Ungediente ans Gewehr – in 20 Tagen zum Reserve-Soldaten?

Der Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr (VdRBw) plant, auch Ungediente innerhalb von 20 Tagen militärisch auszubilden – einschließlich des Umgangs mit Waffen. Das geht aus der Weisung für die Reservistenarbeit im Reservistenverband für das Jahr 2017/2018 hervor, die der Verbandspräsident und CDU-Bundestagsabgeordnete Oswin Veith im Dezember vergangenen Jahres abzeichnete. Die Kurzzeit-Soldaten sollten dann von der Bundeswehr geprüft werden.

Die Vorstellungen des Verbandes:

Ausbildung Ungedienter
Zur Heranführung von Interessenten an die Reserve und zur Unterstützung der Bundeswehr in der Nachwuchsgewinnung wird der Reservistenverband ab 2017 in Eigenverantwortung die Ausbildung von Ungedienten zu Reservisten durchführen.
Die Absicht ist dabei, in zwanzig Ausbildungstagen Ungediente eine militärische Grundausbildung durchlaufen zu lassen, an deren Ende die Zertifizierung durch die Bundeswehr steht.

Die Ausbildung findet durch Mitglieder und hauptamtliche Mitarbeiter des Reservistenverbandes in VVag [Verbands-Veranstaltungen] (inkl. Waffen- und Schießausbildung durch Ausbilder der RAG [Reservisten-Arbeitsgemeinschaft] Schießsport) statt. Genaueres wird durch die in Kürze erscheinende Weisung „Ausbildung Ungedienter im VdRBw“ geregelt.

Auf diese Weise könne der Verband sowohl seine Mitgliederbasis verbreitern als auch Reservisten für den Dienst in der Reserve und den Streitkräften gewinnen, schrieb Veith in dem an die Reservistenfunktionäre adressierten Papier.

Aus dem Verband hieß es dazu, das Angebot solle sich an Interessierte an einer militärischen Grundausbildung richten, die jedoch keinen Wehrdienst leisten wollten oder könnten. Bisher gebe es keine Möglichkeit, ohne vorherigen Dienst als Soldat direkt Reservist zu werden. In den geplanten 20 Tagen können allerdings nur Grundfertigkeiten vermittelt werden. Zwar gebe es dazu noch keine Absprache mit dem Verteidigungsministerium; es sei aber der Wunsch beider Seiten, das umzusetzen.

Die normale Grundausbildung für Rekruten der Bundeswehr dauert drei Monate; zudem ist seit kurzem gesetzlich vorgesehen, dass jeder Soldat vor einer Ausbildung an Kriegswaffen vom Militärischen Abschirmdienst überprüft werden soll.

Von dem visionären Gedanken, dass der VdRBw zukünftig möglicherweise Ungediente zu Reservisten ausbildet, erfuhr das Verteidigungsministerium nach Angaben einer Sprecherin bereits bei der Reservistentagung im Oktober vergangenen Jahres. Insofern handelt es sich um ein bekanntes Thema. Dennoch gibt es in dem Ressort von Ministerin Ursula von der Leyen dazu bislang keine offizielle Position: Eine offizielle Befassung des BMVg’s mit diesem Papier hat noch nicht stattgefunden, da es sich um ein ausschließlich intern erstelltes Dokument handelt. Die Konkretisierung dieser konzeptionellen Überlegungen nach Inhalt und zeitlichen Vorstellungen erfordern noch eine ausführliche Befassung und Diskussion zwischen Bundeswehr und Reservistenverband.

Der Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V. wird überwiegend aus dem Verteidigungshaushalt finanziert. Für dieses Jahr ist ein Zuschuss von 17,5 Millionen Euro vorgesehen.

(Archivbild 2015: Reservisten werden auf einer Standortschießanlage der Bundeswehr bei Lüneburg nach dem neuen Schießausbildungskonzept der Bundeswehr ausgebildet. Die Reservisten gehören zur 5. Kompanie des Aufklärungslehrbataillons 3 „Lüneburg“. Die Kompanie ist ein sogenannter Ergänzungstruppentail. Die Kompanieangehörigen sind ausschließlich Reservisten, die zur Unterstützung der aktiven Truppe benötigt werden – Reservistenverband/Detlef Struckhof)