Problemflieger A400M: Deutschland setzt auf Hoffnung und Verbündete
Beim problembehafteten neuen Militärtransporter A400M wollen Verteidigungsministerium und Bundeswehr ebenso wie die Herstellerfirma Airbus Defence&Space am Programm für das Flugzeug festhalten. Ein Programmabbruch komme nicht in Betracht, hieß es am (heutigen) Dienstag aus Regierungskreisen in Berlin. Nach Angaben von Luftwaffen-Inspekteur Karl Müllner vor Abgeordneten rechnet die Truppe für dieses Jahr mit der Auslieferung von vier bis sechs Maschinen, darunter ein Flugzeug mit Selbstschutz-Ausrüstung für taktischen Flugbetrieb – aber eine Auslieferungsplanung von Airbus gibt es bislang nicht. Die absehbaren Lücken bei der nötigen Lufttransportleistungen sollen durch Kooperation mit Verbündeten, gegebenenfalls auch durch Mietmodelle überbrückt werden.
Die Luftwaffe hat bislang drei A400M erhalten, die allerdings nur eingeschränkt einsetzbar sind: Aufgrund von Problemen mit dem Propellergetriebe (Propeller Gear Box, PGB) müssen einzelne Maschinen, in Deutschland ebenso wie in anderen Ländern, alle 20 Flugstunden in eine PGB-Inspektion und können damit für längere Flugstrecken ins Ausland nicht eingesetzt werden. Außerdem sind in Rumpf-Mittelteilen Risse aufgetreten, deren Beseitigung für jede bereits ausgelieferte Maschine bis zu sieben Monaten dauern kann. Darüber hinaus muss die Bundeswehr das Problem angehen, dass mit dem endgültigen Auslaufen der (bereits verlängerten) Nutzung der betagten Transall-Transportflieger Ende 2021 Maschinen für kleine, unbefestigte Flugplätze fehlen, auf denen der A400M nicht landen oder nur schwierig entladen werden kann.
Nach Angaben aus Regierungskreisen zeichnet sich bei überschlagsmäßiger Kalkulation, also noch ohne konkrete Zahlen, ein technischer Engpass beim Lufttransport für die Jahre 2018 und 2019 ab, bedingt vor allem durch das Getriebeproblem. Dieser Engpass soll durch verstärkte Nutzung kommerziellen Lufttransports teilweise umgangen werden – bereits jetzt würden ja 80 Prozent der Transportleistung mit angemieteten zivilen Flugzeugen erbracht. Beim militärischen Lufttrsport, der nicht kommerziell zu bekommen sei, könnten eine stärkere Inanspruchnahme der Leistungen des European Air Transport Command (EATC) in Eindhoven, vor allem aber Abkommen mit befreundeten Staaten zur Anmietung von Lufttransport eine Lösung sein: Dafür sollten von Großbritannien Frachtflieger des Typs Airbus A330, von Frankreich und den USA Militärtransporter vom Typ Hercules C-130 angemietet werden. Auf jeden Fall solle eine gemeisame europäische Lösung Vorrang haben – nicht nur, weil Großbritannien und Frankreich ebenfalls von den A400-Problemen betroffen sind, sondern auch, um den Markt nicht anzuheizen.
Mit diesen geplanten Maßnahmen sei diese, durch die technischen Schwierigkeiten des A400M entstehende Lücke beherrschbar, heißt die Regierungs-Formulierung des Prinzips Hoffnung. Dabei ist allerdings die zeitliche Unwägbarkeit bei der Beseitigung der Risse im Rumpf noch gar nicht mit eingerechnet, für diese Beseitigung steht auch die Planung noch nicht.
Neben den Schwierigkeiten durch die Technik des neuen Militärflugzeugs müssen Ministerium und Luftwaffe auch parallel das angehen, was vorsichtig als mögliche Fähigkeitslücke beschrieben wird: Militärischer Lufttransport für Flugplätze, die für den A400M schlicht zu klein sind oder wo die nötige Infrastruktur fehlt. Dafür fehlten aber noch die präzisen Berechnungsgrundlagen, hieß es aus Regierungskreisen: Erst wenn genügend Erfahrungen mit der großen Airbus-Maschine und ihren Fähigkeiten vorlägen, sei genauer abschätzbar, ob und welche Art kleineren Fluggeräts benötigt werden.
Auch da gilt wieder das Prinzip Hoffnung, auf die Kooperation mit Verbündeten. Frankreich, Großbritannien und selbst die USA hätten alle das gleiche Problem und suchten dafür nach Lösungen. Das müsse kein Starrflügler sein, auch Hubschrauber wären denkbar – aber eben auch kleinere Flugzeuge, die dann in europäischer Kooperation betrieben würden. Das wiederum könnte zu Einschränkungen bei den Einsätzen führen, die als einzige bewusst nur in nationaler Verantwortung und nicht in UN, NATO oder EU stattfinden: den Evakuierungsoperationen, bei denen vor allem deutsche Staatsbürger aus Krisenregionen evakuiert werden müssen.
Diese Fähigkeitslücke, der militärische/taktische Lufttransport unterhalb der A400M-Größe (und wegen der möglichen Flugstrecken oberhalb der Möglichkeiten von Hubschraubern) wird faktisch am 1. Januar 2022 entstehen, wenn nach derzeitiger Planung die letzte Transall außer Dienst geht. Die Überlegungen, damit umzugehen, scheinen allerdings noch recht am Anfang zu stehen.
Von Regierungsseite wird dennoch derzeit der Eindruck verbreitet, das sei alles beherrschbar – wenn auch mit dem Zusatz: so lange keine neuen Anforderungen an die Truppe und ihren Lufttransport hinzukommen, die deutlich über die derzeitigen Notwendigkeiten hinausgehen. Und vor allem will niemand von einem Abschied von der Ein-Typen-Lösung, also dem A400M als dem Schweizer Taschenmesser des taktischen und operativen und strategischen Lufttransports reden. Auch wenn die geschilderten Überlegungen zur Fähigkeitslücke offensichtlich in eine andere Richtung.
Beherrschbar heißt allerdings auch: das fliegende Personal, das bereits auf den A400M geschult und eingestellt ist, wird zeitweise woanders arbeiten müssen. 59 Piloten und 39 Ladungsmeister gibt es bereits, die Piloten üben für den Erhalt ihrer Lizenz auf diesem Flugmuster zwischenzeitlich kräftig im Simulator – weil nur eine der drei Maschinen im Luftwaffenbestand regelmäßig fliegt. Aber absehbar ist bereits jetzt, dass vor allem die Piloten sich darauf einstellen müssen, nach einer raschen Umschulung vorübergehend in die Flugbereitschaft der Luftwaffe zu wechseln und Politiker zu befördern, denn im kommenden Jahr ist wegen der deutschen EU-Präsidentschaft da mehr Bedarf zu erwarten. Und einige von ihnen werden wohl auch statt ins Cockpit eine Zeitlang in den Steuerstand unbemannter Systeme gehen müssen – und über Afghanistan oder bald über Mali Heron-Drohnen steuern.
(Foto: A400M der Luftwaffe, Kennung 54+02, am 15.4.2016 während der Logistikübung Joint Derby beim Landeanflug auf Nordholz – mit freundlicher Genehmigung von Jan Czonstke)
@ Klaus-Peter Kaikowsky | 01. Juni 2016 – 9:18
„Wissenden“ hätte ich auch in Anführungszeichen schreiben sollen.
@all
Der A400M kann wie von den Franzosen gezeigt sehr wohl in Gao landen. Wie bereits erwähnt besteht das Problem im Verlassen / Blockieren der Bahn.
Zusätzlich ist aber zu bedenken, dass die Franzosen bei der Landung in Gao das ganze umgebende Gelände und den Luftraum zusätzlich sichern mussten. Der französische Airbus verfügt wie der deutsche nunmal über keine funktionierende Selbstschutzeinrichtung.
Einen entsprechenden Sicherungsaufwand kann die BW in Gao nicht sicherstellen, daher keine Landung in Gao.
Die deutsche Selbstschutzeinrichtung ist in diesem Jahr auch nicht mehr zu erwarten.
Um Flüge im EATC Rahmen durch andere Nationen durchführen zu lassen, werden diese Flugstunden national gegeneinander aufgerechnet. Leider hat Deutschland sein Flugstunden-Schuldenkonto schon ausgereizt. Deshalb ist das nicht so einfach andere für uns fliegen zu lassen.
Zu den Flugstunden pro Pilot: ja 70 Stunden sind wenig. Allerdings befinden sich auch Piloten in der Umschulung, die im Jahr vorher noch weniger bis garnicht geflogen sind. In 2016 gab es eine Ausnahmeregelung nach der eine Lizenz ausschliesslich im Simulator verlängert werden darf.
Aufgrung der verzögerten Zuführung von A400m ist dies für 2017 verlängert worden.
@Schnallendorf
OK, hätte der Deutlichkeit jedoch nicht geschadet.
Immer wieder belustigend, als Außenstehender, wie besonders in Technik affinen Fäden, die allseits bekannten Zahlen beliebiger Interpretation anheim fallen.
Jetzt bin ich ja eher auf der PAX Seite im Flieger, es erschließt sich mir aber immer noch nicht warum bei dieser Ausfallrate/ Unklarstand/Nichtverfügbarkeit dieses Pannenfliegers nicht endlich Alternativen beschafft werden. Wenn wir uns in der Bw Struktur weiterhin bis zum Kollaps 2 Trall Geschwader leisten müssen, hat das strukturelle Verwerfungen zur Folge die überhaupt nicht auszugleichen sind. Dagegen ist die Initiative für mehr Personal ein Kindergeburtstag. Wenn die Trall ausfällt und vorhersehbar 2020 fertig und aktionsunfähig ist, wie versorgen wir denn dann unsere Auslandseinsätze? EATC fällt mangels Kapazitäten aus, zivil? Schwierig bis unvorstellbar. Also nur Beten und hoffen? Versorgung aus der Luft hatte schon immer Probleme…auch da hat sich offenkundig das Fachpersonal im Verteidigungsausschuss mal wieder mit der Realität angelegt und verloren…
@Pecunisas
“ … entsprechenden Sicherungsaufwand kann die BW in Gao nicht sicherstellen, …“
Können mit Sicherheit, es fehlt am Willen, den Aufwand zu stemmen, personell und finanziell.
Das Objektschutzregiment der Luftwaffe z.B. wäre in Teilen dauerhaft mit ergänzender materieller Ausstattung in GAO ablösefahig zu stationieren. In die Pflicht nehmen kann Bw dann sogar andere Nutzer, die in MALI im Rahmen EU/UN etc stationiert sind und den Platz (mit) nutzen wollten.
Im Auszug „Kernauftrag des Objektschutzes in der Luftwaffe ist der Schutz und der Erhalt der Einsatzbereitschaft der eingesetzten Luftkriegsmittel und die Reduzierung der für den Einsatz existierenden Bedrohungen und Gefahren auf ein Minimum“.
Kann in GAO am lebenden Obj ausgezeichnet exerziert werden.
@Pecunias
Darf ich bei „Verlassen/Blockieren“ einmal nachfragen ? Verstehe ich Sie richtig, dass der A400M aufgrund seiner „Ausmessungen“ (insbesondere Gewicht im beladenen Zustand) den 2500×45 m Landebahnbereich nicht verlassen kann/darf, weil jenseits dieses Bereiches die minimale Bodenfestigkeit nicht gegeben ist ? Das heißt ja, dass auch nur auf der Landebahn ent-und beladen werden kann? Und auch nur auf der Landebahn gewendet werden kann/darf ?
Klaus-Peter Kaikowsky | 01. Juni 2016 – 10:00
Wissen die Herrschaften vom Objektschutzregiment schon von ihrem Glück, eine dauerhafte Stationierung in Gao aus dem Handgelenk schütteln zu können? Es scheint doch hilfreich, das Mittel so zu wählen, dass möglichst wenige Sekundärmittel nötig werden, zwecks Aufwand-Nutzen, auch Kennzeichen einer professionellen Armee. Es wirkt ganz so, als wollten Sie hier mit Gewalt ein Mittel zum Einsatz bringen, das zum gegenwärtigen Zeitpunkt für dieses Szenario schlichtweg nicht geeignet ist.
http://www.tagesschau.de/inland/bundeswehr-avierhundertm-101.html
„Größere Sorgen macht sich das Wehrressort um die drohende Lücke bei den Transportkapazitäten. Denn nun räumen auch Militärs und Fachbeamte ein, was Experten seit Monaten befürchten: Die Verzögerungen bei der Lieferung des Airbus und die gleichzeitige Ausmusterung der betagten Transall-Maschinen führt unweigerlich dazu, dass sich beim Lufttransport beginnend 2018 erhebliche Engpässe ergeben werden. Mit einer Finanzspritze von rund 400 Millionen Euro sollen einige der Transall-Maschinen noch bis 2021 am Leben und in der Luft gehalten werden.“
Noch mal 400 Millionen zusätzlicher Finanzbedarf……..
@ KPK
Zitat: „Immer wieder belustigend, als Außenstehender, wie besonders in Technik affinen Fäden, die allseits bekannten Zahlen beliebiger Interpretation anheim fallen.“
So ist dies eben in der Technik. Man kann seine Zahlen immer schön interpretieren. Erst mit einem kompletten Verständnis der Materie kann man dann die richtigen Interpretationen treffen. Mir fehlt, wie vielen anderen hier im Forum, die vollständige Übersicht über die Materie. Ich versuche mich allerdings heranzutasten um mein Wissen als Techniker zu verbessern.
Im Gegensatz dazu kann ich mich an einem Spruch eines hauptamtlichen Jugendoffiziers während meiner eigenen Ausbildung zum Jugendoffiziers erinnern, der als Panzermann wieder zurück in den Truppendienst wollte, weil er ironisch meinte den Wahlspruch der Panzertruppe „Breit fahren und schmal denken“ wieder leben zu wollen. Dies soll ausdrücklich keine Spitze gegen Sie sein, sondern nur der Hinweis, das es in der Technik eben manchmal Problemstellungen gibt, die man nicht mit dem Befehlsschema „Linke Grenze ….. Rechte Grenze, hiermit befehle ich…usw. “ lösen kann und vor allen Dingen, dass die Technik auch den Techniker in seinem Denken und Handeln prägt und er deshalb manchmal (event. auch öfters) zu Lösungsvorschlägen kommt, die sich nicht mit einfachen miltärischen Befehlsstrukturen abbilden lassen.
@Georg
Gefällt mir wirklich, ganz ohne SARC. Nachtrag, es heißt richtig: „hierzu“ befehle ich, …-aber das nur am Rande.
@Klabautermann
Das ist korrekt. Die Maschine muss auf der Bahn entladen werden. Das ist ein Teil des Problems.
Vielleicht könnte die BW die Sicherung übernehmen. Aber ich bezweifle, dass sie es durchhalten könnte. Selbst in Afghanistan wurde diese Aufgabe meist von anderen Nationen übernommen. Das erforderliche Personal würde die parlamentarische Kontingentsobergrenze locker überschreiten.
@Pecunias
Danke für die Antwort.
Ich werd Sie jetzt nicht nach der zulässigen MTOW für den A400 bei 2500 m Landebahnlänge und einem Flugplatztemperaturindex von 33° C fragen ;-)
Dieser Vogel erscheint mir immer mehr als Teil des Problems und nicht als Teil der Lösung in Sachen milairtrans der BW
re: klabautermann
Mir kam gerade der gleiche Gedanke, mal nach dem MLW zu schauen …
Interessant wäre jetzt die max. MLW vor dem Hintergrund „Landung auf Gras-, Sand- und Schotterflächen“!- Oder anders gefragt, welche Tragfähigkeit der Untergrund haben müßte, um welches MLW zuzulassen!?
Erinnert sei auch daran, das die Triebwerkssteuerelektronik, die Engine Control Unit (ECU) ein Hitzeproblem hat. Deshalb gab es sogar von der EASA eine Lufttüchtigkeitsanweisung (AD 2014-0092), die Einschränkungen der maximalen Betriebstemperatur, insbesondere am Boden vorsieht. Des weiteren sind Abkühlmaßnahmen zwischen zwei Flügen vorgesehen. Die ECU liegt innerhalb der Triebwerksverkleidung auf der Oberseite des Triebwerks. Sie ist damit der direkten Sonneneinstrahlung, nur durch die Triebwerksverkleidung etwas geschützt, ausgesetzt.
Dazu kommen dann die Jahreshöchsttemperaturen von März bis Nov. von 36 – 42 Grad Celsius und die Jahrestiefstemperaturen 20 – 27 Grad während der Nacht in Gao.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gao
Dies sind natürlich die Temperaturen die im Schatten gemessen werden und nicht über einer Asphaltfläche. In Mazar il Scharif waren es auf der Flight bis über 50 Grad Celsius. Das bedeutet dann wohl, dass ein Start ist nur morgens nach einer Abkühlphase während der Nacht am Ende der Runway möglich ist. Solange gilt die Runway als belegt und kann nicht für anderen Flugverkehr genützt werden.
Besonders seltsamt an der A400M Geschichte ist für mich, die zunehmend Sinnloseren Entscheidungen im Kontrast zum zuhnemenden Problembewusstsein.
Auch von Seiten der Bundeswehr selbst wird mittlerweile kommuniziert, dass der A400M in Zukunft nicht als eirlegende Wollmilschasau in Form einer „Ein-Muster“Lösung taugen wird, auch dann, wenn er alle seine geplanten Fähigkeiten tatsächlich einmal erlangen wird.
Es ist vollkommen klar das bei einem derart kostenintensieven Projekt, welches vor Allem mit dem Argeument von One Size Fits All beschafft wurde, das Matra der 1-Typen Flotte nur schwehr abgelegt werden kann, dafür muss tatsächlich Druck entstehen, welcher politisches Kapital wieder in Bewegung bringen kann.
Das komische ist nur, jetzt ist der Druck da, die Bundeswehr erkennt und kommuniziert den Bedarf an taktischem Luftransport unterhalb des A400M und trotzdem gelingt es nicht diesen umzusetzten. Selbst eine NDV der Transall wird nicht mal mehr erwähnt. Was ist da bitteschön los? Ich glaube, es braucht einen Regierungswechsel, die Putztur von VdL hat nicht ansatzweise ausgereicht, 10 Jahre CDU am Stück im BmVg haben unantastbare Strukturen geschaffen.
Glaube nicht, dass beim A400 noch viel vor der Bundestagswahl 2017 passieren wird. Man spricht ja, dass Probleme erst 2018 so richtig drängend werden und dass man Markverfügbare Mietlösungen ansehen will. Man überlässt der neuen Regierung sicher die Probleme und die Konflikte zu Lösung der Probleme. Ohne Lösungen, die von den A400 Kunden bezahlt werden, dürften Airbus A400 Verluste weiter steigen. Airbus ist in Uvdl Heimatbundesland ein wichtiger Arbeitgeber.
@Benedikt
Welche Putztour?
Ein wenig rosa Farbe über den Schimmel, Flachbildfernseher vor die Löcher in der Wand und ein paar Kühlschränke würde ich eher als Augenwischerei bezeichnen. Die wirklich großen Änderungen sind mir irgendwie entgangen…
Das Problem sehe ich auch weniger in einer einzelnen Partei, sondern eher im Behaarungsvermögen von Bundeswehrführung und Beamtenapparat im BMVg. Da spielt Politik sicherlich auch eine Rolle, ist aber nicht unbedingt des Übels Wurzel.
@ Kerveros
Hätte man Airbus wirklich freie Hand gelassen bei der Wahl der Zulieferer (Triebwerk) usw. dann würde die Sache schon anders ausschauen. Hier hat aber nicht die Bundeswehrführung und der Beamtenapparat im BMVg zugeschlagen, sondern wie der von @ Memoria verlinkte Focus-Artikel von 2003 aufzeigt, die Politiker die Aufträge in ihre Wahlkreise holen wollten. Der französische Staatspräsident bestand auf eine europäische Neuentwicklung des Triebwerks. Dabei wurden SNECMA in Frankreich, Rolls-Royce in GB und DEU, MTU u.a. in Berlin und Marienfelde (Einflussnahme von Ministerpräsident Stolpe) und Avio in Italien mit Aufträgen bedacht.
Also entweder „Commecial Approach“ mit freien Industrieentscheidungen oder Staatsaufträge mit staatlichen Dirrigismus und staatliche Kontrolle der Produktionsschritte. Eine Kombination beider Formen geht m.M.n eher schlechter bis gar nicht, ungefähr so wie „ein bisschen schwanger“ zu sein.
@Georg | 01. Juni 2016 – 13:43:
Deswegen sind sehr viele militärische Produkte mittlerweile auf 71°C ausgelegt, um die Sonneneinstrahlung abdecken zu können. Sehr aufwendig, aber anders braucht man national und international in vielen Bereich gar nicht mehr antreten.
@ Memoria
Aber nicht der A400M !
Der ist nach der Lufttüchtigkeitsweisung (AD 2014-0092) vom 17. April 2014 von der EASA beim Start auf ISA +30 C und bei der Landung auf ISA +26 C begrenzt worden (Environmental Envelope).
Dies entspricht bei der Höhe von GAO ( 226m über N.N., vereinfacht 1000 ft) einer Begrenzung von 43 Grad Celsius beim Start und 39 Grad Celsius bei der Landung.
Diese Werte gelten aber nur für das ganze Flugzeug. Die Engine Control Unit ist noch wesentlich temperaturempfindlicher, insbesondere beim Landeanflug weil durch die ausgefahrenen Landeklappen die Kühlluftzufuhr in den Triebwerksgondeln verringert wird. So empfiehlt das Flight Manual (gemäß o.g. AD 2014-0092) bei einer Aussentemperatur von ISA +20 Grad den Gebrauch der Kühlluft von der Hilfsturbine (APU bleed) für ground operations, takeoff, approach and landing. Also sprechen wir von dem Einsatz der Hilfsturbine zur Kühllufterzeugung ab 33 Grad Aussentemperator in Gao !
Übrigens, jenseits aller offizieller Verlautbarungen zum Absturz des A400M letztes Jahr in Sevilla (versehentlich gelöschte Drehmomentkalibrierkonstanten in der Triebwerkssteuerung), am 09.05.2015 war die höchste Temperatur in Sevilla laut Internetwetterbericht 33.3 Grad Celsius, also ISA +18,3 Grad Celsius !
@Georg
NH90 ist glaube ich auch nur ISA+32 Celsiusse … Das war wohl oft nah dran wie ich hörte damals in ISAF und das ist nichtmal max Temp von damals …
Eine engine control unit dort einzubauen wo beschrieben und die APU zur Kühlung … ach herrje, da wäre selbst der Milch vom Luftwaffenamt damals vom Hocker gefallen ;-) Und da hatte man noch Flieger konstruiert ohne große Computer und Windkanäle aber mit Ingenieurskunst und Hirnschmalz !!!
Hitze fällt nach unten und Kühlung kommt immer von hinten …
Der Einsatz der APU kühlt nicht die Triebwerke,denn die APU liefert,genau wie die Triebwerke,nur heiße Luft(bleed Air).Der Vorteil die APU Luft zu benutzen liegt darin,
daß das Triebwerk ein wenig kühler läuft (EGT am Boden ca -50 Grad,airborne ca -5/-10 Grad).Dafür werden dann die Bleed Valves am Triebwerk manuell geschlossen.
Der Hauptgrund der Temperatur Reduzierung wird dann durch die fehlende Aufheizung der Triebwerksgondeln durch die armdicken Rohre (ca200 Grad) erreicht,da durch diese keine heiße Luft mehr fließt.
Das Temperatur Problem nach abstellen der Triebwerke wird zwar durch Sonneneinstrahlung nicht besser,die Aufheizung erfolgt aber durch das Triebwerk selbst.
Keinerlei Luftbewegung mehr,die Hitze steigt nach oben und grillt die ECU…
@SER: Kühlung kommt immer von hinten.“ Sollte das ein Wink mit dem Telegrafenmast gewesen sein, von dem man seit jüngst auch auf der ILA hört?
Georg | 01. Juni 2016 – 18:26
„Hätte man Airbus wirklich freie Hand gelassen bei der Wahl der Zulieferer (Triebwerk) usw. dann würde die Sache schon anders ausschauen. …“
Volltreffer – auf den Punkt! Und genau deshalb ist dieses Projekt auch weiter durchzuziehen. Möglichst unter vollständiger (insbesondere medialer) Offenlegung des m.E. ausschließlich durch politische Interessenpriorisierung herbeigeführten Chaos.
Ich meine, das haben die Ingenieure und Arbeiter von Airbus verdient. Und auch die Fortentwicklung der EU Luftfahrtindustrie. Zudem bin ich mir sicher, dass nach dieser Lehre das Projekt zum Erfolg geführt werden kann. Da kann ein toller Transportflieger rauskommen! Und: Die Länge des Schmerz- und Leidensweges in Jahren und € wird hoffentlich einen „erzieherischen Effekt“ für die Projektpartner mit sich bringen.
Hans Schommer
@ Vtg-Amtmann
Das war ausnahmsweise nur auf die Konstruktion bezogen bzw. als kleiner Gag formuliert !
Bin grad nicht eng an der ILA … was gab es denn da außer dem entfleuchten Smokeybehälter der CH53 ??? ;-)
@ Noname
Danke für die Erklärung der Zusammenhänge beim Einsatz der Hilfsturbine um die Temperatur in der Triebwerksgondel (Nacelle) zu senken.
Trotzdem ist die Kühlung der ECU beim Fliegen mit ausgefahrenen Landeklappen durch den verminderten Luftstrom durch die Triebwerksgondel anscheinend eingeschränkt. Diese Einschränkung wird bei gestörter Klappenfunktion, d.h. wenn die Klappen in Start- oder Landekonfiguration ausgefahren sind und dann durch eine Störung im Flug nicht mehr eingefahren werden können, beschrieben.
Die besagte AD 2014-0092 schreibt eine maximal zulässige Flugzeit mit ausgefahrenen Klappen in Abhängigkeit der Aussentemperatur und der Klappenstellung vor. Dabei gilt je höher die Aussentemperatur und je höher die Stufe der ausgefahrenen Klappen ist, desto kürzer die erlaubte Betriebszeit. Um den Effekt der verminderten Kühlung nach Möglichkeit auszugleichen, muss die Fluggeschwindigkeit bis auf die höchstzulässige Fluggeschwindigkei bei ausgefahren Klappen erhöht werden (Minus einer Sicherheitsreserve von 5 kt also: “ VFE – 5 kt „).
@ Vtg-Amtmann
Kann es sein, dass die EASA das Type-Certificate (A.169 für A400M) und die AD für Airbus Military SL aus ihrer abrufbaren Datenbank entfernt hat, oder stelle ich mich nur zu dumm an sie zu finden ?
Man will „nicht den Markt anheizen“. Warum eigentlich nicht? Das wäre doch genau das was erforderlich ist – positiver Druck auf alle potentiellen Anbieter. Frei nach dem Motto: „Wir haben auch Alternativen für Ihr Angebot…“ Genau das ist doch der „Commercial Approach“. Und erst Erfahrungen im Regelflugbetrieb A400m abzuwarten, und erst dann Alternativen zu prüfen – Freunde, das dauert sehr viel länger als 2021. Und sendet (mal wieder) falsche Signale an Airbus. Davon angesehen: wenn ich mir den Restklarstand der EATC-Partner anschaue (die DEU Transall ist derzeit das Arbeitspferd der ganzen Flotte dort), frage ich mich wer denn hier ernsthaft aushelfen soll.
@ Radioactiveman
Das wird die deutsche Politik nie begreifen, das Airbus und andere Rüstungsfirmen nicht Betriebe sind, die sie verhätscheln müssen, sondern fordern müssen.
Erst dann werden die betroffenen Firmen eine ernsthafte Reaktion zeigen.
Die Inhalte des Buches „Fordern statt Verwöhnen – Die Erkenntnisse der Verhaltenbiologie in Erziehung und Führung“ von Felix von Cube sollten der Leitfaden unserer Politiker im Umgang mit der Rüstungsindustrie sein.
re: Georg
Wer als PolitikerIn noch nicht erkannt hat, dass er/sie ob seiner/ihrer politischen Leistung bewertet wird, dem wird das Buch auch nicht mehr weiterhelfen …
Zu Sachverhalten schweigende PoltikerInnen – und zum Thema A400M hätten sich doch eigentlich längst mehr medial wahrnehmbar melden müssen – haben entweder keine eigene Meinung (ein häufig zu beobachtendes Phänomen bei den Abgeordenten der Großen Koalition zu den lfd. Rüstungsprojekten und dem Zustand der Bundeswehr!) oder sind nicht in der Lage sich eine eigene Meinung zu bilden!
Und wer will als PolitikerIn schon riskieren, in der nächsten Legislaturperiode kein Mandat mehr zu haben …
Unterm Strich bleibt also die Erkenntnis: „Politiker „verwöhnen“ lieber als zu fordern““- Denn letzteres bringt nur Unannehmlichkeiten mit sich!
Ein alter, sehr bewährter Führungsgrundsatz lautet „Zentrale Planung, dezentrale Durchführung“. Wennich mir so das gegenwärtige BW-Planungs- und – sagen wir mal – Realisierungssystem anschauen dann sehe ich ein durchgängig zivil-politisch kontrolliertes Planungs-und Realisierungssystem, dass sogar mehrfach redundant „politisch“ angelegt ist. Das mag unglaublich demokratisch sein, ist aber unglaublich ineffizient und auch ineffektiv. Als alter „Ketzer“ fällt mir da nur „laienhaftes Nano-Management“ ein
Im Bereich der Einsätze ist das nicht so, warum also im Bereich der Rüstung ?
Bei den Einsätzen erteilt der BT ein Mandat, und die Durchführung wird vom BMVg gesteuert weitestgehend frei von parlamentarischen Micromanagement.
Warum muß dnn der Vtg-Ausschuß permanent „seinen Senf“ zu allen Rüstungsprojekten dazu geben ? Würde es nicht ausreichen, wenn der BT den jeweiligen BW-Plan „mandatiert“, die Durchführung/Realisierung des Plannes läuft unter Führung BMVg bei weitestgehender Delegation der Projektverantwortlichkeiten auf die Ämterebene – und falls diese Ebene – aus welchen Gründen auch immer – vom Plan abweichen muß, dann tritt „das Amt “ über/mit dem BMVg an das Parlament heran und verantwortet/beantragt eine Planänderung.
Ersticken wir nicht unser Rüstungssystem mit einem unglaublich großen politischen Kontrollkissen ?
„Von Regierungsseite wird dennoch derzeit der Eindruck verbreitet, das sei alles beherrschbar – wenn auch mit dem Zusatz: so lange keine neuen Anforderungen an die Truppe und ihren Lufttransport hinzukommen, die deutlich über die derzeitigen Notwendigkeiten hinausgehen.“
Eigentlich sollte man hier nicht polemisch werden, aber diese Form der Verteidigungspolitik auf Basis des Prinzips Hoffnung verdient es nicht als solche bezeichnet zu werden.
Ein paar Zahlen: Derzeit ist die Bundeswehr (Stand: 23.5.) mit rund 3700 Soldaten im Einsatz. Bezogen auf das Level of Ambition der Konzeption der Bundeswehr (10000 Soldaten durchhaltefähig im Einsatz) sind also gerade mal 37% im Einsatz.
Und selbst für diese 37% müssen 80% der Transportleistung zivil angemietet werden. Dabei nehmen gut 1000 Soldaten an Marineeinsätzen teil, die weniger von Lufttransportleistungen abhängig sind.
Unter voller Ausschöpfung des LoA der KdB (d.h. Versorgung von 10000 Soldaten) und der Ankündigung, dass die Lufttransportfähigkeiten in 2018 und 2019 einem Engpass entgegensehen, komme ich auf Werte von 5 % Lufttransportleistung, die die Luftwaffe selbst noch erfüllen kann. Und da sind – wie oben beschrieben – noch nicht die Ausfälle wegen der Rumpfreparaturen drin.
„Diese Fähigkeitslücke, der militärische/taktische Lufttransport unterhalb der A400M-Größe (und wegen der möglichen Flugstrecken oberhalb der Möglichkeiten von Hubschraubern) wird faktisch am 1. Januar 2022 entstehen, wenn nach derzeitiger Planung die letzte Transall außer Dienst geht. Die Überlegungen, damit umzugehen, scheinen allerdings noch recht am Anfang zu stehen.“
Wie soll man diese Aussage seitens des BMVg einordnen? Bewusste (Des-)Informationspolitik, Brain Drain, Vergesslichkeit?
Im Jahr 2008 antwortete die Bundesregierung (dip.bundestag.de/btd/16/076/1607684.pdf):
„Zur Vervollständigung dieser Untersuchung und zur Abrundung des Gesamtbildes haben die Streitkräfte für 2008, auf Basis der festgelegten Flottengrößen CH 53 und A400M, eine Studie zur Ermittlung des optimalen Flottenmixes für den operativ/taktischen Lufttransport beauftragt. Das Ergebnis soll die Streitkräfte in die Lage versetzen, zukunftsorientiert und einsatzoptimiert sowie komplementär zu den festgelegten Flottengrößen CH 53 und A400M den optimalen Flottenmix für den operativ/taktischen Lufttransport zu ermitteln.“
Diese Studie unter dem Titel „Abschlussbericht optimaler Flottenmix operativ / taktischer Lufttransport“ (erstellt von CSC, DHL und TU Dresden) kommt auch zu klaren Erkenntnissen und Handlungsempfehlungen:
„- In der Ist-Planung 2019 besteht eine erhebliche Fähigkeitslücke im Transport der Güter mit hoher Endklasse in den Einsatzraum und zu den FOBs mit mangelnder Infrastruktur. Darüber hinaus wird das LT-System A400M erheblich belastet.
[…]
– Der Ansatz zur Ergänzung des Flottenmixes im operativ/taktischen Lufttransport durch ein mittleres horizontal start- und landefähiges LT-System ist weiter zu verfolgen.
– Eine Untersuchung für einen optimierten Flottenmix für den strategischen UND operativ / taktischen Lufttransport ist aufgrund der intensiven Nutzung der A400M für den strategischen Lufttransport zwingend erforderlich.“
Zwar sehen auch die Ersteller der Studie noch Klärungsbedarf bezüglich des anzunehmenden Transportaufkommen. Dies könnte also auch kleiner ausfallen als angenommen.
Was in jedem Fall deutlich kleiner ausfällt, ist das vorhandene Angebot an Luftfahrzeugen. Der Bedarf für zusätzliche Transportflugzeuge wird gesehen vor dem Hintergrund folgender Bestandsannahmen für das Jahr 2019:
A400M: 60; CH-53G: 15; CH-53GS: 26; CH-53GA: 40; NH-90 TTH: 120; Future Transport Helicopter: XX (nicht freigegeben)
„Da muss man kein Mathematiker sein, da reicht Volksschule Sauerland, um zu wissen: Wir müssen irgendetwas machen.“ (Münte)
re: K.B.
Insbesondere wenn man dem Hinweis der CSC zu deren Kriterienkatalog (siehe unter Success Stories „Optimaler Flottenmix für einen operativ/taktischen Lufttransport“) folgt, Zitat: „Mit den Ergebnissen und den formulierten Handlungsoptionen, kann die Bundeswehr nun den derzeitigen und zukünftigen Ausstattungsbedarf an Luftransportmitteln optimal steuern. Wir haben der Bundeswehr mit dieser Studie verschiedene Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt, die eine Grundlage bieten, um über mögliche Beschaffungsinitiativen zu entscheiden. Darüber hinaus leistet die Studie einen Beitrag zu einer Teilstreitkraft übergreifenden Planung im Kontext der operativ/taktischen Mobilität. Dieser Beitrag wurde in zahlreichen weiteren konzeptionellen Planungen aufgegriffen.“
Bleibt die Frage nach den (aktiven) Umgang mit den von Ihnen zitierten Handlungsempfehlungen der Studie („Abschlussbericht optimaler Flottenmix operativ / taktischer Lufttransport“) seitens des Auftraggebers (der Studie) bzw. seitens des BMVg!?
Die Antwort wäre interessant …
Jetzt hat man erstmal einen neuen Bericht geschrieben.
Nächsten Mittwoch im Verteidigungsausschuss:
„Tagesordnungspunkt 12
Beratung des Berichts des Bundesministeriums der Verteidigung über die Perspektive des Lufttransports der Bundeswehr“
Für die Probleme des A400M Triebwerkes haben die noch keine Lösung Aero.de „Ein Problem behoben, das nächste steht im Fokus“ – „könnte es mit der Lösung der Triebwerksprobleme des Militärtransporters A400M noch eine Weile dauern. … Verbesserungsmaßnahmen für das Problembauteil sind eingeleitet. Wir sind zuversichtlich, dass wir das Problem beheben können“ – Hört sich nicht gut an. Wenn die eine Problemlösung finden, dürfte die noch sehr lange auf sich warten lassen. Bleibt nur A400 mit fehlerhaften Triebwerken auszuliefern. Airbus will wohl kaum die Auslieferungen bis 2017 oder 2018 aufschieben. Eine Lieferkette kann man auch nicht mal eben für eine Zeit Unterbrechen.
In Spanien sind aktuell diverse Artikel der andalusischen und nationalen Presse zum A400M erschienen. Mit meinen halbgaren Spanisch-Kenntnissen scheint mir dieser hier besonders interessant:
http://andaluciainformacion.es/andalucia/601042/airbus-arregla-el-motor-del-a400m-y-entregara-cuatro-aviones-en-junio/
Ich versuche mal ein paar hoffentlich richtig verstandene Punkte herauszugreifen:
Ab September sollen die rechtsdrehenden Getriebe repariert werden, die Modifikation sei dann voraussichtlich zertifiziert. Das Tempo der Reparaturen hängt u. a. von Avio ab, deren Fabrik in Turin veraltet ist und seit der Übernahme durch General Electric modernisiert wird.
Im Juni soll je ein Flugzeug an Frankreich, Deutschland, Malaysia und UK geliefert werden.
Die rissbildende Rumpf-Legierung sei im gesamten Flugzeug beseitigt, ab 2017 würden Flugzeuge ohne diese ausgeliefert.
Neben den 24 Flugzeugen im Dienst befinden sich 60 in verschiedenen Herstellungsphasen.
120 Fuß lange Schläuche für die Betankung von Hubschraubern wurden erfolgreich im Windkanal getestet, nun sollen Tests an realen Flugzeugen folgen.
Für den beidseitigen Absprung wurde eine Brüstung („parapeto“) getestet, mit der sich die Fallschirmspringer einen Meter weit vom Rumpf entfernen und so die gefährlichen Turbulenzen vermeiden. Das funktioniere und sei im Zertifizierungsprozess.
Die Meldungen aus Spanien muss man sicher auch vor diesem Hintergrund sehen:
„Germany Eyes Joint C-130 Fleet With Allies“
http://www.defensenews.com/story/defense/2016/06/06/germany-mulls-over-operating-c-130-hercules-partners/85477212/
Deutschland verhandelt mit den C-130-Betreibern in Europa (Niederlande, Frankreich, UK, USA) über einem gemeinsamen C-130-Pool, wobei Deutschland evtl. eine einstellige Anzahl von Maschinen finanzieren würde. Die Gespräche mit Frankreich seien weit fortgeschritten.
@Schnallendorf: | 07. Juni 2016 – 2:55
• Dass die PGB-Modifikationen binnen 3 Monaten – also bis September 2016 – realisiert, erpropt, optimiert, durch die EASA evaluiert, zugelasssen und per aktuallisierten EASA-Triebwerks-TCDS zertifiziert sind, sehe ich als sehr optimistisch an.
• Was die Rissbildung anbetrifft bedeutet das, daß alle bislang gefertigten 26 A400M und die bis 2017 zu fertigenden weiteren Maschinen ins Retrofit müssen?
• 26 Maschinen also, 52 PGB (cw) sind ausgeliefert zzgl. Inst-Reserve, 60 AC sind in Vorfertigung, also u.U. weitere 120 PGB (cW)! Folglich reden wir von bis zu ca. 180 PCB (cw), die repariert werden müßen. Belassen wir es aber selbst bei der Hälfte von ca. 90 PGB (cw), denn bislang wurden bis 2015 nur ca. 150 TP400D6 an AIRBUS ausgeliefert, dann dürfte AVIO auch noch „bedient“ sein.
• Wenn die Betankungsschläuche von derzeit 58 ft (=17,7 m) auf 120 ft (= 36,6 m) verlängert werden, wird die Masse der beweglichen Teile in den nahe der Tragflächenenden montierten Unterflügelbehältern mehr als verdoppelt. Wenn dann strukurelle Änderungen erforderlich sein sollten, will auch die EASA nochmals beteiligt werden! Weitere Frage wird sein, wie stabil verhalten sich die Schlauchenden im realen Flugbetrieb bei der Hubschrauberbetankung?
• Ob mil. Fallschirmspringer beim A400M „links und rechts durch die Tür gehen und hinter der Heckrampe (*) mit ihren Kollegen zusammenklatschen“, interessiert die EASA zunächst herzlich wenig. Wird aber links und rechts ein „Balkon“ (vorübergehend) an der Zelle installiert, wird bei dieser „Baulichen Änderung“ die EASA Richtung STC bzw. TCDS-Aktuallisierung hell wach sein! (vgl. EASA-TCDS A.058 PZL M-28: https://www.easa.europa.eu/system/files/dfu/TCDS%20EASA%20A%20058%20M28%20Issue%208.pdf, Page 16, Section C)
So meine eher vorsichtige und konservative sowie beim A400 M sicherlich nicht unangebrachte Einschätzung, welche damit – weil begründet – ganz weit weg von einem Bashing ist.
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(*) an der Heckrampe bzw. deren Umströmung soll momentan auch Einiges am Gange und noch für Überraschungen gut sein.
Vtg-Amtmann | 07. Juni 2016 – 6:44
Die Betankungsschläuche waren bisher 90 Fuß lang. Der Zuwachs beträgt also nur 30 ft oder 33 % und nicht 62 ft oder 107 %, wie Sie schreiben. Airbus hofft dem Bericht nach, diese Lösung 2018 an Frankreich auszuliefern.
Eine Gruppe spanischer Journalisten durfte übrigens bei einer simulierten Hilfsgüterlieferung mitfliegen, bei der virtuelle 25 Tonnen Fracht über „gefährlichem Gebiet“ aus der Luft abgeworfen wurden. Wenigstens scheint die Heckklappe real im Flug geöffnet worden zu sein.
http://sevilla.abc.es/economia/sevi-simulacro-ayuda-humanitaria-sobre-sierra-morena-a400m-201606061939_noticia.html
Offensichtlich nimmt die Diskussion zum „Flottenmix“ auch bei den Groß-Koalitionären endlich Fahrt auf „Lufttransport der Bundeswehr mit A400M „Können keine Rettung sicherstellen“„, Tagesschau vom 11.06.2016 (siehe unter https://www.tagesschau.de/inland/bundeswehr-365.html ).- Im zuständigen Ministerium scheint man/frau sich aber immer noch nicht „auf Ballhöhe zu bewegen“ …
O-Ton Hans-Peter Bartels: „Für die mandatierten Auslandseinsätze, die der Bundestag beschließt, also etwa UN-Missionen, gibt es eine rote Linie und die heißt: Medizinische Evakuierung muss sichergestellt sein Wenn das nicht sicherzustellen ist, können wir uns daran nicht beteiligen.“
Da darf man sich schon fragen weshalb das BMVg nur an der „großen Lösung C130“ herumlaviert statt wg. Sofortbedarf drei PZL M-28 / C145 SKYTRUCK aus der Portokasse (*) zu beschaffen.
• Minimum Takeoff Distance: 325 m (1065 ft)
• Landing Distance: 490 m (1608 ft)
• Max. Range (standard tanks): height 3.000 m (10.000 ft), 45 minutes reserve, 1.400 ÷ 1500 km (760 ÷ 810 NM)
• z.B. Porz-Wahn – Decimomannu = 1.290 km (697NM), Tombouctou – Tamanrasset = 1.076 km (581 NM),
(vgl ansonsten http://pzlmielec.pl/en/offer/products/m28/basic-data/)
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(*) Egal ob man drei neue M-28 SKYTRUCK oder per FMS drei C145 vom US-DOD kauft, man liegt stets deutlich unter einer 25 Mio € BMF-Vorlage (Systemkosten). Und das „Luftlander- bzw. Altenstadt-Problem samt Synergien zum LUH-SOF wäre auch gelöst!
@Vtg-Amtmann
„Da darf man sich schon fragen weshalb das BMVg nur an der „großen Lösung C130“ herumlaviert statt wg. Sofortbedarf drei PZL M-28 / C145 SKYTRUCK aus der Portokasse (*) zu beschaffen.“
„(*) Egal ob man drei neue M-28 SKYTRUCK oder per FMS drei C145…“
JETZT GEHT DAS SCHON WIEDER LOS :(
1. allgemeinen Bemerkung
Unter anderem aufgrund ihres Verhaltens (und das einiger anderer Mitschreibenden) in den Kommentaren habe ich mich vor einigen Wochen dazu entschieden den Blog vorläufig nur noch als Passiv-Nutzer (Leser) zu nutzen.
Aber aufgrund ihres erneuten (!) Versuchs im Zusammenhang mit den Altenstädter Versuchen die Probleme der LLTr durch Schaffung einer M-28 Option (oder vergleichbar) zu lösen die „verbale-digitale“ Stammtischhoheit zu erlangen, musste ich hier von meiner Abstinenz Abstand nehmen.
Darüber hinaus ist der von Ihnen propagierte Aspekt (mal abgesehen davon das er inhaltlich falsch ist) hier im Diskussionsfaden auch off-topic.
2.inhaltliche Antwort
Weil eine Beschaffung von Bw-eigenem Gerät nicht die Lösung des in Rede stehenden Problems ist.
Sie bieten hier (wieder einmal) eine Lösung für ein ANDERES Problem an und vermischen a) mit b).
Außerdem werfen Sie Bedarfe in einen Topf, die überhaupt nichts (bzw. nur wenig) mit einander zu tun haben.
Die LUH-SOF Problematik in der konkreten Situation des Bedarfs des KSK ließe sich nicht durch PZL M-28 (oder vergleichbar) nur in Anteilen.
Der vom Spiegel geschilderte Bedarf an Medivac (und der damit inhaltlich verbundene, aber durch den Spiegel nicht erwähnte Bedarf für EvakOp) würde durch PZL M-28 (oder vergleichbar) überhaupt nicht gelöst.
Die Transportbedarfskapazität von geringen bis mittleren Volumen zu Einsatzorten mit kurzen und/oder unbefestigten Start-/Landebahnen ebenfalls nicht.
Das derzeitige Problem der „Scheinerhalter“ bzw. Sprungschüler im Bereich des nicht-taktischen (!) Anteils an der Sprungausbildung am AusbStp LL/LTrsp wäre zwar gelöst, aber hierfür benötigt man nicht zwingend eine Beschaffung.
Ein Outsorcing (in welcher Form auch immer) ist hier wesentlich zielführender. Auch wenn ich ansonsten in Fragen der Deckung von der Streitkräfte ein absoluter Gegner von Outsorcing bin, ist es in der reinen und ausschließlichen „Friedensfrage“ der „nicht-taktischen“ Anteile des Sprungdienstes von erheblichen Vorteilen. Zumindest solange wir nicht ausreichend militärische Kapazitäten haben.
Genau (eine Form des wie auch immer gearteten Out-Sorcings der Hardware) ist/war ja auch immer der Ansatz der verantwortlichen Offiziere und Beamten.
Au weia. Das geht ja wieder ab… Schlage vor, wir lassen das Thema M-28 und Artverwandtes hier mal weg…
re: Vtg-Amtmann
Mich wundert immer wieder das Problemlagen zwar rechtzeitig erkannt werden (und die „Flottenmix-Problematik“ ist ja seit Ende des letzten Jahrzehnts bekannt), aber daraus zeitnah kein lösungsorientiertes Handeln abgeleitet wird!?
@T.Wiegold | 11. Juni 2016 – 10:12
+1
Ist die Frage ob Airbus Lösungen gefunden hat, die die Probleme lössen oder nur Lösungen die nur das Auftreten der Schäden ein wenig Zeitlich nach hinten schieben. Vermutlich eher letzteres. Da wird irgendetwas verändert damit man wieder A400 an die Kunden übergeben kann und Abschlusszahlungen kassieren kann. Airbus Lobby wird das schon richten. Teure Problemlösungen will weder Airbus noch die Politik bezahlen. Da bleiben halt nur mit Scheinlösungen irgendwie das A400 Programm durch zu ziehen. Für ein Stop dürften Politischer Wille fehlen.
So eine C130J sich zu teilen dürfte auch so richtig ins Geld gehen. Ob dafür der Politische Wille da ist?
@ Benedikt | 11. Juni 2016 – 17:43:
Gleich vorweg – von der Fliegerei versteh ich nicht allzu viel. Das, was ich wissen musste, diente allein dazu, Flugapparate vom Himmel zu holen.
Nun mal im ernst: Kann man Airbus nicht zur Ersatzgestellung im Zeitraum der Lieferverzögerung verdonnern. Gar nix mit Beschaffung – sondern Sicherstellung und Kostenübernahme des weiteren Betriebes der Trall?
Hans Schommer
@ Hans Schommer
Zitat: “ Gar nix mit Beschaffung – sondern Sicherstellung und Kostenübernahme des weiteren Betriebes der Trall?“
Leider gibt es keinen weiteren Betrieb der Trall über den vorgesehenen Zeitpunkt hinaus. Die Zellen haben dann nach und nach die maximale Flugstundenzahl erreicht, die Werkzeuge und Hilfsmittel um noch eine weitere Grundüberholung zu machen gibt es nicht mehr, Ersatzteile gibt es auch keine Neuen mehr, event. gebrauchte von den Franzosen. Ingesamt kann die Transall nach meiner Einschätzung über den vorgesehenen Zeitpunkt am Leben erhalten werden.
@ Georg | 11. Juni 2016 – 19:49
Es war ja nur so ein Gedanke eines Laien. Aber die ganze Sache kotzt mich echt an.
Ich kenn leider das englische Kürzel für „Musste mal gesagt werden“ nicht.
Hans Schommer
@Georg
Richtig, wenn man merkt daß das Pferd tot ist, sollte man absteigen.
@Hans Schommer
Warum sollte AB das tun. Man entwickelt auf Geheiß der Politik mit Zusatzrisiko, baut eine Fertigung auf, die dann nicht ausgelastet werden kann, weil die Stückzahlen reduziert werden und jetzt soll man auch noch die falschen Entscheidungen der Luftwaffe auf eigene Kosten reparieren?
Irgendwie sollte man sich in Berlin darüber klar werden was man eigentlich will.
@ ede 144
Alles gut. Nur das Teil funktioniert nicht wie versprochen. Wie weiter? Noch weitere Millionen und Milliarden?