Bundeswehr und Social Media: Wer ist drinnen, wer ist draußen?

Radio_andernach_FB_Abmeldung

Die Redaktion hat eine Fangemeinde, von der andere Radiomacher in Deutschland nur träumen können. Verläßlich schalten sich Zuhörer in aller Welt ins Programm ein, die Reaktionen auf die Sendungen sind zahlreich, und über die Zielgruppe hinaus melden sich auch viele Menschen aus Deutschland bei den Redakteuren, die das Radioprogramm gar nicht hören können. Radio Andernach, der Truppenbetreuungssender der Bundeswehr, ist quasi die amtliche Brücke aus der Heimat in die Auslandseinsätze der deutschen Streitkräfte.

Um die erfolgreiche Außenwirkung dieses Senders ist allerdings seit dem Jahresende ein interner Streit in der Truppe entbrannt. Denn pünktlich zum 31. Dezember musste die Redaktion, angesiedelt beim Zentrum Operative Kommunikation in Mayen in der Eifel, einen für die Radiomacher in Uniform wichtigen Kanal einstellen: Auf dem weltweiten Netzwerk Facebook darf Radio Andernach nicht mehr für sein Programm Werbung machen und nicht mehr mit Hörern, aber vor allem nicht mehr mit der Öffentlichkeit in Kontakt treten. Im Dezember verabschiedete sich die Mannschaft von ihren Facebook-Fans (siehe Screenshot oben).

Die Weisung dazu kam aus dem Bundesministerium der Verteidigung in Berlin, und sie hat sehr prinzipielle Gründe. Der Sender sei ein internes Medium der Betreuungskommunikation, heißt es aus dem zuständigen Presse- und Informationsstab im Berliner Bendlerblock. Im Klartext: Das Radioprogramm ist, anders als zum Beispiel die auch in Deutschland hörbaren Sender der Truppen aus den USA oder Großbritannien, ohnehin nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Da sei es weder sinnvoll noch angezeigt, sich über ein öffentliches Netzwerk wie Facebook an die Öffentlichkeit außerhalb der Bundeswehr zu wenden.

Redaktion wie auch Leser der zum Jahresende eingestellten Facebook-Seite sehen das naturgemäß anders. 12.000 Likes und die rege Kommentartätigkeit hätten doch belegt, wie sinnvoll dieser Kommunikationskanal gewesen sei, hieß es in den – inzwischen wie die Seite selbst nicht mehr sichtbaren – Kommentaren: Wer digitale Medien kennt, weiß, wie wichtig dieser Auftritt von Radio Andernach für alle Kameradinnen/Kameraden im Einsatz oder daheim ist, die nicht on-air mit dabei sein können, beschwerte sich ein Nutzer. Damit, kritisiert ein anderer Kommentator, sind 12.000 Likes und ein ausgezeichneter Ruf für die Tonne.

Auch wenn die Radiomacher in Mayen offensichtlich insgeheim noch hoffen, dass die Entscheidung noch einmal überdacht wird – die Äußerungen aus dem Bendlerblock lassen das kaum erwarten. Die grundsätzliche Entscheidung sei aus grundlegenden und konzeptionellen Erwägungen getroffen worden und stehe damit. Und außerdem gebe es doch die Webseite von Radio Andernach. Die ist allerdings für den Dialog mit den Hörern wie mit den Angehörigen von Soldaten im Einsatz nur, sagen wir begrenzt geeignet: Die Dialogfunktion beschränkt sich auf ein Formular, auf dem Grüße an die Truppe im Einsatz eingetragen werden können.

Nachtrag: Das Ganze könnte auch noch den Verteidigungsausschuss beschäftigen; einige Details dazu bei tagesschau.de.

Ein bisschen kann die Öffentlichkeit dann aber doch noch an dem Programm teilhaben: Auf audioboo.fm, einem Youtube-ähnlichen Portal für Audios, lässt sich das eine oder andere nachhören. Zum Beispiel das Interview mit Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen aus der Weihnachtszeit 2015.

(Direktlink: https://audioboom.com/boos/3959328-personliche-einblicke-die-ministerin-ganz-privat)