Ergänzung zum A400M: Deutschland und Frankreich wollen gemeinsam Hercules betreiben

The Airbus A400M, the RAF’s future transport aircraft

Zur Ergänzung der geplanten Flotte von Airbus A400M-Transportflugzeugen wollen die Streitkräfte Deutschlands und Frankreichs gemeinsam kleinere Maschinen des US-Typs Hercules C-130J betreiben, die im Gegensatz zum Airbus auch auf kleineren Pisten starten und landen können. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und ihr französischer Kollege Jean-Yves Le Drian unterzeichneten am (heutigen) Dienstag eine entsprechende Absichtserklärung. Die vier bis sechs Flugzeuge des US-Herstellers Lockheed Martin sollen in Frankreich stationiert werden, zusammen mit den französischen Maschinen des gleichen Typs.

Von der Leyen hatte erst vor wenigen Tagen angekündigt, dass noch im Herbst eine Entscheidung fallen werde, wie die Bundeswehr eine absehbare Lücke schließen will: Von den neuen A400M-Transportern sind nicht nur zu wenige ausgeliefert; wenn im Jahr 2021 die letzten der derzeit genutzten Transall-Transportflugzeuge außer Dienst gestellt werden, fehlt der Luftwaffe eine Maschine für Operationen auf kleineren Flugplätzen. Luftwaffeninspekteur Karl Müllner hatte sich für die Beschaffung von Hercules-Flugzeugen insbesondere für die Einsätze von Spezialkräften und für Evakuierungsoperationen stark gemacht; allerdings hatte er mehr als die sechs Maschinen vorgeschlagen.

Aus einer Information des deutschen Verteidigungsministeriums an die Obleute des Verteidigungsausschusses:

Im Bericht des Bundesministeriums der Verteidigung vom 6. Juni 2016 zu den Perspektiven des Lufttransports hatten wir angekündigt, im Bereich des Lufttransports bei eingeschränkter Infrastruktur Kooperationen unter anderem mit Frankreich zu prüfen. Ziel ist dabei der gesicherte Zugriff auf geeignete Ressourcen vordringlich im Rahmen der nationalen Krisenvorsorge.
Hierzu haben die Bundesministerin der Verteidigung und ihr französischer Amtskollege Le Drian heute in Paris eine sog. Declaration of Intent über die Zusammenarbeit im Bereich des taktischen Lufttransports unterezeichnet. (…)
Konkret haben die beiden Minister vereinbart, den Aufbau einer deutsch-französischen Lufttransportstaffel mit Transportflugzeugen vom Typ C-130J, stationiert in Frankreich und mit Frankreich als Rahmennation, zu prüfen. Wir versprechen uns davon erhebliche Synergieeffekte.
Dabei bleibt die Fähigkeit zur Planung und Durchführung nationaler Missionen in einem Einsatzgebiet im Rahmen der Krisenvorsorge selbstverständlich erhalten. Hierfür ist nach den gegenwärtigen Bedarfsprognosen an den Betrieb von vier bis sechs deutschen Luftfahrzeugen in der gemeinsamen Lufttransportstaffel gedacht. Eine solche Staffel könnte ab dem Jahr 2021 einsatzbereit sein.

Mit anderen Worten: Das ist noch in einer sehr frühen Phase, mit der Declaration of Intent. Und ein Betrieb auch der deutschen Hercules in Frankreich bedeutet, dass nicht – wie hierzulande oft erhofft – ein deutscher Flughafen mit deutschen Technikern und deutscher Infrastruktur dafür vorgehalten werden dürfte. Frankreich betreibt ja ohnehin schon mehrere Maschinen dieses Typs eines ähnlichen Typs.

Nachtrag: Ein kundiger Leser weist mich darauf hin, dass Frankreich bislang C-130H betreibt, bislang noch keine C-130J; und dass sich die Technik in wesentlichen Punkten unterscheide. Das würde also bedeuten, dass beide Länder gemeinsam dann die Juliet kaufen und betreiben, also auch dafür neue Technik und ausgebldetes Personal brauchen.

(Archivbild 2010: Vorne ein A40M, in der Mitte eine Hercules C-130J, dahinter eine C-17 bei der Royal Air Force – Andrew Linnett/Crown Copyright)