Bundeswehr im Baltikum: Sichtbare Präsenz beim Unabhängigkeitstag Estlands
Damit es nicht untergeht: Die Bundeswehr ist im Rahmen der Unterstützung für die nordöstlichen NATO-Mitglieder gleich mehrfach* im Baltikum präsent; die Luftwaffe übernimmt derzeit – wie schon seit Jahren – das Baltic Air Policing, von der estnischen Basis Ämari aus. Am (heutigen) Unabhängigkeitstag Estlands beteiligte sich die Bundeswehr deshalb auch an der Parade in der Hauptstadt Tallinn: Mit einer Abordnung in der Stadt und mit einem Überflug von Eurofighter-Kampfjets (zusammen mit niederländischen F-16; die Niederlande stellen ebenfalls ein Detachment zur Luftraumüberwachung des Baltikums).
*Die andere wesentliche Präsenz der Bundeswehr ist die Beteiligung an der neuen NATO-Battlegroup in Litauen
(Fotos: Bundeswehr via NATO HQ AIRCOM)
Schon interessant, daß die BW in Litauen und Estland bei den Unabhängigkeitstagen marschiert und Präsenz zeigt, aber am 3. Oktober nicht marschieren darf.
…und den 14. Juli in Paris nicht vegessen.
pi
….und auch niemand sehen will!
Und deswegen kann man auch weiterhin von einer 200.000 Armee ohne Wehrpflicht träumen wenn man nicht
-den Personalkörper noch älter und unfähigen werden lassen will
-den Sold Aufwand nicht noch höher werden lassen will
-die Anforderungen nicht noch weiter sinken lassen will
Gab es oder gibts da auch „Störer“, oder ist das ein typisch deutsche Phänomen Soldaten einer „Parlamentsarmee“ in der Öffentlichkeit zu diskreditieren?
Wenn ja, wie wird dagegen vorgeganden?
Wenn nein, warum gibts die da nicht?
Kann es sein, dass andere Nationen froh darüber sind, dass man junge Leute hat, die bereit sind ihren Kopf hinzuhalten?
Fragen über Fragen, während man bei uns gerade mal annähernd in der Lage ist, eine funktionierende Armee am Leben zu halten
Frage in Runde, auch auf die Gefahr hin, dass die Frage an anderer Stelle schon beantwortet wurde:
sind die baltischen Staaten finanziell an diesen Stationierungen und Einsätzen beteiligt?
Wenn ‚Ja‘, in welchem Umfang?
@ht: Im Baltikum sind die Militärparaden multinational und in Frankreich marschiert die D/F-Brigade beim Nationalfeiertag mit.
Genauso könnte es die BW halten und zum Tag der Deutschen Einheit und anderen Anlässen(z. B. am Veteranentag, den es immer noch nicht gibt) Militärparden zusammen mit den Verbündeten durchführen, um die BW in der Öffentlichkeit wieder mehr zu präsentieren.
Die BW-Führung versteht nicht, daß die Steigerung der Anerkennung des Soldatenberufes das beste Mittel wäre, mehr Soldaten gewinnen zu können. Dazu braucht es aber ein gesünderes Traditionsverständnis, mehr Präsenz der BW in der Öffentlichkeit und müsste die Politik der Bevölkerung klar machen, daß in diesen unsicheren Zeiten, der Frieden und der Wohlstand in Deutschland nicht mehr selbstverständlich ist, sondern immer mehr wird militärisch gesichert werden muß und da dies die USA weniger tun wollen, immer öfter die BW dies wirt tun müssen. Nur dann kann die BW mit mehr Anerkennung durch die Bevölkerung rechnen.
@Luftwebel: Ich kenne keine andere Armee oder Staat, wo gegen Gelöbnisse der Streitkräfte demonstriert und protestiert wird. Dies scheint mir ein typisch deutsches Problem zu sein.
@Luftwebel:
Dass Störer einfach so die Streitkräfte diskreditieren dürfen und das auch machen, das ist ein typisch freiheitliches Phänomen.
Das Gegenmodell können Sie in Russland besichtigen: Dort sind Störer überhaupt nicht wohl gelitten. Da herrschen Ordnung, Respekt und Patriotismus.
Erinnern Sie sich an die Bundeswehr-Werbung „Wir kämpfen auch dafür, dass du gegen uns sein kannst.“?
Von daher hoffe ich sehr, dass die in Estland „Störer“ haben, die die Streitkräfte „diskreditieren“. Nicht zuletzt auch deswegen, weil gelebte Freiheit zum geistigen Rüstzeug gegen mögliche russische Agressionen gehört.
@Ein Leser
Word! +1
Vielleicht eine Nebensache … aber warum schafft die Bundeswehr es im konkreten Fall nicht, würdevoller und angemessener aufzutreten und den Großen Dienstanzug anzulegen wie die Gäste – siehe angetretenes Musikkorps und Fahnenabordnung im Hintergrund.
@ein Leser:
Wer redet denn von Russland und Protestverboten?
In der Schweiz, in Finnland, in Norwegen, in Schweden e.t.c gibt es praktisch keine Proteste gegen Gelöbnisse und öffentliche Auftritte der Streitkräfte – nicht weil es verboten ist zu protestieren, sondern weil die dortige Politik die Streitkräfte angemessen schätzt und Verteidigungspolitik sowie Militär kein Tabu sind.
@Mariner
Weil wir den Kram vielleicht nicht bei einer Einsatzgestellung oder einer Übung mitnehmen? Der Anzug macht übrigens das geringste vom Eindruck aus, da hätte ich eher Bedenken das das Formale wieder eher sub optimal aussieht.
@Luftwebel
siehe
Patriot Guard Riders
https://en.wikipedia.org/wiki/Patriot_Guard_Riders
The group was formed in 2005[13] to shelter and protect the deceased’s family against protesters from the Westboro Baptist Church, who claim that the deaths of American troops in Iraq and Afghanistan are divine retribution for American tolerance of homosexuality.
So eine kleine Feldparade wie damals beim Kohl hätte doch was :)
https://www.youtube.com/watch?v=evQVo_R_iX0
closius | 25. Februar 2017 – 13:10
„Genauso könnte es die BW halten und zum Tag der Deutschen Einheit und anderen Anlässen(z. B. am Veteranentag,“
Ob das eine Entscheidung der Bundeswehr wäre? Ob die Parade in Paris am 14.Juli eine Entscheidung der französischen Armee ist?
@Forodir
So isses.
Wenn als OT (Anzug/Haltung/… Formales eben) hier auch offiziell ungewünscht, aber wie bei offiziellem Auftritt in der Ôffentlichkeit die Deutsche Flaggenabordnung derart desolat auftreten kann, peinlich.
In insbesondere der/die linke(r) Flügelmann/-frau passt ausgezeichnet zum nächst verorteten Schützenverein, nicht jedoch zur Abordnung deutscher Streitkräfte.
Vom Äußeren auf die innere Haltung zu schließen ist bewährte Tradition und immer zielführend
Formaldienst-Hinterfragung inzwischen aber auch.
@tluassa
Beim Abschied von Bundespräsident Karl Carstens marschierte die 7. PzDiv im motMarsch am Präsidenten vorbei, Bergen/7A/29. Juni 1984
Ich war als PzChef dabei.
Alle Gefechtsfahrzeuge in Doppelreihe, FzAbstand 50 m, von Kp zu Kp 30 sec, Btl zu Btl 1 min!
Die Div wurde dazu nicht extra aus NRW nach Bergen verlegt, sondern war ohnehin zum halbjährlichen Schießplatzaufenthalt in Bergen verfügbar. Der Durchgang der 7. war allerdings gegen den Rhythmus vom Winter in den Frühsommer verlegt worden.
https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/LI3YPMSQH5JC6VL35KRWQBG2XN7SWTJ6
@tluassa
Sie können einen traurig machen.104 Lfz auf einen Hau, was die Pzbrigade 3 aufbietet ganz zu schweigen.
Und schon haben es einige geschafft, bei der Anzugdiskussion zu landen. Genial. Das bitte anderswo fortführen, so mal als deutlicher Hinweis.
Die Bundeswehr am Tag der Deutschen Einheit, marschiert mit „Dschinderassabumms“ durch die mit „Schwarz-rot-gelben Fahnenbanner geschmückten Strassen der Bundeshauptstadt!
Der ein oder andere sollte mal aufhören bei seinen Nachbarn Appetit zu holen!
Dieser Zug ist in unserem deutschen Lande längst abgefahren. Wie lange der deutsche Nationalstolz anhält läßt sich am besten bei Fußball WM und EM sehen…
Genau in den bisher genannten Ländern ist die Wehrbereitschaft (oder die Bereitschaft für sein Land zu kämpfen!) auch um ein vielfaches höher als bei uns. Deutlich sieht man es auch an der Anzahl der Flaggen die auf privaten Grundstücken dieser Länder stehen.
Im eigenen Land wird man ja schon blöd angemacht wenn im Garten ein Mast mit Flagge steht….nicht überall, aber oft genug!
Darüber sollte man sich gedanken machen!
PS: Der Ministerin wird es gut gefallen haben das zwei Frauen die Truppenfahne „bewachen“…ja ich weis….begleiten!
Dass es in der Schweiz, in Finnland, in Norwegen, in Schweden etc. praktisch keine Proteste gegen Gelöbnisse und öffentliche Auftritte der Streitkräfte gibt und in Deutschland doch, hat vielleicht auch etwas mit deutscher Geschichte zu tun und nicht nur mit fehlender Präsenz der Bundeswehr im öffentlichen Raum.
Weder die Schweiz, noch Finnland, Norwegen oder Schweden haben in den letzten 100 Jahren ihre Nachbarn überfallen. Zur Erinnerung: Deutschland schon. Ob daher ein Traditionsverständnis für die Bundeswher, was vergleichbar mit anderen europäischen Ländern ist, überhaupt „gesund“ ist, finde ich doch eher fraglich.
Zur Klarstellung, ich habe nie gegen die Bundeswehr protestiert, habe dies auch nicht vor und habe 9 Monate gedient.
Militärparaden dienen zweifelsohne der Repräsentation der Streitkräfte, je nach Staatsform wohl auch der Kraftmeierei, sie geben aber auch Aufschluss über die materielle Ausstattung/Einsatzbereitschaft und auch die Haltung derselben.
Ich denke, dass man sich hierzulande diese Lächerlichkeit ersparen sollte. Vor 35 Jahren sah man das offenkundig noch anders und da konnte auch noch eine Brigade zur Feldparade auffahren; man kann ja mal raten, welche Abordnung vor einigen Jahren am 14. Juli in Paris als einzige vor der Ehrentribüne aus dem Tritt kam.
Die Briten demonstrieren übrigens regelmäßig, dass sich auch im 21. Jahrhundert Formaldienst und hoher Ausbildungsstand nicht ausschließen; nach dortiger Lesart ist das eine sogar Voraussetzung für das andere.
Formale Disziplin und funktionale Disziplin bedingen einander.
Hans Schommer
@Hanz
In den letzten 80 Jahren haben wir auch keine Nachbarn überfallen. Was schlagen Sie vor, damit wir den Blick wieder von unseren Schuhspitzen erheben können? Noch 20 Jahre warten? Dann haben wir auch 100 Jahre um.
Wir sind die Zahlmeister Europas. Vor uns hat niemand mehr Angst. Da ist bei den Nachbarn eher ein großes Staunen, wie unendlich naiv bei uns die wahlentscheidende Mehrheit in die Welt guckt.
Es wird Zeit, erwachsen zu werden.
@kvogeler | 26. Februar 2017 – 19:41
Absolute Zustimmung meinerseits!
@Hans Dampf | 26. Februar 2017 – 11:47
Welche Lächerlichkeiten?
Hätte man die Truppe an der Ehrentribüne entsprechend lang „richtig“ vorüben lassen wäre das vmtl. nicht passiert! Aber heutzutage ist der gelebte Formaldienst eh nicht mehr erwünscht. Viel zu Martialisch das ganze. Die Ergebnisse sehe ich bei den Feierlichen Gelöbnissen in der Truppe. Da muss man sich teilweise Schämen was da für eine Grütze kommandiert wird. Dafür gibt es Vorschriften und formale Abläufe…
Was.soll.das?
Die Präsenz der Bundeswehr im Baltikum wird hier zur Debatte über den Sinn des Formaldienstes? Geht es noch? Hauptsache die Uniform sitzt, egal, was sonst passiert?
@TW: Widerspruch genau in diesem Punkt. Solche öffentlichen Auftritte sind Vorführungen wie im Theater oder Konzertsaal und wenn man da Wirkung erzielen will (soll), dann muss es klappen. Wenn die Hörner ihre Einsätze im Finale von Beethoven 7 versauen nützt es niemandem zu wissen, dass das Orchester „das eigentlich kann“ oder das es trotzdem ein tolles Stück ist. Und wenn Hamlet in seinem großen Monolog einen Hänger hat, bleibt nicht viel Shakespeare übrig. Und ich finde, gerade in diesen Zeiten des Drucks von Innen und Außen ist es wichtig, dass sich die ziviln wie uniformierten Repräsentanten unseres Staat und seine Soldaten/innen überzeugend präsentieren. und genau darum geht es ja bei „sichtbarer Präsenz am Unabhängigkeitstag“ eines Verbündeten. Das heißt nicht, dass ich oben stehende Kritik etwa @0815 teile (es kommt bei Aufführungen halt immer drauf an, wie man das Stück rüberbringt und das kann man aus diesem Foto nicht erkennen), aber m.E.n ist in diesem speziellen Fall Formaldienst mehr als bloße Formalie.
@zivi a.D.
Na, wenn das so ist: Statt der Eurofighter in Estland und des NATO-Bataillons in Litauen wird dann künftig jeweils eine Kompanie des Wachbataillons entsandt, die sich „überzeugend präsentieren“ kann. Das kommt deutlich billiger und wird auch in der deutschen Öffentlichkeit viel einfacher zu vermitteln sein. Merkwürdig, dass da noch niemand drauf gekommen ist.
@ T.Wiegold
Nichts für ungut Herr Wiegold, abersie scheinen mal wieder nicht von Ihrer Privatmeinung abstrahieren zu wollen.
Ein straffes soldatisches Auftreten in der Öffentlichkeit gilt außerhalb Deutschlands für Angehörige von Streitkräften als selbstverständlich und äußere Manifestation, diziplinierter, Verteidigungsfähiger und -williger Soldaten.
Die notorische Verkennung dieser Tatsache hierzulande führt dann zu ärmlichen Auftritten wie dem der deutschen Delegation beim französischen NAationalfeiertag bzw. dem obigen in Litauen.
enhanced forward presence ist primär psychologische Rückversicherung der Balten. Da kann mann ja wohl mal ein paar Stunden Paradeübungen machen bevor man sich in der Öfentlichkeit des zu untertützenden Staates unvorteilhaft präsentiert.
@wacaffe
Ich teile eben nicht die Ansicht, dass den Balten am meisten mit zackiger Parade geholfen wäre. Und wenn ich hier einer ziemlichen Meinungsbreite Raum gebe, berechtigt das niemanden, mich hier in dieser Weise anzupampen („abersie scheinen mal wieder nicht von Ihrer Privatmeinung abstrahieren zu wollen.“). Blankgewienerte Stiefel, aber rotziger Ton – so was mag ich gar nicht.
Was hat denn bei der Parade nicht gepasst? Ich habe mir nur kurz auf youtube die Kurzfassung angesehen und zumindest die Amis und Briten waren auch in grün unterwegs. Dass Air Policing und die Arbeit der Luftwaffe von der Nato Battlegroup ausgestochen werden finde ich jetzt nicht sooo verwunderlich
Nein, den Balten ist nicht mit zackiger Parade zu helfen. Aber auch nicht mit dem gerade besagten Ansatz an Kräften die dort im Ernstfall vmtl. „pulverisiert“ würden!
Aber dem möglichen Aggressor durch entsprechendes Auftreten (und da gehört militärischer Formalismus in Form von „zackigen Auftreten“ dazu) zeigen das man Willens ist, das auch umzusetzen!
Es ist schon traurig das man der Truppe jetzt Einsatzgleich einen Zuschlag eFP gewährt, es aber als irgendwas aus der Truppe, Betriebsausflugsähnlich deklarieren möchte und auch macht.
Zu Zeiten AMF wurde auch viel zackig gemacht. Zackig verlegt, geübt und dem möglichen Agressor von Nord bis SüdOst gezeigt das Artikel 5 auch keine Floskel ist! Und das alles ohne AVZ… aber mit dem zukünftigen AVZ kann man ja die 41h Woche und den ganzen anderen Kram mit einem Abwasch vom Tisch fegen.
Gut ist, das es eFP gibt, noch besser wäre es, wenn es niemand real testen würde!
Und es ist auch ein Beweis dafür, das man sich hat an der Nase rumführen lassen seit der „wir sind unter Freunden“ Ära am Ende des kalten Krieges.
Nachdem ich Herrn Wiegold beim „Augen geradeaus Meeting“ meine teilweise abweichende Meinung dargelegt habe, stimme ich ihm in dieser Sache voll zu: die hier vorgebrachte Reduktion der Bundeswehr auf Aspekte der Formalausbildung liegt völlig daneben.
Der NVA hat ihr perfekter Paradeschritt auch nichts geholfen.
Die Ansicht „Formale Disziplin und funktionale Disziplin bedingen einander.“ halte ich für eine grobe Vereinfachung. Meine Erfahrung mit einer Reihe von Obersten und Generalen als direkte Vorgesetzte und Abteilungsleiter sind da ganz anders.
@ Unsere Truppe zum Repräsentieren
Vorschlag zur Güte: Ich habe beim lokalen Karnevalsumzug bemerkt, dass die meisten Gardegruppen ein sehr professionelles Bild abgeben. Die machen so Dinge wie einen fliegenden Trommelschläger-Wechsel bei mitreissenden Rhythmen während die Bläser-Gruppe dazwischen marschiert – und haben richtig Spaß dabei. Ich denke da könnte man sicher leicht Gruppen finden, die gegen Erstattung der Reisekosten und einer kleinen Zuwendung zur Vereinskasse, ihr Programm in Flecktarn vorführen würden. Unsere Profis hätten dann Zeit das zu üben was sie können müssen, nämlich sich geschmeidig durchs Gelände zu bewegen. Falls nötig könnte man denen vielleicht auch den Reservisten-Status auf Zeit verleihen.
Das zackt dann richtig, nicht nur im Baltikum. Pragmatismus kann leider auch ätzend sein, wenn er an lieb gehaltenen Illusionen knabbert.
Ich bin durchaus bei Zivi a.D., wacaffe und anderen.
Wer bei solch einer öffentlichkeitsWIRKSAMEN Parade kein überzeugendes Bild abliefern kann, dem traut man auch im allgemeinen keine überzeugende Leistung zu. Gerade solch einen mangelhaften Eindruck zu vermitteln, ist aber für die PR von Streitkräften noch dazu im Ausland „tödlich“.
Ziel von eFP und APB ist es doch, hauptsächlich der baltischen Bevölkerung (aber auch der potentiellen Gegenseiten) zu zeigen „wir mit unserer gesamten professionellen militärischen Kompetenz stehen für Euch parat, wenn es sein muss“.
Ja Herr Wiegold, wenn die Truppe vor Ort diese Repräsentation nicht kann und weil der dortige Hauptauftrag auch ein – durchaus für ein solches Event nötiges – intensives Training aus den unterschiedlichsten Gründen nicht erlaubt (man schaue sich mal die Videos auf Youtube der Chinesen mit Millimetermaß, Richtschnüren, salzverkrusteten Uniformen und aufrecht stehenden Stecknadeln im Hemdkragen zu den aufwendigen Paradevorübungen zum Nationalfeiertag an – ganz andere Qualität, ich weiß, aber der Endeindruck zählt), sollte man durchaus überlegen, ob man nicht einige Angehörige des WachBtl in einen Flieger setzt und marschieren lässt. Das ist für diesen Zweck wirklich billiger als die Kosten des Reputationsverlustes durch einen schlechten Auftritt von Müller, Meier und Schulze.
@T.W.
Zustimmung
Ich habe Respekt vor den Leistungen unserer Kameraden im Baltikum und viele Kommentare hier zeigen, dass man nicht ihre Haltung und Leistung im Dienst würdigt, sondern sie lieber auf Grund eines Fotos diskreditiert.
Ein Grund mehr keine Paraden in D abzuhalten.
Leider kann man am schneidigen Auftreten nicht erkennen ob sie in ihrem Dienst und ihrer Haltung gute Bundeswehr Soldaten sind. Oft ist es eher so, dass akkurates Auftreten UND glänzende Schuhe etwas kompensieren sollen.
Genau dies ist der Zweck von Paraden und dabei zugleich Menschen nicht mit Fakten zu beeindrucken.
Mer Schein als Sein steht auch der Bw nicht gut.
Es gibt in der Geschichte ein paar Beispiele zackig auftretender Nationen, die nichts gebacken bekommen haben. Ich denke da z.B. An die italienische im WK II…
@ T.W.
Ein Grund, weshalb ich am o.g. Bild Anstoß nahm, ist die Tatsache, dass ich bislang annahm, in der Luftwaffe legte man noch Wert auf eine entsprechende Außenwirkung. Wenn man mal Bilder von z.B. Geschwaderappellen sieht, dann stehen dort Ehrenformation und der Führer der Paradeaufstellung im großem Dienstanzug und Protokollhelm angetreten – etwas, das es beim teutschen Heer schon nicht mehr gibt. Umso mehr hat es mich gewundert, das es hier anders gehandhabt wurde, zumal zumindest eine andere Fahnenabordnung und das Musikkorps im „feinen Zwirn“ auftraten.
@ Zimdarsen:
Wenn Sie sagen – und auch andere – dass formale Disziplin heute kaum noch eine Rolle spielt, dann ist diese Sichtweise zweifelsfrei statthaft; die umgekehrte jedoch nicht weniger, der u.a. ich zuneige. Auch im Jahr des Heils 2017 urteilt der Mensch zunächst über Äußerlichkeiten; es gibt keine zweite Chance für einen ersten Eindruck. Wenn Sie z.B. (!!!!) Truppenteil 1 mit festem Blick und Schritt vorbeimarschieren sehen und Truppenteil 2 mit hängenden Ohren lustlos an Ihnen vorbeistolpert, dann können Sie noch so aufgeklärt und vernunftbegabt sein, Sie werden zunächst (!) mehr von Truppenteil 1 halten. Ob sich dieser Eindruck dann später erhärtet, ist eine andere Sache. Meiner Meinung nach ist es grob fahrlässig, sich schlechter zu präsentieren, als es die Leistungsfähigkeit hergibt. Man kann natürlich über Paraden und Repräsentation geteilter Meinung sein, aber wenn man dabei mitmacht, dann sollte es auch Richtung „perfekt“ gehen; dies erwartet man schlichtweg von deutschem Militär.
Übrigens: Wer schon mal an einer nSAK-Ausbildung, Anteil Nahbereichsschießen, teilgenommen hat, der hat vielleicht gemerkt, dass das ganze nichts anderes ist als Formaldienst, als Drill. Wer beim Bewegungsablauf schludert, schießt daneben. Man könnte noch andere Beispiele anbringen.
„Oft ist es eher so, dass akkurates Auftreten UND glänzende Schuhe etwas kompensieren sollen“, genau, wer nichts kann, kann Anzug. Und um etwas zu können, muss man herumlaufen wie der erste Mensch. Ist schon klar ;-)
@ 0815:
100% Zustimmung, was nicht geübt wird, kann nicht funktionieren.
Zur Kritik, warum die Flaggenabordnung nicht im grossen Dienstanzug, fiel mir ein, ob unsere Leute dort überhaupt die Uniform dafür mitführen? Zu meiner Zeit hätten wir das Zeug wohl daheim gelassen. Auch später bei Einsätzen in der Türkei haben Kameraden meines Verbandes kein Blauzeug mitgeführt. Wozu auch. Wo auch unterbringen? Da gab es keine Kaserne, keine Stuben mit breiten Spinden wie in der Heimat.
Ich glaube hier wird von beiden Seiten der Zweck des Flagge zeigen der Verbündeten am Nationalfeiertag falsch eingeschätzt
Es dient zu aller erst dazu den Respekt gegenüber dem Gastland zu zeigen.
und hier machen fliegende EF die Suppe fett
Ich selbst habe noch nie einen Abseits der Fliegerhorste am Himmel über Deutschland gesehen
T.W.
gibt es eigentlich kein Bällebad mehr ?
@ es-will-merr-net-in-mei-Kopp-enei
„Vorschlag zur Güte: Ich habe beim lokalen Karnevalsumzug bemerkt, dass die meisten Gardegruppen ein sehr professionelles Bild abgeben. […] Ich denke da könnte man sicher leicht Gruppen finden, die gegen Erstattung der Reisekosten und einer kleinen Zuwendung zur Vereinskasse, ihr Programm in Flecktarn vorführen würden.“
Ist nicht ihr ernst?
Die Garde im Karneval ist eine Verballhornung des preußischen Militärs aus Zeiten der Vorherrschaft König Friedrich Wilhelm III über die Rheinprovinz.
Ein wenig anders sieht das bei der _Fastnacht_ aus, da ziehen die Bürgerwehren mit weil es was zu feiern gibt. Nicht weil man so gerne im Gleichschritt marschiert!
Die Bürgerwehren haben übrigens auch ein Nachwuchsproblem, die wären schön bekloppt sich dem (echten) Militär anzubiedern.
P.S. Spaßfakt: Die Bürgerwehren Süddeutschlands wurden damals gegründet weil Napoleon angeblich wieder vor der Tür stehen sollte. Fake News…
Ja, ich glaube auch nicht, dass der Grundsatz „Formale Disziplin und funktionale Disziplin bedingen einander“ heute bei realen Prozessen in Organisationen (auch militärischen) noch so gilt, wie früher.
Aber es geht hier nicht um reale Prozesse, nicht um „Fertigung“. Die Einsätze im Baltikum sind, wie bereits angemerkt, vor allem eine PR-Maßnahme. Aber eben wichtige PR im guten Sinne: glaubhafte Kommunikation von Haltungen und Absichten. So eine Parade ist da nochmal ein i-Tüpfelchen des Ganzen.
Und da gilt der PR-Grundsatz: zielgruppengerechte Ansprache. Die Erwartungen und Sehgewohnheiten der Zielgruppe – z.B. der estnischen Bevölkerung – sind zu beachten. Und hier wird vermutlich noch aus Sowjetzeiten ein formal recht hohes Niveau erwartet, und daraus implizit auf tatsächliche militärische Fähigkeiten geschlossen (auch wenn das sachlich oft eben nicht gerechtfertigt ist).
Wenn man hier weniger, als das erwartete zeigt, ist der Effekt der gleiche, wie unscharfe Fotos und Rechtschreibfehler im Katalog für ein tolles Produkt.
So was passiert schon mal, wenn man einen begnadeten Fertigungsingenieur einen Katalog machen lässt. In Unternehmen gibt es daher in der Regel unterschiedliche Mitarbeiter mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Ausbildung, welche ein tolles Produkt bzw. einen perfekten Katalog herstellen können.
Insofern ist es gar keine so abwegige Idee, auf hohe formale Qualität zu achten und für diese (wichtige!) Art von PR speziell geschultes Personal einzusetzen („Wachbataillon einfliegen“).
Ich bin froh über den Dienst an der Freiheit, den deutsche Soldatinnen und Soldaten derzeit im Baltikum leisten. Ich haben großen Respekt vor den Esten, die ihre Freiheit mit einem so klaren Bekenntnis verteidigen. Ich bin als Deutscher dankbar, meine Kameradinnen und Kameraden unsere Fahne in dieser Stadt tragen zu sehen.
Und ich bedaure diejenigen, die sich hier an der Äußerlichkeit eines Fotos festbeißen statt die Bildbotschaft zu reflektieren. Sowas passiert, wenn der geistige Anzug zu eng sitzt…
@Mariner, also wenn man sich die Veranstaltung auf Youtube anschaut, liegen die Damen und Herren der Luftwaffe mit dem Anzug im Trend. Nicht so sehr im Trend liegt Deutschland einmal wieder in der Stärke. Wir wissen wie immer nicht, ob Absicht oder nicht: Andere Nationen stellten größere Abordnungen und nicht nur 1x EA Fahnenabordnung… @Walter Eucken: Ja, auch eine Kompanie vom Wachbataillon wäre ein charmanter Beitrag und Ausdruck unserer Unterstützung der Balten gewesen. Wenn ich mich recht erinnere, wollten wir denen Ende der 90er Jahre keine Kampfpanzer liefern – wegen der Nachbarschaft, oder so.
@ walter eucken
Erstmal völlig d’accord!
oder eben ein international satisfaktionsfähiges Mindestmaß an soldatischer Außenwirkung nicht zu unterschreiten.
Ih finde die Debatte insofern mal wieder typisch deutsch, als die vemeintlich doch so kosmopolitischen Germanen mal wieder mehr mit ihren eigenen Neurosen, bezüglich militärischen Gebarens, als mit dem erzeugten Effekt beim Adressaten beschäftigt sind.
Kognitive Dissonanz
Seitens der Esten wurde explizit eine Abordnung des derzeit dort ansässigen EF-Detachment gewünscht. Der Anzug wurde im Vorfeld ebenfalls mit den estnischen Verantwortlichen abgestimmt.
Die beiden Fahnenbegleitoffiziere entstammen dem technisch / logistischen Bereich, beide Soldatinnen beherrschen dort ihren Auftrag (Taxonomiestufe bewusst gewählt!). Daher weise ich Stammtischparolen wie „Formale Disziplin und funktionale Disziplin bedingen einander“ scharf zurück.
Die mangelnde formale Disziplin ist auf die davon abweichende Schwerpunktsetzung der Ausbildungsthemen in der Luftwaffe zurückzuführen. Vermutlich haben beide Soldatinnen seit ihrem Offizierlehrgang keinerlei Formaldienst durchgeführt (mit Ausnahme der Vorbereitung auf diesen Tag!).
„Was der Soldat nicht übt, das kann er nicht“
Ach ja … Paradenfetish und Uniformdebatte rolled into one. Als ob die Bundeswehr keine anderen Probleme hätte.
@ wacaffe.
Bahn 1, Figur!
Alle anderen doof und altbacken, nur wir gut und fortschrittlich…
@ Zimdarsen:
„Wenn Sie sagen – und auch andere – dass formale Disziplin heute kaum noch eine Rolle spielt…“
Wann habe ich das gesagt?
Natürlich spielt formale Disziplin eine Rolle, sogar eine große und gerade weil sie bei Menschen etwas (vor allem im Unterbewussten) bewirkt, muss man manchmal dem Drang nicht folgen und ggf erklären.
Die Kameraden im Baltikum sind Soldaten aus der einsatzgleichen Verpflichtung, top Fachleute und gute Soldaten welche natürlich ohne Blauzeug in den Einsatz gehen.
Viele interpretieren in dieses Bild zu viel unbedeutendes.
Zum Glück ist Preußen Geschichte ;-)
Nun rücken wir auch in diesem Bereich näher an die Niederlande :-))
Hier das ganze Video aus dem russischsprachigen Programm des estnischen Fernsehens: https://www.youtube.com/watch?v=izgx2_NsJ94
Unser Trio ab 9:45…
also ohne mich hier allzuweit aus dem Fenster zu lehnen. Aber ist eigendlich schon mal die Idee aufgekommen das die baltischen Staaten sozusagen ihre Millitärätats zusammenlegen könnten und sich eine Luftwaffe teilen?
Es sind ja in den drei Staaten insgesamt 6 Mio EW mit nem BIP von ca 100 mrd $
so bleiben etwa 2 mrd$ für den Verteidigungsetat wenn zusammengelegt wird.
Für ne staffel Mig 29 mit Polnischer unterstützung (ausbildung und wartung ect) sollte es reichen.