Das Heer an Bord: Panzergrenadiere im Ägäis-Einsatz
Die Deutsche Marine hat offensichtlich nicht nur bei ihrem technischen seefahrenden Personal mit Engpässen zu kämpfen: An Bord der Schiffe werden im Einsatz auch Soldaten des Heeres zur Sicherung eingesetzt. Wie auf dem Einsatzgruppenversorger Bonn, dem Flaggschiff der NATO-Mission in der Ägäis.
An Bord der Bonn sind Soldaten des Panzergrenadierbataillons 401 aus Hagenow eingeschifft (Foto oben). Ihre Aufgabe ist vor allem die Sicherung des Schiffes gegen mögliche Angriffe mit kleinen Booten in den engen Gewässern zwischen der türkischen Küste und den vorgelagerten griechischen Inseln, in denen die Bonn wie andere Schiffe der Standing NATO Maritime Group 2 (SNMG2) zur Beobachtung von Schleusungen unterwegs ist. Die islamistischen ISIS-Terrormilizen hatten mit Angriffen auf diese Mission gedroht. Für die Abwehr von Angriffen stehen den Panzergrenadieren unter anderem schwere Maschinengewehre zur Verfügung, die an Bord fest montiert sind.
Die Marine hat für diese Aufgabe zwar eigene Sicherungskräfte. Doch die sind angesichts der Vielzahl der maritimen Einsätze (und vielleicht auch als Folge der neuen Arbeitszeitverordnung?) personell schlicht überfordert.
(Foto: Ein zur Sicherung eingesetzter Heeressoldat des Panzergrenadierbataillons 401 aus Hagenow beobachtet an Bord der Bonn die See zwischen dem türkischen Festland und der griechischen Insel Chios)
@TW: im letzen Absatz ist einmal „zwar“ zuviel :)
@ All:
Nur zum Verständnis: Das Sichern von eng begrenztem Raum und auch der Kampf auf eben diesem ist doch eigentlich Aufgabe der Jäger, oder täusche ich mich da?
Es ist traurig wenn eine Teilstreitkraft nicht in der Lage ist ihren Bedarf an Personal selbst zu decken, ich finde es aber sehr gut das es die Möglichkeit und den Willen gibt hier kameradschaftlich einzuspringen und die Mission (hoffentlich mit Erfolg) durchzuführen!
Wenn es schon mit der PzH2000 an Bord nicht geklappt hat, können nun wenigstens die Grenadiere helfen.
Im Ernst, die EGV sind eben keine Fregatte mit OPZ Betrieb in den klassischen warfareareas, da bleibt nur der klassische Ausguck im Krähennest. Nur, wenn die Grennies wieder nach Hause kommen, wird es wohl erst mal Wiedereingliederung und Formaldienst geben.
@SvenS:
Man hat es mit Jägern probiert, aber die wollten immer absitzen, sobald sich Schlauchboote näherten. ;-)
Panzergrenadiere kann man halt immer gebrauchen.
“ zur Abwehr von Angriffen stehen den Panzergrenadieren unter anderem schwere Maschinengewehre zur Verfügung“ hört sich gut an und hätte bei der USS Cole vielleicht funktioniert.
Um kleine Wasserfahrzeuge, die eventuell auch mit Geiseln besetzt sind, zu stoppen,
eignen sie sich nicht. Für diesen Zweck hätte sich Captain Philipps damals, und wäre wohl jetzt in der Agäis, das RGES-System passend. Es sollte vor sieben Jahren ! bereits zusammen mit anderen Ausrüstungen, als „Kleinwasserfahrzeugstoppsystem“ für die Truppe beschafft werden. Aus unbekannten Gründen wurde das Projekt
eingestampft . . . .
[Hm, der Link ist aber recht nah an der Werbung… und der Inhalt Ihres Kommentars entkräftet diese Befürchtung nicht wirklich. T.W.]
@Volker Niebergall | 21. April 2016 – 9:47
Interessant. Btw: Machen Sie hier Werbung für Ihr System?
Das alte Problem….Spezialisierung im infanteristischen Bereich wird völlig überbewertet und am Ende fehlt das Personal. Am Ende des Tages sind Panzergrenadiere wohl die beste Wahl, da sie die integrierte Zusammenarbeit mit Waffensystemen und die Operation verbundener Kräfte aufgrund ihrer Einsatzgrundsätze beherrschen.
Zum einen erscheint mir der Einsatz von Heereskräften an Bord wie eine Bankrotterklärung der Marineführung, es sei denn es steckt eine hidden Agenda dahinter, die sich mir derzeit nicht erschließt. Die Kräfte der Marine scheinen wohl aufgebraucht zu sein, was wohl eher der Vielzahl an Einsätzen, denn der SAZV geschuldet zu sein scheint. Dass das Weltklasseheer das nun auch kann und dabei die SAZV einzuhalten vermag, zeigt doch, wie gut man dort aufgestellt ist. /sarcasm off.
Thomas Meyer | 21. April 2016 – 10:26
Der Satz erschließt sich mir hier nicht. Die PzGren sollen, wie dem Bericht zu entnehmen ist, u.a. mit sMG das Schiff sichern. Wo ist da die „integrierte Zusammenarbeit mit Waffensystemen“? Und zur Leistung ihres Beitrages im Rahmen der OpVbuKr sollten alle TrG des Heeres befähigt sein. Warum können das PzGren aufgrund ihrer Einsatzgrundsätze besonders gut? Diese OpVbuKr sehe ich hier aber überhaupt nicht.
Dass durch diesen Einsatz wieder wertvolle Zeit zur Übung in der eigenen Rolle fehlen wird, erachte ich als bedauerlich.
Gut dass die Aufgabe so pragmatisch gelöst wird!
Dennnoch stellt sich hier die Frage, nachdem es nur noch eine Sicherungskompanie im Seebataillon gibt, wäre das eine Möglichkeit nachzusteuern und nicht alle Optionen im Voraus zu verwerfen.
MMn war es 2011 nicht absehbar, ist es aber heute dass in den nächsten Jahren in den meisten Einsätzen die Schiffe und Boote derartigen Schutz brauchen. Da reicht eine Kp nie und nimmer…
Desweiteren, seit wann und warum ist es Standard dass eine Brig / Btl (hier 401) gleichzeitig auf alle möglichen Einsätze verzettelt wird? Die sind doch schon afaik mindestens Sicherungszug in Mali.
@Bin_dabei
„Diese OpVbuKr sehe ich hier aber überhaupt nicht.“ Richtig, bezieht sich nämlich allein auf TSK Heer.
Hier kann allenfalls von JOINTNESS gesprochen werden.
Aber bitte die Kirche im Dorf lassen. Nur weil einige PzGren an Bord ihre Aufträge erfüllen, ist das allein auch noch keine JOINTNESS, denn: Jointness (or cooperation among the services) in operations.
Es handelt sich zwar um eine Operation, was die PzGren dort leisten, hat jedoch mit Operationsführung nicht zu tun.
Das das Seebatallion bei der Vielzahl an Einsätzen Personell auf dem Zahnfleisch geht ist ja nicht weiter verwunderlich. Und natürlich sind die Kameraden vom Heer für solch einfache Sicherungsmaßnahmen befähigt. Sie sollen ja nix borden oder dergleichen.
Bleibt die Feststellung das man dringend mal überdenken sollte die Kräfte in der Marine zu verstärken.
Für die Heereskameraden freut es mich insofern, als das sie wohl sonst kaum in den Genuss kämen zur See zu fahren. Und ein Seefahrerabzeichen unter grüner Litze sieht man auch nicht so oft ;)
@Simon K.
Naja für Bronze bräuchten sie schon 1 Jahr an Bord und ich hoffe mal das dieser Einsatz nicht so lange gehen wird ;-)
Aber vielleicht ist es ja eine Chance für die Binnenwerbung und einige der PzGren stellen vielleicht fest das Seefahrt total toll ist (was es oftmals auch wirklich ist) und entscheiden sich zu wechseln. Ok das verstärkt dann die Personalproblematik bei denen aber n bissl Schwund ist halt immer.
Einzige Lösung es finden sich endlich einmal verantwortungsvolle Kommandeure die mal ohne auf die eigene (meist gesicherte) Zukunft zu schauen auf den Tisch hauen und sagen :“ Dieser Einsatz ist nicht durchführbar/nutzlos wir haben dafür kein Personal“
Einzig mir fehlt der Glaube daran.
@ IstEgal | 21. April 2016 – 11:53
„Naja für Bronze bräuchten sie schon 1 Jahr an Bord und ich hoffe mal das dieser Einsatz nicht so lange gehen wird ;-)“
Als stolzer Träger eines silbernen :D hab ich diesen Fakt einfach mal geflissentlich unterschlagen. Zumal ich davon ausgehe, das diese Geschichte nicht in zwei Monaten erledigt ist. Ergo könnte sich vielleicht der eine oder andere Kamerad das Jahr Bordzeit, mit Unterbrechungen, zusammenkratzen ;)
Das erstaunte Feststellen das Seefahrt geil ist (um mal einen O-Ton zu bemühen) habe ich des Öfteren schon erlebt. Die Kameraden Feldjäger waren immer enorm begeistert, auch wenn der eine oder andere durchaus seine Sorgen mit der fehlenden Privatsphäre hatte. Aber das Problem gibt’s unter Marinekameraden ebenso.
Ohne es genau zu wissen, wird der Kommandeur des Seebataillons ja wahrscheinlich Rot gemeldet haben. Ergebnis ist zu besichtigen…
Aber Zustimmung in dem Fakt, das leider viel zu selten Rot gemeldet wird. Das ist ein Systemischer Fehler den ich meine gesamte Dienstzeit über beobachte. Durch das „möglich machen“ oder auch „wir schaffen das, machen sie es einfach“ untergraben wir Soldaten das System und etablieren die Ausnahme zur Normalität. Denn oben wird nur gesehen: „Erst sagt er geht nicht und jetzt geht’s ja doch“.
Defizite müssen klar und deutlich oben ankommen. Ohne auf dem Weg dorthin durch den Schönfärber zu wandern. Leider scheitert dies in der Realität regelmäßig daran, das überall eben Kameraden sitzen, die, verständlicherweise, immer mit halben Auge auf die eigene Beurteilung schielen.
Problem ist nur: Wenn`s dann mal knallt und Fähigkeiten in der Schlammzone gebraucht werden die nicht da sind, nutzt mir eine tolle Beurteilung nix, schlimmstenfalls nehmen Kameraden schaden.
Simon K. | 21. April 2016 – 12:17
1+
So sieht’s aus.
Und Gruß von einem Silberträger (3 Jahre F213) zum Anderen!
Vielleicht greife ich hier viel zu hoch, aber könnte der Einsatz der Grenis an Bord evtl. der beginn eines Umdenken in der Bundewehr und ein erster Planungsschritt in Richtung Marineinfanterie bzw. seebewegliche Infanterie sein?
Wir opfern ein Btl Grenis und gewinnen ein Btl Marines oder sowas in der Art.
@SvenS | 21. April 2016 – 12:57
Na, da wird ja mal wieder der bei einigen nicht aus den Köpfen zu bekommende Bedarf nach amphibischen Operationen aus einer Aushilfslösung für die Marine konstruiert. Wo ist denn unser LoA bzgl amphibischer Operationen? Nein, Sie greifen nicht zu hoch, Sie greifen vorbei.
P.S. Bitte nicht böse sein, aber ich würde mich in AG als Fachblog freuen, wenn man sich die Zeit nähme, TrG, Verbände etc. mit der korrekten Bezeichnung zu benennen, PzGren statt Grenni, FschJg statt Falli, usw.. Wenn man es nicht weiß ist es aber auch nicht so schlimm, es klingt halt professioneller.
@Bin_dabei
Dieses „Fass“ der Amphibischen Komponente hat die Marine selber aufgemacht – sowohl mit ihrem Konzept der „Expeditionary Navy“ als auch den „KGV Basis See“. Bis heute wurden diese Konzepte nicht außer Kraft gesetzt, damit wird auch der Ruf nach der entsprechenden Komponente nicht verhallen. Ob man diese Fähigkeit in der Bundeswehr oder multinational abbildet sei dahingestellt, zu beiden Begriffen gehört eine amphibische Komponente aber unweigerlich dazu – und sich immer nur auf das FNC zu berufen ist auf Dauer nicht glaubhaft.
@DeltaR95
Der Marine ging es aber nie um „Kampfamphibik“ sondern um gesicherten, militärischen Seetransport inkl. einer begrenzten Fähigkeit zur Ein-/Ausschiffung von Pers/Mat in kleinen Häfen in Krisengebieten – also eine robuste, logistische Unterstützung für das Heer und die Luftwaffe und keine „Amphibious Warfare/Assault Capability“ wie z.Bsp. das USMC. Und die von Ihnen erwähnten Konzepte sind letztendlich keine reinen Marinekonzepte, sondern nach Abstimmung mit den OrgBereichen und Kentnisnahme/Billigung durch den GI letztendlich BW-Konzepte im Rahmen der BW-Planung. Ferner ist die „Amphibische Komponente“ nur ein Aspekt in diesen Konzepten.
Aber ich persönlich finde es schon ganz lustig, dass nun das SeeBtl ganz heftig mit den Niederländern amphibisch übt und deutsche PanzerGrenadiere übernehmen Sicherungsaufgaben des SeeBtl auf Einheiten der Flotte im Einsatz…..verkehrte Welt ;-)
Nach kurzer Durchsicht der KGV (hab ich vor langer Zeit das letzte Mar reingesehen) und der Konzeption Seebataillon ist der „amphibische LoA“ doch sehr bescheiden. Hier von einem Fass zu sprechen ist schon heftig, eher ein Fässchen.
@Bin_dabei
So ist es – Danke ;-)
@DeltaR95 | 21. April 2016 – 14:40
Wo kann man denn das Konzept „Expeditionary Navy“ finden?
@ Klabauter: Gerne!
Mann könnte es aber auch einfach mal positiv sehen, wenn die Grünen an das Blaue gewöhnt werden. Letztlich führt kein Weg daran vorbei, denn das Seebatallion wird nie selbst die notwendige Größe für eine erweiterte Kooperation mit NLD erlangen.
Diese kleine positive Geschichte ist eben dann doch mehr als ein Fingerzeig.
Abscheinend ist die Personalstärke der Bundeswehr seit Februar schon wieder um mehr als 1000 Soldaten gesunken (sollte nicht eigentlich aufgestockt werden ?)
(gab ja auch hier einen Artikel dazu)
Februar: 178.171 aktive Soldaten (167.670 Berufs- und Zeitsoldaten und 10.501 Freiwillig Wehrdienstleistende)
April: 177.077 aktive Soldaten (167.310 Berufs- und Zeitsoldaten und 9.767 Freiwillig Wehrdienstleistende)
Kein Wunder das mittlerweile das Heer überall aushelfen muss.
Hier wird von Strukturreformen und amphibischen Operationen gesprochen…Fakt ist die Grenadiere sind in ca. Gruppenstärke an Bord und unterstützen im Schwerpunkt bei Aufstandsbewältigung in Form einer CRC-Komponente. Die Kräfte sind speziell dafür ausgebildet aufgrund der ursprünglichen Planung als ORF-Verband bei Bedarf in das Kosovo zu verlegen. Die Marine meldete Bedarf solcher CRC-Kräfte (Modul D) und die Grenadiere waren Kurzfristig verfügbar. Zusätzlich werden diese Kräfte an einigen marinespezifischen Waffensystemen (.50) ausgebildet um die Marinekräfte zu entlasten.
Da solche Einsätze immer verstärkter auftreten werden, sollte man vielleicht überlegen das Seebataillon zu einem Regiment aufzuwerten.
Zwei weitere Küsteneinsatzkompanien zusätzlich, zu den bereits bestehenden Kompanien, sollten eigentlich ausreichen, um jedem Schiff eine Infanteriegruppe beigeben zu können.
Oder anders ausgedrückt, auch hier eine Abkehr von der Reform.
@Lampe13
Vielen Dank – allerdings verstehe ich das jetzt nicht. CRC-Komponente zur See? Die traditionelle CRC-Ausbildung läuft, so weit ich weiß, sinnvollerweise auf festem Boden…
Na und? Warum in aller Welt soll ein ausgebildeter Soldat nicht auch einmal ein Schiff verteidigen können? Geht das nur mit Kieler-Knabenanzug?
@ T. Wiegold
Der EVG auf dem sich die Grenadiere befinden ist im Mittelmeer eingesetzt, wo es jetzt bei den steigenden Temperaturen auch zum Anstieg der Flüchtlingsströme kommt. Die Marine „fischt“ diese Flüchtlinge aus dem Mittelmehr und versorgt/registriert diese an Bord. Bei so vielen zum Teil traumatisierten Zivilisten an Bord kann es zu Unruhen kommen die durch die CRC-Kräfte eingedämmt werden sollen.
@Lampe13
Das wäre mir neu. Verwechseln Sie u.U. die NATO-Mission in der Ägäis mit der Operation Sophia vor Libyen, oder gibt es da inzwischen veränderte Erkenntnisse?
Aufstandsbewältigung wg. Rückführung von Flüchtlingen? So klingt das erheblich logischer. Auch klar, diese Eventuatlität würde niemand an die grosse Glocke hängen wollen. Schutz der neuen lybischen Regierung in ihrem Marinestützpunkt wäre ggf. auch drin.
@ T.Wiegold
Unter welchem Mandat diese Unterstützungsleistung läuft kann ich nicht genau sagen. Fakt ist, dass der Einsatzraum die Ägäis ist und dort auch Flüchtlingsboote havarieren.
Vielleicht sollte die Marine mal nach Freiwilligen fragen. Ich denke das der ein oder andere lieber mal auf ein Schiff geht anstatt zum x-ten Mal nach AFG zu gehen. Ich könnte mir das auch vorstellen. Bleibt aber wahrscheinlich nur ein Wunsch ;-)
So, ehe hier Dinge vom Hörensagen eskalieren: Im Unterschied zum Einsatz vor Libyen findet der NATO-Einsatz zwischen der Türkei und den griechischen Inseln in sehr engen und überschaubaren Gewässern statt, wo außer den NATO-Schiffen zahlreiche weitere – griechische und türkische Küstenwache, dazu Frontex – Einheiten unterwegs sind. Die NATO-Schiffe haben, das ein wesentlicher Unterschied zur Operation Sophia, nur sehr selten die Aufgabe, Menschen in diesem Gebiet aus Seenot zu retten. Auch die Vorkehrungen dazu sind völlig anders als vor Libyen – das Flugdeck des EGV wird als Flugdeck genutzt und ist nicht für die Aufnahme einer größeren Zahl von Seenotfällen ausgelegt.
Und Schutz der libyschen Regierung? Libyen liegt nicht in der Ägäis.
Mit anderen Worten: Wer meint, dass Panzergrenadiere als CRC-Kräfte in dieser Mission in der Ägäis vorgesehen sind, hat entweder viel weiter gehende Kenntnisse. Oder er weiß es nicht so genau. Deshalb frage ich ja so nach.
@ T.Wiegold
Weitergehende Kenntnisse
@Bin_dabei
Von der Escort Navy zur Expeditionary Navy
http://bit.ly/1YIPUjs
Der EGV operiert im Mittelmeer, und kann bei Bedarf und Dringlichkeit sehr schnell einen anderen Auftrag als den derzeitigen in der Ägäis erhalten. Just common sense. Ggf. steigen Klein und die Verbindungsoffiziere dafür auf eine der Fregatten um.
@Bin_Dabei
Die KGV Basis See ist aus meiner Sicht „mehr“ als nur GMSV und GGST. Der GMSV findet vor „einer fremden Küste“ im Rahmen einer „Anfangsoperation“ aus meiner Sicht nicht statt und auch das was die KGV dazu schreibt geht weiter über GMSV hinaus. Ich gebe ihnen Recht, wenn wir uns aktuelle Einsätze ansehen, wo wir in einem Gebiet operieren, in dem wir Häfen finden, wo wir mittels GMSV einlaufen und entladen können. Sobald dies aber nicht mehr gegeben ist (siehe Expeditionary Navy in den „Brown waters“ eines anderen Staates „within the truly joint area“), kommen sie um eine amphibische Komponente nicht herum. Die deutsche Marine wird sich diese Fähigkeit nie in einem Maße leisten können, um alleine diese Fähigkeit der NATO für eine Anfangsoperation hoher Intensität bereitzustellen, aber sie sollte es aus meiner Sicht als Beitrag zu einem multinationalen Verband anteilig können.
Die KGV Basis See kennt 5 Kernbegriffe nämlich Verlegen, Bereithalten, Führen, Schützen und Unterstützen und das berühmte JSS sollte genau den Baustein Führen im Hauptteil abdecken.
Das sich in der Konzeption des Seebataillons wenig zum Thema Amphibische Fähigkeiten ableiten lässt ist vor dem Hintergrund der Aufgaben dieses Truppenteils aber auch nicht verwunderlich. In den meisten Diskussionen zu dem Thema wird nämlich immer das Heer als Truppensteller der Landtruppen benannt – die Marine ist da wie beim USMC eher der Busfahrer als der Force Provider an Land.
Meine Meinung: Wir können auch Schiffe mit amphibischen Fähigkeiten besitzen und Nutzen, ohne dafür gleich ein eigenes USMC aufzustellen, z.B. im Rahmen der NATO.
Könnte das Glosar um die Begriffe GGST und GMSV erweitert werden? Auch KSV wäre ein heißer Kandidat!
@DeltaR95 | 21. April 2016 – 18:02
Danke für Ihre Erläuterungen und Ihre Sicht der Dinge. Nichtsdestotrotz bleibe ich bei meiner bereits oben geschilderten Sicht. Es gibt keine Grundlage in der KGV Basis See, und keinen LoA auf der die von Ihnen dargestellten Wünsche nach amphibischen Operationen abgedeckt sind.
Sie sind mir noch das Konzept „Expeditionary Navy“ schuldig geblieben. Sollte das von Ihnen als Konzept im Kontext mit der KGV Basis See in einem Satz genannte Dokument das sein, welches dankenswerter Weise von @Phillip Runge | 21. April 2016 – 17:30 verlinkt wurde (Danke dafür, das war auch das einzige, was ich in meiner Recherche dazu gefunden habe), dann hätten Sie in der Begrifflichkeit wie mit dem „aufgemachten Fass“ deutlich zu hoch gegriffen. Das ist ja höchstens ein netter historischer Besinnungsaufsatz mit marinefolkloristischen Bildern. Daraus einen amphibische LoA abzuleiten wäre schon sehr weit hergeholt.
Na, das ist sicherlich ein Standpunkt, den man teilen oder auch nicht teilen kann. Daraus aber den Bedarf auf amphibische Fähigkeiten abzuleiten ist wiederum weit hergeholt.
Bitte nicht falsch verstehen. Nicht alles, was man sich noch sosehr wünscht, bekommt man auch genehmigt. Selbst wenn es noch so gute und stringent abgeleitete Konzeptpapiere (im diskutierten Fall sind die ja noch nicht einmal vorhanden) gäbe.
Und die begrenzte Zusammenarbeit mit den NLD einerseits wie auch die Streichung des JSS aus der zu beschaffenden Liste von „Großgerät“ sprechen da eine deutliche Sprache. Und wenn – wie zu erwarten – im Weißbuch nicht etwas unerwartetes zum Thema Powerprojection mittels Marine stehen wird, wird sich für einem amphibischen LoA auch künftig nichts an Konzepten ableiten lassen.
Aber wir sollten nicht vergessen, wie wir in diese Diskussion gekommen sind: Ich habe auf einen Wunschtraum von @SvenS | 21. April 2016 – 12:57 nach mehr Marineinfanterie durch Aufgabe eines PzGrenBtl aufgrund der Meldung, dass die Marine eine Handvoll PzGren zur Schiffssicherung einsetzt, kurz mal die Realitäten verdeutlicht. Ich glaube wir haben in den Streitkräften derzeit wichtigere Sorgen als gefühlt aufgemachte Fässer.
Ein schönes Wochenende noch!
@Bin_dabei:
Ich gebe ihnen Recht, die Ableitung ist nicht deutlich, aber hinreichend – aber das führt sicherlich zu weit. Die Herleitung amphibischer Fähigkeiten kommt aus meiner Sicht ganz automatisch, wenn man als Marine Worte wie „Expeditionary“ und „Project“ in seinen Konzepten verwendet. Entweder muss man dann auch die damit verbundenen Ambitionen erfüllen oder man verwendet eben nicht so vorbelastete „Worthülsen“. Das Wort Fass habe ich auch nur verwendet, um das Sprichwort nicht zu verfremden, darin war keine qualitative oder quantitative Wertung enthalten. Mir ging es nur darum, dass die Marine mit ihrer Wortwahl – gerade Project hat in der NATO seine ganz definierte Bedeutung – diese Geister geweckt hat und nach meinem Kenntnisstand hat bisher kein Inspekteur oder GI das widerrufen.
Aber das Thema führt hier zu weit, auch da gebe ich ihnen Recht. Das Seebataillon in seiner jetzigen Form erfüllt bestimmte Aufgaben, aber eine echte „Marineinfanterie“ brauchen wir aus meiner Sicht nicht, noch können wir sie uns leisten.
Die Verwendung von PzGren in der Rolle von Marineaufgaben spricht aus meiner Sicht Bände über den Zustand. Entweder haben wir einen LoA, der strukturell nicht durch die Marine erfüllbar ist, dann müssen wir dort nachbessern. Oder dies ist Bestandteil eines Konzeptes, dass wir alle noch nicht erkannt haben …
Dennoch auf der „Arbeitsebene“ zeigt dies wohl wieder einmal den Willen der entsprechenden Truppenteile, ihre Aufgabe zu erfüllen, obwohl dort das „Soll“ und „Ist“ mal wieder nicht zueinander passen.
Allerdings hoffe ich, dass man die PzGren genügend „navalisiert“ hat, dass sie nicht jeden Segler, der mal wieder die Sperrzone nicht achtet, nach Anrufverfahren auf den Grund schicken :D
@DeltaR95,“Allerdings hoffe ich…..Wenn Sie wüssten ,wie unsere Marine von der Handelsmarine eingeschätzt wird und eine Ahnung von Infanterie hätten,wäre dieser Kommentar unterblieben.
@Schiff
„Wenn Sie wüssten ,wie unsere Marine von der Handelsmarine eingeschätzt wird“
Wie wird sie denn eingeschätzt?
@DeltaR95 | 22. April 2016 – 10:05
Passt schon.
@DeltaR95
„… eine echte „Marineinfanterie“ brauchen wir aus meiner Sicht nicht, noch können wir sie uns leisten.“ – Wie definiert sich Ihr „brauchen“ unter Berücksichtigung SiPo-Interessen Deutschlands? Und weshalb glauben Sie, dass wir dieses Instruments nicht bedürfen, das 17 Mio-Volk der Niederlande sich aber ihr https://de.m.wikipedia.org/wiki/Korps_Mariniers mit immerhin vier InfBtl/AmphBtl leistet, seit 350 Jahren? Sich etwas leisten zu wollen, im Bereich SiPo, ist stets immer auch Bedingung des Wollens und der Einsicht in Verantwortung.
@Schiff
(Mit Bezug zu Ihrer Replik auf DeltaR95:) PzGren und Inf, soweit es sich um die JgTr handelt, haben allein die Barettfarbe gemein.
@Klaus-Peter Kaikowsky | 22. April 2016 – 11:02
Manchmal verwirren Sie mich. Gehe ich recht in der Annahme, Ihrem Kommentar zu entnehmen, dass Sie der Ansicht sind, wir bräuchten eine Marineinfanterie. Woraus leiten Sie denn die Begründung hierfür ab?
Nur weil die Niederländer so etwas haben, brauchen wir das auch?
ergänzen Sie bitte den Satz noch um …Notwendigkeit und verfügbare Mittel sowie politischen Handlungswillen.
In diesem Zusammenhang fällt mir dann doch wieder ein kleiner Merksatz aus dem FGG4 ein: Der Wunsch, etwas zu besitzen ist noch lange keine Anforderungsgrundlage…
Das Problem ist in der gesamten Bundeswehr systemimmanent: es gibt zu wenig Mannschaftssoldaten. Das Seebataillon ist davon genauso betroffen, wie jedes Wald- und Wiesenbataillon der Kampftruppe des Heeres.
Mit der SAZV hat das zunächst einmal gar nichts zu tun. Die erschwert nur noch unnötig mehr die sowieso schon umfassende und langwierige Ausbildung der Angehörigen des Seebataillons.
Aber das Schutzkomponenten in der Ägäis und bei EUNAVFOR MED erforderlich sind hat man ja sowieso erst mit der Zeit festgestellt, da BMVg und EFK erst nach längerer zeit davon überzeugt waren, dass sich INS nicht nachhaltig an die befohlene Sicherheitslage des EFK halten…
@Hans
Als eine Truppe,die mit dem 6-8fachen an Personal,auch auf der Brücke,Mehrschraubenantrieb,Verstellpropeller,Bugstrahlruder langsamer von A nach B kommt und anderen trotzdem nicht seltener in die Fenster fährt.
Und wenn Sie mir mit Erfolgsmeldungen wie Pirateriebekämpfung und schneidig entern usw.kommen.Das waren 2-4 Söldner mit Sturmgewehren ,zu deutlich günstigeren Preisen.
Kurz,die Königskinder auf ihren Hurradampfern
@Schiff
Ja die alten Kamellen „Du Marine, Du doof, ich Handelsschiff, ich Super..Du kannst ja eh nichts“ „Du hast ja viel zu viel Personal für alles“ und umgekehrt.
Geht nicht ohne diesen oberflächlichen unreflektierten Mist, oder? Die Handelsschiffahrt hat andere Voraussetzungen an den Betrieb ihrer Schiffe (Personal=Kosten, also wenig Personal bspw. auf den Transitverkehr zugeschnittene Systeme etc.).
Im Gegenzug hat die Marine Voraussetzungen an den Betrieb ihrer Schiffe (Stichworte wie: Inneres und Äußeres Gefecht=dazu brauch ich Personal, Kriegschiff wäre da auch so ein Wort..Standfestigkeit, Redundanz, Überlebensfähigkeit etc.).
Es wäre schön wenn auf diesen Kram so langsam mal verzichten könnte. Jeder macht seine Sache so wie es notwendig ist. Ich habe der Handelsschiffahrt auch nicht vorgeschrieben was sie wie und wo zu tun hat. Also könnte man es andersrum auch irgendwann mal lassen.
Diese ewige unnötige Diskussion ist so überflüssig wie nur irgendwas…
@Bin_dabei
Ich maße mir derzeit kein Urteil an, ob wir diese Fähigkeit „BRAUCHEN“. Jedoch plädiere ich dafür, argumentativ pro/contra-Beiträge einzustellen. Allein ein brauchen, – ohne Begründung, ist zu wenig -.
– Der Hinweis zu NLD ist, natürlich erkannten Sie das auch, ein Gesichtspunkt hinsichtlich „leisten wollen/können“ unter Berücksichtigung NLD Finanzkraft und Bevölkerung, also rechnerisch nachweisbarer Fakten im Vergleich zu 80 Mio Bevölkerung für DEU.
– Alles notwendigerweise Folgende wie SiPo-Ambition, Verantwortung als europäische Zentralmacht, Erwartungen unserer Partner stellen oftmals Variablen dar, die politischen Parametern unterliegen, aber nichtsdestoweniger in einem blog mit Anspruch zu erörtern Serin sollten.
Beide Größenordnungen lassen zum Schluss der Beurteilung ein Urteil zu, das da lautet: ja-brauchen vs. nein-nicht brauchen.
@K-P K
Na ja, wenn man – so wie die NL – insulare Überseegebiete hat, dann macht Marineinfantrie schon Sinn.
Aber Helgoland reicht da wohl nicht aus als bedarfsbegündende, konzeptionelle Forderungsgrundlage für eine deutsche Marineinfanterie ;-)
@Schiff
Also da habe ich als studierter Nautiker und Marineoffizier aber doch eine andere Meinung mitbekommen. Die Seeleute, die ich aus dem Studium und meiner Zeit an Bord von Containerschiffen kennen gelernt habe, sahen das durchaus erheblich differenzierter als ihre Darstellung. Vor allem nachdem sie mitbekommen haben, dass das meiste Personal eben nicht deshalb an Bord ist, weil das Schiff sonst nicht fährt, sondern um andere Aufgaben wahrzunehmen und „Schiff von A nach B“ im Endeffekt nur eine Nebenaufgabe ist.
Im Übrigen waren die „2-4 Söldner mit Sturmgewehren“ weder nur 2-4 Söldner sondern durchaus 8-10 Mann Teams pro Schiff, welches sie eingesetzt hat, noch waren die wirklich günstiger. Denn den bewaffneten Schutz durch Kriegsschiffe bekamen die Reeder kostenneutral, bereits durch Steuern finanziert und somit „zu deutlich günstigeren Preisen“. gerade bei Nationen wie Italien, welches auf Schiffen unter italienischer Flagge Sicherungsteams der italienischen Marine einsetzten.
Und schon gar nicht waren es diese Teams, die für den Rückgang der Piraterie gesorgt haben. Der Rückgang erfolgte hauptsächlich durch die konsequente Umsetzung der BMP und einem Umdenken der Reeder, dass es im Endeffekt günstiger ist, den höheren Kraftstoffverbraucht eines High-Speed-Transits durch die Gefahrenzone in kauf zu nehmen als das Schiff aus der Hand von Piraten freizukaufen.
So und das war jetzt weit OT, darum möchte ich mich bei T.W. und den anderen Lesern dafür entschuldigen, aber ich kann dieses Geplänkel der vorletzten Seefahrergeneration nicht mehr hören.