Von der Leyen feuert Heeres-Ausbildungschef (Update)
Als Folge der Skandale in Ausbildungseinrichtungen der Bundeswehr greift Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen erneut durch und setzt den Ausbildungschef des Deutschen Heeres ab. Vor dem Verteidigungsausschuss des Bundestages kündigte Generalinspekteur Volker Wieker im Beisein der Ministerin am (heutigen) Mittwoch an, dass der Kommandeur des Ausbildungskommandos des Heeres in Leipzig, Generalmajor Walter Spindler (Foto oben), von seinem Posten entbunden werde, wie ein Ministeriumssprecher bestätigte. Zu den Gründen gab es, wie in Personalangelegenheiten üblich, offiziell keine Angaben.
Die Absetzung Spindlers, der bis zu seiner regulären Pensionierung im August auf einen anderen Dienstposten versetzt werden soll, war nach Informationen von Augen geradeaus! nicht allein die Folge eines einzelnen bekanntgewordenen Skandals, zum Beispiel im Ausbildungszentrum Spezielle Operationen in Pfullendorf, der zur Absetzung des dortigen Kommandeurs geführt hatte. Auch wird dem Generalmajor kein Dienstvergehen vorgeworfen.
Aus dem Ministerium wird Spindler und seinem Kommando aber angelastet, nach dem Bekanntwerden mehrerer Missstände in Ausbildungseinrichtungen nicht gründlich genug ermittelt und Fehlverhalten nicht konsequent verfolgt zu haben. So habe das übergeordnete Kommando Heer in Einzelfällen Nachermittlungen angeordnet. Bereits im Februar in einem Bericht bemängelt worden, dass Meldungen zu den Vorfällen in Pfullendorf auf dem Dienstweg steckengeblieben seien.
Nach Informationen von Spiegel Online soll auch bei einem bislang öffentlich nicht bekannten Fall die Aufklärung des Leipziger Kommandos unzureichend gewesen sein, was die Entscheidung zur Absetzung Spindlers letztendlich ausgelöst habe:
Generalmajor Walter Spindler wird vorgeworfen, in einem bisher noch nicht bekannten Fall von Verfehlungen durch Heeresausbilder im thüringischen Sondershausen erneut nicht energisch genug ermittelt zu haben. Möglicherweise bremsten Spindler und seine Rechtsberater vom Ausbildungskommando die Nachforschungen sogar. Jedenfalls wurden die beiden beschuldigten Hauptfeldwebel erst kürzlich von ihren Posten versetzt, obwohl schon seit Mai 2016 Beschwerden wegen verbaler Entgleisungen und unnötiger Härte bei der Ausbildung von Unteroffiziersanwärtern gegen sie eingegangen waren.
In den vergangenen Monaten hatten Ministerin und militärische Spitze der Bundeswehr mehrere Folgen aus verschiedenen Meldungen über entwürdigende Behandlung von Untergebenen vor allem in der Ausbildung gezogen und unter anderem eine neue Meldekultur und eine zentrale Auswertung der Daten dazu angekündigt.
Nachfolger Spindlers soll Brigadegeneral Norbert Wagner werden, bislang Kommandeur des Ausbildungszentrums in Munster.
Die militärische Vita von Spindler von der Bundeswehr-Webseite hier (da so was mitunter recht schnell verschwindet).
(Archivbild Januar 2015: Spindler bei der Übung Allied Spirit I auf dem US-Truppenübungsplatz in Hohenfels – U.S. Army Photo by Sgt. William Tanner/2nd Cavalry Regiment)
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@Koffer
Lol, die einzige „wahre“ und richtige Menschenführung, die man bei der Modernisierung der InFü als Maßstab anlegen muß, ist natürlich eine moderne Menschenführungstheorie der Kampftruppen des Heeres. Aber nun sind wir ja schon bei Stufe 2 der klassischen Rabulistik: Qualifikations-Hinterfragung der „Kontrahenten“. Sufe 3 ist dann wieder ad hominism ?
Halten wir einmal fest: keinerlei Belege – geschweige denn – Beweise, jede Menge stramme Behauptungen, sophistische Argumentationsführung mit „Aber-ungen“ etc.pp.
Sie haben noch einen sehr langen Marsch durch die Institutionen vor sich, denn mit ihrer Argumentation werden sie solche Hindernisse wie Marine und Luftwaffe kaum „überwinden“ ;-)
@Koffer | 30. April 2017 – 10:54
„Interessant ist doch, dass hier in den Kommentaren eigentlich überwiegend Offiziere und Unteroffiziere der Luftwaffe und Marine diejenigen sind, die den Offizieren und Unteroffizieren aus dem Heere (hierbei überwiegend, aber nicht ausschließlich Kampf- und Kampfunterstützungstruppe) regelmäßig erklären wollen wie gute und moderene Menschenführung und Ausbildung im Heer eigentlich umgesetzt werden sollte und umgedreht aber solche Versuche der Verbesserung fremden Bereich ohne eigene Details- und Sachkenntnisse aber überwiegend nicht unternommen werden?!
Vielleicht verstehen wir im Heer ja wirklich nichts davon wie man mit Menschen umgehen muss…“
+1
Insbesondere interessant wenn man die vergangene und aktuelle Bewerberlage anschaut. Während das Heer keine großen Probleme hat seine Stellen zu füllen, sieht es bei Marine und Luftwaffe ganz anders aus.
Dazu auch interessant die Aussagen des Gen. Vollmer bei der GSP in Bonn vor einer Woche.
Ich zitiere singemäß: „Das Heer hat keine Probleme seine Stellen zu füllen“
Das hab ich vom Inspekteur Marine im Dezember ganz anders gehört.
Trennung ist zwar nicht Emperie aber trotzdem witzig: Seit ein deutscher Staat mit einer Marine oder Luftwaffe in den Krieg zieht, hat er keinen gewinnen können. Gilt übrigends auch für Afghanistan ;-)
@Sönke Marahrens | 30. April 2017 – 11:12
„Ich schätze den Dialog mit Ihnen sehr, mit Ausnahme wenn sie persönlich werden, ihre Fähigkeit Kritik anzunehmen entsprichtig dabei in etwa meiner…“
;)
„Was ist denn an der alten Inneren Führung schlecht bzw muss modernisiert werden? Hier kommen nach dieser vermeintlichen Bestandsaufnahme weder von Ihnen noch von M Bohnen in den Publikationen konstruktive oder verallgemeinerbare Vorschläge. (Ich habe Armee im Aufbruch gelesen und mit den Autoren u.a auf Facebook diskutiert)“
Ich widerspreche Ihnen insofern, dass von Maj Bohnert und Co. keine konkreten Verbesserungsvorschläge kommen. Natürlich gibt es in dem von Ihnen erwähnten Aufsatzband auch bereits einige konkrete Ansätze.
Allerdings sind die Aufsätze ja überwiegend von jungen Offizieren (noch) ohne Praxiserfahrung geschrieben worden, so dass in der Tat noch sehr vieles unausgegoren ist und viele Problem nach meiner Bewertung auch ganz anders angegangen werden sollten. Zudem werden andere aus meiner Sicht vorhandene Probleme gar nicht thematisiert.
Aber eine vollständige und umfassende Antwort auf die aktuellen Fragen war ja auch gar nicht der Anspruch des Aufsatzbandes. Vielmehr ging es ja eigentlich darum eine Diskussion zu beginnen.
Dieser Diskussion hat sich die Heeresführung (und übrigens ja auch die komplette Bundeswehrführung und politische Leitung) übrigens ja (leider) entzogen.
Natürlich habe ich meine eigenen Ansätze wie und in welchen Feldern die Innere Führung rechtlich, organisatorisch und berufsethisch auf die aktuellen militärischen Anforderungen und das aktuelle politisch-gesellschaftliche Umfeld angepasst werden müsste, aber das hat doch nichts mehr mit dem Thema dieses Fadens zu tun :)
„Ich gehe den Weg der truppengattungsbezogenen Eliten und in Teilen Legendenbildung deswegen nicht mit, weil er in der Folge regelmässig zur Ausgrenzung führt.“
Die Frage sollte sich doch hier stellen, warum Sie entscheiden wollen, wie sich andere TSK und Truppengattungen definieren, oder?!
;)
@klabautermann | 30. April 2017 – 11:21
„Sie haben noch einen sehr langen Marsch durch die Institutionen vor sich, denn mit ihrer Argumentation werden sie solche Hindernisse wie Marine und Luftwaffe kaum „überwinden“ ;-)“
Ehrlich gesagt habe ich das gar nicht vor. Marine soll Marine bleiben und Luftwaffe soll Luftwaffe bleiben. Da möchte ich mich gar nicht einmischen.
Ganz im Gegenteil, m.E.n. sollen die TSK im Bereich von Tradition, Berufsethik und Ausbildung wieder deutlicher gestärkt werden und gleichzeitig die teilstreitkraftgemeinsame Einsatzplanung- und Operationsführung weiter gestärkt werden…
@ klabautermann | 30. April 2017 – 11:21 et al
Ich gehe mal davon aus, dass Mariner, Luftwaffe (und UN-Fuehrer) vielleicht die Probleme der heutigen Kampftruppen nicht ausreichedn bewerten koennen – ich konnte es nie, mangels ausreichendem Kontaktes.
Zumindestens bei den ‚Kampftruppen‘ der Marine haben wir eine stark fachlich-aufgabenorientierte Hirarchie mit persoenlichem Kontakt, Zuwendung und Dienstaufsicht. Der FKpt/KptzS (OTL/O) als Kdt/ Btl Kdr kennt jeden rpt jeden seiner Leute persoenlich.
In soweit hat @Koffer vielleicht andere Probleme und andere Voraussetzungen, welche er mit einer methodisch anderen Fuehrung und Ausbildung bewaeltigen muss.
@klabautermann:
„… das ist doch die sophistische Argumentation, die bestimmte Protagonisten sich zu eigen machen, indem sie immer so argumentieren, dass man sie im Sinne von Poppers Falsifikations-und Verifikations-Beweisführungstheorie nicht wirklich „packen“ kann. “
Richtig und zu denen Protagonisten zählen sie für mich auch.
Sie wollen sich ja auch nicht packen lassen und weichen dann regelmäßig aus.
Mein letztes Beispiel:
http://augengeradeaus.net/2017/04/kurz-zitiert-von-der-leyen-und-das-gigantische-personalproblem-der-bundeswehr/comment-page-3/#comment-265270
Meine Konsequenz daraus: Es macht wenig Sinn mit ihnen zu diskutieren aus den oben von Ihnen angeführten Gründen. Nur mal als kleiner Hinweis zur Reflexion.
Daher wünsche noch viel Freude bei der Diskussion.
@MikeMolto
Na ja, ich bin halt „very old school“ ;-)
Und das bedeutet mit Blick auf meine militärische Prägung, dass deren Grundlagen sehr praxis-nah gelegt wurden. Und so blicke ich nicht nur auf eine Gruppenführer-Ausbildung beim JägerBtl 42 in Kassel zurück oder auf den „78er“-Zugführerlehrgang an der MUS mit anschließender VerWdg als InspOffz, sondern auch auf die „alte“ SeeOffz-Ausbildung der Marine mit OL 1 und 2, SS GF und D etc.pp.
Und im weiteren Verlauf meiner Verwendungen bin ich letztendlich immer sehr dicht in/an der Truppe gewesen und habe natürlich die großen und kleinen Paradigmenwechsel seit Mitte der 80ger schon sehr hautnah mitbekommen wie all die Struturreformen, den Übergang von einer wehrpflichtigen BW zu einer wehrpflichtigen Armee der Einheit, dann der Übergang zu einer wehrpflichtigen Armee im Einsatz und zuletzt der Übergang zu einer Armee im Einsatz ohne Wehrpflicht. Eine konstante Orientierung in Sachen Menschenführung waren immer für mich die Prinzipien der InFü, allen voran eben das Bild des Staatsbürgers in Uniform und das Gebot zur Achtung, Wahrung der Menschenwürde sowie die Pflicht zur („klassenlosen“) Kameradschaft unter allen Umständen, also auch im Einsatz. Ich kann @Koffers Argumentation durchaus nachvollziehen, was ich nicht nachvollziehen kann ist sein Anspruch, die InFü auf der Grundlage z.Bsp. der Bohnert’schen Sicht generell zu hinterfragen und diese Sicht in den Mittelpunkt einer „Modernisierung“ der InFü zu stellen. Da fehlt mir einfach der „zwingende“ Beleg oder Beweis für diese Forderung. Und es fehlen mir die konkreten, konstruktiven Vorschläge wie diese modernisierte InFü denn nun aussehen soll. Mir ist mehr als bewußt, dass die Praxis der Auftrgastaktik im Heer völlig anders ist als in der Marine und der Luftwaffe, und das hat auch seine guten Gründe, die ich ebenfalls kenne und verstehe. However, diese andere Praxis rechtfertigt aber nicht eine prinzipiell andere Praxis in Sachen Menschenführung, und schon gar nicht die Generalisierung dieser anderen Praxis für die InFü der gesamten BW.
@Memoria
Danke ;-) Auch ihnen wünsche ich einen schönen Sonntag und Tanz in den Mai.
@klabautermann | 30. April 2017 – 13:11
„Und im weiteren Verlauf meiner Verwendungen bin ich letztendlich immer sehr dicht in/an der Truppe gewesen“
Aber eben nicht an der Truppe von der wir hier im Faden (AusbKdo und nachgeordneter Bereich) gerade sprechen ;)
„Eine konstante Orientierung in Sachen Menschenführung waren immer für mich die Prinzipien der InFü, allen voran eben das Bild des Staatsbürgers in Uniform und das Gebot zur Achtung, Wahrung der Menschenwürde sowie die Pflicht zur („klassenlosen“) Kameradschaft unter allen Umständen, also auch im Einsatz.“
Absolut 100% Zustimmung von meiner Seite!
„ist sein Anspruch, die InFü auf der Grundlage z.Bsp. der Bohnert’schen Sicht generell zu hinterfragen“
Ich zweifle die InFü im Kern doch überhaupt nicht an (und das macht m.E.n. auch Maj Bohnert nicht), ich spreche doch ausdrücklich „nur“ von einer zeitgemäßen und zielgerichtet Modernisierung und Anpassung an neue Aufträge und neue Rahmenbedingungen.
„Und es fehlen mir die konkreten, konstruktiven Vorschläge wie diese modernisierte InFü denn nun aussehen soll.“
Da könnte ich ein gutes Dutzend bieten, aber das wäre doch hier OT…
„Mir ist mehr als bewußt, dass die Praxis der Auftrgastaktik im Heer völlig anders ist als in der Marine und der Luftwaffe, und das hat auch seine guten Gründe, die ich ebenfalls kenne und verstehe. However, diese andere Praxis rechtfertigt aber nicht eine prinzipiell andere Praxis in Sachen Menschenführung,“
Wie kann denn bei (notwendiger) anderer Umsetzung der Auftragstaktik die Menschenführung die gleiche sein?!
Das geht doch objektiv gar nicht!
„und schon gar nicht die Generalisierung dieser anderen Praxis für die InFü der gesamten BW.“
Ich für meinen Teil lehne eine Generalisierung über die TSK hinweg grundsätzlich ab (einige wenige Ausnahme: Menschenwürde und Primat der Politik gehören z.B. dazu).
@Koffer:
Die aktuelle kriegstheoretische Diskussion in den USA geht von einem grundlegenden Wandel des Landkrieges aus (full domain battle). Aufgrund der technischen Möglichkeiten der Gegner ist aus Sicht des Stabschefs der Army ein ständiges Bewegen auf dem Gefechtsfeld notwendig.
Das Verbleiben an einem Ort über 4 Stunden sei bereits tödlich. Somit ist auch Schlaf auf max 4 Stunden begrenzt.
Mehr Informationen hierzu:
http://breakingdefense.com/2016/10/miserable-disobedient-victorious-gen-milleys-future-us-soldier/
Ich frage mich da:
Teilt das deutsche Heer diese Grundannahmen?
Dies wäre ja gerade im Rahmen der Bündnisverteidigung eine zentrale Frage.
Wenn ja, was bedeutet dies für die Ausbildung – in Zeiten von EUAZR?
Haben sie den Eindruck derlei wird überhaupt konsequent betrachtet?
Der neue Kdr AusbKdo hätte da ja genug zu tun – und auch seine Vorgesetzten.
@Koffer
Auch wenn der Hausherr mich gleich wieder wegen zu viel Pholosophie ermahnt:
„Wie kann denn bei (notwendiger) anderer Umsetzung der Auftragstaktik die Menschenführung die gleiche sein?! Das geht doch objektiv gar nicht!“
Ja, wie wollen sie denn bitte diese Behaupung objektiv belegen ?
Diskursanalytisch bewegen sie sich im poststrukturalistischen Foucault’schen Koordinatensystem – ich meine damit Michel Foucault.
Ich halte mich diskursanalytisch eher an die methodisch-rationale Gesprächsphilosophie von Herbert Schnädelbach (https://de.wikipedia.org/wiki/Herbert_Schn%C3%A4delbach#Deskriptiv.2C_normativ.2C_explikativ)
Von daher ist es durchaus möglich subjektivistische (Auftragstaktik) und objektivistische (Menschenführung) „Philosophien“ in der Praxis sehr gut zu verknüpfen – man muß es nur wollen und können..
Den Spruch: „Er ist kein Mensch, er ist kein Tier, er ist ein Panzergrenadier“ hat mir mein Ausbilder in der Gruppenführerausbildung beim Heer schon 1971 als (Negativ)Beispiel für schlechte Menschenführungspraxis „vorgestellt“. Mittlerweile ist 2017 und nun will „das Heer“ wieder „Zurück, Marsch Marsch !“ in bitte welche Zeit ?
Im übrigen erlaube ich mir den Hinweis darauf, dass der Aufbau und die Pflege von Subkulturen als ein Mittel der gezielten Subversion gilt ……….kann man wahrscheinlich in der abgelehnten Masterarbeit des Kameraden OLt nachlesen, die der MAD gerade intensiv studiert. Das soll nun in keinster Weise eine persönliche Unerstellung sein.
However, die Protagonisten der elitären, postmodernen Heerskampftruppenphilosophie sollten sich darüber im klaren sein, dass sie sich in einem politisch und rechtlich sehr sensiblen Raum bewegen.
@Koffer
„ich spreche doch ausdrücklich „nur“ von einer zeitgemäßen und zielgerichtet Modernisierung und Anpassung an neue Aufträge und neue Rahmenbedingungen“
Was meinen Sie damit prinzipiell?
@Memoria | 30. April 2017 – 14:50
Ich bezweifle (oder genauer gesagt weiß es mit 95% Sicherheit), dass das Heer hierüber keine größeren „Diskussionen“ führt. Mir ist (und das ist schade) nicht bekannt, dass wir derzeit solch grundlegende Fragen planmäßig auswerten.
„Das Verbleiben an einem Ort über 4 Stunden sei bereits tödlich. Somit ist auch Schlaf auf max 4 Stunden begrenzt.“
Ob das so korrekt ist, darüber habe ich mir zumindest bisher keine Gedanken gemacht. Ich kann solch extrem kurze Verweilzeiten als Grundannahme (aus dem Bauch heraus) nicht ganz glaubwürdig finden.
Allerdings galt sowohl konzeptionell, als auch in der Umsetzung durch die Ausbildungsvorschriften früher (theoretisch bis vor zwei Jahren, praktisch bis vor ca. 10 Jahren), dass Heeressoldaten von Anfang der Ausbildung an und bewusst und kontrolliert auf wechselnde Schlafzyklen und regelmäßigen Schalfentzug vorzubereiten seien.
„Der neue Kdr AusbKdo hätte da ja genug zu tun – und auch seine Vorgesetzten.“
Eine solche Frage würde zunächst einmal beim AHEntwg liegen, erst in der Umsetzung für die Ausbildung ginge es dann nach LEIPZIG.
@klabautermann | 30. April 2017 – 15:05
„Ja, wie wollen sie denn bitte diese Behaupung objektiv belegen ?“
Ganz einfach. Das Prinzip des Führen mit Auftrag ist ein wesentlicher Teil der Führungskonzeption der Bundeswehr. Wenn ein solch wesentlicher Teil an der Menschenführung (aus guten Gründen) in den TSK unterschiedlich umgesetzt werden muss, dann kann die „Gesamtsumme“ ja nicht mehr stimmen…
Sie subsumieren unter Menschenführung offensichtlich nur eine menschenwürdige Behandlung, aber das ist ja (wenngleich auch sehr wichtiger) nur ein Teil von Menschenführung.
„Im übrigen erlaube ich mir den Hinweis darauf, dass der Aufbau und die Pflege von Subkulturen als ein Mittel der gezielten Subversion gilt“
Das wage ich zu bezweifeln.
“ ……….kann man wahrscheinlich in der abgelehnten Masterarbeit des Kameraden OLt nachlesen, die der MAD gerade intensiv studiert. Das soll nun in keinster Weise eine persönliche Unerstellung sein.“
Achja?! Diese Behauptung ist soweit außerhalb des Sehstreifens, dass ich Ihnen hierfür noch nicht einmal eine Zielbeobachtung übermitteln kann.
„However, die Protagonisten der elitären, postmodernen Heerskampftruppenphilosophie sollten sich darüber im klaren sein, dass sie sich in einem politisch und rechtlich sehr sensiblen Raum bewegen.“
Ja, in der Tat. Wo Menschen auf dem Gefechtsfeld kämpfen und Sterben, da kann man von einem politisch und rechtlich sehr sensiblen Raum sprechen ;)
@ThoDan | 30. April 2017 – 15:11
„Was meinen Sie damit prinzipiell?“
Andere Aufträge, andere gesellschaftliche Strukturen, andere politische Strukturen, andere militärische Strukturen, andere soziokulturelle Zusammensetzungen seit den 70er und den 90er bedingen eine notwendige Anpassung der Inneren Führung an die neuen Rahmenbedingungen ohne dass hierbei allerdings Kernprinzipien aufgegeben werden müssten.
@klabautermann | 30. April 2017 – 15:05
NACHTRAG
„Den Spruch: „Er ist kein Mensch, er ist kein Tier, er ist ein Panzergrenadier“ hat mir mein Ausbilder in der Gruppenführerausbildung beim Heer schon 1971 als (Negativ)Beispiel für schlechte Menschenführungspraxis „vorgestellt“. Mittlerweile ist 2017 und nun will „das Heer“ wieder „Zurück, Marsch Marsch !“ in bitte welche Zeit ?“
Das war in der Tat bereits 1971 schlechte Menschenführung und das wäre es auch heute noch. Was wollen Sie mir damit sagen?
@Koffer:
Die 4h sollen wohl eher sehr plastisch wie weit man sich vom FOB-Denken entfernen muss.
Die Zuständigkeiten im Heer habe ich durchaus im Blick, daher der Hinweis auf die Vorgesetzten des Threads.
In erster Linie wäre es eine Aufgabe der Heeresführung, dann bearbeitet durch Kdo H u. AHEntwg, AusbKdo.
An Informationen dürfte es nicht fehlen:
http://tradocnews.org/tradoc-hosts-german-army-for-a-multi-domain-battle-information-exchange/
Wer von „kriegsnah ausbilden“ und „Train as you fight“ redet sollte sich eben wirklich Gedanken, um „The next fight“ machen.
Mal sehen ob wir in der Theoriediskussion wie bei NCW und COIN erneut erst nach 5 Jahren aufwachen.
Die Bereitschaft im Heer dieses Thema zu durchdenken und entsprechende Ableitungen zu machen ist seit letzter Woche noch geringer geworden.
@ klabautermann | 30. April 2017 – 13:11
Na ja, ich bin halt „very old school“ ;-)
Ohne mit Ihnen in einen ‚pissing contest‘ treten zu wollen, dann bin ich sicher vso…
Aber mit einer gaenzlich anderen Ausgangslage, naemlich vor der Marinezeit ausgebildeter Seemann gewesen zu sein, der mit Erstaunen viele der Praktiken und Fuehrungsverhalten der damaligen Vorgesetzten mit Erstaunen und Unglaube zu betrachten lernte.
In der ‚alten‘ Seefahrt war das hoechste Gebot Auftraege mit bestem Wirkungsgrad, optimal auszufuehren. In der Marine wurde die Seefahrt taeglich neu erfunden. Allerdings hatten fast Alle den hehren Anspruch auf einwandfreie Menschenfuehrung – doch im Endeffekt war es haeufig reine Vorschriftenbefolgung ohne Herz und Vernunft.
Den Spruch vom Panzergrenadier kannte ich auch (MUS), allerdings haben ‚wir‘ darin eher ein Kompliment fuer Einsatz und Durchhaltevermoegen verstanden.
Es gibt oft mehr als zwei Seiten der Medaille/…
@memoria
Auf der Brigadeebene (VJTF) ist dieses Thema gerade der neueste „Hot Shit“. Man schaut sich hier derzeit bei den Dänen ab, wie diese ein FOrward Command Element führen. Da brettert der Kommandeur auf seinem Mobilen Gefechtsstand durch die Gegend und versucht nicht länger als die Feuerleitlösung ROT an einem Orr zu verweilen.
Der Spruch kommt wohl von den Dragonern, die mal berittene Infantrie und Kavallerie waren umd im amerikanischen Bürgerkrieg entwickelte sich Kavallerie wieder zu berittenen Fusskämpfern und das ging im Burenkrieg weiter.
@Koffer
d.h. die Umsetzung der Inneren Führung anzupassen an die geänderten Zeiten, Umstände und Ansprüche ohne dabei Prinzipien und Standards preiszugeben.
@Eloka:
Gut, dass es hier endlich hier ein Umdenken gibt und man schaut von wem man lernen kann.
Die Gefechtstände des Heeres sind ja der Traum eines jeden Elokisten und Artilleristen…
Es gab ja mal Kommandeure
… die in beweglichen Befehlsstellen unterwegs waren.
Stichwort Greif.
Zumindest in West Point wird auch darüber nachgedacht welcje grundlegenden Konsequenzen das „Multi Domain Battle“-Konzept für die Ausbildung hat:
https://mwi.usma.edu/multi-domain-battle-will-require-totally-different-type-leader/
Aber die FüAk wird ja auch bald zum Think Tank.
Wobei es da ja auch sehr ruhig geworden ist.
Ob dann auch diese Themen dort durchdacht werden?
Der erste Reflex bei uns sei das alles besser als bei den Amerikanern der schaue mal darauf wie mittlerweile die Auftragstaktik gelebt wird und wie praxisnah die Führerausbildung noch ist – beides zentrale Punkte in obigem Aufsatz. Hier nur nochmal ein Beispiel aus der Praxis: http://augengeradeaus.net/2013/02/vernetzt-denken-%E2%80%93-in-alten-strukturen/
@Memoria | 30. April 2017 – 17:50
„der schaue mal darauf wie mittlerweile die Auftragstaktik gelebt wird und wie praxisnah die Führerausbildung noch ist“
Leider muss ich Ihnen da zustimmen. Wir wollen nicht wahrhaben, dass die Welt sich weiter entwickelt hat und halten an alten Denkmustern fest.
Und m.E.n. das schlimme hierbei ist, dass wir selbst das nicht mehr gut machen.
Wir haben also die Unflexibilität einer Orthodoxie, aber ohne die tatsächliche Bewahrung der alten Leistungsstärke.
@Memoria
…..und was hat das mit dem Thema zu tun?
Ernst gemeinte Frage, denn ich versuche gerade die Verbindung zu finden.
@Memoria
Eucom will dieses Jahr eine multi-domain exercise abhalten. Hoffentlich erlaubt unser Budget die Teilnahme.
https://www.army.mil/article/178137/with_multi_domain_concept_army_aims_for_windows_of_superiority
Die Ministerin heute bei Berlin direkt:
„Die Bundeswehr hat ein Haltungsproblem und sie hat offensichtlich eine Führungsschwäche auf verschiedenen Ebenen“. Zudem sieht sie einen „falsch verstandenen Korpsgeist“.
Die Bundeswehr hat also nicht „nur“ ein gigantisches Personalproblem, sondern ein Führungsproblem auf verschiedenen (!) Ebenen.
Bemerkenswerte Lagefeststellung.
Auch hier frage ich mich:
Seit wann hat sie diese Erkenntnis?
Welche Maßnahmen hat bzw. wird sie ergreifen, um diese Probleme anzugehen?
Was sagt uns dies über die vorgebliche Soldatenpartei(en)
CDU/CSU, die in den letzten 35 Jahren 28 Jahre den IBuK gestellt haben?
@’Memoria: Eben gesehen, puh. Bin gespannt, wen man nun alles für das verantwortlich machen will. Irgendwie hätte ja die aktuelle militärische Führung diese Probleme erzeugt. Das wird dann unappetitlich im Wahljahr. Aber ingesamt noch befremdlicher fand ich die Aussagen von Herrn Pfeiffer!
@Memorial
Vielleicht macht es ja der Ministerin auch nur keinen Spaß mehr, ständig Führungspersonal ablösen zu müssen, dass ihr nicht zu hört.
@Koffer
Nach Leistenschneider ist der 6. Pkt der Auftragstaktik „Gutes Führen“,
Ich fände eine Aufzählung ihrer Pkte / (oder Ideen) daher gar nicht OT, ich denke viele andere hier auch nicht!
@Memoria
Ich habe mir die Idee der multidomain battle vor kurzem auch zu Gemüt geführt…. Es könnte in dem Fall sogar sein, dass wir , mangels Masse, gar nicht in allen Domänen adressierbar sind, und ein möglicher Gegner sich dabei sogar bei uns verzettelt….
@FK70:
Hat er Pfeiffer seine Recherchen überhaupt schon begonnen?
Abgeschlossen sind sie ja noch nicht.
Konsequenz aus den Aussagen der Ministerin (Durchleuchten der Truppe) wäre ein sehr aufwändiges „Dzrchkämmen“ durch den MAD und eine flächendeckende Beobachtung der Truppe durch „informelle Mitarbeiter“.
Es bleibt aber die Frage, ob es sich wirklich um Korpsgeist handelt oder eher um Bürokratie und eine Nullfehlerkultur.
Auch bei der Nichtabgabe des Falles Franco an den MAD (a lot of paperwork…).
Das Grundproblem scheint mir noch nicht klar herausgearbeitet zu sein.
Die Ministerin geht nun geschickt in die Offensive als Aufklärerin und Kämpferin gegen Korpsgeist und 100 Jahre alte Einstellungen in der Männerdomäne Bundeswehr.
Medial scheint diese Erzählung zu gelingen.
Darauf kommt es ja auch letztlich an.
Chapeau, Frau Ministerin (und Herr Flossdorf).
Ich habe mich an der Debatte seit einigen Tagen nicht mehr beteiligt, da es nach meiner Wahrnehmung irgendwann weniger um Argumente, sondern mehr um einen Wettbewerb einiger Teilnehmer über größere „Intelligenz“ oder „Erfahrung“ ging. Das hilft aber nicht in einem solchen Blog, da ALLE Teilnehmer einen sinnvollen Beitrag leisten können. Dies zu erkennen setzt aber voraus, dass grundsätzlich alle Teilnehmer mit ihren Ansichten von den anderen auch wenigstens akzeptiert werden ohne ihre Intelligenz oder Erfahrung oder Redlichkeit in Frage zu stellen.
Ich habe die Debatte daher nur passiv weiterverfolgt. Jetzt gebe ich einen Hinweis, der sich auf MEINE Beobachtungen am Fortgang der Debatte bezieht. Diese Beobachtungen sind nicht besonders schlau, nicht unangreifbar, sondern einfach nur subjetiv MEINE Wahrnehmungen. Ich biete sie nur an. Keiner muss das gut finden, was ich denke. Sie müssen deswegen auch nicht „persönlich“ verstanden werden:
1. Ich beobachte in der Debatte, dass „Innere Führung“ als Begriff zwar allgemein bekannt ist, aber offensichtlich unterschiedlich verstanden wird. Das könnte ein Kernproblem der Konflikte in diesem Themenbereich sein.
2. Es wird in der Debatte offensichtlich nur der Teilbereich der Inneren Führung betrachtet, der sich mit dem Umgang zwischen Vorgesetzten und Untergebenen beschäftigt. Dieser Teilbereich des Gesamtkonzeptes Innere Führung und seine spezifischen Vorgaben wird dann benutzt, um andere Teilbereiche in Frage zu stellen. Innere Führung ist mehr als nur der Umgang zwischen Vorgesetzten und Untergebenen.
3. „Funktionalität“ bzw. „Gefechtsnahe Ausbildung“ und “ menschlicher Umgang miteinander“ sind kein Widerspruch im Sinne der Inneren Führung. Im Gegenteil. Es ist nicht nur erlaubt, den Soldaten in seinen Grundrechten soweit einzuschränken wie es militärische Dienst erfordert, sondern es ist auch gefordert, um ihn vernünftig auf den Einsatz vorzubereiten.
Hier könnte die Debatte einen neuen sachlichen Ausgangspunkt haben, denn natürlich „helfe“ ich einem Soldaten mit einer „einsatznahen“ Ausbildung, die so hart sein muss, dass er im Zweifelsfall auch gut vorbereitet ist und überleben kann.
Und an dieser klaren Richtlinie müssen sich auch Einzelfälle von Fehlverhalten orientieren. Diesen Maßstab kann man ohne Probleme finden.
Alles was ich oben geschrieben habe ist banal, ich weiß. Diese Banalität habe ich aber nicht als „Roter Faden“ in der ablaufenden Debatte immer erkennen können.
Noch eine Anmerkung:
Bevor ich diesen Beitrag geschrieben habe, wollte ich selbst noch einmal wissen, was Innere Führung eigentlich wirklich ist :-)).
Zuerst habe ich auf die Homepage der Bundeswehr geschaut. Dort habe ich viele Säätze gefunden, die ich verstanden habe, aber nicht unbedingt die „Klarheit“, die ich gesucht habe. Ich möchte ein konkretes Beispiel nennen und zitiere aus dem was auf der Homepage steht:
„…Offene Streitkräfte in einer offenen Gesellschaft sind das Ergebnis von Wehrpflicht und Innerer Führung. Sie prägen gleichzeitig eine zeitgemäße Führungskultur in der Bundeswehr…“
Nun haben wir aber die Wehrpflicht ausgesetzt. Können wir „das Ergebnis“ „Offene Streitkräfte“ also dann nicht mehr erreichen? Für mich zumindest verwirrend der Hinweis auf die Wehrpflicht als Voraussetzung dafür. Hier der Link:
https://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/start/streitkraefte/grundlagen/innere_fuehrung/!ut/p/z1/04_Sj9CPykssy0xPLMnMz0vMAfIjo8zinSx8QnyMLI2MQgKcXQw8fY2dnAwDjYwsnE30wwkpiAJKG-AAjgb6wSmp-pFAM8xxmRESaqIfrB-lH5WVWJZYoVeQX1SSk1qil5gMcqF-ZEZiXkpOakB-siNEoCA3otyg3FERAFlobJ4!/dz/d5/L2dBISEvZ0FBIS9nQSEh
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Ich habe dann bei Wikipedia nachgeschaut was „Innere Führung“ ist und muss sagen, das hat mir sehr gut gefallen. Sehr umfangreich, aber meines Erachtens auch sehr klar. Hier der Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Innere_F%C3%BChrung
Auch hieraus ein Zitat:
„…Der Soldat ist als Staatsbürger politisch Handelnder, der das immer bestehende Spannungsfeld zwischen den Rollen Staatsdiener und Staatsbürger ertragen muss.
Das Konzept der Inneren Führung verfolgt somit vier zentrale Zielsetzungen:[6]
Legitimation im Sinne einer rechtlichen, politischen und ethischen Begründung des Auftrages für das Handeln des Soldaten beziehungsweise der Bundeswehr.
Integration, um die Bundeswehr in Staat und Gesellschaft zu integrieren und das Grundgesetz als verbindlichen Rahmen zu definieren.
Organisation als Gestaltung der inneren Ordnung für Einsatzbereitschaft und Disziplin, die aber auch die Persönlichkeit des Einzelnen anerkennt.
Motivation: Aus der Einsicht der Notwendigkeit seiner Aufgabe, Pflichterfüllung, Gehorsam und Disziplin sowie seiner Einbindung in die Truppe und der Übernahme von Verantwortung erfährt der Einzelne Motivation. Die Soldaten sollen aus der Überzeugung heraus handeln, die freiheitliche Grundordnung Deutschlands zu verteidigen.
Diese vier Zielsetzungen sind als gleichrangig zu betrachten, wobei je nach Diskussionsgegenstand das ein oder andere Ziel betont wird. Generalinspekteur a.D. De Maizière machte im Jahr 2005 folgende konstante Elemente der Inneren Führung aus, die für ihren Erfolg verantwortlich sind:[7]
Primat der Politik,
Bindung des Handelns an Recht und Gesetz, insbesondere das Grundgesetz,
Leitbild des Staatsbürgers in Uniform,
Ausgleich zwischen Rechten und Pflichten und Achtung der Menschenwürde….“
@Sönke Marahrens:
Warum sollte sich ein solcher Gegner bei uns verzetteln?
Man darf davon ausgehen, dass diese Gegner unsere Stärken und Schwächen sehr genau kennt.
Never underestimate the enemy.
Aber was ist denn die Sichtweise auf dieses Konzept in der Bw?
Im Kern geht es hier um sehr schnelle OODA-Cycle.
Sehr spannend.
Noch scheint wähnt man sich gut aufgestellt bei Bundeswehr und NATO.
Dabei hat man wohl das Problem bisher nur auschnittsweise betrachtet und bewertet:
http://www.fueakbw.de/index.php/de/aktuelles/181-die-wahre-realitaet-ist-niemals-diejenige-die-sich-am-offenkundigsten-zeigt
Na, so verwunderlich sind die Äußerungen der Ministerin nun auch wieder nicht.
Wer hier im Blog eine Zeit lang mitdiskutiert hat, der kennt die Positionen der verschiedenen Lager.
Die Ministerin sieht einen falschen Korpsgeist, nicht erst seit der Aussetzung der Wehrpflicht, sondern die auffällig gewordenen Soldaten waren zum großen Teil schon vor der Aussetzung der Wehrpflicht bei der Bw.
Der MAD hatte 2016 ca. 280 Ermittlungsfälle wegen Rechtsextremismus in der Bw.
2017 schon 173 Fälle ?
Eine Steigerung mit klarer Tendenz ?
280 Ermittlungsfälle bei 170 000 Soldaten sind ca. 1,5 Promille. Damit dürfte der Rechtsextremismus bei der Bw geringer verbreitet sein als z.B. in Ostdeutschland.
Die Ministerin bestätigte die These von @Klabautermann, wonach die Fälle von Pfullendorf, Reichenhall, Sonderhausen usw insofern zusammenhängen, dass eine „falsche Geistungshaltung“ in manchen Truppenteilen existiert und durch Vorgesetzte zu stark gedeckt wird. Man könnte natürlich auch sagen, dass diese Vorgesetzte zu wenig dafür tuen, diese falsche Geisteshaltung zu ändern. Vielleicht sind sie aber ein Teil des Problems und nicht deren Lösung !
Was den Prof. Pfeiffer anbelangt, der ist Kriminologe und hat als Wissenschaftler schon eine fertige Theorie über die Hintergründe der soldatischen Gesellschaft in der Bw und will sie durch eine „Dunkelfeldstudie“ mit 20000 Befragungen nur noch bestätigt bekommen.
Meiner Meinung nach für einen Wissenschaftler die falsche Herangehensweise an ein Problem, denn die Art der Fragen in einem Fragebogen fordert bestimmte Antworten automatisch heraus.
Aber die Ministerin kann ja ähnlich wie die katholische Kirche, bei der Prof. Pfeiffer auch den Aufklärer gab, die Notbremse ziehen wenn die Antworten zu einseitig oder zu unangenehm für die beauftragende Organisation werden.
Zum Nachhören und Anschauen als erster Beitrag der heutigen Sendung:
https://www.zdf.de/politik/berlin-direkt
Für diejenigen, denn das zuviel ist was ich oben gepostet habe hier noch einmal in Kürze:
1. Die jeweils geforderte Funktionalität und die Bedingungen eines potentiellen Einsatzes sind der Maßstab für die Härte der jeweiligen soldatischen Ausbildung. Ein Spezialkräftesoldat wird anders auszubilden sein, als ein Mitarbeiter im Cyber Kommando.
2. Die gem. Funktionalität und den potentielle Einsatzbedingungen erforderlichen Einschränkungen in die Rechte des „Staatsbürgers Soldat“ sind im Soldatengesetz zwar grundsätzlich geregelt, erfordern jedoch im konkreten Einzelfall eine spezifische Vorgabe. Hier fangen dann die Thembereiche „Führen mit Auftrag“ und „Dienstaufsicht“ an. Ich selbst kann mir nicht vorstellen, dass eine zentralistische Führung das leisten kann.
@all
Das ZDF-Interview der Ministerin habe ich in einem neuen Eintrag aufgegriffen. Vielleicht sollte sich die Debatte dorhin verlagern.
(Und ja, ich habe dort alle Kommentare auf moderiert gesetzt.)
@ Memoria: auch wenn die Ministerin politisch und medial ggf. gepunktet hat, uns Soldaten oder auch den ziv Beschäftigten hat sie pausalisierend herabgewürdigt. Gepaart mit den Aussagen des Herrn Pfeiffers empfand ich dies als ehrabschneidend. Das ist zumindest meine (soziale) Wahrnehmung. :-((
@ Pete
Klaus Naumann „Innnere Führung 4.0“
https://www.bmvg.de/resource/resource/UlRvcjZYSW1RcEVHaUd4cklzQU4yNWFvejhLbjVyYnR1OCt3ZlU1N09FV2o0TnA3ZFBkRW5Fc01lSmorTWo3WFZuZzdvdkhQRlhHUElIcjM1eTVpMytXTHY3SmN5TEtITnp0S1QyblpQdXc9/ReaderSipo_11_2016.pdf
@Georg
Vielen Dank! Das werde ich mir in Ruhe durchlesen!
@memoria
Eine multidimensionale Kroegsführung setzt voraus, dass man in allen Dimensionen angreifbar ist. Das von Ihnen angesprochene Seminar ist kein Allgemeingut (näheres nur Per PM).
@Pete
Ich sehe keine Verengung auf Menschenführung, im Gegenteil mir geht es darum, dass nicht zu Lasten der Menschenführung vereinfacht wird. Die von Naumann angeführten Gründe sind interessant, verkennen aber m.E das mittlerweile auch das Führungspersonal beim Staatsbürger in Uniform angekommen ist (die meisten zumindestens). Hier ist die Innere Führung aus meiner Sicht schon aus sich selbst erwachsen geworden.
@Pete
1) Nach der Interpretation einiger praktiziert so ziemlich jede Armee innere Führung.
The men first
George Marshall kassierte Kommandeure ein, die bei ihren Soldaten zu unbeliebt waren, weil Bürger
2) So Manchmal kommt es mir so vor, als hörte die Kameradschaft (da gehört für mich Fürsorge dazu) beim Vorgesetzten auf, der nächstniedere Dienstgrad spez Gefreiten und Rekruten hat keinen Anspruch darauf
3) Das Problem in dem Bereich, scheint mir die geringe Qualifikation der Ausbilder und auch anderer Vorgesetzter zumindest in einigen Bereichen zu sein.
Teilweise ist da die Kompetenz soweit ich das beurteilen kann, so veraltet, das gehört ins Museum, sieht man beim Nachbiwakvideo zu den Rekruten.
@Sönke Marahrens:
„Eine multidimensionale Kroegsführung setzt voraus, dass man in allen Dimensionen angreifbar ist.“
Grunlegender Widerspruch.
Eine multidimensionale Kriegsführung setzt voraus, dass man in allen Dimensionen ANGRIFFSFÄHIG ist.
Oder verstehe ich sie einfach falsch?
Das Seminar ist kein Allgemeingut, aber der Bericht wird ja nicht das Gegenteil der Kernerkenntnisse darstellen, oder?
@Memoria
Ich meinte adressierbar sein….und habe derzeit nur den Angriff eines Anderen vor Augen.
WIe schwer eine Counter Comprehensive Approach Offensive zu führen ist, haBen die Ukraine erleben müssen bzw erleben es noch…
Hinsichtlich des Seminars irren Sie, in anderer Hinsicht als Sie meinen, wie gesagt PM.
@ThoDan | 30. April 2017 – 20:46
„@Pete …1) Nach der Interpretation einiger praktiziert so ziemlich jede Armee innere Führung.
The men first. George Marshall kassierte Kommandeure ein, die bei ihren Soldaten zu unbeliebt waren, weil Bürger…“
Ich stimme Ihnen zu. Zumindest jede andere „Armee in der Demokratie“ muss etwas Ähnliches wie unsere „Innere Führung“ praktizieren. Die Besonderheit in Deutschland war beim Aufbau der Bundeswehr der totale Bruch mit den vorhergehenden deutschen Armeen (Kaiserliche Armee, Reichswehr, Wehrmacht) Bis auf die Zeit der Befreiungskriege (Scharnhorst/Gneisenau) gab es keine sinnstiftende Tradition. Das ist bei den anderen demokratischen Armeen so nicht der Fall.
Vielleicht sollten wir auch in Deutschland weniger über die Begriffe wie z.B. Innere Führung debattieren als vielmehr über die ganz konkrete Ausgestaltung unsere Führungskultur vor dem Hintergrund der tatsächichen Aufgaben und Rahmenbedingungen der Bundeswehr.
@TheDan
Es gibt leider noch Lehrgänge/Kurse (auch in Pfullendorf) in welchen es nicht um Fähigkeitserwerb geht, sondern um Aussortierung und Reihung. Sollte man erkennen, dass jemand die Fähigkeiten nie erwerben kann, dann muss der Soldat in eine andere Verwendung.
Wer jedoch Soldaten nach bestimmten Kriterien aussucht/einstellt sollt diese dann so weit bringen, dass sie die geforderten Fähigkeiten können oder ggf beherrschen (selten möglich). Doch dazu sind viele Lehrgänge nicht ausgeplant. Leider haben viele Ausbilder nicht verstanden (oder deren Vorgesetzte), dass sie ausbilden und nicht auswählen und sortieren sollten.
Zum Glück ist das nicht überall so, sonst hätten wir in vielen Verwendungen schon kaum noch Soldaten.
@Elahan
Was können die Ausbilder dafür, wenn ihre Ausbildung vielleicht sorgfältig aber fachlich (gefährlich) veraltet oder falsch ist?
Wir haben das Jahr des Herren 2017 und die BW ist teilweise nicht mal auf dem Standard von vor 1900.
@Sönke Marahrens:
„Ich meinte adressierbar sein….und habe derzeit nur den Angriff eines Anderen vor Augen.“
Sehr interessant finde ich ihren Blickwinkel.
Der Angriff der Anderen liegt ja auf der strategischen Ebene.
Operativ und taktisch muss die Bundeswehr selbst angreifen wollen und können. Dies nunmehr zu Lande, zu Wasser, in der Luft, im Weltraum und im Informationsraum.
Das ist der entscheidende Gedanke.
Ich habe immer mehr den Eindruck, dass diese Denkweise viel zu sehr fehlt.
Alles weitere gern im direkten Austausch.
Ich melde mich dazu noch bei Ihnen.
@ThoDan:
„Wir haben das Jahr des Herren 2017 und die BW ist teilweise nicht mal auf dem Standard von vor 1900.“
Könnten Sie diese These bitte mit einem Beispiel untermauern?
@Memoria
Kampfstiefel:
Was Horace Kephart mehr beiläufig in einem seiner Bücher Ende des 19Jh. erwähnte, das „plant“ die BW zur Zeit anscheinend umzusetzen, AFAIK in einer Art und Weise die den Sinn der Übung zur Farce macht.
@Memoria
Verzeihen sie mir, falls ich sie störe, aber ihre Forderung „Operativ und taktisch muss die Bundeswehr selbst angreifen wollen und können. Dies nunmehr zu Lande, zu Wasser, in der Luft, im Weltraum und im Informationsraum.“
erinnert mich spontan an folgende Problematik: https://wigbertbenz.wordpress.com/2010/07/30/paul-carell-als-quellengeber-der-bundeswehr/
…..und damit schließt sich der Kreis wieder zum Kern dieses Fadens: Einsatznahe oder Gefechtsnahe Ausbildung auf der Grundlage welcher LL oder „Kriegsbildes“ ? Und damit im Zusammenhang das Thema (Zeitgemäße) Hilfen für den Gefechtsdient. Wie sehen denn bitte die aktuellen Hilfen für den Gefechtsdienst im Heer aus ? Kann es sein, dass diese offiziellen Hilfen in der Truppe schlichtweg abgelehnt und ignoriert werden, gerade von den Offizieren, die noch den „guten, alten“ Hilfen des Ghostwriters Paul Carell „nachtrauern“ und die neuen Hilfen schlichtweg als unbrauchbar ablehnen ? Das wäre dann in der Tat eine Subkultur oder ein „Dunkelfeld“ wie UvdL es bezeichnet.
@klabautermann | 01. Mai 2017 – 8:30
Frau Ministerin hat an den Antworten auf Ihre Fragen bislang kein Interesse gezeigt.
Ich hatte mal den Versuch einer Antwort unternommen. Allerdings im Parallelthread: http://augengeradeaus.net/2017/04/von-der-leyen-bundeswehr-hat-haltungsproblem-fuehrungsschwaeche/#comment-266877
@klabautermann | 01. Mai 2017 – 8:30:
Erinnert irgendwie an das Gowin’sche Gesetz.
Die Aufregung über einsstznah ausbilden ist nun schon ein paar Jahre her.
Ihren Rückschluss auf eine Subkultur, die die offiziellen Vorgaben ignoriert kann ich nicht nachvollziehen.
Aber das scheint ja die ministerielle Denkrichtung zu sein.
Es gibt im Heer kein Dunkelfeld überharter Ausbildung, sondern eher eine Ausbildung, die immer mehr zivilen Vorstellungen der Arbeitswelt folgt. Mit allen Vor- und Nachteilen.
Zu einem aktuellen Kriegsbild habe ich hier glaube ich einige Hinweise gegeben.
Nur leider erkenne ich bisher keine ernsthafte Auseinandersetzung darüber in Deutschland.
Gerade auch das ist ein Führungsversagen – insbes. der militärischen Eliten. Es fehlt eben eine in sich schlüssige Ausrichtung der Bundeswehr.
@Sachlicher
Habe ihren Kommentar gelesen. Nun ja, vielleicht hat Frau BM ja nur ihr Interesse an diesen Fragen nicht öffentlich kommuniziert ?