Entscheidung für Marinedrohne: Marktverfügbarer Hubschrauber – ab Ende 2021 (mit Nachtrag)

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Die Deutsche Marine wird eine Hubschrauberdrohne für ihre Korvetten bekommen – allerdings später als bislang geplant. Generalinspekteur Volker Wieker habe eine Auswahlentscheidung für das System AImEG (Aufklärung und Identifizierung im maritimen Einsatzgebiet) getroffen, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am (heutigen) Mittwoch auf Anfrage von Augen geradeaus!. Die Entscheidung sei für ein marktverfügbares System gefallen, das mit einem Drehflügler-Luftsegment ausgestattet sei. Die Integration der geplanten zwei operativen Systeme in die Korvetten solle Ende 2021 beginnen.

Damit verschiebt sich die Ausrüstung der Korvetten, die von vorherein mit einer Drohne als Bestandteil ihrer Aufklärungsfähigkeiten geplant waren, weiter in die Zukunft. Noch im Sommer vergangenen Jahres hatte das Ministerium nicht nur erklärt, dass kein marktverfügbares UAS (Unmanned Aerial System) infrage komme, sondern auch (Korrektur: Das BMVg veweist darauf, dass auch ein jetzt in der Auswahlentscheidung beschlossenes marktverfügbares System angepasst werden muss und insofern diese Aussage weiterhin gilt) eine Beschaffung ab 2018 avisiert:

Konkrete Angaben über Realisierungszeitraum und Nutzungsbeginn sind abhängig von der durch den Generalinspekteur der Bundeswehr zu treffenden Auswahlentscheidung. Gemäß der FFF AImEG soll das erste System AImEG Ende des Jahres 2018 verfügbar sein.

Ebenso auch in der im Januar dieses Jahres veröffentlichten Militärischen Luftfahrtstrategie:

Bei den Seestreitkräften wird derzeit ein UAS-Projekt Aufklärung und Identifizierung im maritimen Einsatzgebiet (AImEG) bearbeitet. Es dient der Zielaufklärung, Zielidentifizierung und Wirkungskontrolle bei Einsätzen gegen Ziele auf See oder Land und ist u.a. integraler Bestandteil der Korvetten der Klasse 130. Der Zulauf des Systems ist ab 2018 geplant.

Dennoch hatte Marineinspekteur Andreas Krause vor zwei Wochen in seiner Wilhelmshavener Erklärung die Entscheidung begrüßt:

Auch die jüngste Entscheidung zur Beschaffung eines UAV als unbemanntes Aufklärungssystem für die Korvette ist richtungsweisend! Noch dazu werden wir UAVs auch für die Fregatten erhalten, allerdings zu einem späteren Zeitraum.

Welche Kauf-Lösung für die insgesamt drei Systeme – zwei an Bord von zwei der fünf Korvetten, eines zur Ausbildung und Übung – gewählt wird, hängt von einer Marktsichtung und folgenden Ausschreibung ab. Im Gespräch war vor Jahren bereits der Camcopter S-100 der österreichischen Firma Schiebel. Allerdings war eine Beschaffung dieses Modells laut Ministerium wegen zulassungsrechtlicher Fragen gestoppt worden; zudem hatte der frühere Marineinspekteur Axel Schimpf darauf verwiesen, dass es technische Probleme vor allem wegen der Treibstoffversorgung an Bord gebe – offensichtlich dringt die Marine darauf, ein System zu beschaffen, für das kein weiterer spezieller Treibstoff mitgeführt werden muss. Klar ist mit der Auswahlentscheidung allerdings, dass Starrflügler wie der von anderen Ländern als Marinedrohne genutzte Scan Eagle nicht gekauft werden sollen.

Nachtrag: Nach ein paar Gesprächen heute bin ich gespannt, ob wir unabhängig vom Zeitrahmen dieser Auswahlentscheidung eine Überbrückungslösung sehen werden, vielleicht sogar eine relativ schnelle. Am Lieferwillen der Industrie scheint da kein Scheitern zu drohen.

Nachtrag 2: Das scheint sich zu erhärten. Das Zauberwort Sofortiniative Einsatz vielleicht? Schauen wir mal, was sich da in nächster Zeit tut.

(Symbolbild: Camcopter S-100 – Schiebel-Pressefoto via APA-OTS)