Materiallage der Bundeswehr: Selbst schöngerechnet nicht schön (m. Nachtrag)
Der inzwischen dritte Bericht zur materiellen Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme der Bundeswehr, der seit zwei Jahren dem Bundestag regelmäßig vorgelegt wird, ist wie seine Vorgänger 2014 und 2015 vor allem eines: Nicht schön. Viel zu oft muss Generalinspekteur Volker Wieker beim Blick auf die 56 großen Systeme, vom gepanzerten Dingo-Transporter bis zum Tornado-Kampfjet, unzureichende Verfügbarkeit, mangelnde Einsatzbereitschaft, technische Probleme oder fehlende Ersatzteile melden. Der Bericht wird am (morgigen) Mittwoch eines der wichtigen Themen in der Sitzung des Bundestags-Verteidigungsausschusses.
Zwar schreibt der Generalinspekteur:
Die folgenden Darstellungen und Bewertungen der 56 Hauptwaffensysteme der Bundeswehr belegen, dass die materielle Einsatzbereitschaft für die laufenden Einsätze gewährleistet ist. Auf dieser Basis können die durch Deutschland eingegangenen Verpflichtungen, auch im Rahmen der NATO Response Force und der enhanced Forward Presence, sowie anderer Stand-By Arrangements, unterstützt werden.
… beim Blick auf die einzelnen Fahrzeuge oder Hubschrauber wird allerdings klar, dass dafür erhebliche Klimmzüge erforderlich sind – die dann langfristig für Probleme an anderer Stelle sorgen.
Hinzu kommt, wie in den Vorjahren, die für den Außenstehenden etwas unorthodoxe Berechnungsgrundlage für die Einsatzbereitschaft eines Waffensystems. Mal dargestellt am Beispiel der Panzerhaubitze2000 (Foto oben), weil da die Zahlen so plakativ sind:
Bei der Panzerhaubitze 2000 (PzH 2000) handelt es sich um ein einsatzreifes Waffensystem.
Der Gesamtbestand1 der PzH 2000 beläuft sich derzeit auf 123 Systeme.
Dem Heer standen im betrachteten Zeitraum durchschnittlich 61 Systeme zur Verfügung, davon durchschnittlich einsatzbereit 41 Systeme; dies entspricht im Mittel einer ca. 67%igen materiellen Einsatzbereitschaft.
Die 67 Prozent materielle Einsatzbereitschaft sind also gerechnet auf die 61 Panzerhaubitzen im so genannten Verfügungsbestand – das allerdings ist weniger als die Hälfte dessen, was die Bundeswehr insgesamt an diesen Artilleriesystemen besitzt. Der Rest, also mehr als die Hälfte, ist zur Instandsetzung bei der Industrie und ähnliches. Diese Systematik muss man im Auge behalten, wenn die Zahlen für die Einsatzbereitschaft von Waffensystemen in diesem Bericht genannt werden – auch die grundsätzliche Aussage, das Heer könne bei seinem Großgerät im Schnitt eine Verfügbarkeit von 70 Prozent zu Grunde legen, muss man vor diesem Hintergrund sehen. (Zusammenfassend wird für die Landsysteme des Heeres festgehalten, dass der Verfügungsbestand und die materielle Einsatzbereitschaft, die regelmäßig bei ca. 70 % liegt, gut sind.)
Da der Bericht insgesamt – aus welchen Gründen auch immer – nicht eingestuft ist, ist ein bisschen ausführlicheres Zitieren möglich und sinnvoll. Ein paar Hauptwaffensysteme und die Aussagen dazu:
GTK Boxer
Der Gesamtbestand der Bundeswehr des Gepanzerten Transport-Kraftfahrzeug (GTK) BOXER beläuft sich auf 201 Waffensysteme.
Den Streitkräften standen im betrachteten Zeitraum durchschnittlich 142 Systeme zur Verfügung, davon durchschnittlich einsatzbereit 102 Systeme; dies entspricht im Mittel einer ca. 72%igen materiellen Einsatzbereitschaft.
Die Zunahme des Verfügungsbestandes um 22 Systeme konnte durch den Abschluss des ISAF-Rücklaufs und die Umrüstung des Konstruktionsstandes von A0 auf A1 realisiert werden. (…)
Der GTK BOXER ist ein nicht einsatzreifes Waffensystem. Bis zur Einsatzreife fehlt noch die Abnahme der elektronischen technischen Dokumentation einschließlich des integrierten Prüfsystems, welche auch für die weitere Qualifizierung des militärischen Instandsetzungsfachpersonals zentral ist.
Für die Möglichkeit den GTK BOXER im Einsatz grundsätzlich zu verwenden, läuft derzeit zum einen ein Training für Einsatzsoldaten am Ausbildungszentrum Technik Landsysteme und zum anderen wird die logistische Unterstützung vor Ort im jeweiligen Einzelfall mit einem kooperativen Modell durch das bewährte Netzwerk (s.o.) gewährleistet.
Das Herstellen der Einsatzreife, die Aufnahme des Regelausbildungsbetriebs bis zur Meisterebene am Ausbildungszentrum Technik Landsysteme und der Zulauf weiterer 131 GTK BOXER sind Eckpunkte der weiteren Nutzung des GTK BOXER im Heer.
Die in den Streitkräften verfügbaren Systeme GTK BOXER reichen für die aktuellen Ausbildungs- und Übungsvorhaben sowie die Einsatzverpflichtungen aus.
Schützenpanzer Marder
Der Schützenpanzer (SPz) MARDER ist ein einsatzreifes Waffensystem und derzeit das Hauptwaffensystem der Panzergrenadiertruppe.
Der Gesamtbestand der Bundeswehr beläuft sich auf 388 Systeme.
Den Streitkräften standen im betrachteten Zeitraum durchschnittlich 321 Systeme zur Verfügung, davon durchschnittlich einsatzbereit 222 Systeme; dies entspricht im Mittel einer ca. 69%igen materiellen Einsatzbereitschaft. (…)
Dieses „Arbeitspferd“ des Heeres garantiert bis zur Einsatzreife des SPz PUMA (ca. 2024) den Fähigkeitserhalt der Panzergrenadiertruppe. Notwendig dazu sind die im Rahmen der Nutzungsdauerverlängerung technischen Anpassungen und die Adaption MELLS1 auf SPz MARDER, um den Erhalt der Panzerabwehrfähigkeit sicherzustellen. (…)
Mit dem einsatzreifen Waffensystem SPz MARDER können bis in die 2020er Jahre die bestehenden Verpflichtungen wie bspw. enhanced Forward Presence (eFP) und Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) und zukünftige Herausforderungen mit bis zu 4 einsatzbereiten Panzergrenadier-Verbänden sichergestellt werden. So gestaltet das Heer flexibel und nachhaltig die Übergangsphase bis zur Einsatzreife des Waffensystem SPz PUMA.
Ausbildung, Übung und Einsatz sind mit dem SPz MARDER jederzeit sichergestellt.
Kampfpanzer Leopard 2
Der Kampfpanzer (KPz) LEOPARD 2 ist ein einsatzreifes Waffensystem.
Der Gesamtbestand der Bundeswehr beläuft sich auf 244 Systeme.
Dem Heer standen im betrachteten Zeitraum durchschnittlich 167 Systeme zur Verfügung, davon durchschnittlich einsatzbereit 132 Systeme; dies entspricht im Mittel einer ca. 79%igen materiellen Einsatzbereitschaft.
Mit dem Projekt „Fähigkeitsaufwuchs gepanzerter Kampf“ wird durch den vereinbarten Konstruktionsstand KPz LEOPARD 2A7V vor allem in die Zukunft der Panzertruppe investiert (Bis 2022 erhält die Panzertruppe weitere 84 hochmoderne Systeme).
Schützenpanzer Puma (dazu auch mehr Details hier)
Der Schützenpanzer (SPz) PUMA ist ein nicht einsatzreifes Waffensystem.
Zur Einführung des SPz PUMA hat das Heer eine spezielle Einführungsorganisation aufgestellt.
Der Gesamtbestand der Bundeswehr beläuft sich derzeit auf 89 Systeme.
Dem Heer standen im betrachteten Zeitraum durchschnittlich 48 Systeme zur Verfügung, davon durchschnittlich einsatzbereit 23 Systeme; dies entspricht im Mittel einer ca. 48%igen materiellen Einsatzbereitschaft.
Die materielle Einsatzbereitschaft ist unzureichend. Die Qualität der ausgelieferten SPz PUMA hat sich zwar in den letzten Monaten verbessert, jedoch haben sich die Lieferraten der Industrie noch nicht verstetigt.
Transportpanzer Fuchs
Der Transportpanzer (TPz) FUCHS ist ein einsatzreifes Waffensystem.
Der Gesamtbestand der Bundeswehr beläuft sich auf 898 Systeme.
Den Streitkräften standen im betrachteten Zeitraum durchschnittlich 668 Systeme zur Verfügung, davon durchschnittlich einsatzbereit 532 Systeme; dies entspricht im Mittel einer ca. 80%igen materiellen Einsatzbereitschaft.
Damit ist der TPz FUCHS mit seinen konstanten Bestands- und Einsatzbereitschaftsverläufen trotz zahlreicher Umrüstungsmaßnahmen sowie Abstellungen in die Einsatzgebiete ein solides und belastbares System, welches logistisch vollumfänglich beherrscht wird.
Derzeit befinden sich 43 Systeme im Auslandseinsatz.
Es besteht ein eingeschwungener Zustand ohne erforderliche zusätzliche Maßnahmen, da Instandsetzungspersonal, Ersatzteile, technische Dokumentationen, Sonderwerkzeugsätze und Fristenplanungen abgestimmt und in ausreichender Anzahl vorhanden sind.
Fregatten
Die Bundeswehr hat derzeit 14 Fregatten im Gesamtbestand1. Darin enthalten sind vier Fregatten, die bereits außer Dienst gestellt und über deren Verwertung noch nicht entschieden wurde. Die Marine kann diese Schiffe nicht mehr nutzen.
Die Fregatten der Klasse 122/123/124 sind einsatzreif.
Alle Fregatten leisten einen Beitrag zur dreidimensionalen Seekriegsführung auf, über und unter Wasser. Alle Fregatten sind zur Aufnahme von bis zu zwei Bordhubschraubern befähigt.
Die Verfügbarkeit der Fregatten wird als gut bewertet. Im Betrachtungszeitraum standen sieben Einheiten zur Verfügung. Diese waren entweder im Einsatz, in der Einsatzvor- oder -nachbereitung, in Einsatzgleichen Verpflichtungen gebunden oder befanden sich in der Vorbereitung auf eine Werftliegezeit.
U-Boote
Der Gesamtbestand U-Boote der Bundeswehr beläuft sich mit der Indienststellung von U 36 im Oktober 2016 auf sechs Systeme, die sich auf zwei Lose aufteilen.
Das System ist einsatzreif. (…)
Der im Berichtszeitraum geringe durchschnittliche Verfügungsbestand und die geringe Anzahl einsatzbereiter Systeme (durchschnittlicher Verfügungsbestand zwei, davon einsatzbereit eins, ca. 50 %) zeitintensiven und komplexen Instandsetzungsphasen sowie den in 2016 laufenden Übernahme- bzw. Erprobungsphasen von U212A 2. Los. (…)
Die materielle Einsatzfähigkeit wird als ausreichend bewertet. Die Verpflichtung zur Bereitstellung eines U-Bootes für die NATO kann sichergestellt werden.
Das klingt schon ein bisschen ernüchternd. Allerdings sind es die fliegenden Systeme, die die größen Probleme bereiten:
Unterstützungshubschrauber Tiger – (man beachte die Formulierung maßgeschneiderte Einsatzreife)
Der Gesamtbestand der Bundeswehr des Unterstützungshubschrauber (UH) TIGER beläuft sich derzeit auf 42 Systeme.
Dem Heer standen im betrachteten Zeitraum durchschnittlich 27 TIGER zur Verfügung, davon einsatzbereit zwölf TIGER; dies entspricht im Mittel einer ca. 44%igen materiellen Einsatzbereitschaft. Im Vergleich zum Jahr 2015 konnte der Verfügungsbestand von 23 auf 27 TIGER gesteigert und die Einsatzbereitschaft nahezu verdoppelt werden. (…)
Der UH TIGER ist ein nicht einsatzreifes Waffensystem. (…)
Qualifizierte Besatzungen und technisches Personal, Ausbildung, Logistik, Instandsetzung, Infrastruktur und Betriebsverfahren sind die wesentlichen Komponenten zur Herstellung der Einsatzreife. Ein nicht einsatzreifes Waffensystem wie der UH TIGER kann in kleiner Anzahl für einen zeitlich und örtlich begrenzten Auftrag im Einsatz verwendet werden, wenn dazu alle verfügbaren Ressourcen auf den Einsatz konzentriert werden. 2012 bis 2013 konnte dies mit vier UH TIGER in Afghanistan, von denen durchschnittlich über ca. 90 % einsatzbereit waren, für eine Dauer von 18 Monaten eindrucksvoll bewiesen werden.
Für den bevorstehenden Einsatz in MALI ab März 2017 wird derzeit mit Hochdruck an der maßgeschneiderten Einsatzreife des UH TIGER unter Einbeziehung der gemachten Erfahrungen in Afghanistan im Sinne einer „best-practice“-Lösung gearbeitet. Deutschland übernimmt als erste Nation den dringend benötigten 12-monatigen Slot „Kampfhubschrauber“ im Rahmen der UN-Mission MINUSMA und verschafft den Vereinten Nationen damit ausreichend Zeit für die Folgeplanung.
Hubschrauber NH90
Der Transporthubschrauber NH90 ist ein nicht einsatzreifer, weiterhin im Bestandsaufwuchs befindlicher leichter Mehrzweckhubschrauber. Er wird derzeit in der Version Tactical Transport Helicopter (TTH) im Heer eingesetzt.
Der Gesamtbestand der Bundeswehr NH90 beläuft sich derzeit auf 48 Systeme.
Dem Heer standen im betrachteten Zeitraum durchschnittlich 29 Systeme zur Verfügung, davon durchschnittlich einsatzbereit neun Systeme; dies entspricht im Mittel einer ca. 31%igen materiellen Einsatzbereitschaft.
Die geringe materielle Einsatzbereitschaft wird nach wie vor durch die hohe Anzahl von Vorserienhubschraubern, durch fehlende Ersatzteile sowie insbesondere durch fehlende Kapazitäten zur Durchführung der zu aufwändigen Wartungs- und Inspektionsmaßnahmen beschränkt.
Hubschrauber Sea Lynx
Der Gesamtbestand der Bundeswehr beläuft sich derzeit auf 22 Systeme SEA LYNX Mk 88A.
Das System ist einsatzreif. (…)
Die materielle Einsatzbereitschaft des Waffensystems hat sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht gesteigert und im Verlauf des Jahres 2016 auf einem Niveau von mindestens fünf einsatzbereiten Maschinen stabilisiert.
Der operative Bedarf von mindestens sechs für Einsatz und Ausbildung materiell einsatzbereiten Luftfahrzeugen konnte damit allerdings auch in 2016 noch nicht durchgehend gedeckt werden. Das hat sich allerdings 2016 operativ nicht signifikant ausgewirkt, da der Einsatzschwerpunkt auf der European Union Naval Forces Mediterranean (EUNAVFORMED) Operation SOPHIA lag, wo Einschiffungen nicht gefordert waren. Somit konnten nahezu alle geforderten operativen Einschiffungen im Berichtszeitraum realisiert werden.
Hubschrauber Sea King
Derzeit beträgt der Gesamtbestand der Bundeswehr 21 SEA KING Mk 41. Das Waffensystem SEA KING Mk 41 wird als SAR Mittel 1. Grades2 von Land aus eingesetzt (in Dienst seit 1975).
Das System ist einsatzreif.
Der durchschnittliche Verfügungsbestand betrug im Betrachtungszeitraum 14, wovon durchschnittlich vier einsatzbereit waren (ca. 29 %).
Die durchschnittlich im Betrachtungszeitraum erreichte materielle Einsatzbereitschaft von vier Luftfahrzeugen lag deutlich unterhalb des erforderlichen operativen Minimalbedarfes von sechs materiell einsatzbereiten Luftfahrzeugen, die für Einsatz und Ausbildung erforderlich sind. Bedingt durch das hohe Alter dieses Systems ist die materielle Einsatzbereitschaft nur mit großem Aufwand zu halten, insbesondere sind die Ersatzteile nur schwer zu beschaffen.
Sowohl die zwischen dem BMVI und dem BMVg vereinbarte Aufgabenwahrnehmung des zivilen SAR-Dienstes entsprechend der International Civil Aviation Organization (ICAO), als auch der militärische SAR Dienst See konnten durch die materiell einsatzbereiten Luftfahrzeuge gewährleistet werden.
Über den SAR Dienst hinausgehende Aufgaben, wie zum Beispiel operative Einschiffungen an Bord des Einsatzgruppenversorgers oder Unterstützungsaufgaben der Spezialkräfte (SOF Air), sind aufgrund der geringen Verfügbarkeit nur im speziellen Einzelfall und zeitlich nur sehr begrenzt möglich.
Priorität haben weiterhin alle Maßnahmen, mit denen es gelingt, Fähigkeitslücken und Kompetenzverlust zu vermeiden und den erforderlichen Weiterbetrieb SEA KING bis 2023 zu gewährleisten, um eine bruchfreie Übernahme der Fähigkeiten durch das Nachfolgesystem SEA LION ab 2019 beginnend sicherzustellen.
Eurofighter
Beim EUROFIGHTER ist der Gesamtbestand Bundeswehr im Betrachtungszeitraum um drei auf 123 Luftfahrzeuge angewachsen.
Das Materialerhaltungskonzept sieht eine starke Abstützung auf die Industrie vor.
Daher wirken sich Instandhaltungs- und Hochrüstmaßnahmen bei der Industrie direkt auf den Verfügungsbestand aus.
Als Folge davon stehen der Luftwaffe knapp zwei Drittel der Luftfahrzeuge zur Nutzung zur Verfügung.
Von diesen verfügbaren Luftfahrzeugen waren ca. 52 % einsatzbereit.
Fehlende Ersatzteile und lange Instandhaltungsmaßnahmen sind für diese noch unbefriedigende Quote unverändert verantwortlich.
Tornado
Beim TORNADO lag der Gesamtbestand Bundeswehr konstant bei 93 Luftfahrzeugen.
Abzüglich der Flugzeuge für die technische Ausbildung, für Erprobungszwecke beim Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) sowie für Instandsetzungs- und Hochrüstmaßnahmen, wie die noch bis 2019 laufende Avionik-Umrüstung ASST A3, bei der Industrie, standen der Luftwaffe im Betrachtungszeitraum im Mittel etwas mehr als zwei Drittel zur Verfügung.
Davon waren durchschnittlich etwa 44 % einsatzbereit.
Auch beim TORNADO wurde die materielle Einsatzbereitschaft maßgeblich durch die mangelnde Verfügbarkeit verschiedener Ersatzteile beeinflusst.
Hubschrauber CH-53
Die CH-53 Hubschrauberflotte befindet sich unverändert in der schrittweisen Reduzierung auf 66 Luftfahrzeugen.
Der aktuelle Gesamtbestand Bundeswehr liegt bei 72 Luftfahrzeugen.
Auf Grund der immer noch laufenden Umrüstung auf die Version GA, die Einrüstung der sensorgestützten Landehilfe in die Versionen GS und GE sowie größerer Instandhaltung befanden sich auch hier durchschnittlich ein Drittel der Luftfahrzeuge bei der Industrie bzw. in der Depotinstandsetzung.
Abzüglich der Maschinen für die technische Ausbildung und Abstellungen von Erprobungsträgern an das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) verfügte die Luftwaffe im Durchschnitt demnach nur über ca. 60% der Luftfahrzeuge.
Davon waren im Mittel wiederum etwa 43 % einsatzbereit.
Die materielle Einsatzbereitschaft wird vom Waffensystemalter und damit einhergehenden Versorgungseinschränkungen beeinflusst. Einzelne Ersatzteile sind sogar nicht mehr marktverfügbar.
Transall
Durch Auslieferungsverzögerungen beim Airbus A400M verbleibt die TRANSALL C-160 bis in das Jahr 2021 in der Nutzung.
Maßnahmen zum Weiterbetrieb (Nutzungsdauerverlängerung) wurden identifiziert und erfolgreich umgesetzt.
Das Waffensystem unterliegt einer unverändert hohen Einsatz-/Auftragsbelastung.
Der Gesamtbestand Bundeswehr liegt aktuell bei 41 Luftfahrzeugen.
Bereinigt um die Luftfahrzeuge, welche sich in der Instandsetzung bei der Industrie befanden sowie dauerhaft für die technische Ausbildung oder für Erprobungen durch das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) abgestellt waren, standen der Luftwaffe im Betrachtungszeitraum durchschnittlich drei Viertel der Luftfahrzeuge zur Verfügung.
Auch hier waren verspätete Auslieferungen durch die Industrie maßgeblich.
Von den Luftfahrzeugen im Verfügungsbestand der Luftwaffe waren im Mittel ca. 62% einsatzbereit.
A400M
Im Betrachtungszeitraum ist die A400M-Flotte auf einen Gesamtbestand Bundeswehr von fünf Luftfahrzeugen aufgewachsen.
Der durchschnittliche Verfügungsbestand lag bei ca. 45 %.
In der zweiten Jahreshälfte reduzierten Industrieliegezeiten zur Beseitigung von Defiziten den Verfügungsbestand.
Wesentlichen Einfluss auf die geringe und deutlich unter den Erwartungen liegende materielle Einsatzbereitschaft von durchschnittlich nur einem Luftfahrzeug verursachten insbesondere die fehlerhaften Propellergetriebe.
Dieser Sachverhalt führt zu einem hohen Inspektionsaufwand, Triebwerkwechseln und Versorgungsproblemen bei Triebwerken.
Hinzu kamen Ausfallzeiten durch aufwändige, durch Qualitätsmängel begründete nicht planbare Instandhaltungsmaßnahmen.
Die Annäherung an die erwartete materielle Einsatzbereitschaft hängt in hohem Maße vom Fortgang der Hochrüstmaßnahmen ab, die nach derzeitiger Prognose bis mindestens 2023 andauern werden.
Damit das alles nicht zu niederdrückend wirkt, eine positive Nachricht in dem Bericht – von einem Hubschrauber:
Der Leichte Unterstützungshubschrauber (LUH) SOF erreicht in der laufenden Einsatzprüfung einen beachtlichen materiellen Einsatzbereitschaftsstand von etwa 90 %. Hier wirken sich hohe Zuverlässigkeit, leichte Wartbarkeit und umfangreiche Industrieleistungen sehr positiv aus.
Nachtrag: Div. Fragen vor allem in den Kommentaren lassen es mir sinnvoll erscheinen, die Vorbemerkung des Generalinspekteurs zu diesem Bericht komplett zu zitieren; einige Fragen klären sich damit von selbst:
Seit zwei Jahren wird der Verteidigungsausschuss regelmäßig zur materiellen Einsatzbereitschaft des Großgerätes der Streitkräfte unterrichtet. Das letzte Mal am 15. Dezember 2015.
Nachdem Durchführung und Inhalt anfangs zu Recht kritisiert wurden, ist durch das Bundesministerium der Verteidigung darauf reagiert worden. Dieses sei an drei Beispielen dargelegt:
1. Seit Ende 2014 ist ein standardisiertes Berichtswesen etabliert, das ein umfassendes Lagebild zu 56 Waffensystemen nachzeichnet und so ermöglicht, bereits frühzeitig Tendenzen zu erkennen.
2. DieEinrichtung der Task Forces Starrflügler und Drehflügler hat sich bewährt und zeigt Wirkung.
3. Für den Materialerhalt konnten die finanziellen Ressourcen deutlich verstärkt werden. Nach dem nominalen Ansatz im Jahr 2014 von ca. 2,7 Mrd. EUR sind für nächstes Jahr mehr als 3,2 Mrd. EUR eingeplant. Eine Steigerung von beinahe 20 Prozent.
Damit gelang zunächst eine Verstetigung der Einsatzbereitschaft, in einigen Bereichen auch graduelle Verbesserungen. Beispielsweise konnte beim Marine- Hubschrauber SEA KING der negative Trend durch eine unkonventionelle Ersatzteilgewinnung gestoppt werden, indem ausgemusterte Hubschrauber gekauft wurden und nun zur Ersatzteilgewinnung genutzt werden. Die Einsatzbereitschaft ermöglicht nunmehr eine Auftragserfüllung auf Mindestniveau bis zur Ablösung durch den Nachfolger SEA LION.
Die Kampfflugzeuge weisen trotz des zusätzlichen Flugbetriebs der TORNADOs bei INHERENT RESOLVE auch im Inland eine verstetigte Einsatzbereitschaft nach. Die Maschinen in Incirlik können alle Aufträge der Internationalen Allianz erfüllen.
Eine spürbare Trendwende ist bei den geschützten Fahrzeugen, insbesondere GTK BOXER und DINGO erkennbar. Damit stehen der Truppe mehr einsatzbereite Fahrzeuge für Ausbildung, Übung und Einsatzvorbereitung zur Verfügung.
Unverändert zeigen die Systeme und Plattformen in den inzwischen 15 Auslandseinsätzen eine weit überdurchschnittliche Einsatzbereitschaft.
Das hat natürlich auch zukünftig Auswirkungen und Verdrängungseffekte auf die Verfügbarkeit des Materials in der Heimat, die es abzufedern gilt. Ein Beispiel dafür ist der Einsatz handelsüblicher Hubschrauber in der Grundlagenausbildung für Hubschrauberführer, damit die Flugstunden für die Einsatzausbildung auf den hochwertigeren Systemen wie UH TIGER und NH90 verwendet werden.
Im vorliegenden Bericht wird die Entwicklung der 56 Hauptwaffensysteme von Januar bis Oktober 2016 aufgezeigt und dabei wie folgt unterscheiden nach
• dem Gesamtbestand eines Systems, der auch jenes Gerät umfasst, das den Teilstreitkräften bzw. Organisationsbereichen nicht zur Verfügung steht, weil es zum Beispiel noch in einer Wehrtechnischen Dienststelle erprobt wird.
• dem Verfügungsbestand, der für Ausbildung, Übung und Einsatz zur Verfügung steht. Er bildet die Grundlage für die Erfassung der jeweiligen Einsatzsatzbereitschaft.
70% des Verfügungsbestandes sollten für die Truppe im täglichen Dienst nutzbar sein. Bei den einsatzreifen Landsystemen garantiert die Heeresinstandsetzungslogistik (HIL) GmbH dieses Maß an Einsatzbereitschaft.
Die im Bericht verwendeten Begriffe Einsatzreife und Versorgungsreife sind wie folgt definiert:
• Versorgungsreife fordert, dass für das entsprechende System eine ausreichende Ersatzteilbevorratung, einschließlich der notwendigen technischen Dokumentation besteht und die erforderlichen Ressourcen vorhanden sind.
• Einsatzreife wird erreicht, wenn die Verwendbarkeit des Systems technisch und rechtlich sichergestellt ist.
Eine noch unzureichende Einsatzreife kann durch Unterstützungsleistungen aus der Industrie oder Inkaufnahme von Einschränkungen im Grundbetrieb kompensiert werden.
Beispiele dafür sind die Hubschrauber UH TIGER und NH90, die bereits im Rahmen von ISAF in Afghanistan eingesetzt wurden oder auch der GTK BOXER. Wenn es zu einem Einsatz in Mali kommt, werden dieselben Mechanismen genutzt werden.
Die folgenden Darstellungen und Bewertungen der 56 Hauptwaffensysteme der Bundeswehr belegen, dass die materielle Einsatzbereitschaft für die laufenden Einsätze gewährleistet ist. Auf dieser Basis können die durch Deutschland eingegangenen Verpflichtungen, auch im Rahmen der NATO Response Force und der enhanced Forward Presence, sowie anderer Stand-By Arrangements, unterstützt werden.
In Zukunft gilt es jedoch den Blick noch mehr auf die gesamten Lebenskosten eines Systems zu richten, die sogenannten Life Cycle Costs.
Dieses bedeutet, dass notwendige Ersatzteile und Instandsetzungseinrichtungen schon bei der Einführung neuer Systeme in ausreichender Anzahl zur Verfügung stehen müssen und auch finanziell als Systemkosten berücksichtigt werden müssen – inklusive verbindlicher Verfügbarkeiten von Systemen.
Die Einführung eines neuen Systems wird einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen; der Preis steigt, aber es besteht eine hohe Kostentransparenz insbesondere gegenüber dem Parlament im Wege der 25-Mio-Vorlage.
Auch der Übergang von altem auf neues Großgerät muss flexibler gestaltet werden: Die Ausphasung von Waffensystemen darf nicht mehr zu Fähigkeitslücken führen und ist daher in Abhängigkeit von der tatsächlichen und umfassenden Verfügbarkeit neuer Systeme zu planen. Das betrifft alle Ressourcenbereiche, für die mit den Trendwenden die notwendigen Voraussetzungen geschaffen wurden.
Darüber hinaus wird das Meldewesen zur Einsatzbereitschaft digitalisiert und mit den Bereichen Personal und Ausbildung verknüpft werden, da nur eine Betrachtung in Systemverbünden wirklich aussagekräftig ist.
(Foto: Panzerhaubitze2000 bei der Informationslehrübung Landstreitkräfte 2016)
Ich finde es eine Frechheit, wie ein deutscher General das Parlament mit einem geschönten Bericht täuschen möchte! Beinahe viel schlimmer ist, dass die Herrn Parlamentarier es sich gefallen lassen….
Wie kann man denn aufgrund des IST eine Berechnung durchführen? Das SOLL ist doch das Entscheidende.
In Zahlen für mein PzGrenVbd
Soll: 44 SPz
IST: ca 20 im Jahresdurchschnitt
Die HIL plant immer noch auf den 70% des dynamischen Verfügbarkeitsmanagement rum. Ich weiß ist abgeschafft, aber es wurde der HIL leider nicht mitgeteilt.
Entsprechend stellt uns die HIL 70% des SOLL’s zur Verfügung, also 30 SPz und von diesen 30 SPz muss die HIL 70% einsatzbereit halten, sprich 21 SPz!
Und siehe da …. sie erfüllt den Vertrag und wir haben unter 50 % Einsatzbereitschaft im Btl
Ich habe mal gelernt, dass militärische Truppen mit einer Einsatzstärke unter 30% als zerschlagen gelten und nicht weiter betrachtet werden… dann hat die Bw ja noch ein wenig Luft ;)
Und das ist kein Einzelfall. Das ist leider Realität.
@ Roland
Es war mehr oder weniger geplant… MILAN geht aus der Nutzung raus, also brauchen die Grenadiere etwas anderes…
VJTF sollen die Ersten sein…
Ich habe den Verdacht, dass die Überschrift mehr Wahrheit enthält als den meisten hier klar ist. Die materielle Einsatzreife ist nicht annähernd das gleiche wie „könnte heute noch starten“.
Die Berechnung der Einsatzreife bezogen auf die verfügbare Anzahl ist ja bereits die erste Beschönigung. Wenn man an einem x-beliebigen Tag eine militärische Liegenschaft seiner Wahl besucht wird man sicherlich gesagt bekommen, das von dem materiell einsatzbereit eben ein Teil doch gerade eben nicht fliegt oder fährt.
Weiß jemand wie viel es kosten würde um eine Berufsarmee von 180.000 Soldaten voll auszustatten? Ich glaub jetzt gehen ja schon 2/3 des Etats nur fürs Personal und die Verwaltung drauf und es sind gerade mal 15% für Beschaffung und Anlagen übrig. Dass das nicht einmal ausreicht um die 70% SOLL einzuhalten ist auch nichts neues. Im WB2016 wird zumindest von einer „aufgaben- und strukturgerechten Ausstattung“ gesprochen und zumindest auf dem Papier die Trendwende bei der „Finanzausstattung der Bundeswehr“ beschworen. Wer weiß, vllt. gibts in 10-15 Jahren ja wirklich eine BW für Profis
@KlausKörper: Zu http://augengeradeaus.net/2016/11/materiallage-der-bundeswehr-selbst-schoengerechnet-nicht-schoen/comment-page-1/#comment-254068:
Hier sind die Antworten auf Ihre Fragen: https://www.yumpu.com/xx/document/view/56443150/auszug-aus-der-zdv-30-41-begriffe-der-logistik-und-rustung .
Langsam wäre es an der Zeit zu überlegen, welche personellen Konsequenzen dieses auf der Managementebene des BMVg nach sich ziehen sollte!
Denn das ist objektiv ein unhaltbarer Zustand, der überhaupt kein Ende absehen läßt!
Und so wie ich das sehe, verzichtet man/frau vorsichtshalber auch auf jede (für das BMVg verbindliche) Vorausschau bzw. Zielstellung aus der hervorgeht, bis wann sich dieser unhaltbare Zustand kokret ändern wird!- Man/frau werkelt dem Anschein nach weiter „still“ vor sich her und überläßt die Ergebnisse dem Zufall!
Das ist offensichtlich eine „unedliche Geschichte“!- Bin gespannt wie der Verteidigungsausschuss damit heute umgeht!
Erhoffe mir aber im Grunde nichts!- Ein Jahr vor der Wahl wird man/frau sich seitens der CDU/CSU und SPD nicht wehtun wollen ….
ich war in den siebziger jahren beim Bundesgrenzschutz.
wenn bei uns , vom Kommando, Inspektionen angesagt waren, hatten die eine vorlaufzeit von ca. 3 Wochen. in dieser zeit wurden alle Fahrzeuge(auch Fahrzeuge mit kannonen) neu gestrichen.der technische teil wurde zurecht geflickt, dass von 6 Fahrzeugen zwei einsatzfähig waren. diese zwei wurden dann bei der Inspektion vorgeführt und alles war in bester Ordnung. damal war noch etwas geld vorhanden. aber heute nicht mehr und deshalb glaube ich diesem bericht absolut nicht, da es noch viel schlimmer aussieht!
Interessant wäre ein weiterer Bericht über die Ausstattung mit Munition. Legt man beide dann übereinander wird sich wohl Luxemburg zum Einmarsch ermuntert sehen. Sarc Ende
re: Pirat77
Wurde schon öfters thematisiert!- Diesen Aspekt scheint aber auch der Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages gerne zu negieren!?
Daraus schließe ich persönlich: „Auch da gibt’s eine große Baustelle …“
„Daniel | 30. November 2016 – 0:41
Beinahe viel schlimmer ist, dass die Herrn Parlamentarier es sich gefallen lassen….“
Was heißt gefallen lassen, die leben doch davon.
Beste Beispiel Herr Otte. Wird im LK als Held gefeiert weil er 414 nach Bergen geholt hat und hat seinen Abgeordneten Sitz somit auf Lebenszeit sicher.
Ob 414 nun Panzer hat? Wayne…
@audio001
Diese Situation ist ein Ergebnis der Neuausrichtung und Verantwortlichen im BMVg sind schon über alle Berge (und versorgt)………jene welche in ihren TSK/Org-Bereichen Zuarbeite /Vorschläge geliefert hatten sind nicht im BMVg sondern in den TSK/Org-Bereichen.
Die sind im Moment damit beschäftigt ihre Fehler auszubügeln und bekanntlich werden dann erst die richtig großen Fehler gemacht!
Man halt Ausbildung und Logistik nicht für den Kernauftrag der Bw und entsprechend geht man damit um. So wurden schon viele Kriege verloren und bei uns reicht es noch nicht mal zur Abschreckung.
Kurz gesagt: Man macht nur das minimal nötigste, damit sich der politische Betrieb nicht in „internationalen Gremien“ blamiert, hat aber nicht wirklich ein Interesse an einer grundlegenden Verbesserung der Situation in der Bundeswehr.
Wie können eigentlich die Damen und Herren in Berlin noch morgens in den Spiegel schauen, ohne sich beschämt abzuwenden? Großspurig von „mehr Verantwortung“ faseln, die irgendwie zusammengekratzten Alibi-Trupps in jeden „Einsatz“ schicken bei dem man nicht bei Drei auf den Bäumen gewesen ist, aber sonst die Truppe am langen Arm verhungern lassen? Pfui Teufel!
Man beachte : es gibt Äußerungen zu dem Tiger und Einsatz in Mali, nicht aber zu NH90 in Mali !
Tiger wäre alleine nicht geschickt worden, aber der NH90 auf jeden Fall !
Was bedeutet die gefälschte Verfügbarkeit NH90 (ich merkte im Drehflügler an was ich meine) jetzt konkret ?
Sie bedeutet, daß die ersten Piloten die in den Einsatz gehen querschnittlich ihre mission qualification zu etwas über 40% erfüllen !!!
Diejenigen die etwas später in den Einsatz gehen erfüllen ihre Qualifikationen zu Mitte 30% im zweiten Teiler, bzw. Mitte 20% im dritten …
Wer verantwortet das ??? Ist egal, interessiert auch niemanden !
Offenbar selbst nicht die hier mitlesenden und angemerkten Parlamentarier … ich weiß mittlerweile was ich von denen zu halten habe und verfahre dementsprechend wie auch etliche Kameraden … Parlamentsarmee ist mehr als nur den Finger zu heben in einer Abstimmung die man nicht vermeiden kann !
ht_ | 30. November 2016 – 7:31
wie wahr.
@SER | 30. November 2016 – 9:23
Für die das Thema hier sind auch nur wenige Minuten heute vorgesehen (siehe Tagesordnung) im Parlament..
Beide, TIGER und NH 90 sind jeweils ein nicht einsatzreifes Waffensystem (siehe oben). Das wurde ja auch gestern bei Frontal thematisiert.
Aber Sie haben recht….wir schaffen das.
Sind denn die Außentanks schon in trockenen Tüchern?
@csThor: Naja, was heißt in jeden Einsatz schicken. Parallel zu Mali wird, zumindest für die Drehflügler, auf absehbare Zeit erst mal gar nix mehr gehen. „No have, no can do“. Es ist politisch nicht gewollt signifikante Einsätze bestücken zu können. Ich vermute dieser „Geist“ hat sich mittlerweile in weite Teile der Truppe verbreitet.
@rebel4life: Volle Zustimmung!
@ Blaubarschbube
Schon Mali ist für mich ein Gefälligkeitsblow*** für Frankreich um den sich Berlin nicht winden konnte.
Im Endeffekt muss man Vladi aus Moskau wohl dankbar sein. Wer weiss, wie es ohne den Ukraine-„Warnschuss“ zumindest finanziell aussähe. Aber man merkt, wie tief die Kutsche im Morast stecken muss, wenn selbst eine vergleichsweise ordentliche Anhebung des EP 14 zu keinen spürbaren Verbesserungen führt. Ja, wir haben bald (???) sieben neue Brückenlegepanzer. Zeit zum Frohlocken.
Ich habe es schon einige Male gesagt, halb im Scherz, halb im Ernst: Es wird immer deutlicher, dass man mit der Bundeswehr viele Dinge im Sinn hat (Personal- und Materialreserve für Hochwasser- oder Schneekatastrophen, Wirtschaftsförderung, Sicherung von Arbeitsplätzen – direkt und indirekt, internationales Prestige etc. pp), aber nicht, sie leistungsfähig und schlagkräftig zu machen. Angesichts der vielen anderen Baustellen, die wir in diesem Lande haben, wäre es an sich folgerichtig, die Bundeswehr aufzulösen, einen Teil des Personals und Materials in die Bundespolizei zu überführen und das freiwerdende Geld in andere, sinnige Dinge wie (Verkehrs-) Infrastruktur, Kinderbetreuung, Pensionsfonds etc. pp zu investieren. So, wie es jetzt schon seit Jahrzehnten mit diesen Streitkräften gehandhabt wird, ist es de facto Vergeudung von Steuergeldern. Und nein, ich fordere nicht, dass die Bundeswehr aufgelöst werden soll – ich denke nur, dass man es wenn, dann auch richtig machen sollte – oder es eben ganz sein lässt.
Hans Dampf | 30. November 2016 – 10:04
Wenn es nicht so traurig wäre….
Zu meiner vorherigen Zustimmung an ht_ bezüglich PzBtl 414 und MdB Otte.
Wenn die MdB doch mal so viel Elan (Pressetermin wegen Aufstellung 414 etc.) an den Tag legen würden bezüglich der Einsatzbereitschaft der Bw.
Wurde hier schon des Öfteren angesprochen….Alarmierungsübungen einzelner Verbände/Einheiten und dann mal sehen, was läuft und fährt. Ich habe sowas selber häufig mitgemacht und die übergeordnete Führung und auch wir konnten sehen wo es noch was zu tun gibt. Problem ist leider nur, dass man dann die Missstände sehr klar sieht.
Neben der hervorragenden Ausbildungsmöglichkeit für die Truppe hätte man eine Übersicht über die tatsächliche personelle und materielle Situation der Verbände und Einheiten.
Ok, ich höre schon auf zu träumen.
@ L95:
Also dank SASPF sollte das Lagebild in Hinblick auf die Verfügbarkeit des Gerätes gut sein. Meine persönlichen, unmaßgeblichen Erfahrungen: Es hängt auch viel vom Personal ab.
Standort A: Schirrmeister und Industrievertretung am Standort (HIL, KMW, RLS etc.) gut vernetzt, beide Seiten „auf Draht“, Hand X wusste, was Hand Y so vor hatte/umtrieb und es ging, meinem Erleben nach, alles recht flüssig zusammen. Natürlich gab es immer das obigatorische „Absteuern zur F2/F3/F4-Frist“, aber das soll ja „früher“ auch nicht anders gewesen sein. Achja: zwischendurch kam dann jemandem der geniale Einfall, dass man die InstTr doch auch noch mit anderen Dingen wie GrpGefSch oder InfErgAusb beschäftigen könnte und ließ die Jungs und Mädels auch wieder schrauben. Achja: Teilweise gibt es, bei manchen Waffensystemen, eine Hand voll ausgebildeter Portepeeunteroffiziere im Bereich Instandsetzung. Schon irrsinnig teilweise.
Standort B: Offenkundig sehr zähes „Zusammenwirken“ von HIL-Leitung am Standort und der „Truppe“. Da waren die 70%, egal welcher Rechenart man sich auch bediente, teilweise nicht im Entferntesten erfüllt. Großverband Z war dies bekannt. Aber auch hier: Achselzucken. Jemand erscheint zur Dienstaufsicht und vermisst „das Glühen in den Augen“. Ein Zuführer fragt: Woher soll es auch kommen, wenn wir kein Material haben. Schnaufen…
Ist aber alles schon ein paar Jährchen her, wahrscheinlich ist jetzt alles anders und besser ;-).
Für die Landsysteme liegt es doch nicht am Geld oder den verfügbaren Ressourcen. Sondern mittlerweile ist das rein System bedingt. Wir versuchen nicht mehr Material einsatzbereit zu halten, sondern diverse Vorschriften zu bedienen. Punkt 1,
Punkt 2: Kommentar von Hans Dampf, das System HIL hängt an allen Ecken und Kanten. Alleine das Schaubild in der neuen Regelung für Instandsetzung versteht man nur wenn man CPM studiert hat und nicht der einfache Zugführer. Da spielen zu viele Menschen mit.
Punkt 3: Für banale Dinge der Ersatzteile ist man entweder nicht anforderungsberechtigt, es gibt keine Bevorratung, oder die dezentrale wartet vergeblich auf die drei Angebote, weil es nur einen Anbieter gibt
Punkt 4: Aufgrund der gefühlten 100 Umstrukturierungen sind in den seltensten Standorten noch die Infrastrukturellen Voraussetzungen für einen vernünftigen Mat Erhalt vorhanden.
und und und
Und das sind die eigentlichen Probleme, ändert das System in eins was Funktioniert……
Das geht halt alles nicht so schnell. Zur Lösung einiger Probleme braucht man zwei Dinge: Einsicht und Geld.
Zu erstem sage ich nichts.
Zum Geld: 2 Jahre Vorlauf zur Bereitstellung sag ich da nur… Dazu kommt, dass das benötigte Material / Ersatzteile erstmal verfügbar sein muss.
@ The Grinich
Das mit den 2 Jahren Vorlauf für die Bereitstellung /Fertigung von Hochwertersatzteilen gilt aber eigentlich nicht mehr, denn die zwei Jahre Vorlaufzeit seit dem erkennen des Mangels sind längst vorbei.
Nein, man hat keine Ersatzteile in Auftrag gegeben, m.M.n., weil man nach wie vor das Großgerät als Ganzes bei der Industrie /HIL usw. zur Instandsetzung gibt. Sollen die externen Firmen doch schauen wo sie die Ersatzteile herbekommen….. Ist doch nicht unser Problem, wir zahlen ja schließlich für die Komplettinstandsetzung. So oder so ähnlich denken heute die betriebswirtschaftlichen Entscheider und die Techniker auf beiden Seiten schlagen die Hände über dem Kopf zusammen.
@Georg
Die HIL ist der klasische Anwendungsfall der Prinzipal-Agent-Theorie. Das klappt ganz wunderbar, wenn a. Messbar glaubwürdige Abschreckung (Einsatzbereitschaft() als unnötig erachtet wird, und b. Kriseninterventionen nach Zeitspanne/Aufwand kalkulierbar und begrenzt sind.
Beide Annahmen haben sich als Illusion erwiesen, nicht zuletzt auch deswegen, weil durch die EU-Erweiterung inkl. Verteidigung und die damit parallel laufende NATO-Erweiterung und out-of-area-intervention das Verteidigungs-Finanzierungsmodell der Neoinstitutionalisten vor die Wand gefahren worden ist.
Der BW-Karren steckt mittlerweile bis über die Bodenplatte hinaus im Theoriensumpf der sogenannten Neuen Institutionenökonomik: „Zentral für die neue Institutionenökonomik ist die Analyse von Institutionen, die den ökonomischen Leistungsaustausch regeln. Institutionen in diesem Sinne sind Märkte, Organisationen und Rechtsnormen. Als eine wichtige Erklärungsvariable für Genese und Fortbestand von Institutionen betrachten die Neoinstitutionalisten die Transaktionskosten bzw. ihre Minimierung. Es gibt drei verschiedene und sich ergänzende Ansätze: 1. die Theorie der Verfügungsrechte (Property Rights), 2. die Prinzipal-Agent-Theorie und 3. die Transaktionskostentheorie.[“ (WIKI) Dieser Theorie zufolge geht es in erster Linie um „Genese und Fortbestand von Institutionen“, es geht nicht um Funktionalität, Wirksamkeit von Verteidigungsfähigkeit. Diese neue Initiative der EU in Sachen Verteidigungsfinanzierung spricht Bände, denn das dient weniger der Verteidigung der EU-Außengrenzen sondern der Verteidigung des Euro und der Ablösung von Verbindlichkeiten in Sachen Finanzierung bei der Wall Street und City of London.
It’s the fuckin‘ economy – nothing else.
@ Georg
Wer sich diesen Stuß ausgedacht hat der gehört eigentlich ein paar Tage unter ABC-Schutzausrüstung die Hindernisbahn rauf und runter gescheucht, bis er diese Wahnvorstellungen komplett ausgeschwitzt hat. Wie jemand auf die Idee kommt, die „Industrie“ legt sich totes Kapital nur so auf Verdacht auf Lager, der hat nie seine Nase in die wirkliche Wirtschaft gesteckt. Absurd! Idiotisch! *kopfschüttel*
@csThor
Tja, das ist schon so ein Dilemma mit der Transaktionskostentheorie ;-) Wieviel Transaktionskosten kann man horizontal auslagern und wieviel muß man im Unternehmen vertikal verteilen, damit die Produktivität nicht einbricht z.Bsp. in Form von verfügbaren/nutzbaren Flugstunden. Die Entscheidung „Breite vor Tiefe“ in Verbindung mit dem neoinstitutionalistischen Commercial Approach reicht gerade einmal dazu aus im Flachwasserbereich von Verteidigung (Krisen) den Mund und die Nase über Wasser zu halten indem man auf den Zehenspitzen balanciert.
Spätestens beim kommenden Bahnstreik wird sich wieder zeigen, warum bestimmte Dinge seinerzeit „bei Preußens“ verstaatlicht wurden und weshalb es überhaupt Beamte gibt. Ginge es nach dem EUGH, gäbe es ja, außer bei der Polizei, keine Beamten mehr.
Den Part „Bahn“ könnte man ja noch unter Schlagworte wie „Deregulierung“, „schlanker Staat“ etc. fallen lassen, aber die Aufgabe „äußere Sicherheit“ sollte da die Grenze dessen darstellen, was man (auch nur teilweise) outsourct. Auch wenn es vermeintlich mehr Geld kostet. Wobei g.e.b.b., HIL, BwFPS, LHBw und Co. ja Erfolgsmodelle sind und fette Renditen abwerfen ;-).
@csThor: Die Industrie tut so etwas besonders im Rüstungssektor, allein weil sie in Ausschreibungen dazu verpflichtet wird.
Es ist schon alles gesagt, aber noch nicht mit meinen Worten :-)
Die bereits erwähnte Entscheidung von 2011 hinsichtlich der eigenen Fähigkeiten im Bereich Instandhaltung ist hier m.E. ganz wesentlich. Die Verfügbarkeit von Instandsetzung ist teil der Einsatzfähigkeit von Streitkräften. Die Fähigkeit ist heute weitgehend „outgesourced“, d.h. nur noch in der Industrie vorhanden. Die Industrie macht ALLES – für Geld und mit guten Verträgen dazu verpflichtet. Weniger attraktive Vertragsbedingungen muss man mit mehr Geld ausgleichen. Und man muss heute unglaublich viele Verträge machen, da die Systeme sehr komplex sind und damit zahllose Unter- und Unterunterauftragnehmer involviert sind.
Hat man alles unter Vertrag und auch genug Geld gehabt für nicht so attraktive Bedingungen, wird alles gut. Sündhaft teure Bedingungen sind z.B. eine weltweite, 24/7 Verfügbarkeit von Monteuren eines Unternehmens – das ist kaum zu bezahlen, aber für weltweite Operationen eigentlich notwendig. Auch einen „life-time-buy“, quasi Ersatzteile auf Lebenszeit verkauft die Industrie sicher gerne – kostet nur etwas. Und im Zweifel ist hier bei großen Beschaffungen immer zuerst gespart worden.
Die Crux mit den Verträgen ist, dass es – wie beschrieben – sehr viele werden können. Man braucht also viele Leute für viele Verträge. Dann hat man sehr viele Monopolisten unter den Auftragnehmern, die sich nicht einfach so alle Vertragsbedingungen diktieren lassen. Darunter sind einige, die überlebenswichtig für die Bw sind. Die Bw ist aber umgekehrt nicht überlebenswichtig für diese Unternehmen. Damit kann das Schließen von Verträgen sehr schwierig und langwierig werden
„Obendrauf“ kommt gewissermaßen noch die Agenda Rüstung, die noch einmal ein Plus an Bürokratie schafft. Klingt heute moderner (z.B.: Quality gate), macht aber am Ende keinen Unterschied. Transparenz und Wettbewerb sind grundsätzlich erstrebenswert, bei den heutigen Rahmenbedingungen (geringe Stückzahlen, gleichzeitig ambitionierte Fähigkeitsforderungen etc) aber schwierig zu realisieren.
Für die BwFuhrpark ist das alles einfacher. Die kann für einen Mittelklasse-PKW sicher eine 90%-Verfügbarkeit gewährleisten. Das „Waffensystem“ ist marktverfügbar, die Preise entstehen im Wettbewerb, das Risiko ist Null, ET/AT sind 24/7 verfügbar. Nach drei Jahren fliegen die alten Kisten raus.
@ AoR
Wie war der Spruch? „Ein gutes Pferd springt nur so hoch wie es muß.“ Genau das macht die Industrie – sie geht den Weg des minimal möglichsten Kapitalaufwands (alles andere wäre wohl auch nicht im Sinne der Wirtschaftlichkeit). Aber die Einsatzfähigkeit von Streitkräften hängt von schneller wenn nicht unmittelbarer Verfügbarkeit ab. Das heißt man kann vielleicht Großinstandsetzungen (d.h. wo ein Komplettsystem „entkernt“ und neu aufgebaut wird) über so ein Modell abwickeln, aber nicht relativ „normale“ Reparaturen die häufig anfallen. Denn die Industrie wird die Kapazitäten zur sofortigen Umsetzung aller anfallenden Probleme nicht vorhalten. Es sei denn der Kunde zahlt astronomische Summen.
Hat jemand eine Ahnung, einen Hinweis, wie es beim FlaRakG, bei Patriot und Mantis aussieht?
@ Aspelund
Korrekt.
Habe jetzt erst das Edit\Ergänzung des Vorwortes von General Wieker gelesen und möchte jedem nochmal sagen, das ständig von einer Verstetigung, also Stabilisierung der Lage bzw. Einsatzbereitschaft die Rede ist. Aktuell geht es darum, das es nicht schlechter wird. Die Bw ist am Punkt, wo es bei einem „weiter wie die letzten 25 Jahre (Friedensdividende) zu einem nahezu völligen Zusammenbruch gekommen wäre. Es ist noch ein langer Weg mit erheblich höherem Mittelansatz notwendig um die Einsatzbereitschaft zu erhöhen. Hier ist m.E. auch ein realistischer Zeitraum 2025-2030
Grashüpfer | 30. November 2016 – 20:04:
“ … Hier ist m.E. auch ein realistischer Zeitraum 2025-2030″
wenn man das so sieht, braucht man eigentlich gar nix zu machen. Einfach nur weiter an zehn Jahren Vorwarnzeit festhalten.
Hans Schommer
@ Hans Schommer | 30. November 2016 – 21:33
“ … Hier ist m.E. auch ein realistischer Zeitraum 2025-2030″
Na prima, dann koennen die derzeitige Regierung und die mil. Berater sich beruhigt zuruecklehnen und die naechsten Regierungen und Legislaturperioden die Pflicht aufnehmen lassen.
Sehr professionell und dem GG verpflichtet ….
@ klabautermann | 30. November 2016 – 13:48
Au weia – es liegt mir fern den Schulmeister zu machen, aber diese Interpretation hat die arme Institutionenökonomik einfach nicht verdient.
Zunächst ist die Institutionenökonomik kein normatives Konzept (z.B. wie sollte ich mich verhalten), sondern ein deskriptives Konzept (wie verhalte ich mich tatsächlich). Durch Analyse verschiedener Institutionen können daher systematische Tendenzen festgestellt werden. Zum Beispiel hat jede Institution die innere Tendenz zu wachsen ohne den Output im gleichen Maß zu steigern. Dadurch wird das System zunehmend ineffizient. Verantwortlich dafür sind Transaktionskosten. Sie entstehen quasi als Reibungsverluste an den Schnittstellen zwischen Mitarbeitern der Institution (z.B. Chef will A und Mitarbeiter versteht B). Militärs kennen diesen Begriff als Friktionen und die Elektrotechniker als Blindleistung. Für die Ökonomie sind Transaktionskosten ein universelles Konzept (weit über die Institutionenökonomik hinaus) um zu verstehen warum Märkte eben nicht perfekt sind. Sie liefern auch eine Erklärung warum positive Skalenerträge nicht unendlich sind. Ohne Transaktionskosten würden Unternehmen nämlich so lange wachsen (bigger is better), bis es nur noch ein gigantisches Unternehmen gäbe. Da aber durch Transaktionskosten der Output ab einer bestimmten Größe nicht mehr wesentlich steigt, die internen Kosten durch das viele Personal und die Reibungsverluste (siehe Causa A380 Kabelbäume) dramatisch zunehmen, werden die produzierten Güter irgendwann zu teuer für den Markt. Gesetzt den Fall es gibt einen Mitbewerber auf dem Markt, so wirkt sich dieser hemmend auf das Wachstum des besagten Unternehmens aus. Bei bürokratischen Institutionen gibt es wegen der fehlenden Marktfähigkeit diesen Stop-Keil jedoch nicht. Folglich wachsen bürokratische Institutionen stets weiter und werden dabei zunehmend ineffizient.
Fazit: Die Institutionenökonomik und die Transaktionskosten können erklären warum Streitkräfte eben gerade keine normalen Unternehmen sind. Weiterhin werden die Grenzen positiver Skalenerträge aufgezeigt z.B: Eine EU-Armee ist bei hoher Anzahl an Schnittstellen ggf. wesentlich ineffizienter als eine rein nationale Armee, riesige Rüstungskonzerne sind .ggf schon längst viel zu groß um noch einigermaßen konkurrenzfähige Preise zu machen etc..
Wenn man die Institutionenökonomik unbedingt als normatives Konzept missbrauchen möchte, dann würde dabei ein Plädoyer für kleinere Organisationseinheiten heraus kommen. Diese Forderung liegt wiederum ganz auf der Linie des Klabautermann…
Bevor hier also einfach wild irgendwelche steilen Thesen in den Raum geworfen werden, sollte die Theorie zumindest in den Grundzügen einigermaßen verstanden sein.
Bitte nicht falsch verstehen, toll find ich das auch nicht. Ich versuch es nur realistisch einzuordnen. Mal vorausgesetzt die Vorzeichen bleiben dabei die Bw wieder fit machen zu wollen dann wird man die nächsten Jahre hoffentlich immer etwas besser so das bis Mitte nächstes Jahrzehnt wieder eine moderne vernünftig einsatzbereite Truppe gerüstet ist. Der wunsch steht hinter der Prognose 2025-2030.
Falls ich es nicht hier überlesen habe, ist ein Aspekt des Berichtes hier noch nicht erwähnt worden: Die Task Force Starrflügler besteht noch, die Task Force Drehflüger gibt es seit Januar d.J. wohl nicht mehr, denn ihre Aufgaben sind in die Abteilung Ausrüstung abgegeben. Vermutlich bei A IV 4 gelandet. Und wo waren sie vorher? :-) Jetzt gibt es wohl mindestens 3 Gründe die so eine Abgabe rechtfertigen: 1. Erfolglosigkeit 2. Erfolg 3. keinen Bock mehr. Ich denke, ich suche mir etwas aus.
@ Klabautermann
@ Bang50
Danke für Ihre Erklärung der von mir beschriebenen Phänomene (Institutionenökonomik).
Als Techniker der relativ praxisnah die Sache sieht, sind diese ökonomischen Prinzipien zwar nachvollziehbar aber eine unbefriedigende Handlung.
Es erinnert mich an den alten Witz mit dem Ballonfahrer, der sich verirrt hat und tiefer geht und einen Passanten danach frägt wo er sich gerade befindet. Die Anwort des Passanten lautete, ca. 10 m über Grund in einem Ballonkorb. Daraufhin beschimpfte der Ballonfahrer heftig den Passanten wegen seiner Unkenntnis und seiner Unfähigkeit ihm die richtige Antwort zu geben. Der Passant erwiderte er müssen von Beruf „xyz“ sein (man kann sich hier einen Beruf aussuchen, beliebt sind Beraterjobs und Generalstabsoffiziere).
Warum ?
Der Ballonfahrer kam unaufgefordert und hat etwas gefragt. Die Antwort beschrieb etwas was er schon wusste aber als unwesentlich erkannt hat. Nachdem sich der Erfolg auf seine Frage nicht eingestellt hat, hat er nicht seine Heransgehensweise oder seine Frage kritisch überprüft sondern den Passanten ( = Truppe ) beschimpft, dass er nicht die korrekten Anworten auf seine Frage hat.
Es ist sicherlich Tatsache, dass auch im BMVg viele Systemanalytiker und Oekonomen mitmischen. Die Vorgaenge und Analysen muessen also bekannt sein.
Andererseits zeigt die Beobachtung der Themen oder Projekte welche woechentlich als neue Ziele und Maximen verordnet werden eine irratische und auf Ablenkung von den Problemen gezielte Handlung. zB die neue Personalinitiative.
Aehnlich einem Geschaeftsmann der erkennt dass er Insolvent ist und anstatt seinen Anwalt zu informieren zunaecht Kaffee kocht.
Den Witz kenne ich andersherum. Dass der Ballonfahrer vermutet, der Fußgänger sei von Beruf xyz, weil die Antwort blitzschnell kam, kurz und auf den Punkt, zu 100% korrekt, aber völlig nutzlos sei ;) ganz grob gesprochen…
@Bang50
So viel zur Theorie.
Nur hat sich die Bw nicht weiterentwickelt wie ein Unternehmen, sondern ohne Blick auf die Schlagkraft mehrfach reformiert und dies ohne Abstimmung mit den Verbündeten.
@ Bang50
Vielen Dank für ihren Kommentar und nein, ich sehe eigentlich keinen Widerspruch zwischen unseren Ausführungen. Für mich ist die Institutionenökonomik inkl. Transaktionskostentheorie eine plausible Hilfskonstruktion zum Verständnis dessen, was @Georg als „Phänomene“ beschreibt. Parkinsonsche Gesetze, Peter-Prinzip und Nomenklatura-Effekt kann man natürlich auch bemühen, der „Charme“ der Institutionenökonomik liegt für mich darin, dass diese Theorie imho deskriptiv-inklusiv ist. Und nein, ich halte diese Theorie nicht für normativ. Wie @Georg so schön schreibt: „..zwar nachvollziehbar aber eine unbefriedigende Handlung“. Dem kann ich nur zustimmen. Und ja, ich bin ein großer Fan von „selbstorganisierten, autonomen Einheiten“, die in einem dezentralen Wirkverbund unternehmerisch organisiert sind. Im Zeitalter von „Delegation-nach-oben“ aka überstaatliche Institutionalisierung von Souveränität (Währung und Verteidigung) mit Namen EU entstehen aber zwangsläufig immer mehr zentrakisierte BlindleistungsVERBÄNDE und keine dezentralen WirkleistungsVERBÜNDE. Dat ist so wie Gustav und Gasthof – kann man bei nuscheliger Aussprache leicht verwechseln. ;-)
@ Hans Dampf 09:00
Ja, so wie sie ihn erzählen ist er richtig rum. Mein Fehler ;-)
Aus dem Ministerium:
goo.gl/xWhd3k
Dann ist ja alles gut wenn es aufwärts geht und die Trendwenden etc. ein voller Erfolg sind. Wer hier Ironie findet, möge sie behalten.
Lediglich dem letzten Satz stimme ich hoffnungsvoll zu…
Ist der Bericht für 2016 noch nicht veröffentlicht?
@Hans:
Wie man sich für die Verstetigung feiert.
Auch interessant, dass fehlende Ersatzteile weiterhin ein wesentlicher Faktor sind.
Entweder kaufen oder die Obsoleszenz mit Hochdruck beseitigen. Es ist diese Anspruchslosigkeit und Verwaltungsmentalität, die die Armee in ihrem Kern zerstört.
Egal wieviel angebliche Trendwenden herbeigeredet werden.
Eben einfach ein normaler Konzern oder eine Bundesbehörde.
@ Memoria
Zitat: „Auch interessant, dass fehlende Ersatzteile weiterhin ein wesentlicher Faktor sind.“
Ich bin noch nicht davon überzeugt, dass die zuständigen Entscheider für die Freigabe der Mittel zur Ersatzteilbestellung (insbesondere für Langläuferteile, die einen langen Vorlauf bis zur Produktion benötigen), wirklich davon überzeugt sind Ersatzteile zu bestellen, zu bezahlen und sie dann der Industrie in bundeseigenen Lagern beizustellen, wo sie doch der Ansicht sind sie haben „Komplettinstandsetzungsverträge“ bei der HIL, beim NH-90, Tiger bei Airbus usw. abgeschlossen.
@Georg:
Dann gibt es kein ET-problem, sondern die Nichteinhaltung von Verträgen. Egal wie: sowas ist in funktionierenden Organisationen nach 2 Jahren geklärt und wird mit Nachdruck angegangen.
@Grashüpfer:
„Mal vorausgesetzt die Vorzeichen bleiben dabei die Bw wieder fit machen zu wollen “
Dies ist bereits jetzt eine falsche Grundannahme.
Die letzten 2 Jahre haben deutlich gezeigt, dass dies in letzter Konsequenz nicht gewollt ist.
Allein schon die Anhebungen der MatErh-Ausgaben liegt deutlich (über 100 Mio) unter den Empfehlungen des Planungsamtes aus dem Jahr 2014 (PLV 2016).
Wichtiger sind neue Standorte in Bergen und Celle und neue Korvetten, etc.
@Klabautermann
„Im Zeitalter von „Delegation-nach-oben“ aka überstaatliche Institutionalisierung von Souveränität (Währung und Verteidigung) mit Namen EU entstehen aber zwangsläufig immer mehr zentrakisierte BlindleistungsVERBÄNDE und keine dezentralen WirkleistungsVERBÜNDE.“
Das ist so nicht richtig, es kommt darauf an, wie sich die Armeen in Europa und die EU in der Zukunft organisiert. Wenn sich die EU, die BRD, das BMVg und die Bundeswehr nach dem Subsidiaritätsprinzip (abgestimmt) organisieren würden und nicht wie jetzt mit Mikromanagement hätten wir eine Möglichkeit zu überleben. Im Vergleich zu Russland steht die EU jedoch nicht schlecht da.
Da funktioniert fast nichts mehr und hätten sie kein Geld aus Rohstoffen wäre auch der Rest nichts.
Kaltblütigkeit ersetzt keine Strategie und Putin hat das wohl gemerkt und sucht nun Freunde ;-)