Fall Franco A: Gefundene Munition kam von der Bundeswehr – und weitere Konsequenzen
Der Fall des unter Terrorverdacht festgenommenen Oberleutnants Franco A. wird für die Bundeswehr immer unangenehmer – und führt zu weiteren Konsequenzen. Das Verteidigungsministerium informierte am (heutigen) Donnerstagabend die zuständigen Abgeordneten, dass die bei einem ebenfalls festgenommenen Studenten gefundene Munition zum überwiegenden Teil aus Bundeswehrbeständen stammt. Bereits am Vortag hatte Ministerin Ursula von der Leyen so genannte Verwaltungsermittlungen angeordnet, die klären sollen, ob es im Zusammenhang mit dem Extremismusverdacht gegen den Oberleutnant den Verdacht eines Dienstvergehens bei seinen früheren Vorgesetzten gibt. Darüber hinaus soll möglichst schnell die Wehrdisziplinarordnung der Truppe geändert werden – nicht nur wegen dieses Falles, sondern auch wegen früher bekanntgewordener Vorfälle wie in Pfullendorf.
Bereits am vergangenen Wochende hatten Ermittlungsteams der Bundeswehr an mindestens vier Standorten, darunter beim Jägerbataillon 291 in Illkirch bei Straßburg (Foto oben), die so genannten Schießkladden verschiedener Einheiten untersucht. Hintergrund ist der Verdacht, dass Franco A. und möglicherweise auch andere Soldaten bei Schießübungen Munition abgezweigt und gehortet haben. Unter anderem sollen in Illkirch bei einem Sonderschießen nach einer regulären Übung zusätzlich 90 Schuss Pistolenmunition ausgegeben worden sein – exakt der Inhalt von sechs Magazinen der Pistole P8.
Bei dem 24-jährigen Studenten (und Zivilisten), den die Staatsanwaltschaft zusammen mit dem Oberleutnant festgenommen hatte, wurden mehr als 1.000 Schuss Munition gefunden. Sie soll praktisch komplett aus Bundeswehrbeständen stammen – in den Kalibern 9mm (Pistole P8), 5,56mm (Gewehr G36) und 7,62mm (Gewehr G3). Darüber hinaus wurden Leucht- und Nebelmunition sowie Teile von Handgranaten sichergestellt. Aufgrund der Losnummern ist die Munition eindeutig zuzuordnen, allerdings muss dafür in den Depots erst ermittelt werden, wann sie an wen ausgegeben wurde. Waffen wurden allerdings nicht entdeckt.
Mit der am Donnerstag aus dem Ministerium bekannt gewordenen Entscheidung der Ministerin, die Akten zum militärischen Werdegang von Franco A. zentral überprüfen zu lassen und dabei auch zu klären, ob es Anzeichen für ein Dienstvergehen früherer Vorgesetzter gibt, ist zunächst keine förmliche Vorermittlung nach dem Disziplinarrecht verbunden. Das hat Gründe – denn die Regularien sehen solche Ermittlungen auf der Ebene des Ministeriums nicht vor. Mit einer Verwaltungsermittlung* unter Federführung der Rechtsabteilung im Ministerium soll dies dennoch ermöglicht werden.
Die Führungsspitze des Bendlerblocks will dabei vor allem der Frage nachgehen, warum sowohl die Deutsche Stabsgruppe Frankreich als auch die Spitze des Streitkräfteamtes nicht entsprechend den Vorschriften vorging, als ein möglicher rechtsextremistischer Hintergrund des Offiziers erkennbar war: Ein Gutachter des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) hatte den Entwurf der Masterarbeit von Franco A. an der französischen Militäruniversität Saint-Cyr als radikalnationalistischen, rassistischen Appell eingestuft, der keinen wissenschaftlichen Wert habe.
Sowohl die deutschen Vorgesetzten in Frankreich als auch als letzte Instanz der Chef des Streitkräfteamtes, Generalmajor Werner Weisenburger, hatten jedoch von einem Disziplinarverfahren abgesehen – erklärtermaßen, um die Übernahme als Berufssoldat nicht zu gefährden. Allerdings, so hieß es aus dem Ministerium, sei dabei auch gegen den geltenden Erlass verstoßen worden, der bei Extremismusverdacht zwingend vorsehe, den Militärischen Abschirmdienst einzuschalten. An dieser Stelle habe es auch keinen Ermessensspielraum gegeben.
Als weitere Konsequenz aus diesem Fall, aber auch aus Beschwerden über Schikanen in der Ausbildung, Herabwürdigung oder sexuelle Demütigung wie in Pfullendorf oder Bad Reichenhall ordnete von der Leyen zudem, wie bereits am Vortag angekündigt, eine Überarbeitung der Wehrdisziplinarordnung an. Unter anderem sollen Prüfschleifen eingezogen werden, die bei wesentlichen Vorfällen ein Mehr-Augen-Prinzip garantieren: Ein Kommandeur soll nicht eigenständig eine Entscheidung treffen können, die einer Überprüfung entzogen und außerhalb des eigenen Bereichs unbekannt bleibt – wie im Fall des Streitkräfteamtes bei Franco A.
Das Ziel, die seit 1957 geltende – und 2001 redaktionell überarbeitete – Regelung schneller, sicherer und transparenter zu machen, will das Ministerium zunächst vor allem durch Neufassungen unterhalb der Schwelle von Gesetzesänderungen erreichen. Auch in dem Bewusstsein, das bis zur Sommerpause und damit vor der Bundestagswahl eine Gesetzesänderung kaum machbar wäre. Für eine Neufassung auch auf gesetzlicher Basis sollen aber bis dahin Eckpunkte erarbeitet werden.
*Was eine Verwaltungsermittlung bedeutet und umfasst, scheint so einfach nicht zu klären – einen Hinweis gibt es hier.
(Aus gegebenem Anlass bleiben die Kommentare auf moderiert – und gerne der Hinweis: Die Ministerin ist nicht von Kritik ausgenommen hier; aber Pöbeleien lasse ich nicht zu.)
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Es werden Köpfe rollen, nach dem was oben eingestellt wurde, bei 291, Deutsche Stabsgruppe Frankreich als auch SKA.
Folgenloses Entwenden von Mun sowie Förderung eines offensichtlich ungeeigneten Bewerbers (Extremismusverdacht und radikalnationalistischer, rassistischer Appell) zum BS, geht nicht. Nein!
Bei Anpassungen der WDO muss die Unabhängigkeit des Disziplinarvorgesetzten erhalten bleiben.
@ TW
Gibt es Erkenntnisse aus der heutigen Gen/Adm – Tagung mit der Ministerin?
[Noch habe ich so recht keine – versuche es aber. Mal sehen, ob andere Kollegen da heute noch erfolgreicher sind. T.W.]
Das Mehraugenprinzip lässt sich relativ leicht umsetzen. Bislang konnte der Diszplinarvorgesetzte bei Vernehmungen Vernehmender und Protokollführer gleichzeitig sein. Das dürfte in Zukunft in eine Muss-Regel umgewandelt werden.
Ob die anderen zusätzlichen Prüfschleifen die Vorgesetzten nicht noch mehr als bisher an den Schreibtisch fesseln und sie somit neben der (zweifelsfrei notwendigen) Beschäftigung mit einem schwarzen Schaf, den Rest der Herde auch noch aus den Augen verlieren, bleibt abzuwarten.
„Ein Kommandeur soll nicht eigenständig eine Entscheidung treffen können, die einer Überprüfung entzogen und außerhalb des eigenen Bereichs unbekannt bleibt – wie im Fall des Streitkräfteamtes bei Franco A.“
Ich bin gespannt wie sich die „Neufassungen unterhalb der Schwelle von Gesetzesänderungen“ darstellen werden.
Man wird wohl zunächst Regelungen in der Zuständigkeit BMVg erlassen, die weitere Meldeketten o.ä. beinhalten. Unter umständen satteln die jeweiligen OrgBereiche mit einer zusätzlichen Vorschrift für ihre Bereich auf.
Das alles dann in die Mitzeichnung und Beteiligung zu geben wird auch wieder einiges an Zeit in Anspruch nehmen.
Ob sich die Situation durch diese Maßnahmen verbessert bleibt abzuwarten, denn wie schon im vorherigen Beitrag in den Kommentaren erwähnt wurde, gibt es auch im Rahmen der Regelungen bzgl. des aktuellen Meldewesens (ISoLaBw und BV) verschiedene Typen von Vorgesetzten.
Von „alles melden“ bis hin zu „nichts melden“ findet man hier alle Ausprägungen.
Ich kann sehr wohl nachvollziehen das bei Vorgesetzten auf allen Ebenen hier eine gewisse Unsicherheit besteht und man auch beim Anruf bei zwei Rechtsberatern am Ende drei Meinungen hat.
Ich hoffe, dass am Ende der Überarbeitung/Ergänzung der WDO für die Vorgesetzten ganz klar definierte und eindeutig erkennbare Maßnahmen dabei rumkommen.
Wenn X passiert, dann mache ich Y — So wäre es wünschenswert
Momentan ist es eher, wenn X passiert, könnte es dann nicht auch Y sein und wenn es Y ist, dann mache ich A, aber nur wenn sich B ausschließen lässt.
Munition: Ärgerlich, ausermitteln, disziplinieren, ggf. bestrafen.
Hinweis in diesem Zusammenhang: Ganz wird sich ein Diebstahl von Mun aus praktischen Gründen leider nie unterbinden lassen (Stichworte Munitionsansatz bei nSAK und vor allem bei Gefechtsschiessen).
WDO: Ich mache mir Sorgen!! Wenn man diese Änderung nicht ganz behutsam vornimmt, dann schädigt man die Bw auf Jahre und Jahrzehnte.
Ich kann nur hoffen, dass im BT genügend MdB sitzen, die diesen gefährlichen (!) Vorgang nicht mittragen…
Ich hörte im Kameradenkreis zwei interessante Dinge:
1. Der MAD sagt Veranstaltungen etc ab, um mit allem verfügbaren Personal Führungspersonal der Bundeswehr zu durchleuchten, auch im Bereich Social Media.
2. Im Bereich der 10. PzDiv wurde vom Kdr angeordnet, dass ALLE Wehrmachtsbilder abzuhängen sind und in jedem Standort werden Gebäude und Büros abgesucht und Soldaten bei denen solche Bilder gefunden wurden, werden vermerkt.
Ich konnte die Informationen nicht selbst prüfen, wenn sie richtig wären, sind das in meinen Augen ungeheuerliche Vorgänge, die von einem Höchstmaß an Misstrauen gegenüber der Truppe zeugen und geeignet sind der Ministerin „Material“ an die Hand zu geben, um zu zeigen, dass sie mit ihrer Einschätzung doch richtig lag und sich so als Macherin zu profilieren.
Diese ganze Angelegenheit ist furchtbar und wird das Selbstverständnis der Truppe auf lange Zeit untergraben. Dabei ist der einzelne rechtsextreme Spinner noch das kleinste Problem. Soviel Vertrauen habe ich in unsere Rechtsordnung, dass man mit ihm fertig wird.
Da darf man ja gespannt sein, wie die WDO „schnelle, sicherer und transparenter“ werden soll und zugleich „Prüfschleifen eingezogen werden“ sollen, die ein „Mehr-Augen-Prinzip“ garantieren sollen. Das klingt sehr nach Werbe-Sprech den Ministeriums.
@Mackiavelli
„…. Soldaten bei denen solche Bilder gefunden wurden, werden vermerkt.“
Schwarze Listen, wie weit sind wir gekommen?
Nun war ich in 2 verschiedenen Verwendungen Disziplinarvorgesetzter. Hierbei genügte mir die WDO vollumfänglich, hinreichend und auch im zeitlichen Zusammenhang. Eine Änderung sehe ich kritisch. Mir wäre wohler, die Ausbildung der jungen Vorgesetzten würde überprüft werden. Da ist mehr zu holen und vor allem dauerhafter.
Warum tun alle so überrascht?
Ansprüche bei der Personaleinstellung runter,
Hürden für Entlassung bzw. Personalfreisetzung rauf,
schon ist das Ergebnis erklärbar.
Ganz nebenbei, wurde bereits auch nur einmal beleuchtet, wie viel Zeit der junge Oberleutnant tatsächlich seit seiner Einstellung als OA in der Truppe mit ggf. prägenden Vorbildern (im positiven Sinn) verbracht hat?
Offensichtlich war die Zeit in Frankreich je eher prägend für ihn.
(OA Btl, OSH, TrS hat aus meiner Sicht keine prägende Funktion)
Muss meinen Beitrag korrigieren. Ich meine natürlich, dass bald neben dem Disziplinarvorgesetzten als Vernehmender ein zweiter Dienstgrad (StOffz/Offz) als Protokollführer anwesend sein MUSS und dass alle Vernehmungsprotokolle unverzüglich und aufgefordert dem nächsten Disziplinarvorgesetzten vorzulegen sind. SAZV hin oder her ;-)
Änderung der WDO, um jede dizplinare Entscheidung nochmals (wohlmöglich durch Volljuristen) prüfen zu lassen. Mir fehlt nachhaltig die Phantasie, warum dadurch irgendwas wirklich besser werden kann. Wer mit Absolutmaßstäben objektiver Nachvollziehbarkeit an Erziehungsentscheidungen (über nichts anderes sprechen wir hier, für strafrechtlich relevantes Verhalten haben wir Gerichte) an diese Problematik herangeht, hat in meinen Augen das Prinzip nicht verstanden. In diesem Zusammenhang läßt sich kaum vermeiden, dass die Frage aufkommt welche Rolle die Ministerin den bei der Erziehung Ihrer fünf Kinder gespielt hat.
Auch die (erneut öffentliche) Zerlegung der Entscheidung der zuständigen Disziplinarvorgesetzten ist in meinen Augen sachlich fragwürdig, bzw. aus meiner Sicht ist auf Basis der vorliegenden Informationen dieses nicht in der vorgenommenen Art und Weise zu beanstanden. Die angeprangerte Unterlassung der Meldung des Extremismusverdachts an den MAD war möglicherweise gar nicht nötig. Die oben zitierte Bewertung des Historikers enthält den Begriff nicht und eine einheitliche Definition des Begriffes Rassismus exisitiert gar nicht. Nach den vorliegenden Informationen sind die Disziplinarvorgesetzten mit Unterstützung eines Wehrdisziplinaranwalts zu Ihrer Entscheidung gekommen. Und hier schließt sich wieder der Kreis zum Erziehungs- und Führungsauftrag. Ob bei den eigenen Kindern oder anderen Menschen, in eine solche Entscheidung fließt, das Gesamtbild des jeweiligen Menschen mit ein. Dies kann zum gegebenen Zeitpunkt so schlecht nicht gewesen sein, anders sind Werdegang und Verwendung des Soldaten nicht zu erkären. Dieser Fall ist sehr bedauerlich. Möglicherweise muss das zur Konsequenzen führen, doch bitte nicht im Hau-Ruck-Verfahren und ohne ganzheitliche Abwägung der Konsequenzen. Wir brauchen ganz sicher keine weitere Schwächung der Position der Disiziplinarvorgesetzen und keine Gleichmacherei.
Die Wehrmachts- und Bundeswehroffiziere Graf von Kielmansegg und Ulrich de Maiziere würden sich im Grabe umdrehen ob der Wertschätzung, die Ihnen die Ministerin und einige weitere geschichtsvergessene Kommentatoren zukommen lassen. Zum Fremdschämen. Aber nein – was schreib ich da!? Die waren ja nicht im Widerstand – also keine Vorbilder.
Ich frag mich allerdings, ob unser Innenminister nicht wenigstens gezuckt hat, als UvdL auch seinen Vater auf den Wehrmachtsmüllhaufen verbannt hat.
Weiterer Bewertungen enthalte ich mich, um nicht weiter wegzensiert zu werden. Mal sehen, wie sich diese Sache hier und in der Wirklichkeit der Streitkräfte so weiter entwickelt
Hans Schommer
[„Wegzensiert“, weil ich hier Pöbel-Ton nicht dulde? Bitte lassen Sie es. T.W.]
Nick v. Stra +1
@Mackiavelli: Im Internet gilt: „Pictures or it did not happen“. Oder anders gewendet: „Ich hörte im Kameradenkreis…“ taugt als Beleg oder Quelle so viel wie: „Der Bekannte einer Cousine meines Schwippschwagers hat beim Zahnarzt gehört…“
Will damit nicht in Abrede stellen, dass solche Dinge, wie von Ihnen geschildert passiert sein KÖNNTEN, aber um über die Schwelle des Gerüchtes zu kommen, muss schon ein bissel mehr Futter bei die Fische.
„Nette“ Vorstellung, daß ein Soldat, der u.a. an Munitionsdiebstahl beteiligt ist/ war, Todeslisten führt und ggf. Anschläge plant/ geplant hat, als Vorgesetzter von Rekruten eingesetzt ist/ war und in absehbarer Zeit Chef wäre …
@ Hans Schommer
Die Generäle der Wehrmacht, welche charakterlich geeignet waren, wie Kielmanseck, Baudissin usw. und in die Bw übernommen wurde, sind selbstverständlich Teil der Traditionslinie, nämlich der 3. Säule.
Es schadet wohl nicht, wenn wirklich mehr PolBil in den Einheiten unterrichtet wird, bezüglich der Tradition herrscht scheinbar große Unsicherheit.
http://www.bpb.de/politik/grundfragen/deutsche-verteidigungspolitik/199275/tradition
Das mit den Fotos bezüglich Wehrmachtsmaterial kann ich zu 100% bestätigen… Heute wurden sämtliche Büros, Stuben, Kaffeeräume etc. „inspiziert“. Verdächtiges Material wurde fotografiert und dokumentiert.
Meines Wissens wurde dies im Laufe des heutigen Tages in etlichen Dienststellen der 10.PD durchgeführt…
Meines Erachtens ein ungeheuerlicher Vorgang!!!
@Peter Popel
Vorschriften kosten weniger.
@Mackiavelli
Staufenberg, Treschkow und was ist mit Choltitz?
Ich kann die heutige „Durchsuchung“ im Bereich 10.PD ebenfalls bestätigen…
@Nick v. Stra | 04. Mai 2017 – 20:42
„Ganz nebenbei, wurde bereits auch nur einmal beleuchtet, wie viel Zeit der junge Oberleutnant tatsächlich seit seiner Einstellung als OA in der Truppe mit ggf. prägenden Vorbildern (im positiven Sinn) verbracht hat?
Offensichtlich war die Zeit in Frankreich je eher prägend für ihn.“
Das ist leider richtig!
Und die FRA verstehen es ja auch durch eine kontinuierliche Offizierausbildung aus einer (bzw. zwei) Hand/Händen aus den Jahren eine maximale Prägung herauszuholen.
Ich bin zwar nicht ganz glücklich damit mit welchem Ergebnis sie prägen, aber der Weg ist auf jeden Fall effektiv.
Mir gefällt der alte Weg im deutschen Heer mit Prägung durch die Truppe aber (natürlich) besser.
Beides geht aber.
Was halt nicht geht, ist das was wir jetzt haben :(
@Ex-Soldat | 04. Mai 2017 – 21:04
„Wir brauchen ganz sicher keine weitere Schwächung der Position der Disiziplinarvorgesetzen und keine Gleichmacherei.“
Absolut richtig. Der Disziplinarvorgesetzte wurde in den letzten Jahren ja so oder so schon nachhaltig geschwächt, so das er seiner Rolle als verantwortlicher und effektiver Führer, Erzieher und Ausbilder zumeist ja gar nicht mehr gerecht werden kann.
Wenn wir ihn jetzt noch weiter schwächen, müssen wir uns vom Thema Erzieher endgültig verabschieden.
@Flo84 | 04. Mai 2017 – 21:21
„Meines Wissens wurde dies im Laufe des heutigen Tages in etlichen Dienststellen der 10.PD durchgeführt…
Meines Erachtens ein ungeheuerlicher Vorgang!!!“
Traurig und fehlgeleitet. Aber (leider) nichts neues, solche Hexenjagden hatten wir im Heer allein in den letzten 20 Jahren min. 2x…
Innere Führung kommt diese Tage offensichtlich ohne den Aspekt Vertrauen aus :(
Übt das Wachbataillon schon mit dem G36 ?
@ mackiavelli …
muss nichtmal kompromat zur verwendung durch IBUK sein. man denke sich mal in die Rolle eines $MAD Zuständigen / $Standortkommandeurs hinein. Wenn jetzt so ein offenes Fass rumsteht würd der blanke Arsch gewaltigst außenbords hängen, wenn in 1-2 Monaten nochmal ein auch nur mäßig vergleichbarer Fall hochblubbern würde.
in der aktuellen empörungswelle fällt man garnichtsosehr auf. Bsp:. nachdem VW aufgekippt war, tröpfelte vergleichbares auch zu andren hersteller rein, es blieb der „VW skandal“.
„burying“ im jargon der politik
10.PD (der einste Staufer Löwe)
Jepp, im ganzen „untergeordneten Bereich“ bis in die Alpen, und in Farbe dokumentiert!
Etwas anderes erwartet? Fast Generalstabsmässig von der Zeitplanung…nur die Ziff 3a war wieder mal mangelhaft deklariert ;-)
Wird Zeit sich auch von solchen Verbänden zu lösen die auch schon irgendwie bei der WH benannt waren…. YIII / YII und so weiter…
Und der MAD wird sich jetzt erst den wahren Problemen widmen- nur mit wem? Ebenfalls kaputt gespart und reduziert. Da werden wieder Lücken durch Lücken gestopft.
Bin ich der einzige der nicht versteht warum es über eine Woche gedauert hat um das bisschen Munition zu identifizieren und die Herkunft zurück zu verfolgen?
Oder ist das nur bisher nicht an die Presse getragen worden?
Koffer | 04. Mai 2017 – 21:36
„Ich bin zwar nicht ganz glücklich damit mit welchem Ergebnis sie prägen, aber der Weg ist auf jeden Fall effektiv.“
Weder Weg, noch Ergebnis sind in irgendeiner Weise nachahmens- oder bewundernswert. Wer sich (mal ganz abseits der konkreten Taten und Planungen) über die Gesinnung von Franco A. beschwert, der würde bereits bei einem Blick in die semi-militärischen Vorbereitungsklassen für St-Cyr-L’École vom Glauben abfallen. Je nach Jahrgang und Studienrichtung schätze ich den Anteil an Rechtsextremen in der Ausbildung auf etwa 15-50%. Und da ist noch kein katholisch-konservativer (bzw reaktionärer) FN-Wähler des ehemaligen Landadels dabei, der offen fordert, geschlossen alle muslimischen Syrer wieder direkt ins Kampfgebiet abzuschieben um in Frankreich den weißen Katholiken als Primus zu erhalten. Die frz OAs und auch das frz OffzKorps bilden gewissermaßen eine Parallelgesellschaft, die so überhaupt nicht zur französischen Mehrheitsgesellschaft passt. Ausnahme bilden die letzten Politik-nahen Generale.
Abgesehen davon hat man dort eine ganz andere Preselektion. Mitnichten kann man unterschiedslos aus jeder gesellschaftlichen Klasse oder gar aus jedem Geschlecht heraus Offizier werden. Die Mehrheit der OAs ist bereits entsprechend vorgeprägt, der Rest wird durch inoffizielle und offizielle Ereignisse und Vorgesetzte eingenordet.
Über diese Gesamtsituation muss man sich klar werden, wenn man die Entstehung der Ideologie des OLt verstehen will. Er bewegte sich in einem Umfeld, was offiziell seine politischen Ansichten nicht teilte, aber sie sehr wohl duldete und intern dürfte er wohl einiges an Zuspruch erfahren haben. Der französische Offizier dient nach eigenem Selbstverständnis sicher nicht der amtierenden Regierung sondern nur der französischen Nation. Die französische Armee existiert ungebrochen deutlich länger als die französische Demokratie oder gar die derzeitige 5. Republik.
Hätten wir vergleichbare Verhältnisse in der Bw, wäre ein mediales Echo wie bei Franco A. Ihre geringste Sorge.
@ mietsch:
„und dass alle Vernehmungsprotokolle unverzüglich und aufgefordert dem nächsten Disziplinarvorgesetzten vorzulegen sind“ Und dann soll was genau geschehen?
– „Maj X. hat noch an der Interpunktion zu arbeiten, Hauptfeldwebel wird mit ‚HptFw‘ oder in der Listenform mit ‚HF‘ abgekürzt, nicht mit ‚HFw‘, inhaltlich passabel, gelesen, gelacht, gelocht, Unterschrift unleserlich, Oberstlt u. BtlKdr“
– „Gegen Empfangsbekenntnis: Entschluss: Befehl an KpChef, dass als Disziplinarmaßnahme mindestens ??? als angemessen anzusehen ist.“
Langsam wird es merkwürdig. Der zuständige Rechtsberater erhält eine Ausfertigung der Disziplinarverfügung und der Soldat wird schriftlich über sein Recht belehrt, sich gegen die Disziplinarmaßnahme beim nächsthöheren Vorgesetzten zu beschweren. Im Übrigen: In aller Regel sprechen KpChef und BtlKdr ohnehin über Disziplinarsachen, u.a. deshalb, damit letzterer nicht „überrascht“ wird, wenn ein Rückläufer zu einem Fall bei „seinem“ S1 und damit bei ihm aufschlägt. Das Versagen einzelner, sogar deutlich mit B-besoldeten Herren auf das System zu schieben, halte ich für albern.
Aber vermutlich wird das dann so eine halbschwangere Geschichte wie das derzeit gültige, aber dem Vernehmen nach reichlich verwässerte Beurteilungssystem: Der beurteilende Vorgesetzte ist gemäß Vorschrift in seiner Entscheidung frei, welchen Punktsummenwert (= Noten) er vergibt. Gleichwohl sind Abstimmungsgespräche durchzuführen, in denen in der Regel der BtlKdr schlussendlich festlegt, wer im „Ranking“ der Vergleichsgruppe wo steht und ergo welchen Punktsummenwert bekommt. Man kann als Chef natürlich sagen, „sch*** der Hund drauf, ich gebe dem Mann trotzdem die Punkte, die ich für richtig erachte“ – und dann setzt jemand, ganz überraschend, mit dem grünen Stift die Kreuzchen dort, wo es zuvor auf dem garlustigen Basar, genannt Abstimmungsgespräche – im gegenseitigen Einvernehmen oder auch nicht – ausbaldowert wurde. Da hat man dann viel gewonnen. Aber wenn das alles so sein soll, warum nicht. Der Chef war früher Hptm A11, jetzt ist er Major A13, Stabsoffizier, im zivilen Polizei- oder Studienrat, aber hey, dann macht man eben aus ihm einen ZgFhr (+). Gut, bei der Personalstärke einer PzKp mag das sogar von der Stärke her hinkommen, aber egal ;-).
1. Vorweg. Der Fall Franco A. ist absolut inakzeptabel und bedenklich. Nicht nur fuer die Bundeswehr sondern auch fuer das BAMF und die allgemeinen Fragen im Bereich Homeland Security oder Ausnutzung unseres Systems. Pullendorf oder Reichenhall sind ein anderes Thema.
2. Frueher oder spaeter wird man sich auch den einen oder anderen Reservisten anschauen muessen. Da gibts einige Kandidaten (alle Dienstgradgruppen) die sich eindeutig bei Uebungen auessern und auf ihren Social Media Profilen entsprechende Bilder & Posts veroeffentlichen. Die EVE hat man jedenfalls schon angepasst. Nun gibt es die Aussage „Gegen mich ist kein Strafverfahren
3. Wie bereits in vorherigen Kommentaren bei frueheren Artikeln angedeutet, gibt es in vielen Laendern eine grosse Faszination mit WW2 und den Aktivitaeten der Wehrmacht. Auch in der U.S. Armee ist dies bis heute so. An Clausewitz kommt man in West Point oder am War College nicht vorbei. Wenn man zu einer differenzierten Betrachtung faehig ist, dann kann man durchaus nachvollziehen, warum auch bzw. gerade bei der dt. Bundeswehr eine entsprechende Faszination/Interesse am & Respekt vor dt. Militaer vor 1945 (und natuerlich auch den Einheiten anderer Laender/Kriege) vorhanden ist. Vor allem an den „Leistungen“ der einzelnen Soldaten/Einheiten bei unterschiedlichen Schlachten in anbetracht der damaligen Ausruestung und Einsaetzen an allen Fronten. Es geht um Themen wie Taktik, Haerte, Durchhaltewille oder Mut die in jeder Armee eine Rolle spielen. Das war auch vor der Abschaffung des Wehrdienstes so. Deswegen ist man noch lange kein Demokratiefeind, Rechtsradikaler oder verblenderter Militarist. Es wird dann problematisch, wenn die generelle Rolle der Wehrmacht waehrend der Naziherrschaft oder deren Greultaten ignoriert/nicht reflektiert betrachtet bzw. im Dienstalltag einseitige Referenzen gemacht werden. Fuer alle Personen die generell gegen die Bundeswehr oder Militaer sind, wird jedweges Interesse am Militaer, der militaerischen Vergangenheit oder ein Basis Patriotismus unverstaendlich bleiben und ggf. automatisch als kritisch / negativ eingestuft.
Wird man dann auch die Soldaten & den Adler mit Edelweiss an der Hochstaufenkaserne in Reichenhall entfernen?
4. Auch wird insbes. eine ArmeePolizei(einheit) aber auch viele Firmen (ziehe FB, Google, Microsoft oder Apple) nicht ohne Korpsgeist auskommen. Er ist ueberlebenswichtig im Einsatz. Dabei geht es um einheitliches Auftreten und das solidarische Handeln fuer Wohl der Gruppe und eine hoehere Sache. Soweit zur Definiton. Wie er jedoch ausgelebt wird, macht den Unterschied und da sehe ich grundsaetzlich die Gefahr, dass sich negative Auswuechse niemals verhindern lassen. Siehe BW. Siehe VW Abgasskandal. Siehe Hazing Skandale bei Studentenverbindungen und selbst Musikkapellen an US Universitaeten.
Der groesste Schutz vor diesen Auswuechsen sind nicht die Vorgesetzten oder die Ministerin/der Minister, sondern wir selbst. The buck stops with us! Wir muessen die Dinge ansprechen. Wir muessen uns weigern bei offensichtlich schwachsinnigen Befehlen und Aufnahmeritualen mitzumachen. Vor Ort im System und bei den Vorgsetzten & z.B. Wehrbeauftragten. Und dank social media & co, kann man es im Notfall auch alleine an die Oeffentlichkeit bringen. Das faellt nur leider vielen (jungen) Menschen in Gruppen schwer.
Die Vorfaelle sind nicht akzeptabel, man hat jedoch auch das Gefuehl, dass man wieder einmal Fr. vDL politisch schaden moechte.
5. Re. Munitionsdiebstahl. Wenn nun bei neuen Regeln die Pendel in die falsche Richtung ausschlagen, wird das die Ausbildung erheblich erschweren.
@vache folle | 04. Mai 2017 – 22:24
Das meiste, was Sie beschrieben haben, war mir bereits bekannt.
Deswegen habe ich auch (das habe ich in einem anderen Kommentar auch schon geschrieben) erhebliche Zweifel daran, dass das Austauschprogramm für DEU Heeres-OA sinnvoll war und ist.
Aber unabhängig davon, ist das System einer in sich durchdachten und strukturiert aufgebauten Offizierausbildung aus einer Hand (bzw. aus zwei Händen, wenn sie die classe préparatoire noch hinzuzählen) natürlich effektiv.
Es machen ja nahezu alle größeren Nationen auf dieser Welt so (ausgenommen sind hier meines Wissens nach nur die Britten, die hier einen Sonderweg gehen und ausgenommen von uns, die gar kein prägendes System mehr haben).
Erschreckend, wie hier von manchen weiter verharmlost wird. Wie viele Menschen hätte man mit 1000 Schuss töten können? Ich hoffe, dass die Bundeswehr sich jetzt konsequent von allen trennt die solchen Weltbildern anhängen und gründlich ermittelt….wer weiss wieviele heimlich noch Munition abgezweigt haben und ob nicht noch mehr Anschläge geplant sind.
Dass hier mehr Empörung darüber herrscht, dass in der Truppe nach Wehrmachts-verherrlichenden Bildern geforscht wird, als darüber, dass es offensichtlich gewaltbereite Neonazis in den Reihen der BW gibt, das macht mich fassungslos. Und wütend. Diejenigen, die sowas hier posten, die beweisen eigentlich nur, dass vdL offenbar vollkommen richtig liegt.
Trotzdem lasse ich mir von der Diskussion der vergangenen Tage in diesem Blog nicht meinen Glauben an die Bundeswehr zerstören. Mein „Glaube“ an die demokratischen Qualitäten nicht weniger Poster hier hat allerdings sehr gelitten.
Diese intelligente Spitze gegen den Übereifer Frau von der Leyens in der FAZ finde ich treffend:
„Die Geister, die Ursula von der Leyen erst drei Jahre nach ihrem Amtsantritt als Verteidigungsministerin, aber noch rechtzeitig vor der Bundestagswahl in ihrer Truppe entdeckt haben will, wird sie nicht mehr los. Ein Abgrund von völkischem Gedankengut und Wehrmachtsverherrlichung, welche Kasernenbar sie auch betritt! Wie schlampig müssen ihre Vorgänger und die Besatzungsmächte bei der Entnazifizierung gearbeitet haben!“
(Ursula von der Leyens Geister; FAZ-online, 4.5.17)
„Aufgrund der Losnummern ist die Munition eindeutig zuzuordnen, allerdings muss dafür in den Depots erst ermittelt werden, wann sie an wen ausgegeben wurde.“
Ein Los 9mm Munition hat, wenn ich mich richtig erinnere, mind 250.000 Patronen, bei 7,62 sind es 500.000 Patronen. Was will man da in den Depots ermitteln? Die Losnummer ist dafür auch nicht bestimmt. Sie dient zum Nachweis des technischen Zustands.
Man wird feststellen, das die Munition an verschiedene Truppenteile ausgegeben wurde. Wahrscheinlich auch nach Illkirch. Dafür reicht ein Blick in SASPF.
Alles andere müsste man im Truppenteil ermitteln und seid neuSAK endet diese Ermittlung spätestens bei der Übergabe der Munition auf der Schießbahn. Wer dann beim Schießen etwas beiseite geschafft hat, lässt sich nicht ermitteln. Außerdem reicht doch der Fakt, das die Munition bei Ihm gefunden wurde.
@vache folle:
Wenn das franz OffzKorps so „rechts“ ist dann muss Franco’s Arbeit es ja wirklich in sich gehabt haben das ein franz. Offz der Meinung wäre so etwas würde in den franz. Streitkräften nicht geduldet werden und hätte zur Entlassung geführt.
Oder sollte uns das jetzt beruhigen im Sinne von bei den Franzosen ist es noch viel Schlimmer?
Mich erfüllen hier einige Diskutanten mit Sorge.
Die Wehrmacht hat sich an den Verbrechen der Nationalsozialisten zu oft beteiligt und selbst genügend begangen, um grundsätzlich neutral gesehen werden zu können. Daher ist die Forderung einzig Widerstandskämpfer aus der Wehrmacht in der Traditionspflege der Bundeswehr zuzulassen logisch. Alles andere ist in meinen Augen die Unterstützung von Kriminellen.
Falls jemand gute Argumente dagegen hat, lese und denke ich darüber in Ruhe nach.
Soldaten, die Wehrmachtsbilder und -devotionalien öffentlich in Räumen der BW ausstellen, gehören meiner Meinung nach nicht dahin. Was ist das anderes als die Verherrlichung von Verbrechen? Eine entsprechende Kontrolle als „Hexenjagd“ zu bezeichnen ist skandalös. Es geht immerhin gegen die Verherrlichung von Mord und Kriegsverbrechen. Wer eine demokratische BW will, kann so etwas nur mit Entsetzen sehen.
Die Art und Weise der Lagefeststellung in der 10.PzDiv ist sicherlich diskussionwürdig.
Gleichzeitig ist bei all der Aufgergtheit dieser Tage die Frage notwendig: Stehen Wehrmachts-Memorabilia und die Erinnerung an die Leistungen der eigenen Truppe in den letzten 10 Jahren im sinnvollen Verhältnis?
Wieviele Kaserne wurden bspw. nach Gefallen des ISAF-Einsatzes umbenannt?
Bald 10 Jahre nach den ersten Gefallen der 10. PzDiv?
Nach meiner Kenntnis keine Einzige.
Das Heer hat weitaus mehr eigene Traditionsquellen als bisher in der Traditionspflege verwendet.
Hier fehlt mir derzeit der nach vorn gerichtete Ansatz der Generalität. Ich hoffe jedoch, dass der InspH und andere die aktuelle Situation als Chance konstruktiv ergreifen und konkrete Vorschläge einbringen. Vorbilder gibt es genug – für eine zeitgemäße Traditionspflege ohne Ruckgriff auf die (Ur-) Großväter.
Die gefallen Kameraden hätten es verdient.
Zu den Vorgängen in der 10. PD kann ich nur, dass ich mich entschieden dagegen verwahre, dass 18 Millionen Männer die in der Wehrmacht gedient haben, pauschal als Verbrecher abgestempelt werden, derer man sich nicht mehr erinnern darf. Insbesondere deswegen, weil ich mich dadurch persönlich angegriffen fühle.
In meinem Dienstzimmer hing jahrelang ein Bild meines Urgroßvaters in Uniform aus dem Jahre 1942, so wie viele Bilder dieser Art von Angehörigen in Dienstzimmern der Bundeswehr zu finden sind. Ich war nie müde zu erzählen, warum mir dieser Mann als Soldat ein Vorbild an Aufrichtigkeit, Charakter und Haltung war und noch immer ist.
Nicht jeder war gleich ein Oberst von Stauffenberg – und selbst der war zu Kriegsbeginn noch ganz anders eingestellt.
Aber das bedeutet auch nicht, dass die restlichen Männer alle an Massenerschießungen beteiligt waren oder mit wehender Hakenkreuzfahne in Europa umher zogen. Manche waren auch einfach nur Soldaten und Kinder ihrer Zeit. Nicht mehr und nicht weniger. Und selbst unter diesen Bedingungen war es noch möglich das Richtihr zu tun.
Und wenn ich mich wegen eines Bildes meines Urgroßvaters heute schämen soll, weil eine Ministerin glaubt die heilige Inquisition ausrufen zu müssen, dann will ich gerne auf einer schwarzen Liste stehen. Hier geht es dann auch um meine Familienehre. Und ich werde meine Familie nicht verleugnen, weil das die Führung verlangt.
Und wenn ich recht darüber nachdenke, sehe ich hier sehr gefährliche Parallelen zu genau „dieser“ Zeit.
Die Ministerin ist mit ihren Ablenkungsmanövern von ihrer Äußerung in Berlin direkt! ganz erfolgreich. Es wird wieder über Tradition und Wehrmacht diskutiert, obwohl es dort eine eindeutige Erlasslage gibt. Es wird über WDO diskutiert obwohl die Vorschrift nicht nur ausreichend ist, sondern auch angewendet wurde:
In dem Fall der Masterarbeit hat der Wehrdisplinaranwalt eine Anhörung (GI im MoMa) durchgeführt. Der Wehrdisziplinaranwalt muss die Befähigung zum Richteramt haben (warum wohl?) und die Anhörung ist Teil der förmlichen Ermittlung zur Durchführung des gerichtlichen Disziplinarverfahrens. Gegen den Willen des Wehrdisplinaranwaltes kann auch die Einleitungsbehörde nicht von dem Verfahren absehen, weil sie über den Bundeswehrdisplinaranwalt beim Bundesverwaltungsgericht zu dem Verfahren gezwungen werden kann.
Hier hat also ein Wehrdisplinaranwalt mit der Befähigung zum Richteramt eine Entscheidung getroffen, die nun als falsch bewertet wird. Wie man derartige falsche Entscheidungen durch Änderung der WDO wirksam verhindern will ist mir auch vor der Tatsache, dass es jedes Jahr von Richtern gefällte Urteile gibt, die in der nächsten Instanz aufgehoben werden, ohne dass infolge dessen Gesetzesänderungen erfolgen, völlig schleierhaft.
Die oberste Disziplinarvorgesetzte ist übrigens die Ministerin.
Es gehört zu den Besonderheiten einer Demokratie, dass man nie sicher ist, ob kriminelle Energie sich entwickelt und sich auswirkt. Wir werden keine Gesinnungsprüfung bei 178000 Soldatinnen und Soldaten hinbekommen und wir werden keine individuellen Fehler ausschließen können. Aber wir können die positiven Beispiele sein und ich habe in meiner langen Bundeswehrzeit fast ausschließlich positive Beispiele von Staatsbürgern in Uniform gekannt. Wir sollten nicht vergessen, dass 2016 99,9965% aller Soldatinnen und Soldaten nicht unter Verdacht standen.
Ich verstehe die Aufregung von einigen hier nicht bezüglich der Entfernung von Wehrmachts Bildern, und sogar die Durchsuchen. Es wird dabei wohl kaum um Bilder von Graf von Kielmansegg, Ulrich de Maiziere oder anderen ex-Wehrmachts Soldaten gehen die in der Bundeswehr gedient haben, bzw. diese mit aufgebaut haben, und teils für die innere Führung selber mit verantwortlich waren. Die Bilder die von denen rumhängen werden sicherlich von ihnen in Bw Uniform sein.
Mittlerweile sollte doch jeder wissen das der Mythos der sauberen Wehrmacht genau das ist, ein Mythos an dem so gut wie garnichts dran ist. Die Wehrmacht war mit beteiligt an den NS-Verbrechen und kommt auch aus anderen Gründen nicht als Traditionsstiffter für die Bw in frage. Punkt. Als solches haben Bilder von Wehrmachts Soldaten nichts in Bw Kasernen zu suchen, ausser es handelt sich dabei um eine historische Ausstellung. zB. zur PolBil.
Das mit der Durchsuchung von privat Bereichen, so fern der Fall (so weit ich weis gilt als solches nur das kleine Schliessfach im Spind), scheint ja anscheinend nötig zu sein. Wenn da jemand ein Bild von Richthofen oder irgend einem anderem aus der Reichswehr, bzw. dem Kaiserheer, oder von noch früher (freiheits/Napoleonische Kriege) hat kann man das mMn ruhig durchgehen lassen, (jenachdem wer das ist) aber Wehrmacht geht nicht.
mMn gilt das auch für Staufenberg da er reichlich spät Wiederstand geleistet hat und das auch nicht im demokratischem Sinne. Bei ihm als Vorbild geht es um die verzweifelte Suche nach einem Vorbild, bzw. das moralische Versagen etwas abzumildern und das Gewissen zu beruhigen. Man kann gerne Leute des Wiederstandes als Vorbilder nehmen, dann aber bitte solche die nicht erst in letzter Sekunde dazugestossen sind, und im demokratischem Sinne gehandelt haben. Ich bezweifle aber das es bei den Wehrmachts Bildern um Bilder von Staufenberg oder irgendwelchen Generälen ging. Das sind dann wohl eher die üblichen Landser Bilder.
Das Problem ist das seit der Gründung der Bw es in ihr eine Wehrmachts-Fraktion gibt die eben eher die Wehrmacht als Vorbild sieht und sich der inneren Führung und dem Konzept des Staatsbürgers in Uniform wiedersetzt. Man würde meinen das 50 Jahre reichen würden um diese Fraktion aus den Reihen der Bw auszumerzen. Offensichtlich nicht. Die Bw kann natürlich nichts dafür das sich Rechte zur Bw melden, sie könnte aber dafür sorgen das ihnen der Dienst dort als rechts Gesinnter sowas von unappetitlich ist das sie sich erst garnicht melden, oder schnellst möglich austretten. Zumindest sollten Vorgesetzte dies bezüglich keine Toleranz haben. So dramatisch kann der Personalmangel nicht sein das man einen OA der eine eindeutig rechtsextreme Masterarbeit schreibt nicht sofort rausschmeist.
„Innere Führung kommt diese Tage offensichtlich ohne den Aspekt Vertrauen aus :(“
Vertrauen muss man sich erarbeiten, bzw. kann man es schnell verlieren. Und Vertrauen solte man nicht weiter blind geben wenn es Gründe gibt daran zu zweifeln. Ich kann verstehen das es Bedenken an der pauschalen Natur der Durchsuchung gibt, allerdings wie sonst als durch unangemeldete Inspektion die Leute entlarven wenn man anscheinend im normalen Betriebt nicht in der Lage ist sie zu identifizieren? Ich bin bereit einzugestehen das diese Durchsuchung wahrscheinlich fehlgeleitet ist. Allerdings zeigt sie auch das sich einige Vorgesetzte ihrer Sache nicht sicher sind, also das Sie ihren Laden kennen und wissen da ist nichts. Es ist ein Zeichen das sie ihrer Truppe nicht trauen, oder einfach ihren Arsch absichern wollen.
@ Klaus-Peter Kaikowsky | 04. Mai 2017 – 20:00
„Bei Anpassungen der WDO muss die Unabhängigkeit des Disziplinarvorgesetzten erhalten bleiben.“
@ Ex-Soldat | 04. Mai 2017 – 21:04
„Wir brauchen ganz sicher keine weitere Schwächung der Position der Disiziplinarvorgesetzen und keine Gleichmacherei.“
Ein Einwurf hierzu: Auch Franco A. wäre in wenigen Jahren (east automatisch) in eine Dienststellung mit DV-Eigenschaften gefördert wurde, wenn die besagte Waffe nicht durch Zufall bei Wartungsarbeiten gefunden wurde.
Auch hier gilt. Die Grosse Masse macht hier, auch mit Unterstützung der WDA, eine vernünftige Arbeit. Aber wird ein „Paulus“ nur durch Forderung und Einhergehen der DV-Eigenschaften zum „Paulus“?
Ich habe (leider) gegenteiliges erlebt.
IcH stelle zum Thema fest:
Mehr als 1000 EA Munition unterschiedlicher Sorten, ein wohl großer Teil davon aus Bw-Beständen wurde gestohlen. Vermutlich währen Schieß- u. Übungsvorhaben.
Dazu bringe ich vor das es an mit Sicherheit grenzender Wahrscheinlich unmöglich ist, dass hiervon nur ein kleiner Kreis Kenntnisse gehabt gaben kann!
Allein im hier dargestellten Savhverhalt wurden 90 Schuss P8 (6 Magazine) mit Eintrag Sonderschießen erwähnt. 90 Schuß von denen (angenommen der verdächtige OLt war hier Leitender) Munitionsausgeber, Kladdenschreiber und die Aufsicht beim Schützen (auch der Leitende darf nicht ohne Aufsicht schießen) nicht mitbekommen haben das zumindest nicht geschossen wurde? Das ist schlicht unglaublich!
Wie oft hätte dies so praktiziert werden müssen und wie erweitert sich der Kreis jener die eingebunden waren, Kenntnisse hatten und Verantwortung tragen würden?
Die Richtigkeit (xxx EA verschossen) wird noch auf der Schießbahn gezeichnet. Der Chef prüft die Kladde später. Aha, 90 Schuß Sonderschießen durch mich nicht angesetzt (?).
Das hier teilweise vorgebracht wird, der Verlust/Diebstahl von Munition ist ja gar nicht in Gänze zu verhindern, verkennt die zu erwartenden Dimension. Sollte sich das alles bewahrheiten, so haben alle vorhandenen Kontrollmechanismen versagt. Bis hin zur Stabsebene (ich erwarte regen Widerspruch).
Das wäre ein Skanal und der müsste auch genau so angesprochen werden.
By the way:
Für mich ist es schon erstaunlich wie unter dem Top „Munition“ pro-aktiv über WH diskutiert wird! Hatte mich zu diesem Thema eigentlich unter anderem Top abgemeldet. Bin mir nun aber nicht sicher warum die Diskussion immer wieder darauf zurückfällt?
Normalerweise bin ich lediglich lesender Teilnehmer. Aber zu dieser Affäre habe ich doch ein paar Anmerkungen.
Mir scheint, dass Verantwortung immer weiter nach oben delegiert, ein Denunziantentum gefördert und das Vertrauen in die Arbeit vieler Disziplinarvorgesetzten unterminiert wird, weil Mediengerecht vor der Bundestagswahl Tatkraft suggeriert werden soll.
Was kann man denn mehr tun, als den Rechtsberater in die disziplinaren Ermittlungen einbinden? Dieser hätte ja den Hinweis auf die Meldepflicht beim MAD geben müssen. Sich jetzt in Form einer LoNo ‚was ich schon immer sagen wollte‘ aus der Affäre ziehen zu wollen zeigt deutlich auf, wohin die Tendenz geht. Verantwortung nicht mehr wahrnehmen. Die Streitkräfte sind auf dem besten Wege die hochgelobte Auftragstaktik unwiederbringlich zu verlieren.
Das Ganze erinnert ein wenig an die Dreyfus-Affäre des Jahres 1894.
D’accord mit vache folle!
Im französischen Heer weht definitiv noch ein anderer Wind..
Das Problem mit der Wehrmacht als traditionsstiftendes Element würde sich bei einer Einsatzarmee irgendwann von selbst lösen. Von daher glaube ich fest dass in der BW eines Tages die Kasernen nicht mehr nach den „Helden von El Alamain“ sondern nach den „Helden von Gao, Kunduz, oder wo auch immer der nächste Einsatz sein wird“ benannt werden. Tradition ist wichtig für eine Armee.
Und wieso gibt es eigentlich keine „Erich Hartmann“-Kaserne? Erfolgreichster Jagdflieger aller Zeiten, kein Nazi und ein Mensch der für seine Überzeugungen einstand.
Aber zurück zur Munition, wenn einzelne Patronen „abhanden kommen“, dann ist das leider nicht zu kontrollieren, bei 1000 Schuss denke ich nicht dass die einzeln entwendet wurden, da muss tiefer gebohrt werden. Entweder krimineller Vorsatz oder ebenso kriminelle Ignoranz und Unfähigkeit.
@ Delta two
Sorry, aber Clausewitz hat mit WW2 oder der Wehrmacht nicht das Geringste zu tun. Wer mal in Westpoint und am War College war, sollte das eigentlich wissen. In der derzeit so aufgeheizten Debatte um sinnvolle Traditionspflege ist es schon wichtig, sich etwas genauer zu informieren, bevor man etwas rauspustet. Das heißt nicht, dass ich Ihnen in allen Ihren Punkten widersprechen würde.
@ Loki:
„Helden von Kunduz“. Interessanter Ansatz, gleichwohl: Es gibt nach dem Duktus der bundesdeutschen postheroischen Gesellschaft gar keine Helden im klassischen Sinne mehr. Wir sind nicht in GBR, wo jemand, der im ISAF-Einsatz unter schwierigsten Bedingungen erfolgreich einen Gegenstoß vortrug und dabei x Taliban tötete, vom Souverän mit dem Vitoria Cross ausgezeichnet wird und deswegen einen Ehrensold erhält sowie, nach ungeschriebenem Gesetz (Brauchtum), zuerst gegrüßt wird – gut, das würde hierzulande ohnehin keine Rolle spielen, da die Messen „Brauchtum“ und „militärischer Gruß“ weitestgehend gesungen sind. Insofern: Nett, aber wohl nein. Eher wird eine Kaserne nach dem „Held vom Oderbruch“ benannt – warum auch nicht?
Ich denke, hier liegt ein grundlegendes Problem vor, das aber schon zu Anfang der Bundeswehrzeit erkannt wurde: Eine Armee, schnörkellos, technisch-nüchtern, farb- und glanzlos, die gab es nie und die wird es auch nie geben. Also dann doch wieder Truppenfahne, Vier-Taschen-Rock statt „Affenjacke“, Orden und Ehrenzeichen. Man kann das als Folklore, persönliche Schwäche, anormal oder ähnliches ansehen, wenn einem derartiges wichtig ist, aber dieser Beruf ist auch in seiner letzten, traurigen Konsequenz anormal. Hinzu kommt, dass diese Gesellschaft offenbar nur noch Heilige als Vorbilder akzeptiert. Insofern ist es vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis Konrad Adenauer demontiert wird, schließlich stammt ja von ihm der Satz „Die Männer der Waffen-SS waren Soldaten wie alle anderen auch“…
Sehr geehrte Forenteilnehmer, lieber Hausherr,
ich schätze augengeradeaus wegen seiner gut recherchierten Inhalte und der vielen Kommentare, die einen aufschlussreichen Einblick in die Perspektive der Truppe liefern und oft immenses Fachwissen teilen. Da ich in der Regel nur wenig Sachliches zu den hier geführten Diskussionen beitragen kann, bleibt es meist beim Lesen.
Was aber vor der Kulisse des VdL-Eklats abläuft, macht mich fassungslos. Ich habe volles Verständnis für das Aufeinanderprallen zweier Welten (Soldaten, die eben nicht einen Job wie jeder andere machen vs. gesellschaftlich-wirtschaftlich orientierte Politiker – ohne jede Wertung!).
Doch vor der Empörung über das politisch motivierte und hier gern als realitätsferne, kontraproduktive bzw. populistische Eingreifen der BM in interne Abläufe steht doch die Tatsache, das hier wirklich etwas faul ist im Staate Bundeswehr.
Doch statt einer kritischen Hinterfragung werden hier hauptsächlich ad hominem-Beschimpfungen gegen die Ministerin („fragt sich, wie sie ihre eigenen Kinder erzieht“), Verharmlosung (das Problem haben doch alle) oder finanziell-strukturelle Bedenken („wurde ja alles weggespart/weggeändert) geäußert.
Der primäre Skandal ist doch nicht, dass die Ministerin hier sehr taktlos eingegriffen und jede Menge Porzellan zerdeppert hat. Der Skandal ist, dass all das immer noch und (ob gefühlt oder real) in einer solchen Häufung passiert.
Ich werde hier nicht alles auf einmal vermischen – Schikane (unter dem Sammelbegriff fiele wohl auch der Genital-Elektroschock-Vorfall von vor einigen Jahren?), sexuelle Belästigung, Munitionsdiebstahl oder Rechtsextremismus.
Am meisten macht mich stutzig, das wieder ein Thema auftaucht, dass ich (wohl zu optimistisch) für längst begraben gehalten hatte: Die undifferenzierte und unreflektierte Bewunderung für die Wehrmacht.
Mein Kompaniechef hatte 1993 in seiner Amtsstube eine Reichskriegsflagge stehen. Auf dem Gang davor hingen (die hier bereits erwähnten) Landserbilder mit motivierenden Parolen wie „Murrt nicht, kämpft“ oder „ein Deutscher Soldat stiehlt, lügt und betrügt nicht und lässt auch nicht zu, dass ein anderer es tut“ (historisch betrachtet blanker Hohn!). All das in einem Sanitätsbataillon, wohlgemerkt. Die Reihe dieser Beispiele ließe sich noch wohlfeil weiter fortsetzen, aber das sprengte hier wohl den Rahmen.
Von meiner Meldung an den Wehrbeauftragten des Bundestages seinerzeit habe ich nie wieder etwas gehört. Vielleicht ist das ja mal in irgendeine Statistik eingegangen, wer weiß.
Ich dachte (und hatte gehofft), dass die BW all das 20 Jahre später endlich überwunden hätte. Aber ich habe mich wohl leider getäuscht. Stattdessen Empörung darüber, dass jemand den Mumm hat, hier eine schonungslose Bestandsaufnahme zu machen und zu schauen, wer da immer noch rumbrandstiftelt.
Eine Armee, von der noch immer behauptet wird (zu Unrecht, wie inzwischen hinlänglich bekannt ist), sie habe sich – abgesehen davon, dass sie am größten Angriffskrieg von der ersten bis zur letzten Sekunde beteiligt war – nichts zuschulden habe kommen lassen.
Natürlich waren nicht alle Wehrmachtssoldaten automatisch Kriegsverbrecher. Aber genau diese Unschärfe und Relativierung nutzen Rechtsextreme so gern, um in Grauzonen zu rutschen. Wenn der ganze Krieg schon ein Verbrechen war, dann muss man sich auch vom Hauptakteur distanzieren. Und sich endlich damit abfinden, dass hier auch nicht der kleinste Fitzel Traditions- und Identifikationspotential zu holen ist.
Ich dachte, die Diskussion hierüber sei endlich mal abgehakt. Und was diese ständigen Political Correctness-Blicke in Richtung Widerstand angeht: Hand aufs Herz, die hatten bei der Neugründung der BW überhaupt keine Relevanz. Da galten die Widerständler sowohl im Militär wie auch in der Gesellschaft noch als Vaterlandsverräter. Dem Widerstand nahestehende/beteiligte Generäle wurden ruckzuck aus der neuen BW gemobbt (der Spiegel hatte vor Jahren mal einen sehr aufschlussreichen Artikel dazu, den ich im Archiv leider nicht mehr finde). Geblieben ist das flapsige Adenauer-Zitat mit den 18-jährigen Generälen.
Wer es nach 70 Jahren eigener Geschichte noch nichts geschafft hat, eine sinnstiftende Tradition und Identität zu erschaffen, die ohne die vermaledeite Wehrmacht auskommt, der hat wirklich Probleme.
Deshalb bitte keine Erstaunen darüber, wie viele entsetzt sind über das Bild, das nicht nur über die, sondern vor allem auch von der Truppe selbst gezeichnet wird.
Am meisten bestürzt mich aber die hier zu großen Teilen dargestellte Sicht darauf. Da sind ja scheinabr beinahe alle anderen Schuld, nur nicht die Bundeswehr selbst.
Ja: Die Bundeswehr ist kein Arbeitgeber wie jeder andere. Wer darauf (mit Recht) stolz ist, muss aber auch akzeptieren, dass deshalb auch besonders harte Maßstäbe für sie gelten.
@Grautvornix: „Das Ganze erinnert ein wenig an die Dreyfus-Affäre des Jahres 1894.“
Haben Sie gerade ernsthaft, so im Vorbeigehen, den Fall des Franco A., der große Mengen Munition gestohlen hat, offenbar rechtsradikal war und möglicherweise eine schwere Straftat plante, mit dem Opfer DES antisemitischen Schauprozess des Vorkriegsfrankreich verglichen, bei dem ein völlig Unschuldiger über aus politischen Gründen über konstruierte Vorwürfe und mit gefälschten Beweisen jahrelang ins Gefängnis geworfen wurde?
Chapeau! Die Chuzpe muss man erstmal haben…
„Ein Kommandeur soll nicht eigenständig eine Entscheidung treffen können…“ Ich kenne mich zwar nur sehr rudimentär in der Bundeswehr aus, aber dafür ist er doch Kommandeur und trägt dann die Verantwortung für seine jeweilige Entscheidung. Jetzt Arbeitskreise für Disziplinarentscheidungen einzuführen, kann auch zu einer Kultur von Verabtwortungslosigkeit führen. Was ist eigentlich aus der Inneren Führung geworden? Zu guter Letzt ein wenig Polemik: Warum nicht gleich Freiheitlich-Demokrarische Führungsoffiziere FDGOF ab Kompanie-Ebene einführen, die den Chef bei seinen Entscheidungen unterstützt. Das hat ja drüben bis 1989 auch hervorragend geklappt…
Bedenklich ist der Beitrag von @vache folle | 04. Mai 2017 – 22:24 – in Bezug auf die Einstellung innerhalb der franz. Armee. Wissen wir wie man dort mit dem Fall umgeht? In gewisser Weise ist es bemerkenswert, dass ausgerechnet eine multinationale Einheit einen derartigen Fall hat, da sich die DF Brigade auf keine entsprechende Tradition (im vgl. zu Einheiten im Heer, Marine oder Luftwaffe) berufen koennte.
Ich erinnere mich an Uebungsplatzaufenthalte, wo Munitionskisten zur freien Aufmunitionierung standen fuer die entsprechenden Gefechtsschiessen im Kompanie & Zugrahmen. Da konnte jeder so viel Munition aufnehmen wie es ihm moeglich war. Eine Ueberpruefung im Sinne einer Leibesvisitation gab es am Ende der Uebung nicht. Nur die ueblichen Fragen. Das ist auch heute so bei diversen Einheiten, weil es schlichtweg anders nicht praktikabel ist.
Sicherlich koennte man alles elektronisch nachvollziehbar machen, aber wer soll das bezahlen und stehen Prioritaeten / Aufwand / langfristige Kosten hier im Verhaeltnis.
Wer in einem grossen System boeses im Schilde fuehrt, wird immer Wege finden die Schwaechen auszunutzen. Das ist keine Verharmlosung sondern ein Fakt. Gerade in der BW und ihrer Kultur wird viel in Prozessen gedacht. Nicht alles macht Sinn. Aber Hinterfragen, macht die Sachen nicht besser und das eigene Vorankommen ggf. sogar schwerer. Wie in einem Grosskonzern hoert bei vielen die Verantwortung und das Mitdenken beim eigenen Bereich aus. Wer das System durchschaut wird wissen, wie er laengere Zeit unerkannt seine Ziele verfolgen kann.
Warum horten die Leute 1000 Schuss Munition? Was wissen wir ueber den Zugang zu den entsprechenden Kurz & Langwaffen mit Kaliber 9, 5.56 und 7.62 mm?
Ich stimme ebenfalls Loki zu. Die BW wird dank weltweitem Einsatz eine eigene „Kampfhistorie“ haben auf die man sich in Gemeinschaftsraeumen bezieht. Das ist auch bereits so an vielen Standorten.
@Sendibelchen
Darf ich fragen wann sie zuletzt Schießen waren, bzw. ob sie das aktuelle Schießkonzept der Bundeswehr kennen?
Wenn sie mit Infanteristen zu Schießen gehen, dann wird die Munition an die Schützen ohne Einzelnachweis ausgegeben. D.h. 10 Mann bekommen 500 oder 1000 Schuss und munitionieren selber auf. Die Zeiten von 5 Schuss richtig übergeben sind lange vorbei.
@W12: Ich kann Ihnen nur vollumfassend zustimmen.
Auch ich verfolge augengeradeaus bislang aus fachlichem Interesse nur als Leser. Dabei bin ich zu dem Schluss gekommen, dass große Teile der kommentierenden Gemeinschaft aktive Soldaten sein müssen. Umso erschrockener bin ich als ebenso aktiver Truppenoffizier über die im Verlauf dieser Diskussion verfassten Kommentare. Ich frage mich, ob wir tatsächlich das selbe Werteverständnis teilen. Nicht die pauschalisierenden Anwürfe der BM´in sind der Skandal, sondern die nicht angemessene disziplinare Würdigung von offen rechtsradikalem Gedankengut und Handeln innerhalb der Streitkräfte. Hierfür gibt es keine Entschuldigung und keine Rechtfertigung.
Mit eben solchem Erschrecken habe ich die Bilder des Gemeinschaftszimmers in Illkirch gesehen. In meiner Zeit als InChef in der Offizierausbildung hätte ich nach der Einrichtung eines solchen Raumes durch Untergebene keinen Stein auf dem anderen gelassen. Wie verblendet und rückwärtsgewandt sind denn Teile des DEU Heeres? Das kann man auch mit Traditionserhalt nicht begründen. Hier müssen doch bei jedem Offizier in Führungsverantwortung die Warnlampen angehen. Wenn nicht stellt sich die drängende Frage nach der politischen Haltung der selben.
Ich hoffe nun auf eine saubere und gründliche Aufklärung und einschneidende Konsequenzen, um auch dem Letzten in den Streitkräften klar zu machen, welchem Staat er dient und welche Werte in diesem Staat gelebt werden.