch gezogen wird.
Daumen hoch für den „Ehemaligen“ vor einer knappen Stunde. Ich habe das Wort kaputtgespart hier schon mal in anderem Zusammenhang gebrauch, es passt auch hier.
Ich verneige mich vor den Piloten.
Sie verdienen, dass die Ursache aufgeklärt wird.
Ich erinnere auch nochmal daran, dass das Heer und das ehemalige BWB und auch weite Teile des BMVg Apaches kaufen wollte und es eine politische Entscheidung für die deutsch-französische Achse gab. Nicht nur wäre es einfacher, schneller und vermutlich billiger gewesen, nein, die Bundeswehr hätte mehr als zehn Jahre früher einsatzbereite und kampferprobte Helikopter gehabt.
Was passiert eigentlich, wenn der Luftfahrzeugführer einen Kreislaufkollaps oder Schlaganfall/Herz bekommt? Der Schütze kann doch gar nicht fliegen bzw steuern.
Mal langsam mit den jungen Pferden…
Niemand hat gesagt, dass es 2 Jahre dauern würde, bis die Unfallursache geklärt ist….sondern, das in anderen Fällen 2-3 Jahre ins Land gegangen sind, bis der Unfallbericht veröffentlicht wurde….
Wie bereits erwähnt, muss zunächst einmal die Absturzstelle dokumentiert werden…dann muss jedes Teil eingesammelt, und in eine entsprechend grosse Halle gebracht werden, wo die Teile auch mal 1-2 Jahre liegen bleiben können (eine anderweitig genutzte Halle kommt also nur eingeschränkt in Frage-notfalls müssen die Teile nach Deutschland geflogen werden)…
Dann wird JEDES Teil einzeln angesehen, vermessen, fotografiert und eingeordnet….
Gleichzeitig wird die gesamte Dokumentation des Lfz-von der Herstellung bis zum letzten Einsatz-überprüft…
Waren die Handbücher auf dem aktuellen Stand?
Ist jede Wartung eingetragen, jede technische Änderung von qualifiziertem Personal durchgeführt und eingetragen worden?
Wurde das Lfz jemals ausserhalb seiner Betriebsgrenzen betrieben?
Das gleiche passiert mit den Akten der Luftfahrzeugführer (alleine aus Routine, nicht, um hier eine Behauptung aufzustellen!):
Waren die Besatzungen qualifiziert für diesen Einsatz?
Gab es in der Vergangenheit Probleme mit einem der Piloten?
Wurden Flugdienst und Ruhezeitenregelungen eingehalten?
Waren die Piloten u.U. in letzter Zeit vermehrt in Einsätzen unterwegs?
Am Ende-i.d.R. nach mehreren Monaten-haben die Experten dann eine grobe Idee von der Absturzursache…..
Bis zur Veröffentlichung des finalen Berichtes vergeht dann aber noch mal viel Zeit-denn auch der Hersteller wird die Ergebnisse überprüfen, bevor es „gedruckt“ wird…
Wie bei (fast allen) Flugunfällen ist es auch hier unwahrscheinlich, das es nur eine einzige Ursache gibt……sondern mehr eine Verkettung verschiedener Dinge…
Nur eins am Rande-ohne hier spekulieren zu wollen:
Eine solche Nose-Down-Fluglage wie es beschrieben wurde kann auch durch so etwas banales wie einem Ausfall des Autopiloten verursacht werden (wobei ich mich mit dem Tiger und dem dort installierten System absolut nicht auskenne).
Ohne weitere Daten und Berichte kann es aber ebensogut ein Ausfall der Antriebswelle sein……also nach wie vor „Kaffee-Satz-lesen“, und damit sollten wir warten, bis weitere Daten vorliegen…..
Bis dahin ist interessant, wie die Bundeswehr die Zeit nutzt:
Werden die Tiger vorsorglich untersucht, oder stehen die Maschinen nun einsam in den Hallen herum?
Wird die Zeit genutzt, um die Besatzungen weiterzubilden, oder nutzt man es zum Abbau von Urlaubsansprüchen und „Nebentätigkeiten“?
Nebenbei:
Es gab vor einigen Jahren recht viel Einsätze, die abgesagt wurden, weil die Piloten so in ihren „Nebenaufgaben“ eingebunden waren, das niemand für den Flugdienst zur Verfügung stand……
@ Helicopterfan
bitte nicht so etwas schreiben, tut mir leid, aber einfach mal googlen hilft:
Der Waffensystemoffizier (WSO) hat ein zweigeteiltes Aufgabenspektrum. Ihm unterliegen zum einen:
Missionsmanagement
taktischer Funkverkehr
taktische Führung bzw. Einsatzführung des Hubschraubers
zeitlich nicht dringlicher Waffeneinsatz
Waffensystemmanagement
Schutz- und Gegenmaßnahmen
Einsatzvorbereitung für die Waffensysteme
Zum anderen unterliegen ihm, während er selbst den Hubschrauber steuert:
Einsatz der Bewaffnung
luftkampfspezifische Aufgaben
Das Cockpit des WSO ist nur geringfügig anders gestaltet als das des Piloten. Die MFDs sind hier untereinander angeordnet und die Alarmtafel ist rechts neben den beiden Bildschirmen montiert. Links daneben befindet sich die Waffenauswahl- und -bedientafel. Zusätzlich befinden sich im Cockpit des WSO noch ein Head-In-Display und ein Funkgerät.
Quelle: http://wikivisually.com/lang-de/wiki/Eurocopter_Tiger
….“auf Kante näht“… ist eine Sache – keine ergänzende Alternative zu haben eine zweite. Deutschland hat zwei professionelle Soldaten bei einer luftgeschützten bewaffneten Aufklärungs- und Unterstützungsmission im Ausland verloren.
Hat es nicht jüngst eine, aus wahltaktischen Manövern heraus, unsägliche Diskussion zum bewaffnungsfähigen unbemannten System Heron TP gegeben, das ebenfalls zu Aufklärungs- und Unterstützungsmissionenen eingesetzt werden soll und nun doch noch nicht beschafft wird?
Bitte nicht falsch verstehen, natürlich wird es immer einen Mix aus bemannten und unbemannten Systemen geben müssen. Aber von einem verträglichen Mix in diesen Kategorien sind wir seit Anfang Juli und o.g. Diskussion wieder weiter entfernt. Und nun stehen die UHT b.a.w. am Boden und eine (unbemannte) Alternative für die Unterstützungsfunktion gibt es weiterhin nicht – und weitere Soldaten werden gefährdet.
@Georg
Zustimmung und zum Glück ist die „Arbeitsgruppe für Technische Untersuchungen (AGTU)“ der Neuausrichtung nicht in Gänze zum Opfer gefallen. Die AGTU ist im Bereich der Bundeswehr die einzige Einrichtung dieser Art und daher auch teilstreitkraftübergreifend mit der Untersuchung von Flugunfällen und technischen Zwischenfällen betraut.
Sollte der LfzFhr einen Kollaps bekommen, fliegt der Kommandat weiter. Die Steuerung ist bei diesem Muster reduntaant ausgelegt. Es gibt zwar im Hinblick der Triebwerksteuerung, Bewaffung, Avionik und Back Up Instrumentierung ein paar kleine Unterschiede bei der Bedienung aus dem Tandemcockpit, aber keine die dem Steueren des Musters Einschränkungen auflegt.
@ Georg: Die WIWEB befasst sich nur mit Betriebsstoffe, in diesem Fall würde die AGTU in Erding übernehmen, gibt ja schon mehrere Berichte über das Tiger Material.
Ansonsten sehe ich den Expertise Verlust der Bw genauso gravierend. Vom Systeuntersützungszentrum bei AHD halte ich persönlich nichts, zu Firmen lastig.
@Rüstungsfritze
„Ich erinnere auch nochmal daran, dass das Heer und das ehemalige BWB und auch weite Teile des BMVg Apaches kaufen wollte und es eine politische Entscheidung für die deutsch-französische Achse gab. Nicht nur wäre es einfacher, schneller und vermutlich billiger gewesen, nein, die Bundeswehr hätte mehr als zehn Jahre früher einsatzbereite und kampferprobte Helikopter gehabt.“
Hätte die Politik wollen, dass wir nach der Bo105 schnellstmöglich einen neuen Hubschrauber bekommen, wäre dies auch mit dem Tiger möglich gewesen.
Das System Tiger ist im Prinzip gut und in manchen Feldern dem Apache überlegen (zB Reichweite, optische Sensorik uem). Dass der Tiger und die Piloten nicht in ausreichender Zahl Combat Ready sind ist ein Management Problem der Bw Führung einschl des Vorgängers von UvdL. Die politische Verantwortung für den Zustand (unabhängig des Absturzes) trägt in großem Teil TdM und die Berater (Ziv u. Militärs) von UvdL. Andere Nationen setzen den Tiger lange schon ein. Auf die Probleme im Bereich Tiger wurde frühzeitig hingewiesen und diese bestanden vor dem Absturtz und bestehen noch Jahre weiter. Wann wird verstanden, dass wir ein Führungs/Management Problem haben.
Was ist zu tun?
Bin mir sicher, dass viele Tigerpiloten und Techniker helfende Antworten darauf haben.
@Klarstand
„Bitte nicht falsch verstehen, natürlich wird es immer einen Mix aus bemannten und unbemannten Systemen geben müssen. Aber von einem verträglichen Mix in diesen Kategorien sind wir seit Anfang Juli und o.g. Diskussion wieder weiter entfernt. Und nun stehen die UHT b.a.w. am Boden und eine (unbemannte) Alternative für die Unterstützungsfunktion gibt es weiterhin nicht – und weitere Soldaten werden gefährdet.“
Das stimmt nicht. Der UHT Tiger ist in Mali, weil die UN bei der BRD diese Fähigkeit abgefragt hatte und nicht die Fähigkeit eines bewaffneten RPAS. Wenn die UN ein bewaffnetes RPAS benötigt, dann wird sie die Nationen abfragen. Die Verantwortlichen der BRD haben nach Prüfung festgestellt, dass sie für den vorgesehenen Zeitraum die geforderten Systeme stellen können. Es gab viele, welche fundiert gewarnt hatten und dies unabhängig von einem Absturtz. Es ist politisch entschieden worden (wie damals in AFG), man trotz der bekannten Probleme und Einschränkungen vier Tiger stellt. Also ist dies in politischer Verantwortung. Dass die schon vorher bestehenden Probleme nun durch den Absturz (unabhängig der Ursache) zu Tage treten ist für Insider nicht verwunderlich und ein ganz normaler Vorgang. Deshalb müssen schon jetzt, unabhängig der Absturtzursache, dringend lange geforderte Maßnahmen zur Einsatz- und Durchhaltefähigkeit getroffen werden.
Wie angespannt die personelle Lage war, ist ja nicht erst seit dieser Woche bekannt.
Hier nochmal ein sehr guter Überblick:
https://www.reservistenverband.de/Regional/1600000000/evewa2.php?d=1485911485&menu=0299&newsid=36960
(hoffe diese Verlinkung ist möglich).
@Elahan:
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Bundesregierung sich hier selbst hineingeredet hat.
Man wollte mehr Verantwortung übernehmen ohne zu verstehen welche Konsequenzen dies hat. Bereits 2014 war klar, dass die VN insbesondere an Kampfhubschraubern interessiert sind sind:
http://augengeradeaus.net/2016/11/jetzt-offiziell-deutschland-bietet-un-hubschrauber-fuer-einsatz-in-mali-an/comment-page-1/#comment-250926
Erst als wir unsere Bereitschaft erklärt haben wurden wir offiziell angefragt.
Ich bin sehr gespannt, ob diese grundlegenden Fragen – unabhängig vom Hergang des aktuellen Unfalls – nochmal im Wahlkampf diskutiert werden. Damit verbunden dann auch die wirklich erfolgten Maßnahmen der Bundeswehr zur Verbesserung der Einsatzbereitschaft.
Wenn man die verschiedenen Quellen Abgleich, dann wird klar:
Mit dem Verlust der Besatzung stehen der Bundeswehr nunmehr nur noch so viel Besatzungen zur Verfügung wie sie im Einsatz für ein Jahr gebraucht werden.
Man hat sich durch die Selbstdarstellungswünsche der großen Koalition in eine Lage manövriert von der sich die Heeresfliegertruppe über Jahre nicht mehr erholen wird.
Diese Zusammenhänge sind leider viel zu wenig Teil der öffentlichen Debatte.
Zitat aus dem Artikel der Zeitschrift „loyal“ des Reservistenverbandes
(Danke @Memoria für den Link).
Dies alles wurde am 01.02.2017 geschrieben, also vor dem Einsatz in Mali, d.h. es war bei der Entsendeentscheidung der Bundeswehrführung und den verantwortlichen Politikern bekannt.
„Auch beim „Tiger“ sieht die Personallage nicht besser aus. Nach Heeresangaben sind neun Besatzungen „einsatzbefähigt“, acht würden für die Mission benötigt. Allerdings handelt es sich vor allem um Fluglehrer, die nun zur Ausbildung weiterer Besatzungen in Deutschland fehlen.“
und weiter heißt es:
„Die wenigen einsatzbereiten Besatzungen werden sich nun in Mali „die Klinke in die Hand geben“, während im gleichen Zeitraum in Deutschland 150 Hubschrauber-Piloten wegen zu geringer Übungspraxis ihre Fluglizenz verlieren werden.“
Das ist nicht mehr entschuldbar. Dies ist der Offenbarungseid für Politik, Bundeswehrführung und der Industrie. Ich hoffe, dass jetzt nach diesem Unglück, der „Weckruf“ auch bei den Instanzen ankommt, verstärkt durch eine offensive Presseberichterstattung über die Gesamtproblematik.
@Memoria
Vielen Dank für den Link.
„Der Inspekteur des Heeres soll nach Angaben von Bundestagsabgeordneten vom Einsatz der Helikopter in Mali abgeraten haben, sei aber vom Ministerium überstimmt worden.“
Damit ist zur jetzigen Situation und Verantwortlichkeit alles geschrieben, unabhängig des Absturzes, dieser verschärft die Situation nur.
Dass es soweit wie von der Heeresführung beschrieben kommen konnte liegt zum großen Teil an der unverantwortlichen Neuausrichtung. Die Auflösung der Tigerverbände, reduzierung der Werftkapazitäten, Entlassung von Piloten und Technikern (z/m) und Zerschlagung der Logistik (WaSysKdo, InstZentren, Depots, AusbKdo uem).