Bällebad Januar 2017/I
Na, gut ins neue Jahr gekommen? Einige warten ja schon ungeduldig drauf, im neuen Bällebad was loswerden zu können…
Gleich zu Beginn des neuen Jahres ein Hinweis: Es scheint, dass die Debattenkultur hier (wie auch anderswo) rauer wird, mehr unsachlich gestritten denn debattiert wird. Ich halte dagegen, auch wenn es bedeutet, dass ich in diesem Jahr rigoroser durchgreifen werde als bisher.
@FlaOffz
Die 67 Kalenderwochen für Pz und PzGren sind sogar noch ohne den Dienstausgleich für den EKL am Ende.
Aber es geht mir auch nicht um die länge im einzelnen sondern darum dass, die OL3 im schnitt in wenigen Jahren um mehrere Monate verlängert wurden. Es wird häufig nur ergänzt aber man kann sich fast nie durchringen Inhalte wie ÜbLtrBw zu streiche oder vorzuziehen z.B. parallel zum Sprachenlehrgang oder Uni.
Verfolgt hier noch jemand die Entwicklungen an der Elfenbeinküste, wo ja anscheinend gerade eine ausgewachsene Armee-Meuterei im Gange ist?
Eventuelle Auswirkungen auf Mali als Anrainerstaat?
Parallel?
Früher, als Dinosaurier die Welt beherrschten und ich Offizieranwärter war, also 1995 – 1998 machte man in 6 Monaten an der OSH seinen Offizierlehrgang, den SLP Englisch auf Stufe 3332 und den Sportleiter (vergleichbar dem ÜbLtr Bw).
Das wird heute in 4 Lehrgängen an 3 verschiedenen Ausbildungseinrichtungen in zusammen 10 Monaten ausgebildet. Lernen die Offizieranwärter mehr und könnem mehr? Aus meiner Sicht definitiv nein.
Sind die OAs anders heuer, dümmer? Aus meiner Sicht nein. Ok, im OL1 gibt es halt ein paar junge Menschen, die es früher nicht durch die TrS überhaupt bis zur OSH geschafft hätten.
Ist die Systematik der Offizierausbildung heute durchdachter, logischer, stringent aufeinander aufbauend? Aus meiner Sicht absolut nicht.
Nach einem Bericht von AFP („Russland sucht Kontakte zu den Taliban“) intensiviert Russland seine Kontakte zu den Taliban.
Angeblich sollen russische Waffenlieferungen auch für den Angriff auf Kunduz im Oktober 2016 verwendet werden.
Berichte über eine engere Kooperation gibt es ja schon länger.
Die Intensität scheint jedoch zu steigen.
Siehe auch:
http://www.nzz.ch/international/asien-und-pazifik/die-rolle-der-taliban-in-afghanistan-die-rueckkehr-des-grossen-spiels-ld.137678
@klabautermann | 06. Januar 2017 – 14:48
„Lustig finde ich auch, dass man aus historischer Sicht so etwas wie die Wiederfindung der „Militärwissenschaft““.
Das ist was Deutschland anbelangt ein grosser Irrtum.
Es geht bei den Mastern eben weniger um eine intensive und umfassende Auseinandersetzung mit den Fragen von Gewalt, sondern um die Übernahme der üblichen politikwissenschaftlichen Lehre im Bereich Internationale Beziehungen, Institutionenökonomomie etc. verbunden mit etwas mehr milutärfachlichen.
Strategic oder gar War Studies sind das nicht.
Mit dem Ansatz in Österreich oder anderen Ländern hat das sehr wenig zu tun.
Bei einer Podiumsdiskussion wurde der GI vor einigen Jahren gefragt warum die Bw nicht viel umfassender Personal in diese zivilen Institutionen zur Ausbildung entsendet.
Antwort des GI:
Brauchen wir nicht, unsere Offiziere haben ja studiert.
@memorial
Bei den Mastern können Sie sich auch mit dem von Ihnen geforderten Aspekten beschäftigen.
Es gibt halt in Deutschland zu wenige, die dann auch etwas mit Tiefe veroeffentlichen, wie bspw Hartmann oder Bohner.
Sorry , meine Autokorrektur macht aus memoria immer memorial. Ich entschuldige mich dafür.
@Soenke Marahrens:
Ich kann leider nicht erkennen, dass die Institutionen entsprechende Lehrinhalte in der notwendigen Tiefe vermitteln können. Zudem müssten diese Themen Pflichtfächer sein.
Ich bin mal gespannt, ob Neitzel an der Uni Potsdam mit dem Master War Studies mehr Bewegung hineinbekommt.
Das fehlen einer Diskussionsplattform ist hier besonders bezeichnend. Die Eigeninitiative von Oberst Dr. Hartmann ist da besonders bezeichnend.
Nachtrag:
Ich bin in dem Zusammenhang sehr gespannt wir die FüAk ausgerichtet wird. Soll es eine Öffnung in Richtung ziviler technokratischer Konzernausbildung geben oder eine fundierte fachliche Basis militärfachlicher Art in internationaler Kooperation und erst dann eine Erweiterung in zivilen Themenbereichen.
Dafür müsste man zunächst festlegen wo der primäre Handlungsbedarf liegt, diskutiert wird darüber ja schon länger:
http://augengeradeaus.net/2013/12/ich-bin-stolz-ihre-verteidigungsministerin-sein-zu-durfen/#comment-85065
Mal sehen welche Richtung die Ministerin vorgibt.
@Memoria
Da stimme ich Ihnen zu, und im Prinzip zielte mein Kommentar eigentlich genau darauf, dass dieser Hamburger M.A. nun eigentlich gar keine wirkliche Verwissenschaftlung von (Militär)Strategie ist. Das ist eher eine Bolognarisierung von Sicherheitspolitik, eigentlich Verteidigungspolitik.
Wenn man im BMVg wirklich „Nägel mit Köpfen“ machen wollte, dann würde man bei der Kultusministerkonferenz einen „M.A. Militärstrategie“ durchboxen, der als Joint Venture der HSU/FüAk im Kern drei wissenschaftliche Elemente enthält: Operations Research, Defence Ressource Management und Wargaming. Nachdem ja nun § 80 StGB „Vorbereitung eines Angriffskriegs“ seit 1. Januar 2017 gestrichen ist, sollte das doch eigentlich auch strafrechtlich nicht mehr beschwert sein, zumal ein solcher M.A. wohl kaum unter den neuen § 13, Verbrechen der Aggression,Völkerstrafgesetzbuch (VStGB) fällt – auch wenn einige notorische VT’ler das garantiert unterstellen würden.
@klabautermann @all
Solche Studiengänge gibt es doch schon zivil: „Security studies“, z.B. in Potsdam, Hamburg, Freiburg; und die UniBw MÜNCHEN hat auch so etwas im Angebot ICCW George C. Marshall Center.
@Thomas Melber
Ja, das internationale und auch mittlerweile das nationale Studienangebot in Sachen Security ist groß und das Studienfeld ist weit gespannt. Hier geht es aber um die FüAk und deren „internationale Poisitionierung“ und zugleich um die einerseits wissenschaftliche und andereseits professionelle Weiterbildung unseres militärischen Führungsspitzenpersonals. Und da bin ich doch eher auf Memoria`s Schiene. War Studies sind eben nicht Security Studies. Das fängt z.Bsp. mit der alles andere als banalen Frage an, wie wertet man einen bewaffneten Konflikt „wissenschaftlich“ aus und welche strategischen Schlüsse kann man daraus ziehen.
Ein Augenöffner erster Güte war für mich die Vorlage SACEUR in Sachen LL Kosovo Campaign an den NAC über das MC. Der dann vom NAC gebilligte Bericht hatte mit dem Entwurf SACEUR so ziemlich wenig gemein. Wenn die Politik sich von „den Militärs“ wirklich wissenschaftlich-strategisch beraten lassen will, dann sollte man den politischen Bias aus dem Beratungsprozess weitestgehend entfernen, denn Politik ist nun alles andere als eine exakte Wissenschaft
@Thomas Melber:
Ich kann mich da nur Klabautermann anschließen.
Security Studies an den genannten Universitäten/ Instituten ist eben oft eine bolognisierte Variante von friedenswissenschaftlichen Inhalten in denen Kriegstheorie keinen echten Platz finden kann.
Ein Beispiel ist das IFSH:
https://ifsh.de/file-IFSH/IFSH/pdf/Studium%20%28MPS%29/Vorlesungsverzeichnis_2016-10-26.pdf
Wobei eine Weiterentwicklung der FüAk in Zusammenarbeit mit dem IFSH interessant wäre. Gerade auch wegen der verschiedenen Sichtweisen.
Gründer war ja Baudissin der erkannte hatte, dass es an einer wirklich wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Krieg und Frieden in Deutschland fehlt.
[Leute, NEIN. Hier werden keine Aufrufe zum Verändern von Wikipedia-Artikeln gestartet. Jetzt mal unabhängig von den möglichen sachlichen Fehlern oder nicht in speziell diesem Artikel: Ich werde mich nicht in den Ruf bringen lassen, dass über AG solche Veränderungen angeregt/koordiniert/was auch immer werden. Und das ist jetzt für mich ein hartes Kriterium: Wer so was macht, fliegt künftig raus. T.W.]
Kann mal jemand über der wiki artikel zum Tornado rüberschauen und nach Quellenlage umändern? Der artikel sagt dass nach der aufrüstung auf assta 3, 4 aufhängungen für GBU 54 vorgerüsted sind, leute aus dem Blog sagen aber dass dies nur für den zentralen pod sowie für die beiden Aufhängungen an den Flügelwurzeln so ist. Was ist nun Richtig?
Weiterhin steht in der Spalte „anzahl der Stationen bei MK 80, 9 stationen. Soweit ich nachzählen konnte hat der Tornado nur 7 aufhängungen (plus 2x Iris-T)
Besten Dank
@Memoria
Aus zynischer Sicht erzeugt die „historische. deutsche“ Formel „Wir sollten eigentlich kämpfen/uns verteidigen können, damit wir nicht kämpfen/uns verteidigen müssen“ natürlich eine Art strategischen Kurzschluß im Mindset der deutschen Politik; geht zurück bis in die Wiederbewaffnungsdebatte in den 50ern last century. ;-)
Siehe 06.Januar 19:17, Marines zurück nach AFG?
Entscheidung ist gefallen.
Nach dem 2014er Abzug mit offiziell erklärtem Ende des Kampfeinsatzes kehren 300 Marines ins südliche Helmand zurück.
http://www.reuters.com/article/us-afghanistan-marines-idUSKBN14S0G5?feedType=RSS&feedName=topNews&utm_source=twitter&utm_medium=Social
Allerdings im SP TAA: „…300 Marines would mostly be experienced and senior officers who will work on intelligence, logistics, and administration, …“
Das wäre doch ein Klabautermannisches Thema zum Aufarbeiten….
Quasi ein deutscher Liddell Hart: Deutsche (Un)Strategie.
Wenn ich die Schichttorte der 80er an der innerdeutschen Grenze zu Beginn meiner NetOpfü Argumentation (4h Aspekte von Führung im 21. Jahrhundert) zeige, bekommen viele große Augen. Handlungsbedarf ist da…
Natürlich gibt es in Deutschland Friedens- und Konfliktforschung siehe zB Aufsätze zu folgenden Themen:
– Einseitige Gewalt in Bürgerkriegen und deren Auswirkung auf Mediationsangebot und -nachfrage
– Wie bewältigen Flüchtlinge die Lebensbedingungen in Flüchtlingslagern? Ergebnisse aus einer empirischen Analyse zu kongolesischen Flüchtlingen in Uganda
– Das Konfliktpotenzial exklusiver Landgrabbing-Praktiken Eine Herausforderung für den regionalen Frieden
Darüber hinaus wird das Forum „Krieg gegen den Terror?“ fortgesetzt und es gibt zwei Beiträge, die sich mit Lehrformen in der Friedens- und Konfliktforschung befassen.
Für viele ist eben nur ein Problem, dass das Militär nicht immer als Konfliktlöser betrachtet wird und es im Ergebnis ja auch selten ist.
Konfliktlösung ist eben mehr als der Einsatz des Militärs und das erfolgreiche gewinnen einer Schlacht.
Krieg und Frieden ist auch keine ausschließlice Frage des Einsatzes von Militär.
Der Einsatz von Militär und die Art und Weise einen Konflikt mit militärischen Mitteln zu lösen kann nur ein Spezialgebiet der Friedens- und Konfliktforschung sein.
Beim Einsatz, Betrieb und Unterhalt der Bundeswehr ist wiederum das Führen von Gefechten und Schlachten nur ein Teilgebiet und dementsprechend sind die Fragestellungen nur durch wenige zu beantworten und erforschen.
Die meisten StOffze haben auf ihren Dienstposten nichts mit dem Führen eines Gefechtes zu tun. Für die würde genügen, dass sie endlich verstehen welchen Teil sie zu einer schlagkräftigen Armee beitragen müssen. Leider fehlt es genau hier, denn man Boxt sich nur noch von Auftragserfüllung zu Auftragserfüllung ohne Hinterfragung und Kritik. Dresdner Erlass war kein Auftakt Wissen und Erfahrung in eine neue Bw einzubringen.
Zielorientiertes Handeln um eine möglichst schlagkräftige Bundeswehr zu erhalten ist NICHT erwünscht.
Es fehlt nicht an Inhalten und Studienfächern, sondern am Geist welchen wir benötigen.
Zielansprache und Fehlerkultur => Fehlanzeige
Nicht blöd fragen => einfach machen, schließlich sind wir ja Soldaten wie alle anderen auch, sonst würden die ja was falsch machen ;-)
Evtl benötigen wir nicht nur mehr Scharnhorst, sondern auch mehr Gneisenau
Lass den Schwächling angstvoll zagen!
Wer um Hohes kämpft, muss wagen.
Leben gilt es oder Tod!
Lass die Wogen donnernd branden,
nur bleib immer, magst Du landen
oder scheitern selbst Pilot!
(Leitspruch des preußischen Generals Graf Neidhardt von Gneisenau)
….uns läuft im Moment die Zeit davon!
Welche konkreten Inhalte sollten denn in einem solchen Master thematisiert werden? Aus der Außenperspektive würden sich da z.B. Geographie (Raumtheorie, Kartographie, Besonderheiten der Klimazonen für mil. Aktivitäten, Grundwissen Meterologie, etc.), Militärgeschichte (Organisation, Kriegsführung, Entwicklung des Kriegswesens), Sozialgeschichte (Rolle von Individuum und/in Gesellschaft für mil. Operationsplanung), Strategie (theoretische Reflexion verschiedener Konzepte), Management (Organisation, Planung, etc.), Ethnologie/Kulturwissenschaft (Welchen Einfluss haben vers. kultrelle Kontexte auf mil. Aktivitäten und umgekehrt, Interkulturelle Kompetenz), Psychologie (Gewalt, Aggression, Traumatisierung), Gesellschaftswissenschaft (Was macht die moderne Gesellschaft aus, welche Folgen hat das für die Kriegsführung, „Infowar“, Krieg und Demokratie) etc. anbieten. Damit würde man letztendlich die erste Grundlage für einen modern ausgebildeten „Generalstab“ schaffen, der letztendlich aus militärischer Sicht eine theoretisch fundierte Entscheidungsfindung und eine kompetente, objektivierbare Urteilskraft an den Tag legt. Ich glaube es würde nicht reichen, vergangene/aktuelle bewaffnete Konflikt „wissenschaftlich“ auszuwerten (@klabautermann). Um innovative Konzepte entwickeln zu können, sich so Vorteile ggü. möglichen Gegnern zu erarbeiten und nicht nur auf vergangene Erfahrungen zu reagieren braucht es zumindest für einen Teil der Offiziere eine breite Ausbildung orientiert am Forschungsstand der verschiedenen, für Kriegsführung relevanten Wissenschaften. Und hier wiederrum gibt es Nuancen zwischen Land-/See-/Luft-/Cyber-/ und „Irregulärer“ Kriegsführung, die man als Vertiefungs/Profilbereiche für vers. Truppengattungen fokusieren könnte.
Wofür sollte dieser „M.A. Militärstrategie“ noch mal gut sein? Ich habs nicht verstanden und auch weiter oben im Blog nicht gefunden. Also den Nutzen eines solchen formalen Abschlusses für den Offizier und/oder für den Dienstgeber.
Vielleicht Bestandteil eines Patentes „Generalstabsdienst“?
Hans Schommer
@Soenke Marahrens
Tja, das“ Red Teaming“ von Doktrinen wie Effeckt Based Operations oder Network Centric Warfare und insbesondere deren Übersetzung in die politisch korrekte, deutsche Doktrinen-Bibliothek wie z.Bsp in Form von NetOpFü könnte schon Spaß machen ;-)
Quasi als Fallstudie in Sachen „Doctrine Verification and Validazion“, wir haben uns ja über Concept Development & Experimentation kennen gelernt, wenn ich mich recht erinnere. Aber alternative Analyse birgt ja immer dieses Risiko, dass das Ergebnis den Doktrinenhalter u.U. enttäuscht weil es „Verified, validated bullshit“ lautet /SCNR
Aber im Ernst, wir haben in der Tat mittlerweile ein großes Bildungsdefizit dahingehend, was denn alles an Werkzeugen in den wissenschaftlichen Werkzeugkästen der OR, DRM und WG so alles enthalten ist und ob und wie man diese auf den deutschen „Anwendungsfall Verteidigung“ überträgt. Genau das muß aber die military leadership leisten können: Auswahl des jeweils zutreffenden, optimalen tool-set für die Planung und Führung eines „Krieges“ – auch wenn wir ihn nicht so nennen dürfen.
Vielleicht begreifen dann einige Politiker auch leichter, welche „Kriege“ man besser nicht anzettelt, bzw. sich nicht hineinziehen läßt.
@AB
“ …..Ich glaube es würde nicht reichen, vergangene/aktuelle bewaffnete Konflikt „wissenschaftlich“ auszuwerten (@klabautermann). Um innovative Konzepte entwickeln zu können, sich so Vorteile ggü. möglichen Gegnern zu erarbeiten und nicht nur auf vergangene Erfahrungen zu reagieren braucht es zumindest für einen Teil der Offiziere eine breite Ausbildung orientiert am Forschungsstand der verschiedenen, für Kriegsführung relevanten Wissenschaften.“
Ich habe lange überlegt, ob ich auf ihren Kommentar eingehen, bzw. antworten soll.
Ich versuchs einmal so: Innovation ist kein Selbstzweck, da können sie mir wohl zustimmen. Krieg hat diese unangenehme Eigenschaft, dass er unglaublich „faktisch“ (spätestens nach der ersten Bombe und den ersten Toten) ist. Wenn man also den prä-faktischen Fog-of-War ein wenig lichten will, dann erscheint mir die wissenschaftlich möglichst belastbare post-faktische Aufarbeitung eines „Krieges“ aka Konfliktes doch sehr wichtig.
Strategie und Kriegsführung läßt sich nicht so einfach „portionieren“ in „Land-/See-/Luft-/Cyber-/ und „Irregulärer“ Kriegsführung“ (abgesehen davon, dass sie den Weltraum vergessen haben). Strategie und Kriegsführung müssen ja auch die Frage nach dem „danach“ beantworten können im Sinne von Consequence Management, eine einfache Exit Strategy nach dem Motto Declare Victory and Go Home gibt es nicht, und „We came, we saw, he died“ ist an Zynismus eigentlich nicht mehr zu überbieten.
Innovative Strategien wie Smart Diplomacy and Defence finde ich ehrlich gesagt nicht wirklich „überzeugend“, wenn ich mir so das Trümmerfeld anschaue, das diese Strategie so hinterlassen hat. Natürlich muß Strategie umsetzbar sein, ggflls auch mit militärischen Mitteln. Das funktioniert aber nur wenn die militärischen Konzepte tailored to the strategy sind und nicht umgekehrt.
@klabautermann
Wo hat denn der Klabautermann seinen Heimathafen gefunden ? Geht nächstes Wochenende am Sa Abend ein Bier in HH?
Trump als großes Fragezeichen? Jein, es ist klar dass sein Briefing als President Elect die Kontinuität auch auf SiPo Ebene begünstigt.
Hier ein sehr interessantes Interview bei CIMSEC (Center for International Maritime Security) mit Barry Posen. Hier werden einige der Rahmenbedingungen und die Großwetterlage angesprochen.
A Discussion on Grand Strategy and International Order with Barry Posen
http://cimsec.org/barry-posen-draft/30281
@Soenke Marahrens
Der Heimathafen des Klabautermann ist 150 km nördlich von Hamburg, büschen weit für ein Glas Bier (man wird ja nicht jünger) ;-)
Aber Klabautermänner sind eh recht ungesellig und im Hafen besonders, da verholen sie sich ganz tief in den Rumpf des Schiffes um ihre Ruhe zu haben vor dem Hafentrubel.
Schönen Dank für die „Einladung“, but I regret……., wir können ja mehlen (falls sie meine @ddy nicht haben, Thomas gibt sie Ihnen bestimmt sofort und gerne).
@AB
Guter Einwand.
Russland Gewinn im Moment viel obwohl sie rein militärisch eher schlecht aufgestellt sind.
Wenn es so weiter geht, hat er Europa zerlegt und die USA an der Leine.
China ist in vielen Bereichen auf der Überholspur und das „Große Spiel“ geht erst los.
Wenn Europa verliert und Deutschland ggf nicht mehr frei entscheiden kann, haben wir evtl weder auf einem Gefechtsfeld eine Schlacht verloren noch wurde unser Land/Bündnis mit Panzern angegriffen.
Die Sicherheit der Republik und zukünftige Konflikte werden wohl nicht mit Mustern der Vergangenheit gesichert oder bewältigt werden.
Wir benötigen in Führungsfunktionen Verantwortliche welche auf aktuellen, ausgewerteten Informationen vernetzt, schnell und optimal entscheiden können und die nächste Ebene umfassend beraten können. Dazu benötigen wir in allen relevanten Bereichen mutige, kompetente, verantwortungsbewusste Profis. Im Moment haben wir in Führungsfunktionen oft werde Entscheider noch Fach- und Sachkundige. Truppenführer bis zur Bataillonseben sind m.E. sehr gut fachlich ausgebildet, wobei das Studium oft (je nach Verwendung) nicht wirklich viel dazu beigetragen hat.
Was benötigt ein Regimentskommandeur um ein Regiment führen zu können?
Was benötigt ein Sachbearbeiter/Abteilungsleiter im Kdo?
Uvm….
@Dante
Beiden GBU-38/54 haben die Leute aus dem Blog recht. Maximal 3. Bei den MK-80 Serie Bomben hat Wiki zumindest nicht unrecht. 9 mal MK-82 ist eine zugelassene Konfiguration (oder war es zumindest). Dann fliegt man allerdings ohne TSPJ und BOZ.
Wie schon in Zusammenhang mit dem Rückmarsch der Kuznetsov-Gruppe von der syrischen Küste nach Nordrussland erwähnt, haben die USA, GBR und NOR die Notwendigkeit zur Überwachung des Nordatlantik, speziell des GIUK-Gap, neu erkannt.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurden Kapazitäten diesbezüglich abgebaut, z.B. haben die Briten ihre Nimrod-Seefernaufklärer (Maritime Patrol Aircraft, MRPA) 2011 stillgelegt, ohne Ersatz. Desweiteren sahen die USA und auch GBR nach 9/11 andere Schwerpunkte bei Einsatz und ff auch Finanzierung ihrer Streitkräfte.
Nachdem in 10/16 im Zuge des Anmarsches der russischen Trägergruppe durch die Nordsee zeitgleich, nur zufällig durch UK-Boote entdeckt, zwei RUS strategische U-Boote durch den GIUK-Gap Richtung Mittelmeer verlegten, war die luftgestützte Aufklarungslücke im Norden schlaglichtartig erkannt.
P-8 MRPA für NOR und GBR Marineflieger sowie Reaktivierung des U.S.-Luftstützpunktes Keflavik auf ISLAND stellen zwangsläufige Schritte zur Mangelabstellung dar.
http://www.defensenews.com/articles/northern-triangle-us-uk-norway-growing-alliance
@klabautermann | 08. Januar 2017 – 13:30:
Ich habe auch bereits öfter darüber nachgedacht, woher die Denkblockaden bezüglich Krieg und Frieden selbst an der FüAk kommen. Ich komme mittlerweile auch zu dem Schluss, dass es sich um ein echtes mindset-Problem.
Mal sehen wie sich die Diskussion rundum die FüAk-Ausrichtung entwickelt.
Ich sehe da einige inhaltlich andere Schwerpunkte als sie, aber das können wir sicher bald vertiefen, wenn die neuen Lehrinhalte der FüAk bekannt werden.
@Zimdarsen:
„Krieg und Frieden ist auch keine ausschließlice Frage des Einsatzes von Militär.
Der Einsatz von Militär und die Art und Weise einen Konflikt mit militärischen Mitteln zu lösen kann nur ein Spezialgebiet der Friedens- und Konfliktforschung sein.“
Volle Zustimmung, aber genau diese Lage bedeutet, dass Soldaten für ihr Spezialgebiet gesondert und intensiv ausgebildet werden müssen. Aber eben auch mit den Ansichten der Friedensforschung konfrontiert werden müssen. Zentrales Thema sollten eben auch die Grenzen militärischer Gewalt sein. Eigentlich sollte eine Kooperation von IFSH und FüAk eine Selbstverständlichkeit sein. Voraussetzung wäre jedoch eine offene Herangehensweise an die Realitäten und keine Fortsetzung normativ geprägter Diskussionen der 80er Jahre sein.
Notwendig wäre es und mittlerweile vielleicht uch durch einen Generationswechsel möglich.
Es gäbe durchaus Themen die konstruktiv diskutiert werden könnten:
https://ifsh.de/file-IFSH/IFSH/pdf/aktivitaeten/BW-Kommission_Weissb%C3%BCcher.pdf
Es fehlt nach meinem Eindruck jedoch weiterhin der ernsthafte Versuch die Bereiche zusammen zu bringen.
Aus dem Parlament gibt es leider keine wirklichen Impulse im Sinne einer engeren Zusammenarbeit von BMVg und Friedens- und Konfliktforschung. Siehe auch:
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/102/1810239.pdf
Der Antrag wird übernächste Woche im Plenum, mal sehen inwiefern die Aussen- und Verteidigungspolitiker sich hier einbringen.
Russland will laut Pressebericht ausgerechnet die Taliban als Gegner gegen den IS aufbauen. Laut afghanischen Angaben haben die Taliban sogar Waffen von Russland erhalten.
Russland zeigt sich offen, Taliban-Mitglieder von der Sanktionsliste zu streichen.
Die österreichische „Presse“ schreibt:
„Der russische Botschafter Alexander Mantyzki, beharrt aber darauf, dass Moskau seine Kontakte zu den Taliban nutze, um „unsere Büros und Konsulate zu schützen sowie die Sicherheit in Zentralasien zu gewährleisten““
Ist das etwa eine amoralische Win-Win Situation für Russland und die Taliban? Waffenlieferungen gegen Nichtangriff auf Konsulate? Und die USA mögen ja beide nicht.
(DiePresse online, 8.1.17, „Mögliche Annäherung an die Taliban“)
Gerüchten zufolge soll etwas Ähnliches ja unter umgekehrten Vorzeichen schon mal in Afghanistan gelaufen sein ;-)…
@Hohenstaufen: Die Woche fängt ja gut an. Erst das, Fakenews über unsere LuWa und ein Geschütz des 18Jh in syrischen Bürgerkrieg
Zusammenhänge? Ja man agiert zu Beginn des Dritten Jahrtausends auf allen Ebenen mit vorindustriellen Methoden.
Milizen wie die „Levante-Front“, Unterguppierung der FSA, haben sich in Folge der Niederlagen von Daesh eine neue Einnahmequelle erschlossen. (n-tv unter Berufung auf „Financial Times“).
Gefangene oder desertierte Daesh-Kämpfer würden mit Summen zwischen $ 1.000 -10.000 gehandelt um frei zu kommen, nochmals bis zu $ 10.000 um über die Türkei Syrien verlassen zu können.
Abnehmer frei gekommener Kämpfer seien demnach zumeist europäische Staaten, die eigener Staatsbürger aus nachrichtendienstlichen und/oder juristischen Motiven habhaft werden wolle. Die Golf-Staaten seien an dem „Handel“ als „Aufkäufer“ allerdings auch finanzstark beteiligt.
Sklavenhandel der Neuzeit, im Orient traditionsbehaftet!
Allerdings strebt eine bedeutsame Zahl desertierter Kämpfer nicht Befreiung/Ausreise an, sondern will in der Provinz Idlib sich anderen Dschihadisten anschließen, die Verbindungen zu Al-Kaida unterhalten.
Ob nun Al-Kaida oder Daesh, als sicher darf gelten, im Raum Idlib sammeln sich Reste aus dem Raum Aleppo und offenbar auch enttäuschte ehemalige Kalifatsanhänger, eine gefährliche Melange.
@KPK: Bzw. Weiterverwendung in eigenem Sinne an anderer Stelle?
Eine Frage an die Aufklärer was ist das Aufklärungssystem RABE wo findert man Bildmaterial etc.
http://ted.europa.eu/udl?uri=TED:NOTICE:462012-2016:TEXT:DE:HTML&src=0
@Wurst
Nachdem das System noch nicht existiert – bzw. nicht bekannt ist, ob es off the shelf gekauft wird – ist es mit Bildmaterial ein wenig schwierig.
Zur Info:
https://de.wikipedia.org/wiki/European_Land-Robot_Trial
https://en.wikipedia.org/wiki/Unmanned_ground_vehicle
RABE wird aber wohl nur zur Aufklärung eingesetzt.
Auftragsausschreibung 09. September 2008, BWB/Koblenz
[Wenn ich das richtig sehe, entspricht der hier reinkopierte Text wortwörtlich dem Text der verlinkten Ausschreibung. T.W.]
Es sollten, Stand 2008, insgesamt 44 RABE Gesamtsysteme beschafft werden.
Zum Umfang der Realisierung ist mir nichts bekannt.
Irakische Armee hat nach der Umgruppierung vor Weihnachten (letztes Bällebad ’16) ihr zweites Zwischenziel nach Nehmen der ostwärtigen Ortsränder genommen. Auf gesamter Länge befindet sich das ostwärtige Tigrisufer in Händen der Regierungstruppen.
http://www.bbc.com/news/world-middle-east-38552980
Wesentliche Folgeleistung stellt die Inbesitznahme der Brücken dar, als Voraussetzung Mossul Daesh insgesamt zu entreißen.
Der gute Fortgang des seit Oktober andauernden Einsatzes kann allerdings auch dahingehend gelesen werden, dass Daesh seine Kampfkraft erst jetzt, hinter dem Tigris als veritabler Verteidigungslinie (= Panzerhindernis, daher Brücken imminent wichtig) konzentriert. Wenn dem so wäre, wofür die Einnahme zur Hälfte einer 2,9 Mio Stadt spricht, dann steht der Schwerpunkt der Operationen erst noch bevor.
Erstmals hat das Pentagon direkten Bodeneinsatz von SOF gegen Daeshführer mitgeteilt, also ein HVTL-Einsatz. Raum Deir al-Sor/Euphrat/Ost Syrien.
http://m.spiegel.de/politik/ausland/a-1129262.html#spRedirectedFrom=www&referrrer=https://t.co/UTSiAyFvLO
Infolge des Brexit-Votums wird jetzt die Rolle UK in der NATO hinterfragt; FRA zeigt Ehrgeiz :)
http://www.telegraph.co.uk/news/2017/01/10/france-aiming-take-nato-leadership-role-britain-brexit/
@Zieten, wenn ich mich recht entsinne, bekam FRA für seinen Wiedereintritt in die militärische NATO Struktur den Com ACT „geschenkt“. Ist der nicht mehr so „tre chic“?!
@Fux:
FRA möchte sich offensichtlich als neue Vormacht innerhalb der EU und als erster europäischer Ansprechpartner in sicherheits- und bündnispolitischen Fragen positionieren.
Eigentlich ein logischer Schritt: UK hat sich selbst ins Abseits manövriert und Berlin hat hinreichend zu verstehen gegeben, dass es diese Rolle nicht will und letztendlich nicht ausfüllen kann.
„Volksverräter“ ist Unwort des Jahres geworden. Schade, mein Vorschlag hat es wieder nicht geschafft. Ich finde, das Unwort aller Unwörter ist „Unwort“ ;-)
CNN: Georgien beschuldigt Russland der „Grenzvmodifikation“ in Ossetien
CNN has reached out to officials in South Ossetia and the Kremlin regarding allegations that people are losing their land but has yet to receive a response.
http://tinyurl.com/jq6uvf8
Korrektur: Streiche “ Georgien beschuldigt“ – Setze „Georgier beschuldigen“
@ klabautermann | 10. Januar 2017 – 10:46:
1+ !
Hans Schommer
Ein Beitrag zur Hi Ta Ta der Marine 2017?
Der “ Historisch Taktische T(r)ansporthubschrauber “ Sea King“ hat im abgelaufenen Jahr, nach über 40 Flugjahren, durchschnittlich eine höhere Verfügungsbereitschaft gehabt, als die neue Wunderwaffe NH 90…
Da es noch keinen DrohnenAufpasser 2017 gibt:
Auf n-tv.de von heute ein interessanter Artikel zum Test des US Militärs zum Einsatz von Mikro-Drohnen mit Schwarm-Intelligenz
Schwarm von Mikro-Drohnen
[Hier das Original von der Washington Post, mit Video:
https://www.washingtonpost.com/news/checkpoint/wp/2017/01/10/watch-the-pentagons-new-hive-mind-controlled-drone-swarm-in-action/?utm_term=.6684d9190ec9
Aber wäre schon einen eigenen Eintrag wert… Danke für den Hinweis!
/edit: gesonderen Eintrag dazu gemacht.
T.W.]
Deutsches Soldatenpaar auf Hochzeitsreise ins Kriegsgebiet (WeLT.de 15:23)
@TW und Drehflüglerfraktion
Was ist da dran das Deutschland vier H145M an Serbien abgeben will?
http://www.janes.com/article/66668/serbia-buys-nine-h145m-helicopters-from-airbus
Nur ein böses Gerücht oder ist da ernsthaft was dran?
Könnten Sie, TW, evtl. einmal auf der nächsten BPK oder im Verteidigungsministerium nachfragen?
[Habe das auch gesehen, halte das aber für ein ziemliches Gerücht – von den paar H145M, die Deutschland gerade neu gekauft hat, nach noch nicht mal richtiger Einführung welche als gebraucht abgeben, und dann noch nicht etwa an ein NATO-Partnerland, sondern an Serbien? Ich muss nicht hinter jedem unglaubwürdigen Gerücht herhecheln, von dem selbst Jane’s sagt: „Unconfirmed reports also suggest…“ T.W.]