Bundeswehr meldet Zuschauer-Rekord bei YouTube-Nachwuchswerbung
Für ihre Nachwuchswerbung auf dem YouTube-Kanal Die Rekruten meldet die Bundeswehr Rekord-Zuschauerzahlen. Teilweise wurden einzelne Clips mit Szenen aus der Grundausbildung neuer Soldaten mehr als eine halbe Million mal angeklickt. In den zwei Wochen seit dem Serienstart am 1. November hätten über 200.000 Nutzer den Youtube-Kanal abonniert, teilte das Verteidigungsministerium am (heutigen) Mittwoch mit:
Die kontrovers diskutierte Serie ist damit eines der erfolgreichsten Social Media Projekte in Deutschland. (…)
„Mit der Serie „Die Rekruten“ über die Grundausbildung auf YouTube haben wir offenbar einen Nerv getroffen. Ich finde auch die Debatte um die Serie wichtig. Denn die Bundeswehr mit ihrem grundgesetzlichen Auftrag ist ein Teil dieser Gesellschaft“, so Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin der Verteidigung.
Nach Angaben des zuständigen Sales Directors von Google Deutschland, Markus Hinz, ist das Angebot einer der am schnellsten wachsenden Branded Channels der letzten Jahre – übrigens getrennt von bisherigen Bundeswehr-Videoangebot auf dieser Plattform. Laut Verteidigungsministerium gab es bislang mehr als 40.000 Kommentare, täglich knapp eine Million Views und einen regelmäßigen Spitzenplatz der täglich neu eingestellten Videos in den YouTube Trends.
(Foto: Screenshot aus dem „Die Rekruten“-Video vom 15.11.2016)
ergo trotzt des hier diskutierten Optimierungspotentials ein voller Erfolg.
Man muss sich eben was trauen, dann hat man auch Resonanz.
Durchaus ein Format das man weiterführen könnte.
(Spezialausbildungen/Wettkämpfe/Einsatzvorbereitung etc.)
200000 Abonenten klingt wirklich toll. Eine halbe Millionen Klicks ist auch schön. Auch in meiner Dienststelle ist diese Serie sehr beliebt, allerdings war Truppenbelustigung nicht die Absicht und so ist es halt wieder ein Versuch, die ach so neuen Medien zu nutzen. Facebook, YouTube und Co. sind längst aus dem Fokus der Zielgruppe verschwunden. Wie will man das übertreffen? Haben wir bald ein Dschungelcamp? Schade um einen vielseitigen Beruf.
Der Wurm muss halt dem Fisch schmecken und nicht dem Angler.
Zumindest Reichweite hat die Kampagne erzielt. Hoffentlich wirkt sich das auch auf die Bewerbungslage aus. Denn auch wenn angeblich z.B. bei den Offizierlaufbahnbewerbern die Bewerbungslage stabil sein soll, aber fast 40% Bewerbungen von Frauen kommen, heißt das dann doch im Umkehrschluss, dass sich 40% weniger Männer bewerben.
Zielgruppe Mannschaften gut angesprochen, für Offiziere gibt es ja auch genug Videos (Pilot und so). Die Unteroffizier Laufbahn m.P. / o.P. ist meines Erachtens bisher sehr vernachlässigt, wenn man mal von einigen Leuchtturm-AVR absieht.
„Korrekt Grüßen und Pissen“ ist echtes Infotainment in Fleckentarn. Dumm bloß wenn der Ausbilder Pissoir mit Urinal verwechselt, kein Wunder, dass er wohl von den Rekruten nicht so richtig vertanden wird ;-)
Aus fachlicher Sicht gibt es zu der Serie eigentlich nichts anzumerken. Das Format ist für die angesprochene Zielgruppe richtig und selbst für ältere Zuschauer durchaus unterhaltsam.
Traurig, aber eigentlich nicht verwunderlich in diesem Land, sind die teilweise üblen Kommentare auf den Kanälen. Das die BW aber den Mut hat, auch mal neue Konzepte auszuprobieren (weil sie vllt auch nicht anders kann? ) finde ich gut. Habe selber als BW-Kameramann gearbeitet und kann sagen, dass für Kreative durchaus viel Spielraum herrscht.
Film, ab 3:58 – was hat der Soldat (2.v.li) da im Ohrläppchen? Ist das tatsächlich eine „hautfarbene Prothese“ für den ansonsten wohl getragenen Schmuck-„Ohrtunnel“?
Und nein – keine neue Anzugsdiskussion. Es ist mir völlig wurst, interessiert mich aber.
Hans Schommer
Wenn man doch nur wüsste, wie viele der 200.000 Abonnenten ohnehin Angehörige der Streitkräfte sind… oder waren.
Auch in den Liegenschaften der Bundeswehr wurde ordentlich die Werbetrommel gerührt.
Also nun muß ich doch noch einmal etwas schreiben- Kann sich hier jemand vorstellen, wie diese starkdeutschen Anschisse vor versammelter Mannschaft und laufender Kamera in Sachen individuelle Pflege der Privat-und Intimssphäre auf die Zielgruppe (Zuschauer) wirken ? Insbesondere auf die weibliche Zielgruppe ?
Ja Hans Schommer. Vollkommen richtig mit der Prothese.
Empfinde die Serie als äußerst unterhaltsam. Man fühlt sich gleich zurückversetzt. Selbst der Personen Querschnitt ist bis auf die Frauen und Wiedereinsteller der Gleiche.
Sehe zumindest keinen Unterschied zu den WehrpflichtIgen von „früher“.
Glaube allerdings nicht das durch die Serie auch nur einer mehr zur Bundeswehr geht.
Für ne Berufsarmee die die Besten haben will dürfte es eher abschreckend wirken.
@ klabautermann | 16. November 2016 – 16:17
Ja, kann ich: Realistisch! Wird keiner später sagen können „das war mir nicht klar, dass die hier so mit mir umgehen…“
Die Serie gibt einen Einblick in die Bundeswehr und es wird nicht mit Themen gegeizt, die potentiell abschreckend wirken können – und das ist auch gut so, mMn!
@Fussagenger
Ich hab mir jetzt auch einmal das Marschvideo mit dem „Schocktherapeuten“ angesehen.
Wissen Sie, was meine spontane Reaktion war ? Das ist NVA-Stil, aber nicht BW.
Selbst an der MUS in Plön hätte ich einen solchen Schocktherapeuten schon 1973 zur Nachschulung in Sachen Methodik der Ausbildung auf meine Kammer gebeten, die er dann ohne Öffnen der Tür anschließend verlassen hätte können.
An sich finde ich die Serie auch nicht schlecht. Zielgruppen gemäß eben.
Ich würde mir nur einen besseren Umgang mit Themen wie Tod, Verwundung und Psychische Belastung wünschen. Ein Special darüber zum Volkstrauertag wäre super gewesen.
@ klabautermann | 16. November 2016 – 16:42
“ … Selbst an der MUS in Plön hätte ich einen solchen Schocktherapeuten schon 1973 zur Nachschulung in Sachen Methodik der Ausbildung auf meine Kammer gebeten, die er dann ohne Öffnen der Tür anschließend verlassen hätte können. …“
Ich find die „Schocktherapie“ völlig i.O. – so unterschiedlich sind doch die Ansichten.
Hans Schommer
@Hans Schommer
Na ja, ich bin eben old school. Wahrscheinlich ist Ausbilden per Schocktherapie gaaaaaanz modern. ;-) Wunderbar auch dieser Schwerpunkt auf Formalien: der ganze „Haufen“ drei Glieder Vordermann ohne Tritt mit Vollgepäck per Alarmstart erst mal über die 5 km jagen Absolut sinnvoll auch die Ausrüstungs-Vollzähligkeitskontrolle nach dem Marsch und nicht vorher. Richtig packen, richtiger Sitz von Socken, Stiefeln, Hosen-und Tragegurt/Gepäck….alles unnötiger Krahm….hält nur unnötig auf….Dawei, dawei, gleich ist
es ja vorbei ;-) Na wenigstens haben die Ausbilder auch Gepäck getragen, allerdings keinen Stahlhelm – geradezu vorbildlich.
Ich habe letztes Wochenende in der Straßenbahn eine Diskussion von Angehörigen der Zielgruppe mithören dürfen. Also Aussagen zu den Frauen, hier nicht zitierfähig. Grundtenor: geil, hart ran genommen werden ist okay, Anforderungen liegen im Sport unter denen für eine 1 im Schulsport. Ich glaube die Serie kommt in der Zielgruppe an.
Ich bin ungedient, habe aber die vormilitärische Ausbildung als Lehrling durchlaufen. Der Ton war dort rauer und die Behandlung härter. Beispiel: wer beim 5000m Lauf zu den letzten 10 gehört hat und über der vorgegeben Zeit war, bekam eine Sonderausbildung auf der Hindernisbahn während die anderen schliefen. Ich weiß die Wehrlager waren sehr unterschiedlich, aber Schirgiswalde war hart und 3x 14 Tage auch für DDR Verhältnisse viel
@ klabautermann | 16. November 2016 – 17:19
Na gut – dann mal etwas tiefer in die Materie AGA (das stand mal für Allgemeine Grundausbildung). Ich hab das Thema „Marsch mit Gepäck“ als Chef und später als Kommandeur etwas anders gehandhabt/handhaben lassen, als im Film gezeigt. Erst mal wurde der erste Marsch erst in der vierten AGA-Woche durchgeführt. Da konnte man davon ausgehen, dass die Stiefel „eingelaufen“ waren. Daher gab es weniger Blasen und demzufolge auch weniger Ausfälle – nicht beim Marsch, sondern – viel wichtiger – durch Krankschreibung an den Tagen nach dem Marsch. Außerdem konnten sich dann alle auch mit ihrer Waffe organisieren. Tipps zum Packen des Sturmgepäcks – später Rucksack – gab es auch , z.B. „Höhe vor Breite“. Gepäckkontrolle bezüglich des Verpackungsplanes am Ende war Gesetz. Wer derb beschissen hatte, bekam einen Satz Gleitschutzketten (vom Lkw DB 2 t) reingepackt und durfte den Marsch auf dem Sportplatz wiederholen. Und zwar sofort im Anschluss oder – bei totaler Erschöpfung – am Folgetag (Samstag).
Die Ausbilder haben gar kein Gepäck getragen – wozu auch. Die hatten genug damit zu tun, sich um die Rekruten zu kümmern.
Ach so – als Chef und auch als Kommandeur hab ich bei der Dienstaufsicht auch weder Gepäck noch Helm getragen. Somit wäre ich bei Ihnen, werter Klabautermann, wohl auch „unter dem Türschlitz“ rausmarschiert.
Hans Schommer
Nachtrag: Die Ausbilder hatten das Funkgerät (SEM 35 oder 70) und ’ne San-Tasche am Mann.
Hans Schommer
@Groehlich | 16. November 2016 – 14:51
„(…)Facebook, YouTube und Co. sind längst aus dem Fokus der Zielgruppe verschwunden.“
Hier gilt wohl das Credo: „Eine starke Behauptung ist besser als ein schwacher Beweis.“ Obwohl, den Beweis sind Sie uns ja schuldig geblieben.
@klabautermann | 16. November 2016 – 16:17
Zumstimmung. Die (nicht selbstverständliche) Nicht-Hygiene der stillen Örtchen derart in den Fokus zu rücken, das hatte wenig Charme. Und dann auch noch der mehrfache Kameraschwenk auf’s Abort. Schamesröte pur, auch bei mir als Mann.
Kurzes Feedback aus der Zeilgruppe ;)
Ich hatte ja schon in dem Vorherigen Threat dargelegt, dass die Serie mich persönlich sehr anspricht.
In meiner Fachabiturklasse ist die Serie Dauerthema!
Es gibt nur positive Rückmeldungen. Die Serie ist jeden Tag Thema, sogar im Politikunterricht wurde drüber gesprochen und auch ein paar Folgen geschaut. Der Lehrer war erst abgeneigt fand es am Ende aber doch gut gemacht und unterhaltsam.
Einige könnten sich eine Karriere bei der Bw vorstellen, wenn zum Teil auch nur als zivile Angestellte als Techniker.
@ Severin | 16. November 2016 – 17:04
Also, der „Ernst des Lebens“ mit den Themen Tod, Verwundung und PTBS kam ja nun gerade im aktuellen Video von heute zur Sprache. Der in den letzten Tagen oft gehörte Vorwurf, damit würde sich nicht auseinander gesetzt, stimmt damit – zumindest seit heute – nicht mehr. Dass ein Dienst in der Bundeswehr mehr ist als ein großes Geländespiel, dürfte damit klargestellt sein. Und richtig so!
Was wäre eigentlich die Folge hätte es eigentlich wäre das Schockhandy Eigentum eines der Rekruten gewesen?
War das mit der Kamera legal?
Benutzt man immer noch die alte Aluminium Flasche?
@Klabautermann
Das sind ja Ausschnitte, gut möglich das dies nicht dabei war, aber einen guten Eindruck auf Packen des Rucksackes hat die anschließende Kontrolle nicht gemacht
Hab mich übrigens sogar auch letzte Woche beworben allerdings im zivilen Bereich …
Da ich leider nicht die Muße hatte zu promovieren wird es wohl bei dem Versuch bleiben, aber immerhin bin ich jetzt schonmal im „Karriereportal“ angemeldet :)
Ich verstehe nicht, warum das Thema „Sauberkeit der Toiletten“, hier so auf Ablehnung stößt.
Wirklich nervig ist, wenn man als Erwachsener (und als Vorgesetzter) anderen vermeintlich Erwachsenen erklären muss, dass Toiletten nach dem Gebrauch gereinigt werden müssen und wie sie gereinigt werden müssen.
Ich erinnere mal an die zahllosen oftmals witzigen Plakate selbst in den Toiletten von Kdo-Behörden und Ämtern, um darin zu erinnern, das nach der Benutzung des Urinals, der Spülknopf betätigt werden muss.
Insofern muss ich sagen, hat mich die oben verlinkte Folge „Tag 11“ voll überzeugt und emotional war ich insbesondere bei dem Stabsgefreiten wie er die Gruppe noch im relativ moderaten Ton „angeschissen“ hat, bezüglich der nicht ausreichend erfolgten Reinigung der Pissoirs.
(Ja, es ist ekelerrregend einen Lappen in die Hand zu nehmen und das Ding zu reinigen, aber es muss gemacht werden und irgendwer muss das den Rekruten auch mal erklären und einbläuen).
Eine Serie, um die Zielgruppe anzusprechen. Schnitt und Filmformat modern. Grundsätzlich ja in Ordnung. Aber – mangelhafte und unzureichende Leistungen der Protagonisten so zu veröffentlichen halte ich für äußerst gernzwertig. Das ist öffentliche Zur-Schau-Stellung, die die Beteiligten abqualifiziert. Wenn mir meine Kinder, Zielgruppe, sagen, dass die körperlichen Leistungen der Rekruten lächerlich sind, die Ausbilder eher abstoßend wirken und sie den Eindruck haben, dass die Bw hier wirkt, wie ein Auffangbecken derer, die ansonsten im Leben scheitern würden, dann sollte das zum Nachdenken anregen. Fazit: Leistung wird bei der Einstellung nicht gefordert – Wir nehmen jeden. Ist das das Ziel der Kampagne? Man kann aus so einem Format viel machen auch ohne die beteiligten Personen wie „Deppen“ darzustellen. Eine Nachjustierung wäre wünschenswert.
@js: Jetzt halten sie aber mal die Luft an. Keiner, aber auch keiner ist auch nur ansatzweise mit militärischen Strukturen vertraut. Schauen wir mal in vier Wochen, wenn die Ausbilder sich sicher sind dass 90% Tagesablauf Routine sein sollten.
Abgesehen davon, mit Bezug auf die Zielgruppe 18-25 Realschule und Vergleichbares sind die der Querschnitt der Generation. Und die haben den Drogentest bestanden ;)
Zuerst: In meinen Augen super Format. Jeder der sich mit dem Gedanken trägt, zur Bw zu kommen kann sehen, was auf ihn in der Grundausbildung zukommt.
Vom Format abgesehen lassen mich ein paar Sachen ratlos zurück: Nachtalarm um 14:00 mit künstlich verdunkelten Zimmern?! 5 km Marsch (in Worten fünf)?! Es hat sich anscheinend doch einiges geändert!
Und vielleicht kann das hier jemand erklären: Wieso durchlaufen Wiedereinsteller nochmals die Grundausbildung?
@js: Berti Vogts hätte jetzt wahrscheinlich gesagt: „Ich weiss ja nicht welches Spiel sie gesehen haben!“. Ich zumindest konnte keine „Deppen“ erkennen.
@js: Wäre es besser, wenn sie verschleiern, dass die meisten Rekruten Sportmuffel sind und die Sportausbildung nichts taugt? Ich war 08/09 bei den Jägern und einige junge Männer konnten nach 3 Monaten (!!!) AGA keine 5 sauberen Klimmzüge oder 2,5km beim Cooper-Test. Bei mir auf dem Gymnasium wär das in der 8. Klasse eine 3 im jährlichen Sporttest gewesen. Wir hatten untergewichtige Leute die am Morgen bei Gepäckmärschen oder bei kaltem und nassem Wetter schlapp gemacht haben usw… Nach 3 Monaten Militär…diejenigen die mit uns außer Dienst trainiert haben oder endlich mehr gegessen haben, wurden schnell besser, aber manchen war nicht zu helfen.
Ein Freund von mir war Unteroffizier im österreichischen Bundesheer und die mussten in den letzten Jahren die Mindeststandards auf 25 Liegestütz und 2,4km senken weil sie trotz Wehrpflicht so viele Sportmuffel kriegen und die in 6 Wochen Grundausbildung nicht mehr schaffen. Von Bekannten aus der Schweiz hör ich ähnliches und in Schweden sollen sie auch immer mehr Leute zurück stellen müssen, weil die zwar gesund sind aber mit 18-19 körperlich unterentwickelt sind.
PS: Die wenigsten von uns werden in neuen und stressigen Situationen gefilmt. WIr können uns also leicht einreden, dass wir besser dastanden als wir eigentlich sind ;)
@AoR 1. Der Ton macht die Musik, also Ruhe bewahren. 2. Hier werden Menschen öffentlich auf eine Art dargestellt, die nicht akzeptabel ist. Darum geht es. Das Erscheinungsbild der Rekruten mag sich in den kommenden Wochen ändern, aber bzgl. der ersten Folgen ist der Schuss raus. Das bleibt haften.
@Leser Bewusst mit „, weil ich überzogen habe. Aber wer einfachste Anforderungen nicht erfüllt, verkauft sich nicht sonderlich gut. Das kann man anders darstellen.
@Georg
Nach Benutzung des Urinals betätigt man die Spülung (hoffentlich funktioniert die), dann besorgt man sich einen Lappen (woher ?)und „wienert“ das Urinal (inkl. Spülknopf ?) ; Was passiert dann ? Dann wäscht man den Lappen ( wo und womit?) aus und anschließend wäscht man sich mit der zumeist nicht vorhandener Seife die Hände und benutzt das nicht vorhandene Desinfektionsmittel und trocknet sich die Hände mit den nicht vorhandenen Papiertüchern ? Die exhibitionistisch-verbale Analfixierung dieser sogenannten Ausbilder geht völlig an der eigentlichen Sache vorbei: Hygiene in Gemeinschaftsunterkünften. Stattdessen wird mit markigen Tönen mehrmals „Schamhaar“ und „Pissoir“ den Rekruten an den Kopf geworfen und zaghafte Einwände eines Rekruten in Sachen „läuft nicht ab“ werden einfach abgebügelt. Männer sind doch alle Schweine ! Hinsetzen wollen die sich nicht und im Stehen können die auch nicht korrekt pinkeln ?
– Schnitt –
Szene „Anklopfen, Eintreten, Gruß und Medldung“…..da hats mich beinahe aus dem Sessel gehauen. Drei bärbeißige Ausbilder lümmeln sich in dem Raum herum und zeigen den jungen Rekruten was so eine richtige militärische Harke ist.
Wundervolle Demonstration von „Ausbilden durch Vormachen und Führen mit Vorbild“.
Respekt, supermodern, so muß man mit diesen jungen Weicheiern und Warmduschern umgehen. Erläutern des funktionalen Kontext von formaler Disziplin ? Schafscheiß, das einzige was zählt sind die Dienstgradabzeichen und ansonsten gilt: „alles, was sich bewegt, wird gegrüßt; alles, was still steht, wird angepöhnt“.
Ganz großes Dressurreiterschulkino ! Gut gemeint und grottenschlecht gemacht.
@Marvin Nochmal, um es klarzustellen, mir geht es nicht um die Kampagne an sich, die ist in Ordnung, es geht um die Art und Weise. Es gibt aber neben den sportlich eher weniger interessierten Menschen auch ganz viele, die äußerst leistungsfähig sind. Mangelhafte Leistungen muss man aber nicht öffentlich zur Schau stellen, da sie zur Belustigung beitragen. Das ist nicht nötig und wird dem Menschen nicht gerecht.
Die Serie zeigt zumindest, dass wir dringenden Nachsteuerungsbedarf bei der didaktischen/fachlichen Ausbildung haben. Die Zeiten, in denen erfahrene Mannschafter Hilfsausbilder in der AGA sind, sollten wir spätestens ab jetzt überdenken – ein Trend, der sich allerdings schon länger abzeichnete.
Gleiches gilt m.E. nach übrigens auch für die Ausbildung der Feldwebel. Ich weiß nicht, wie das nach Marinestandards ausschaut, aber das Bild, welches die Oberbootsmänner da abliefern, ist für mich als Heeresmokel streckenweise kurz vor erbärmlich und entspricht eher einem 1980er Herrschaftsdünkel als denn Führercharakter – siehe die angesprochene „Grußausbildung“.
So, nun muß ich mal mit diesen Sport-Mythen aufräumen.
Kleine Geschichte von 1971: der frisch gebackene Klabautermann-Aburent zieht zum 01.06. (!) zusammen mit 30 anderen Aburenten als GWDL beim JägerBtl 42 in K assel ein. Alles Aburenten – wie damals üblich – mit 13 Jahren Schul- und meistens auch Vereinssport auf dem jungen Buckel. Der Klabauter war ein ziemlich guter Sprinter und Springer, Langlauf war nicht ganz sein Ding, ging aber auch. Schwimmen war sein Ding und zwar Strecke. Nach drei Monaten intensiver infantristischer Ausbildung mit viel „Gelände“ und jeden Morgen 5 km „Langlauf“ zunächst im Sportanzug und zum Schluß mit vollem Kampfgepäck und Abschlußrunde über die Hindernissbahn konnte er zwar 20-30 km pro Tag voll bepackt durch das Fulda-Gap marschieren ohne umzufallen, er bekam beim Weitsprung den Arsch aber nicht mehr über 4 Meter hinaus, weil Sprunggelenke im selbigen. Dieses Theater ging dann noch 6 Monate so weiter – mittlerweile kannte man jeden Mauslwurf im Fulda-Gap beim Vornamen – und dann gelang dem Klabauter der „Absprung“ zur Marine trotz kaputter Sprunggelenke.
Leichtathletische Leistungsfähigkeit und infantristsische Leistungsfähigkeit sind imho zwei getrennte Paar Schuhe. Entscheidend ist, dass man die infantristische Leistungsfähigkeit von Rekruten eben nicht durch Gruppenschocktherapie versucht zu formen, sondern durch Leistungsgruppenförderung, weil man sonst u.U. mehr kaputt macht als erreicht. Und auch wenn der Beadrf der Marine an infantritischer Leistungsfähigkeit nicht sehr groß ist, sollte man einen 20 km Marsch etwas physiologisch professioneller organisieren als in dem Video gezeigt.
@marvin
und das schlimme an der sache mit dem sport ist ja dass es so verdammt einfach ist. Bei uns gab es bei den Grennis einen frei zu benutzenen Kraftraum. Da hat man sich schlicht zusammengefunden und ist nach dem Dienst pumpen gegangen. Bei 5 mal die Woche und dem entsprechendem Gruppenzwang ist man nach etwa 3 Monaten fit. Und wenn man es richtig macht, gibt es noch nichtmal Muskelkater. Und wenn gesagt wird die Leute klappen schon bei 5 km zusammen ist dass erschreckend. Der höhepunkt in unserer Grundausbildung war ein 30km Marsch in 6h mit Gepäck. Wohlgemerkt normaler Wehrdienst als PZ Gren 2001 !
@Voodoo
Zustimmung – aber wir sind ja auch Old School ;-)
Das Problem mit wirklich guten Grundausbildern ist aber nun wahrlich kein neues, da die wirklich guten die man in der GA bräuchte um den jungen Kameraden als Vorbild zu dienen in den meisten Fällen nicht Willens sind alle paar Monate immer das Gleiche zu erklären. Vom Standort Parow (kurz vor Polen und nix los) mal ganz zu schweigen. Also nimmt man entweder diejenigen die sich nicht wehren (die haben dann oft keinen Bock auf den Job und zeigen es auch) oder die die halt nicht die Besten sind.
In meiner GA haben mir Soldaten die Marine erklärt, die selber im besten Fall 6 Monate zur See gefahren sind und das war und ist leider kein Einzelfall.
@klabautermann: Sie bestätigen ja, dass die Sportausbildung nicht besonders gut darin ist, Rekruten auf den Landser-Alltag vorzubereiten. Heutzutage sind die Rekruten aber weniger sportlich als in den 70ern und tun sich noch schwerer.
@ klabautermann
Eigentlich erschreckend, denn der Voodoo sollte erst annähernd dreißig Jahre nach dem klabautermann zum Heer einrücken… ;-)
Aber wie sagten meine Teenie-Neffen neulich so schön: „Oldschool“ ist fast schon wieder „In“.
@marvin
Ja, das ist eben so. Das muß man eben im Rahmen der Ausbildung professionel berücksichtigen und nicht als „beklagenswert“ ignorieren.
@Voodoo
Na ja, Marine und infantritische „Landkampfausbildung“ war schon immer ein büschen verdwarst.
Der LtzS Klabautermann durfte 6 Monate an der MUS als „Oberausbilder“ (Inspektionsoffizier) mit Neigungsfach Landkampf und Formaldienst im allgemein-militärischen Maatenlehrgang so seine Erfahrungen sammeln. Schon beim vorangegangen Zugführerlehrgang hatte ich so den ein oder anderen fachlichen Dissenz mit den Landkampf-Ausbildern („gestandene“ 76er-UOmP). Als Oberausbilder habe ich mich da nicht mehr aus Dissenze eingelassen, sondern schlicht und einfach von Vorne geführt mittlels vorbildlichem Vormachens….sehr zum Unmut der „Herren PUO“ natürlich, denn nun mußten die auch – genau wie die AzuBi – volles Gerödel tragen wenn es zum Landkampf ins Gelände ging. Und als ich dann das in Reih und Glied aufgebaute Zweimannzeltbiwak wieder abbauen ließ und den Maatenanwärtern gezeigt habe wie ein professionelles Biwak gebaut wird, da war dann der Bock fett und es kam zum Showdown beim Lehrgruppenkommandeur. Dat war gestandener Seeoffizier und in fachlichen Landkampffragen zog er dann immer den Verbindungsoffizier des Heeres an der MUS zu Rate (OTL der Jägertruppe). Das Ergebnis des show-down können sie sich denken ;-)
Marine und Landkampf……ein seeeeehr altes Thema: zwei Welten prallen aufeinander.
Leser | 17. November 2016 – 10:16
Weil an der MTS die AGA in den einzelnen VwdR nicht nur eine allg. militärische Ausbildung ist, sondern eine Kombination aus o. g. mit der fachl. Grundausbildung.
z. B. Antriebstechnik /Elektrotechnik/Schiffsbetriebstechnik etc.
Dieser Spagat, in der begrenzten Zeit (3 Mon) hat in den letzten 30 J immer wieder zu Verwerfungen geführt. Mal war es wichtig mehr fachl. Anteile zu vermitteln, dann waren es mal wieder die rein militärischen, ein ständiges Hin & Her bei gleichzeitiger Zunahme von Lehrinhalten die eigentl. vermittelt hätten, müssen, können, unter gleichzeitig zunehmender Komplexität techn. Systeme, Anlagen und Geräte. Mixen sie das ganze noch mit abnehmender körperlicher Leistungsfähigkeit und abnehmender Leidensfähigkeit dann haben sie nur ein paar der Faktoren angesprochen die das Leben an Bord für die Protagonisten und deren zukünftige Kameraden an Bord äußerst spannend machte. Zum Thema MTS Paarow und der Ausbilder sage ich mal besser nichts. Ich selbst war noch in Brake und Kiel, Glück gehabt!!
@Klabautermann Das mit dem Landkampf bei der Marine können wir hier natürlich nicht so stehen lassen, auch wenn es das Oberthema eher nicht betrifft. Sowohl in den Marinesicherungsbataillonen, als auch im SeeBtl wurde/wird professionelle infanteristische Ausbildung geleistet. Nicht im geringsten steht diese qualitativ hinter den Verbänden des Heeres und der Luftwaffe zurück, vielleicht sogar davor?. Ja, ich habe in den AusbEinr auch Ausbilder mit geringerer Qualität erleben dürfen, in den Kampfverbänden sieht das aber anders aus. Also – Marine und Landkampf geht, und wie ;o)
@Dante: Ja, die Schwächen vieler Rekruten könnte man wirklich ganz einfach beheben. Kraftraum konnte man bei uns während der AGA leider nur unter Aufsicht benutzen. Wir haben zusätzlich Feierabend 3 mal die Woche Kreuzheben, Bankdrücken und Klimmzüge gemacht und an den anderen Tagen Autos am Parkplatz geschoben weil die Füße bei den meisten recht schwach waren. Und eben den Leuten erklärt, dass man zum Frühstück mehr als eine belegte Semmel mit Kaffee essen soll. Da hat sich mancher zwar überwinden müssen, aber den meisten war zu dem Zeitpunkt klar, dass sie es mit ihren 70kg schwerer als die großen Jungs haben.
Aber Klabautermann hat ja gut beschrieben warum das die BW nicht kann: Jahrzehntelang wurden fitte und sportliche Leute eingezogen und die wurden dann solange gedrillt bis die Leistung passte auch wenn mal ein Sprunggelenk durch ist. Nur sind heute die Leute unsportlicher und man trägt trotz leichterer Materialen mit der Schutzweste und zusätzlichen Elektronik im Endeffekt doch seine 14kg extra durch die Gegend.
@klabautermann: Ich bin sicher nicht dafür, dass man das Thema ignoriert und so tut als könnte man daran nichts ändern. Im Rahmen dieser Serie und dem Umstand dass es sich um Marine-Techniker handelt, finde ich es aber OK, da die Realität auch in grünen Verwendungen nunmal so ist
Es wurde of gesagt das ein Rückkehr zur Wehrpflicht sinnlos ist weil man dann zu viel „Deppen“ bekommt die man mühsam ausbilden muss und dann eh wieder verliert.
Wenn ich mir die Truppe in den Video’s anschaue, kann ich wie gesagt keinen Unterschied erkennen.
Eher schlimmer, weil die BW auf diese Leute angewiesen ist.
Irgendwie dachte ich auch das der Fitnesstest VOR Einstellung gemacht wird, und nicht erst wenn man bei der Truppe ist.
Alles in allem kann ich NIX erkennen was einer Berufsarmee (wir wollen die Besten haben) würdig wäre.
Es ist genauso, eigentlich nur schlimmer, wie alle Wehrpflichtigen kennengelernt haben.
Und das ist ja gar nicht so lange her…
PS: mir ist ein Mannschafter als Hilfsausbilder alle mal lieber gewesen als ein frisch gebackener Fähnrich von der Uni. Die waren schlimm!
@js
Au weia, da bin ich wohl in ein Fettnäpfcen getreten ;-)
Ich wollte weder den Marinesicherern noch den SeeBataillern zu nahe treten.
Also reduziere ich meine Kritik auf die imho mangelhafte infantristische Professionalität in der allgemein-militärischen Ausbildung bei der Marine – zufrieden ?
Allerdings frage ich mich, wieviel „Landkampf“ denn tatsächlich im SeeBtl noch praktiziert wird. Objektsicherung/-schutz (Schiffe/Boote/Hafenanlagen), Boarding/Evakuierung etc. hat doch sehr wenig mit Landkampf im ursprünglichen Sinne zu tun.
@ht_
Aus gutem Eisen macht man keine Nägel.
Die he
Was sie wollen ist ja interessant, und wie wir alle Wissen ist die Jugend von heute, faul verkommen, schlägt die Beine übereinander, respektiert keine Autorität usw.
http://www.bildungswissenschaftler.de/5000-jahre-kritik-an-jugendlichen-eine-sichere-konstante-in-der-gesellschaft-und-arbeitswelt/
Mit anderen Worten seit Generationen betont die BW man wäre hier nicht bei Wünsch dir was und hinkt der Zeit traditionell hinterher.
Also mit allem angemessene Respekt:
Das ist Militär kein Wunschkonzert liebes BW Establishment, also werden Sie kompetent, lernen Sie zeitgemäß zu führen und ihre Aufgaben zu erfüllen.
@klabautermann Das Aufgabenprofil im SeeBtl bedarf sehr wohl einer umfangreichen InfAusb. Zwischen dem Gefecht im urbanen Terrain und dem Vorgehen an Bord gibt es viele Schnittmengen, und die KEK bewegt sich mit ihrem Profil auch weiterhin im Bereich der Infanterie.
@Dante
Das Problem hatten wir nie und die Zeit dafür auch nicht.
@Klabautermann
das in Reih und Glied aufgebaute Zweimannzeltbiwak
Das soll doch ein Scherz sein oder?
Ich fand mein Heeresbiwak schon von fragwürdigem Nutzen, weil so ziemlich alles betreffs Ausbildung des Shelter/Schlafsystems ausser wie baut man die Dackelgarage, . fehlte , Bodenlage – Isolierung nach Unten, Windrichtung, Wetter, Witwenmacher…
…… und die Hauptbeschäftigung bestand im Sammeln von Holz für sehr sichere(Brandgefahr) und wenig nützliche „Lager“feuer.
Aber die Garagen in Reih und Glied, Nein.
Eine Frage zur Einordnung: Müssen Hilfsausbilder eigentlich irgendeinen Lehrgang absolvieren, der sie auf ihre Tätigkeit vorbereitet?
@ThoDan
Ne, war leider kein Scherz, sondern „gelebte Praxis der Landkampfausbildung“ damals an der MUS.