Noch fünf Korvetten? Wollten wir doch schon immer.
Drei Wochen nach dem überraschenden Vorstoß zweier Koalitionsabgeordneter, kurzfristig die Beschaffung von fünf weiteren Fregatten Korvetten für die Deutsche Marine in Auftrag zu geben und das dafür nötige Geld bereitzustellen, hat das Verteidigungsministerium den Bedarf an diesen Kriegsschiffen konzeptionell begründet. Angesichts gestiegener Anforderungen der NATO, zusätzlichen Einsätzen und der Außerdienststellung anderer schwimmender Einheiten brauche die Bundeswehr dringend und vor allem recht bald die neuen Korvetten, heißt es in Schreiben aus dem Verteidigungsministerium an den Verteidigungs- und den Haushaltsausschuss. Dass das Ministerium noch im Frühjahr keinen Bedarf über die bereits vorhandenen fünf Korvetten hinaus geltend gemacht habe, sei eine Selbstbeschränkung angesichts der fehlenden Haushaltsmittel gewesen.
Der SPD-Abgeordnete Johannes Kahrs und sein CDU-Kollege Eckart Rehberg hatten Mitte Oktober zur Überraschung auch der eigenen Fraktionskollegen die Bestellung zusätzlicher Korvetten vorgeschlagen – bewusst als Nachbeschaffung der bereits vorhandenen Kriegsschiffe, um den zeitaufwändigen Prozess von Design und Ausschreibung eines neuen Projektes zu vermeiden. Dieser Ansicht schloss sich auch das Ministerium an und spricht ausdrücklich von Ergänzungsbeschaffung Korvetten Klassse 130 – allerdings ist nicht nur in der deutschen Werftindustrie umstritten, ob ein direkter Nachbau der schon vor Jahren in Dienst gestellten Boote möglich ist oder ob nicht schon die technische Entwicklung und veränderte Vorschriften zumindest in Teilen ein neues Design erzwingen.
Aus dem Schreiben des Ministeriums an die Abgeordneten vom 4. November:
In der seinerzeit gebilligten Leitlinie zur Neuausrichtung der Bundeswehr vom 4. April 2012 wurde der Umfang von fünf Korvetten festgeschrieben. Dies entspricht der heutigen Flottengröße. Diese Festschreibung folgte keiner konzeptionellen Herleitung, sondern war den nicht ausreichenden finanziellen Ressourcen des Einzeplans 14 geschuldet.
Der aktuelle Mehrbedarf begründet sich aus der Schere zwischen steigenden Einsatzverpflichtungen und sinkender Flottenstärke. Die kontinuierlich gestiegene Zahl der häufig zeitgleichen maritimen Einsätze der Bundeswehr verlief parallel zur Reduzierung der Marine durch mehrere Strukturentscheidungen seit dem Ende des Kalten Krieges. Die erst kürzlich beschlossenen Einsatzverpflichtungen haben diesen Trend noch verstärkt. (…)
Zur Erfüllung der aktuellen Einsatzverpflichtungen ergibt sich ein zeitgleicher operationeller Bedarf von ca. zehn Fregatten und Korvetten.
Die aktuelle NATO Forderung an Deutschland nach fünf Korvetten der Klasse 130 (K130), von denen vier Einheiten in der höchsten Bereitschaftsstufe (HRF1) vorzusehen sind, entspricht der Zielvorgabe, gleichzeitig für zwei NATO-Einsatzgruppen je zwei Korvetten abstellen zu können. Um dies durchhaltefähig erfüllen zu können, benötigt die Deutsche Marine einen Bestand von zehn Korvetten. (…)
Aus dem aktuellen Bestand an fünf Korvetten können im Durchschnitt weniger als zwei Einheiten durchhaltefähig für maritime Operationen bereitgestellt werden. (…) Mit der angestrebten Ergänzungsbeschaffung eines zweiten Loses K130 würde die operationelle Verfügbarkeit der Deutschen Marine in vergleichsweise kurzer Zeit signifikant erhöht. Die Anforderungen an die Deutsche Marine im Bereich Korvetten würden erfüllt, die Fähigkeiten zur Überwasserseekriegführung in Randmeeren würden quantitativ deutlich verbessert. (…) Für das Erreichen der aufgabenorientierten Ausstattung bis Ende der nächsten Dekade wäre die Nachforderung von fünf Korvetten nur unschädlich und ohne Verdrängungseffekte erreichbar, wenn diese durch eine entsprechende Anhebung des Einzelplans 14 finanziert würde.
Das BMVg bittet angesichts des dargestellten Sachverhalts und des anhaltend hohen Bedarfs um Unterstützung des Verteidigungsausschusses und des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages für das geplante Beschaffungsvorhaben.
Der Bericht enthält auch eine Übersicht über die Belastungen der Deutschen Marine, die schrumpfende Flotte – unterm Strich eine zwar nicht überraschende Übersicht, aber offensichtlich mit dem Ziel, dem Parlament noch mal drastisch vor Augen zu führen, wie überlastet die deutschen Seestreitkräfte inzwischen sind. Vor allem aber enthält der Bericht Begründungen, warum vor dem Vorstoß der beiden Koalitions-Haushälter aus dem Ministerium die Forderung nach den Korvetten nicht zu hören war. Unter anderem hätten bei dem Bericht an die Abgeordneten im Frühjahr, der von weiteren Korvetten erst nach 2030 ausging, weder das Weißbuch noch die Ergebnisse des NATO-Gipfels von Warschau vorgelegen, auch nicht die aktuellen NATO-Forderungen und weitere Untersuchungen zu maritimen Einsätzen und Nutzungsdauer der Schiffe.
Auf die Problematik, ob ein unveränderter Nachbau der Korvetten möglich und sinnvoll ist, geht das Ministerium in seinem Bericht an die Parlamentarier nicht ein. Durchgängig ist von einem zweiten Los K130 die Rede.
Das Schreiben kommt termingerecht zur Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses in dieser Woche. Und es steht zu vermuten, dass es trotz des Murrens aus den Koalitionsreihen einen entsprechenden Beschluss geben wird. Allerdings wird dann die interessante Frage, mit welchen Werften das realisiert wird – und ob die Unternehmen, die nicht das erste Los realisiert haben und auch keine Rechte an dem Design besitzen, diesen Prozess mitmachen.
Nachtrag: Die Reaktion des Grünen-Haushälters Tobias Lindner kommt nach seiner vorangegangenen Kritik an dem Koalitionsplan nicht überraschend:
Der Bericht versucht einen Akt zu rechtfertigen, der nicht zu rechtfertigen ist. Die Argumente, warum der Bedarf an fünf zusätzlichen Korvetten plötzlich aufkam, sind nicht belastbar. Es scheint wenig glaubwürdig, dass die Bundesregierung als großes Mitglied von Forderungen aus der NATO überrascht wird. Im März hatte die Bundesregierung in ihrem eigenen Bericht zur aufgabenorientierten Ausstattung betont, dass er eng mit dem Weißbuchprozess und aktuellen Beschlüssen der NATO verzahnt sei. Warum die Veröffentlichung des Weißbuches dann plötzlich eine neue Lage geschaffen hat, kann ich nicht nachvollziehen. Unklar bleibt auch weiterhin, wie das Verteidigungsministerium verhindern will, dass die Korvetten die eigentlich als Priorität genannten Projekte verdrängt. Es besteht bei der 130 Milliarden Euro Liste weiterhin eine Finanzierungslücke von 30 Milliarden Euro. Ministerin von der Leyen wirft all ihre neuen aufgabenorientierten Prozesse über den Haufen und macht nun weiter wie ihre Vorgänger. Der Bundeswehr ist mit diesem planlosen Vorgehen nicht gedient.
(Korrektur im ersten Satz: natürlich Beschaffung von fünf weiteren Korvetten, nicht Fregatten.)
Obsoleszenzen, Abweichung zwischen aktuellem K-Stand und Entwurf, Nichtberücksichtigung der notwendigen IH-Kapazitäten… ja, das wird sicherlich ein voller Erfolg…
Prinzipiell ist es ja schonmal ein Fortschritt, dass eine solche Überbelastung erkannt wird und man auf politischer Ebene versucht gegen zu steuern. Leider scheint die geplante Umsetzung wieder eine undurchdachte Hau-Ruck-Aktion zu werden. Trotz der positiven Idee stellt sich mir die Frage, wo der plötzliche Sinneswandel seinen Ursprung hat und ob eine Offenlegung der Nebeneinkommen mancher Entscheidungsträger den Kern der neu entdeckten Motivation aufdecken würde…
Das wird vermutlich wieder teuer, entweder am Anfang oder spätestens bei der Nachrüstung.
Und warum wieder 5? Für den üblichen (?) 3er-Rhythmus wären 6 notwendig. Und mit einem OPV ähnlich zB der spanischen Meteoro-Klasse sollte eine noch geringere Besatzung und Bewaffnung ausreichen, um Einsätze wie Operation Sophia, UNIFIL oder ATALANTA zu fahren. Die deutschen Werften haben da sicher auch etwas im Portfolio…
@Hans
Interessanterweise werden die K130 z.T. auch als OPV bezeichnet (wenn schwächer bewaffnet):
„Wie alle Schiffe der MEKO-Reihe ist die MEKO 100 modular aufgebaut um kundenspezifisch angepasst zu werden. Die Schiffe werden international als Offshore Patrol Vessel (OPV) bezeichnet, also als großes Patrouillenschiff oder aber auch, je nach Ausstattung, als Korvette bezeichnet.“
https://de.wikipedia.org/wiki/MEKO_100
Ich mag mich ja irren, aber es kommt mir so vor, als hätten wir die Debatte um Korvette/OPV etc. schon in zigfacher Ausfertigung hier gehabt. Warum kopiert ihr das jetzt hier rüber?
Ich finde den Hinweis mit jeweils 2 Korvetten für 2 NATO Einsatzgruppen wichtig und entscheidend!
Wenn ich 4 Einheiten einsatzfähig halten will…dann brauche ich mit Berücksichtigung Werftliegezeit und Ausbildung…und vllt noch 1 Einsatz außer der Reihe wirklich mindestens 10 Korvetten!
Und es werden explizit Korvetten mit entsprechenden Fähigkeiten und nicht schwächer bewaffnete OPV gefordert
Fünf weitere Fregatten (erster Satz) wären natürlich noch besser. Freudscher Verschreiber :-)?
[Ups. Saublöder Fehler. Danke für den Hinweis, ist korrigiert. T.W.]
„…entspricht der Zielvorgabe, gleichzeitig für zwei NATO-Einsatzgruppen je zwei Korvetten abstellen zu können.“
Und diese Zielvorgabe fiel einfach so vom Himmel und ist nun durch Deutschland durchhaltefähig zu leisten?
Irgendwie seltsam.
Oder erst ab 2019?
Dolle Sache. Aber las man zuletzt nicht etwas über Personalprobleme bei der Marine? Wie man hört, sind ja Dank der SAZVMurks schon viele im wohlverdienten Überstundenurlaub (ohne das Fass hier aufmachen zu wollen)
Wer soll denn so schnell Personal multiplizieren, dass die Schiffe durchhaltefähig bemannt werden können? Und wo sollen die Besatzungen dann wohnen, an Bord geht ja nicht mehr…..
Wäre schön, wenn mehr solcher Wunder geschähen, um Lücken zu schließen.
Die GroKo hat eh schon entschieden. Die Dinger werden kommen ;-)
@FK
Aber was soll die Deutsche Marine damit anfangen, welche Aufgaben damit effizient übernehmen?
@Thomas Melber
Die Schwerpunktaufgabe: Da sein.
“Noch fünf Korvetten? Wollten wir doch schon immer.“
Stimmt ja eigentlich, die K-130 war als Ersatz für die auszumusternden Schnellboote gedacht und es waren zuerst 15 Stück dazu geplant. Da die Schnellboote aber nicht alle sofort ausser Dienst gestellt wurden, begnügte man sich zunächst mit 5 Korvetten während der Bedarf an zusätzlichen Einheiten grundsätzlich weiter bestand. Weswegen um 2009 das Projekt K-131 entstand, das den Bedarf weiterer Korvetten mit einem Muster anderer Auslegung erfüllen sollte. Aus der K-131 mutierte aber dann das MKS-180, welches in dieser Form dann aber nun auszumusternde Fregatten ersetzen soll – und somit nicht mehr den weiter bestehenden Bedarf an Korvetten abdecken kann. Es bestände also aus der Sicht der ursprünglichen Planung weiterhin der Bedarf von 10 zusätzlichen Korvetten. So gesehen wollten wir die 5 neuen Korvetten schon immer, und es passt ja auch zeitlich da vor wenigen Tagen die letzten Schnellboote verabschiedet wurden. Die Schwerpunktaufgabe: Da sein – ist richtig, denn die Korvetten hätten auch schon vor fünf Jahren da sein können.
Zur baulichen einheitlichen Weiterführung der Klasse K-130. Wenn Leo-2 Panzer nachbestellt werden, kommen die doch auch nicht in der Truppe im Urzustand an, um dann mittels eines Add-On-Programms zusätzlich wieder auf den neuesten Stand gebracht zu werden. Wenn man sieht welche Modifikationen die Britten bei dem River-Class Patrol Vessel von Batch-1 zu Batch-2 vorgenommen haben (70m zu 90 m Länge), braucht man bei den dazu im Vergleich geringen Änderungen, um eine moderne K-130 zu erhalten, nicht päpstlicher als der Papst zu sein. Es wäre aber dennoch hilfreich, wenn das jemand bereits geprüft hätte.
@ Memoria – Die so plötzlich aufpoppende NATO-Zielvorgabe überrascht mich gleichermaßen. Aber in der realen Physik gibt es Vakuumenergie die aus dem absoluten Nichts hervorgehen kann, warum sollte es im NATO-Universum anders zugehen.
Preisfrage: Seit wann gibt es diese Forderung der NATO?
@es-will-merr-net-in-mei-Kopp-enei:
„… die aus dem absoluten Nichts hervorgehen kann, warum sollte es im NATO-Universum anders zugehen.“
Weil die Entscheidungen in NATO-Gremien vorbereitet und getroffen werden – zumeist im Konsensprinzip.
Zudem gibt es genug NATO-Vorgaben (z.B. Flugstunden pro Besatzung), die die BReg seit Jahren ignoriert.
Was nicht paßt, wird passend gemacht.
@Memoria
Force Standards sind keine Force Tables….
@ll
Esoterisch-sicherheitspolitische Baumwollspinnerei in Form des Weißbuches ist eben etwas anderes als NATO-Defence Planning. Im Bällebad hatten wir ja gerade einen kurzen Exkurs in Sachen „Art 5 revisited“ und Political Guidance der DefMin für das Defence Planning der NATO.
Fakt scheint zu sein, dass zwischen Wales und Warschau das „gute, alte Forceplanning“ der NATO quasi wiedererfunden wurde mit Fokus auf Art.5-Fähigkeiten. Fakt ist imho auch (wenn man die Warschau-Gipfel-Dokumente näher betrachtet), dass nicht nur Rußland, sondern auch IS und Co unter Art.5-Threat fallen, denn der proto-staatlich organisierte Terrorismus hat ja eindeutig expansiv-territoriale „Ambitionen“.
„Seeseitig“ hat die NATO also 2 Operationsräume, in denen High-Readiness-Art5-Capabilities heute schon „präsent“ erforderlich sind: Nordsee/Ostsee und Mittelmeer/Schwarzes Meer – beide Räume sind Randmeerräume, in denen die NATO from the sea capabilities benötigt, Und genau für diese Aufgabe ist die K-130 konzipiert und gebaut worden ? Warum also das Rad neu erfinden ? Einfach nachbauen das Rad.
– Schnitt –
Die jahrzehntelangen Auswertungen von Betriebs-/Einsatzperioden von Kriegsschiffen besagen, dass nur max. 40% eines „Musters“ pers/mat/ausbldg-mäßig in HRF 1/2 durchhaltefähig gehalten werden können. Wenn ich also 4 Korvetten in HRF 1 stellen will, dann brauche ich 10 im Bestand und zwar möglichst baugleich.
Herr MdB Lindner sollte auch nicht vergessen, dass es nun einmal ein Prärogativ des BMVG ist Beschaffungsprojekte ggfls, zu priorisieren, wenn streitkräfteplanerische Notwendigkeiten sich verändern und das scheint imo in Sachen Art5 ja nun offensichtlich zu sein. Ich hatte ja schon einmal in einem anderen Faden geschrieben, dass nicht das Heer, sondern viel wahrscheinlicher Marine und Luftwaffe als erste in Sachen Art5 gefordert sind, wenn man einmal den Tunnelblick auf das Baltikum ein wenig „weitet“.
Angesichts der unglaublichen von Angela Merkel offiziell angekündigten Steigerung des Wehretats auf ca. 80 Milliarden sollte das doch kein Problem sein oder :)
Wenn ich 2 x 2 Nato Verbände mit K130 durchhaltefähig bestücken möchte dann brauche ich mindestens 12 um das zu gewährleisten: 4 im Einsatz, 4 in der Vorbereitung, und 4 in der Nachbereitung, alles andere geht wieder zu Lasten Mensch/Material und damit unmittelbar in die Einsatzbereitschaft.
Um es mal zu verdeutlichen bei meiner Rechnung habe ich zwischen zwei Einsätzen a 6 Monate nur 12 Monate „Pause“ bis zum nächsten Einsatz, das ist nicht viel wenn man bedenkt das in der Zeit ja auch die Vorbereitung anliegt.
@klabautermann:
Und all diese Änderungen spielten bisher keine Rolle und nun plötzlich als der Wunsch im Haushaltsausschuss aufkam…
Und warum soll DEU nun dauerhaft 2 Schiffe für beide SNMG stellen? Wer hat diesen neuen Anforderungen zugestimmt? In dem Wissen, dass dies die bisherige Planung der Plattformen nicht abbilden kann?
Man sollte vielleicht nochmal in Erinnerung rufen: Impulsgeber waren Kahrs und Rehberg und nicht GI.
Falls es hier noch nicht erwähnt wurde:
Der eine MdB hat seinen Wahlkreis am Bauort, der andere am Stationierungsort der Korvetten.
Ist auf Wikipedia zu finden.
Solange Beschaffungspolitik aus dieser Motivation heraus geschieht, am BmVG vorbei(!) ist es nicht allzuweit gekommen mit den VdL Reformen. Was sagt Frau Suder dazu?
@Memoria
Also Politik funktioniert wie folgt: Angela ruft die Uschi und den Wolfgang an und sagt: egal ob Hillary oder dieser Prolet Trump das Rennen macht, auf jeden Fall kommen im NATO-Kontext massive Forderungen auf uns zu in Sachen Leadership und Defense Spending und zwar möglichst PRONTO. Der Wolfgang sagt: Also so ein bis zwei Milliarden zusätzlich kann ich zeitnah schon locker machen, ich red mal mit unseren Jungs im HH-Ausschuss. Uschi sagt: ich lass mal prüfen, was wir sehr zeitnah konzeptionell auf die Schiene setzen können im NATO Kontext…….und dann geht eben das Bonn/Berliner Bauerntheater los. So funktioniert das eben ;-)
@klabautermann:
Nope, ebenso funktioniert es nicht. Es ist weitaus banaler und weniger strategisch. Reine Wirtschaftsförderung im Vorwahlkampf.
Das wiederum ist für die zentralen Personen wiederum strategisch.
Hat aber mit neuen NATO-Forderungen ziemlich wenig zu tun.
@Klabautermann
YMMD ;)
abgesehen davon verstehe ich die Verwunderung über plötzlich auftauchende Begründungen nicht… die haben doch Tradition bei der Bundeswehr.
Als man die Bestellung der Transportflieger das erste Mal nach unten korrigierte gab es (huch!) sofort die passende Studie, dass die neue Zahl der veränderte Lage/Anforderung genau angemessen sei und das Spiel wurde so mindestens noch zweimal in gleicher (!) Sache gespielt… Rüstung tailored to the budget, justification tailored to the decision ;)
Da gibt’s mal neue Boote und nu is es auch nicht recht…
@Memoria
Na ja, vielleicht sind diese NATO-„Forderungen“ ja gar nicht so neu, sie sind halt durch Wales und Warschau „endorsed“ worden und nun heißt es eben „Deutschland, nu tu mal Budder bi de Fische, nit nur immer rumschwätze, sondern konkret nachweisen, dass Du Deine Zusagen auch einhalten kannst“. Nun sind ja die F122 demnächst Geschichte und wenn Deutschland in jeder SNMG durchgängig mit einer Kampfeinheit sich beteiligen will, dann muß man den Fregatten/Korvettenbestand eben aufstocken – möglichst „ökonomisch“. Die SNMG sind nun einmal das „Paradepferd“ für Alliance Cohesiveness&Determination weil sie eben STANDING Command Forces sind 12 Monate im Jahr, jahrein, jahraus.
Kleine Anmerkung noch: 2 Korvetten pro SNMG heißt ja nicht, dass diese gleichzeitig in der SNMG mitfahren, ich brauche aber 2 im Bestand für den planerischen Nachweis, dass ich eine durchgängig für 12 Monate stellen kann.
@Kerveros
„Rüstung tailored to the budget, justification tailored to the decision ;)“ Genau so ist es….und war es eigentlich schon immer. Das neue Spiel ist eigentlich ein ganz altes Spiel gerade für die Marine und auch die Lw: Spiel über die NATO-Bande ;-)
Braucht man die Schiffe, die Besatzungen oder beides in Vor und oder Nachbereitung?
@ThoDan
Ne, Einsatz-Vor-/Nachbereitung läuft bei der Marine etwas anders als im Kontingentsystem des Heeres. Das liegt daran, dass die Marine eigentlich immer im Einsatz ist, wenn sie den Hafen verlässt ;-)
Einsatz und mandatierter Einsatz ist für die Marine also ein und das Selbe. Entscheidend sind die Einsatzausbildungsprogramme für das Waffensystem (also Schiff und Besatzung) und die „logistisch-technischen“ Vorgaben wie z.Bsp. Seetage/Betriebsstunden pro Jahr in Sachen Mat und naürlich Seetage/Dienststunden in Sachen Pers. Wenn man einmal einen Bestand an einsatzausgebildeten Typschiffen/Besatzungen hat, dann kann man auf dem Klavier der Mat/Pers-Rotation spielen.
@Kerveros
„Als man die Bestellung der Transportflieger das erste Mal nach unten korrigierte gab es (huch!) sofort die passende Studie, dass die neue Zahl der veränderte Lage/Anforderung genau angemessen sei und das Spiel wurde so mindestens noch zweimal in gleicher (!) Sache gespielt… Rüstung tailored to the budget, justification tailored to the decision ;)“
Genau so steht es im GG 😊
Da bekommen die Inspekteure einen Planungsauftrag und der wird dann erfüllt.
Im GG steht sinngemäß, dass sich Stärke und Organisation der Streitkräfte aus dem Haushalt ergeben, soweit natürlich korrekt. Dass die Inspekteure einen Planungsauftrag, nämlich mit weniger Material auszukommen, erfüllt haben, ist auch wahr.
Aber die Herleitung des Ganzen bzw. die Einschätzung, dass es mit weniger Material zu keinen Einbußen in Hinblick auf die Auftragserfüllung kommt, lässt sich mit dem Passus des Grundgesetzes, auf den Sie abheben, nicht begründen. Das ist Teil einer Unart, nach der die Analyse dem (bereits vorgegebenem) Ergebnis folgt, statt sinnfälligerweise genau umgekehrt.
@Zimdarsen
Ein guter amerikanisches Kamerad hat dazu einmal gesagt „Let’s face it: politics and industry drive our requirements, we just have to cope with that without getting ourselves killed“ – war/ist natürlich ein Marine. Ich mag die Jungs (äääh und nun auch Mädels) ;-)
@ Klabautermann:
Mit dem kleinen Unterscheid, dass in den USA die Truppe teilweise mehr Gerät bekommt, als sie eigentlich betreiben kann. Dieses Phänomen ist bei uns nicht häufig anzutreffen.
@Hans Dampf:
wieso? Die deutsche Marine bekommt jetzt fünf neue Böötchen. Die Dienstposten muss man noch aus dem Meer angeln. Kann also sehr gut sein, daß ein Teil der Neubauten am Kai verteut bleibt, weil keine Besatzung da sein wird.
Eine (sorry, wenn dumme) Frage an unsere Marineexperten: Nach meiner (Wikipedia-gestützten) Kenntnis haben die K-130 eine Seeausdauer von 7 wenn allein unterwegs, mit Tender drei Wochen. Vermute ich richtig, dass mit der Beschaffung dieser Boote zur Verwendung in internationale Eiinsätzen (i.d.R. fern der Heimat) dann auch die Frage neuer Tender (die vorhandenen sind wohl nicht mehr ganz frisch) verschärft auf den Tisch kommt?
sorry, die Korrekturfunktion ist leider nicht greifbar
@Zivi a.D.
Ich denke einmal, dass die Tender 404 noch mindestens 10 Jahre „gut“ sind bevor sich die Nachfolgefrage stellt.
@klabautermann: Dank für die Info. Ich meine irgendwo gehört zu haben, dass Ersatz für die Tender fällig sei. war wohl Wunsch unserer Werften. Ich verstehe Sie hoffentlich richtig, dass der vorhandene Bestand wohl auch ausreicht um die absehbaren Korvetteneinsätze zu bestücken.
@Zivi a.D.
Ersatz wäre fällig für die beiden Betriebsstoff-Transporter (Klasse 704), sind schon 40+ Jahre alt. Wurde auch schon angedacht…
@Zivi a.D.
wenn man gaanz weit zurückgehen will, stammt das Tenderkonstrukt wohl aus der Zeit Versorgung UBoote im WKII. Ähnliches machte man dann in der Bundesrepublik, Tender als verlegbare Logistikbasis mit allem was der geneigte Seefahrer so braucht inclusive Duschmöglichkeit. Als Logistikbasis nur noch genutzt am Horn oder wo man sonstwo mit Schiffsagent nicht weit kommt. Also wurden die Tender eben auch zu „Aufklärern“ und „Patrouillenbooten“ umfunktioniert. Für die derzeitige Art der Einsätze K130 braucht es sie m.E. nicht mehr. Seeausdauer ist von Frischverpflegung, Kraftstoff und Durchhaltefähigkeit Besatzung (Schlafmangel) begrenzt. Das hole ich mir im Mittelmeer an jeder Ecke.In der Volksmarine gab es ja auch ein paar Versorger, die brachten aber auf Reede nur Frischwasser, Kraftstoff und nahmen den Abfall ob fest oder flüssig mit. Ausnahme die paar Gefechtsversorger aus Kröslin, die konnten ebenfalls als Marinelogistikbasis in See agieren, waren aber auch zusätzlich mit „richtigem“ EloKakram“ ausgestattet.Man pflegte halt den „Einweggedanken“.
@ Les Grossmann | 08. November 2016 – 13:24
„Durchhaltefähigkeit Besatzung (Schlafmangel) begrenzt. Das hole ich mir im Mittelmeer an jeder Ecke“
Sicherlich nur westlich Sizilien. Alles Andere fordert erhebliche Sicherheitsmassnahmen der Besatzung und gibt auf keinen Fall die Entlastung, die das kleine Kontingent an Fuehrungskraeften eigentlich braucht.
@MikeMolto
Na ja, in Souda Bay kann man ganz ruhig schlafen. Und für einen logistic/recreational Stop gibt es östlich Sizilien noch eine ganze Menge Häfen/Stützpunkte, wo nicht an jeder Ecke ein pöser Pube lauert und man Hafengefechtsbereitschaft „fahren“ muß ;-)
Neuere Versorgungseinheiten wären schon schön, ehe die alten auseinanderfallen. Aber wenn die K130 (und andere Einheiten) in einem internationalem Verband unterwegs sind dann kann man sich ja auch von denen versorgen lassen, wir müssen ja in so einem Verband nicht alles alleine machen.
Und dann waren da noch diese komischen Mineure, die den Tender auch nutzen und diese geheimnisvollen SNMCMG’en, die diesen gerne als Führungsschiff, in Fachkreisen auch „Stabsblase“ genannt, und logistische Unterstützung (das Konzept auf T404 war und ist gut mit der Systemunterstützung und Einschiffbarkeit, inklusive spezieller Container) brauchen.
Und dann diese U-Boote mit ihrem Tender.
Alles in allem dann doch ein recht intensiver Bedarf an Tenderkapazitäten, der so schnell nicht aufgegeben wird. Nicht umsonst hat man gerade erst alle Tender in einem Geschwader zusammengefasst (Wenigstens lebt der Dreizack meiner alten Heimat dadurch weiter…). Der Materialerhalt steigt auch da an, schließlich wurde T404 ganz bewusst seinerzeit mit vielen zivilen Standards gebaut.
Mal vereinfacht ausgedrückt:
Die Tender Kl.404 waren ursprünglich für die Ostsee gedacht, um dort Schnellboote, Minenstreitkräfte und U-Boote Kl.206A zu unterstützen. Da man von heftigen Angriffen des WP auf die bundesdeutschen Ostseehäfen ausging, sollte die Versorgungsinfrastruktur möglichst mobil sein. Daher ist vermutlich auch die optische Ähnlichkeit der Tender mit Frachtschiffen kein Zufall, sondern sollte wohl die Identifizierung aus der Luft erschweren.
Natürlich folgten die Tender dann ihren Schäfchen in die Auslandseinsätze bzw. ermöglichten diese überhaupt erst.
Als Nachfolgeprojekt für die Kl.404 wurde mal das Kürzel MZES (Mehrzweckeinsatzschiff) genannt, aber angeblich sollen die 404er noch fast 10 Jahre durchhalten können. Was da aktuell „Stand“ ist, kann ich nicht beurteilen.
@NMWC
Mag mich nicht zanken, klar war das SUG; Containerkonzept gut, aber eben für eine andere Zeit gedacht. Nicht aufgegeben wird die Kapa wohl eher nicht, weil man sonst noch weniger hätte.
Übrigens durfte ich in jungen Jahren an einer SNMCM Group teilnehmen, wo der DEU Kommandeur plötzlich ohne Tender dastand und mein 343 praktisch über Nacht losgeschickt wurde, nachdem 10 Besatzungsangehörige ausgeschifft waren kam die „Stabsblase“ an Bord, die interne Umzugsorgie begann und die nächsten Wochen wurde von diesem „Führungsschiff“ ,nklusive Mikromanagement des Bordlebens, „operiert“. War nicht schön, ging aber und ist m.E. vielleicht ein Argument für den Wegfall.
Und trotzdem: Man darf einmal intensiver darüber nachdenken, ob man ein Schiffsdesign von 2001 zwanzig (!) Jahre später ab 2021 für drei Korvetten nachbauen sollte und kann. „Kurzfristig“ und mit grosser Hektik wird man laut Vorschlag nur genau zwei Einheiten 2019 erhalten.
Werte Kameraden der schwimmenden Zunft, ihr wollt doch wohl nicht ernsthaft hier im blog anfangen euch über die 404er zu kabbeln ?
;-)
@NMWC
Das System K130 ist an meiner Seefahrerzeit etwas vorbeigeschrammt, daher:
K130 ungleich S143A. Reichen denn 2 Tender 404 für 10 Korvetten?
@klabauter und les
Kein gekabbel. Keine Sorge. Sind uns doch sonst auch immer einig.
Wollte nur das der etwas breiteren Leserschaft vermitteln, die nicht in der Materie stecken. Daher meine Hinweise.
Ja richtig, kenne ich. Ging auch. Und hatte PALIS zum Vorteil. DAS große Manko bei T404 und Führungsplattform. (Nächste Woche in Rostock zufällig?)
Warum ich auf die positiven Seiten verweise? Weil mich dieses undifferenzierte Schlechtreden von allem bei AG nur noch „ankotzt“. An jeder Stelle kommt nur noch der Kist der sich auch durch jahrelange undifferenzierte Presseberichte und Veröffentlichungen für Marine und ihre Schiffe und Boote verfestigt hat. Die yellow Flag „unsportsmanlike conduct“ schmeiße ich selber verpasse ich mir eine 15yard Penalty.
OT Ende
Was ist denn heute hier los ???
Nein, @Jas zwei Tender 404 reichen nicht für 10 Korvetten, muß auch nicht sein, denn die 10 Korvetten werden allenfalls als Rotten (also im Zweierpack im Rahmen eines größeren Verbandes) eingesetzt werden und 2 Seiten hat der Tender: backbord und steuerbord……….Himmelbimmel, ich muß erst einmal an die frische Luft /SCNR