Cyberkrieger, Computernerds und IT-Einkäufer: Bundeswehr stellt sich neu auf
Der Einberufungsbescheid für Captain CIRK ist konkreter geworden: Am (heutigen) Dienstag stellte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen die Pläne für die künftige Aufstellung der deutschen Streitkräfte im Hinblick auf Computernetze, IT-Sicherheit und Cyberkrieg vor. Kernpunkte: Die digitale Arbeit wird in einer eigenen Abteilung im Ministerium und in einem neuen militärischen Organisationsbereich gebündelt, der neben die bisherigen Bereiche Heer, Luftwaffe, Marine, Sanität und Streitkräftebasis tritt und zunächst rund 13.500 Dienstposten umfassen soll
Damit will die Bundeswehr ihre Effizienz und Schlagkraft im schnell wechselnden Bereich der Informationstechnik ebenso verbessern wie den Schutz von Truppe – auch im Einsatz – und gegebenenfalls der Bevölkerung. Aber die Bundeswehr-Cyberkrieger sollen in eine Gesamtstrategie der Bundesregierung eingebettet werden – und in Abstimmung vor allem mit dem Bundesinnenministerium agieren.
Das Statement der Ministerin dazu (die Fragen sind zwar leise, aber verständlich):
Und die hier natürlich besonders interessierenden Details plus Kästchenkunde:
Die neue Abteilung im Verteidigungsministerium
mit einem Chief Information Officer (CIO) an der Spitze (zur personellen Besetzung gab es übrigens heute noch nichts, damit bleibt vorerst offen, ob sich die Spiegel-Meldung bewahrheitet, dass dafür der ThyssenKrupp-Manager Klaus-Hardy Mühleck eingekauft werden soll).
Das Organigramm zeigt schon, dass es da erstmal nicht um Cyberkrieg geht, sondern um das, was in jedem Unternehmen als anständige IT-Organisation eine Notwendigkeit ist: Es geht um veraltete und neue Rechner und Software (auf der Brücke des Einsatzgruppenversorgers Bonn in der Ägäis lief die Ministerin vergangene Woche mehrfach an dem Navigationsrechner vorbei, der noch unter Windows XP professionell läuft), um Innovationszyklen, praktisch um ein Dienstleistungsthema.
Der Abteilungsleiter soll als IT-Architekt der gesamten Bundeswehr agieren, für alle Netze von der Bürokommunikation bis zu den roten Netzen des militärischen Nachrichtenwesens, und er soll die Bundeswehr-Informationstechnikgesellschaft BWI (wenn sie komplett wieder dem Bund gehört) als Systemhaus steuern. Mit anderen Worten: Die zerfaserte materielle und personelle IT-Infrastruktur unter ein Dach bringen.
Der neue militärische Organisationsbereich Cyber- und Informationsraum
mit einem Dreisterner an der Spitze (auch da wurden noch keine Namen genannt) soll neben den eigentlichen Computer-Spezialisten zusätzlich die Bereiche
- militärisches Nachrichtenwesen
- GeoInformation
- Operative Kommunikation
- Elektronische Kampfführung (Eloka)
unterstellt bekommen. Große Umzüge oder Zusammenziehung/Verlagerung von Einheiten soll es nicht geben, geschaffen wird das neue Kommando durch truppendienstliche Unterstellung und Fachaufsicht. Die rund 13.500 Dienstposten, die zur Anfangsbefähigung Anfang 2017 zusammenkommen sollen, sind offensichtlich eine erste Schätzung – denn während bislang immer von rund 15.000 Dienstposten die Rede war, die über die Bundeswehr verteilt im weitesten Sinne mit diesen Bereichen zu tun haben, wird inzwischen die Zahl von 20.000 genannt.
Der Umgang der Streitkräfte mit dem Cyber- und Informationsraum (ich fürchte, an diesen Begriff werden wir uns einfach gewöhnen müssen) in neuer Abteilung und vor allem im neuen Kommando soll sich an das Modell der U.S. Navy anlehnen (zu dem ich auch noch nichts sagen kann und das ich mir erst anschauen müsste).
Auf zwei Feldern soll es künftig grundlegende Neuerungen geben, die zum Teil mit traditionellen Vorgehensweisen zusammenstoßen dürften:
In der Beschaffung soll nicht nur der Grundsatz gelten IT schneller als Rüstung, sondern auch im IT-Bereich selbst eine zusätzliche Überholspur: 2-speed-IT. Also Beschaffung, die nicht hinter den Innovationszyklen in der Computerindustrie hinterherhechelt.
Beim Ringen um den nötigen spezialisierten Nachwuchs, nicht zuletzt mit der Industrie, setzt die Bundeswehr auf drei Schienen: eigene Ausbildung, gesonderte Karrieremöglichkeiten und stärkere Einbindung von Reservisten.
An der Universität der Bundeswehr München wird dafür ein eigener Studiengang für Cybersicherheit eingerichtet, elf Professoren/Dozentenstellen sind bereits eingeplant. Ab 2018 sollen dort bis zu 70 Studenten jährlich zu den Nerds ausgebildet werden, die die Bundeswehr händeringend sucht.
Dazu gehört dann auch eine gesonderte Fachkarriere mit Aufstiegsmöglichkeiten, die sich nicht am traditionellen Verwendungsaufbau orientieren: Der Computerspezialist muss nicht zwingend Kommandeur werden, um beruflich weiterzukommen.
Im Bericht des Aufbaustabes (Link s. unten) gibt es dazu die interessante Passage:
Ziel ist es hierbei, neue oder bislang unterrepräsentierte Bewerbergruppen für noch zu spezifizierende Fachaufgaben im neuen Organisationsbereich CIR in einem hoch wettbewerblichen Arbeitsmarkt erschließen zu können, die bisher aufgrund anderer dominierender Faktoren nicht in Betracht gezogen wurden (z.B. wegen fehlender Eignung als Soldatin oder Soldat oder wegen explizit fehlendem Interesse an einer Tätigkeit als Soldatin oder Soldat, Menschen mit Migrationshintergrund, Staatsangehörige anderer Länder). Zu möglichen neuen Zielgruppen zählen auch Kandidatinnen und Kandidaten ohne formalen Bildungsabschluss (z.B. Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher) oder Bewerberinnen und Bewerber aus fachfremden Disziplinen, die über geeignete informell oder nicht-formell erworbene Kompetenzen verfügen und eine hohe Motivation für eine Auseinandersetzung mit Cyber-Aufgabenfeldern mitbringen, aber keine klassische MINT-Vorbildung nachweisen können.
Und als drittes Standbein, das scheint das Ministerium entdeckt zu haben, sollen die ganzen Spezialisten aus dem Bereich der früher mal aktiven Soldaten angesprochen werden. Da werden dann auch die jetzt angelegten Maßstäbe für den Reservistendienst im Einsatz hinfällig: Der IT-Fachmann muss nicht so belastbar sein, dass er mit Schutzweste und Ausrüstung durch ein Einsatzland stapfen kann – aber darauf eingestellt, im so genannten reach back-Verfahren, also dem rückwärtigen Rechenzentrum in der Heimat, auch kurzfristig eine Nachtschicht zu fahren oder Wochenenddienst zu machen.
Eine kritische Frage, die öffentlich zu dem Bereich IT/Cyber immer wieder hoch kommt, wird im Verteidigungsministerium übrigens recht entspannt gesehen: Die Frage nach den offensiven Fähigkeiten und Einsatzmöglichkeiten. Die Abgrenzung sei gar nicht so schwierig, weil eindeutig: Hinter die Firewall eines fremden Servers einzudringen, sei eindeutig ein Angriff. Und der komme – außerhalb des Verteidigungsfalls – nur infrage, wenn dieses Wirkmittel in einem Einsatz vom Bundestag mandatiert sei. Stelle die Bundeswehr im Inland einen Angriff auf ihre Computersysteme fest, ergreife sie zwar alle Schutzmöglichkeiten – aber überlasse die nötigen Gegenmaßnahmen dem im Inland zuständigen Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), das zum Bundesinnenministerium gehört.
In der Praxis werden da Fragen der Abgrenzung sicherlich noch interessant; ebenso die Frage, wie es mit einer möglichen kinetischen Reaktion auf einen Angriff auf Kommunikations- und Computernetze aussieht (wenn irgendwo im Einsatz das Tetrapol-Funksystem gezielt gestört wird, fährt dann nicht vielleicht doch die nächste Patrouille dort vorbei und zerstört den Störsender?).
Der Koalitionspartner SPD reagierte bereits auf die Vorstellung der Verteidigungsministerin und stellte ähnliche Fragen:
Wir begrüßen und unterstützen die vorgeschlagene Organisationsreform in der Bundeswehr zur IT-Sicherheit. Die Vorschläge des Ministeriums für mehr Sicherheit im Cyberraum sind überfällig und von großer Bedeutung für die Abwehr von Angriffen auf unsere IT-Infrastruktur.
Doch die Organisationsreform ist nicht alles: Für uns stellen sich rechtliche und auch völkerrechtliche Fragen, die noch nicht geklärt worden sind. Bei der zunehmenden Verzahnung mit dem BMI und den einzubeziehenden Diensten wie BND und BSI, ist die Transparenz sowie die parlamentarische Kontrolle durch den Bundestag noch nicht gesichert.
Zudem bleibt das Problem der Personalgewinnung eine entscheidende Herausforderung. Mit dem bisherigen Laufbahnrecht werden nötige IT-Spezialisten kaum zu gewinnen sein.
Auch da werden die Antworten interessant.
Zur Dokumentation:
Der Abschlussbericht des Aufbaustabes Cyber- und Informationsraum
Das Papier der SPD-Arbeitsgruppe Sicherheits- und Verteidigungspolitik zur Cyberpolitik
Nachtrag: Massive Kritik von den Grünen.
@ Retired
@ Zimdarsen
Die Frage „und was wird aus/mit der BWI“ ist einfach zu beantworten.
Sie wird nicht nach Übernahme durch die Bw in das Cyberkommando integriert sondern bleibt eine eigenständige Firma in der Rechtsform GmbH.
Ab 2017 wird die Bundeswehr allerdings der alleinige Gesellschafter sein und das bedeutet, dass neben der gesellschaftsrechtlichen Steuerung auch die unternehmerische Steuerung dem BMVg obliegt. (Bisher bei Siemens bzw. IBM).
Der ab 2017 geltende Vertrag wird kurz vor der Sommerpause parlamentarisch behandelt und gegen Jahresende dann unterzeichnet. (Der jetzige Vertrag läuft irgendwann Ende Dezember 2016 aus).
Wenn die BWI dann dem Bund (der Bundeswehr) gehört, kann sie allerdings als sogenannte „Inhouse-Gesellschaft“ direkt und schneller beauftragt werden, sie unterliegt den unternehmerischen Vorgaben der Bundeswehr, agiert allerdings im Rahmen ihrer „unternehmerischen Freiheit“ weiterhin wie eine GmbH, das heißt sie wendet industrieübliche Verfahren und Prozesse an. Dieses allerdings mit (wenn ich richtig informiert bin) maximal 2% Gewinn und einer vollen Kostentransparenz durch entsprechendes Preisrecht.
Eine Eingliederung in eine Dienststelle oder Kommando CIR würde sicherlich zu einer „Massenflucht“ der bei der BWI beschäftigten Spezialisten führen. Aber dieses wurde bereits vor über 2 Jahren vom BAAINBw untersucht und festgestellt und daher als Lösungsmodell für die Fortführung über 2017 hinaus verworfen.
@ Jas:
Vielen Dank für diese Darstellung. Viel treffender und beispielhafter lässt es sich wohl nicht ausdrücken.
Man möge sich wünschen, dass zumindest einmal realistische Bedenken bis zur Entscheidungsebene durchdringen und am Ende aus einem Bewerber mit einem Laptop nicht eine „Grünmeldung“ wird.
chris | 26. April 2016 – 20:17
Sie haben Recht, mein Fehler.
@Nikom
Prozeßorientiert = NATO kompatibel
@Jas und @Screwdriver
Ihre Einlassungen riechen sehr nach „sehenden Auges in die Katastrophe“.
Obwohl IT/Cyber etc nun tatsächlich nicht meine Kragenweite bedeutet, werde ich das Gefühl nicht los, „was wenn Sie beide Recht hätten“?
Dessen ungeachtet gehöre ich, wie hier bei AG leider nur eine Minderheit, zur Fraktion „das Glas ist stets halbvoll“. Ich mag ewiges Meckern/besser Wissen/lasst mich mal ran -Gerede überhaupt nicht, es ist nämlich billig und (zu)einfach.
Mitnichten will ich Ihnen dies unterstellen, aber ist bei allem Neuen zunächst nicht erstmal Geduld angesagt, es muss sich alles finden und schütteln?
Was mich allerdings zumindest nachdenklich macht, die Zuordnung von KdoStratAufkl mit SchStratAufklBw. Wie sieht die tatsächliche Zusammenarbeit aus. Wie wirkt sich, falls überhaupt, das neue Konstrukt auf HAufklTr aus?
Aber warten wir’s ab!
@KPK
HAufklTr und KSA / SSA waren doch vorher schon organisatorisch getrennt.. die Frage wäre hier für mich, wie sieht die Zusammenarbeit bisher aus? Und nur weil die Unterstellung ändert, kann es ja auch weitergehen mit der Zusammenarbeit?
Ich reposte einfach nochmal aus dem Bällebad von vor 2 Tagen.
Erster Punkt: Die Verantwortungs- und Zuständigkeitschimäre, Organisation
Ist „CIR“ nun eine TSK oder ein OrgBer oder Beides? Es ist anscheinend ein Inspekteur geplant und eine Abteilung im BMVg. Sollten sich nicht alle TSK der Plg unterordnen und diese als alleiniger Bedarfsträger auftreten? Wie lange machen die anderen TSK das mit? Als die IT-Strategie zuletzt überarbeitet wurde hat Plg wohl nicht schlecht gestaunt, als AIN IV da so schrieb „bedarfsbegründendes Papier“ und Plg dann eben nur mal so zur Mitprüfung beteiligte. Wie sieht es überhaupt mit dem IT-Direktor aus. Wird die Aufgabe auf „AL CIR“ übergehen? Wenn man sich die bisherigen Verwendungen des kolportierten Kandidaten (CIO) anschaut wäre das nur folgerichtig. Wird die AIN dann noch kleiner, weil AIN IV zu „CIR“ wechselt?
Man konsolidiert meinem Eindruck nach Verantwortung, was grundsätzlich gut ist, schafft aber im Gegenzug neue Reibungsflächen. Die Grabenkämpfe M/Rü und IT-Amt/BWB waren nicht schön. Ich befürchte, dass genau das jetzt wieder losgeht, mit dem unterschied, dass die Kämpfe jetzt zusätzlich auch mit Plg und den TSKen geführt werden.
Da wird wohl viel Schriftverkehr mit Verweisen auf die GO BMVg folgen.
Zweiter Punkt: Strategisches/Grundlegendes Verständnis des Themenfeldes Information, Kommunikation, Raum
Wie hier vielfach ausgeführt erleben wir einen schleichenden Verfall des Wissen um die Operationsführung als auch strategischen Vermögens für die klassische Kriegsführung. Das ganze Thema Cyberwar ist da nicht wirklich einfacher. Allein die Frage, wie Eskalationskurven im Bereich Cyber aussehen ist eine spannende Frage. Aufgrund der hohen Unsicherheit hinsichtlich der Identität des Aggressors wird es schwierig abzuschrecken. Dazu kommt dann kaum vorhandenes Wissen um die Fähigkeiten des möglichen Gegner. Ich weiß (vorab) nicht, schießt der mit Granaten oder Raketen? Wie sieht die Bedrohungslage aus? Eine Fähigkeit im Informationsraum ist losgelöst von dem was wir als geographischen Raum kennen. Im Informationsraum kann jemand „geographisch“ neben mir stehen mich aber nicht bedrohen, oder eben am anderen Ende der Welt sein, aber eine Bedrohung darstellen. Das klingt jetzt alles etwas platt, aber um solche Sachen muss man sich Gedanken machen. Ob es dafür aber einen eigenen OrgBer/TSK braucht? Anscheinend lautet die Antwort: Ja. Wenn man das Thema nicht gründlich genug verstanden hat kommt am Ende nur wieder eine Weisung der Art „Der IT-Grundschutz gemäß BSI gilt für alle Projekte!“ ohne dass klar ist ob die entsprechende Regelung für das konkrete Projekt sinnvoll ist.
Dritter Punkt: Architekturen
Hat ein klein wenig was mit Punkt Eins zu tun. Wer macht das denn jetzt? Ist das Planungsamt jetzt dahingehend aufgewachsen? Schaut man weiter nach Koblenz und kippt das Problem dem zukünftigen Projektleiter vor die Füße. Sind die NAF Modelle für eine Integration der Cyber Problematik geeignet? Kann ich das überhaupt entscheiden, wenn ich Punkt Zwei nicht gemacht habe?
PS: Informationsraum ist doch nichts Neues. Der war schon immer Operationsraum, auch schon vor zweitausend Jahren. Was sich geändert hat ist die Verbreitungsgeschwindigkeit und Durchdringungstiefe von Informationen. Das ist aber prinzipiell nichts neues. Man muss sich immer fragen, welche Probleme sich daraus für den Führungsprozess ergeben. (Auf allen Ebenen)
Herzlichen Glückwunsch.
Endlich mal wieder ein Wasserkopf der wenig nutzt.
Das MilNW liegt am Boden, denn die Masse der Stellen im Heer wurde mit sogenannten Sozialfällen besetzt, das KSA ist mit der InfoZ nicht in der Lage den Informationsbedarf zu decken, das GeoInfoWesen will NICHT GeoInfoIntel werden (man(n) könnte ja an Wichtigkeit und Einfluß verlieren).
Und jetzt schafft Mann/Frau ein Kdo um wieder mal etwas Neues zu kreieren.
Wann werden Wir, die Deutschen, endlich einmal effektiv?
So so. 70 Cybernerds also.
Ist vllt. schon mal aufgefallen, dass die UniBwM seit den 70igern jährlich zwischen 30 und 50 Informatikern und seit 2000 auch 15-25 Wirtschaftsinformatiker ausspuckt? (Von E-Technikern mit entsprechender Fachrichtung soll hier nur am Rande die Rede sein)
Seltsamerweise kommen in der Ebene 1Sterner+ keine davon an. Nun darf man sich fragen, wo die nur unterwegs alle geblieben sind.
Vllt. mal so das ein oder andere BFD-Seminar durchstöbern.
Und so ein M. Sc. CyberSecurity, wenn er denn in 5-8 Jahren mal verfügbar ist, (wohlgemerkt mit akademischer Ausbildung und ohne praktische Erfahrung) dürfte da ins gleiche Raster fallen.
@ Woody
Ich habe zu wenig Einblick um ihre Gedanken und Vorstellungen auf der ministeriellen Ebene zu kommentieren. Trotzdem stellen sich für mich praktische Fragen und ob die neue Organisationsstruktur in der Lage sein wird folgende beispielhaft aufgeführte Gefahren besser abwehren zu können.
Für mich stellen sich folgende Fragen:
1. Warum hat sich die georgische Regierung bei dem Georgienkrieg in 2008 mit der Regierungskommunikationsinfrastruktur komplett einem amerikanischen Anbieter oder sogar amerikanischen Regierungsstellen anvertraut ?
2. Was machen wir gegen einen zielgerichteten Angriff das öffentliche Informationsnetz, wie es vor einigen Jahren in einem der baltischen Staaten vermutlich durch russische Stellen erfolgt ist ?
3. Warum war es bei dem Computerangriff auf das Bundestagsnetz im letzten Jahr nicht möglich die Schadsoftware abzuwehren und man sogar den Austausch der Hardware (vermutlich Router) erwogen oder durchgeführt hat um wieder sicher zu werden ?
4. Was haben wir gegen einen zielgerichteten Angriff wie er mit „Stuxnet“ durchgeführt wurde gegenzusetzen um unsere kritische Infrastruktur (zivil wie militärisch) zu schützen ?
Der Begriff „Cyberkrieger“ lässt vermuten, dass dort auch irgendwie gekämpft bzw. gegen einen Feind gehandelt werden soll. Von dem ist aber auffälligerweise nirgendwo die Rede, wo es konkret wird. Es klingt alles auffallend unkämpferisch und ist vermutlich auch so gedacht. Während die echten „Cyberkrieger“ längst privatwirtschaftlich im Einsatz sind, scheint die Bundeswehr sich in erster Linie mit ihrer eigenen Verwaltung zu beschäftigen, vermarktet das aber immerhin spektakulär. Um die offensichtliche Verschwendung der Steuergelder ist es aber trotzdem schade.
@Hans
Ist mit durchaus klar, wie es bisher war, bin Teil davon gewesen.
Von Interesse trotzdem, wie sich die Praxis bei Bestehen des neuen OrgBer in zuvor genannten Kdo/Schule/TrGtg entwickeln wird.
Ein (anderer) Hinweis, nicht ganz unwichtig:
Nach deutschem Recht wird das öffentliche Zeigen fast aller rechtsextremen Symbole oder Kennzeichen nach § 86 StGB (Verbreiten von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen) und § 86a StGB (Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen) bestraft.
Klartext: Formulierungen mit/Gebrauch von Abkürzungen unter Nutzung von SS, SD, SA usw sind verboten. Aus diesem Grund heißt die Flensburger Schule „SchStratAufkl“ unter Auslassung des sonst in mil Abkürzungen für Schulen verwendeten „S“!
@Klaus-Peter Kaikowsky
Was Sie über den § 86 schreiben, ist so nicht ganz richtig. Nicht die Verwendung der Buchstabenfolge ist strafbar, sondern die Verwendung des Symbols oder der Bezeichnung der Organisation in einem Kontext der sich auf die Organisation bezieht. Es darf z.B. der Staatsanwalt (offiziell abgekürzt SA) selbst wenn er aus Niedersachsen (NS) kommt einen Schalldämpfer (SD) verwenden und dabei die genannten offiziellen Abkürzungen verwenden. Die Vermeidung ähnlicher Abkürzungen durch die Bundeswehr hat ausschliesslich politische, aber keine rechtlichen Gründe. Das liegt daran, dass manche Bedenkenträger derart NS-fixiert sind, dass ihnen auch bei einem Schiesskonzept namens NSAK ausschliesslich Nazi-Assoziationen einfallen. Diese Leute sind auch auffallend gut vertraut auch mit dem obskursten Zusammenhang, in dem diese Buchstabenkombination möglicherweise schon einmal verwendet wurde, und für solche Leute verwendet man Schonabkürzungen, um sie davor zu bewahren, ganz die Nerven zu verlieren.
@Woody:
Zustimmung.
Mit Blick auf die Schnittstellen finde ich besonders spannend der geplante Ansatz abseits von IPP/ CPM (nov.) (siehe Abschlussbericht, S. 15)
Besonders vielsagend das Planungspanel ohne Einbindung AIN.
Wie lange trägt AIN noch diesen Namen?
Der OT §86 ist jetzt erschöpfend abgehandelt, oder?
Hach, schön :)
Also ich bin ja quasi als so eine Art Hybrid anzusehen. Ehemals ( bis vor drei Jahren ) bei den FschJg als tatsächlich „Grüner“ außerhalb des Stabes im mittleren Vorgesetztenverhältnis ( wie @Koffer ) beheimatet, friste ich nun mein schnödes Dasein als einfacher, dämlicher „Programmierer“. Also irgendwas mit IT ( Ich sag das nicht laut, sonst braucht wieder jeder Hilfe ). Oder vielleicht auch „Cyber“? I don’t know. Ich sollte vielleicht mal einem „Cyber-Workshop“ beiwohnen, um dieses zu ergründen.
Nichts desto trotz verdiene ich nun nicht schlechter als zuvor, welches einer der vielen Gründe ist, warum ich diesen Job mache. Nach jahrelangem hin und her durch aller Herren Länder, bei dem man seine Familie, wenn es hoch kam, vielleicht an vier Wochenenden hintereinander gesehen hat ( Urlaub ausgenommen ), und ansonsten immer nur „Lage- und Lehrgangsabhängig“ zu Hause war, ist es jetzt doch sehr angenehm, nicht mehr auf irgendwelche Einsätze, befohlene Fortbildungen oder dergleichen zu müssen. Zusätzlich habe ich auch noch schnödes Homeoffice! Ich weiß gar nicht, warum ich mir das eigentlich antue, mich morgens im Pyjama vor einen Rechner zu klemmen und einfach nur meinen Job zu machen. Ich sollte es mir mal wieder angewöhnen, vorher eine Vollzähligkeit und ein Antreten in der Küche zu inszeniren.
Wenn ich denn mal im Büro bin, dann habe ich auch ein sehr hartes Los. Meistens fordert mich mein Chef direkt zu einer Runde Billard auf, bei einer gesponsorten Fassbrause, von der wir Kistenweise haben. Wir haben da auch so eine Rangliste. Da bin ich aber immer Letzter. Konnte Billard noch nie. Dazu kein Antreten. Kein Rumgebrülle. Keine Vollpfo*** im Dienstgrad über Dir. Und wenn, dann kann man demjenigen auch mal straffrei vor den Koffer sch****. Ich vergaß die Gleitzeit. Und ich darf meinen Firmenwagen mit nach Hause nehmen.
Auch wenn die Zeilen leicht ironisch verfasst sind, trifft es dennoch die Realität. Wie will denn die BW mit ihrem „Cyber“ … gnihihihi … dagegen halten? Und ich bin nur in einem kleinen, mittelständigen Unternehmen beschäftigt. Wir suchen noch händeringend Developer, aber der Markt ist so gut wie leer. Jedenfalls leer mit den Leuten, die ein wenig mehr können als mal kurz ein kleines, triviales Script in JavaScript zu basteln.
Woher die vielen Junge Leute kommen sollen die einen Sklaven Vertrag abschließen das Min 12 Jahre bleiben wird auch Interessant wenn es bei der Uni um sonst das alles gibt
und kann Anschliesend USA Fett Kohle Verdienen
@ T.Wiegold | 26. April 2016 – 22:40:
Alles gut – nur nicht die Nerven verlieren. Auch solch ein Ausflug gehört zur Diskussion und sollte gestattet werden. Da hab ich hier schon ganz anderes gelesen – was Sie wohl überlesen haben.
@ Hoppie | 26. April 2016 – 22:40:
Und wie lautet die eigentliche Botschaft?
@ Alarich | 26. April 2016 – 22:52: Wird schon besser – aber da geht noch was!?
Hans Schommer
@Georg
Einige Antworten auf Deine Fragen
1. Warum hat sich die georgische Regierung bei dem Georgienkrieg in 2008 mit der Regierungskommunikationsinfrastruktur komplett einem amerikanischen Anbieter oder sogar amerikanischen Regierungsstellen anvertraut ?
Es gibt verschiedenste Anbieter. Warum sollten sie es nicht machen. Verizon, NTT, CGI, CSC, Dell Secure Works, HP, usw. bieten Managed Security Services an.
2. Was machen wir gegen einen zielgerichteten Angriff das öffentliche Informationsnetz, wie es vor einigen Jahren in einem der baltischen Staaten vermutlich durch russische Stellen erfolgt ist ?
Solche Themen liegen im Aufgabengebiet des BMI / BSI, nicht der Bundeswehr. Entsprechende Szenarien werden bei Grossuebungen wie Luekex simuliert.
3. Warum war es bei dem Computerangriff auf das Bundestagsnetz im letzten Jahr nicht möglich die Schadsoftware abzuwehren und man sogar den Austausch der Hardware (vermutlich Router) erwogen oder durchgeführt hat um wieder sicher zu werden ?
Weil die a. das Netz vom Bundestag im Aufgabengebiet des BTages liegt b. die Nutzer den groessten Schwachpunkt darstellen. Sowohl was das Thema Security Awareness angeht, als auch die IT Landschaft generell. Die Nutzer wurden Opfer einer Phising / Social Engineering Attacke. Das waere leicht zu verhindern gewesen. Mit Routern hatte das Thema gar nichts zu tun. Generell hat der Bundestag kein ordentliches IT Sicherheitskonzept…
4. Was haben wir gegen einen zielgerichteten Angriff wie er mit „Stuxnet“ durchgeführt wurde gegenzusetzen um unsere kritische Infrastruktur (zivil wie militärisch) zu schützen ?
Zivil ist Aufgabe der Unternehmen. Es gibt Meldepflichten. Spaetestens seit dem ITSG gibt es Druck entsprechende Standard je Industrie durchzusetzen.
ob es einen gehörigen Anteil an zivilen DP geben wird oder nur militärische?
@Hans Schommer
Ich darf mich selbst zitieren:
„Wie will denn die BW mit ihrem „Cyber“ … gnihihihi … dagegen halten? “
Ganz doof gefragt: Was bietet die BW mir als Informatiker ( oder eher denen im Bereich ITSec ), dass ich mich länger als 12 Jahre an sie binden sollte? Welche Perspektiven hätte ich denn da? Welchen Stellenwert hat denn ITSec in der freien Wirtschaft und warum sollte ich nicht dahin gehen?
@Hans Schommer
Was Hoppie ihnen sagen will:
Alleine auf Monster finden sie gerade 7000+ Stellen im Bereich Software Developing, IT Sicherheit etc…
Unterm Strich gehen sie da mit 45000p.a. (Brutto) nach Hause – vergleichbar mit A10 netto.
Und das eben in teils „coolen“ Unternehmen und nicht in einer Behörde. Gehen sie doch mal auf einen beliebigen Campus und finden sie mir den IT-Kameraden der ihnen sagt: „Boah ich wollt schon immer in nem Amt arbeiten“
Wobei ich bei einer Sache Einhalt gebieten muss: Ich war früher der Kickerkönig in der Kompanie und auch schon der Vize-Dartmeister im Kommando ;)
@Jas
Exakt!
Kicker? Dart? Billard? Aber nicht während der Deinstzeit ;)
Wobei in meinen Augen aber auch der ganze „Cyber“ Kram komplett falsch angegangen wird.
@Hoppie
Come in, and find out …
@Thomas Melber
Nö! Ich war lange genug drin und weiß auch, was die IT zu leisten vermag. Jedoch würde ich pers. derzeit keinem mehr raten, diesem Verein in irgendeiner Art und Weise zu Nahe zu kommen. Dabei geht es nicht um meine Kameraden etc., die sich immer den Allerwertesten bis zum Erbrechen aufgerissen haben. Es geht um das System.
Und das ist genau das Problem, dass ich bereits in einem anderen „Bundeswehr-Stärke“ Thread hier geschrieben habe: Man hat die „Alten“ als Multiplikatoren vergrault. Dazu ein Beispiel: In meinem Studium ( IT ) hatte ich fünf ehem. UmP. Auf Nachfrage der restlichen Kommilitonen antworteten alle, durch die Bank weg, auf die Frage:“Kann man da hingehen?“ mit einem entschiedenen „NEIN!“. Dann hat man mal ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert und jeder angehende Informatiker hat eingesehen:“Okay. Die haben recht.“ Und das war nicht nur der Fall, weil es bei den FschJg im Winter draußen kalt sein kann. Auch die ehem. Kameraden aus den Stäben haben sich nur negativ über die BW ausgelassen. Es gab keinen einzigen, der auch nur ein positives Wort, außer dem Kameradschaftsverhältnis, an der BW gelassen hätte.
Hoppie | 26. April 2016 – 23:56:
“ … Dazu ein Beispiel: In meinem Studium ( IT ) hatte ich fünf ehem. UmP. Auf Nachfrage der restlichen Kommilitonen antworteten alle, durch die Bank weg, auf die Frage:“Kann man da hingehen?“ mit einem entschiedenen „NEIN!“. …“
Da würd ich nicht all zu viel drauf geben. Diese Einschätzung kenn ich zur Genüge von meiner Zeit an der Bildungsförderungskompanie in München: Kameraden, die es aus welchen Gründen auch immer nicht geschafft habe, BS zu werden. Bei denen war danach alles nur „Sch…“
Hans Schommer
@Hans Schommer
Das mag durchaus sein. Auch wenn drei von uns aus freien Stücken kein BS werden wollten. Dahingestellt. Wir wissen mit den Stories und Einzelschicksalen umzugehen und kennen sie zu genüge.
Es kommt jedoch bei der Kommunikation nicht darauf an, was ein Individuum von sich gibt, sondern auf das, was das Gegenüber perzipiert. Und diejenigen haben durchweg nur negative Konnotationen aufgenommen. Wenn man den Leuten erstmal die Illusion der Werbung nimmt, dann werden die auch ganz schnell realistisch. Und wenn man ihnen dann noch kurz den Link zum aktuellen Bericht des Wehrbeafutragten gibt und sagt „LIEß! „, dann ändern sich ganz schnell Einstellungen.
Wie bereits erwähnt bin ich kein Pazifist. Nur kann ich derzeit keinem mehr mit guten Gewissens raten, dem Verein beizutreten. Selbst dem einfachen Arbeitslosen aus prekären Verhältnissen ohne höheren Bildungsabschluss würde ich, ob der derzeitigen Situation, nicht dazu raten, sich zu verpflichten.
Das mag „früher“ evtl. so gewesen sein, aber mittlerweile häufen sich die o.a. Fälle. selbst die von Kameraden, die BS mit wirklich guten Zukunftsaussichten waren und diesen Status mittlerweile freiwillig aufgegeben haben. Ich glaube, Sie verkennen da den Ernst der Lage – im Englischen lautet der Begriff dafür „brain drain“. Man mag fast glauben, dass die Guten gehen und viele Graupen deshalb im System immer weiter nach oben treiben.
Hallo Herr Wiegold
Ich habe hier mal ein paar weitere Gedanken zu dem Abschlussbericht und insbesondere den sich daraus ergebenden Implikationen für die offensive Ausrichtung der Bundeswehr im Cyberspace zusammen getragen.
http://cyber-peace.org/2016/04/27/auswertung_aufbaustab_cirk/
@Georg:
Man muss nicht jeden im Ministerium kennen um das beurteilen zu können. Es geht um Macht. Bei so einem Zuständigkeitskarussell, welches jetzt auch noch alle betrifft, gibt es entsprechend viele Reibungspunkte.
Ich kenne die Antwort auf Ihre Fragen nicht, muss ich auch nicht, sie hatten sie ja eher allgemein gestellt. Ich versuchs trotzdem:
1. Weil Alternativlos. Gegenfrage: Ist Deutschland Georgien und will man gegebenenfalls ohne Alternativen sein? Das ist eine politische Entscheidung. Unabhängigkeit kostet halt. Im Rahmen der Schlüsseltechnologiedebatte des letzten Jahres wurde der Leitung aufgezeigt, was eine (immer noch, aber weniger) begrenzte Unabhängigkeit im Bereich der Informationstechnologie kosten würde. Der Preis ist so hoch, dass es nicht umsetzbar ist.
2. Wir hoffen, ja wir wissen, dass die Sonne am nächsten Morgen trotzdem aufgeht? Die IT der Bundeswehr sehe ich da (im Sinne des Geheimschutzes) mal so gefährdet. Der Friedensbetrieb/Logistik wäre wohl stark betroffen und damit mittlerweile wohl auch die Einsatzbereitschaft.
3. Überprüfbare „Dekontaminierung“ ist ja auch im Bereich ABC Abwehr sehr schwer. Gegenfrage: Macht der komplette Austausch das System wieder sicher? Haben wir auch Menschen ausgetauscht?
4. Gegebenenfalls nichts. Wir können nur den Preis für solch einen Angriff erhöhen, seine Wirkung minimieren und die notwendigen Fähigkeiten für einen schnelle Rückkehr zum Normalbetrieb schaffen. Das steht zum Glück ja in dem länglichen Bericht auch drin, verbirgt sich unter dem Begriff Resilienz und ist nun auch kein neues Thema mehr. Ich stell mir immer die Frage, warum man bei jedem Neuen Thema auf einmal auf die Idee des absolut sicheren Systems kommt. Wurde schon jemals so für einen Ernstfall geplant? Verluste und die Frage, wie und um welchen Preis kann ich den Auftrag trotzdem erfüllen sind ja nichts Neues. Jede Firma die einen Service anbietet achtet ja auch auf einen entsprechenden Quality of Service. Qualität kostet. Aber im öffentlichen Dienst allgemein glaubt man ja man könne Systeme ökonomisieren, ohne den Quality of Service zu beachten. Ist schon pervers, aber dass man weiterhin ne G4 Datenverbindung hat ist dem Bürger meist wichtiger als eine resiliente Sicherheitsarchitektur des Staates in dem er lebt.
@Memoria:
Es gibt ja noch mehr Merkwürdigkeiten:
Forschungsdirektor BMVg ist ein UAL aus der AIN im Zweitjob. Für die Innovationsfähigkeit im Bereich IT, in dem man ja eigentlich gar keine Marktmacht hat und damit nur sehr begrenzt die Technologien beeinflussen kann ist jetzt ein AL zuständig? Wie gesagt, Forschungsdirektor soll alle Technologien, und auch sonstigen wissenschaftlichen Themen vorstehen. Also auch Wehrmedizin, Wehrpsychologie, Militärgeschichte, Sozialwissenschaft und Geowissenschaft. Upps, letztere sind ja jetzt auch bei CIT.
Die von Ihnen aufgezeigte mangelnde Einbindung AIN ist ja nur eines der Probleme. Das sieht fast so aus, als würde man die anderen TSK im Rahmen der Initiativbewertung nicht beteiligen. Heißt das jetzt, Kommando CIR stellt ne Initiative, denk sich nen Preis aus, und kippt das ganze dann der AIN vor die Füße. Wer beschafft denn dann eigentlich? Hat BAAINBw (in der dann vorhandenen Struktur) überhaupt noch die nötigen Fachleute für? Ist die Fachtechnik dafür nicht auch an CIT abgetreten worden? Steht zumindest so im Bericht. Das BAAINBw stellt dann also den Projektleiter und schließt den Vertrag, für irgendwas was CIT und KdoCIR sich ausgedacht haben. Um das technisch zu bewerten bindet man die Fachtechnik die man vorher ausgegliedert hat über „service agreements“ wieder ein. Wir halten fest, Es gibt wieder das IT-Amt, aber ohne Vertragsabteilung oder Projektmanagement, dafür mit einer schönen großen Abteilung im BMVg obendrüber.
Mein Lieblingsspruch auch dem Bericht ist die Überschrift „Weitere Professionalisierung der Bundeswehr im Cyber- und Informationsraum“
Ja, die ist dringend nötig. Jetzt aber mal die einfachen Fragen:
Wo bleibt Kernsystem NG&A?
Warum wurde die Wissenserschließung aus offenen Quellen unterbunden?
Okay, Ersteres ist u.a. eine Priorisierungsgeschichte im Haushalt, Das Zweite war politisch, die noch frische Ministerin wollte nicht gleich so ein Thema durchboxen.
Wie gesagt: Wer ist jetzt für die Fähigkeiten der Bundeswehr zuständig? Der GI anscheinend nicht mehr alleine…
Vielen Dank für die Verlinkung, Herr Thomas Reinhold……jetzt kapiere ich auch, warum Schindler gehen muß.
Hach ja, als Res-FNler mit MilNw-ATN und zivilberuflich IT-Berater mit ISi-Schwerpunkt komme ich ja aus dem Grinsen nicht mehr raus – sooooo viele unbesetzte DP…
Die Bw hat sich in Bezug auf NG&A und Information Fusion bisher unglaublich schwer getan, es fehlen Vorschriften und eine strukturierte Ausbildung, die nicht auf irgendwelchen Elfenbeinturm-Konzepten beruhen. Mir dräut, dass das gleiche auch für CIR passieren wird: „tolle“ Konzepte, die nur wieder schlecht auf’s Gleis gebracht werden, da das Prinzip Plan-Build-Run nicht sauber durchgezogen wird und auf halber Build-Strecke wieder hängen bleibt, sei es, weil das Budget nicht reicht oder die Verantwortlichen wechseln…
Ich bin gespannt (und freue mich immer noch auf den Res-Karriere-Turbo. :D)
@O.Punkt:
30 ITler pro Jahr sind wohl realistischer als 50 ;)
Davon werden aber locker die hälfte regelmäßig irgendwo verwendet und nicht als ITler.
Die meisten wollen deswegen eh nicht in der Truppe bleiben und sind nach spätestens 13 Jahren raus.
Die, die bleiben, lässt man oft genug nicht sinnvoll arbeiten oder nicht in den IT Bereich wechseln, weil die anderen Bereiche sie nicht abgeben wollen.
@ ErklaerBaer und @ Woody
Danke für ihre Erklärungen zu meinen Fragen !
Zur personellen Führungs-Besetzung des neuen OrgBer „CIR“:
Da der nun aufwachsende Aufbaustab „CIR“ künftig unter Leitung von Herrn Generalmajor Ludwig Leinhos stehen wird (Quelle: Mitarbeiterbrief der Ministerin vom 26.04.2016 Offen / Unclassified), ist bei einem Blick auf seine Vita ( https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Leinhos ) durchaus davon auszugehen, dass dieser beim durchlaufenen Verwendungsaufbau eine Führungsrolle an prominenter Stelle des neuen OrgBer „CIR“ einnehmen könnte.
Leinhos ist absolut qualifiziert für diesen Dienstposten, wäre auch die richtige Wahl für den Inspekteursposten.
@ Hans Schommer | 27. April 2016 – 0:05
„Da würd ich nicht all zu viel drauf geben. Diese Einschätzung kenn ich zur Genüge von meiner Zeit an der Bildungsförderungskompanie in München: Kameraden, die es aus welchen Gründen auch immer nicht geschafft habe, BS zu werden. Bei denen war danach alles nur „Sch…““
Guten Morgen Allseits. Also diese Sätze, die kann ich nicht mehr hören oder lesen. Ihr Eindruck ist also das jeder SaZ der unzufrieden ist und das System kritisiert dieses tut weil er das „heilige Ziel“ BS zu werden nicht erreicht hat?
Ich schreibe es jetzt mal so emotional wie es mir sofort in den Adern kocht: Geht`s noch?
Bitte entschuldigen sie diesen emotionalen Ausstoß. Sicherlich gibt es diejenigen die frustriert sind weil sie nicht BS wurden. Aber ich persönlich kennen weit mehr die aus gewisser Überzeugung und Reife heraus sagen, das sie nicht lebenslang dem System Bw angehören möchten.
Und selbst wenn es dann diese Kameraden gibt die alles „Sch…“ finden, ist das nur zielloses kritisieren und meckern? Oder verbirgt sich da nicht doch durchaus mal die eine oder andere systemische Kritik? Zumal um den BS zu erreichen eben nicht immer nur „Eignung, Leistung, Befähigung“ ausschlaggebend ist, sondern auch mal gern ein paar Faktoren die eher achtern am Vorgesetzten stattfinden oder Staffelgrillen beinhalten.
Es gibt viele für die ist Bs zu werden eine Erfüllung und Ziel. Aber dann muss man auch mal anerkennen das es ebenso viele gibt, die das nicht für ein erstrebenswertes Ziel halten. Denn ansonsten stellt man deren Meinung und Kritik unter den Scheffel und das ist so nicht korrekt.
@Hans Schommer
Dann reden Sie doch einfach mit BS die gekündigt haben ;) und das auch nicht anders sehen… da greift diese Argumentation dann nicht.
Es gibt wohl keinen anderen Technologiebereich, der sich so rasant weiter entwickelt wie „IT“. Die Kompetenz-Halbwertzeiten sind da verdammt kurz. Es ist also nur verständlich, dass frisch diplomierte Informatiker stutzig werden, wenn sie auf einmal feststellen, dass der normale Offz-Verwendungsaufbau in der BW dazu führt, dass ihr Diplom innerhalb weniger Jahre letztendlich keinen Marktwert mehr hat im technischen Kernbereich der „IT“. Wozu hat man sich also so den Ar…. aufgerissen um dieses Studium zu mastern ? Da muß man selbst als SaZ ganz schön strampeln, um sich neben den dienstlichen Verpflichtungen in der Freizeit fachlich up-to-date zu halten. Und selbst wenn man dienstlich im Bereich IT eingesetzt wird, dann hilft das auch nicht besonders viel in Sachen Kompetenzerhalt…angesichts dieser BW-IT-Landschaft und den technischen Rest-Kompetenzen der SK in diesem Bereich, die nur noch mit Hife einer Lupe zu finden sind. Und da IT-Personal Mangelpersonal ist, hat man gößte Probleme auf weiterführende Fachlehrgänge gerade an zivilen Einrichtungen geschickt zu werden, insbesondere als SaZ. Und wenn dann der BS „ansteht“, dann ist es zumeist schon zu spät: in der BW würde man weiter als „Mangelfachidiot“ verbraten und in der freien Wirtschaft würde man den „ungedienten“ Kollegen erst einmal hinterher. rennen.
Von daher ist die Einrichtung eines eigenen OrgBereiches schon eine fast schon „geniale“ Idee, denn das eröffnet völlig neue Laufbahnperspektiven…..bis hin zu B9.
@ Simon K. | 27. April 2016 – 10:45 und @ Kerveros | 27. April 2016 – 10:56:
Ich kann natürlich nicht ausschließen, dass meine Erfahrungen und damit auch die hierauf fußenden Einschätzungen nicht mehr zutreffend sind. Mir wurden während meiner Dienstzeit von 1976 bis 2014 lediglich zwei Fälle einer Kündigung durch BS einschließlich der Gründe, die dazu führten, bekannt: Ein OF (HFaTr, HFlaS) und ein Major (FmTr, DivSt). Der OF glaubte, als Kfz-Händler Karriere machen zu können. Er scheiterte damit und wurde unter allen möglichen Klimmzügen wieder als BS eingestellt. Der Major hatte „die Schnauze voll“ und eine Ehefrau, welcher eine Küchenmöbelmarkt-Kette gehörte.
Somit ist meine Wahrnehmung offenbar alles andere als umfänglich, und ich bin wohl bezüglich der geschilderten Attraktivitäts – und Kündigungsproblematik auch nicht „auf Stand“.
Hans Schommer
@ Hans Schommer | 27. April 2016 – 11:38
Mein Post zielte auch nicht speziell auf Sie ;) Es sollte gegen die Botschaft, nicht gegen den Boten gehen. Einfach eine Breitseite was diese Thematik angeht.
Mich stört es einfach das es oft so hingestellt wird als wäre BS der absolute goldene Handschlag und jeder der es nicht erreicht, ist total frustriert. Das stimmt so nicht. Es gibt viele die es einfach aus vielen Gründen nicht werden wollen.
Aber genug zu diesem Ausflug ins Off-Topic. Der Hausherr möge Gnade vor Recht ergehen lassen ;)
On-Topic: Ich bin gespannt wohin dieser Weg nun führt. Das es erst mal zu neuen Sternen führt und einfach mal Kräftig in der Struktursuppe gerührt wird, stimmt mich aber nicht sehr zuversichtlich. So etwas hat man in der Vergangenheit einfach schon zu oft gesehen.
Es ist meiner Meinung nach schwierig zu sagen wo es hinführt. Ein Problem was ich sehe, ist die fehlende rechtliche Grundlage und die rechtlichen Kompetenzen.
Im Zuge der kommenden Umstrukturierung ändert sich meiner Meinung nach bis auf ein paar Dienstposten gar nichts. Man gibt dem Pferd einen größeren Reiter und einen neuen Namen, aber keinen neuen Sattel und von Hufen will ich gar nicht reden.
Man hätte hier zuerst die rechte und linke Grenze deutlich ausdiskutieren und dann die Struktur an die neue Rahmenlage anpassen müssen. Ich sehe hier einfach bei der Bundeswehr eine völlig falsche rechtliche Rahmenlage für ein CIR. Warum nicht dem MAD angliedern oder dem BND?
Da wären, was die Gesetze betrifft ganz andere Voraussetzungen gegeben.
CNO ist ne tolle Sache, aber wenn man mit CNO Angehörigen redet ist es eher ein Spielzeug als ein Werkzeug.
Ich habe die Befürchtung, dass hier was geschaffen wird, was man gerne haben will, aber dann nicht nutzen kann. Am Ende wieder nur ein Stab mehr ohne Output.
@Hans Schommer:
Ich kenne allein aus den letzten 5 Jahren über ein Dutzend Fälle – mit Masse BS die, wie Sie so treffend formulierten, ‚die Schnauze voll hatten‘, ohne aber, dass sie unbedingt vom Job der Frau hätten gut leben können.
Frau und Familie hatten aber regelmäßig ebenso damit zu tun, wie eine grundlegende Frustration im Hinblick auf Planungssicherheit, Verwendungszufriedenheit und Randeffekten der Strukturreformen.
Mit den Standortauflösungen seit 2011, der weiteren Steigerung des strukturellen Chaos und den Einsatzbelastungen hat sich in bestimmten Bereichen die Situation durchaus nochmals verschärft.
Die Personalplanung / Verwendungsaufbau ist in der Tat das große Problem der Bw, und zwar strukturell. Ich kenne einige (Stabs-) Offiziere die selbst erzählen dass sie ihr Studium bisher nie anwenden konnten / durften (außer allgemein „akademisches“ arbeiten), teilweise jedoch Dienstposten besetzen die mit einem anderen Studiengang kompatibler wären. Aber ein Zauberlehrling kann alles, breiter Verwendungsaufbau vor allem anderen…
Andererseits ist es jedem klar dass der TOffz in einem fliegenden Verband ein technisches Studium haben sollte, am besten Luft- und Raumfahrttechnik. Diese Erkenntnis muss sich im neuen OrgBereich dringend durchsetzen!
Nebenbei ist ein neuer Studiengang ganz nett, um speziell auf das Thema Cyber Security einzugehen, aber die Absolventen müssen dafür auch eingeplant werden, als Karrieremodell. Und wenn von diesen 70 dann 30 mit dem Master von der Uni gehen, ist es ein Erfolg den diese Leute auch nutzen wollen.
Ich kenne vereinzelt Infanteristen die begeisterte „Grüne“ sind aber Maschinenbau etc studieren – „Mutti will dass ich was vernünftiges habe“. Die Masse denkt aber anders und bekommt es seit Jahren nicht, und die Ausbildung zum Fernmeldezugführer, die man auch mit jedem anderen Studiengang macht, hilft da nur wenig.
Und nur zur Erinnerung (an das BMVg), es gibt bereits allein in München die Studiengänge
– Elektrotechnik und Technische Informatik (FH)
– Maschinenbau mit dem Master Computer Aided Engineering (FH)
– Elektrotechnik und Informationstechnik
– Informatik
– Mathematical Engineering
– Wirtschaftsinformatik / Technologiemanagement und Wirtschaftsinformatik (Master)
Und wer hier einen guten Abschluss macht und dafür Jahrelang sich den Allerwertesten aufreißt, möchte verständlicherweise damit arbeiten. Und wenn das bei der Bw nicht geht, ducht man eben woanders und nimmt jede Möglichkeit, früher aus dem Laden zu kommen.
Jedoch wollen die meisten bei der Bw bleiben, obwohl es woanders mehr Geld etc gibt. Nur eben in einer Fachtätigkeit, IT-Betriebszentrum oder ähnliches wo das im Studium erlangte Wissen gefordert wird.
Nebenbei kenne ich einige wenige (General-) Stabsoffiziere, die durch ihre Vita in den Herausgehobenen Ebenen im neuen KdoCIR sehr gut und gewinnbringend verwendet werden können. Aber es wird hier sicher auch Dienstposten geben (S1/G1 Schiene als Beispiel), wo wieder genug dieser technisch qualifizierten landen und unzufrieden sind, andere Studiengänge aber prädestiniert wären…
@Hans:
Das galt auch schon früher für ITler und LRTler und trotzdem hat man sie nicht sinnvoll verwendet ;), obwohl damals schon Mangel in diesen Bereicht durch den Inspekteur SKB akut gemeldet wurde. O-Ton für den humoristisch interessierten: Sie müssen verstehen: die sind ja eingeplant [in Bereichen, die im Rahmen der damaligen Reform von Kürzungen betroffen waren]
Auch der ganze Rest hätte sicher nichts gegen eine , der Ausbildung entsprechende Verwendung, gehabt.
Mal davon abgesehen:
Mit der wachsenden Bedeutung der Informationssicherheit und dem entsprechenden Einkommensniveau – womit will man da den Hptm SaZ Master of Cybersecurity nochmal an die Bundeswehr binden?
„Von daher ist die Einrichtung eines eigenen OrgBereiches schon eine fast schon „geniale“ Idee, denn das eröffnet völlig neue Laufbahnperspektiven…..bis hin zu B9.“
So ich auch so. Wenn das nicht von der normalen Tretmühle abgekoppelt wird, bleibt da keiner. Wenn sie überhaupt genug Leute kriegen. Die Cracks wird sich die Industrie allerdings schon vorher holen.
Frage an die Runde:
In der Wirtschaft sollte es so sein, dass Vorgesetzte wenigstens über erweitertes Grundlagenwissen über den Bereich verfügen sollten.
Ist es realistisch anzunehmen das es drei wirklich im IT-Bereich qualifizierte Generäle in der Bundeswehr gibt?
@ Hans Schommer
„Ihre“ zwei Fälle kann ich zumindestens um zwei gesicherte und mir bekannte Fälle (einer StOffz, der andere Offz) nach 2011 erhöhen – wobei der wesentliche Unterschied darin besteht, dass beide bewusst die Urkunde zurückgegeben haben, ohne das Idiotie oder reiche Verwandte eine Rolle gespielt hätten.
Daneben stehen zahlreiche andere Fälle, die ich allerdings nur vom Hörensagen aus der aktiven Truppe kenne.
@SvenS:
So realisitisch, wie die Möglichkeit, dass ich morgen im Lotto gewinne ;)
@SvenS
Ja, das ist realistisch, einer ist allerdings Admiral ;-) Zählt das bei Ihnen ?
@Kerveros ;-))