Jetzt online: Bundeswehr-Doku-Serie „Die Rekruten“
Die Bundeswehr hat am (heutigen) Dienstag auf YouTube ihre neue Doku-Serie Die Rekruten gestartet: Eine Gruppe junger Leute wird durch die Grundausbildung begleitet, auf dem Weg zum Soldaten.
Die ersten Folgen aus dem Leben der neuen Rekruten sind jetzt online, in einem eigenen Video-Kanal (also getrennt vom normalen YouTube-Kanal der Bundeswehr). Das sieht dann zum Beispiel so aus:
(Direktlink: https://youtu.be/P2YkqYzAlKU)
Ich vermute, dass es dazu hier gewissen Diskussionsbedarf gibt… Aber bitte eines im Hinterkopf behalten: Das ist keine Dokumentarserie im journalistischen Sinn. Sondern ein Produkt der Nachwuchswerbung (kostet deshalb ja auch 1,7 Millionen Euro reine Produktionskosten plus 6,2 Millionen Euro begleitende Mediakosten, z.B. für Plakate und weitere Werbung). Jeder andere Arbeitgeber würde auch nicht gerade das in den Vordergrund stellen, was in seinem Laden nicht so funktioniert…
VIelen Dank, T.W. für’s „raufholen“ des Themas.
Vorauseilend möchte ich auch hier eine Lanze für „Die Rekruten“ brechen;
Die ersten drei Folgen der Webserie gefallen mir ausgesprochen gut, sie sind durchweg zielgruppengerecht und zeitgemäß inszeniert. Manch‘ „alter Hase‘ mag seine Nase rüpfen, sollte, bevor er mahnen den Zeigefinger hebt, einmal auf YouTube stöbern, wie junge Leute heutzutage kommunizieren und mal mehr oder weniger relevante Beiträge ins Internet stellen. Insofern wirklich gelungen positioniert. Ich jedenfalls bin gespannt wie es weitergeht und werde entsprechend wieder einschalten.
Exakt, es ist ein Produkt für die Nachwuchswerbung. Man mag inhaltlich darüber denken, was man mag bzw an der ein oder anderen Stelle schmunzeln.
Aber als Produkt wirkt es zeitgemäß, professionell und auf die Zielgruppe zugeschnitten. Darauf kommt es an.
Ich wünsche dem Team hinter der Kampagne viel Erfolg, dem Produkt eine sachliche Debatte und hoffe, dass sich junge Menschen angesprochen fühlen sich konstruktiv mit dem Soldatenberuf auseinander zu setzen. Vielleicht findet ja dann die/der eine oder andere den Weg zur Bundeswehr.
Von der etwas exessiven Nutzung des Fish-Eye-Kamerawinkels einmal abgesehen eine doch positiv zu bewertende Produktion. Kann mir durchaus vorstellen, dass dies die heutigen 16(?)-25(?) Jährigen anspricht, sowohl von Sprach-, als auch Bildstil.
Der Wurm muss ja dem Fisch schmecken.
Aber mal abseits davon, auf den gezeigten Einrichtungsstandard kann man als Heeresmensch retrospektiv ja doch ein bisschen neidisch sein.
Meinem Neffen (18) gefällt es. Coole Idee ;-)
Einige Kritiker weisen zutreffend darauf hin, dass das im Zweifel notwendige Kerngeschäft eines Soldaten bis dato weder im Fokus steht, noch überhaupt angedeutet wird. Dahingehend auch die Aussage einer beteiligten Rekrutin, die auf Nachfrage von Journalisten offenlegte, dass Diskussionen unter den Rekruten über Auslandseinsätze etc. nur fernab der Kamera erfolgen (dürfen!?). Hier bleibt es abzuwarten, welche Bilder und Inhalte, ja auch Selbstreflexionen der Rekruten die Serie in den nächsten drei Monaten zeigen wird. Gelegenheit während des Gefechtsdienstes dürfte es jedenfalls reichlich geben.
Sollte eine ansatzweise selbstkritische (- das muss nicht negativ sein) Betrachtung völlig ausgeblendet werden, mag dies für eine bestimmte Zielgruppe zweckmäßig sein. Vielleicht aber auch gerade nicht, offenbart sich dadurch doch ein Selbstverständnis der Führung der Truppe, Stichwort: „Staatsbürger in Uniform?“.
Fraglich ist in dem Zusammenhang auch, wie die Auswahl der Einheit erfolgte.
@Blücher: Bezüglich der Einrichtung ging mir genau der gleiche Gedanke durch den Kopf.
Hoffen wir mal, dass nach dieser Serie nicht jeder mit diesen Vorstellung zur Bundeswehr kommt und dann in vielen Fällen böse enttäuscht wird.
Mir haben die ersten Folgen auch gut gefallen. Mir gefällt der „ungeschönte“ Ton der Ausbilder, nur die Sache mit der Kopfbedeckung und den Händen in den Taschen sollte man nochmal überdenken. ;-)
Etwas verwirrend finde ich, dass am ersten Tag schon drei Folgen online sind. Ich dachte man beschränkt sich auf eine Folge pro Tag.
Mal schauen wie lange man den Überblick behalten kann ohne den Channel zu abonnieren.
@ T.W.
Der @ThielsChristian hat doch via Twitter einen Beitrag am Mi. zur Serie „Die Rekruten“ angekündigt, bei dem @thomas_wiegold auch dabei wäre. Wann und wo wäre dann dieses Werk zu betrachten?
Was ist das für 1 Luxus vong Austattung her?
Im Ernst: Ich hoffe stark, dass hier nicht allzu sehr Stellen falscher Bilder betrieben wird, der Blick in viele (Heeres-) Kasernen zeigt weiterhin noch die Gemeinschaftsdusche und Olympiaausstattung – nicht, dass sich hier einige nicht mehr wiederfinden. Und die Standorte haben auch alle nur Bambusleitungen…
Bei welcher Waffengattung sind die Damen und Herren Rekruten denn da zu Gast?
@es-will-mir etc.
Das NDR-Medienmagazin ZAPP macht was zu der Youtube-Serie, hat dafür auch in Parow gedreht und sowohl Christian Thiels als auch mich dazu interviewt. Läuft am Mittwoch, 2. November, wenn ich das richtig im Kopf habe um 2320.
Man hat schon so das Gefühl, daß die (nicht unbedingt repräsentative) Marine vor allen Dingen genommen wurde, weil die MTS Parow nun einmal wahrscheinlich eine der modernsten Kasernen der Bundeswehr ist.
Ok, zu meiner Zeit 1999 war sie vor allen Dingen eine Baustelle.
Die Marine wurde offensichtlich nicht allein wg. der besseren Optik der Marinetechnikschule ausgewählt, sondern auch, weil es da beim Nachwuchs am meisten brennt…
@Anubiswaechter | 01. November 2016 – 21:43
„Dahingehend auch die Aussage einer beteiligten Rekrutin, die auf Nachfrage von Journalisten offenlegte, dass Diskussionen unter den Rekruten über Auslandseinsätze etc. nur fernab der Kamera erfolgen (dürfen!?)“
Wo haben Sie diese Info denn her? „Nachfragen von Journalisten“? Ist dieses Interview auch veröffentlicht worden?
Nicht nur handelt es sich um ein Mittel der Nachwuchswerbung, sondern es handelt sich um EIN Mittel dazu. Auch das sei den Kritikern in und außerhalb der Bundeswehr gesagt.
Ja, es ist unbedingt geboten, vor der Verpflichtung mit dem Rekruten auch über die ernsten Themen gesprochen zu haben. Das ist aber der zweite Schritt. Wichtig ist zuvor, überhaupt erst einmal mit möglichen Kandidaten ins Gespräch zu kommen — und gerade hier tut sich die Bundeswehr, vor allem nach Ende der Wehrpflicht, mE schwer.
Dem dient die Serie. Im Vergleich zu den Ausgaben einiger unserer NATO-Partner ein wahres Schnäppchen. Wie wirkungsvoll, wird sich zeigen müssen. Aber nicht in Monaten, sondern (mit anderen Projekten gemeinsam) als Langzeiteffekt.
Die Frage von @Koffer (und anderen) beantwortet der Bericht von RTL (keine Ahnung, wie lange der online bleibt):
http://world.webclips.fra.rtl.de/vod/videolounge09/14/474569_nnnn_20161101_474569_aktubundeswehr.mp4
Die Serie ist gut und ich habe mehrmals herzlich gelacht.
Ich habe vorallem nicht den Eindruck, dass sich jemand verstellt – so bleibts authentisch.
Bin mal gespannt wann die Bw aber die Kommentarfunktion bei Youtube abschaltet. Moderieren geht da nicht mit der Masse und wie überall bei youtube lassen die Beleidigungen nicht lange auf sich warten.
Nicht als Zensur verstehen (das Internet bietet ja schier unbegrenzte Alternativen) aber unter dem eigenen Produkt… mhhhh
Vom ersten Eindruck her gut gemacht, bei dem einen oder anderen mag man zwar schmunzeln, aber das macht das ganze ja auch sympathisch.
Was die Kritik fehlender Einsatznähe angeht und auch den Vergleich mit NDL in dem RTL Beitrag, kann ich nicht nachvollziehen. Da wurde jetzt ein Werdevideo der NDL ausgesucht, in welchem Kontext das steht weiß man nicht. Und schaut man sich mal alle BW Publikationen bei YouTube an, kommt der Aspekt Ausland/Einsatz ja nicht zu kurz. Und da es um die Grundausbildung geht ist es mA logisch, dass dieses Thema hier mehr oder weniger ausgespart wird.
Und die MTS dürfte in der Tat ausgewählt worden sein, da die Marine grade in den technischen Verwendungsreihen die größten Nachwuchsprobleme hat.
Alles in allem ein guter Ansatz, Personal in dieser Zielgruppe zu werben.
@Anubiswaechter | 01. November 2016 – 21:43
Nach der Aufklärung durch @T.W. (Danke!) weiß ich zwar wovon Sie sprecchen, kann Ihnen aber noch nicht einmal ansatzweise folgen.
1. was hat eine Werbeserie über die Grundausbildunf mit einem selbstkritischen Lehrstück über den Staatsbürger in Uniform zu tun?
2. Einsatz ist in den ersten Tagen der Grundausbildunf sicherlich kein notlrmales Thema! Und in Bezug des Vergleichs des Fernsehberichts mit einem NDL Werbeclip kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Äpfel mit Birnen sage ich da nur…
Da kriegt man ja richtig Lust FWDLer zu werden. NICHT!
Ich konnte bei der ersten Folge nicht lachen. Nur mehr mals den Kopf schütteln.
Mal sehen ob ich mir die anderen Rest heute abend anschaue.
Wenn die Hintergrundsinfos auf der Webseite stimmen ist auch ein Wiedereinsteller dabei (Sebastian Arendt). Ein interessanter Zug wie ich finde.
Zur Ausstattung der Marinetechnikschule:
Ich bin ein wenig verwundert über die verwunderten Heereskameraden – die Schule wurde bis 2003 fast komplett neu errichtet, dementsprechend wurde das Konzept „Kaserne 2000“ vollständig umgesetzt.
Im übrigen gilt das für (fast) alle Schulen und Großstandorte der Marine. Sicherlich haben wir als kleinste Teilstreitkraft mit inzwischen stark konsolidierter Standortlandschaft überproportional profitiert.
Das viele Heeresliegenschaften noch in so katastrophalem Zustand sind, ist dann umso erschreckender, als UvdL neue, trendige Vorgaben bezüglich der Gestaltung von Wohnraum in den Kasernen ausgibt und nicht einmal ein 20 Jahre altes Konzept konsequent umgesetzt wurde.
So etwas ähnliches dachte ich mir auch, als bei einer Einheitsführertagung vor wenigen Jahren davon die Rede war, dass nunmehr der „Hotelzimmerstandard“ das neue Ziel sei, obgleich „Wohnen 2000“ noch gar nicht überall realisiert war – und ist. Da fühlte ich mich unfreiwillig an das sozialistische Credo „Überholen ohne Einzuholen“ erinnert…
Gut gemacht, schöne kleine Häppchen die Kurzfilme. Auch sinnvoll 3 kurze Clips zu senden statt einen langen, kommt dem Medienkonsum über Smartphone+Co. sehr entgegen.
Kritik am Fisheye wie von einigen geäußert kann ich nicht unterschreiben, das entspricht der Sehgewohnheit von GoPro-Videos wie auf youtube sehr häufig. Passt mE sehr gut. Mich hat eher die Verpixelung von Markennamen auf den Privatklamotten genervt, aber das hat sich nach der Einkleidung ja vmtl. erledigt.
Ich finde es bisher gut gemacht und freue mich auf mehr! Ob es was bringt wird sich erst hinterher zeigen.
Noch eins zum Vergleich mit Werbung anderer Nationen. Da könnte man sich soooo viel gutes Zeug abgucken (z.B. NLD, SE), hatten wir hier auch schon x-mal diskutiert, aber das meiste würde einem in Deutschland sofort um die Ohren fliegen. Ich finde manchen Unternehmensfilm pathetischer als alles, was die BW sich trauen würde.
„Ein Unternehmen. 7.000 Jobs. 500 Berufe. Kein Job wie jeder andere. Jetzt einsteigen bei der Deutschen Bahn.“ Allein schon der Passus „kein Job wie jeder andere“ in Bezug auf den Soldatenberuf, seit Anfang der 70er undenkbar.
Naja
Bei 10 Grad minus mit nem anderen kerl mit einer durchgeladenen (scharfen) Waffe unter einer zeltplane übernachten war aber nicht bei.
Und der direkte Befehl bei der Wache sobalt dass gegenüber nicht antwortet ihn nach der 2. Anfrage zu erschießen auch nich.
332 pzgren bbl Wesendorf
ca 2001
Die Bundeswehr hat anscheinend Werbung für „Die Rekruten“ auch großflächig in Fitnessstudios platziert, Beispiel: https://www.instagram.com/p/BMSkvlkAlWS/?tagged=bundeswehr
@ Nathael | 02. November 2016 – 14:55
Absolut clever!
Hans Schommer
@ Nathael: besser bei McFit als bei McDonalds ;)
Auch ganz interessant ist, welches Video gerade auf Platz 1. der Youtube-Trends steht :D
Das Spiegel „Jugend“ Format Bento äußert sich so pseudo-kritisch dazu wie man es von der erzwungenst jugendlichen Veranstaltung in Deutschland seit des FDJ-Vorsitzes von Erich Honecker erwarten kann
Ich kann mich dem positiven Lob hier bzgl. der Machart der Videos nur anschließen. Auch ich wünsche den Machern viel Erfolg mit dieser Kampagne.
Gestolpert bin ich allerdings über den Satz im der gestrigen Folge „dann ist der erste Kopf schon ab“. Das sowas 2016 wieder durch rutscht überrascht mich. 2001 (Feldtagebuch) gab es für vergleichbares ne Menge Stress.
Aber getreu dem Motto „zeigen wie es ist“, hoffe ich es hat keine Konsequenzen.
Ich fand diese Kopfab-Szene interessant. Was ist justiziable Definition von „Kopfab“?
Es gab auch berechtigte Kritik an den bisherigen BW-Kampagnen zum Thema flotte Sprüche. Die bringen wenig…
Gibt es heute eigentlich noch Dialoge zwischen Ausbildern und Rekruten wie zu meiner Zeit in den Neunzigern .
Rekrut mit Händen in der Hosentasche. Frage Ausbilder : Haben Sie heute Geburtstag?
Antwort Rekrut : Nein Herr Stabsunteroffizier!
Ausbilder: Warum haben sie dann die Hände an ihrer Kerze!
@bonk | 02. November 2016 – 18:53
„Gestolpert bin ich allerdings über den Satz im der gestrigen Folge „dann ist der erste Kopf schon ab“. Das sowas 2016 wieder durch rutscht überrascht mich. 2001 (Feldtagebuch) gab es für vergleichbares ne Menge Stress.“
Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass bei einem Projekt dieser Größe etwas „durchgerutscht“ ist, oder?!
@AoR | 02. November 2016 – 19:10
„Ich fand diese Kopfab-Szene interessant. Was ist justiziable Definition von „Kopfab“?“
Ehrlich?!
Na gut, dann halt „justiziabel“:
Es handelt sich hier um die Androhung (denn erfolgt ist es ja nicht) einer sonstigen erzieherischen Maßnahme namens „Zurechtweisung“.
Also: alles i.O. (es sei denn jemand glaubt wirklich, dass der Ausbilder hier damit „gedroht“ hat jemanden tatsächlich zu köpfen und damit eine Strafe auszuüben, die in DEU bereits seit einigen Jahrzehnten verboten ist)!
Ich glaube sehr wohl, dass auch hier was durch rutschen kann. Der Grund dafür ist Uch recht einfach, nämlich Zeitdruck aufgrund von quasi ‚Echtzeit‘.
@Koffer: Nun das Militär ist einer Stigmatisierung unterlegen .. Es stünde der Soap ganz gut zu Gesichte den einen oder anderen der Rekruten einer dieser Maßnahmen zu unterziehen. Was droht einem da tatsächlich? Da gab es mal diese Spiegel Serie, die war interessant.
Alta:5 Digga:4 … Mann o mann.
@bonk | 02. November 2016 – 19:57
„Ich glaube sehr wohl, dass auch hier was durch rutschen kann. Der Grund dafür ist Uch recht einfach, nämlich Zeitdruck aufgrund von quasi ‚Echtzeit‘.“
Die Grundausbildung begann vor vier Wochen.
Ich wage zu bezweifeln, dass man mit solchen Videos den Personenkreis anspricht, der den Anforderungen des Einsatzes nicht nur gewachsen ist, sondern in ihnen seine Berufung sieht. Das Video zeigt zumindest keinen einzigen Grund, der die Bundeswehr für diese Menschen interessant machen könnte.
Nachdem ich die ersten drei Folgen dieser Serie geschaut habe, muss ich zugeben, dass ich dieses Projekt mit Skepsis betrachte.
Sicherlich wurde das Format der Serie auf Jugendliche ausgerichtet und sehr wahrscheinlich wird dieses Projekt einige Jugendliche überzeugen zur Bundeswehr zu gehen. Jedoch ist nicht zu übersehen, dass diese Serie nicht darauf ausgerichtet ist das „obere Drittel“ eines Jahrgangs anzusprechen.
Im Gegenteil, die Serie hat eine sehr oberflächliche Aufmachung und durch die versuchte Übermittlung der „Coolness“ kommt die Seriosität zu kurz.
Die potenzielle Elite eines Jahrgangs wählt seinen beruflichen Werdegang gemäß der Perspektiven und Potenzialen aus.
Die Serie übermittelt nichts dergleichen.
Folgt man dem Sprichwort: „Zeige mir deine Freunde und ich sage dir, was du für ein Mensch bist“ und verbindet dies mit den Inhalten der Serie, wo ein Matrose Alta und Digger sagt und eine Rekrutin Tränen in den Augen hat, da sie ihre Ohrringe abnehmen muss, wird offensichtlich, dass potenzielle Talente dadurch abgestoßen werden.
Diese entscheiden sich dann doch lieber für ein ziviles Studium oder eine ordentliche Ausbildung.
Somit ist davon auszugehen, dass durch solche Werbekampagnen die Quantität der Bewerber zunehmen kann, jedoch die Qualität dieser sicherlich abnehmen wird.
Für mich hat das ganze etwas von Berlin Tag & Nacht un ähnlichem, nur eben in Tarnklamotten. Wenn das die Zielgruppe der Bundeswehr / Marine ist, dann ist ja alles im Lack
@GBPKU
Ihre größte Nachwuchssorge hat die Bundeswehr ja nicht im Bereich der Offiziere, sondern bei den „Indianern“. Vom Abiturienten-Mannschafter müssen wir sowie Abstand nehmen, den kriegen wir nicht mehr in nenneswerter Zahl, Abschaffung der Wehrpflicht sei Dank. Wenn jemand genaue Zahlen hat, bitte her damit, aber ich meine auch so sagen zu können, dass die OPZ jährlich noch mehr als genug Bewerbungen kriegt. Als ich dort war, war die Aussage: 12.000 Bewerbungen, 3000 Zusagen, 2000 Einstellungen.
Nebenbei: Was das Bildungslevel der (sich bewerbenden) Mannschafter und Feldwebel angeht, sind wir, trotz kultupessimistischer Unkenrufe, anderen Nationen noch meilenweit voraus. Ein Blick nach Frankreich und in die USA wirken da doch ernüchternd.
So ganz nebenbei habe ich mal ein kurzes Video mit Flachbildschirm und Kühlschrank gemacht, schnell mit dem Handy. Weil es ja einige in dem Zusammenhang auch interessiert.
https://youtu.be/JVZ9naWw_xM
@Koffer | 02. November 2016 – 7:14
Nachdem der Hausherr die Antwort zu Ihrer ersten Frage bereits vorwegnahm, beschränke ich mich auf Ihre zwo Anmerkungen:
Zu 1. Im Wesentlichen ist den Ausführungen von GBPKU | 02. November 2016 – 23:02 beizutreten. Es handelt sich hier um Werbung. M.a.W. wird mit den bis dato gezeigten Bildern und Inhalten geworben, also eine Zielgruppe angesprochen. Die Inhalte und Machart der Webserie zeigen recht deutlich, welche Zielgruppe hier angesprochen werden soll. Zudem werden damit auch Erwartungen generiert – immer in Abhängigkeit, welches Etikett Sie auf eine Sache kleben. Es ist aber fraglich, wenn wesentliche Themen ausgeklammert werden (- und der [potenzielle] Einsatz von Streitkräften ist ihre Daseinsberechtigung; niemand braucht Streitkräfte, die nicht eingesetzt werden sollen/können), ob das dann erstmal angesprochene, zunächst angeworbene Personal auch bleibt, wenn es ernst wird.
Ein versimplifizierendes Bildnis:
Sie haben Flugangst, sind aber begeistert von Flugzeugtechnik. Während einer Air Show überzeugt man Sie, mal in einem ausgestellten Flugzeug Platz zu nehmen. Sie sitzen. Plötzlich rollt das Flugzeug zur Startbahn. – Meinen Sie nicht, dass Sie dann plötzlich das sehr starke Bedürfnis verspüren, möglichst schnell wieder den Flieger zu verlassen? Wären Sie eingestiegen, wenn Sie gewusst hätten, dass das Flugzeug gleich startet?
Man könnte das Bildnis noch ausbauen, indem plötzlich der Vorgesetzte während des Fluges Ihnen eine Waffe in die Hand drückt und Sie auffordert, auch noch aus dem Flugzeug zu springen. Er spricht irgendwas von Rettung von deutschen Staatsbürgern …
M.a.W.: Es ist immer ganz hilfreich, das Kind beim Namen zu nennen. Überdies kann eine selbstbestimmte, rationale Entscheidung (hier also für oder gegen den Dienst in den Streitkräften) immer nur auf Grundlage einer möglichst umfassenden Informationslage erfolgen.
Der BendlerBlogger hätte sicher hinsichtlich der Kommunikationsmittel und -Wirkungen der Serie einiges Interessantes anzumerken.
Ferner: Möglicherweise soll aber auch gerade die Wandlung vom verwirrten Zivilisten, (- ich bediene mich mal einer Szene:) der es kaum verkraftet, seinen Schmuck abzulegen,
bis hin zum (grund)ausgebildeten, organisierten und selbstreflektierten Soldaten gezeigt werden. Eben dies bleibt abzuwarten.
In diesem Zusammenhang wäre es interessant zu wissen, wie der Auftrag an das (sicherlich zivile) Produktionsteam lautet und wie viele Freiheiten man hier lässt und insb. wer die Endabnahme jedes Videos durchführt.
Zu 2.
Ich kann Ihrer Überlegung nicht folgen. Möglicherweise könnten Sie es dahingehend nochmal präziser fassen.
@GBPKU
Hatten sie erwartet konservativ-kleinbürgerliche Spießbürger im Anzug mit Hornbrille und Mittelscheitel dort einrücken zu sehen?
Alta und Digga
Erinnert mich an den Offizier des USMC, der jemand in Gangsta Look als Trash einordnete bis er einen seiner besten Manschaftsdienstgrade erkannte.
Vielleicht sollte die BW mal lernen was Rekruten etc. betrifft mit der Zeit zu gehen, die Zeit wo man nur an den Großen Vaterländischen denken brauchte sind vorbei
Was erwarten hier denn einige von Tag 1, philosophische Gespräche über die Ilias, Gerechtfertigter Krieg nach Augustinus?
Oder einfach administrative Einführung, Papierkrieg, Arbeitskleidung, etc.
Nebenbei gehen FWDL in Einsätze?
Zum Thema Bildungsstand der Rekruten dieser Serie.
Sollte mich nicht alles täuschen dann wird in dem Video eine Gruppe Rekruten der
VwdR 11 begleitet, Decksdienst oder vulgo auch Ziegen genannt.
Bei dieser Verwendungsreihe benötigt man keine Philosophen und Taktikgenies sondern Jungs/Mädels die anpacken können. Meine mich zu erinnern das der „typische“ Mannschaftssoldat Panzergrenadier auch ohne Abitur tauglich war.
Und @blücher hat es richtig erkannt wir haben genug Häuptlinge (auch wenn die es nicht gerne hören) aber uns fehlen Indianer.
Trennung:
Ich finde die Serie zielgruppengerecht und gut gemacht.
@ blücher
Ich stimme Ihren Ausführungen bezüglich des Mangels an „Indianern“ vollkommen zu.
Ich habe mich leider in den obigen Ausführungen unklar ausgedrückt.
Ich vertrete die These, dass man einen Jahrgang generell in drei Bereiche unterteilen kann: Das obere Drittel, das Mittelfeld und das untere Drittel.
Diese Unterteilung kann man bei den Absolventen der Hauptschule, der Realschule, des Gymnasiums und anderer Bildungseinrichtungen getrennt von einander vornehmen.
Die Klassifizierung in die einzelnen Bereiche sollte anhand von der Bundeswehr gewünschten Anforderungen erfolgen.
Dabei sollten sowohl die geistigen, als auch die physischen Fähigkeiten und Fertigkeiten, die moralischen Vorstellungen und die charakterlichen Eigenschaften eine Rolle spielen.
Wenn man die Absolventen, die ein Abitur, die Fachhochschulreife oder die mittlere Reife inklusive einer abgeschlossener Berufsausbildung vorweisen können außer Betracht lässt, ergibt sich ein „Pool“ an potenziellen Bewerbern, die für Mannschafts- bzw. Unteroffizierslaufbahn infrage kommen. Dabei lassen sich diese Bewerber in die oben dargestellten Bereiche innerhalb Ihrer Gruppe unterteilen.
Für die Bundeswehr sollte es vom großen Interesse sein Bewerber aus dem oberen Drittel zu rekrutieren. Denn diese Bewerber erfüllen schon zum Zeitpunkt Ihrer Einstellung ein großes Maß an den gewünschten Anforderungen und somit ist es vorteilhafter diese zu entwickeln und zu fördern. Wobei zu beachten ist, dass es viel einfacher ist die körperlichen Eigenschaften eines Soldaten zu verändern, als die ihm in die Wiege gelegten geistigen Fähigkeiten und durch seine Erziehung geprägten moralischen Vorstellungen.
In anderen Worten: Es ist z.B. einfacher einen Soldaten den ganzen Tag Sport machen zu lassen, als ihm Disziplin und die Vorstellung des Konzepts „Staatsbürger in Uniform“ verinnerlichen zu lassen.
Betrachtet man jedoch die übermittelten Inhalte der Serie „Die Rekruten“, so ist davon auszugehen, dass potenzielle Bewerber, die den gewünschten Anforderungen der Bundeswehr, vor allem im Hinblick auf die moralischen Vorstellungen und charakterlichen Einstellungen, entsprechen, von einer Bewerbung bei der Bundeswehr abgeschreckt werden. Sie können sich weder mit den dargestellten Protagonisten und somit erwarteten sozialen Strukturen identifizieren, noch wird durch die oberflächliche Aufmachung und der künstlich erzeugten „Coolness“ dem Anspruch der Seriosität Rechnung getragen.
Somit werden diese Bewerber die Bundeswehr im Hinblick auf ihr Potenzial und mögliche Perspektiven als gering einschätzen und stattdessen eine Ausbildung in einem anerkannten Unternehmen anstreben.
Dies gilt jedoch zu verhindern, da genau diese Bewerber einen höheren Mehrwert für die Bundeswehr liefern. Das benötigte Personal für die Auftragserfüllung lässt sich an der Produktivität der einzelnen Dienstposteninhaber messen. Abgesehen von einzelnen Einschränkungen, lässt sich generell feststellen, dass man auch mit wenig Quantität aber viel Qualität mehr erreichen kann, als mit viel Quantität und wenig Qualität.
So wird z.B. ein guter Gruppenführer in der Grundausbildung, der für 20 Soldaten verantwortlich ist, sicherlich eine bessere Ausbildung leisten, als zwei schlechte Gruppenführer, die jeweils nur zehn Soldaten ausbilden.
Zudem lässt sich feststellen, dass Bewerber mit einem hohen Potenzial ein hohes Ansehen in Ihrer heimischen sozialen Gruppe aufweisen. Dies führt zu einem Multiplikatoreffekt im Hinblick auf die Rekrutierung von Bewerbern in den
nachfolgenden Jahrgängen.
Jeder, der der Bundeswehr beitreten möchte wird sich zuerst in seinem persönlichen Umfeld einen Eindruck von dieser Institution verschaffen wollen. Dabei spielt das vermittelte Bild durch den Soldaten eine große Rolle bezüglich der Meinung des potenziellen Bewerbers über die Bundeswehr.
Es ist sicherlich vorteilhafter, wenn der Soldat eine gestandene Persönlichkeit darstellt, anstatt sich darüber zu beschweren, dass man im Dienst weder „Alta“ noch „Digger“ sagen darf und kein Schmuck zulässig ist.
Abschließend lässt sich daraus schlussfolgern, dass diese Serie sicherlich einen Teil dazu beitragen wird den Mangel an Personal bei der Bundeswehr kurz- und mittelfristig zu beheben. Jedoch ist es durchaus fraglich, ob dies auch langfristig der Fall sein wird und die Dienstposten auch mit dem geeigneten Personal besetzt werden.
@ThoDan
„Vielleicht sollte die BW mal lernen was Rekruten etc. betrifft mit der Zeit zu gehen….“
Ein Personaler aus der Wirtschaft sagte mir einmal, dass die Organisationen, welche „die Menschen dort abholen wo sie stehen“ etc., personalmäßig immer zu den Verlierern gehören würden. Die guten Organisationen würden große Aufgaben anbieten, hohe Ziele setzen und dadurch diejenigen anziehen, die den Willen haben, diese zu erreichen, und ihnen helfen in diese Richtung zu wachsen.
Er sagte auch, dass es darum gehe, die Träume derer anzusprechen, die man gewinnen wolle, und gute Leute träumen eben nicht davon, einen „Job“ zu machen, der wie jeder andere ist, und bei dem sie von ganz durchschnittlichen Menschen umgeben sind. Es wäre doch gar nicht so schwer, die Träume derer zu verstehen, die für den Einsatz zu gebrauchen sind. Man müsste nur einmal hinhören.
@ThoDan
Sicherlich erwartet man hier keine konservativ-kleinbürgerlichen Spießbürger. Jedoch sollte eine Marketingkampagne das geeignete Klientel ansprechen. Wieso dies nicht der Fall ist, lässt sich meinen obigen Ausführungen entnehmen.
Die Einkleidung läuft bei der Marine schon mal besser als bei der Lw.
Hoffentlich schauen unsere Kollegen vom BwDLZ Germersheim (Mainz) auch die Serie an.
Bin mal gespannt wie die SAZV dort in der Umsetzung läuft.
@GBPKU
Was sind denn ihre Kriterien bei der Einteilung von Menschen welche im Anschluß an die AGA in unterschiedlichen Verwendungen mit unzähligen Anforderungen ausgebildet werden?
Man kann Menschen Bilden und Ausbilden und man muss die nehmen, welche man bekommt. Ein Mix in den Charakteren und Wesenszügen ist ggf ebenfalls ein Vorteil.
Evtl legen wir ja auch für viele Verwendungen noch den falschen Schwerpunkt in den Voraussetzungen.
P.S.:
Jene welche in der AGA ankommen sind schon ausgewählt und das obere Drittel.