Kräftiger Schluck aus der Pulle: Bundeswehr plant fast 200.000 Soldaten für 2024
Die Bundeswehr soll in den nächsten sieben Jahren von derzeit rund 178.000 Soldatinnen und Soldaten auf fast 200.000 Soldaten wachsen. Der so genannte Zielumfang der deutschen Streitkräfte soll sich bis zum Jahr 2024 auf insgesamt 198.000 Soldaten und rund 61.400 zivile Stellen erhöhen; dafür soll es über die Planung des vergangenen Jahres hinaus zusätzlich 5.000 militärische Dienstposten, 500 weitere Reservistenstellen und 1.000 Haushaltsstellen für Zivilbeschäftigte geben. Eine entsprechende Planung legte das Personalboard, eine interne Kommission des Verteidigungsministeriums, am (heutigen) Dienstag vor.
Im Mai vergangenen Jahres hatte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen die Trendwende Personal ausgerufen und eine Vergrößerung der Bundeswehr um zunächst rechnerisch 7.000 Planstellen Soldatinen und Soldaten angekündigt. Die konkreten Planungsschritte für die Folgejahre sollen jährlich vom Personalboard festgelegt werden, dem unter anderem die Ministerin, die Staatssekretäre, der Generalinspekteur und sein Stellvertreter, die Abteilungsleiter Personal und Planung sowie andere Spitzenbeamte des Ministeriums angehören. Allerdings haben ihre Festlegungen nur Empfehlungscharakter, weil ja letztendlich der Bundestag über die Größe der Streitkräfte bestimmt.
Mit der Mittelfristigen Personalplanung, die die zuvor geltenden Obergrenzen des militärischen Personal abgelöst hatte, soll die Bundeswehr den sicherheitspolitischen Anforderungen flexibel angepasst werden können – und das heißt derzeit eher: nach oben. (Randbemerkung: Das jetzt mit der Zielgröße 198.000 definierte Jahr 2024 ist auch das Jahr, in dem nach den derzeit heiß diskutierten NATO-Festlegungen der Anteil von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigungsausgaben erreicht werden soll.)
Die interessante Frage ist natürlich, wie die Bundeswehr wachsen will, wenn die Truppe bislang schon die angepeilte Größe nicht erreicht: Im zurückliegenden Jahr war die Bundeswehr unter dem möglichen und angepeilten Umfang geblieben; insbesondere die vorgesehene Zahl von 170.000 Berufs- und Zeitsoldaten wurde nicht geschafft, und im Juni vergangenen Jahres gab es sogar die kleinste Bundeswehr aller Zeiten.
Mit anderen Worten: Da muss mehr neues Personal geworben werden – wie viel, sagt das Ministerium leider so konkret nicht. Denn die Aufstockung soll insgesamt, auch das wie in der Vorjahresplanung, durch einen Mix aus neuen Männern und Frauen und dem längeren Dienst der schon vorhandenen geschafft werden:
Der weitere personelle militärische Aufwuchs bis 2024 wird maßgeblich durch die Verschiebung des anzustrebenden durchschnittlichen Zurruhesetzungsalters (unter Beibehaltung des bisherigen gesetzlichen Rahmens der besonderen und allgemeinen Altersgrenzen), die spürbare Erhöhung der Übernahmequoten zur Berufssoldatin bzw. zum Berufssoldaten sowie die Anhebung der durchschnittlichen Verpflichtungszeit bei den Fachunteroffizieren erreicht. Somit kann vermehrt bewährtem Personal eine längerfristige Perspektive beim Arbeitgeber Bundeswehr aufgezeigt werden. Dieser kann im Gegenzug dauerhaft auf die gewonnenen Erfahrungen zurückgreifen. Dies stärkt zugleich die Demografiefestigkeit des militärischen Personalkörpers. Dazu dient auch die Erhöhung des Anteils der Berufssoldatinnen /-soldaten um 6.000 auf 56.000.
Das mit der besonderen Altersgrenze war Ende vergangenen Jahres schon mal Thema; vereinfacht gesagt: So automatisch wie bisher soll ein Berufssoldat nicht mehr damit rechnen können, eher als mit Erreichen der allgemeinen Altersgrenze in den Ruhestand gehen zu können. Vor allem aber: Es sollen, so die Absicht, mehr Soldaten als bisher eine längere Perspektive in den Streitkräften bekommen.
Nachdem im vergangenen Jahr schon ausgewählte Bereiche oder gar Einheiten für einen Personalaufwuchs genannt worden waren (siehe die Tabelle hier), fügte das Personalboard weitere Bereiche hinzu (allerdings scheint es da auch Überschneidungen zu den im Vorjahr genannten Maßnahmen zu geben):
Insgesamt sind 99 Einzelmaßnahmen geplant, um die Leistungsfähigkeit der Bundeswehr zu steigern. Dazu gehören unter anderen Spezialisten für den neuen Organisationsbereich Cyber- und Informationsraum, Besatzungen für die Korvetten K 130 (2. Los), Stärkung der Unterstützungskräfte der Streitkräftebasis (Logistik/ABC-Abwehr), Aufstellung eines 6. Panzerbataillons, Ausbau unserer Sanitätsversorgung im In- und Ausland sowie weitere Schritte, mit denen wir Auswirkungen der EU-Arbeitszeitrichtlinie abfedern wollen.
Zu den heutigen Beschlüssen des Personalboards gibt’s auch grafische Darstellungen, die den Unterschied zwischen Planung 2016 und aktueller Planung deutlich machen – hier zunächst der geplante Aufwuchs über die nächsten Jahre bei militärischem Personal (plus knapp 5.000) und zivilen Stellen (plus 1.000) in der Mittelfristigen Personalplanung (MPP):
… und noch eine sehr interessante Grafik: Die eigentlich schon für Ende vergangenen Jahres geplante Zahl von 170.000 Berufs- und Zeitsoldaten soll nun bis zum Sommer dieses Jahres erreicht werden:
(KORREKTUR: In der Überschrift und im Text stand mehrfach die falsche Jahreszahl 2014, statt 2024 – ich bitte um Entschuldigung.)
(Foto: Ein Rekrut pausiert während der Allgemeinen Grundausbildung auf dem Truppenübungsplatz Döberitzer Heide am 16.11.2016 – Bundeswehr/Jane Schmidt)
@Hans Dampf
Liege ich falsch damit, das Soldaten die laengere Zeit Dienstunfaehig sind , nach Vorschrift oder Gesetz zu entlassen sind?
@Wa-Ge
SBL?
Definieren Sie bitte Einsatzfähigkeit?
Koerperlich geeignet?
Seine Aufgaben auf geeignetem Standard ausführen zu können?
Die erforderliche Ausruestung in Schuss zu haben?
Liegt es prinzipiell am einzelnen Soldaten, wenn das alles nicht zutrifft?
Ist es mit der BW soweit heruntergekommen, das wir für sowas Bonus bezahlen müssen?
Was kommt als nächstes, Infanteristen , die nicht wissen was Gewehr und Helm sind?
Betreffs AVZ und sozialem Umfeld:
Laut Aussage der BW zur Presse bezüglich Kontakt zum sozialen Umfeld aus Afghanistan ist der auch dafür gedacht.
@ Zimdarsen
Zitat:
„Ihre Herleitung ist falsch. Die Altersbänder sind durch viele Maßnahmen bis zum Jahrgang 1965 ausgedünnt worden. Die Frage ist, haben wir jetzt Unwuchten in den Altersbändern welche mit der Babyboomer Generation verursacht ist.
Man hat auch in den letzten Jahren immer eine gesunde Altersstruktur zu haben. Die Unwuchten kamen durch die Pers Reduzierungen ins System.
Es fehlen uns die 35-45 Jährigen doch nicht weil es zu wenig Menschen gab oder zu viele im Altersband Älter als Jahrgang 1970.“
Wenn Sie sagen die 35 – 45 jährigen fehlen uns als BS, dann sind dies die Geburtsjahrgänge von 1970 – 1980. Nach obiger Rechnung werden die zwischen 26 – 32 Jahren als BS übernommen, d. h. die Übernahme hätte zwischen 1996 und 2012 erfolgen müssen. In diesem Zeitraum wurde eine Reduzierungsrunde nach der nächsten gefahren und als erste Maßnahme wurde immer die Übernahmequote für BS um 1000 + x Fälle pro Jahr reduziert. Also das uns in diesen Jahrgangsbändern BS fehlen ist absolut logisch.
M.M.n ein weiteres Indiez, das wir einen Überhang von BS in den Baby-Boomer Jahren haben ist das letzte Personalanpassungsgesetz.. Es sah ja für Offiziere im Altersband III eine Frühpensionierungsmöglichkeit bis Ende 2017 im Alter ab 52 Jahre vor. Wenn man jetzt zurückrechnet, kommt man also auf den Geburtsjahrgang 1965 als letzter Jahrgang der event. früher gehen darf. Für mich ein Zeichen, dass die Geburtsjahrgänge der Baby-Boomer Generation bis 1965 in der BS-Struktur überrepräsentiert sind.
Zitat: „Wer 2012 die BS reduzierte, braucht sich doch jetzt nicht zu wundern, dass und Fachkräfte im Alter ab 30 fehlen.
Völlig logisch, da sind wir uns absolut einig.
Zitat:
„Gerade jetzt will man dann auch noch 1966 + länger im System lassen. Gerade diese Verstopfen den Kamin.“
Nach dem oben dargelegten Argumenten haben wir ja von den Geburtsjahrgängen 1966+ , also z.B. von 1970 – 1980 zu wenige Berufssoldaten im System, deshalb können die auch nichts verstopfen, sondern füllen nur Lücken durch eine Dienszeitverlängerung.
Abschließend kann die Frage nur klären, wer Zugang zu den Personalstrukturdaten der Bw hat, der Einblick in die Alterspyramide der Berufssoldaten hat.
@Georg
Das ja aber NICHTS mit den Babyboomern zu tun!
Auch ist die Verstopfung des Kamins abhängig von der Dienstgradgruppe und Verwendung.
Es fehlen uns kaum Soldaten zwischen 1966-1970 und ja, der Mangel hängt an den fehlenden BS-Stellen. Die ALTEN (50+) können wir ersetzen, die Nachfolger warten auf die Spitzen-DP. Aber uns fehlen die jungen BS und die kann ich nur durch junge ergänzen, der Rest ist Strohfeuer und für manche unattraktiv. Wir benötigen junge Soldaten mit Perspektive. Im Moment wollen mehr länger bleiben als das System verträgt.
Ja, ein Blick in die Altersstruktur hilft ;-)
@Flieger
Zustimmung 👍
Im letzten Jahr konnte ich mal wieder im Einsatz erleben was es für ein Kampf ist einen Dienstposten OF-4 aus Deutschen Reihen zu besetzen.
Bei Tischgesprächen zum Thema kam die Aussage das rund 80% der Kameraden im Dienstgrad Oberst keinen 90/5 für eine Verwendung im Einsatz haben oder bekommen könnten.
Wie von Flieger beschrieben gibt es hier keine Anreize die für eine Einsatzverwendung sprechen.
Das ganze macht sich schon bei der Wertigkeit innerhalb der Beurteilung bemerkbar.
Einsätze zählen da nur wenig.
Wo wenn nicht unter Einsatzbedingungen lässt sich die Leistungsfähigkeit eines Soldaten bewerten??
Ich bin immer wieder erstaunt wie viele Kommentatoren die Bw mit einem Sozialversorgungsverein verwechseln ;)
Der eine und einzige Zweck der Bw ist die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte.
Eine Personalvergrößerung nur um der Zahlen willen ist daher nicht nur unsinnig, sondern vermutlich auch nicht verfassungsgemäß. Wie man es also gutheißen kann (oder sich damit abfinden kann), dass tausende und abertausende nicht einsatztauglich sind (weder im Sinne Auslandseinsatz noch im Sinne irgendetwas außerhalb eines warmen Dienstzimmers), wird mir unverständlich bleiben.
Sollten wir tatsächlich in 2024 zwischen 191.000 und 198.000 landen, wir damit aber nur weitere „alte Bürotäter“ gewonnen haben (bewusste Übersetzung), was wäre denn damit gewonnen? Außer das es Geld kostet meine ich ;)
In der Regierung fliegen jetzt die Fetzen wg. den 2 %! Herr Gabriel behauptet, daß die Nato Deutschland weder auf 2 % festgelegt habe und auch in ein paar Jahren nicht auf 2 % festlegen werde! Kürzungen von Sozialausgaben werden es mit der SPD für Verteidigungsausgaben nicht geben. Der Wahlkampf lässt grüßen!!!
VDL hat Herrn Gabriel zutreffen daran erinnert, daß sein Vorgänger Steinmeier die 2 % auch unterschrieben habe und Herr Gabriel damals schon in der Regierung war und jetzt ein kurzes Gedächtnis habe.
Außer Wahlkampfgetöse ist dieser Streit nicht verständlich, denn Herr Trump droht tatsächlich und bei einem Rückzug der USA müssten wir mehr als 2 % für Verteidigung ausgeben, die SPD hat es mit unterschrieben und laut Finanzminister sind die 2 % – in Schritten – finanzierbar. Von Sozialkürzungen hat der Finanzminister nichts gesagt und sind nicht wirklich beabsichtigt.
Soweit Herr Gabriel lieber Hunter und Not bekämpfen will, so herrscht leider vor allem in denjenigen Ländern Hunger oder drohen Hungerkatastrohpen, wie im Südsudan, wo Bürgerkrieg ist und ohne Soldaten Nahrungsmittel gar nicht ankommen dürften oder von den Soldaten/Machhabern unterschlagen würden.
Und das Argument von Gabriel mit der Großmacht Deutschland passt nicht mehr. Die Polen fürchten sich mehr von einem Deutschland mit wenig Panzern als einem Deutschland, was vor Waffen strotzen würde.
http://www.tagesschau.de/leyen-gabriel-nato-101.html
@Tho Dan
SBL ist Stellenbesetzungsliste.
Für die Messung der Einsatzfähigkeit gibt es in der Bundeswehr das 90/5 Auslandsverwendungsfähigkeit (Ein sanitätsdienstliches Formular, in welchem die gesundheitliche Eignung des Soldaten für einen anstehenden Einsatz bescheinigt wird.)
Was Geld angeht, habe ich bereits weiter oben beschrieben, dass es leider der Fall ist, dass ein großer Teil der Soldaten nur noch monetär motiviert werden kann. Sowohl positiv, als auch negativ.
Dies ist übrigends eine direkte Begleiterscheinung der politisch gewollten Transformation des Soldatenberufes vom Dienst zur zivilen Arbeitsauffassung. Die Politik hat eben nicht bedacht, dass der Soldat sich auch bei dieser Transformation auch am Vergütungsmodell der Wirtschaft orientieren wird.
@ closius
Die SPD fürchtet nicht um Kürzungen der Sozialausgaben, die SPD hat panische Angst davor in den nächsten Jahren kein Geld mehr für zusätzliche „Geschenke“ zur Verfügung zu haben.
Wenn sich der Staat nicht um die Familien der Soldaten (m/w) kümmert, dann müssen es die Betroffenen selbst machen und dies geht bei einem in abhängiger Beschäftigung stehendem Bürger fast nur übers Geld. Früher musste man sich kaum um die Rente der Partner (meist Ehefrau), um Unterkunft, Schule uvm kümmern. Das ist VORBEI.
Abwesenheit/Mobilität muss man sich leisten können.
Ich muss leider feststellen, dass der Ton mitunter bisschen daneben ist („keine Ahnung“), aber auch ganz allgemein geht es ziemlich querbeet. Wahlkampf, Sozialfürsorge, Kranke raus… können wir etwas präziser am Thema bleiben?
Wenn sich das Ministerium mal konkret äußern würde, wie man sich Personalbindung und Gewinnung vorstellt, dann wären keine Spekulationen notwendig. Vor allen Dingen ist es Zeit, dass Bestandspersonal zu informieren. Stattdessen bleibt zu befürchten, dass wir bis nach der Wahl auf diese Informationen warten werden.
@Insider
Nun, als Sts im BMVg war hier Markus Grübel sehr konkret. Leider ist sein Vortrag noch nicht im Netz zu finden. Zu diesen Themen hat Grübel eine klare Ansage gemacht und darin wird es sich als Vetreter der IBUK messen lassen. Anbei ein Auszug aus dem Programm:
Zur Veranstaltung:
„Das Weißbuch 2016 soll das deutsche Verständnis von Sicherheits- und Verteidigungspolitik national wie international transparent machen. Es wurde unter Federführung des Bundesministeriums der Verteidigung verfasst und am 13.07.2016 vom Kabinett verabschiedet. Das Buch stellt die Grundzüge, Ziele, und Rahmenbedingungen deutscher Sicherheitspolitik, die Lage der Bundeswehr und die Zukunft der Streitkräfte dar.
Zum Referenten:
Markus Grübel, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin der Verteidigung ist seit 2002 Bundestagsabgeordneter der CDU des Wahlkreises Esslingen. Er ist unter anderem auch Vizepräsident der Gesellschaft für Sicherheitspolitik (GSP).“
Ich versuche mal seinen Vortrag zu finden und sende diesen TW zu
Zulu 1975
@Koffer
Ein -kräftiger Schluck aus der Pulle- erhöht eben nicht zwingend die Schlagkraft.
Fähigkeiten welche zur Wirkung kommen können schon eher.
Auslandverwendungsfähigkeit ist nicht zwingend wichtig für unserenw Kernauftrag und ein Team Hotel benötigen wir immer.
Wir entlassen top ausgebildete Soldaten und den Rest vergrault die Bw noch immer mit Versetzungen, Abwesenheiten außerhalb von Einsätzen und fehlendem
@Zimdarsen
Schon mal daran gedacht, dass es Soldaten gibt, die es sehr gerne sehen würden wenn auch mal der Kamerad und nicht nur man selbst mal in den Einsatz muss oder irgendwo in die Provinz?
SaZ die solche Erfahrungen sammeln wollen nicht mal verlängern, selbst wenn die Bundeswehr es Ihnen sehr große Karotten vors Gesicht hält.
@ TW.
„Wahlkampf, Sozialfürsorge, Kranke raus… können wir etwas präziser am Thema bleiben?“
Ähm, ich beschwere mich hier ja quasi nie (auch hier nicht wirklich :)), aber ich finde das sind doch irgendwie alles Punkte die das Thema durchaus tangieren. Was halt nervt sind hier die ewig fatalistischen Aussagen – es wird eh immer alles schlimmer – da stimme ich ihnen zu aber auch die beruhen ja oftmals auf Erfahrungen.
Jedenfalls lassen sich der „Erfolg“ und die Umsetzung der Personalentwicklung ja an den monatlich veröffentlichten Zahlen nachvollziehen, es bleibt also spannend …
@ Klabautermann:
Zunächst schön, dass wir hinsichtlich der Aufgabenpriorisierung der Streitkräfte einer Meinung sind, diese Sicht teile ich uneingeschränkt – obgleich sie über Jahre von den Entscheidungsträgern negiert und ins Gegenteil verkehrt wurde.
Zu Ihrer Frage: Es ist ja nun nicht so, als stellte die Auslandsdienstverwendungsfähigkeit eine Hürde dar, die nur ein Anfang 20-jähriger Profi-Leichtathlet erklimmen kann. Es wird, mehr oder minder, der allgemeine Gesundheitszustand festgestellt. Ich diene z.B. in einer Dienststelle, in der von rund 20 Stabsoffizieren zwei nicht von Sport/Marsch freigestellt sind. Nur mal so als grobe Zahl. Da kann man schon die Frage stellen, ob das dem verfassungsmäßigen Auftrag gerecht wird, oder nicht? Es gibt also schon einen Zusammenhang, haarscharf trennen lässt sich das meines Erachtens nach nicht.
Ich möchte aber noch einen Punkt aufwerfen, der hier ja auch schon angeführt wurde, Stichpunkt GBR/USA-System (20 Jahre dienen, 50% Pensionsanspruch) und der von einigen hier als unmenschlich angesehen wird. Sollte er zu OT sein, bitte ich ihn zu löschen – ich finde, er hängt mit der Meldung zusammen, da es (auch) um die Frage geht, wie sinnvoll eigentlich eine Truppenvermehrung schwerpunktmäßig durch mehr Berufsoldaten ist.
Es ist zwar unzulässig, von sich auf andere zu schließen, aber angesichts einiger Gespräche im Kameradenkreis weiß ich, dass es nicht nur mir so geht.
Ich bin vor knapp 15 Jahren in die Bundeswehr eingetreten. Zu etwa der Hälfte dieser Zeit wurde ich Berufsoldat, d.h., mit Mitte/Ende 20 trifft man eine Entscheidung, die das ganze Berufsleben prägt. Gleichwohl ertappe ich mich ab und zu bei der Frage, ob ich noch mal den Antrag auf BS stellen würde. Das hat – für mich – weniger mit „soft skills“ zu tun, sondern mit Bundeswehr-interna. Das fängt mit Anzug und Gruß an und hört mit Standortentscheidungen auf, die eingespielte Strukturen nahezu restlos vernichtet haben und wo es viele Jahre dauern wird, bis das Ganze wieder halbwegs rund läuft. Insofern habe ich schon das ein oder andere Mal überlegt, ob es nicht besser wäre, die Bundeswehr zu verlassen. Gleichwohl gilt das geflügelte Wort „Prinzipien muss man sich leisten können!“, und wenn man Frau und Kind hat und ggf. einen Kredit für das Haus bedienen muss, dann wird es finanziell nahezu wahnwitzig. Um es gleich vorweg zu nehmen: Anders als andere habe ich innerlich nicht gekündigt. Ich mache immer noch alles 100%ig. Aber der glühende Enthusiasmus, der ist mir verloren gegangen.
Um es auf den Punkt zu bringen: Ich finde, eine Regelung analog zu GBR und USA wäre eine win-win-situation, für Berufsoldat und für die Streitkräfte. Insofern wäre mein Vorschlag, jeden BS erstmal als z.B. BO 45 zu übernehmen und fünf Jahre zuvor die Entscheidung zu treffen, ob es bei BO 45 bleibt oder ob man bis zur Altersgrenze eingesetzt wird. Das würde in jedem Fall die Chance bieten, dass es keine Überhänge mehr gibt, die einen Wasserkopf nach sich ziehen, der militärisch gesehen nahezu keinen Mehr- und Nährwert hat. Andererseits, wenn man dann mit 45 Jahren, mit immerhin der Hälfte der Pension, beruflich etwas neues beginnen möchte/muss, dann steht man nicht mit de facto leeren Händen da. Ja, das ganze wäre teuer, aber in meinen für beide Seiten nur fair, zweckdienlich und – was ja offenbar auch ganz wichtig ist – flexibler! Dass es möglich ist, derartiges durchzusetzen, wenn man es nur will, zeigt ja die Existenz des BO 41 bzw. die besonderen Altersgrenzen für Soldaten.
@ Hans Dampf
Ich bin in weiten Teilen bei ihrer Argumentation, allerdings wird sich das amerikanische System mit einer sofortigen Pension ab 20 Dienstjahren bei uns politisch nicht umsetzen lassen. Es gibt niemanden im Bundestag, der für eine Pension ab ca. 40 Jahre mit 50 % des letzten Gehaltes stimmen wird.
Außerdem wird das amerikanische System auch gerade umgestellt, die alten Soldaten haben ein Optionsrecht, altes oder neues Versorgungssystem, die neuen Soldaten nur das neue System. Ein Artikel mit dem neuen System wurde vor kurzer Zeit in diesen Kommentaren einmal vom Hausherrn verlinkt. Details habe ich mir allerdings nicht gemerkt.
Das System BO 45 würde nicht mehr funktionieren weil das Einstellungsalter oft weit über dem Alter von 20 Jahren ist.
Welcher Polizist würde einen Befristeten Beruf wählen wo er weiß, dass er im Alter Ü50 entlassen wird?
So funktioniert der Beruf Soldat nicht. Wenn ein Staat nicht für seine Soldaten im Rahmen des gesellschaftlichen Standard sorgen kann, dann soll er es lassen.
Die Alimentation begründet sich aus dem Treueverhältnis des Beamten gegenüber dem Staat und soll ihm die angemessene Amtsführung ohne wirtschaftliche Schwierigkeiten ermöglichen, die sein Amt erfordert. Der Lebensunterhalt des Beamten und seiner Familie soll dabei auf das Amt bezogen und angemessen sein.
Ein Staat wie die BRD sollte in der Lage sein, seine Soldaten bei Krankheit, Dienstunfähigkeit und nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst aus Altersgründen amtsangemessene Dienstbezüge zu gewähren.
Es gibt genügend DP im Inland, auch für eingeschränkt taugliche Menschen, doch so lange wir junge gesunde und voll einsatzfähige Soldaten, welche noch nie einen Einsatzverband gesehen haben in Stäben, Ämtern und Behörden einsetzen, kann die Not nicht so groß sein.
Elahan | 23. Februar 2017 – 9:54
BZ
Solange unsere Staatsdiener / Politiker sich das Recht einer lebenslangen Alimentierung
herausnehmen ist es nur recht und billig das Selbe für Soldaten zu fordern und auch zu erhalten.
Ach was wäre das ein Traum, Soldaten Anfang 20, Erfahrung wie ein Anfang 50 Jähriger, flink wie ein Windhund, Zäääh wie Läääder und gehaltstechnisch geht er mit nem Äpfelchen nach Hause. Wenn er dann noch Vollwaise ist, keine soziale Kontakte hat, sind wir Ruck Zuck beim „Star Force Soldier“*
Ist er dann Kaput, schmeißen wir in einfach auf den Müll
*(Soldier) ist ein Science-Fiction-Film von Paul W.S. Anderson aus dem Jahr 1998.
Ich sag nur „brave new world“
@ Elahan (und Georg):
„Es gibt genügend DP im Inland, auch für eingeschränkt taugliche Menschen, doch so lange wir junge gesunde und voll einsatzfähige Soldaten, welche noch nie einen Einsatzverband gesehen haben in Stäben, Ämtern und Behörden einsetzen, kann die Not nicht so groß sein.“ Vollkommen richtig, das ist schlichtweg absurd.
Gleichwohl ist das Problem mit Überhängen und Wasserkopf doch da. Die Hände in den Schoß zu legen und zu sagen „ist halt so“ – bzw. das ganze noch zu verschärfen – kann doch nicht die Lösung sein! Übrigens müsste es heißen: „… wo er weiß, dass er im Alter Ü50 entlassen werden kann.“ Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied. Gleichwohl erkenne ich an, dass wir in Deutschland offensichtlich ein Problem damit haben, in anderen Ländern bewährte und funktionierende Dinge zu übernehmen oder zu adaptieren, ist nicht nur auf die Bw gemünzt…
Ansonsten gebe ich Ihnen ja vollkommen recht! Ohne Not wollte ich das BS-System ja auch nicht ändern. Aber es ist schlichtweg aus den Fugen geraten! Seinerzeit war die Gesamtstärke der Bw über 35 Jahre nahezu konstant und gerade in der Anfangszeit konstant steigend! Da hat man keinen ausufernden Wasserkopf benötigt, um Berufssoldaten adäquat zu beschäftigen, weil der Bedarf da noch auf „gesunde“ Strukturen gerechnet war – natürlich gab es auch damals Ämter etc., die muss es auch geben, gar keine Frage. Nach 1990 war der Trend umgekehrt, und aus den Gründen, die Georg ja beschrieben hat, haben wir jetzt ja diese strukturelle Unwucht. Und diese Unwucht wird sich halten, wenn jedoch für diesen „Bedarf“ mehr BS eingestellt werden. Das ist doch alles Käse, Entschuldigung.
Es ist doch logisch, dass wenn ich 1989 für eine Truppengattung Berufsoffiziere übernehme, die noch über 80 Bataillone hatte – und die nun nur noch derer vier, fünf oder sechs hat, das dann da etwas gewaltig schief hängt.
@Zimdarsen | 22. Februar 2017 – 20:07
„Auslandverwendungsfähigkeit ist nicht zwingend wichtig für unserenw Kernauftrag und ein Team Hotel benötigen wir immer.“
1. In der Tat ist die Auslandsverwendungsfähigkeit nur eine von möglichen „Tauglichkeitsstufen“ (mal ganz flapsig gesagt). Und es muss auch nicht jeder top gesund sein. Aber wir haben viel zu viele, die gar nicht mehr Soldat sein können/wollen. und lediglich noch Uniform tragen.
2. Ich könnte auch damit leben, wenn wir einen bestimmten Anteil von Sport-/Einsatz-/Gefechts-/sonstwie untauglichen Soldaten hätten. Bei einigen könnte hier z.B. ihre ausgewiesene Spezialisteneigentschaft der Grund sein (sozusagen „Eigennutz“ der Bw), bei anderen könnten jahrzehntelange treue Dienste der Grund sein („Sicherheit“ bieten).
Alles i.O., bis zu dem Zeitpunkt, wo wir riesige (!) Elefantenfriedhöfe schaffen müssen ohne jeglichen (sinnvollen) Auftrag und nur mit der einen und einzigen Aufgabe sonst nicht mehr verwendbare Soldaten über die letzten 10-15-20 Jahre ihrer Dienstzeit zu parken. HALLO?!
@Wa-Ge | 22. Februar 2017 – 21:20
„Schon mal daran gedacht, dass es Soldaten gibt, die es sehr gerne sehen würden wenn auch mal der Kamerad und nicht nur man selbst mal in den Einsatz muss oder irgendwo in die Provinz?“
+1
Gerechtigkeit ist nicht nur die hier von einigen Kommentatoren immer wieder geforderte „soziale Versorgungsmentatlität“, sondern eben auch einen Binnengerechtigkeit…
@Hans Dampf | 23. Februar 2017 – 8:32
Rein theoretisch wäre ein amerikanisches SaZ20/BO40 System natürlich sehr verlockend und man könnte es sicherlich auch mit unserem Berufsmarkt kompatibel ausbringen. Aber ich kann mir noch nicht einmal ansatzweise vorstellen, dass die Beamtenberufsverbände und die zivilen Gewerkschaften hier mitspielen. Das würde eine Neiddebatte ungeahnten Ausmaßes verursachen… Das würde noch nicht einmal eine Bundestagswahl überleben.
Von daher: gute Idee, aber leider nicht umsetzbar :(
@STO | 23. Februar 2017 – 10:21
„Solange unsere Staatsdiener / Politiker sich das Recht einer lebenslangen Alimentierung
herausnehmen ist es nur recht und billig das Selbe für Soldaten zu fordern und auch zu erhalten.“
1. Bitte keine Neiddebatte! Das ist niemals sachgerecht.
2. Wenn schon, dann bitte mit richtigen Argumenten. Die Abgeordneten unterliegen nicht per se einer „lebenslangen“ Alimentation (der Begriff wäre übrigens so oder so falsch). Sondern sie erwerben Ansprüche abhängig von der Länge ihrer Tätigkeit.
@ Zulu1975
Was erwarten Sie denn eigentlich von einem Aparatchik, der seit 15 Jahren alle Wendungen der Bundeswehr-Transformation tragend mit gestaltet hat?
Das neueste Weissbuch muss er als Erfolg verbuchen.
Oder fehlt an Ihrer Bemerkung die ‚Ironie‘ Taste?
@Hans Dampf
Die Behauptung, dass wir einen Wasserkopf ist erst mal neutral und sagt nichts aus.
Im Moment kommen viele zum Schluss, dass unsere Kommandobehörden und Ämter eher überlastet sind und wir in vielen Bereichen zu wenig Sachbearbeiter haben.
Ob man ein Panzer hat oder hundert, man benötigt Menschen welche sich auskennen, managen, führen und entscheiden. Auch vergessen viele, dass auch dieses Personal in die Einsätze geht und die Arbeit im Team Hotel liegen bleibt.
@Elahan | 23. Februar 2017 – 11:12
„Die Behauptung, dass wir einen Wasserkopf ist erst mal neutral und sagt nichts aus.“
Da muss ich Ihnen widersprechen. Es ist in militärwissenschaftlichen/sicherheitspolitischen Kreisen allgemein anerkannt, dass ein wichtiger Faktor zur Bewertung der Leistungsfähigkeit einer Armee die sogenannte „tooth-to-tail-ratio“ ist. Denn der Wasserkopf ist ja nicht die Daseinsberechtigung der Armee, sondern die opelrationellen Anteile, der Wasserkopf ist lediglich zur Verwaltung und Unterstützung der Truppe existent.
„Im Moment kommen viele zum Schluss, dass unsere Kommandobehörden und Ämter eher überlastet sind und wir in vielen Bereichen zu wenig Sachbearbeiter haben.“
Nein. Das hat lediglich etwas mit den komplizierten Prozessen zu tun, die wir zur Strukturierung des riesigen Wasserkopfs eingeführt haben. Wenn im BAPersBw eine Entscheidung fallen soll, dann muss hierzu vom Sachbearbeiter eine Vorlage geschrieben werden, diese Vorlage muss vom Referenten bearbeitet werden, durch den Referatsleiter bewertet werden und geht je nach Bedeutung noch eine bis drei Ebenen nach oben.
Ohne Witz: ich habe Vorlagen zum vorlegen von Vorlagen bearbeiten müssen!
Wenn eine vergleichbare Entscheidung dezentral erfolgen würde, dann würde vermutlich entweder sofort entschieden oder eine „Vorlage“ (die aber normalerweise in der Truppe auch wesentlich weniger formalisiert ist als im Amt) würde max. eine Ebene nach oben gehen.
Deswegen ist ein Wasserkopf in einer Armee per se schlecht. Er ist erstens nicht bestimmungsgemäß und zweites sogar noch ineffizient. Natürlich benötigt man Ämter, KdoBeh und Verwaltung und natürlich ist hier die Quote an Spezialisten und ggf. „alten“ Soldaten höher als im Schützengraben. Aber die Frage ist doch wann wird eine Führungs-/Verwaltungsstruktur zum Wasserkopf.
Ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung garantierten: wir haben diese Schwelle schon LANGE überschritten. Wir brauchen nicht mehr, sondern weniger Ämter/KdoBeh. Diese müssen aber effizienter sein und auf das beschränkt werden, wofür man sie auch benötigt und was nicht dezentralisiert werden kann.
„Es ist ja nun nicht so, als stellte die Auslandsdienstverwendungsfähigkeit eine Hürde dar, die nur ein Anfang 20-jähriger Profi-Leichtathlet erklimmen kann. Es wird, mehr oder minder, der allgemeine Gesundheitszustand festgestellt. Ich diene z.B. in einer Dienststelle, in der von rund 20 Stabsoffizieren zwei nicht von Sport/Marsch freigestellt sind.“
Anfang diesen Jahres sollte ein Pilotprojekt zum Thema „Neuordnung wehrmedizinische Begutachtung“ anlaufen. Der neue 90/5er „Allgemeine Verwendungsfähigkeitsuntersuchung auf Individuelle Grundfertigkeiten“ (soll alle 3 Jahre durch jeden Soldaten zu absolvieren sein) sollte zu dem Thema dann belastbare Zahlen liefern und ein gutes Lagebild zur körperlichen Belastbarkeit der SK liefern.
Vorteil an der Wehrpflicht war ja auch die Tatsache das man automatisch einen Haufen Reservieren hatte die man im Ernstfall schnell reaktivieren hätte können.
Wenn man schon auf Grund der Bedrohung personell und materiell aufrüstet, bis zu welchem Stand tut man das?
Um in den bestehenden Btl die Lücken aufzufüllen oder werden auch Rücklagen an Material gebildet?
Ich meine wenn es richtig knallt wird so ein Leo auch mal kinetisch verformt und ein Tiger hält sich auch nicht ewig in der Luft.
@Hans Dampf:
Was die anderen besser machen? Relativ einfach. Flexibilisierung. Da muss aber ein Systemwechsel her.
Man hat bei „den anderen“ die Möglichkeit auch als Soldat an „Option Points“ von sich aus die Armee zu verlassen, bei entsprechender Abfindung und Pensionsansprüchen. Und das ist dann völlig normal.
Und nicht nur „entweder Z12 oder ZGrabstein“. Ja, man kann auch als Beamter (was der BS ja faktisch ist) kündigen; aber das ist nun mal die große Ausnahme weil systemisch nicht vorgesehen.
Ferner Entkopplung von Dienstalter und Dienstgrad und Besoldung. Nicht jeder muss befördert werden, nur weil er älter wird. GBR skaliert hier sehr schön mit Erfahrungsstufen innerhalb eines Ranges. Dann kann auch mal der Major in dieser Stufe bleiben, wenn er denn möchte. Wenn er Dienstgradmäßig aufsteigen will, muss ein Dienstpostenwechsel her, ggf. mit Versetzung. Aber das Individuum kann das selber beeinflussen.
Flexibilität von BEIDEN Seiten ist gefragt, dann wird auch etwas aus „Attraktivität“.
@ Auslandsdiener
Punkt 1 verstanden, französisches Modell, jeder Fallschirmsprung, Einsatz usw. bringt Punkte und man darf früher gehen – wir hätten sogar das Personal, um das nachzuhalten/auszurechnen ;-)! Ich sage mal so: Alle Maßnahmen, die dem Ziel dienen, die Armee „jung“ zu halten, sind mir gern willkommen. Günstig zu haben ist das aber auch nicht.
Punkt 2 „Entkopplung von Dienstalter und Dienstgrad“, verstehe ich, zumindest, was die Offiziere angeht, nicht. Die einzigen Stellenbündelungen sind A10/A9G und A14/A13H. Die finde ich auch sachgerecht; zumal die Stellenbündelung theoretisch eine längere Stehzeit erlaubt, es de facto aber dabei bleibt, dass wenn „P“ eine Lücke stopfen muss, sie gestopft werden muss, also Versetzung; altes Spiel, neuer Diktion und epochalen Erfindungen wie Personalentwicklungsgespräche usw. zum Trotze.
Was die Stellenbündelung A9M/A7 angeht: Das hat doch der DBwV maßgeblich vorangetrieben. Und wenn man den Verlautbarungen aus dem BMVg Glauben schenken darf, dann sollen noch weitergehende Stellenbündelungen her – womit ja nur die Offizierlaufbahn gemeint sein kann. Das könnte man übrigens auch als Flexibilität bezeichnen. Ich gebe offen zu, dass ich kein Freund von Stellenbündelungen bin, aber das tut ja nichts zur Sache.
https://bw2.link/Pb8p6
Sorry, war zu schnell mit der enter-Taste. BMVg hat das oben verlinkte Frage-Antwort-Papier zu Thematik dieses Fadens eingestellt.
Wer hat denn in diesem Papier wen gefragt?
Wenn ich da was von sorgfältiger Analyse und „reality Check“ lese, wäre es interessant zu wissen wie dieser Check stattgefunden hat.
Ansonsten klopft man sich auf 16 Seiten wieder selbst auf die Schulter. Wenn ich lese das bei IT-Fw eine 60% Steigerung stattgefunden hat, hört sich das ganz toll an. Man sollte dann ehrlicher Weise auch den Bedarf erwähnen. Wenn ich von 4 auf 10 steigern könnte, aber 100 brauche, stehen die 60% in einem anderen Licht.
@Hans Dampf
Stellenbündelung A9-A11 kommt, mehr Haushaltskarten gibt es jedoch nicht.
Ja, Soldaten sind nicht billig und das sollten sie auch nie sein. Man muss sich Streitkräfte leisten wollen ;-)
@mike molto
Na ja, bei dem pessimistischen Grundtenor hier habe bei diesem Vortag mal die rosarote Brille aufgesetzt und versuche zu Glauben, was Grübel hier von sich gab. Zum anderen war alles anwesend, was in Ulm an Goldträgern und Eichenlaubträgern zu finden ist. Ich tue mich schwer mit dem Gedanken, dass ich bei diesem Publikum einer Märchenstunde aufgesessen wäre.
Ich habe sein Büro angeschrieben und nach diesem Vortrag, als Diskussionsgrundlage, nachgefragt. Sein Büro will mir nächste Woche eine Antwort geben. Falls ich keine bekomme ist das natürlich auch eine Antwort.
Es wäre bedauerlich, wenn ich meinen Optimismus zu Seite legen muss. Aber wie sagte der „Kaiser“, schau´n wir mal.
Zulu 1975
@ Bin dabei
Wie ist denn das verlinkte BMVg-Papier entstanden ?
Es kommt mir so vor, wie seinerzeit (2011) das Fragen- Blog im Intranet zur Neuausrichtung der Bw. Irgendwie klingen viele Fragen gleichlautend und die Antworten ähnlich. Trotzdem danke für die Verlinkung.
@Zimdarsen | 23. Februar 2017 – 18:10
Ja, Soldaten sind nicht billig und das sollten sie auch nie sein. Man muss sich Streitkräfte leisten wollen ;-)
Ja. Aber auch das kein neues Phänomen. In keinem Bereich. :)
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44904793.html
@Georg | 23. Februar 2017 – 19:52
Das Papier ist auf der Internetseite des BMVg verlinkt.
https://www.bmvg.de/portal/a/bmvg/start/journal/ministerium/!ut/p/z1/hY_RC4IwEMb_I2-bVProEskwsZTKvcTQYYZtMpb00B_fRuCbdA8f3Pfd_Y4DBldgkk99x02vJB9sX7P1jQZZlZGQkKrYxig9-JTiI0kDTOAMl38jzMZooSIEZSugtozNEoOUPpTAgLXCa5QUxqkR0vRWO82N0t6otBlc8tLaJl7fQo1wTBGeT-FPtC_jZBeuSJzSkwM–MTf8y5v3NNQ37lsB1GoJvoZ4zMJ8nzVfQGoAErg/dz/d5/L2dBISEvZ0FBIS9nQSEh/#Z7_B8LTL2922TPCD0IM3BB1Q2I2S3
@ T.W. sorry für den Link, aber der Linkverkürzer führt einen regelmäßig nur auf die BMVg Homepage.
@Koffer
Ihre Betrachtung hat einen Haken, da sie für Kampftruppen stimmt, jedoch nicht für Beschaffung, Versorgung und Betrieb. Hier gibt es andere Rahmenbedingungen als im Gefecht. Diese Rahmenbedingungen sind Gesetze, pol Vorgaben, Verträge, Verfahren, Vorschriften, Organisation des Staate uvm.
Wenn sie zB mili Forschung und Entwicklung außerhalb des Militärs betreiben, haben sie weniger Verwaltung und Menschen im System Bw aber am Ende muss es der Steuerzahler doch zahlen.
@ Koffer
Zitat „Deswegen ist ein Wasserkopf in einer Armee per se schlecht. Er ist erstens nicht bestimmungsgemäß und zweites sogar noch ineffizient. Natürlich benötigt man Ämter, KdoBeh und Verwaltung und natürlich ist hier die Quote an Spezialisten und ggf. „alten“ Soldaten höher als im Schützengraben. Aber die Frage ist doch wann wird eine Führungs-/Verwaltungsstruktur zum Wasserkopf.“
Na dann würde ich mal vorschlagen, wir machen alle Umstrukturierungen im Bereich Personalverwaltung des letzten Jahrzehnt rückgängig, insbesondere die Rückabwicklung des BAPersBw.
Also Personalbearbeitung bis einschließlich StUffz auf Regiments- oder Bataillonsebene, Fw – OStFw in der SDL, SDH, SDM und die Offiziere bis A15 im PersABw und der Rest bei den jeweiligen Inspekteuren, bzw KdoH, KdoL, KdoM (nachdem ja das Ministerium abgeschichtet hat).
Dann haben wir wieder relativ kurze Entscheidungswege und die Chefs, Kdre haben wieder ein Mitspracherecht bei Erst- und Weiterverpflichtung von Soldaten sowie bei der Ernennung zum Berufssoldaten.
@Zimdarsen | 24. Februar 2017 – 9:04
„Ihre Betrachtung hat einen Haken, da sie für Kampftruppen stimmt, jedoch nicht für Beschaffung, Versorgung und Betrieb.“
Sie stimmt für KpfTr, KpfUstgTr u. FüUstg (im Prinzip: fürs Feld- und für Territorialheer).
„Hier gibt es andere Rahmenbedingungen als im Gefecht. Diese Rahmenbedingungen sind Gesetze, pol Vorgaben, Verträge, Verfahren, Vorschriften, Organisation des Staate uvm.“
Lesen Sie bitte meinen Beitrag, ich habe nichts anderes geschrieben.
„Wenn sie zB mili Forschung und Entwicklung außerhalb des Militärs betreiben,“
Davon habe ich weder gesprochen, noch geschrieben, noch habe ich es gemeint.
„haben sie weniger Verwaltung und Menschen im System Bw aber am Ende muss es der Steuerzahler doch zahlen.“
Unabhängig davon, dass ich das gar nicht gefordert habe, dennoch hier mein Hinweis:
Wenn es um Streitkräfte geht, dann muss Effektivität immer vor Effizienz gehen! Vereinfacht: Im Angriff kann es kein betriebswirtschaftliches Controlling geben.
@Georg | 24. Februar 2017 – 11:09
„Na dann würde ich mal vorschlagen, wir machen alle Umstrukturierungen im Bereich Personalverwaltung des letzten Jahrzehnt rückgängig, insbesondere die Rückabwicklung des BAPersBw.“
Absolut! Es gibt nichts positive am BAPersBw. Schon die Zusammenlegung der drei Stammdienststellen war meines Erachtens noch ohne Vorteil. Die Zusammenlegung mit dem PersABw machte es dann nur noch schlimmer. Und jetzt auch noch PersFü ziv, Besoldung und Versehrtenewesen etc.?!?!
Keinerlei (!) Vorteile und Nachteile bis zum Umfallen :(
„Also Personalbearbeitung bis einschließlich StUffz auf Regiments- oder Bataillonsebene, Fw – OStFw in der SDL, SDH, SDM und die Offiziere bis A15 im PersABw und der Rest bei den jeweiligen Inspekteuren, bzw KdoH, KdoL, KdoM (nachdem ja das Ministerium abgeschichtet hat).“
So muss es sein (Marine ausgenommen, die haben etwas anderes Strukturen).
„Dann haben wir wieder relativ kurze Entscheidungswege und die Chefs, Kdre haben wieder ein Mitspracherecht bei Erst- und Weiterverpflichtung von Soldaten sowie bei der Ernennung zum Berufssoldaten.“
Hundert Pro! Nur so kann Gerechtigkeit und persönliche Zufriedenheit gleichermaßen entstehen. Der Irrglaube, dass über Zentelprozentnoten abstände deutschlandweite Gerechtigkeit bei BS-Fw Auswahl entstehen kann oder die Fata Morgana, dass durch deutschlandweite „Distribution“ von Landsern/UoP PersFü von Mannschaften/Uffz wie bei Offz/Fw möglich wäre :( Lachhaft (oder genauer gesagt: zum heulen!).
Koffer | 25. Februar 2017 – 15:45
Herzlichen Dank für die klare Zusammenfassung. Aus meiner Sicht trifft das den Nagel auf den Kopf.
Für mich liegt die Wurzel des Übels „Verantwortungs- und damit Entscheidungsdiffusion“ im Dresdner Erlass. Die Inspekteure wurden entmachtet, der Militärische Führungsrat existiert zwar noch formal, darf aber keine Entscheidungen mehr treffen sondern ist allenfalls noch ein Beratungsgremium. Der GI ist als höchster truppendienstlicher Vorgesetzter der Leitungsebene zugeordnet (BMVg). Damit gehört er formal nicht mehr zu den Streitkräften. Aufgrund des Primats der Politik ist er innerhalb des Ministeriums jedoch den vier Staatssekretären untergeordnet. „Du gehörst zu uns, jedoch nicht gleichberechtigt“ Na Bravo!
Was machen die entmachteten (beleidigten) Inspekteure der Streitkräfte?
Sie setzen diese Strukturen analog nach „Unten“ um bzw. lassen dieses zumindest zu.
Ergebnis: Auf jeder Ebene wird es immer schwieriger „sich verantwortlich fühlende“ oder „Entscheider“ zu finden.
Militärische Führung wird zunehmend durch politische Entscheidungen, unmittelbar in die Streitkräfte hinein ersetzt. Primat der Politik ist richtig, das Betriebsmanagement muss a. m. S. jedoch beim Militär verbleiben.
@ Zimdarsen:
Was ich mich bei den Stellenbündelungen immer frage: Wird der Fw, der eigentlich die Aufgabe eines StFw ausführt, mit A7 abgespeist, oder ist der StFw mit A9M überbezahlt, weil seine Tätigkeit auch ein Fw durchführen könnte?! Für Hptm A11/Lt A9G gilt das sinngemäß…
@Don Quijote | 26. Februar 2017 – 11:05
In der Tat ist der Dresdner Erlass (und sein Nachfolgererlass und die aktuellen von der IBuK getroffenen Zusatzentscheidungen – Abteilung Planung, Sonderzuständigkeiten, Beauftragte etc. etc.) äußerst unglücklich.
Das die Inspekteure ausgegliedert wurden hat Vorteile und Nachteile gehabt. Ich persönlich hätte es eher für einen Vorteil gehalten, wenn man dann auch eine konkrete und konsistente Gesamtstruktur geschaffen hätte.
Aber Sie haben Recht, mit der Sonderstellung des GI (Teil der Leitung, aber kein StS-Rang, theoretisch abfrageberechtigt ggü. allen Abteilungen in relevanten Fragen, praktisch verlacht und ignoriert von bestimmten Abteilungen etc. etc.) hat man die Vorteile des alten Systems aufgeben und übrig gebliebenen Nachteilen des alten System mit Nachteilen eines neuen System verbunden.
„Aufgrund des Primats der Politik ist er innerhalb des Ministeriums jedoch den vier Staatssekretären untergeordnet.“
Inhaltlich stimme ich Ihnen zu, genau so ist es gelaufen. Aber die Formulierung bestreite ich vehement! Das Primat der Politik widerspricht NICHT einem StS-Rang des GI!!!
Insgesamt, ist die Stellung des GI für eine Einsatz- (und jetzt ja auch wieder größer werdende) Armee nicht gut.
Das sieht man übrigens m.E.n. auch daran, wie die zusätzlichen DP der letzten Tranche „Trendwende Personal, Personalboard 2016) verteilt wurden.
Da haben die zivOrgBer (insbesondere) Personal einiges von abbekommen was in der Truppe sicherlich besser aufgehoben gewesen wäre.
Und dann die Dotierungen :(
Als ich vor einiger Zeit dringend eine SollOrg Änderung für meine TE gefordert habe um einen UoP zu bekommen, war die klare Aussage: „Keine Chance! aber einen StOffz könnten Sie vielleicht bekommen.“
Soweit sind wir bereits gekommen… Da bringen uns übrigens auch die hier im Faden anhängigen neuen DP nichts mehr.
@Hans Dampf | 26. Februar 2017 – 11:34
„: Wird der Fw, der eigentlich die Aufgabe eines StFw ausführt, mit A7 abgespeist, oder ist der StFw mit A9M überbezahlt, weil seine Tätigkeit auch ein Fw durchführen könnte?!“
+1
M.E.n. ist die Stellenbündelung nicht nur NICHT von Vorteil. Sie ist außerdem rechtlich auch noch bedenklich (Stichwort sach- und stellengerechte Besoldung und so…). Das wäre mir nun fast egal, wenn es militärisch wenigsten noch zielführend wäre. Aber auch das ist ja nicht so.
Mit Ausnahme von Spezialisten-DP haben die großen Stellenbündlungen im Bereich der Mannschaften und UmP nur Schaden angerichtet.
Ein klassisches Beispiel von „gut gedacht (Wunsch nach mehr Attraktivität für die Sdt und gleichzeitig Flexibilität für die PersFü) aber schlecht gemacht („zerstörte Strukturen, faktische Einschränkung der PersFü“).
@Koffer
?Wenn es um Streitkräfte geht, dann muss Effektivität immer vor Effizienz gehen! Vereinfacht: Im Angriff kann es kein betriebswirtschaftliches Controlling geben“
Das stimmt für den konkreten Einsatz immer, für den Grundbetrieb nicht, denn der Umfang der Streitkräfte bestimmt nicht den Haushalt, sondern umgekehrt.
Streitkräfte haben nie genügend Geld, man könnte immer noch etwas zusätzlich haben.
Wenn man nur wüsste mit was, wieviel, wann und wo der Gegner auftaucht. Breite und Tiefe wäre da hilfreich ;-)
Als es ist immer die Frage, was machen wir dann nicht mehr.
@Zimdarsen | 01. März 2017 – 23:19
„Das stimmt für den konkreten Einsatz immer, für den Grundbetrieb nicht, denn der Umfang der Streitkräfte bestimmt nicht den Haushalt, sondern umgekehrt.“
Sorry, natürlich muss es auch für den Grundbetrieb gelten. Wenn Streitkräfte nicht ihren Auftrag erfüllen, dann ist es egal wie „wirtschaftlich“ sie ihn nicht erfüllen.
Für Streitkräfte gibt es nur „einsatzfähig“ (früher aka „kampftauglich“) oder ungeeignet.
Etwas was primär wirtschaftlichen Dimensionen zu bewerten wäre, könnte (müsste) ausgegliedert werden…