Gastbeitrag: Tradition in der Bundeswehr? Fragt die Soldaten.
In der laufenden Debatte über die Tradition der Bundeswehr, was sie ausmacht, ob und wie Soldaten auch der Wehrmacht (nicht die Wehrmacht selbst) eine Rolle spielen dürfen, haben sich bereits etliche Generale a.D. zu Wort gemeldet. Dennoch stelle ich hier als Gastbeitrag eine weitere Wortmeldung eines Generals a.D. ein.
Aus Gründen: Helge Hansen, in den 1990-er Jahren Heeresinspekteur und danach als deutscher Vier-Sterne-General Kommandeur in Brunssum (damals als Befehlshaber Allied Forces Central Europe; heute ist es das Joint Forces Command) hat für die Traditionspflege der Bundeswehr einen interessanten Ansatz. Kurz gefasst: Fragt die Soldaten, die in dem fast einem Vierteljahrhundert der Auslandseinsätze Kameraden erlebt haben, die Vorbild sein könnten. Und verordnet nicht vom Grünen Tisch eine Traditionslinie, die für die Truppe abstrakt bleibt.
Ich bin mir bewusst, dass Hansen mit seiner Sicht der Würdigung des Wehrmachts-Feldwebels Diedrich Lilienthal, nach dem eine Kaserne in Delmenhorst benannt ist, auch Widerspruch provozieren dürfte. Auch seine Einschätzung der jüngsten Handlungsweisen von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen wird vermutlich sehr unterschiedlich gesehen. Das Entscheidende an Hansens Argumentation ist aber, dass er für einen bottom up-Ansatz bei der Neuregelung der Traditionslinien der Bundeswehr plädiert.
Sein Text im Wortlaut:
Nach Bekanntwerden der Aktivitäten des „Oberleutnant A.“, fragwürdiger Aufnahmerituale in einem Truppenteil und scheinbarem Fehlverhalten in der Sanitätsausbildung hat die Bundesministerin der Verteidigung, Ursula von der Leyen, in einer ersten Reaktion öffentlich und mehr oder weniger pauschal einen falschen Korpsgeist und einen Mangel an Führung in den Streitkräften festgestellt. Damit hat sie sich als verantwortliche Inhaberin der Befehls-und Kommandogewalt über die Streitkräfte von diesen distanziert – ein bisher beispielloser, öffentlich bekundeter Vertrauensentzug.
Sie hat zwar kurz darauf ihr Bedauern über diese ihre Einlassungen geäußert. Gleichwohl ist durch ihr spontanes Handeln ein ihr offenbar eigener Denk-und Handlungsansatz des pauschalen und spontanen Entzugs des Vertrauens in die militärische Führung und in die geistige Ausrichtung unserer Streitkräfte deutlich geworden.
Sehr viel gravierender sind für mich jedoch die Auswirkungen der von ihr in der Folge veranlassten Maßnahmen: Die Umstände der „Säuberung“ der Kasernen von „Wehrmacht-Devotionalien“ mit einem geradezu kümmerlichen Ergebnis, die Entfernung des Bildes des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt in Wehrmachtsuniform in der Universität seines Namens in Hamburg, inzwischen wieder zurück, aber auch hier vorschnell gehandelt, und weitere „Sofortmaßnahmen“ mit dem offenkundigen Ziel, Handlungsstärke und hartes Durchgreifen zu demonstrieren; und zwar im Blick nach außen für die Öffentlichkeit, jedoch mit negativen Folgen nach innen: Sichtbarer Ausdruck des Misstrauens in die geistige Verfasstheit der Streitkräfte und von Handeln nach dem Motto „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“.
Der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr, General Ulrich de Maiziere, hat einmal darauf hingewiesen, dass jede Armee eine „Seele“ besitzt im Sinne ihres Selbstverständnisses, ihres Selbstwertgefühls. Es sei eine vorrangige Aufgabe der Führung, diese zu wahren und zu schützen, weil die Verletzung dieser „Seele“ schwerwiegende Folgen für die Kohäsion der Streitkräfte habe. Man kann dieses Phänomen auch ganz nüchtern als das „Innere Gefüge“ der Streitkräfte, im zivilen Umfeld als „Corporate Identity“ bezeichnen und es damit in den Kontext der Inneren Führung, das heißt einer zeitgemäßen Menschenführung stellen. Ihr eingangs erhobener genereller Vorwurf den Geist und die Führung der Streitkräfte betreffend war geeignet, das Selbstwertgefühl nachhaltig zu schädigen. Es wird deutlicher Zeichen der Ministerin bedürfen, um das Vertrauen in ihre Führung der Streitkräfte wieder herzustellen.
Frau von der Leyen hat veranlasst, dass der zur Zeit gültige Traditionserlass überprüft und überarbeitet wird, vermutlich mit dem Ziel, künftig eine veränderte, zeitgemäße Traditionspflege als Teil der Inneren Führung unserer Streitkräfte zu verankern. Es ist zu hoffen, dass sie nicht der Versuchung erliegt, quasi „top down“, dazu noch wissenschaftlich selektiert durch das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr , einen Traditionskatalog erarbeiten zu lassen. Dieser Ansatz der Aufarbeitung der Grundlagen einer zeitgemäßen Traditionspflege wäre aus meiner Sicht genau der falsche!
Immer wieder wird in der Diskussion um die Traditionspflege der Bundeswehr darauf hingewiesen, dass es eines Rückgriffes auf Personen oder Ereignisse aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges nicht bedarf, da die Bundeswehr in den mehr als 60 Jahren ihres Bestehens eigene Traditionen entwickelt habe. Frau Ministerin, welche bitte?
Stets kommt auf diese Frage der stereotype Hinweis auf die Preußischen Heeresreformen und den militärischen Widerstand im Dritten Reich. Es ist unstrittig, dass beide historischen Vorgänge zu den ethischen Grundlagen unserer Streitkräfte zählen, aber sie sagen einem jungen Soldaten im Einsatz in Afghanistan, im Kosovo oder in Mali wenig bis gar nichts, weil viel zu abstrakt. Sie genügen ganz offensichtlich nicht den emotionalen Bedürfnissen des jungen „Kämpfers“ oder der „Rettungssanitäterin“ im Einsatz auf deren Suche nach Beispielen, Richtpunkten für Mut, Tapferkeit und kameradschaftliches Eintreten angesichts der Gefahren für Leib und Leben. Es kann also nicht darum gehen, einen eventuellen „braunen Sumpf“ trocken zulegen, sondern vielmehr einem berechtigten und wichtigen Anliegen zu genügen.
Ich habe in den Siebzigerjahren als Bataillonskommandeur in der Feldwebel Lilienthal-Kaserne in Delmenhorst Dienst getan, die zur Zeit noch seinen Namen trägt und hoffentlich behalten wird. Dieser Feldwebel hat im Zweiten Weltkrieg in der Sowjetunion, nachdem sein Kompaniechef gefallen war, im Alter von 23 Jahren die Kompanie übernommen und durch seinen Einsatz seine Einheit vor der Vernichtung bewahrt. Ich habe sein Handeln stets bei Gelöbnisfeiern für wehrpflichtige Soldaten unter Hinweis auf die Pflicht, „Recht und Freiheit tapfer zu verteidigen“, als beispielhaft hervorgehoben, ohne den Krieg zu verherrlichen oder dessen Völkerrechtswidrigkeit zu verschweigen.
Ich empfehle daher, ganz bewusst einen anderen, einen „bottom up“- Ansatz zu wählen: In einem strukturierten Prozess sollten aktive und ehemals aktive Soldatinnen und Soldaten aller Dienstgrade, die in Afghanistan, im Kosovo, in Mali oder anderen Einsatzgebieten der Streitkräfte Dienst getan haben, beispielhaftes Handeln sammeln, quasi als nachprüfbare Augenzeugenberichte, die die traditionswürdigen militärischen Tugenden verdeutlichen. Damit wäre der Ausgangspunkt für eine zeitgemäße Traditionspflege in unseren Streitkräften geschafft. Die Bundeswehr würde so eine in jeder Hinsicht „bedarfsgerechte“ und damit auch von unseren Soldaten akzeptierte Grundlage für eine praktische Traditionspflege erhalten. Dann müssen künftig nicht mehr neu zu benennende Kasernen mit nichtsagenden Landschaftsbezeichnungen versehen werden, nur um politisch korrekt zu sein, sondern können durch deren Namensgebung beispielhaftes militärisches Handeln in Erinnerung rufen und würdigen.
Kriterium für die Auswahl solcher Beispiele sollte die Erklärung des damaligen Verteidigungsministers, Volker Rühe, in einer Debatte zur Traditionspflege in der Bundeswehr vor dem Deutschen Bundestag sein: „Die Werteordnung des Grundgesetzes ist dafür Orientierungsrahmen. Ein solches Verständnis lässt Raum, vorbildliche soldatische Haltung und hervorragende militärische Leistungen aus allen Epochen der deutschen Militärgeschichte in die Tradition der Bundeswehr zu übernehmen.“
Auf dieser Grundlage könnte die Feldwebel Lilienthal-Kaserne in Delmenhorst ebenso ihren Namen behalten wie auch das Beispiel eines deutschen Feldwebels im Einsatz im Kosovo zum Traditionsbestand unserer Streitkräfte genommen werden könnte: Er hatte sich allein und schutzlos in einer serbischen Enklave im Kosovo unter Lebensgefahr schützend vor eine serbisch-orthodoxe Kirche gestellt, um sie vor der Verwüstung durch kosovarische Freischärler zu retten – mit Erfolg! Wobei angemerkt sei: Auch der Einmarsch der NATO in das Kosovo – serbisches Staatsgebiet – war eindeutig völkerrechtswidrig.
(Archivbild: Der Ehrenhain in Masar-i-Scharif, Afghanistan, aufgenommen im Dezember 2013)
Danke für die zahlreichen Kommentare, wenngleich der ein oder andere seinen „Anschiss“ hinter dem Alias verstecken kann.
Eine Bemerkung vorweg: Wie man meinem Lebenslauf entnehmen kann, war ich mit dem Thema schon einige Jahre befasst und dabei habe ich immer wieder die Vereinfachung im Denken feststellen müssen, die nach dem Motto verfuhr: „Der war zwar in der Wehrmacht, aber …“ – Mir genügt das nicht, und der ein oder andere hat offensichtlich auch überlesen, dass es mir um die Beziehung eines „Vorbildes“ zum „Staatsbürger in Uniform“ geht – diese wurde lange Zeit sträflich vernachlässigt.
Und ja, ich hätte Verbandsführer sagen müssen, anstelle Truppenführer. Das Phänomen ist hingegen oftmals das gleiche, egal ob man mit OTL oder mit GM redet, die Sichtweisen unterschieden sich wenig. (Ist ’ne Petitesse, nicht?)
@ xyz, 29.6., 19:59
Die MGFA-Gutachten werden vom BMVg unter Verschluss gehalten und das heutige ZMSBw muss sich dem fügen. Gleichzeitig ist es Policy des Zentrums, keine Aussagen zur Traditionswürdigkeit zu treffen. – Diese Zurückhaltung halte ich für falsch, weil sich das BMVg, wie man immer wieder erleben kann, in BT-Drucksachen, um Aussagen zur Traditionswürdigkeit zurückhält. (Scheinbar nach dem Motto: die Fachleute haben uns dazu nichts gesagt.)
Zur Ihrem „sogenannte Historiker“ nur so viel: Raus aus der Deckung und Visier hoch, wenn Sie Mut haben. Ich bin kein „sog.“ Historiker, sondern ein richtiger.
@ Politikverdruss, 29.6, 22:02
Wenn Sie wie Kellerhoff in der WELT von der „Linken Zelle“ schreibt, muss man auch die früheren Rechtsausleger im MGFA betrachten (Joachim Hoffmann; der Sohn der ehem. Reichsfrauenführerin, Ernst Klink und andere.) Tatsache ist aber doch, dass gerade solche Persönlichkeiten wie Manfred Messerschmidt, Klaus-Jürgen Müller, Heinz Hürten, Wilhelm Deist und die vielen Epigonen von diesen (dazu zähle ich Bernd Wegner, Bernhard Kroener, Jürgen Förster, Rolf-Dieter Müller u.v.a.) in der Fachwissenschaft einen exzellenten Ruf genießen. Und der Vorwurf der „Linken Zelle“ stammt von Rüdiger Proske, der in den 1990er Jahren gegen die „Wehrmachtausstellung“ und die Mitwirkung von Kollegen auf dem MGFA beim Sammelband wetterte. Es wird nicht besser, wenn Kellerhoff das nachplappert und der hiesige Weiterverbreiter nicht weiß, wo das her kommt. (Getretener Quark wird breit, nicht hart!)
Zum Mölders-Gutachten: dem Verfasser standen die nachgelassenen Unterlagen Mölders nicht zur Verfügung. Er erhielt keinen Zugang. Das macht die Studie zwar nicht besser, aber in 6 Wochen war wohl nicht mehr zu erwarten. (Wenden Sie sich bitte an den Autor!)
„Bottom up“ ist seit den frühen 1960er Jahren in allen Verfahrensvorschriften zur Namensgebung als gewünschter Weg festgeschrieben, deswegen muss man ihn heute nicht einfordern. Ich stelle nur fest, dass das in der Praxis kaum funktioniert. Es wäre schön, wen sich „die Truppe“ mit sowas beschäftigen würde, aber die haben auch anderes zu tun – was ich respektiere.
Die Möglichkeiten der Auseinandersetzung mit der Militärgeschichte in der historischen Bildung der Bundeswehr sind beinahe grenzenlos. Natürlich können Fallschirmjäger Ebene Emael besichtigen und Panzerleute Rommels Feldzug durch Frankreich. Es sollte halt nur eingeordnet werden. Und viele Ereignisse sind dabei vorbildlich im soldatischen Handeln, aber eben im Großen und ganzen nicht traditionswürdig. Um es zuzuspitzen: „Was handwerklich gut gemacht wurde, muss nicht gleich als Monstranz auf den Altar der Streitkräfte in der Demokratie.“ Und genau das hat Hans Apel gemeint.
Ernstgemeinte Kommentare mit vollständiger Adresse bitte an meine Mail! Ich bin für jede Debatte zugänglich, auch wenn es unmöglich scheint, immer einig zu werden (Demokratie eben!), gerne auch als Historische Bildung in Ihrem Truppenteil!
(@ TW: Diese Eigenwerbung wollte ich als Multiplikator nur noch loswerden. Danke, schönes WE.)
@ Zimdarsen
„Evtl benötigen wir ein weiteres Kapitel im Traditionserlass:
Europa
Gerade im Staatsgebiet der BRD hat Erfahrungen mit dem Wechsel vom Staatenbund zum föderalen Staat und dessen Umgliederung (1833/1834 ,1871,1919, 1933, 1949, 1989).“
Das ist ein Paradebeispiel für das was wir im Traditionserlass eben NICHT brauchen.
Ein weiteres Kapitel voll mit politisch wohlfeilem Geschwafel, dass vielleicht in der Politik und in den Elfenbeintürmen des Ministeriums für Begeisterungsstürme sorgt, aber für die Truppe viel zu abgehoben ist.
Ich gebe Ihnen Brief und Siegel, dass solch ein Kapitel im Traditionserlass nicht ein einziges Landserbild in einer deutschen Kaserne verdrängen wird.
@Mackiavelli | 30. Juni 2017 – 9:17
1. Ein weiteres Kapitel voll mit politisch wohlfeilem Geschwafel,
Wenn sie damit so etwas wie s.u. meinen …dann stimme ich vorbehaltlos zu,
denn damit werden wir täglich von div. Medien zugeschüttet und das seit einigen Jahren*.
( *evtl. erst oder besonders seit der Wende? )
https://le-bohemien.net/2011/06/16/10-strategien-die-gesellschaft-zu-manipulieren/
2. ein einziges Landserbild
wo ich selbst damit auch ein „Helmut Schmidt“ in Uniform sehe, stimme ich auch zu …denn nicht einmal unsere „WW2 Gegner und heutigen Verbündeten“ hatten auch in der nahen Vergangenheit, für mich augenscheinlich, etwas daran auszusetzen. Z. B. s.u. S. 11
https://www.cia.gov/library/publications/intelligence-history/presidents-daily-brief-nixon-ford/PDB_Nixon_Ford_August_2016.pdf
ps. auch eine freundliche Info-Quelle bez. nahe Vergangenheit. s.o.
@Georg | 29. Juni 2017 – 23:20
„Ich vermute eher nicht und bei der konkreten Umbenennung einer Kaserne spielen viel mehr Gesichtspunkte hinein, als nur ob der Namensgeber Wehrmachtsoldat war.“
Genau das passiert aber doch, ein Lent, Marseille oder Guderian scheinen doch nur deswegen nicht traditionswürdig, weil sie in der Wehrmacht und nicht in der Bundeswehr gedient haben.
@ Wa-Ge
Bei der Umbenennung von Kasernen von Wehrmachtsoldaten in andere Namen spielen oftmals latente Einstellungen der Bevölkerung und Rechtfertigungsreflexe für eigenes Handeln oder das Handeln der eigenen Vorfahren eine Rolle.
Wenn z.B. über den Namen der General-Dietl-Kaserne in Füssen gestritten wird, dann wird eben bei den Befürwortern des Namens nur ein Teil des Wirkens von General Dietl gewürdigt, sein pflichtgemäßes soldatisches Handeln, aber das Dienen für ein verbrecherisches Regime ausgeblendet.
Genauso macht es ein Teil der Bevölkerung mit dem Handeln der eigenen Vorfahren. Da gibt niemand zu, das die eigenen Großeltern überzeugte Nazis waren. Da muss die Auswahl der Exponate des Heimatmuseums von einer staatlichen Fachaufsicht korrigiert werden, da die lokale NS-Zeit ausgeblendet oder zu unreflektiert dargestellt wird und die wenigen Fotos von NS-Aufmärschen in der eigenen Kleinstadt nach Möglichkeit nicht gezeigt werden sollen, weil ja die eigenen Großeltern auf den Fotos keine Nazis gewesen sein können.
Versuchen Sie doch mal in einem Zeitungsarchiv oder Stadtarchiv in den Zeitungen zwischen 1933 und 1945 zu recherchieren. Namen herauszufinden die damals herausragende öffentlichen Positionen bekleideten oder auch nur den Vorsitz des lokalen Sportvereins inne hatten und dann verwandschaftliche Beziehung zu Personen der Gegenwart zu finden. Dies ist in einer Kleinstadt mit Hilfe der älteren Bevölkerung nicht allzu schwierig.
Plötzlich sind verschiedene Mitbürger peinlich berührt und aus genau aus diesem Grunde wollen diese Mitbürger nicht, dass man Fass Kasernenamen von Wehrmachtssoldaten nochmals auf macht !
T.Wiegold | 29. Juni 2017 – 22:13,
mir und Ihnen ist klar, dass es in dieser Diskussion nicht um Traditionsbildung, sondern um Deutungshoheit in geschichtlichen Fragen geht. Auch bei den Auseinandersetzungen im MGFA ging es darum. Konservative Kräfte, Sie mögen sie als „rechts“ bezeichnen, gegen die der „vermeintlich roten Zelle“. Eine Auseinandersetzung, bei der es letztlich darum ging, politisch einseitige Positionen, sowohl von „rechts“ wie von „links“, einzudämmen.
Und wie Kellerhoff zutreffend schreibt, ist dies auch gelungen. Erst als „seriöse“ Historiker wir Oberst Dr. Karl-Heinz Frieser oder Prof. Dr. Rolf-Dieter Müller die Oberhand gewannen, steuerte das MGFA in ruhigere Gewässer. Dass diese ja nachzulesenden Auseinandersetzungen im MGFA auch heute noch nachwirken, auch bei jüngeren Offizieren, habe ich während meiner aktiven Dienstzeit immer wieder feststellen können.
Eine systematische „Auseinandersetzung“ mit Traditionsfragen hat man in der Bundeswehr immer weitgehend vermieden. Politisch zu heikel. Der letzte Verteidigungsminister, der den Traditionserlass erneuern wollte, war Wörner. Nach der Kießling-Affäre fand aber auch er nicht mehr die politische Kraft dazu. Und so kam es zu Auseinandersetzungen mit Traditionsfragen immer nur aus Anlass von „Skandalen“. Bis zum heutigen Tag.
Aber nicht nur diese Traditionsfragen, auch die Frage der Bundeswehr-eigenen Tradition blieben unbeantwortet. Dies sollte uns allen zu denken geben. Warum sind die Fortschritte bei der Festlegung von Traditionslinien innerhalb der Bundeswehr so gering? Geht es in dieser Frage vielleicht doch um Sachverhalte, die man als politisch heikel einstuft und die man lieber „ausklammert oder totschweigt“. (Dr. Klaus Naumann, Themenheft DBwV)
Dr. Klaus Naumann sagt weiter zum Berufsethos im Soldatenberuf: „Die Bereitschaft, mit dem Leben für den Auftrag einzustehen, die Verpflichtung zu Tapferkeit und Treue (siehe Eidesformel), der Dienst an der Gemeinschaft – das alles sind Selbstverpflichtungen, die über das normale moralische Maß moralischer Pflichten hinausgehen.“ Liegt es vielleicht an diesem Berufsethos, dass eine zutiefst pazifizierte Gesellschaft sich damit nicht auseinandersetzen will?
Wenn dies so ist, dann geht es nicht einfach nur um die schnelle Schaffung vermeintlich geeigneter Traditionslinien. Dann geht es auch um die Frage, ob das Berufsethos des Bundeswehrsoldaten mit den Moralvorstellungen einer pazifistischen Zivilgesellschaft überhaupt in Einklang zu bringen ist. Die Soldaten jedenfalls fordern ein „professionelles Leitbild“, im Grundgesetz verankert, das sich auch auf geeignete Traditionslinien abstützt.
Nur was findet man dazu in den Vorschriften der Bundeswehr? Man schaue einmal nach, was man zum „Berufsbild des Soldaten“ in der Vorschrift findet, deren Untertitel „Selbstverständnis und Führungskultur“ lautet. Da wird man nicht viel finden. So schrieb der damalige Direktor Lehre an der Führungsakademie, Brigadegeneral Dr. Wittmann: „Bemühungen in der Bundeswehr, ein Berufsbild oder Bild des Offiziers zu formulieren oder einvernehmlich zu verabschieden, sind in der Vergangenheit gescheitert, weil die Diskussionen immer ideologisch aufgeladen waren, weil historische Brüche und Belastungen rasch virulent wurden oder weil fast zwangsläufig sehr konträre Positionen aufeinanderprallten.“
Daran hat sich bis heute nichts geändert! Und nun wollen wir mal eben schnell neue Traditionslinien entwerfen?
@ Politikverdruss zuletzt: Wenn Sie auf Ihre Anführungszeichen bei „seriösen“ Historikern verzichten würden – auch um das Tendenziöse aus der Aussage zu nehmen -, könnte ich mich Ihrem Gedankengang annähern.
Ohne darauf hinweisen zu wollen, dass zwischen R-D. Müller und K-H. Frieser als Historiker Welten liegen, bleibt es eben dabei, dass Historiker per se Deutungen vornehmen und jeder dies auf seine Weise tut.
Tatsache ist aber – wie von Ihnen beschrieben -, dass es nicht zu gelingen scheint, ein Berufsbild für den Soldaten/Unteroffizier/Offizier etc. der Bundeswehr zu entwerfen, das das besonderes unseres Berufes bindend beschreibt. Das letzte „Bild“ der Luftwaffe stammt von Steinhoff aus den späten 1960er Jahren.
Und Tatsache ist auch, dass Wörners Bemühen um einen neuen Traditionserlass nicht an der Kießling-Affäre zerschellten, sondern am Beirat für Fragen der Inneren Führung scheiterten.
Und bei allem bleibt die Gretchenfrage: braucht die Bundeswehr heute die Wehrmacht als Leit-, Vor- oder sonstiges Bild für was?
Heiner Möllers | 30. Juni 2017 – 8:51
Zitat Möllers: „Es wird nicht besser, wenn Kellerhoff das nachplappert und der hiesige Weiterverbreiter nicht weiß, wo das her kommt.“
Woher wissen Sie, was ich weiß? Und dass Sie Ihrem Historikerkollegen Kellerhoff „Nachplappern“ vorwerfen, finde ich schon bemerkenswert.
Ich kenne Historikerstabsoffiziere des MGFA persönlich und habe den Weg des MGFA als geschichtsaffiner Soldat immmer sehr interessiert verfolgt.
An dem exzellenten Ruf des Forschungsamtes gibt es überhaupt keinen Zweifel. Aber über die „inneren Kämpfe um die Deutungshoheit“ dieses Forschungsamtes in den 70er und 80er Jahre zu sprechen halte ich deshalb für wichtig, weil ähnliche Auseinandersetzungen um das Selbstbild des Bundeswehrsoldaten in der bundesrepublikanischen Gesellschaft noch geführt werden müssen.
@Heiner Möllers | 30. Juni 2017 – 12:18
Nun, ihre „Gretchenfrage“ würde ich ganz faustisch wie folgt beantworten: Bei der Aufstellung der BW brauchte man Treue und Tapferkeit als soldatisch-staatsbürgerliche Brückenwerte zwischen Wehrmacht, alt und „Wehrmacht,neu“ – deswegen hat man diese Brückenwerte in die Eidesformel „eingebaut“. Ihre Frage („…. braucht die Bundeswehr heute die Wehrmacht als Leit-, Vor- oder sonstiges Bild für was?“) kann man sich imho dadurch nähern, dass man sich die Eidesformel ohne „treu“ und „tapfer“ vor Augen führt:
„Ich schwöre, der Bundesrepublik Deutschland ….zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes…… zu verteidigen, ……“ Passt doch ;-)
Und schon wird klar, dass man diese „Brückenwerte“ und damit auch diese Traditionslinien über Wehrmacht, neu bis hin zu Wehrmacht, alt aus heutiger, soldatisch-staatsbürgerlicher Sicht gar nicht mehr wirklich braucht. Vergangenheitsbewältigung ist ja vielleicht wissenschaftlich und politisch wichtig, als Leitbilddiskussion für eine „Staatsbürger-in-Uniform-Berufs-/Lebensabschnitts-Streitkräfte führt das aber in einen Kreisverkehr der Argumente, der sich ewig weiter dreht und zu keinem eineindeutigen Ergebnis führt. Wozu brauchen wir also ein Leitbild ist eine sehr gute Frage……..die Masse der Bundeswehrangehörigen wird wahrscheinlich spontan antworten: „Leitbild ? Ist das ein Selfie vom GI mit dem BuPrae ?“
Manchmal denke ich, dass die Streitkräfte nur deshalb „Streitkräfte“ in Deutschland traditionell genannt werden, damit sie sich intern wunderbar über Tradition, Gott und die Welt und Leitbilder etc. streiten können und die Zivilgesellschaft nicht wieder in einen Krieg ziehen. ;-)
@klabautermann | 30. Juni 2017 – 13:00
„Ich schwöre, der Bundesrepublik Deutschland ….zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes…… zu verteidigen, ……“ Passt doch ;-)“
Da bin ich nicht bei Ihnen. Es passt weder sprachlich noch inhaltlich.
Eidesformeln haben die Aufgabe eine Gemahnung an eine besonders vorbildhaft Pflichterfüllung vorzunehmen. Da kommt man schon sprachlich ohne (steigernde) Adjektive oder Attribute nicht aus.
Und inhaltlich kann ein Soldateneid m.E.n. auch gar nicht ohne Treue und Tapferkeit auskommen.
Zudem ist die wörtliche Übereinstimmung mit der Grundpflicht ja ausdrücklich gewollt.
Wenn man das aber aus der Grundpflicht heraus nehmen würde, dann müsste schon aus rechtliche Gründen neue „Einzelpflichten“ einführen.
Im Ergebnis also das selbe.
Hieran erkannt man m.E.n. sehr gut die Abwegigkeit einer Traditionspflege ohne Rückgriff auf „klassische“, soldatische Vorbilder.
Wie soll denn bitte einem Soldaten das „außergewöhnliche“ der geforderten Pflichterfüllung vor Augen gehalten werden, wenn ich ihm keine positiven Vorbilder tradiere?!
Heiner Möllers | 30. Juni 2017 – 12:18,
ja, stimme Ihnen zu. Die Einstufung als „seriöser“ Historiker führt nicht weiter. Zum „Bild des Soldaten“ möchte ich auf Heinz Karst verweisen. Sein „Versuch eines Umrisses“ aus dem Jahre 1964, Harald Boldt Verlag, ist mit 372 Seiten zu diesem Thema unübertroffen.
Da er bekanntlich der konservative Gegenpol von Baudissin war, konnte er sich mit seinen Überlegungen nicht durchsetzen.
Zu Ihrer Gretchenfrage: „braucht die Bundeswehr heute die Wehrmacht als Leit-, Vor- oder sonstiges Bild für was?“
In den aktuell gültigen Verteidigungspolitischen Richtlinien (VPR) heißt es: „Die Befähigung zum Kampf als höchster Anspruch an Personal, Material und Ausbildung ist der Maßstab für die Einsatzbereitschaft.“
Selbstverständlich ist dann auch der „Kampf als höchster Anspruch“ als Maßstab anzulegen, wenn es um Leitbilder für Soldaten, deren Selbstverständnis und die sie stützenden Traditionslinien geht. Immer sittlich eingerahmt durch die Werte und Rechtsetzung des Grundgesetzes.
Woraus können wir Traditionslinien schöpfen, die „Kampf als höchstem Anspruch“ enthalten? Die Kämpfe der Bundeswehr in Afghanistan und die Kämpfe der Wehrmacht.
Aber selbst bei den Kämpfen in Afghanistan ist doch mit den Händen greifbar, dass niemand bereit ist, Tradierenswertes zu identifizieren. Alles in diesem Zusammenhang war doch mehr als verdruckst: Der Krieg der keiner war, die Gedenkstätten der Gefallenen in den Hinterhöfen der Kasernen und ein Bambi als Auszeichnung für einen schwer verwundeten Portepeeunteroffizier.
Aber ich fürchte, diejenigen, die „Treue und Tapferkeit“ heute für obsolet halten, werden sich erneut durchsetzen. Und die Soldaten? Die werden ihre eigene Tradition schaffen, aus der sie in schwierigen Lagen Kraft schöpfen. Wie die Fallschirmjäger, die sich in Afghanistan „Treue um Treue“ versprachen.
@Politikverdruss | 30. Juni 2017 – 14:22
„Und die Soldaten? Die werden ihre eigene Tradition schaffen, aus der sie in schwierigen Lagen Kraft schöpfen. Wie die Fallschirmjäger, die sich in Afghanistan „Treue um Treue“ versprachen.“
Sie haben vermutlich recht. Leider.
Das ist m.E.n. eines der Hauptprobleme in der seit Jahrzehnten laufenden Debatte. Nicht nur ein Problem, sondern fast schon ein Skandal :(
Man verweigert den Soldaten (die dies wollen und brauchen) geeignete, angemessene glaubwürdige und abgewogene Traditionslinien und ist dann erstaunt, ja häufig sogar „erschüttert“, dass sich die Soldaten selbst Traditionen suchen und dann manchmal nicht ganz „abgewogenen“/differenziert sind.
Politikverdruss | 30. Juni 2017 – 12:29:
“ … An dem exzellenten Ruf des Forschungsamtes gibt es überhaupt keinen Zweifel. …“
Diese Zweifel gab (und gibt es bei mir) sehr wohl! Ich erinnere hierzu an den Fall der Umbenennung der Rüdel-Kaserne in Rendsburg.
Hans Schommer
@Politikverdruss
Sie verkürzen und entstellen wirklich alles was Sie zitieren! So kommt wirklich keine konstruktive Diskussion zustande!
@all
Die Lektüre dieses Threads ist wirklich das beste Argument gegen einen „bottom-up“ Ansatz in der Traditionsdiskussion, da in atemberaubender Kürze geschichtsklitterische Thesen über Effektivität und Schuldlosigkeit des Weltkriegssoldaten die Runde machen und zur Legitimation eines Wehrmachtsfetischs der sog. Schlammzone der Bundeswehr herhalten. Da kommen wirklich wechselweise Galle und der Gedanke hoch, manch einer müsste progressive Gewissensentscheidungen im BT von heute kompensieren.
Man kann auch die Befähigung zum Kampf herstellen, ohne Landser-Romantik und Wehrmachtsidolen zu huldigen. Und genau das sollte eine freiheitliche Gesellschaft von ihren Streitkräften auch erwarten. Und genau das erwartet Sie auch – aus guten historischen und ethischen Gründen!
Hm. Mir scheint, ich setzte mal alle Kommentare (für alle Threads) erst mal auf moderiert. Es läuft wieder auf eine unschöne Auseinandersetzung zu, der ich nicht hinterhercheln möchte. (Das geht jetzt nicht speziell gegen den letzten Kommentar vor diesem, sondern gilt für die Stimmung insgesamt.)
@JPG | 30. Juni 2017 – 17:41
„und zur Legitimation eines Wehrmachtsfetischs der sog. Schlammzone der Bundeswehr herhalten.“
Ich lasse mal den Kampfbegriff „Wehrmachtsfetisch“ umkommentiert stehen, das wird mir sonst zu unsachlich.
Aber zu Ihrem Sachargument würde ich gerne Stellung beziehen.
Ich halte es in der Tat für eine Tatsache, dass die Basis und nicht zu einem geringen Maße die lebens- und dienstgradjunge Basis eine Fortführung eines klassischen Traditionsverständnisses wünscht und praktiziert.
Natürlich hat niemand von den jungen Landsern, Feldwebeln oder Offizieren etwas gegen mehr Bundeswehr-Tradition (dagegen hat ja nun wirklich niemand etwas), aber die meisten in der Kritik stehenden Abschiedsgeschenke, Wandbemahlungen, Urkundengestaltungen, Unterrichtsmethodik- und Didaktik stammt ja aus der Ebene der Fw-HptFw und Lt/OLt.
Es waren ja nicht die Kommandeure, die die Uffz-Räume so geschmückt haben.
Das mag früher anders gewesen sein. Vielleicht waren in den 70er ja tatsächlich die Oberstleutnant, Obersten und Generale die „Konservativen“, die die jungen „linken“ Wehrpflichtigen zu alten Vorbildern „gezwungen“ haben. Ich glaube das in dieser Absolutheit zwar auch nicht, aber ich kann es zumindest nicht wiederlegen.
Aber heute ist es ja ganz offensichtlich anders.
Das einzige, was heute „von oben“ kommt ist der Druck die von unten gewünschte und praktizierte Traditionspflege zu verändern.
„Da kommen wirklich wechselweise Galle und der Gedanke hoch, manch einer müsste progressive Gewissensentscheidungen im BT von heute kompensieren.“
Ich weiß nicht, wo immer dieser Ansatz herkommt, dass die Bw Homosexuellen-feindlich wäre. Nach meiner Bewertung ist das in der Truppe (und vor allem auf der Basis) schon LANGE kein Streitthema mehr. Natürlich gibt es noch hin und wieder eine gewisse Homophonie, aber die gibt es ja leider in der gesamten Gesellschaft. Insgesamt ist das weitestgehend ein Nicht-Thema.
„Man kann auch die Befähigung zum Kampf herstellen, ohne Landser-Romantik und Wehrmachtsidolen zu huldigen.“
In der Tat ohne Landser-Romantik und „Huldigung“ geht es in der Tat.
Ohne einen angemessen und ausgeglichenen Rückgriff auf einzelne Soldaten und/oder Taten und/oder Operationen aus dieser Zeit aber weniger.
„Und genau das sollte eine freiheitliche Gesellschaft von ihren Streitkräften auch erwarten.“
Warum?
„Und genau das erwartet Sie auch – aus guten historischen und ethischen Gründen!“
Wo ist dafür der Beleg?
@ JPG
Nein die Gesellschaft erwartet von Ihren Soldaten einen treuen Dienst auf Basis der FDGO.
Und nochmal, eine „Verehrung“ eines Wehrmachtssoldaten (nicht der Wehrmacht) verstößt nicht gegen die FDGO.
Um es bewusst überspitzt zu sagen, die Gesellschaft ist für den Auftrag der Streitkräfte verantwortlich, das Wie entscheiden die Streitkräfte im Einklang mit der FDGO. Wenn die Gesellschaft nicht will, dass Wehrmachtsbilder in Kasernen hängen, dann geht es ganz einfach, man kann es per Gesetz verbieten. Anscheinend gibt es dafür aber keine parlamentarische Mehrheit, von daher hören Sie bitte auf IHRE Meinung als die Mehrheitsmeinung zu propagieren.
Es mag Ihr Wunsch sein, dass der BW Soldat ohne Wehrmachtsbilder auskommt, es ist noch lange nicht bewiesen, dass dies auch eine Mehrheitsmeinung in den Streitkräften oder der Gesellschaft ist.
Wie bereits beschrieben, die Weigerung sowas bottom up demokratisch zu ergründen kann auch als Indiz verstanden werden, dass die Verweigerer ganz genau wissen wie die Mehrheitsmeinung ist.
Hans Schommer | 30. Juni 2017 – 14:50,
ich habe mich mal etwas im Portal Militärgeschichte umgesehen. Bin dabei auf einen Artikel des Historikers Klaus Schmider gestoßen. Der sagt zum Fall Werner Mölders:
„Stattdessen hat sich das ZMSBw in dieser Frage bis jetzt betont zurückhaltend gezeigt. Die Gründe dafür sind vor zwei Jahren vom Amtschef des Hauses in einer geradezu frappierenden Offenheit dargelegt worden. In einem Beitrag für die Zeitschrift Militärgeschichte, welcher verschiedene Änderungen bei Traditionsnamen aufgriff, gab er unumwunden zu, dass das Gutachten zu Werner Mölders mittlerweile zwar anfechtbar sei, eine Kassierung des Gutachtens jedoch nicht in Frage käme, weil „dies kaum opportun erscheinen würde“.
Hans-Hubertus Mack, Vorbilder? Die Diskussion um die Namensgeber für Bundeswehr-Kasernen, in: Militärgeschichte. Zeitschrift für historische Bildung, Heft 4/2014, S. 18-21, Zitat S. 20.
Ich habe das Zitat in der Zeitschrift Militärgeschichte noch nicht nachgeprüft. Vielleicht kann Heiner Möllers Klärendes dazu beitragen.
Wa-Ge | 30. Juni 2017 – 18:16
“ Es mag Ihr [JPG und gleichgesonnene Wunsch sein, dass der BW Soldat ohne Wehrmachtsbilder auskommt, es ist noch lange nicht bewiesen, dass dies auch eine Mehrheitsmeinung in den Streitkräften oder der Gesellschaft ist.“
Diese und vergleichbare Wünsche der „Weißnicht/Willnicht/Binnicht“ – Fraktion kann man getrost ignorieren. Die interessiert in der Gesellschaft niemand.
Die absolute Mehrheit (bitte wörtlich nehmen) der Bevölkerung steht hinter der Bw – so wie sie ist. Und das ist – finde ich – schon mal gut.
Was an Unwissenden übrig bleibt – wen interessierts?
Hans Schommer
@Heiner Möllers: Ich finde ihre Darstellung, wie es zu welchen Kasernennamen gekommen ist, sehr interessant.
Doch an zwei Punkten bestätigen sie die Vorurteile gegen die kritische Militärgeschichtsschreibung, daß diese nicht objektiv, sondern voreingenommen ist.
1. Sie schreiben von stürzen von Kübler, Dietl und Sponnek, als deren Kasernennamen getilgt und ausgetauscht worden sind. Dies erweckt den Eindruck, daß es ihr Ziel ist, Wehrmachtsnamenspatronen von Kasernen zu tilgen, unabhängig davon, ob diesen Namenspatronen, die sich nicht mehr selbst verteidigen können, etwas vorzuwerfen ist. Ist es wirklich eine Leistung einen Sponnek zu stürzen, dem das Wohl seiner Soldaten wichtiger war als ein sinnloser Haltebefehl Hitlers und der diese Haltung mit seinem Leben bezahlt hat? Eigentlich müsste er damit, weil er einen verbrecherischen Befehl(seine Soldaten sinnlos zu opfern) nicht gehorcht hat, ein gutes Vorbild für die BW sein. Daß er vorher möglicherweise Kriegsverbrechen begangen hat, unterscheidet ihn nicht von Widerständlern, wo wir dies auch finden.
2. Sie unterstellen, daß Lent und Marseille belastet seinen! Dies ist aber historisch in keinster Weise belegt. Daß Lent oder Marseille Nazis gewesen wären, hat niemand bisher festgestellt. Bei Marseille sprechen seine Disziplinprobleme und das hören verbotener(entarteter) Musik klar dagegen, daß Marseille ein Nazi gewesen wäre.
@ Wa-Ge
Zitat;
„Es mag Ihr Wunsch sein, dass der BW Soldat ohne Wehrmachtsbilder auskommt, es ist noch lange nicht bewiesen, dass dies auch eine Mehrheitsmeinung in den Streitkräften oder der Gesellschaft ist.
Wie bereits beschrieben, die Weigerung sowas bottom up demokratisch zu ergründen kann auch als Indiz verstanden werden, dass die Verweigerer ganz genau wissen wie die Mehrheitsmeinung ist.“
Nach der Aussage (es ist noch nicht erwiesen, dass die Mehrheit der Bw-Soldaten oder gar der ganzen deutschen Gesellschaft ohne Wehrmachtsbilder auskommen), brauchen Sie sich nicht wundern, wenn die Ministerin und kritische Kreise der Bevölkerung den Bw-Soldaten ein latentes Problem mit rechtslastigen Gedankengut unterstellt.
Von welcher Wehrmacht reden wir hier eigentlich?
@closius
Gilt das auch für Kübler und Dietl?
Je länger ich die ganze Traditionsdiskussion hier verfolge, desto mehr frage ich mich, wie ich nur ohne ein, von bestimmten Kommentatoren vorgetragenen und propagierten Traditionsverständnis, die letzten 23 Jahre überhaupt in diesen Streitkräften überlebt habe. Ich habe alle Laufbahnen durch…Msch, UoP,UmP, OffzmilFD und jetzt StOffz. Ich kenne Aufnahmerituale, tolle Gemeinschaftsabende und stilvolle Herrenabende.Ich war auf dem Balkan und mehrmals in AFG, habe irgendwie immer Kontakt zu Einheiten/Teileinheiten oder auch nur einzelnen Soldaten anderer TSK’s Kontakt gehabt. Egal ob TF47, EGV Berlin oder nur Ausbildung bei der Lw in Germersheim. Aber nie….nochmals NIE habe ich mir , um Motivation zu erlangen oder zu steigern, einen Gedanken über die Wehrmacht gemacht. Vielleicht liegt es an einem besonderen Humor, dass ich unter besonderer Belastung eher an Rocky Balboa „keine Schmerzen….Adrian,schneid mir die Augen auf“ dachte, als an „klagt nicht kämpft“…. Ich brauche keine Wehrmacht und auch keine Geschichten einzelner Heldentaten, um motiviert und im Einsatz zu bestehen. Natürlich gehört es zu meinem soldatischen Handwerkszeug, dass ich um unsere Geschichte weiß, natürlich interessieren mich geschichtliche Zusammenhänge und zolle mancher Leistung/Tat Respekt…..aber Grundlage für Motivation und Leistungssteigerung um zu bestehen? Nein. Jetzt bin ich in einer Zeit gross geworden, in der die Weitergabe von Alt an Jung noch zum Selbstverständnis gehörte. Uffz-Aufnahmen, die angelehnt waren an den zukünftigen Anforderungen an einen Uffz….Disziplin, Beharrlichleit, Kreativität, Fleiß. KpFw, die sich als Führer des Uffz-Korps verstanden, OSF zu den man aufschaute, ZugFhr die Verantwortung lebten. Chefs die mit Vorbild vorangingen. Kameraden die einen mal beiseite nahmen…..sprich die Gemeinschaft schaffte ein Gefühl der soldatischen Heimat. Mit diesem Gefühl, plus manch Übung oder Einsatz,zu bestehen machte uns unter dem Motto“Gemeinsam kämpfen, füreinander da sein, gemeinsam feiern“ zu einer „verschworenen Kampfgemeinschaft“.
Da war nichts von Wehrmacht…. Wehrmacht war Thema der nächsten PolBil. Im Flur hingen Impressionen der letzten Übungen…
M.M.n. sollte wir uns beim Thema Tradition eher nur auf Werte, hinterlegt mit Bespielen aus Einsätzen der Bw,beschränken. Was zeichnet Soldaten aus und wo haben wir diese Eigenschaften als Bundeswehr besonders gelebt oder vertreten. Anhand welcher Beispiele können wir ableiten, dass diese Werte unverrückbar und anabdingbar für unsere Soldatenleben sind. Mir würde das reichen.
Ich respektiere jeden, der aufgrund seiner Sozialisation in und außerhalb der Dienstzeit ein anderes Verständnis für Tradition hat und meins nicht teilt, dennoch hätte ich gerne auch den nötigen Respekt, dass ich mit Wehrmacht in Verbindung mit Tradition nichts anfangen kann, denn auch ich bin Bundeswehr.
Mein Großvater war auch in der Wehrmacht, hat seinen Platz in der Familiengalerie gefunden, wird aber im Dienstbetrieb auf meinem Schreibtisch nicht benötigt.
@ThorDan: Dietl war ein Nazi der ersten Stunde, Hitler Freund und Kübler werden Kriegsverbrechen vorgeworfen, so daß beide kaum traditionswürdig für die BW sein können.
Daß der Kammeradenkreis der Gebirgsjäger da anderer Meinung war und gegen die Umbenennung der beiden Kasernen war, ist bekannt.
@Mentor
Zustimmung
Es verwechseln viele leider Tradition mit Geschichte.
Man könnte fast vermuten, dass manche eher im Schlepptau der fachlichen Kompetenz ein Haltungsproblem in die Truppe tradieren.
Natürlich ist die Wehrmacht ein Teil unserer Geschichte und natürlich haben wir vieles Übernommen (zB Verfahren und Uniformen) sie waren dann wohl traditionswürdig.
Aber wir benötigen keine Verehrung von Personen aus der Wehrmacht.
@Mentor | 30. Juni 2017 – 22:23
1. Gehe ich richtig in der Annahme, dass Sie nicht zur Kampftruppe oder zur Kampfunterstützungstruppe gehören?
2. Wenn Sie es nicht wollen/brauchen, was hat das dann mit anderen zu tun?
3. NIEMAND spricht dagegen die Bw-eigene Tradition zu stärken. Aber wie will man diese denn stärken, wenn man ignoriert wo wir viele Dinge herhaben? Und damit meine ich jetzt solche elementaren Dinge wie Auftragstaktik, mitdenkender Gehorsam, Beteiligung durch Vertrauenspersonen, Unteroffiziere als Zugführer etc. etc. All das sind Dinge, die aus Reichswehr bzw. Kaiserreichszeiten kommen, aber in der „Hitze des Krieges“ durch die Wehrmacht zu ihrer heutigen Gestalt „geschmiedet“ wurden…
@ Mentor | 30. Juni 2017 – 22:23
Volle Zustimmung!!! Ein souveräner Umgang mit der eigenen Geschichte ist mal wieder überfällig.
Dieser Fetisch NS-Zeit müsste mal aufhören. Das geht in zwei Richtungen. Die „Verherrlicher“ haben eh nichts in einer modernen Bundeswehr zu suchen, die selbsternannten Nazijäger, die hinter jedem Essgeschirr Hitler persönlich verorten, gehören aber auch nicht in den Staatsdienst.
Ein Wissen um die Geschichte ist wichtig, da war man bei der Ausbildung vielleicht schon mal besser aufgestellt. In diesem Geschichtsbewusstsein ist das Dritte Reich aber dann auch nur ein Kapitel und muss entsprechend eingeordnet werden. Natürlich gehört auch diese dunkle Periode zu unseren gesellschaftlichen und militärischen Wurzeln, auch wenns eher das faule Wurzelholz ist, es ist da, muss deshalb aber nicht omnipräsent sein.
Leider hat die aktuelle politische Führung eher ein Klima von Hexenjagd verbreitet, statt souveräne Handlungskompetenz in der Breite der Streitkräfte zu implementieren.
@Georg | 30. Juni 2017 – 19:55
„Nach der Aussage (es ist noch nicht erwiesen, dass die Mehrheit der Bw-Soldaten oder gar der ganzen deutschen Gesellschaft ohne Wehrmachtsbilder auskommen), brauchen Sie sich nicht wundern, wenn die Ministerin und kritische Kreise der Bevölkerung den Bw-Soldaten ein latentes Problem mit rechtslastigen Gedankengut unterstellt.“
Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun?
Ich verstehe, dass solche Simplifizierungen für historische ungebildete oder politisch linkslastige oder bundeswehrkritische Kreise leicht über die Lippen kommen, aber warum sollten wir uns eine solche Sichtweise zu eigene machen, wenn sie objektiv unzutreffend ist und wir zudem sogar ein gegenläufiges Sachinteresse haben?
Viele Panzerausbildungseinrichtungen unserer Verbündeten nehmen Bezug auf deutsche Panzersoldaten als Vorbild. Sind die Briten Ihrer Meinung nach dann auch alle „Nazis“?!
@all
Es ist schon mühsam genug, bei dieser Debatte im Auge zu behalten, dass es nicht zu persönlichen Beleidigungen kommt, weil einigen die Meinung anderer nicht passt. Aber wenn nun auch noch eine gesamtgesellschaftliche Debatte geführt werden soll („Wenn Sie sich die Wählerumfragen der Bundestagswahl anschauen, dann werden Sie sehr schnell feststellen, dass CDU + AFD + NPD + … über 50% kommen würden, woher also wird hier die Meinung gezogen, dass die Mehrheit der Gesellschaft links der Mitte verortet wäre?“), dann sind dafür andere Foren deutlich zweckmäßiger. Und parteipolitische Debatten werden hier auch nicht geführt. Danke.
@Koffer, sosehr ich Ihre Beiträge schätze, aber anderen „Simplifizierungen … (und der folgende Blabla“ vorzuwerfen, gleichzeitig aber der „Kampftruppe“ die Fähigkeit zuzusprechen, bottom-up Tradition zu definieren – das ist Humbug, sorry.
Ich bin Kampftruppe und brauch genau diese Wehrmachsthelmsprüche definitiv NICHT und ich habe mehr als genug Kameraden, denen es genauso geht – auch Kampftruppe. Wenn aber ihre Kämpfer das in die Hand nehmen, glorifizieren und sich ihre Heldengeschichten basteln, kommt genau das raus, was jetzt zu der aktuellen Situation mit geführt hat.
Die Refernz an andere Nationen ist mir herzlich Wurst, die können machen, was die wollen, das ist nicht mein Kompass. Die sind damit keine Nazis, aber die haben den WK2 auch nicht zu Verantworten. Ich auch nicht, aber die deutsche Geschichte.
Ich bin 100% bei Mentor (bin auch 33 Jahre dabei und alles durch), danke an Ihn für diesen mir aus der Seele sprechenden Beitrag.
Mentor | 30. Juni 2017 – 22:23
Danke ! Da war ein Beitrag, dem ich zu 100% zustimmen kann.
@Koffer
„Viele Panzerausbildungseinrichtungen unserer Verbündeten nehmen Bezug auf deutsche Panzersoldaten als Vorbild.“
Als Vorbild für was genau?
Für das Handwerk der mili Verteidigung?
Für das reine mili Handwerk?
Historisch fachliche Bildung ist wichtig, muss aber nicht im Rahmen der Tradition angelegt sein. Gerade Personen nicht zu heroisieren hat eine große Traditionslinie in der BRD.
@diba | 01. Juli 2017 – 10:47
„aber anderen „Simplifizierungen […] vorzuwerfen“
Wenn Sie genau lesen, dann werfe ich @Georg KEINE Simplifizierung vor, sondern eine zu hohe Nachgiebigkeit gegenüber einer Simplifizierung durch Externe und Bundeswehrkritiker.
Und wenn Sie mir nun ernsthaft vorwerfen, dass die Bundeswehrkritiker in den letzten Monaten keine (medientaugliche) Simplifizierung der Sachverhalte vorgenommen haben und mit diesen Simplifizierungen teilweise sogar (bewusst?!) die öffentliche Diskussion sachlich mißgeleitet haben, dann betrachten wird wohl tatsächlich die veröffentlichte Meinung in den letzten Monaten vollkommen unterschiedlich.
„gleichzeitig aber der „Kampftruppe“ die Fähigkeit zuzusprechen, bottom-up Tradition zu definieren – das ist Humbug, sorry.“
Wieso? Tradition muss (auch) konkreten Personen, kleinen Kampfgemeinschaften und Truppengattungen Sinnstiftung bieten. Natürlich muss es auch eine Bw-gemeinsame Tradition geben, aber aufgrund der großen Heterogenität muss diese zwangsläufig eher allgemein, ja vielleicht fast schon „esoterisch“ bleiben.
Aber um einzelne Menschen und konkrete Gruppen anzusprechen brauchen wir konkrete und differenzierte Traditionen.
Und diese müssen natürlich in der Kampftruppe und der Kampfunterstützungstruppe anders sein als z.B. bei den U-Boot-Fahrern der Marine.
„Ich bin Kampftruppe und brauch genau diese Wehrmachsthelmsprüche definitiv NICHT und ich habe mehr als genug Kameraden, denen es genauso geht“
Kein Problem. Dann ist doch alles gut für SIE…
„Die Refernz an andere Nationen ist mir herzlich Wurst, die können machen, was die wollen, das ist nicht mein Kompass.“
Stimmt, aber wenn andere das gleiche machen, was auch viele bei uns wollen, warum verdammen wir uns dann selbst?!
@Zimdarsen | 01. Juli 2017 – 11:04
[Koffer] „Viele Panzerausbildungseinrichtungen unserer Verbündeten nehmen Bezug auf deutsche Panzersoldaten als Vorbild.“
[Zimdarsen]
„Als Vorbild für was genau? Für das Handwerk der mili Verteidigung?“
Unter anderem auch, z.B. im Bereich der Operationslehre.
Aber auch bei allgemeiner Menschenführung und Führungsgrundsätzen, wie der Auftragstaktik, der Respektierung der Menschenwürde von Untergebenen und der Beteiligung durch Vertrauenspersonen (ja genau die beiden letzten sind keine Erfindung der Bundeswehr!).
Natürlich auch im Bereich persönlicher Tugenden, wie bei Tapferkeit oder Entschlussfreude.
Aber auch und gerade auch bei Tugenden, die vielleicht im II. WK schwerer umzusetzen waren, als früher und heute. Ritterlichkeit und Barmherzigkeit seien hier als Beispiel genant.
„Historisch fachliche Bildung ist wichtig, muss aber nicht im Rahmen der Tradition angelegt sein.“
Stimmt, aber fachliche Bildung reicht natürlich nicht aus um Vorbild zu sein und Traditionslinien zu bilden.
Es ist eine wichtige Grundlage, aber eben nicht ausreichend.
Werter Kamerad Koffer,
Nein ich bin keiner der beiden Bereiche tätig, eher in einem Bereich ohne den bei Euch nicht rollt oder schießt. Dennoch finde ich Ihre Frage ein wenig entlarvend für Sie, da ich kaum glaube dass Ihre Meinung hierzu eine Mehrheitsmeinung aus dem Bereich ist.
Ich halte mal folgendes fest: egal welchen Bereich man angehört oder welchem Bereich man mal angehören wird, es gibt den Tag 1. Nun kommt also der angehende Infanterist, der wenn alles gut läuft eine vernünftige Schulbildung und Sozialisierung hat zur Bundeswehr. Wenn ich den Bildungsstand meiner Kinder zu Grunde lege, bedeutet dies im Bereich Geschichte, –> 1945 WW II = schlimm und blöd und 1945–> 1989 geteiltes Deutschland und ab 1989 –> Europa (vereinfacht ausgedrückt). Das erste was ihm vermittelt werden sollte, ist es, dass er gebraucht wird und wir froh sind,dass er da ist. Jetzt lernt er Gemeinschaft, Kameradschaft und bekommt durch gute Ausbilder und charismatische Führer Werte vermittelt. Gleichzeitig frischen wir sein Wissen im Rahmen der PolBil zu unserer Geschichte auf und erinnern ihn daran, dass Soldat zu sein etwas Besonderes ist. Motivation erlangt er durch Teamspirit, direkte Vorbilder und Übertragung von Verantwortung….step by step. Das funktioniert und hat immer funktioniert, bis (entschuldigen Sie bitte) jemand auf Koffer trifft und zur Motivationssteigerung an andere Traditionen erinnert, nach denen der junge Soldat in der heutigen Zeit bisher nicht gefragt hat und Sie für seine Leistungserbringung nicht brauchte. Erst jetzt wird es „gruselig“!! Gibt es keine anderen Möglichkeiten heute Motivation zu fördern, außer an Dinge zu erinnern die lange her sind. Gibt es in Ihren aufgezeigten Bereichen nur einen Motivationsschub beim Gedenken an die Frage wo etwas herkommt? Ich bin mir sicher dass dies nicht auf alle zutrifft. @diba ist bestimmt nicht die Ausnahme.
Werter Kamerad….auch ich schätze Ihre Beiträge, teile zwar nicht unbedingt immer Ihre Ansicht, halte Sie dennoch für sehr gradlinig, was eine Wesensart ist, die ich sehr schätze.In diesem Fall halten Sie aber an Dingen fest, die der schnelle Zug der Zeit schon längst verloren hat und in der neuen Welt nicht mehr braucht als Tradition. Als Wissen um unsere Geschichte und unsere besondere Verantwortung ist das natürlich unabdingbar.
@Koffer, für mich persönlich ist alles ok – sie sind es, der ständig für die Kampftruppe spricht / formuliert – das ist es was mir auf den Keks geht. Denn weder Sie noch Teile der FschJgTr ist allein die Kampftruppe. Ich kenne auch Bordeauxrotträger, die sich verbitten würden, in Ihre Argumentationskette einsortiert zu werden.
Ihr Traditionsverständnis, soweit ich es verstehe, trägt mir- mit Feuer und Asche Beispiel – zuviel Asche aus teils faulem Holz, das für falsche Ziele abgebrannt wurde …
@diba
Wenn Sie 33 Jahre Dienstzeit haben, dann wissen Sie ganz genau wie bei uns Militärgeschichte an der OSH abläuft. Ich überspitze bewusst! Während wir wochenlang Kriegsverbrechen studieren, zerlegen Franzosen, Briten und Russen Patton, Manstein, Montgomery, Rommel und Guckow bis in alle Einzelteile.
Mich persönlich hat das gestört, ich empfand die PolBil Unterrichte für diese Art der Unterrichtung als den passenderen Ort. In Militärgeschichte wollte ich den Fokus auf die brillianten Taktiker und Strategen haben, habe jedoch 50% der Unterrichtszeit politische Bildung genossen. Was an sich nicht verwerflich ist, wenn die Stunden on top dazugekommen wären, was jedoch nicht der Fall war. Es ist allgemein anerkannt, dass Geschichte bildet, aber wir sind dermaßen konsequent in unserer Abscheu gegen alles was zwischen 33-45 stattgefunden hat, dass wir selbst auf Bildung verzichten nur um ja keinen Anschein zu erwecken wir könnten irgendwen in einem potentiell „gutem“ Licht erscheinen lassen von dem nicht zu 100% nachgewiesen ist, dass er ein lupenreiner Demokrat war.
@Mentor | 01. Juli 2017 – 12:24
„Nein ich bin keiner der beiden Bereiche tätig, eher in einem Bereich ohne den bei Euch nicht rollt oder schießt.“
Danke.
„Dennoch finde ich Ihre Frage ein wenig entlarvend für Sie, da ich kaum glaube dass Ihre Meinung hierzu eine Mehrheitsmeinung aus dem Bereich ist. […]In diesem Fall halten Sie aber an Dingen fest, die der schnelle Zug der Zeit schon längst verloren hat und in der neuen Welt nicht mehr braucht als Tradition.“
1. Das denke ich das sehr wohl. Sie müssen sich ja nur die Ausgestaltung der Uffz-Keller ansehen. Die typischen Abschiedsgeschenke der Ehemaligen und die Beispiele, die junge und ältere Vorgesetzte wählen, wenn sie in Unterrichte und Ausbildungen einsteigen.
2. Ist das aber auch nicht besonders relevant, da ich eine Tradition „von unten“ fordere und wenn die Mehrheit in der Kampftruppe keine Tradition von vor 1955 wollen würde, dann würde ich persönlich das zwar bedauern, aber dann wäre das auch i.O. D.h. wenn ich mich irren würde, dann würde das ganz schnell „von unten“ und durch sich selbst korrigiert werden.
@diba | 01. Juli 2017 – 12:31
„sie sind es, der ständig für die Kampftruppe spricht / formuliert – das ist es was mir auf den Keks geht. Denn weder Sie noch Teile der FschJgTr ist allein die Kampftruppe.“
Stimmt, das habe ich aber auch nie behauptet. Aber ich war häufig genug bei JgBtl, GebJgBtl, PzGrenBtl und PzBtl zu Gast und kenne genügend Artilleristen und Pioniere um einen guten Überblick zu haben.
Bei den Heeresfliegern kenne ich auch genügend, aber da besteht (aus logischen, historischen Gründen) weniger Bedarf an spezifischer Tradition von vor ’55.
„Ich kenne auch Bordeauxrotträger, die sich verbitten würden, in Ihre Argumentationskette einsortiert zu werden.“
Auch diesen sei das gegönnt und zugestanden.
@diba
Danke.
Es stimmt mich hoffnungsvoll, dass es wohl auch Traditionslinien auf der Basis der FDGO geben soll.
Eine fachliche Traditionsline kommt auch ohne Personenverehrung aus dem WKII aus.
Sprechen sie mit Technikern und Log-Pers.
Warum geht es denn nicht so: Jedem das Seine – und gut is.
Das wird auch in diesem faden immer mehr zum Streit um des Kaisers Bart.
Und wer hat’s losgetreten? Genau – die Laien.
Hans Schommer
Hm. „Die Laien“ – Sie meinen nicht zufällig die Gesellschaft, innerhalb und hoffentlich als Teil derer die Streitkräfte existieren?
Schon komisch die Debatte …
Wenn die Soldaten einstehen sollen für die FDGO, dann will das offensichtlich die Gesellschaft vertreten durch die gewählten Abgeordneten.
Ist es vielleicht zielführend zu überlegen in welcher Tradition sich Deutschland sieht mit der reichhaltigen nicht nur militärischen Vergangenheit ?
Ein vereinigtes Land jedoch mit äußerst fragwürdiger Vergangenheit ?
Aber wer weiß wer mal über uns urteilt und der Kanzlerschaft der Frau Merkel, aus heutiger Sicht ist ja alles so gewollt und alternativlos …
Wer weiß ob unsere Kinder das auch mal so sehen !?
Mit „Jedem das Seine“ kann ich aus mindestens 2 Gründen nicht leben – der eine ist offensichtlich, der andere ist, das damit auch „verirrten Geistern“ mit Denke, die nicht der FDGO entspricht, eine Rechtfertigung gegeben wird. Es ist, und damit bin ich sicher auch bei Koffer, eben nicht so, dass die Tradition in Streitkräften einer Demokratie wie der unseren, beliebig ist. Sie haben das sicher nicht so gemeint, wie ich aus ihren Beiträgen hier schliesse, isoliert liesse es aber diese Schlüsse zu.
@Zimdarsen | 01. Juli 2017 – 13:14
„Eine fachliche Traditionsline kommt auch ohne Personenverehrung aus dem WKII aus.
Sprechen sie mit Technikern und Log-Pers.“
Ohne Verehrung vielleicht, aber auch ohne Vorbilder?
@T.Wiegold | 01. Juli 2017 – 13:23
„Hm. „Die Laien“ – Sie meinen nicht zufällig die Gesellschaft, innerhalb und hoffentlich als Teil derer die Streitkräfte existieren?“
Eine durchaus nicht unberechtigte Frage, immerhin sind die Streitkräfte ja dazu da der Deutschland zu dienen und nicht umgedreht.
Dennoch ist @Hans Schommers Formulierung ja nicht ganz falsch, weil zum einen äußerst viele „laienhafte“ Fehler in der aktuellen Diskussion gemacht werden und zum anderen es ja auch ein bißchen seltsam ist, dass manche „Laien“ denjenigen die es umzusetzen haben, vorschreiben wollen, was diese zu glauben bzw. gut zu finden haben…
Ich denke hier muss man einen gelungenen Ausgleich finden, zwischen berechtigten Forderungen der Gesellschaft AN die Streitkräfte nicht außerhalb des querschnitteichen Wertekonsenses zu arbeiten und berechtigter Forderung AN die Gesellschaft nicht gegen den eigenen Pluralismus zu verstoßen wenn man gleichmacherische Forderungen an die Streitkräfte stellt…
@ Mentor und diba
Fragen Sie Ihre Bordeaux Träger ob in Kunduz die Wehrmacht ausschlaggebend war um sich „Treue um Treue“ zu schwören, oder die Präzision, Kürze, Einschlägigkeit und 100%ige Eignung dieser Aussage die zu dieser Zeit herrschende Gefühlslage der Luftlandetruppe zu beschreiben.
Fragen Sie die Bordeaux Träger der 2./373 was diese davon gehalten haben, dass denen der Kompaniespruch „Trotzdem“ verboten wurde, weil dieser 33-45 missbraucht wurde.
Wir mögen uns was besseres Wünschen, aber ich will den HG sehen, der aufgrund seiner Einstellung zur Demokratie und Frieden sich Freiwillig den Auftrag des Nahsicheres auf einer IED verseuchten Straße antut. Fragen Sie den Mann die Frau woher die Motivation und Übersindungskraft dafür kommt. Zeigen Sie mir den Zugführer egal ob OLt oder HptFw der es hinkriegt seine Soldaten dazu zu bringen genau diesen Auftrag zu erfüllen indem er Ihnen erklärt, dass der deutsche Soldat sich insbesondere durch sein Verständnis zur Demokratie und seinen Einsatz für Frieden (indem er in Afghanistan Krieg führt) auszeichnet.
Glauben Sie mir, auch Ihr Sohn würde sich andere Motivationsbegründungen suchen um Dinge zu tun die von ihm im Rahmen der FDGO verlangt werden die aber absolut diametral zu dem ureigensten Instinkt des Menschen, dem Trachten zum Überleben, stehen.
Tapferkeit hat mehrere Ebenen, die eine ist in dem Moment, wo die Kacke am dampfen ist, seine Ängste zu überwinden und so zu handeln wie es von einem erwartet wird. Das ist etwas was auf jeden Soldaten zutreffen kann, Sie ist aber sehr abstrakt, da sie eben, damit sie zur Geltung treten kann, die Situation „Kacke am Dampfen“ benötigt.
Die andere Ebene ist sich bewusst in Situationen zu begeben, die das Einfreffen der Situation „Kacke am Dampfen“ deutlich „begünstigen“. Und die ist schon deutlich öfter notwendig und sehr vom Aufgabenbereich abhängig.
Und daher haben gewisse Truppengattungen oder TSKs, nicht nur in Deutlschand sondern auf der ganzen Welt andere Bedürfnisse an Motivation. Dienen tut man für die Bundesrepublik Deutschland, Straße sweepen oder Einbruchstellen öffnen tut man aber aus einer anderen Motivation heraus.
Und wege sich in die Lage zu versetzen diese Motivation zu erlangen gibt es so viele wie es Leute gibt. Und nicht alle sind für jeden geeignet. Der eine braucht dafür eine K98 und ein Bild von Rommel an der Wand und kann nicht verstehen wie es ohne gehen soll, während der andere das genaue Gegenteil verlangt.
Und ich weiß ganz ehrlich nicht was daran verwerflich ist ein kriegsgeschichtliches Ereignis zu zitieren um den Rekruten zu vermitteln welche Konsequenzen Pflicherfüllung bzw. das Fehlen dieser für einen Operationsverlauf hat. Es ist erstens zig mal anschaulicher, glaubwürdiger und damit zweckmäßiger als irgendwelche ausgedachten Gedchichten. Hier ziehen auch keine Beispiele aus der Bw eigenen Geschichte, da ich bei der Ausbildung eines Panzervernichtungstrupps mit einer Geschichte über schichten von Sandsäcken an der Elbe oder eine ISAF Patrouille höchstens Unverständnis ernte.
T.Wiegold | 01. Juli 2017 – 13:23:
„Hm. „Die Laien“ – Sie meinen nicht zufällig die Gesellschaft, innerhalb und hoffentlich als Teil derer die Streitkräfte existieren?“
Nöö – war nur ein gewollter „Schreibfehler“. Ich meinte die Leyen.
War auch keinesfalls als Angriff auf ungediente Journalisten gedacht :-))))).
Hans Schommer
Losgetreten wurde die Diskussion durch zweierlei:
1. Eine langanhaltende Tradition von rechtsradikale Vorfällen in der Bundeswehr, seien es die besagten zwei OLt oder die zwei studierenden Offiziere in München, die hier auf augengeradeaus schon vor ein paar Jahren rechtsradikale Tendenzen sichtbar gemacht haben. Die sind mittlerweile aus der Bw entfernt worden, nach Ermittlungen des MAD.
Ferner sei an die rechtsradikalen Äußerungen von General Günzel, dem damaligen Kommandeur der KSK-Soldaten erinnert, der daraufhin auch vom Dienst entfernt worden ist.
Des weiteren der Sohn eines Dreisterne-Generals (dessen Name mir gerade nicht einfällt) der an der HSU in HH studiert hat und der von den gegen ihn laufenden Ermittlungen vom zuständigen General Dieter über seinen Vater informiert wurde. Die beiden Generäle sind dann auch in den vorläufigen Ruhestand geschickt worden.
2. Der zweite Auslöser war aufgrund der gesammelten Vorfälle will die Ministerin den Traditionserlass von 1982 überarbeiten und von der Tendenz her wohl jegliche Traditionen zu Personen der Wehrmacht unterbinden.
Darüber dreht sich seit dem Bekanntwerden der Vorfälle von dem OLt Franko A. die Diskussion hier in Augengeradeaus in geschätzt mindestens 5 Fäden, mit geschätzt ca. 1000 Kommentare.
Die Tendenz der Kommentare ist, das man sich nicht einig ist und einige Kommentatoren nachhaltig persönliche Vorbilder von Soldaten der Wehrmacht für die heutigen Bw-Soldaten fordern ohne die die Truppe angeblich nicht auskommt.
Ein Großteil der anderen Kommentatoren ziehen diese Notwendigkeit in Zweifel und falls diese Diskussion z.b. von den veröffentlichen Kommentaren jemals für das Ministerium aufbereitet werden sollte, dann bin ich mir sicher wie die Entscheidung der Leitung des Ministeriums (wer dann auch immer im Amt sein sollte) ausfallen wird !
@Hans Schommer: Vom mündigen Staatsbürger in Uniform aus gesehen, wäre ihr erster Satz nicht falsch. Das Wachbataillon sieht sich in der Tradition seit dem Großen Kurfürsten. Also könnte man als Militärtradition der BW die Zeit vom Großen Kurfürsten – 1918 nehmen, ein paar Personen oder Einheiten aus der Wehrmachtszeit erlauben und eine Große Tradition der 62 Jahre Bundeswehr voranstellen und es jedem Soldaten selbst überlassen, sich seine Tradition auszusuchen.
@Hans Schommer
„Jedem das Seine“ im Kontext Tradition und Wehrmacht zeigt die Notwendigkeit von mehr historischer Bildung und weniger Traditionsübernahme aus der Zeit ohne Freiheit.“
Auch die NVA ist deshalb für uns im selben Maße nicht traditionsbegründet, obwohl es auch da gute Fachleute gab.
@TW ….ein Wortspiel des Herrn Schommer. …Laien…Layen
@ Schommer
Sie machen es sich da m.M.n. etwas einfach mit „Jedem das Seine und gut ist“
Spielen Sie mal den Gedanken durch, dass Ihr Sohn/ Tochter neu eingezogen wird..
und kommt dieses ganze Wehrmachts-Traditions-Gedöns von vor 1955…
Wer braucht das? Wer vermisst das? Wenn jedem das Seine, dann halt nicht im öffentlichen Raum. Da hilft auch nicht der Verweis auf bottom-up gewollt geschmückte Uffz-Keller. Wenn an den heutigen Werten orientiert ausgebildet würde und man einfach mal versuchen würde nach Bildern aus der Bw-Zeit zu suchen….würde man auch was finden, was den gleichen Output im Hinblick auf Motivation hat. Nochmal….ich akzeptiere ja @Koffers Ansicht, daß Problem ist nur, dass er (steht für StOffz) in der Struktur die Vorgaben für unten macht und damit Wirkung erzielt, die ich nicht mehr zeitgemäß finde und evtl meine Kinder nicht brauchen, um gute und motivierte Soldaten zu sein.
PS Meine Kinder sind nicht bei der BW
Ich möchte auf einen Aspekt eingehen, der von General Hansen in seinem Gastbeitrag besonders herausgehoben wurde. Den Hinweis nämlich , „dass jede Armee eine „Seele“ besitzt im Sinne ihres Selbstverständnisses, ihres Selbstwertgefühls. Es sei eine vorrangige Aufgabe der Führung, diese zu wahren und zu schützen, weil die Verletzung dieser „Seele“ schwerwiegende Folgen für die Kohäsion der Streitkräfte habe.“
Nun ist zu fragen, warum die militärische Führung der Bundeswehr dieser Aufgabe nicht nachgekommen ist. Steigt man tiefer ein in die Beantwortung dieser Frage, fällt auf, dass die militärische Führung dieser Aufgabe nicht nur nicht nachgekommen ist. Sondern sie verweigert sich dieser Aufgabe sogar.
So hat der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Wieker, bei einer der „Zusammenziehungen“ erklärt, es ginge ihm vorrangig um den Schutz der Ministerin im beginnenden Bundestagswahlkampf und nicht um die Armee. Da fragt man sich, vor welchen Kräften will der Generalinspekteur die Ministerin schützen? Vor der Opposition? Vor dem Koalitionspartner der Ministerin, der SPD?
Kann es Aufgabe der Führung der Streitkräfte sein, in einem Wahlkampfgeschehen die Ministerin zu schützen? Früher galt der Grundsatz, bestimmte Institutionen, und dazu zählte auch die Bundeswehr, aus Wahlkämpfen nicht nur herauszuhalten, sondern Wahlkampf auch nicht auf dem Rücken der Soldaten auszutragen. Und nun will der Generalinspekteur sich in den politischen Wahlkampf einmischen, indem er die Ministerin „schützt“?
Ich glaube, die militärische Führung der Bundewehr hat sich im politischen Geflecht Berlins „verirrt“.