NATO-Verteidigungsminister beschließen Bataillone für den Osten

Exercise Anakonda 2016: Bridging the Gap

Eine Überraschung ist es nicht, aber jetzt ist es offiziell: Die NATO wird vier ständig rotierende Kampfbataillone in den Osten des Bündnisgebiets schicken, davon eines unter deutscher Führung und mit wesentlichem deutschen Anteil. Diesen Beschluss fassten die Verteidigungsminister des Bündnisses am (heutigen) Dienstag bei einem Treffen in Brüssel, wie NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg mitteilte:

“NATO will deploy by rotation four robust multinational battalions to Estonia, Latvia, Lithuania and Poland. And I welcome the commitments made by many Allies today to contribute,” said the Secretary General. He stressed that this sends a clear message that if any Ally is attacked, the whole Alliance will respond as one.

Die Allianz sieht diesen Beschluss, mit dem den östlichen Mitgliedsländern die Rückversicherung des ganzen Bündnisses gegenüber Russland demonstriert werden soll, nach Stoltenbergs Worten als eine Fortsetzung der auf dem NATO-Gipfel in Wales 2014 beschlossenen Maßnahmen. Darüber hinaus seien weitere Aktivitäten im Südosten des Bündnisses, in der Schwarzmeerregion, geplant. Auch die Vorausstationierung von Ausrüstung und Gerät soll weiter vorangetrieben werden.

Der Kern für die vier Bataillone in Estland, Lettland und Litauen sowie Polen mit jeweils bis zu rund 1.200 Soldaten wird von den USA, Großbritannien und Deutschland in Estland, Lettland und Litauen gestellt; als weitere Nation für das Bataillon in Polen ist Kanada im Gespräch. Dafür plant das nordamerikanische Land, erneut Truppen in Deutschland zu stationieren und von hier aus die ständig wechselnden Einheiten an der NATO-Ostflanke zu stellen.

Neben den Rahmennationen sollen weitere Bündnispartner zu den rotierenden Battaillonen beitragen. Allerdings werden die USA ihre Einheit zum größten Teil eigenständig stellen. Großbritannien plant nach Angaben von Verteidigungsminister Michael Fallon einen Anteil von 700 Soldaten. Deutschland stellt sich nach den Worten von Heeresinspekteur Jörg Vollmer darauf ein, für sein Bataillon in Litauen mindestens 600 der 1.200 Soldaten zu stellen – das würde neben einer Stabs- und Versorgungskompanie voraussichtlich zwei Kampfkompanien bedeuten.

Die Einheiten sollen künftig für sechs bis neun Monate in ihrem Partnerland an der Ostflanke bleiben. Vorgesehen sind einsatzbereite Kampfverbände, die mit den Truppen des Gastlandes ständig üben und nach ihrer Phase dort mit ihrem Gerät vollständig abziehen und durch einen anderen Kampfverband ersetzt werden. Die vier Bataillone werden nach den Worten des NATO-Generalsekretärs unter dem Kommando der Allianz stehen, nicht unter nationalem Kommando.

(Foto: Soldaten der 2nd Cavalry der US-Armee überqueren am 8. Juni 2016 mit ihrem Stryker-Schützenpanzer eine Schwimmbrücke, die von deutschen und britischen Pionieren im Rahmen der Übung Anakonda 2016 auf der Weichsel nahe der polnischen Stadt Chelmno errichtet wurde – Staff Sgt. Raymond Boyington/362nd Mobile Public Affairs Detachment)