Merkzettel: IISS-Bericht zeigt Abstieg der westlichen Militärmacht
Das Internationale Institut für Strategische Studien (IISS) in London hat am (gestrigen) Dienstag seinen weltweiten Rüstungsbericht Military Balance 2016 vorgelegt. Dazu ein paar Dinge auf den Merkzettel:
• Am (optisch) beeindruckendsten wirkt die Entwicklung bei den Kampftruppen in Westeuropa von 1990 bis 2015. Allein in Deutschland sank die Zahl der Bataillone von 215 allein bei der Bundeswehr in Westdeutschland auf 34 Bundeswehr-Bataillone heute (siehe Grafik oben, Klick macht groß).
• Der Westen verliert seine militärische Überlegenheit, titelt Spiegel Online als Quintessenz des Berichts.
• Grund dafür ist nicht allein ein Rückgang an Truppen in absoluten Zahlen, sondern vor allem ein absehbares Ende der technologischen Überlegenheit des Westens, folgert das IISS:
For Western military powers, unfettered access is no longer a given, nor is technological superiority. Western military technological superiority, a core assumption of the past two decades, is eroding.
Die wesentlichen im Netz offen verfügbaren Infos dazu (für die, die nicht das Geld haben, sich das Gesamtwerk für 350 britische Pfund zuzulegen…) sind auf der IISS-Webseite verlinkt. Interessant als Detail vielleicht noch: Auch eine Grafik der neuen russischen Panzerplattform T-14 Armata.
(Grafik: IISS)
Grundsätzlich kann ich an einem solchen Abbau („Friedensdividende“) nichts Schlechtes sehen.
Wo keine umfangreichen Streitkräfte benötigt werden, ist deren unveränderter Unterhalt doch reine Verschwendung.
Allerdings wäre es dann umso wichtiger, die wenigen noch ausgegebenen Ressourcen auf
a) die Weiterentwicklung bestehender und die Aufstellung neuer Waffensysteme (wie Drohnen) zu fokussieren und
b) die Infrastruktur für eine im Bedarfsfall schnelle & massive Aufrüstung konstant aufrecht zu erhalten – z.B. über eine enge Abstimmung mit den Großunternehmen im Maschinen- und Autobau.
Sonst stehen wir im Zweifel auch bei einem sich abzeichnenden Konflikt oder im Kampf um Ressourcenzugang in Konfliktregionen wirklich mit heruntergelassenen Hosen da :-/
Ein objektives Armutszeugnis der “ Verteidigungspolitik “ in Europa.
Die “ Landmacht „Deutschland spielt was die Quantität der Einheiten angeht den absoluten negativen Vorreiter.
Das gleiche gilt wohl, wie hier oft diskutiert, auch für die Qualität.
Was muß noch passieren, damit das doch so reiche ( geistig arme?) Deutschland endlich aufwacht und seinem Armeechen den Stellenwert zukommen läßt der angemessen ist.
Bevor einige Mitdiskutanten schreiben, der J.S. wiederholt seinen Standpunkt zu oft und mosert nur, sollten diese sich wirklich die absolut objektiven, aktuellen Zahlen aus London in Ruhe zu Gemüte führen.
Ein Vergleich bei Marine und Luftwaffe wäre ja noch verheerender.
Die bevölkerungsreichste und wirtschaftlich mit Abstand stärkste Nation Europas hat sich militärisch selbst kastriert und steuert in diesen unsicheren Zeiten noch nicht einmal dagegen!
Dafür müssen die Amerikaner ( im anderen Thread ) jetzt wieder ihr Personal und Material in Europa verstärken.
Irgendwann ( unter Trump ? ) wird Uncle Sam von Europa und von dem jetzigen Deutschland genug haben, und keine Truppen mehr über den großen Teich schicken.
Dann wird in dem sipomäßig unmündigen Berlin das Geheule am größten sein.
Nur ist es dann wohl zu spät um aufzuwachen und zu reagieren.
Grundsätzlich stimmt der Hinweis mit der „Friedensdividende“. Streitkräfte müss(t)en sich aber an der Bedrohungslage orientieren.
Allerdings ist das ja schon umstritten und einige NATO-Staaten haben selbst die Kapazitäten für einen Fähigkeitsaufwuchs oder die Regeneration von Fähigkeiten abgeschafft.
Abgesehen davon: Es ist politisch zu hinterfragen, ob eine schnelle und massive Aufrüstung nicht eher einen Konflikt anheizt – ähnlich wie im Juli 1914 die Mobilmachungen die Krise befeuert haben.
Die Russen haben ja schon signalisiert, dass eine dauerhafte Stationierung von NATO-Truppen (Änderungen NATO-Russland-Akte nötig, klar) in z.B. Polen weniger kritisch gesehen wird als die permanenten Übungsserien der NATO (was wiederum für deren Abschreckungscharakter spricht).
Aktuell wird m.E. benötigt:
– eine klare NATO-Strategie, die Stärke zeigt, aber verhandlungsbereit ist und dies
deutlich macht,
– NATO-Staaten, die das Ganze mittragen und ggf. jetzt nach-/aufrüsten,
– diese Nach-/Aufrüstung entsprechend medial so begleiten, dass der defensive
Charakter deutlich herausgestellt wird, und
– den Russen die Angst vor „Einkreisung“ genommen wird. Denn ehrlicherweise muss
sich der Westen eingestehen, dass die Eingliederung von z.B. Georgien in die NATO
durchaus nicht nur defensiv verstanden werden kann.
DEU betont gerne seine Führungsrolle in der NATO, will bei allen Einsätzen mitspielen und gleichzeitig kräftig bei VJTF. Dann muss die Armee dazu aber auch passen. Und da ist noch nicht absehbar, dass sich etwas ändert.
@Jens Schneider
Tja, und wat nu ? Nun schicken wir erst mal einen Kostenvoranschlag an die USA, damit die von den 3,4 Mrd Dollar Abschreckungs-Investition inkl. Stationierungs-Aufstockung in Deutschland ein paar Dollar zurückstellen, damit die dann die ganzen Strassenschäden bezahlen können, wenn die ihre Abschreckungs-Road-Shows veranstalten ;-) ?
@Mike
„Abgesehen davon: Es ist politisch zu hinterfragen, ob eine schnelle und massive Aufrüstung nicht eher einen Konflikt anheizt – ähnlich wie im Juli 1914 die Mobilmachungen die Krise befeuert haben.“
Mir geht es auch nicht darum, diese für den jetzigen Zeitpunkt zu empfehlen. Ich würde als deutsche Regierung nur sicherstellen wollen, dass durch Einbindung der großen Unternehmen (Maschinen- & Autobau, Stahl- und Rüstungsindustrie) in Deutschland jederzeit die Möglichkeit besteht, im Bedarfsfall innerhalb von 2-3 Monaten eine Vielzahl von gepanzerten Fahrzeugen vom Band rollen zu lassen.
Wenn dann noch eine hinreichende Zahl von ausgebildeten Reservisten zur Verfügung steht, kann man zumindest angemessen auf sich abzeichnende Konflikte reagieren, nicht wahr?
An dieser Stelle darf ich noch einmal daran erinnern, dass es die USA waren, die im Rahmen der Defense Capability Initiative und der NATO-Strukturreformen nach dem Washington Summit 1999 die gesamte NATO in eine Fähigkeits-orientierte Strukturreform (aka Transformation) getrieben haben mit Schwerpunkt Out-of-Area-Support ?
Und nun heulen die US rum, dass diese Strategie gerade in Europa völlig in die Hose gegangen ist, weil diese Knallköppe in DC sowohl zu blöd waren auf Putin zu hören als auch zu ignorant/arrogant die Fähigkeiten/Möglichkeiten Rußlands realistisch zu analysieren. Hochmut kommt vor den Fall.
@klabautermann
Tja, da hammse wool den Nagel ooffen Koop jetroffen, wa.
Wir hätten aber die Mittel, um auch Hr.Putin und unseren Partnern zu signalisieren,dass wir gewillt sind wenigstens eine einsatzbereite “ Feuerwehr “ vorzuhalten.
Aber alleine am Willen mangelt es und an der vorhergehenden Einsicht, dass das „Wendejahr “ der Bundeswehr endlich tatsächlich eingeläutet wird.
Und schon wieder fröhliches Panzerzählen und Kriegsproduktion. Vielleicht zur Abwechslung auch mal in Russland zählen – also so auch wirklich einsatzbereite Panzer mit einigermaßen ausgebildeten Besatzungen?
Dort gab zwar keine Friedensdividende, dafür aber eine umso exzessivere Gangsterdividende ;-)
Was fällt unter Armoured/Mechanized/Light Inf?
Gebirgstruppen scheinen nicht aufgeführt zu sein?
btw sind das realle Bataillone oder de Maiziere – d.h. 75% Bataillone?
@Bang50
Tja, des einen Banksterdividende ist des anderen Gangsterdividende ;-)
Wir haben in Europa genügend,teures und nicht einsatzfähiges high tech Wehrmaterial.
Was uns fehlt ist einsatzfähiges Personal zur Bedienung des Gerätes, einsatztaugliches Material, gehätete und cybersichere IT, Transportmöglichkeiten für hohe Mobilität, gehärtete Schutzbauten und Munition…..Munition…..Munition.
Schickmick Drohnen und Spielzeugcomputer schrecken Russland nicht ab und wären als erstes nach einem Feindkontakt unbrauchbar.
Also ich bin dafür, dass die Marine erstmal den Bunker in Glücksburg reaktiviert und natürlich der NATO als Command Post zVfg. stellt ;-)
Der ist ja gehärtet. Das wäre doch mal ein deutliches Signal des burden sharing im Nordflankenraum.
Armoured Inf = PzGren
Mechanized = Jg
Light= GebJg
Dier Übergang Mech/ Light ist recht fließend, basierend auf den Einsatzgrundsätzen ist die Jägertruppe eher als Light Infantry zu sehen, die Ausstattung mit gepanzerten Radfahrzeugen – insbesondere Boxer – begründet die Einstufung als „Mechanized“.
Die Infantrie finde ich schlüßig dargestellt, der Bereich Aufkl (Armd/ Light Recce) ist da fragwürdiger, ebenso ist die Zahl der ArtBtl zwar richtig, aber die RakArt fällt hinten runter. Rechnerisch 3 x Rohr, 1x RakArtBtl.
Das sind die Bataillone gem. Struktur HEER 2011 – also ungeachtet des IST-Zustand Pers/ Mat
Lagefeststellung gab es nun eigentlich schon genug.
Es ist – wie auch vom DBwV eingefordert – Zeit für Entscheidungen.
Den bisherigen Ankündigungen fehlt noch gänzlich die haushalterische Grundlage.Der Lackmustest wird die Haushaltsaufstellung und die -beratungen zum Haushalt 2017 und Finanzplan bis 2020.
@Zyme
Ihr Gedankenansatz „im Bedarfsfall innerhalb von 2-3 Monaten eine Vielzahl von gepanzerten Fahrzeugen vom Band rollen zu lassen“ hört sich schön an, ist allerdings reines Wunschdenken.
Schauen Sie sich mal an, wie lange es schon jetzt dauert neue Fahrzeuge zu beschaffen. Die Firmen können ja auch nicht einfach so (entgeltfrei) Material und Arbeiter (mit dem Fachwissen) vorhalten, die im Zweifel dann das benötigte Gerät produzieren.
Selbst wenn das funktionieren würde, hätten Sie immer noch das Problem, dass Sie schönes Gerät im Hof stehen haben, aber nicht das Personal (=Soldaten) die es bedienen können. Wo bekommen Sie die ausgebildeten Jäger für die zusätzlichen Boxer, PzFhr für die Leos, PzGrens für die Pumas her. Die müssen ausgebildet werden und die nötigen Ausbildungskapazitäten müssen wiederum vorher geschaffen werden. Wenn Sie es sich mal durchdenken, summiert sich das schnell auf.
Die Mittel auf Weiterentwicklung und Neuentwicklung von Gerät zu fokussieren halte ich auch für falsch. Sicher werden Weiterentwicklungen und auch von Zeit zu Zeit Neuentwicklungen benötigt, aber maßgeblich benötigen Sie ausgebildete Soldaten die entsprechend ausgestattet sind, sprich lieber ein paar hundert Leo2 mehr als nachher ein neuentwickleter Leo 3 von dem es dann 20 Stück im dynamsichen Verfügbarkeitspool vorgehalten werden.
Auch halte ich Friedensdividende prinzipiell für krittisch. Da der Mensch sich nicht geändert hat, gilt: Si vis pacem para bellum auch heute noch.
Ganz andere Sichtweise findet sich hier:
http://www.nachdenkseiten.de/?p=31043#more-31043
Zeigt sehr schön, wie IISS Zahlen auswählt, um das gewünschte Ziel ‚Unterlegenheit des Westen -> Aufrüstung nötig‘ zu erreichen.
Die Haushaltsaufstellung wird jedoch auch bereits vom allgemeinen Regierungschaos erfasst (siehe gestrige Reuters-Meldung: „Große Koalition gerät beim Haushalt 2017 ins Schlingern“).
Es gibt weder ein klares Lagebild (Mehrbedarf durch Migration?) noch eine klare Absicht (Prioritäten? Schwarze Null vs. Mehrausgaben. Verteidigung vs. Innere Sicherheit vs. Soziales vs. Infrastruktur vs. Forschung.
Mal sehen, ob vdL die 2 Mrd mehr für MatInvest und MatErhalt wirklich gegen Schäuble durchsetzen kann.
Bis Ende März werden wir es wissen.
@Nikom
Danke für den Link, sehr interessant und irgendwie auch zu erwarten gewesen….
@ Jens Schneider
Ich schätze mal eine langjährige Besetzung durch einen Feindstaat samt Plünderung der wirtschaftlichen Güter dürfte als einziges etwas an der „Nicht mein Problem“-Haltung des modernen „Homo Germanicus“ ändern. Für die meisten ist die Bundeswehr doch eh nicht mehr als die „Bundesagentur zur Bereitstellung militärischer Dienstleistungen“, also „bloß eine weitere Bundesagentur im Dienste von ‚denen da oben‘“ und mehr als das berühmt-berüchtigte „freundliche Desinteresse“ können sie jener „Bundesbehörde“ auch nicht entgegenbringen.
In dem Sinne hat klabautermann aber einen sehr wichtigen Aspekt angesprochen: Die NATO hat nach dem Ende des Kalten Krieges ein rein interventionistisches Strategieverständnis adaptiert und somit auch die Umgestaltung europäischer Streitkräfte in Richtung leichter Auxiliarkräfte für eben solche Interventionen angestoßen. In Deutschland traf dies nie auf gesellschaftliche Mehrheiten, die deutsche strategische Kultur stand und steht solchen Ansinnen ablehnend gegenüber, und je weiter sich die Bundeswehr durch Auslandseinsätze von der ideellen „Verteidigungsarmee daheim“ entfernte, desto größer wurde auch der Graben zwischen Armee und Bevölkerung. Damit wuchsen aber auch die Anreize auf Seiten der Politik das Thema komplett totzuschweigen, man mußte international eben „mittun“, hatte davon auf heimischem Parkett aber rein gar nichts. Das Ergebnis sehen wir heute.
@klabautermann | 10. Februar 2016 – 12:35
Na, da schlagen sie aber seit 1999 einen ganz großen Bogen.
Man kann sicherheitspolitische Ziele und eine daraus abgeleitete strategisch-militärische Planung immer nur vor dem Hintergrund eines bestehenden oder absehbaren politischen und militärischen Umfeldes formulieren. Und da sind in den letzten 15 Jahren ja nun einige Dinge passiert, die 1999 nicht oder nicht in dem Maße erkennbar waren, z.B. (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)
– die Terroranschläge in den USA 2003,
– der nachfolgende „Krieg gegen den Terrorismus“, insbesondere in Afghanistan und Irak,
– der arabische Frühling 2011 und seine Folgen,
– die nahezu weltweite Ausweitung des fundamentalistisch-islamistischen Terrors,
– der Georgienkrieg 2008
– der Ukrainekonflikt seit 2014.
Auch die Position Russlands/Putins zur NATO war 1999 eine andere als heute. Siehe Gründung des NATO-Russland-Rates 2002.
Dementsprechend muss die militärische Fähigkeitsarchitektur mit der notwendigen Organisation sowie dem notwendigen Personal, Know-how, Infrastruktur und Ausrüstung dann auch jeweils den notwendigerweise wechselnden sicherheitspolitischen Zielsetzungen angepasst werden. Ob dieses in der NATO im allgemeinen und in Deutschland im speziellen immer gelungen ist, darüber kann man gerne streiten. (Darauf, dass dem insbesondere in Deutschland bei weitem nicht so ist, wird ja in diesem Blog immer wieder ausgiebigst hingewiesen.)
Wer aber mit dem Wissen von heute die Sicherheitspolitik vor 15 Jahren bewertet, macht es sich ziemlich einfach.
@klabautermann
Ihre Kommentare sprechen mir immer so aus dem Herzen !
Ein „Bravo Zulu“ !!
@Patrick Horstmann
Ich habe mitnichten „mit dem Wissen von heute die Sicherheitspolitik vor 15 Jahren bewertet“ Ich habe nur darauf hingewiesen, dass die strategisch/sichreheitspolitische euro-atlantische Marschrichtung für Deutschland aus dem Jahre 1999 stammt und in Washington formuliert wurde. Und dass die NATO-Policy der Erweiterung in Südosteuropa auf das sicherheitspolitische trojanische Pferd der EU-Erweterung gesetzt hat insbesondere natürlich in Sachen Ukraine (nachdem in Georgien der US/NATO-Ansatz in die Hose ging) ist auch in Washington erfunden worden („Fuck the EU“). Und zum Thema GWOT erspare ich mir weitere Ausführungen, obwohl im Falle Ukraine und Syrien doch gewisse „Ähnlichkeiten“ zu erkennen sind:
http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=2366
Und natürlich war die Haltung Putin’s zur NATO und zu Europa 1999 eine völlige andere, Herr Bush hat den ABM-Vertrag ja auch erst 2002 einseitig gekündigt.
Erzählen Sie mir bitte nix über Strategie und Sicherheitspolitik der letzten 25 Jahre. Ich war da mittendrin in very high places ;-)
@Nikom
Ich finde den Artikel etwas merkwürdig. Bei der Auswahl der Zahlen mag der Author einen Punkt haben.
Auch stimme ich zu, dass Ruslland wohl kaum ein Interesse an einem Krieg gegen die Nato haben dürfte.
Allerdings hat der Author wohl einige Verständnisschwierigkeiten, wenn es um nukleare Abschreckung geht. Diese macht konventionelle Kriege ja gerade nicht unmöglich. Vielmehr macht sie diese zur einzig möglichen Art Krieg zu führen.
Hier erklärt von Henry Kissinger selbst.
https://www.youtube.com/watch?v=8SJikzUwwOY
Auch dass der Author die Tatsache, dass Europa technologisch gegenüber anderen Staaten an Boden verliert einfach so abtut, spricht nicht gerade für ihn.
Der Verlust eines wissenschaftlichen Vorsprungs, lässt sich mittelfristig nicht so ohne weiteres aus der Welt schaffen. Weshalb man möglichst früh die Probleme erkennen muss.
@Sven
Danke für die alternative Betrachtungsweise. Man hört den Lateiner förmlich heraus :-)
Sind natürlich alles valide Punkte. Nur ist in unserem Land heute eine massive Dauerausgabe für ein gefühlt nicht benötigtes Abwehr-Heer nach meiner Wahrnehmung nicht politisch vermarktbar.
Daher mein Vorschlag, wohin begrenzte Mittel fließen sollten – inklusive hinreichend ausgebildeter Reservisten für den Bedarfsfall, wie oben angedeutet. Wie es darum steht, kann ich allerdings nicht einschätzen.
Die blanken Zahlen im Diagramm kann ich nachvollziehen und sind auch durchaus vertretbar. Die Bundeswehr (inkl. Reserve für welche ohne dynamisches Verfügbarkeitsmanagement in vergangenen Zeiten auch Material vorgehalten wurde) ist von knapp 2.000.000 auf knapp 200.000 Soldaten abgeschmolzen (10% der Ausgangslage).
Das Bild ist stimmig und wofür eine große Armee vorhalten ohne potentiellen Feind. Bis zum Ukraine-Konflikt war die Wahrscheinlichkeit eines Konflikts mit der NATO in Europa vernachlässigbar.
Das Problem der deutschen Streitkräfte ist nicht der Umfang, sondern die Ausstattung und Mobilität. Die Truppen müssen in der heutigen Zeit vernetzt, kompatibel, schnell verlegbar, flexibel und hoch mobil sein. Dazu müssen die Truppen auch über die modernsten Mittel (Stichwort Drohnen) verfügen.
Dieser Prozess wurde zwar angestoßen, verläuft aber schleppend und ist lange noch nicht abgeschlossen :(
@klabautermann | 10. Februar 2016 – 14:53
Wenn es ihnen um den Hinweis darauf ging, dass die NATO-Politik in großem Maße von den USA geprägt wird, kann ich ihnen folgen. Liegt wohl daran, dass die USA den weitaus größten Anteil der Kosten der NATO trägt und auch im übrigen die meisten Ressourcen zur Verfügung stellt. Es sei aber darauf hingewiesen, dass in Gremien der NATO Entscheidungen im Konsensprinzip und nicht mit – wie auch immer bestimmten – Mehrheiten getroffen werden.
Nur am Rande bemerkt: Ihren Link und die dortigen Ausführungen des indischen Botschafters V.P. Haran zu den Ursachen des Syrien-Konflikts habe ich mit Interesse gelesen. Hierbei handelt es sich wohl nicht um eine – sagen wir mal vorsichtig – Mehrheitsmeinung, die vielleicht auch deshalb im wesentlichen nur in einem speziellen medialen Umfeld Widerhall gefunden hat.
@Patrick Horstmann
Tja, der informational bias ist schon bemerkenswert heutzutage ;-)
@csThor | 10. Februar 2016 – 14:05
1+
Sie haben da aber sowas von Recht.
Ich glaube selbst eine langjährige Besatzung würde nicht viel an der „Ist mir doch egal“ Einstellung der Jugend in Deutschland ändern.
Ich habe zu Beginn der Ukraine Krise mit Klassenkameraden über die Krise zwischen Russland und NATO gesprochen. Wir kamen dann zu den Punkt wo jemand fragte was würdet ihr machen wenn zwischen Russland und der NATO ein Krieg ausbrechen würde? Die Antwort war erstaunlich und auch wie ich finde erschreckend. Es waren von 16 Jungs in der Klasse, 3 bereit sich einziehen zu lassen. Der Rest wollte in dem Fall das ein Kreig ausbricht und man eingezogen würde das Land verlassen.
Vielleicht ist das eine Ausnahmeerscheinung aber ich glaube ehrlich gesagt nicht wirklich daran das die Mehrheit der Jungend in Deutschland anders denkt als die meiner ehemaligen Klassenkameraden.
Ich hoffe aber das es in einem wirklichen Konflikt (Russland vs. NATO) ein Umdenken gibt.
Gruß
Mal zum Zahlenwerk für die BW:
1. Auf 5 Panzerbataillone kommen wir nur, wenn man das neue 414 Panzerbataillon, welches wir gerade mit den Niederlanden aufstellen, mitzählt. Denn die Heeresreform 2011 sah nur noch 4 Panzerbataillone vor.
2. Panzeraufklärungsbataillone haben wir eigentlich gar keine mehr, so daß wir richtigerweise 6 Heeresaufklärungsbataillone haben, welche als leichte Aufklärungskräfte zu werten wären, und nicht 5 Panzeraufklärungsbataillone und ein leichtes Aufklärungsbataillon.
3. Panzergrenadier- und Gebirgsjägerbataillone(leichte Infanterie) sind korrekt angegeben in der Aufstellung.
4. Bei den Fallschirmjägerbataillone müsste man aber wohl 3 rechnen, weil wir zwei Regimenter haben und diese entsprechen 3 Bataillonen von der Personalstärke und nicht zwei Bataillonen.
5. Das Seebataillon der Marine hat man bei der Aufstellung vergessen, weil Marineinfanterie wird bei anderen Staaten angeführt.
6. Auch das Objektschutzregiment der Luftwaffe fehlt, aber hier ist unklar, ob die anderen Staaten vergleichbare Kräfte haben und ob diese dann mitgezählt worden sind?
Die BW hat also wenigstes 36 Kampfbataillone, aber daß die BW weniger Kampfbataillone als Italien, Frankreich und GB aufweisen kann, beweist, daß die BW überproportional ihre Kampftruppen reduziert hat im Vergleich zu anderen Ländern.
Denn Italien hat ungefähr gleich viel Soldaten, aber mehr Kampftruppen nach dieser Aufstellung. Und auch wer von 495.000 Soldaten auf 177.000 Soldaten runterrechnet, stellt schnell fest, daß die BW noch wenigstens 70 Kampfbataillone haben müsste, wenn die Kampftruppen proportional zum schrumpfen der BW nur reduziert worden wären.
Dies spricht dafür, daß die Stäbe und Kommandos der BW überbesetzt sind zu Lasten der Kampftruppen! Davon dass die Logistik oder die Instandhaltung der BW heute besser besetzt wäre als 1990 ist mir leider nichts bekannt, so daß ich nicht glaube, daß dort Personal aufgewachsen ist.
@ Patrick Horstmann | 10. Februar 2016 – 14:30
Mit Verlaub, aber wer sehen wollte, der konnte mitbekommen, was sich da zusammenbraut.
Der Zerfall Jugoslawiens hätte uns für die ethnisch-religiösen Komponenten der Problematik sensibilisieren müssen.
9/11 hätte für die islamistische Komponente die Augen öffnen können. Diverse bekannt gewordene langfristig angelegte Weltherrschaftsphantasien aus arabischen Staaten sind auch kein Geheimnis. Dass es in Nordafrika und im Nahen Osten brodelt, war bekannt, lediglich der Zeitpunkt des Knalls war schwer zu prognostizieren. Es ging hier also nicht um das ob, sondern nur um das wann.
Die demographische Bombe in diversen Regionen der Welt aufgrund zu hoher Geburtenraten war auch bekannt, Stichwort Bürgerkriegsindex. Dass es in der Welt 4-5 Milliarden Menschen gibt, die in schlechteren Lebensverhältnissen leben, als der durchschnittliche Europäer, ist kein Geheimnis. Der Gedanke, dass ein Teil dieser Menschen auf die Idee kommen könnte, eine bessere Zukunft in Europa zu suchen, ist nicht aus der Luft gegriffen. Wer da die Grenzen öffnet, muss sich über den Menschenstrom nicht wundern.
Putin hat seine Pläne spätestens auf der Sicherheitskonferenz in München 2007 persönlich bekannt gemacht.
Chinas Pläne, die asiatische Supermacht zu werden, haben sich auch schon seit 20 Jahren rumgesprochen.
Unsere bundesdeutschen Entwicklungen, die Zweifel an einer nationalen Verteidigungsfähigkeit aufkommen lassen, sind auch nicht neu. Unsere zivilgesellschaftlich postheroische Gesellschaft hat archaischen Kriegern eben nicht viel entgegenzusetzen, weder mental noch physisch, vom unbedingten (Selbst-)Behauptungswillen muss man da gar nicht erst anfangen. Wenn das feindliche Narrativ dann noch Selbstmordattentäter etc. hervorbringt, wirkt unser Lebensmodell schnell hilflos. Den Zielkonflikt zwischen maximalen individuellen Freiheiten, Selbstverwirklichung und friedfertiger Zivilisiertheit einerseits und der durchsetzungsfähigen Verteidigungsfähigkeit dieses Lebensmodells haben wir wie viele untergegangene Hochkulturen der Vergangenheit bisher nicht gelöst.
Die Finanzkrise ab 2008 hätte lehren können, dass unsere EU-Strukturen nicht stabil sind und es mit dem europäischen Zusammenhalt nicht weit her ist, wenn es drauf ankommt. Im Zweifelsfall sind Verträge und Versprechungen nun mal leider das Papier nicht werden, auf denen sie stehen.
Es gab genug Leute, die gewarnt haben und dafür mundtot gemacht wurden. Darin liegt wohl das größte bundesdeutsche politische Versagen. Unsere aktuellen staatlichen Apparate kennen weder sich selbst noch den Feind (also z.B. mögliche Quellen von Gefahr und Destabilisierung).
Wenn nicht zeitnah umgesteuert wird, kann das nur schief gehen.
Neben der gestiegenen Wahrscheinlichkeit äußerer Angriffe ist es um den inneren Frieden Deutschlands inzwischen schlecht bestellt, so dass innere Unruhen wahrscheinlicher werden, da es an Wille zum Zusammenhalt und Loyalität fehlt.
Es ist in der Geschichte der Menschheit überhaupt keine Neuigkeit, dass Hochkulturen untergehen. Die zukünftigen Sieger werden in ihren Geschichtsbüchern dann halt EU-Europa keine Träne nachweinen und es als dekadente Fehlentwicklung abtun.
Ein Treppenwitz der Geschichte ist zudem, dass unter rot-grüner Regierung um die Jahrtausendwende die sich anbahnenden Probleme in der Welt durchaus gesehen wurden und durchaus langfristig orientiert massive Rüstungsaufträge rausgehauen wurden und mit EU Battlegroups weitere (in der ursprünglichen Planung) leistungsfähige Interventionsverbände geschaffen werden sollten.
Dummerweise wurde das unter Frau Bundeskanzlerin Merkel weitgehend wieder zusammengestrichen und die Bundeswehr bis zur Wehrunfähigkeit zu Tode reformiert.
@ Der junge neue
Ich hoffe mal der Hausherr verzeiht diesen kleinen Ausflug ins Semi-OT:
Ihr Beispiel dürfte eher die Regel als die Ausnahme sein. Und sie ist das Ergebnis von multiplen Prozessen über Jahrzehnte hinweg. Der amerikanische Journalist und Publizist Eric Hansen hat in einem seiner Bücher sein erschrecktes Erstaunen über die Nonchalance mit der die Deutschen ihren Staat und ihre Institutionen behandeln und vor allem über das völlige Fehlen von Identifikation mit diesem Staat im Sinne von „Ich bin Teil des Staates und er gehört auch mir“ (seine Definition von Patriotismus) zum Ausdruck gebracht. Ihr Beispiel zeigt einfach nur die Auswirkungen von vielen sich gegenseitig bedingenden und verstärkenden Prozessen.
@Zyme:
Die Hosen sind längst heruntergelassen.
Aber der Kaiser (w) bewundert noch seine neuen Kleider.
Darin wird sie von ganzen Hofstaat noch ermuntert.
Claquere gibt es noch genug.
@klabautermann | 10. Februar 2016 – 16:04
Wie wahr. Gilt aber in die eine wie die andere Richtung.
@Closius
„Die BW hat also wenigstes 36 Kampfbataillone, aber daß die BW weniger Kampfbataillone als Italien, Frankreich und GB aufweisen kann, beweist, daß die BW überproportional ihre Kampftruppen reduziert hat im Vergleich zu anderen Ländern.“
Die BW hatte aber auch überproportional viele Kampftruppen gegenüber anderen Ländern. Dafür waren andere Fähigkeiten dünner ausgebildet weil diese eben nicht gebraucht wurden oder durch NATO-Partner übernommen worden sind. Diese Fähigkeiten mussten erst aufgebaut werden (z.B. Luftbetankung, Lufttransport, etc.).
„Und auch wer von 495.000 Soldaten auf 177.000 Soldaten runterrechnet, stellt schnell fest, daß die BW noch wenigstens 70 Kampfbataillone haben müsste, wenn die Kampftruppen proportional zum schrumpfen der BW nur reduziert worden wären.“
Die Ausgangslage waren nicht 495.000 aktive Soldaten sondern man muss die riesige Reserve von damals dazuzählen für die in den 80er Jahren auch Material vorgehalten wurde. Es gab z.B. eine Vielzahl von Bataillone die nicht aktiv oder nur teilaktiv waren.
„Dies spricht dafür, daß die Stäbe und Kommandos der BW überbesetzt sind zu Lasten der Kampftruppen!“
Das unterschreibe ich auch – da gibt es sicher Einsparpotential.
@ Der junge neue | 10. Februar 2016 – 16:06
Das spiegelt meiner Meinung durchaus die dominante Stimmung in Deutschland wider.
Von deutscher militärischer Stärke (also Willenskraft + Ausrüstung) sollte nach dem 2.WK nie wieder eine Gefahr für den Weltfrieden ausgehen. Die Umerziehung hat diesbezüglich offenbar geklappt.
Treppenwitz der Geschichte ist nun, dass in der Gegenwart die mangelnde Wehrhaftigkeit und der aberzogene Selbstbehauptungswille zum sicherheitspolitischen Problem werden, weil er andere dazu einlädt, den wehrlosen Laden zu übernehmen. Strukturell könnte das abgehen wie in der Schlacht von Cajamarca, nur dass wir dabei die Rolle der Inka übernehmen.
@ klabautemann: Sie verlinken auf die verschwörungstheoretische Seite „Zeit-Fragen“, die wiederum auf die dubiosen „Deutsche Wirtschafts-Nachrichten“ verweist ? Und wollen für SiPo verantwortlich gewesen sein? Das schließt sich wohl aus.
Das es weniger Bundeswehr gibt als es mal gab ist ja nicht schlimm. Jedoch das Nationen wie Italien und England noch mehr Truppen für die NATO stellen als Deutschland mit weit mehr Bevölkerung und Wirtschaftsleistung ist ehrlichgesaht schmarotzerhaft.
Mir ist das peinlich und sehr unsozial als Europäer.
50 Battalione oder 60 würden ja eher passen und dazu ein vernünftiges Konzept für die Reservisten. Aber was man so erlebt ist eben nur das alte Trauerspiel wie in Berlin.
@ Der junge neue | 10. Februar 2016 – 16:06
Die Antwort war erstaunlich und auch wie ich finde erschreckend. Es waren von 16 Jungs in der Klasse, 3 bereit sich einziehen zu lassen. Der Rest wollte in dem Fall das ein Kreig ausbricht und man eingezogen würde das Land verlassen
Die Antworten sehen in in Russland -zu Weißrussland gibt es nichts seriöses- nicht anders aus.
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Lediglich das „Zwangsystem“ zur Bestellung zum Dienst an der Waffe ist noch effektiver, aber auch nicht mehr so wie einst.
Aber: nach der neuen Militärdoktrin 2020 sollen seit 2008 jährlich 600.000 Rekruten die Streitkräfte mit einer offiziellen Zahl von 1,0 Millionen Personen unter Waffen regenerieren und dabei immer anspruchsvollere Militärtechnik bedienen, der durchschnittliche potentielle Rekrutenanwärter hingegen zeigt sich damit aber deutlich überfordert (siehe: Klein, Margarete: „Russlands Militärpotential zwischen Großmachtanspruch und Wirklichkeit“, SWP-Studien 2009, Berlin, Oktober 2009, S. 28 – trotz des Alters des Papiers sind die Kernaussagen zutreffend).
Neben dieser qualitativen Prämisse („Der Geeignete kommt einfach nicht und lässt sich auch kaum werben.“) musste der Russische Generalstab konstatieren, dass man auch quantitativ dazu nicht mehr in der Lage ist (siehe: „Die demografische Zukunft Russlands und der anderen post-sowjetischen Staaten“, von Stephan Sievert, Segei Sacharow, Reiner Klingholz: http://www.berlin-institut.org/publikationen/studien/die-schrumpfende-weltmacht.html ).
Ich halte nichts davon Russland zu unterschätzen. Ich halte aber auch nichts davon, Russland zu überhöhen.
Aufbau und Fähigkeitserhalt, auch, militärischer Ordnungselemente in den Anrainerstaaten zu Russland: unbedingt ja. Schnappatmung, weil mal wieder ein Panzerbataillon von links nach rechts fährt: unbedingt nein.
Ich würde also auf einen bunten Strauß von Gestaltungselementen aus allen Politikfeldern setzen, kurz: auf eine kompensatorische Sicherheitsstrategie. Wir reden über einen symmetrischen Gegner, der eben alle Tasten des Klaviers bedient bzw. Antworten in vielen Politikfeldern herausfordert.
Zum Begriff: „KOMPENSATORISCHE SICHERHEITSSTRATEGIEN – KONTINUITÄT UND WANDEL IN DER AUSSENPOLITIK VON ESTLAND, FINNLAND UND TAIWAN“ von Bernd Schürmann, wenngleich aus dem Jahr 2001.
Denn worum geht es mMn: um ein strategisches Gleichgewicht. Nicht nur, dass dies ein glaubhaftes Bedürfnis Polens und der Balten ist, ist es ein sachlogisches NATO-Ziel. Das ist über strategische Waffensysteme und strategische Stationierungen (z.B. veränderte die Stationierung bereits weniger US-Truppen -inkl. dazugehöriges Vertragswerkes- den Ausschlag der strategischen Waage zugunsten Polens ggü Russland) von Truppenkörpern zu erreichen.
Militärtaktisches Gleichgewicht? Zum Glück wurde bis 1989 nicht getestet, ob wir das je hatten. Viele sagen: nein. Und wir brauch(t)en es auch nicht.
Das Problem ist meines Erachtens, dass Deutschland als europäische Wirtschaftsgroßmacht die wichtige Funktion eines „Arsenals der Demokratie“ in Europa wahrnehmen müsste – etwa analog der jahrzehntelangen Rolle der USA. Dies würde bedeuten, dass D Material und Versorgung auch für kleinere EU/NATO-Länder für einen absoluten Notfall bereithalten müsste über den eigenen Bedarf hinaus. D ist eine Landmacht und Quantität matters, wenn die Zahlen zu gering werden (lieber 100 Leo 2 als 10 Leo 3).
Die deutschen Regierungen der letzten 25 Jahrne haben da meiner Meinung nach den völlig falschen Schluss aus der deutschen Geschichte gezogen. Deutschland hätte Verantwortung auch für die kleineren Staaten zeigen müssen. Das jahrelange Argument, dass wir nur von Freunden umgeben sein war historisch falsch (denn wir haben Bündnisgrenzen) und kruzsichtig. Nur, weil es jahrelang nicht gebrannt hat, schaffe ich nicht die Feuerwehr ab.
Die Gefahr besteht meines Erachtens auch nicht in einem großangelegten Angriff „aus dem Osten“. Aber Gelegenheit macht Diebe. Der militärische Vorsprung der Russen (der eher eine Folge der Schwäche der europäischen NATO-Länder ist) in der baltischen Region könnte Versuchungen schaffen, wenn z.B. der innenpolitische Druck in Russland zu groß wird. Russland könnte blitzartig vollendete Tatsachen schaffen und könnte damit die NATO Spalten und damit zerstören, wenn diese sich nicht zu einer risikoreichen Gegenaktion entschließen könnte. Gelegenheiten machen die Situation so gefährlich.
„Die deutschen Regierungen der letzten 25 Jahrne haben da meiner Meinung nach den völlig falschen Schluss aus der deutschen Geschichte gezogen.“
Diese Frage öffnet in meinen Augen die Tür zu ketzerischen Antworten. Wer sie beantworten möchte könnte aufgrund der Erfahrungen im 20. Jahrhundert auch zu dem Schluss kommen, statt „Nie wieder Krieg!“ vielmehr „Nie wieder Krieg mit der halben Welt!“ zu fordern und die gesamte künftige Außen- & Sicherheitspolitik auf vollkommen andere Beine stellen :-)
@Hohenstaufen
Ach wie nett, die VT-Keule ;-)
Psssst….nicht weiter sagen: Ich bin ein Doppel-Troll, so wie in „Doppelagent“ ……….
@Sachlicher
Nomen est Omen, Zustimmung und +1
@StMarc
Deutschland übernimmt also die konventionelle, militärstrategische Rolle der USA in NATO-Europa ? Dolle Idee…..merken Sie (noch) was ?
Überall herrscht Krieg, soviele wie seit dem 2. WK nicht mehr und Aufrüstung ist die Lösung aller Probleme der Welt?
Das muss wohl so sein, denn die Propaganda hat enorme Ausmasse angenommen, was deutlich an diesem Artikel erkennbar ist.
Tatsächlich hat die NATO den mit weitem Abstand größten Verteidigungetat auf der Welt. In der Summe und noch deutlicher, wenn man die pro-Kopf Ausgaben vergleicht. Im dicht besiedelten Europa haben Großbritanien, Frankreich, Italien, Deutschland und Spanien höhere Etats als Russland oder gar China und Indien. Lediglich die westlich orientierten Länder Australien und Südkorea haben ähnlich hohe Ausgaben. Wer diese billige Rüstungsrethorik des IISS nicht durchschaut ist entweder dumm oder muss in der Rüstungsindustrie tätig.
@Y-Stratege
Ja, Ihre entsprechende Meinung haben Sie hier ja schon immer wieder verkündet. Ist ja auch in Ordnung.
Was ich nicht so recht in Ordnung finde, ist der in dem Kommentar erkennbare Versuch, mich in die Ecke Rüstungspropaganda zu stecken. Sie haben sich ja auch vehement dagegen gewehrt, als Putin-Troll etikettiert zu werden…
@ Y-stratege:
Aber auch nur, wenn man die Pro-Kopf-Ausgaben insgesamt vergleicht.
Das liegt vor allem daran, dass in den westlichen Ländern aufgrund des i.d.R. höheren Lebensstandards auch deutlich höhere Personalkosten anfallen. DEU beispielsweise gibt mehr als die Hälfte des Wehretats für Personal aus. Und dass geht zu Lasten des Materialerhalts, der Beschaffung und der Übungen.
Wenn Sie die Anteile der Etats vergleichen, die auf diese Bereiche entfallen, ergibt sich ein anderes Bild.
Aber die Lage der materiellen (und auch personellen) Einsatzbereitschaft wurde hier oft lang und breit diskutiert…
@klabautermann
„Deutschland übernimmt also die konventionelle, militärstrategische Rolle der USA in NATO-Europa ? Dolle Idee…..merken Sie (noch) was ?“
Wo haben Sie da Ihr Problem?
@T.Wiegold, @Y-Stratege
Ich denke Herr Kaplan hier verbindet ihre unüberbrückbaren Positionen dann eben intellektuell. :)
http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Politik/d/8036414/-nach-putin-droht-russland-die-anarchie-.html
@Klabautermann: Sie n Troll? So vom Typ „Leichte Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das rationale Denkvermögen, sortiert eigene Interessen und ermöglicht sachliche Prognose?“
@AoR
thx für den link……interessante Töne von Herrn Kaplan, gefällt mir eigentlich ganz gut, was er da ausführt.
However:
„Wie wird Syrien in zehn Jahren aussehen?
Kaplan: Es wird kein Land mehr sein, sondern ein geografischer Begriff.“
Das ist schon ganz schön gewagt !
trollige Grüße ;-)
@Klabautermann: Das ist zionistisches Wunschdenken, und in den USA ist Wahlkampf. Syrien ist das Strategic Asset im Kampf gegen den radikalen Islamismus und der letzte laizistische Staat… Russlands Strategie ist eindeutig, dazu gehört auch, den Laizismus gegen uns zu verwenden.
History: Die Franzosen nahmen damals ihre Kolonie und haben die Minderheiten in Machtpositionen gebracht um eine Realität der spirituellen wie auch ethnischen Vielfalt zu generieren.
Auf en.wiki gibt’s ne tolle Chronologie der Putsche und Gegenputsche. Auch n Grund warum Assad solange Staatschef bleibt solange er Chef der Aleviten ist. Man kann davon halten was man will… Die geografische Klammer bilden dann die Kurden, Druzen und Christen.
Die sunnitischen Araber dürfen dann von den Palästinensern an die israelische Mauer geworfen werden. / SARC
Hallo @AoR
Alawiten (Nusairier), eine arabischsprachige Minderheit in SYR/LIB.
Alevite = TUR.
@KPK: thx, gonna kill my BlackBerry.