Jetzt offiziell: Deutschland bietet UN Hubschrauber für Einsatz in Mali an

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Nachdem bereits im Oktober absehbar war, dass Deutschland Hubschrauber in den UN-Einsatz nach Mali schicken wird, ist es jetzt offiziell: Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen haben den Vereinten Nationen Helikopter für die UN-Mission MINUSMA angeboten. Genauere Details sind in dem Schreiben nicht enthalten;  außer dem Hinweis auf MedEvac- und Unterstützungshubschrauber. Zuvor war schon klar, dass es sowohl Transporthubschrauber NH90 für die Evakuierung Verwundeter als auch Kampfhubschrauber Tiger (Foto oben) sein werden.

Das Angebot gilt bis Mitte 2018, und wie schon zuvor angekündigt, ist eine absehbare Ablösung durch andere Nationen Voraussetzung.

Zur Dokumentation aus dem Schreiben der beiden Minister mit Datum vom (gestrigen) Montag:

Die VN-Friedensmission MINUSMA ist unabdingbar für die Umsetzung des Friedensabkommens von Algier und den Schutz der Zivilbevölkerung in Mali. Die Bundesregierung hat sich daher entschlossen zu prüfen, wie der für 2017 drohende akute Engpass bei den Hubschrauber-Fähigkeiten nach dem Abzug niederländischer Hubschrauber aus der Mission durch die Entsendung eines deutschen Hubschrauber-Kontingents nach Gao aufgefangen werden könnte.
Diese Entscheidung wird für Deutschland nicht leicht umzusetzen sein. Die Bundeswehr verfügt über keine freien Hubschrauber-Kapazitäten, das heißt, diese müssen von ihren derzeitigen Aufgaben abgezogen werden.
Dennoch sind wir überzeugt, dass es geboten ist, den Vereinten Nationen unsere Unterstützung anzubieten. Deutschland beabsichtigt, möglichst nahtlos nach dem Abzug der Niederlande MedEvac- und Unterstützungshubschrauber mit zusätzlichen Soldatinnen und Soldaten für den Flugbetrieb nach Gao zu entsenden.

Als Voraussetzung für die Entsendung eines deutschen Hubschrauber-Kontingents im Rahmen von MINUSMA nach Mali 2017 betrachten wir das Vorliegen verbindlicher Zusagen anderer Mitgliedsstaaten, die Hubschraubergestellung im zweiten Halbjahr 2018 zu übernehmen. Die niederländische Erfahrung hat gezeigt, dass die Anforderungen des Einsatzes in Gao an Mensch und Material besonders hoch sind. Um die Durchhaltefähigkeit unserer Hubschrauberkräfte gewährleisten zu können, werden diese aus technischen Gründen nur bis zum Beginn des zweiten Halbjahres 2018 zur Verfügung gestellt werden können. (…)
Wir sind überzeugt, dass es für MINUSMA selbst, aber auch für die Einsatzfähigkeit unserer Truppen wichtig ist, dass die Kontingente regelmäßig abgelöst werden. Im Sinne der Transparenz und Berechenbarkeit möchten wir daher schon jetzt darauf hinweisen, dass Deutschland Ende 2018 auch andere derzeit MINUSMA zur Verfügung gestellte Teil-Fähigkeiten schrittweise abbauen wird, sodass auch hier rechtzeitig seitens der VN Vorsorge für eine Übernahme durch andere Nationen getroffen werden muss.

Interessant ist die Aussage, dass nicht nur die Entsendung von Hubschraubern befristet sein soll – sondern auch der Einsatz anderer Truppenteile. Offensichtlich soll ein dauerhaftes deutsches Engagement in diesem Einsatz, wie es in Afghanistan passiert ist, um jeden Preis vermieden werden.

Nachtrag: Im MINUSMA-Einsatz in Mali hat eine Heron-Drohne der Luftwaffe ihren ersten operationellen Flug hinter sich gebracht, berichtet die Bundeswehr:

Gao im Nordosten Malis am 1. November um 09.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit: Langsam beschleunigt der Heron. Das unbemannte Luftfahrzeug steigt auf zu seinem ersten operationellen Flug im Rahmen der UN-Mission MINUSMA.
Seit sechs Wochen wird der Heron aus vielen über Luft- und Landtransport angelieferten Einzelteilen zusammengebaut. Ebenso wird die dafür notwendige Infrastruktur geschaffen. Noch ist vor Ort nicht alles fertiggestellt. Die Voraussetzungen für einen regelmäßigen Einsatzflugbetrieb sind jedoch gegeben.

Unklar bleibt allerdings, ob dieser operationelle Flug auch schon eine erste Einsatzfähigkeit bedeutet – dafür, so hatte die Bundeswehr erst am Montag mitgeteilt, seien doch noch einige administrative Schritte nötig. Und ich warte ja noch auf die Aussage zur Auswertung der Heron-Aufnahmen: Zehn Soldaten gehören den Angaben zufolge der Heron-Staffel an; das dürfte wohl kaum Auswerter einschließen. Im Mai hatte der Kommodore des Taktischen Luftwaffengeschwaders 51 in Jagel, Michael Krah, die Auswertung der Luftbilder in der Heimat angekündigt.

Nachtrag 3. Oktober: Vielleicht habe ich es bisher übersehen: auch die französischen Streitkräfte beabsichtigen, im Zuge der Reorganisation ihrer Helikopter bei der Operation Barkhane in Mali Tiger und NH90 zu stationieren – ebenfalls in Gao:

1.2 Réarticulation GTIA –A avec Caïman / Tigre
La composition du Groupement tactique interarmes aéromobile (GTIA-A) de la force Barkhane a été remodelée pour moderniser la flotte et renforcer la capacité d’appui.
Les 17 hélicoptères du GTIA-A comptent 6 Puma, 4 Gazelle, et désormais 4 Tigre et 3 hélicoptères Caïman. Les Tigre permettent de compléter les moyens d’appui que nécessitent les opérations conduites au profit de nos partenaires.
Les hélicoptères du GTIA-A sont positionnés à Gao, centre de gravité géographique de la zone et peuvent ensuite être projetés au besoin sur des postes avancés comme Tessalit ou Madama.

Der Caïman ist die französische Version des NH90.  Das eröffnet doch interessante Perspektiven bzgl. technischer Kooperation und Synergie.

(Archivbild: Tiger-Kampfhubschrauber beim Kampfhubschrauberregiment 36 in Fritzlar)