1.225 Personenjahre externe Beratung? BMVg stoppt Ausschreibung

Das Verteidigungsministerium hat vorerst den Plan des Bundesamtes für Ausrüstung, IT und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) gestoppt, bei einem externen Dienstleister en bloc 1.225 Personenjahre Beratung beim Management von Rüstungsprojekten einzukaufen. Die entsprechende Ausschreibung für einen Rahmenvertrag über bis zu 240 Millionen Euro werde aufgehoben, teilte ein Ministeriumssprecher am (heutigen) Freitag auf Anfrage von Augen geradeaus! mit:

Der Rahmenvertrag wird in der Form – das heißt so wie jetzt ausgeschrieben – nicht geschlossen werden. Die laufende Bewertung der bereits eingegangenen Nachfragen – beim BAAINBw allein ca. 50 Anfragen per E-Mail – zeigt Nachsteuerungsbedarf auf. Insbesondere eine mögliche Aufteilung des Auftrags in Lose wird noch einmal geprüft. Die jetzige Ausschreibung wird deshalb aufgehoben.

Das Bundesamt hatte per EU-weiter Ausschreibung nach einem Anbieter gesucht, der Beratungs- und Unterstützungsleistungen für das Projektmanagement im BAAINBw erbringen sollte. Die Leistungen sollen in unterschiedlichen Bereichen und für verschiedene Maßnahmen genutzt werden. Das Leistungsspektrum hat
bestimmte Themenfelder des Projektmanagements zu umfassen, hieß es in der im Internet veröffentlichten Bekanntmachung (da die nach Aufhebung vermutlich aus dem Netz verschwindet, das Dokument zum Nachlesen hier).

Die zahlreichen Nachfragen kamen nach meinen Informationen zwar auch von Abgeordneten und Medien, vor allem aber aus der Wirtschaft. Und da von Unternehmen, die vermuteten, dass mit einer solchen Vergabe über fast eine Viertelmillionmilliarde Euro ein Wettbewerber den Gesamtzuschlag bekommen sollte. Ganz verzichten wollen Ministerium und Bundesamt ja auch nicht auf diese externe Beratung, mit der faktisch mehr als 1.000 externe Beraterstellen in einem Jahr abgedeckt werden:

Unverändert bleibt jedoch: Die beschriebene externe Unterstützung ist für das Rüstungsmanagement wichtig und die vergleichsweise hohe Investition mit Blick auf das Volumen des Rüstungswesens mit ca. 96 Mrd. € – geschätzte Gesamtkosten für Entwicklung und Beschaffung von Projekten in der Realisierungsphase ohne die IT-Projekte SASPF und HERKULES – auch lohnend und angemessen. Eine neue Ausschreibung erfolgt deshalb in Kürze.

hieß es aus dem Ministerium dazu.

Grundsätzlich, so machte das Ministerium auch in seinem am vergangenen Donnerstag veröffentlichten Bericht zu Rüstungsangelegenheiten deutlich, wird das BAAINBw mehr Personal brauchen – und kurzfristig dafür externe Dienstleister einkaufen müssen:

Bereits das Gutachten vom Herbst 2014 „Umfassende Bestandsaufnahme und Risikoanalyse zentraler Rüstungsprojekte“ zeigte deutlich, dass nicht ausreichende oder eingeschränkte Personalressourcen für viele der betrachteten Rüstungsprojekte relevante Risiko- oder Problembereiche waren. (…)
Um kurzfristig auf Personalengpässe reagieren zu können, wird jedoch auch der Einsatz externer Unterstützung erwogen.

Nachtrag: Was ich nicht wusste: Das BMVg hat die Ausschreibung einzig und allein und ausschließlich nur gestoppt, weil der Spiegel nachgefragt hat. Sagt der Spiegel.