Mehr ‚Tiger‘ einsatzbereit – aber: EU-Battlegroup oder Mali?

Der Besuch von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen beim Kampfhubschrauberregiment 36 ‚Kurhessen‘, dem einzigen der Bundeswehr, am (heutigen) Dienstag sollte vor allem eines klar machen: Nachdem die Bundeswehr in den vergangenen Jahren immer wieder eingestehen musste, dass es um ihre Helikopter nicht zum besten steht, ist jetzt Land in Sicht. Steigende Zahlen bei den vorhandenen wie vor allem bei den einsatzbereiten Hubschraubern.

In der Tat, im Vergleich zu den Vorjahren stehen die Tiger-Kampfhubschrauber bei dem Regiment in Fritzlar in Nordhessen richtig gut da. Von der Leyens Ministeriale hatten, nachdem am Vortag die Süddeutsche Zeitung eine Bundestagsdrucksache mit ähnlichen Informationen aufgegriffen hatte, für den Besuch auch mal eine kleine Übersicht vorbereitet:

Einsatzbereitschaft TIGER
Juni 2015
Verfügungsbestand: 24
Einsatzbereit: 5 entspricht ca. 20 %
Juni 2016
Verfügungsbestand: 27
Einsatzbereit: 13 entspricht ca. 48%

Das ist sicherlich eine deutliche Steigerung, zu der man allerdings etwas anmerken muss:

• Vom Verfügungsbestand 27 sind derzeit bei dem Regiment in Fritzlar 22 Hubschrauber vorhanden – die übrigen werden z.B. für Schulungszwecke genutzt, sind also in dem Sinne nicht für einen Einsatz bereit

• Aus der Gesamtzahl 27 (oder 22) muss man die berücksichtigen, die den neuesten Rüststand Asgard (Afghanistan Stabilization German Army Rapid Deployment) haben – und das sind beim Kampfhubschrauberregiment exakt zwölf Stück, von denen derzeit acht einsatzbereit sind. Denn nur diese Konfiguration ist derzeit dafür vorgesehen, in einen möglichen Einsatz zu gehen, zum Beispiel

• für die EU-Battlegroup im (laufenden) zweiten Halbjahr 2016, zu dem die Bundeswehr ein so genanntes Air Weapons Team, eine Einheit mit zwei Kampfhubschraubern, gemeldet hat. Zwei jederzeit einsatzbereite Kampfhubschrauber bedeuten allerdings, dass auch mindestens eine Reservemaschine bereitstehen muss.

• Der limitierende Faktor für Einsätze ist allerdings derzeit eher die Zahl der Piloten, pardon, Luftfahrzeugführer. Zehn gelten derzeit als combat ready, mit mehr als 100 (realen) Flugstunden auf dem Tiger; die im Simulator kommen hinzu. Nach dem Muster des Einsatzdes der Hubschrauber in Afghanistan müssen sechs der zehn für eine mögliche Mission der EU-Battlegroup bereit gehalten werden.

• Vielleicht wird alles aber auch noch ganz anders – wenn nämlich die niederländischen Apache-Kampfhubschrauber im UN-Einsatz in Mali, die zum Jahresende abgezogen werden, doch durch deutsche Kampfhubschrauber ersetzt werden müssen. In diesem Fall ließe sich die Meldung zur EU-Battlegroup wohl nicht aufrechterhalten.

Nach diesem möglichen Mali-Einsatz wurde die Ministerin bei ihrem Besuch in Fritzlar natürlich auch gefragt. Und wie zuvor schon ihr Sprecher schloss sie ihn nicht von vornherein aus – auf jeden Fall äußerte sie sich zu dem Thema moderater als zuvor Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der den Gedanken ziemlich weit von sich gewiesen hatte.

Das Statement der Ministerin, die Fragen und dabei natürlich auch die Aussage zum Thema Mali zum Nachhören:

vdL_Fritzlar_09aug2016