von der Leyens Botschaft: Es hätte auffallen müssen
Zusammen mit Generalinspekteur Volker Wieker ist Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen an diesem Mittwoch nach Illkirch in Frankreich gereist. Zum Jägerbataillon 291 der Deutsch-Französischen Brigade. Das ist die Einheit, in der der Oberleutnant Franco A. vor seiner Festnahme diente, das Bataillon, von dem aus er nach Deutschland pendelte und sein Doppelleben als angeblicher syrischer Flüchtling und Asylbewerber führte.
Die Ministerin hat zwar im Fall Franco A. nicht allzu viel zu melden: Herrin des Verfahrens ist die Bundesanwaltschaft, die gegen den 28-jährigen Soldaten wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat ermittelt. Die Ministerin, ihre Generale, ja selbst die einfachen Soldaten des Bataillons dürfen zu diesem Fall auch auch nur zur Person des Oberleutnants gar nichts sagen und tun das auch nicht.
Dennoch ist die Leclerc-Kaserne in Illkirch für von der Leyen ein wichtiger Ort, um vor vielen mit- und angereisten Journalisten den Punkt zu machen, der ihr in diesen Tagen wichtig ist. Im Fall des Franco A., davon ist die Ministerin ebenso wie der Generalinspekteur überzeugt, hätte doch schon vor Jahren etwas auffallen müssen. Schon Anfang 2014 hätte nach seiner Masterarbeit an der französischen Militäruniversität Saint-Cyr klar sein müssen, welche Haltung er nicht nur vertritt, sondern auch bereit ist umzusetzen. Und wenn schon seinen direkten Vorgesetzen nicht auffiel – warum hat hat dann nicht spätestens der damalige wie heute Chef des Streitkräfteamtes der Bundeswehr was gesagt, als der Fall auf seinen Tisch kam?
Es hätte auffallen müssen: Das ist die Botschaft, die die Ministerin in diesen Tagen setzen will. Und das ist auch der Punkt, an dem sich für von der Leyen die beiden großen Problemstränge der Bundeswehr in jüngster Zeit treffen: Ob es schikanöse Ausbildungspraktiken und Aufnahmerituale, zudem auch sexuelle Demütigungen und andere Herabwürdigungen sind – oder ein Offizier, dessen offensichtlich rechtsextremistische Tendenzen nur durch Zufall nach acht Jahren auffliegen: Es hätte auffallen müssen, davon ist die Ministerin fest überzeugt.
Bruchstellen in der Meldekette hatte von der Leyen schon nach den Vorfällen am Ausbildungszentrum Spezielle Operationen in Pfullendorf beklagt – nicht zuletzt deshalb, weil manche dieser Vorfälle erst Jahre später über die untere Disziplinarebene hinaus bekannt wurden. Inzwischen hat das für sie offensichtlich als Problem die nächste Größenordnung erreicht, die mit Einzelmaßnahmen wie einer Ansprechstelle im Ministerium (die seit ihrer Einrichtung im Februar mehr als 100 Meldungen verzeichnete) allein nicht zu bewältigen ist.
Wie kann es sein, das beschäftigt offensichtlich von der Leyen ebenso wie den Generalinspekteur, dass die Entscheidung eines Disziplinarvorgesetzten nicht nur abschließend ist, sondern ein Problem nach oben abschottet, erst recht, wenn der Rechtsberater als Wehrdisziplinaranwalt da mitzieht? Wäre da nicht auch eine Art Supervision nötig? Hätte das im Fall Franco A. eine – aus heutiger Sicht – Fehlentscheidung verhindert?
Das passt nicht in die derzeitige Systematik der Wehrdisziplinarordnung, das weiss auch die Ministerin. Ebenso wie sie Personalentscheidungen als Folge der Enttarnung des Oberleutnants-als-syrischer-Flüchtling auch auf Nachfrage nicht konkret ausschließen will, ebenso gibt es zumindest Überlegungen, diese Regelungen zu verändern.
In Illkirch will von der Leyen aber auch noch ein anderes Zeichen setzen. Nach wie vor ist unklar, ob und in welcher Form Franco A. Iin eine Gruppe Gleichgesinnter eingebunden war, ob es in diesem Bataillon andere gab, die wie er am rechten Rand die Grenze zum Extremismus schon überschritten haben. Die konkreten Ermittlungen sind Sache des Generalbundesanwalts – aber in der Kaserne nach Hinweisen auf rechtsextremistische Haltung setzen, das kann auch die Verteidigungsministerin. Und verhement darauf verweisen, dass die Wehrmacht der NS-Zeit und des Zweiten Weltkrieges kein Beispiel fürs Traditionsverständnis eines heutigen deutschen Soldaten sein kann.
So berechtigt das Anliegen ist – in Illkirch führt das zu einer kuriosen Situation. Denn was die internen Ermittler des Heeres im Freitzeitraum der Unteroffiziere, dem so genannten Bunker, gefunden haben, könnte war als Glorifizierung der Wehrmacht verstanden werden. Aber es bleibt hinter den Traditionsräumen, die früher in anderen Bundeswehrkasernen gefunden wurden, es bleibt selbst hinter heute umstrittenen Kasernenfunden mit Erinnerungen an Soldaten des 3. Reiches weit zurück.
Was der Besucher (und die Medien) da in einem französischen Plattenbau der 1980er Jahre zu sehen bekommt, ist die nicht ungewöhnliche und auch nicht unbedingt gut zu heißende Glorifizierung des heroischen Kämpfers. Und ja, die Zeichnungen sehen mit dem typischen Helm, der typischen Bewaffnung aus wie Soldaten der Wehrmacht.
Am Ende ist es, wie schon bei dem umstrittenen Wahlspruch Treue um Treue anderer Einheiten des Deutschen Heeres, sehr von der Interpretation des Betrachters abhängig: Feiert sich hier der kleine Kampfverband mit seinen Heroen, oder wird, bewusst und aus rechtsextremistischer Haltung heraus, der NS-Kämpfer glorifiziert?
Die Soldaten des Jägerbataillons 291 dürfen zwar nicht mit den Journalisten reden (natürlich nur wegen der laufenden Ermittlungen, was sonst), aber können auch so klar machen, dass sie sich zu Unrecht in die rechte Ecke gestellt fühlen. Denn rechtsextremistisch, das fühlen sie sich auch mit diesen Bildern nicht.
Das Audio vom Statement der Ministerin und des Generalinspekteurs gibt es hier zum Nachhören, dort zeige ich auch die fraglichen Bilder.
(Foto: von der Leyen mit Oberstleutnant Marc-Ulrich Cropp, dem Kommandeur des Jägerbataillons 291)
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@Klaus-Peter Kaikowsky
Zum Theme „Innere Führung“ und Erziehung habe ich Baudissin zitiert. Dazu gehört vor allem den inneren Kompass der jungen Soldaten durch Vorbildfunktion und PolBil heranzubilden. Unter anderem deshalb wurde auch für Offiziere das Studium eingeführt.
Gibt es einen anderen als den Soldatenberuf in dem so ausgiebig politisch gebildet wird? In dem Ethikgrundsätze sowie Werte und Normen des menschlichen Miteinanders diskutiert werden? Ferner werden Soldaten schon auf der untersten Führungsebene Werkzeuge an die Hand gegeben die dazu führen sollen noch bei schwersten Gefechten die Übersicht zu behalten und seinen unterstellten Bereich möglichst mit heiler Haut aus dem Gefecht zu kommen. Darauf wird auch noch ein Eid auf die freiheitlich demokratische Grundordnung geleistet. Es gibt keinen zweiten Beruf in dem das so ist. Dennoch gibt es einen Bodensatz an Gesinnung die einen an allem zweifeln lässt? Natürlich hakt es im Alltag manchmal. Die PoLiBi fällt aus und ein Militärpfarrer ist für den lebenskundlichen Unterricht mal nicht greifbar. Und ja, es gibt auch mal schlechte Ausbilder. Grundsätzlich aber kommt jeder Soldat, mehr oder weniger, in den Genuss dieser Unterrichtungen. Und die Bundeswehr soll nun ein Problem haben welches über dem Maß anderer Professionen liegen soll? Die zudem über keinerlei Ausbildung in den o.a. angesprochenen Bereichen verfügen. Wenn jemand über den menschlichen Umgang im demokratischen Konsens was sagen kann, sind es Soldaten. Nicht alle, wie festgestellt und sanktioniert wird, aber das gesamte Berufsbild mehr als alle anderen.
Ich wollte nur mal eine ketzerische Frage stellen. Ist der Anteil der AfD-Wähler in der Bundeswehr höher, als im Rest der Bevölkerung?
Im Fall des Oberleutnants Franco A. ist durch die Bundesanwaltschaft unter Einsatz rechtsstaatlicher Mittel aufzuklären und das Ergebnis ggf. strafrechtlich angemessen zu würdigen!- So wie es in jedem anderen ähnlich gelagerten Fall außerhalb der Bundeswehr auch getan würde!
Der Fall des Oberleutnants Franco A. wird aber durch v.d.L. zur Selbstinszenierung ihrer Person – zu Lasten des Bundeswehr – mißbraucht!- Und das ist der eigentliche Skandal über den es zu reden gilt …
@BausC
Bildung ist eben keine Garantie für eine liberal, demokratische, soziale Einstellung.
Wenn das so wäre, würden nur die ungebildeten links und rechts des Parteienspektrums wählen. Die meisten welche besser gebildet sind und sich von einer Ausrichtung begeistern, beschäftigen sich mit der einzelnen Richtung intensiver und in der Tiefe.
Evtl ist ja gerade das der Trugschluss, dass noch mehr Unterricht die InFü befördert.
Vorleben und leben der InFü ist die einzige Möglichkeit. Wo und wann findet das statt (und es findet statt)? Wird im Moment von der mili Führung unsere Demokratie verteidigt? Gibt man nicht ihr die Schuld für den Zustand der Bw. Welcher Vorgesetzte erläutert das vorgehen der Regierung/ BMVg? Ist es mit der realen Situation (Überforderung, Mangel an Rüstung, Aufträge uvm) in der Truppe überhaupt möglich?
Leider verstehen viele Zivilisten nicht, dass gerade Soldaten, die direkt mit Gefechtssituationen zu tun haben, Vorbilder und Traditionen zwingend benötigen, die mit der erfolgreichen Bewältigung solcher Situationen zu tun haben. Bestimmte Vorbilder und Traditionen zu verbieten ohne eine geeignete Alternative zur Verfügung zu stellen, funktioniert bei der Führung von Soldaten nicht.
Man verdrängt die Suche nach Antworten auf dieses psychische Grundbedürfnis nur in den Untergrund, wo diese Suche dann oft im Zweiten Weltkrieg endet und die Antworten durch Soldaten, die meist keine promovierten Historiker sind, dann zuweilen ungeschickt ausfallen. Darüber kann man sich als Außenstehender trefflich empören, aber als nicht als IBuK, die die Pflicht hätte, geeignete Vorbilder und Traditionen zur Verfügung zu stellen.
Wenn sie Mut hätte, würde sie das durch Anerkennung der Tatsache tun, dass die Bundeswehr fast ausschließlich von ehemaligen Wehrmachtssoldaten aufgebaut wurde und somit in deren Tradition steht.
@BausC
Na ja, aber nun zeigt sich, dass InFü kein „Selbstläufer“ ist, der sich quasi selbstregulierend an veränderte gesellschaftliche und strukturelle Rahmenbedingungen anpasst. Warum ist das wohl so ? Nun, ich habe da so eine Theorie: Infü ist ja nur ein Teil der politisch-militärischen Führung der BW, die ja „aus einer Hand“ erfolgen sollte und die Inkarnation dieser Hand ist der/die IBUK. Nun werfen wir einmal einen kritischen Blick in den Dresdner Erlass und was stellen wir fest ? Man hat so ziemlich alle Führungsbereiche in den Kategorien Pers, Mat, Org und Einsatz im BMVg zentralisiert und den Bereich Ausbildung/InFü dezentralisiert, indem man die Insp raus geschmissen hat und Ihnen gleichzeitig die InFü – Verantwortung für ihren OrgBereich hauptverantwortlich aufgebrummt hat. Tja, Führung aus einer Hand sieht eben organisatorisch anders aus. Gleichzeitig hat man die truppendienstliche Leitungsspanne des GI erhöht, ihn gleichzeitig in allen anderen Führungskategorien enteiert und nun wundert man sich auf der politischen Ebene, dass im Berich InFü „Verselbstständigungen“ auftreten nach dem Motto: wer sich nicht geführt fühlt, der führt sich eben selber (auch dazu sind Soldaten ja im Sinne der Auftragstaktik durchaus bereit und in der Lage).Wenn dann höhere Disziplinarebenen InFü-Entscheidungen mehr oder weniger den „Rechtspflegern“ ihres Kommandobereiches überlassen, dann darf man sich nicht mehr wundern über solche Phänomene wie OLT F.A.
Und das ist alles nicht UvdL anzukreiden, sondern der sprechenden und laufenden Büroklammer.
Nun wirft man also UvdL „toxic leadership“ vor, nur weil sie diesen Symmetriebruch im Dresdner Erlass versucht zu „schienen“. Na ja, heilen kann sie den Bruch nicht, das wird eine Weile dauern. Das ist ja auch kein glatter Bruch, sondern ein Splitterbruch und da kann schon einmal ein Knochensplitter durch die Haut stechen.
Vorwerfen kann man ihr natürlich die sehr verkürzte, öffentliche und dramaturgische Diagnose in dem Interview. Aber wenn man den Offenen Brief unvoreingenommen und politisch ohne Vorspannung liest, dann kann man ihren Anamnese-Ansatz imho nachvollziehen.
Thomas Wiegold
Der Eintrag
„Mitleser | 03. Mai 2017 – 19:51“
ist nicht von mir (Sie können als Blogbetreiber wahrscheinlich die andere email-Adresse sehen). Das Pseudonym ist wohl mal wieder doppelt in Nutzung. Könnten Sie bitte die Angelegenheit klären, um Mißverständnisse zu vermeiden?
[Danke für den Hinweis – angesichts der Vielzahl der Kommentare derzeit kann ich das leider nicht vermeiden. T.W.]
Im Jahr 2017 sollte es meiner Meinung nach möglich sein, zum Thema Wehrmacht zu einem Urteil zu kommen, das irgendwo zwischen Verteufelung und Glorifizierung liegt. Mit dem „Makel“, dass diese Bundeswehr von Soldaten der kaiserlichen Armee/Reichswehr/Wehrmacht aufgebaut und somit auch, gewollt oder nicht, ein Stück weit geprägt wurde, wird diese Armee schlichtweg leben müssen – das lässt sich nicht per Dekret ausradieren. Vielleicht hätte Adenauer der NATO doch 18-jährige Generale anbieten sollen…
Trennung:
Zum Thema „Es hätte auffallen müssen“ bzw. „mangelhafte Meldedisziplin“. Dieser Vorwurf, u.a. gemünzt auf die Geschehnisse in Pfullendorf und Sondershausen, ist wirklich goldig. Es gab mal eine Vorschrift in der Bundeswehr, die hat dezidiert bestimmt, was als „Besonderes Vorkommnis“ gilt und was wem zu melden ist. Aus dieser sehr umfangreichen, aber auch eindeutigen, starren Vorschrift hat man nunmehr zwei gemacht. Statt fester Vorgaben gibt es nun – im Sinne der Deregulierung – vier Kriterien, nach denen entschieden werden soll, was meldepflichtig ist und was nicht, garniert vom Zusatz „im Zweifelsfall: melden!“ und einer Beispielsammlung. Es bleibt also dem jeweiligen Vorgesetzten überlassen, zu entscheiden, was er nun als meldepflichtig einschätzt, oder eben nicht. Was passiert nun also (Beispielsammlung)?
– Der eine meldet in UvD-Manier sicherheitshalber alles weiter, damit ihm niemand etwas vorwerfen kann. (Typ 1)
– Der andere meldet tendenziell nichts, weil er es ja nicht mehr zwingend muss und somit auch im Normalfall nichts negativ auf ihn zurückfällt. (Typ 2)
– Der noch andere versucht, subsidiär im Sinne der Vorschrift zu denken und zu handeln, also das, was er auf seiner Ebene bearbeiten, abstellen und „händeln“ kann, auch dort zu belassen. (Typ 3)
Durch die neuerlichen Vorkommnisse wird Typ 2 wohl sterben; Typ 3 aber wohl auch, aber ist das nicht der, den wir eigentlich bräuchten?!
@ Shepard | 04. Mai 2017 – 1:20
„..die angesichts der Schwere des zu prüfenden Tatbestandes (StGB BT Erster Abschnitt, Dritter Titel: Gefährdung des demokratischen Rechtstaates), der zu prüfenden Teilnahmefragen – nicht zuletzt durch Unterlassen und meine verehrten Herren – und evident vorhandener niedrigschwelliger dienst- und beamtenrechtlicher Vergehen keineswegs – und das müssen sie aushalten können – angebracht ist.“
Juristen, empoert Euch nicht- denkt! ….und schreibt, bitte, so, dass es einem normalen Offizier und Seemann verstaendlich ist, Umgedrehte Maegen geben offensichtlich Verworrnes von sich…
@SER Wirklich wunderbarer Kommentar. Was oft vergessen wird: in den Nürnberger Prozessen wurde der Hauptanklagepunkt Führen eines Angriffskrieges und nicht Kriegsverbrechen. Denn damals war noch jedem bewusst, dass Krieg eine Verrohung aller Seiten nach sich zieht. Man schaue sich das Benehmen der „demokratisch“ erzogenen US Army in Vietnam an. Das Massaker von My Lai war nur insofern eine Ausnahme als sich ein Seymour Hersh fand, der den Mut hatte, darüber zu schreiben.
Entweder man hat eine Bundeswehr, die sich auf deutsche militärische Trafitionen beziehen darf, oder man hat eben keine. Hat man keine, dann bleibt nur noch die BW als Söldnerarmee.
klabautermann | 03. Mai 2017 – 21:59
1+
Wird jetzt die Aula MSM neu tapeziert und das olle U-Boot versenkt?
BausC | 04. Mai 2017 – 7:53
1+
M.E. könnte man hier zumachen, mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen.
Ich gebe zu, dass ich über manche Kommentare hier deutlich verblüfft bin.
Der eigentliche Skandal ist der Umgang der Ministerin mit dem Fall Franco A.? Nicht, dass er trotz einer recht eindeutig rassistischen und nicht-wissenschaftlichen Arbeit überall durchgewunken und zum Berufssoldaten ernannt wurde? Also, auf den Punkt gebracht: Ein Rechtsextremist als Berufsoffizier ist weniger schlimm als der Ansatz der Ministerin, das zu thematisieren?
Das ist nur ein Beispiel für eine Haltung, der ich hier keine Plattform bieten werde. Mir fallen da noch mehr ein (bis hin zu der verstiegenen Behauptung, die Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt dürfe ja in der Bundeswehr nix verbieten, was nicht von Gerichten als rechtswidrig eingestuft werde).
Auch die vehemente Behauptung, natürlich müsse die Wehrmacht ein Traditions-Vorbild für die Bundeswehr sein… ist nicht etwas, wofür ich hier Werbung sehen möchte.
Ich behalte mir schlicht vor, diese Debatte hier durch Schließung der Kommentare zu beenden. Da wird eine Richtung propagiert, für die es genügend einschlägige Foren im Netz gibt.
Nur ein paar Gedanken zu dem Thema
1. Rechtsberater
Ein Chef der der Empfehlung des Rechtsberaters folgt, ist i.d.R. auf der sicheren Seite. Oft ist es sogar so, dass man sich selbst angreifbar macht, wenn dann der Empfehlung nicht folgt. Das wird so schon im Rechtsunterricht an den Offiziersschulen kommuniziert und ich kann da keinem einem Vorwurf machen, der sich daran hält. Oft ist es auch so, dass Dinge moralisch verwerflich sind, Disziplinar aber nicht zu ahnden oder umgekehrt. Ja es ist im Disziplinarverfahren Ermessens Sache des Chefs, aber wer möchte sich denn den Stiefel anziehen wenn das jmd. weiter oben anders sieht?
2.Tradition
Ich finde es mit unter schwer zu vermitteln, warum die meisten modernen Führungsgrundsätze (z.B. beweglicher Kampf, Luftlandeoperationen) auf die Wehrmacht zurück führen, das in Taktik und mil. Geschichte auch so vermittelt wird und man dann sagt, Wehrmacht hat mit Tradition nichts zu tun.
Taktisch und militärisch hat die Wehrmacht m.E. auch die Bundeswehr sehr stark geprägt und daran ist nichts verwerflich. Das Ideologie und Ethik verkehrt sind muss man da heraus stellen. Aber auch im geschichtlichen Zusammenhang sehen. Wenn ich das ausblende, kann ich (allgemein gesprochen) auch die meisten großen Denker, Politiker, Institutionen etc. in der Pfeife rauchen.
In den letzten Jahrhunderten war Frauenfeindlichkeit und Ausländerfeindlichkeit, Sklavenhandel etc. Salonfähig. Mir fällt spontan niemand ein der da Vorbild sein könnte, wenn ich es nicht schaffe mich auf einzelne Fähigkeiten, Leistungen oder Eigenschaften zu fokussieren. Käme ja auch keiner auf die Idee alle kath. Kirchen ab zu reißen, weil speziell die kath. Kirche Frauenverachtend ist.
3. PersAmt
Ich meine mich daran erinnern zu können, dass es sehr schwer ist einem Offz die Eignung ab zu sprechen und ihn zu entlassen. Das PersAmt stellt z.B. fest, dass ein 17 Jähriger zum BOA (Berufsoffizieranwärter) geeignet ist. Alle Vorgesetzten des betreffenden Soldaten können nichts anderes tun als diesen Eindruck zu bestätigen, wenn sie sich nicht unverhältnismäßig viel Aufwand aufbürden wollen. Rechtsberater erklären einem dann noch, dass das PersAmt das besser weiß und dann folgt man mal wieder dieser Empfehlung….
4. Ausbildung
Hier kann jeder mitreden der in der Schule war. Denken Sie doch bitte einfach mal daran wie Noten verteilt werden oder wie gut es einige schaffen sich als Vorbild zu verkaufen und dann nach Unten und zur Seite Treten. Wie bitte soll da bei der Bundeswehr ein Chef denn ein objektives Bild seiner Soldaten bekommen, wenn das sonst nirgends funktioniert? Noch dazu, in der Schule verbringen Sie Jahre, auf Lehrgang sind Sie 3-9 Monate.
Wenn der Chef keine Zeit für Dienstaufsicht hat, kann er auch nicht feststellen, dass etwas nicht Stimmt und nachsteuern.
Zusätzlich kann man bei der Bundeswehr zwar Pädagogik (z.B. mit SP auf Soziologie und Psychologie) studieren, Verwendung findet dies aber selten. Und auch mit diesem „Handwerkszeug“ tut man sich nicht gerade leicht dabei objektiv zu bleiben.
5.Verantwortung
Wer ist für eine Fehler verantwortlich? Wenn sie der Theorie folgen, niemand. Wichtig ist, das der Fehler angesprochen wird und behoben wird. Hierzu ein Bild für Sie. Es gibt dieses „Käsescheiben-Prinzip“ ein Fehler passiert nur dann, wenn die Scheiben so übereinander liegen, dass etwas durch alle Löcher fallen kann. Verrückt man eine Scheibe oder fügt eine hinzu schließt sich dieser Weg. Piloten kennen das als CRM, es geht hier um Fehlerkultur. Die ist auf höherer Ebene nicht mehr zu finden. Fehler heißt dort, es rollen Köpfe. Also ist man eher geneigt dazu Sachen zu verschweigen und zu vertuschen. Verantwortung heißt zwar Entscheidungen zu treffen, wird heute aber viel zu oft mit Schuld gleich gesetzt, weswegen zu viele Verantwortung von sich schieben.
Würde man hier konstruktiv heran gehen, d.h. woran liegt es, wie kann das passieren, gut das Ihnen das aufgefallen ist (meist entdeckt man den Fehler ja auch selbst), könnte man den Fehler beheben und müsste keine Angst vor Strafen haben.
Auf den Fall des Soldaten A. bezogen bedeutet dies, alle Beteiligten befragen, Verbesserungsvorschläge annehmen und durchdenken, aber niemanden dafür jetzt an den Pranger stellen. Beim Soldaten A. laufen mehr Fehler zusammen. Einschätzung PersAmt, Einschätzung der Chefs, Dienstaufsicht etc. alle tragen da an der Verantwortung mit. Das A. bisher keine Konsequenzen zu spüren bekam ist sicherlich falsch, doch wichtiger als einen Schuldigen hierfür zu finden. ist zu verhindern, dass dies nicht wieder vorkommen kann.
@ T. Wiegold:
Ich weiß natürlich nicht, welche Beiträge Sie so herausfiltern und was dort so drin steht. Ich glaube schlichtweg, dass es (auch) damit zu tun haben könnte, dass man als Soldat, der sich im multinationalen Umfeld bewegt, zum Thema Wehrmacht andere Sichtweisen erhält bzw. einen anderen Umgang damit wahrnimmt, als es hierzulande der „normale“ Bundesbürger tut. Nicht besser, nicht schlechter, schlichtweg anders. Von der berufsbedingten Befassung mit bestimmten Themen mal ganz abgesehen.
@T.W.
Dir ist schon klar, dass Du durch schließen der Kommentare genau das tust, was diese Subversion-Bots wollen. Du hast die drei subversiven „Angriffsvektoren“ ja sehr treffend hervorgehoben und somit sollte es für die thematisch ernsthaft interessierten Leser und Schreiber nicht schwer sein diese Trollos einfach auszublenden.
But U’re the landlord ;-)
@jüngchen 03.05.2017 – 23:18
Ich werde (weil als Sdt dazu verpflichtet) nicht expliziter, aber eine abschließende vergleichende Auswahl ist vorgesehen, ggf. notwendig (MoU). Damit schließe ich meine Bemerkungen zu diesem Punkt.
@vache folle 03.05.2017 – 23:50
Dem ist wohl nichts hinzuzufügen. Ich Frage Sie nicht ;)
Abschließend:
Als Sdt (und wie hoch sind diese Werte erst für einen Offizier und Berufssoldaten zu werten) habe ich mich verpflichtet, ggf. unter Einsatz meiner persönlichen Unversehrtheit für die für keinen hier in Frage zu stellenden Grundwerte einzusetzen. Eine Diskussion in wie weit auch nur in Teilen Traditionen aus alten Strukturen übernommen werden sollten/müssen um Identitäten und strukturelle Kohäsion zumindest zu fördern, ist unerträglich.
Ich identifiziere mich mit dem unverändert geltenden Wertsystem, für welches ich in letzter Konsequenz einstehe und es nicht in Frage stelle weil ich die Notwendigkeit dazu nicht sehe.
Das bedeutet notwendigerweise auch unbequem sein zu müssen wenn es darauf ankommt. Ecken und Kanten zeigen, nicht alles glattbügeln und dem Opportunismus preisgeben.
Gebt den Vorgesetzten wieder Zeit sich persönlich, und zwar ständig, mit ihren Frauen und Männern zu befassen. Das ist das Wesen „guter Führung“!
Ich melde mich ab.
„Ich finde es mit unter schwer zu vermitteln, warum die meisten modernen Führungsgrundsätze (z.B. beweglicher Kampf, Luftlandeoperationen) auf die Wehrmacht zurück führen, das in Taktik und mil. Geschichte auch so vermittelt wird und man dann sagt, Wehrmacht hat mit Tradition nichts zu tun.
Taktisch und militärisch hat die Wehrmacht m.E. auch die Bundeswehr sehr stark geprägt und daran ist nichts verwerflich. Das Ideologie und Ethik verkehrt sind muss man da heraus stellen. Aber auch im geschichtlichen Zusammenhang sehen. Wenn ich das ausblende, kann ich (allgemein gesprochen) auch die meisten großen Denker, Politiker, Institutionen etc. in der Pfeife rauchen.“
Ich verstehe nicht, warum offenbar (einige) deutsche Soldaten so dringend heroisierende, der Form nach direkt aus der Wehrmachtspropaganda der Kriegszeit entnommene (und dem Traditionserlass von 82 direkt entgegenstehende) Wehrmachtsbildchen und Sprüche an der Wand brauchen. Was ist der Zweck? Der von @bumblebee im zitierten Absatz insinuierte Zusammenhang zwischen dem unbestritten prägenden Einfluss der Wehrmacht auf die Art und Weise, wie moderne Armeen funktionieren und operieren einerseits und dieser Art der „Traditionspflege“ andererseits, erschließt sich mir einfach nicht.
Andere Armeen sind ebenso (einige würden sagen, sogar noch stärker als die Bw) in ihrer operativen und taktischen Praxis von den Erfahrungen der Wehrmacht beeinflusst – aber brauchen etwa die Israelis deutsche Landserpropagandabildchen aus der Kriegszeit dafür, eine funktionierende und effektive Armee zu sein? Irgendwie nicht…
Diese, im besten Fall unglaubliche naive Übernahme und Adaption von plumper NS-Propaganda und der, offenbar auch hier in Teilen verbreitete, Glaube, dass das, damals wie heute damit transportierte Soldaten- und Menschenbild irgendwie mit der FDGO einer demokratischen Bundesrepublik im Jahr 2017 vereinbar sein könnte, ist echt traurig. Wirklich verstörend ist aber, dass solche Darstellungen offenbar trotz PolBil, Offz-Studium und nunmehr fast 35 Jahren Traditionserlass (mal abgesehen von Meterweise Forschungsstand zu WK2 und der Rolle der „sauberen“ Wehrmacht darin) im „Regelbetrieb“ keinen Grund für das Eingreifen von Vorgetzten bieten und (zumindest in einigen Fällen) geduldet werden.
Natürlich hier etwas OT, aber es gibt kein aktuelles Bällebad.
Auf Stern.de ist ein Interessanter Bericht zu lesen: „Bundeswehr undercover“
Dürfte der BW auch nicht wirklich weiter helfen in Sachen Nachwuchsgewinnung.
Grüße
[Hm, es ist die Wiederholung eines Artikels aus dem April 2016, wie der Stern ausdrücklich anmerkt. T.W.]
Echt enttäuschend, dass so einer nicht hochkannt rausgeschmissen wurde und dass man ihm sogar den Rücken freigehalten hat um die weitere Karriere nicht negativ zu beeinflussen. Hätte ehrlich gesagt mehr von der BW erwartet. Auch interessant, dass sich sofort Leute finden, die sowas durch dümmliche Vergleiche runterspielen wollen.
@ T.Wiegold | 04. Mai 2017 – 10:03
„Also, auf den Punkt gebracht: Ein Rechtsextremist als Berufsoffizier ist weniger schlimm als der Ansatz der Ministerin, das zu thematisieren?“
Diese Frage wurde weder gestellt noch impliziert ausgesprochen.
[Es wurde sogar explizit ausgesprochen. T.W.]
Ich lese den allgemeinen Tenort: Es ist leider Tatsache, was sollten (muessen) alle Ebenen tun um Wiederholung solcher und aehnlicher Faelle zu vermeiden.
Dazu gehoert Information und Fehlerkultur.
Die Information ist bisher (aus bekannten Gruenden) unzureichend, u.a. weil es sich (ausser bei der Masterarbeit) immer noch um Verdacht und Vermutungen handelt bzw die Staatsanwaltschaft und/oder die Bw wenig harte Fakten veroeffentlicht haben.
Eine gute Fehlerkultur fordert ‚Ross und Reiter‘ zu finden und zu benennen und danach vernuenftige Entscheidungen im Sinne von Verbesserungen des Gesamtsystems einzufuehren..
Aus meiner Sicht ist der Vorfall instinktlos und hysterisch aufgeblasen worden. Fr vdL haette die zustaebdigen Stellen (Staatsanwaltschaft, MAD, GI) ihre Aufgabe wahrnehmen lassen sollen und zusaetzlich das tun, was heute wohl ablaufen soll: Eine klare Ansage mit Auftrag an die gesamte Generalitaet der Bw geben.
Der ‚offene Brief‘ war auf breite Aussenwirkung (Innenwirkung erreicht man durch Tagesbefehle) berechnet. Und somit wohl Wahlkampf…innerhalb und ausserhalb der Bw, da war doch ‚was?
Norman Schwarzkopf, Befehlshaber der Koalitionstruppen im Zweiten Golfkrieg, sagte einmal: „Führung ist eine kraftvolle Mischung aus Strategie und Vertrauen. Aber wenn du ohne eines von beiden auskommen musst, verzichte auf die Strategie.“
Welches ist die Strategie der IBuK? Sie bleibt zuallererst politische Beamtin und als solche der Kanzlerin und der Partei verpflichtet. Die gestrige Illkirch-Veranstaltung mauserte sich dem Betrachter am Bildschirm zu einem Pressevent, ist Wahlkampf.
Hat sie sich jemals mit dem Gefühlsleben von Truppe befasst? Falls zutreffend, sollte sie mehr als nur den Schimmer einer Ahnung davon haben, wie Truppe denn so „tickt“, besonders Kampftruppe des Heeres und hier nochmals unterstrichen die Infanterie.
Ihr Affinität zur Truppe, zum Verstehen von deren Gefühlsleben bleibt verborgen. Truppe ist mehr als sich kümmern um Ausrüstung, Verbesserung der Ausstattung in Kasernen und Sorge um Personal hinsichtlich bloßer Erreichung des Solls. In meinen länger zurückliegenden Anfangsjahren hat mir ein KpChef einmal gesagt: „Truppe muss sich fühlen“.
Vertrauen ging verloren, und zwar durch die pauschalisierende Kritik am gesamten Truppenkörper. Gelegenheit der Zurücknahme bietet sich heute im Kreis der obersten Führungstagung. – Die passenden Worte dazu können anschließend öffentlich präsentiert werden -. Steht zu hoffen.
Findet das nicht statt, bleibt leider nur die Feststellung, weder Strategie (Verfolgung eines längerfristigen Plans des „wohin Bw und warum“) noch Vertrauen der Truppe.
In der nächsten Legislatur, ist das Trost (?), darf sich jemand Neues üben.
@Blackbox
Reichswehr schießt nicht auf Reichswehr
von Seckt.
Auch nicht wenn es Meuterer sind
@Klaus-Peter Kaikowsky
Also sind anscheinend Pride of Unit, Identity of Unit verboten und das im Vergleich zur französischen und angelsächsischen Streitkräften.
Adler verloren
Ehre verloren
Ehre verloren
Alles verloren
Die Vorstellung die BW ihre Soldaten zu erziehen ist IMPOV bestenfalls maßlose Arroganz, eher aber Hybris.
@Hohenstaufen
Ja und eine Menge dieser Traditionen beinhalteten uns gegenseitig zu bekämpfen.
Was die Zelebrierung der Siege und Niederlagen von Leipzig und Königgrätz(Im Dienste des Kartätschenprinzen) doch etwas schwierig macht.
@BlueLagoon
Das Wachbattaillon hatte bis vor einigen Jahren noch Karabiner mit Hakenkreuzen.
Danach hat ein Offizier des WB hat seinen Soldaten das Tragen von Churchills „Worten Blut, Schweiss und Tränen“ weil aus der rechten Ecke kommend verboten.
@0815
Sehen sie mal bei den US Marines in Bezug auf Unterbringung nach.
Was mir in der bisherigen Informationslage fehlt:
Warum wurde eigentlich der MAD 2014 durch den DDO nicht eingeschaltet?
Es stand der Verdacht „Rechtsextremismus“ im Raum, da hätte doch der Disziplinarvorgesetzte ein BV absetzen müssen? Auf dessen Verteiler sollte doch dann auch die zuständige MAD-Stelle zu finden sein müssen?
Ich rege an, die aktuellen Äußerungen des GI von heute morgen im TV neu aufzunehmen.
Ein Fleißbienchen für ADLAS-Doe | 04. Mai 2017 – 11:17
100% ACK
@ADLAS-Doe
Um den Zusammenhang zu erläutern.
Man erklärt den Soldaten welche mil. „Denker“ ihre Truppengattung geprägt haben, vermittelt ihnen aber gleichzeitig, dass diese nicht zu verehren sind.
Als Bsp. ein Politiker prägt eine Partei oder Stadt und dafür wird ein Haus oder eine Uni nach ihm benannt und es gibt eine Ausstellung dazu.
Ein General prägt eine Truppengattung dafür wird eine Kaserne nach ihm benannt und es gibt einen „Traditionsraum“. Bei Wehrmachtsangehörigen gestaltet sich das eben Problematisch.
Und um am Thema zu bleiben, die Franzosen gehen damit anders (ich möchte das an dieser stelle nicht bewerten) damit um, was eben auch Einfluss auf den Soldaten A. (da Großteil seiner Dienstzeit mit franz. Kameraden verbracht) hatte und deshalb Thematisiert werden muss.
Weiter zur Tradition, Waffen aus der Wehrmacht sind nun mal direkte Vorläufer unserer Waffen. Also gehören sie m.E. auch dazu. Die Karabiner des WachBtl sind da ein Bsp. Aber auch Musketen etc. aus vorherigen Epochen. Dass nun speziell Wehrmachtsmaterial wieder Problematisch ist, das will ich nicht in Abrede stellen.
So nebenbei, auch andere Streitkräfte interessieren sich für alte Waffen. Man beachte wieder die Trennung von der Ideologie.
Ich denke da liegt das Problem, einigen fällt das leicht, anderen schwer und einige nutzen es aus. Hier muss man ein Auge darauf werfen, Stichwort Dienstaufsicht.
Wenn ich z.B. Rommel für seine Taktiken wertschätze, heißt das ja nicht, dass ich damit gleichzeitig NS-Propaganda gut heiße. Ich bitte hier um die Trennung von der Ideologie. Im übrigen wird das Offiziersbild speziell wenn man auf Stauffenberg zu sprechen kommt, durchaus aus mehreren Blickwinkeln betrachtet.
Sie werden wohl kaum Treue, Pflichterfüllung und Ehrlichkeit als negativ empfinden. Es wird erst zu etwas Negativem wenn man aufhört zu reflektieren und seine Position zu überdenken. Und da setzt PolBil an.
An dieser Stelle möchte ich auch nochmal herausstellen, dass das Menschenbild von damals nicht mittransportiert wird, nichts mit dem heutigen zu tun hat, in der PolBil nicht gut geheißen und auch in der Tradition nichts verloren hat.
@ T.Wiegold +1
@Adlas-Doe +1
@TomCat
auf Anhieb fallen auf (nur ehemalige BS)
O.a.D Paderski (Mitglied im Bundesvorstand der AFD)
OTL a.D. Junge
2 Stabsoffiziere bei einer so kleinen Partei in der Spitze ist wahrscheinlich statistisch auffällig.
Dieses Rumgeheule wegen mangelnder Tradition ist unerträglich. Tatsächlich geht es den Einzelnen doch nur um ein, nach ihrer Ansicht nach, falsches Traditionsbild. Sie verstehen nicht oder wollen nicht akzeptieren (Ungehorsam!) dass die Politik Richtlinien formt und umsetzt. Nichts anderes ist der Inhalt des Schlagworts vom „Primat der Politik“.
Wer damit als Soldat nicht zurechtkommt hat den falschen Beruf, kann zumindest nicht Offizier sein, werden oder bleiben.
Das war und ist in allen Armeen der Welt so und das ist auch gut so, wenn es sich um zivile demokratisch gewählte Regierungen handelt.
Auch in der (deutschen) Militärgeschichte finden sich dazu viele Beispiele:
Friedrich der Große vs. von der Marwitz; Fall Zabern; Entlassung von Seeckt; oder in
Frankreich (OAS vs. de Gaulle; und in den USA (Kontroverse um Mc Arthur, Ablösung Patton; Kuba-Krise).
Größe zeigt sich auch in der Konsequenz des eigenen Handelns. Man kann auch kündigen!
T.Wiegold | 04. Mai 2017 – 10:03
Sie sprechen mir aus der Seele!
Es entsetzt mich, mit welcher Selbstverständlichkeit hier in Anspruch genommen wird, sich über Vorgaben der Leitung des BMVg hinwegsetzen zu dürfen – bis hin zum auch schon ein paar Jahre älteren Traditionserlass.
Solange man von uns nicht verlangt, gegen Recht und Gesetz zu verstoßen, ist die richtige Antwort zunächst mal „Jawoll!“ Und nicht:“das sehe ich anders, weil die Jägertruppe in der Bw keine identitätsstiftenden Vergangenheit hat und sich deswegen WK II-Devotionalien an die Wand hängen muss“.
Denn: es obliegt nicht dem Einzelnen in der Bw, alles zu tun, was nicht gesetzlich verboten ist, sondern den Vorgesetzten in diesem Handlungsrahmen weitere Leitplanken einzuziehen.
Dazu sind sie berechtigt und genau das tut die BM’in gerade! Ist ja auch nicht so, als ob sie es nicht den Prinzipien moderner Menschenführung folgend nicht auch erklären würde, so dass es jedem ermöglicht wird, diese Vorgaben nachzuvollziehen und dann im eigenen Verantwortungsbereich umzusetzen.
Interessanterweise argumentieren dagegen vor allem Personen, die im Übrigen ein sehr klassisches Soldatenbild propagieren, in dem m.E. Loyalität durchaus zum Wertekanon gehört, oder???
Ich soll nicht wirklich Kommentare freischalten, in denen die Ministerin z.B. von Offizieren a.D. als „kurzsichtig und verblendet“ abqualifiziert wird wg ihrer Haltung zur Wehrmacht!?
Die BW hat ein gestörtes Traditionsverhältnis Und solange dieses nicht gelöst wird, wird es immer wieder Probleme damit geben und sei es nur, daß die BW etwas verbietet, wie „Treue um Treue“ und es in der Truppe weiter gepflegt wird, weil die Truppe von Verboten, ohne nachvollziehbare Begründung, nicht überzeugt wird. Wenn Soldaten mündige Staatsbürger sein sollen, dann stehen Verbote in einem gewissen Gegensatz dazu.
Es gibt nur zwei Lösungsmöglichkeiten. Entweder es wird konsequent eine eigene Tradition der BW aufgebaut, mit BW Marschliedern(damit die Soldaten wissen was sie singen dürfen und was nicht), eigenen Truppenfahnen für jedes Bataillon mit dem Wappen der Einheit, ein Veteranentag, Gedenken an Gefallene der Truppe und an ihre Gefechte….oder die Tradition wird wenigstens um die Preußische Armee erweitert und z.B. jedes BW Bataillon in die Tradition eines Preußischen Regiments gesellt und der WWI als Traditionsbildend herangezogen und es gibt BW Paraden in Traditionsuniformen der Preußischen Armee.
Denn Österreich erlaubt z.B. seinem Bundesheeri in der Tradition der KuK Armee von Österreich-Ungarn zu stehen. Nur 7 Jahre des Anschlußes sind dort nicht traditionswürdig. Im Bundesheer kann die Tradition seiner alten Regimenter, wie z.B. der Hoch- und Deutschmeister gepflegt werden.
Aber wie es die BW macht, fast alles aus der Wehrmacht einerseits zu verteufeln, andererseits aber die BW auf den Widerstand innerhalb der Wehrmacht zu stützen, dies kann nicht funktionieren. Denn viele Mitglieder des Widerstandes waren in die Angriffskriege der Nazis verstrickt, teilweise anfänglich selbst Nazis oder Nazi-Anhänger, aber aufgrund der Verbrechen im Osten, haben sie sich vom Saulus zum Paulus gewendet und Versucht Hitler und sein Regim zu beseitigen.
Ich persönlich finde den ersten Traditionserlaß, wonach schon die Wehrmacht als solche keine Traditionen für die BW schaffen konnte, Einzelpersonen aber schon, besser als den aktuellen Traditionserlaß, welcher nicht berücksichtigt, daß die BW von Tausenden von Offizieren und Unteroffizieren geschaffen wurden, welche zu vor in der Wehrmacht gedient hatten und in dieser Sicht ist die BW doch gut gelungen. Das Primat der Politik ist auch in den fünfziger oder sechziger Jahren nie in Frage gestellt worden.
@K-P K
Da haben sie ganz brav den Herrn Reinhard K. Sprenger zitiert, der in dem WELT-Interview ja auch der Meinung ist „„Von der Leyen war schon immer eine Fehlbesetzung“.
Nun muß man die Wirtschaftstheorie von Sprenger kennen, der ein entschiedener Gegner der neo-liberalen/tayloristischen Wirtschaftstheorie ist. Seine Theorie ist konservativ „mittelständig“ ausgerichtet und „Vertrauen“ spielt da eine ganz große Rolle in seiner Theorie. Nun, da UvdL offensichtlich eine Friedensunternehmensstrategie hat, hält sie sich eben nicht an den Rat eines Kriegsunternehmers und verzichtet auf diese nicht meß-und nicht faßbare Sache mit Namen „Vertrauen“. ;-)
Kein aufgeklärter mili Führer der Bw benötigt die Wehrmacht für irgendwas und hier im Blog scheinen einige anderer Meinung zu sein. Über 60Jahre Bw sollte allen genügen.
Wer damit ein Problem hat, zeigt, dass in Teilen der Bw etwas richtig schief läuft.
Wie die Bw ihrer eigenen Tradition besser nachkommt ist ein eigenes Thema und der Umgang in der Neuausrichtung mit diesem Thema (zB OffzSchuleLw) bedarf noch der Aufarbeitung. Aber hier mE OT.
Nichts was hier hoch kommt ist zu rechtfertigen, manches erklärt sich mit Schrecken.
Bin verwundert!
Mir ist nach „Unterlassen“ ein „und“ zuviel aus der Feder getropft. Unzweifelhaft kommt dem Dienstaufsichtverpflichteten eine Garantenstellun ggü. dem Staate zu sodass die Begehung und Teilnahme durch Unterlassen iSd eines unechten Unterlassungsdelikt grundsätzlich möglich erscheint. Inwieweit das „Gewährenlassen“ einen (Eventual)Vorsatz hinsichtlich des zu prüfenden Delikts darstellt, ist jetzt von den Ermittlungsbehörden festzustellen. Insofern ist die Frage, ob rechtsextremes Gedankengut bei dem angesprochenen Peronenkreis vorliegt, gefördert oder toleriert wurde von höchster Relevanz als dass es den Vorsatz indizieren kann.
@ ThoDan | 04. Mai 2017 – 12:02
„@BlueLagoon
Das Wachbattaillon hatte bis vor einigen Jahren noch Karabiner mit Hakenkreuzen.
Danach hat ein Offizier des WB hat seinen Soldaten das Tragen von Churchills „Worten Blut, Schweiss und Tränen“ weil aus der rechten Ecke kommend verboten.“
„… ein Offizier… “ kann das verbieten?
Ob das alles auch die IBuK weiß ?
Bei allem nötigen Respekt. Frakturschrift, infanteristischer Sturmangriff mit Stielhandgranaten und P08 und Landser mit aufgeplanzten Bajonett am Karabiner? Soldat mit MG34 nebst MP38/40 Replika an der Wand in einer französischen Kaserne? Das ist mit Naivität nicht mehr zu erklären. Ebenso die Versuche hier dies zu rechtfertigen.
ADLAS_doe hat es bereits ausgeführt. Mir rollen sich hier wirklich die Zehnägel hoch, wenn ich lese, dass es anscheinend nicht möglich zu sein scheint, erst über die Taktiken von Rommel und die operative Führung von Manstein und dann über ihre Haltung in einem Regime zu sprechen, sondern mit einem romantischen Blick ins Landser-Heft schaut. Die Bibliotheken sind gefüllt mit entsprechenden Studien, sie müssen nur gelesen bzw. nachhaltig vermittelt werden. Aber anscheinend scheint die Vermittlung nicht zu fruchten, wenn man dererlei im „Bunker“ zu sehen bekommt. Das Ergebnis sind rigorose Tradtionserlasse von oben, währenddessen unten das genaue Gegenteil praktiziert wird.
Und die Analogie von der MP38/40 zum G36 möchte man mir jetzt bitte nicht versuchen zu erklären!
Wenn man Armeen anderer Länder mit der Bundeswehr vergleicht, solten man auch das Bild vergleichen, welches Bild durch die jeweiligen Politiker und Medien von den Soldaten ihrer Streitkräfte gezeichnet wird.
Die Entstehung und Geschichte der Bundeswehr ist geprägt von Misstrauen und Abneigung gegenüber unseren eigenen Soldaten.
Mit Ausnahme von KTzG, haben es die Verteidigungsminister nie recht verstanden, die Bundeswehr positiv zu repräsentieren. Nun – er ist Geschichte. Auch UvdL hat es versäumt diesen negativen Schwingungen zu glätten. Hierzu gehört der gerechte Umgang mit Unschuldigen und die Bestrafung von Schuldigen, aber gewiß nicht der mediale Overkill, bei einzelnen Verbrechen, Vergehen oder Fehlverhalten.
@ closius | 04. Mai 2017 – 12:24
“ Die BW hat ein gestörtes Traditionsverhältnis Und solange dieses nicht gelöst wird, wird es immer wieder Probleme damit geben …“.
So sehe ich es auch.
Die Führung selbst, so scheint es, weiß nicht so genau …
Ein junger Soldat, auch ein junger Offizier, bettelt geradezu nach Führung und Orientierung. UND er hat einen Anspruch darauf!
Und die sollte sich m.E. nicht auf PolBil beschränken, sondern findet u.a. auch beim gemeinsamen Mittagessen des / der Vorgesetzten mit Junkern, Fähnrichen etc. und anschließenden Vorträgen ( durch den Nachwuchs) sowie Diskussion statt.
Wenn aber selbst Inspekteure in der Kantine in der Schlange stehen und sich mit ihrem Tablett nur an den Tisch der anderen StOffze setzen, bleibt Derartiges aus.
Wo es früher ( ja, nicht alles, aber so manches war früher anders, vielleicht sogar besser… ) „Blaue Stunde“ gab und zwanglos Gespräche geführt wurden, herrscht heute gähnende Leere.
Es gibt Kasernen, in denen nicht einmal ein gemeinsamer Fernsehraum existiert, um z.B. Nachrichten zu sehen etc und zu diskutieren. Jeder zieht sich auf seine Stube zurück ( FKK sei dank ) oder daddelt auf seinem iphone herum. Gespräche, Diskussionen ? Fehlanzeige.
Die SAZV tut ein Übriges dazu.
Und wenn dann passiert, was passieren muß, folgt der große Aufschrei mit Entrüstung.
Was soll heute im BMVg herauskommen? Eine Diskussion mit über 100 Gerneralen und Admiralen?
Oder ein Einnorden und jeder sagt als ( führender ! ) Staatsbürger in Uniform „JAWOLL“ ?
Ich will da ganz sicher nichts und schon gar keine Todeslisten relativieren oder verharmlosen, aber die Schuld an der Misere nur einseitig zu suchen, wäre m.E. fatal.
Klaus-Peter Kaikowsky | 04. Mai 2017 – 11:58
Sie haben schon mitbekommen, dass es um vermeintlich kriminelle Offiziere geht und auch um vermutliches Fehlverhalten militärischer Vorgesetzter.
Es ist natürlich einfacher, alles der Politik zu zu schieben, wenn das Militär versagt.
Ich finde, das ist unsäglich … wie auch die hier geführte Debatte über „Tradition“.
Furchtbar
@Bumblebee
Der Treueid der Angelsachsen beinhaltet die Bedingung, das der König nach Recht und Gesetz herrschte.
@closius
Fall Zabern, der Fetzen Papier, Yperit als Traditionsvorbild für die BW
Die BW hat jetzt gut 60 Jahre auf dem Buckel – mehr als jede ihrer Vorgängerorganisationen in den letzten 200 Jahren – und es wird tatsächlich vom „Fehlen einer identitätsstiftenden Vergangenheit“ geredet?
T.Wiegold | 04. Mai 2017 – 12:24
Ich wäre schon fast erleichtert, wenn sich nur Offz a.D. so äußern würden….
Ich komme nicht umhin, nochmal daran zu erinnern, dass der Gesamtskandal OLt A. im Wesentlichen aus zwei Komponenten besteht:
1. er ging monatelang als Syrer durch => Anteil BAMF, Ausmaß ähnlicher Fälle unbekannt => medial überhaupt nicht mehr betrachtet.
2. er war rechts, was in der Bw offenbar bekannt war, jedoch zu keinen Konsequenzen führte. Des Weiteren plante er etwas – was genau, ist immer noch nicht bekannt => Anteil Bw, medial dezidiert betrachtet, auch maßgeblich aufgrund der „Polterrede“ der Ministerin, jüngst nochmals medienwirksam in Illkirch um den Anteil Wehrmacht und Bundeswehr erweitert.
Honi soit qui mal y pense. Die Bundeswehr stand auch schon vor dem Fall A. nach Außen als Trümmertruppe da: Materiallage destaströs/lächerlich, disziplinmäßig ebenso (Verhalten Frauen und Rekruten gegenüber), da fallen Rechtsradikalismus und Wehrmacht, was eh schon ein alter Hut ist und periodisch immer mal wieder zum Thema wird, nicht weiter ins Gewicht. Man darf vermuten, dass Frau Ministerin nicht mit so viel Gegenwind bei ihrem Generalanschiss gerechnet hat – und wenn, dann ist es im Vergleich zum Gegenwind, der der Kanzlerin ins Gesicht wehen würde, wenn sich dem Chaos beim BAMF mit der entsprechenden Emsigkeit genähert würde, ein laues Lüftchen. Man darf sich schon fragen, wie die Berichterstattung ausgefallen wäre, wenn A. kein OLt gewesen wäre, sondern einfach nur der Student A, der u.a. den Bundespräsidenten und den Bundesjustizminister auf einer Todesliste stehen hatte. Man darf nur hoffen, dass wir es nie erfahren werden!
Gleichwohl ist es ein Skandal, was innerhalb der Bundeswehr im Fall A. abgelaufen ist, gar keine Frage. Dass es sowas im Jahr des Heils 2017 überhaupt noch gibt und toleriert wird, ist ein schlechter Witz. Sich aber nur auf diesen Aspekt zu fokussieren und alles andere außer Acht zu lassen, das hat ein Geschmäckle und ich finde, es ist nicht verwerflich, das nicht unerwähnt zu lassen.
Meiner Meinung nach wird alles nur auf entweder oder pauschaliert. Für mich muss bei der Tradition im Hinblick auf die Wehrmacht unterschieden werden nach dem rein Militärischen, also den fachlichen Fähigkeiten und auf der anderen Seite den systemrelevanten Gesichtspunkten. Auch wenn die Trennung schwierig sein dürfte, kann man das schaffen.
Ebenso einseitig pauschaliert wurden die Äußerungen der Ministerin als Gesamtrundumschlag. Leider kommen jetzt die Differenzierungen und Klarstellungen etwas spät. Das hätte man vorher berücksichtigen sollen.
Auch beim Korpsgeist erfolgt nur eine minimalistische Differenzierung. Korpsgeist ja, aber getrennt von Auswüchsen unter seinem Deckmantel.
Ob es aber im Sinne von Offenheit und Öffentlichkeit ist, den bereits eingeplanten Fototermin des Gesprächs mit der Führungsebene platzen zu lassen? Oder aber einzelne Teilnehmer wollen nicht zu erkennen sein?
Ich wäre gespannt einmal zu erfahren, wenn an der Wand gestern ein Deutscher Infanterist in aktueller Uniform, mit dem MG im Anschlag, vor einer afghanischen Bergkulisse abgebildet worden wäre und daneben ein Modell des G3 oder einer Uzi gehangen hätte. Wäre das in Ordnung gewesen ?
Zitat Harry, 12:22 „Solange man von uns nicht verlangt, gegen Recht und Gesetz zu verstoßen, ist die richtige Antwort zunächst mal „Jawoll!“ Und nicht:“das sehe ich anders, weil die Jägertruppe in der Bw keine identitätsstiftenden Vergangenheit hat und sich deswegen WK II-Devotionalien an die Wand hängen muss“.
VS:
„Interessanterweise argumentieren dagegen vor allem Personen, die im Übrigen ein sehr klassisches Soldatenbild propagieren, in dem m.E. Loyalität durchaus zum Wertekanon gehört, oder???“
Naja, zunächst mal „Jawoll“ rufen, hat auch eine gewisse traditionelle Dimension…
Werte Foristen, was machen wir denn hier miteinander? Diese Debatte ist so alt wie elendig und wird von hüben wie drüben mit teilweise hanebüchenen Argumenten geführt.
Natürlich kommt die hochprofessionelle Israelische Armee auch ohne Wehrmachtslandser an der Wand zurecht und hat dennoch gewisse Einsatzgrundsätze von der Wehrmacht im Petto. Diese Jungs und Mädels befinden sich aber auch seit Gründung beinahe permanent im Krieg, haben eine eigene Tradition und eigene emotionale Verbindlichkeiten, die eine kleine Kampfgemeinschaft zusammenzuschweißen vermögen.
Trennung.
Wir können hier sicherlich mit den vorhandenen Dienstjahren im Forum eine ganze Reihe von seltsamen Änderungen aufzeigen, die nach und nach mit steigender Opportunität zurückgenommen oder entfernt wurden. Man denke etwa an „Kriegsnah ausbilden“, dann „Einsatznah ausbilden“ bis hin zu „am besten so gar nicht mehr ausbilden“.
„Treue um Treue“ ist ebenso leidlich. Als es für deutsche Soldaten erstmals wieder so richtig schmutzig um Kämpfen und Sterben ging, suchten die Betroffenen nach Mitteln dies intern auszudrücken. Treue um Treue wurde meiner persönlichen Erfahrung nach auch und besonders von denen mitgetragen, die nicht wussten, wo’s herkam. Weil sie so gefühlt haben. Will ich es ihnen vorwerfen? Kann ich dann sagen, dass es den Kern der Sache zwar trifft, ich es nicht anders auszudrücken vermag, es aber nun einmal nicht angeht, mit der schlanken Begründung von Unsäglichkeiten zwischen 33 und 45?
Die Politik hat die kämpfenden Teile der Bw bei diesem Prozess meiner Ansicht nach sträflich im Stich gelassen und hat noch Jahre gebraucht, bis sie in der Realität der Soldaten in AFG angekommen war. Die mil Führung konnte oder wollte dies entweder nicht ansprechen, oder hat es vielleicht getan und ist gescheitert- dies entzieht sich meiner Kenntnis, aber an diesem Punkt können wir doch alle nicht stehenbleiben wollen?
Als Soldat muss ich natürlich rechtmäßige Befehle wie den Traditionserlass in meinem Tun und Handeln umsetzen. In diesem Punkt bin ich völlig bei Harry. Als Staatsbürger kann ich aber anmerken, dass ich den Traditionserlass für völlig verkorkst halte. Und wie man das so macht kann man das durchaus auch mal als Soldat und Vorgesetzter gegenüber meiner übergeordneten Führung anmerken, wie ich das mit Befehlen, die mir nicht begreiflich sind, bei Gelegenheit und wo erforderlich und geboten ja auch tue. „Ja, aber…“ Das ist eben auch „InFü“. Von daher verkenne man bitte nicht die weniger stromlinienförmigen Wortmeldungen zu dem Thema.
Hier mal die Frage eines ungedienten Laien, wenn es gestattet ist:
Warum gibt es im Jahr 2017 eigentlich immer noch diese Sehnsucht nach Tradition in der Bundeswehr, und warum muss man dafür so weit in die Geschichte zurückgreifen?
Die Bundeswehr ist jetzt mehr als 60 Jahre alt, Generationen von Soldaten haben ihr Land tapfer verteidigt, ob es jetzt am eisernen Vorhang, auf den Weltmeeren, an den Ufern der Oder oder in unzähligen Auslandseinsätzen der letzten nun bald 30 Jahre war.
Sollte das nicht genug Tradition sein, auf die unsere Armee zu Recht stolz sein kann?
Wenn wir schon mal Tradition diskutieren: der letzte verteidigungsminister der DDR ist tot. Ich hätte es nicht gewußt, wäre es nicht Gesprächsstoff einiger BW Offiziere beim mittagstisch in Berlin Mitte gewesen (wo ich ungewollt Zuhörer wurde). Grundlegend wurde dabei der NVA ein positives Verständnis entgegen gebracht. Mir stößt das ehrlicherweise auf, da sich die NVA als Parteiarmmee verstand.
@closius
das österreichische Bundesheer taugt nicht als Vorbild in der Traditionspflege, sowenig wie die österreichische Art der Aufarbeitung der eigenen Geschichte.
Da sich AUT selbst als erstes Opfer der Naziaggression empfindet, werden kritische Themen und eigene Verstrickung ausgespart.
Geschichte ist Schicksal, kein Puzzle aus dem man sich das Passende und Angenehme heraussuchen kann.
Außerdem gab es nie die eine deutsche Armee. Es ist immer Preußen gemeint. Auch die Reichswehr (mit Ausnahme der bayrischen Division) führte die „preussische“ Tradition fort. Nach dem 9.November 1923 strafversetzte Seeckt die Offiziersschule aus München nach Dresden, gerade weil die Schule nicht der Reichswehrführung gehorchte und mit dem bayrischen Sonderweg (Loslösung vom Reich und Rückkehr des bay. Thronfolgers) spielte.
Preußen ist aufgelöst und kommt nicht wieder. Also eine Armee mit Tradition, aber ohne Land? Oder sollen wir alle „Brandenburger“ werden?
Schluß mit der unseligen Nostalgie!
Das Primat der Politik wird immer wieder in Frage gestellt. Beginnend bei Strauss bis heute. Eine ganze Reihe von Inspekteuren und Generalen sind genau aus diesem Grund entlassen worden. Sogar den Anlass der sogenannte Spiegel-Affäre (bedingt abwehrbereit) kann man so interpretieren.