Wieder im Fokus: Syrien und ISIS

Vor dem Hintergrund der derzeitigen Flüchtlingskrise in Europa, bei der vor allem Flüchtlinge aus dem Krieg in Syrien in die EU kommen, rückt das arabische Land und damit auch die Auseinandersetzung mit den islamistischen ISIS-Milizen wieder in den Blickpunkt. Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande kündigte bei seiner Pressekonferenz am (heutigen) Montag in Paris an, dass ab dem (morgigen) Dienstag die französische Luftwaffe Aufklärungsflüge über Syrien fliegen werde (siehe Tweet oben). Französische Bodentruppen in Syrien schloss der Präsident aber aus, wie aus dem Transkript des Figaro hervorgeht:

In Sachen Terrorismus hat Frankreich stets seine Verantwortung übernommen. Man hat das in Mali gesehen und in der gesamten Sahel-Zone im Kampf gegen Boko Haram. Wir haben es unter anderen Umständen gezeigt in Zentralafrika, um dort ein Blutbad zu verhindern. Und als es darum ging, Schläge gegen Syrien zu führen, stand Frankreich ebenfalls bereit. Als es im Fall Iraks darum ging, eine Koalition einzugehen, haben wir das getan, und heute, in Syrien, wollen wir wissen, was gegen uns in Vorbereitung ist und was der syrischen Bevölkerung angetan wird – weshalb ich entschieden habe, von Morgen an Aufklärungsflüge in Abstimmung mit der Koalition stattfinden zu lassen.

Im Anschluss, auf der Grundlage dieser zu sammelnden Informationen, der geheimdienstlichen Arbeit und der Aufklärung, werden wir zu Schlägen bereit sein, und manche sagen uns bereits, es müssten Angriffe am Boden stattfinden, solche Vorschläge kommen von Leuten, die zuvor jeder Form einer Intervention feindlich gegenüber standen. Aber lassen wir das, die Frage ist gestellt. Ich halte die Entsendung von Bodentruppen für inkonsequent und für unrealistisch, zumal, wenn wir damit alleine blieben. Inkonsequent wäre ein solcher Schritt, weil, er eine gezielte Operation in ein Vorhaben zur Besatzung verwandelte.

(Vielen Dank an einen Leser für die Übersetzung; hier das Original:
„Face au terrorisme la France a toujours pris ses responsabilités. On l’a montré au Mali, plus largement au Sahel pour lutter contre Boko Haram. Nous l’avons montré dans d’autres circonstances en Centrafrique pour éviter un bain de sang. Et lorsqu’il s’est agi de faire des frappes en Syrie la France était prête. Pour l’Irak quand il fallait faire une coalition nous l’avons fait, aujourd’hui en Syrie nous voulons savoir ce qui se prépare contre nous et ce qui fait contre la population syrienne aussi ai-je décidé qu’il y aura dès demain des vols de reconnaissance en lien avec la coalition.“
„Ensuite selon les informations, les renseignements, la reconnaissance, nous serons prêt à faire des frappes, certains nous disent qu’il faudrait attaquer au sol. Ceux-là qui étaient hostiles à toute intervention. Mais laissons ça, la question est posée. Je considère qu’il serait inconséquent et irréaliste d’envoyer des troupes au sol puisque nous serions les seuls. Inconséquent parce que cela transformerait une opération en force d’occupation, nous ne ferons pas d’opérations au sol.“
)

Den französischen Aufklärungsflügen über Syrien könnten bald Luftangriffe auf ISIS dort folgen; auch Großbritannien plant nach einem Bericht der Sunday Times, seine bislang auf den Irak begrenzten Luftschläge auch in Syrien zu fliegen. Und die USA erwägen laut New York Times, ihre Unterstützung für Rebellen im Kampf gegen ISIS auszuweiten.

Was das praktisch bedeutet und wie es sich mit angeblichen russischen Plänen für eine – stärkere? – militärische Beteiligung in Syrien und Unterstützung von Machthaber Baschir Assad verträgt? Das scheint alles noch offen.

Überhaupt ist das eine Geschichte in Entwicklung – deshalb die Bitte, in den Kommentaren zunächst mal auf die Sammlung von Fakten zu setzen und faktenschwache, aber meinungsstarke Äußerungen vielleicht erst mal zurückzustellen.

Nachtrag: Am Nachmittag von der BBC:

Two Britons killed in RAF Syria strike, PM tells MPs
Two British fighters with so-called Islamic State were killed by an RAF drone strike in Syria in an „act of self-defence“, David Cameron has said.
Cardiff-born Reyaad Khan was targeted in Raqqa on 21 August and died alongside fellow Briton Ruhul Amin and another fighter, the PM told MPs.
Khan, 21, had been plotting „barbaric“ attacks on UK soil, he said.
The action was lawful and necessary, Mr Cameron said, despite MPs previously ruling out UK military action in Syria.

Nachtrag 2:

Im Bosporus werden weiterhin russische Kriegsschiffe mit Kurs Mittelmeer gesichtet (hier eines in verschiedenen Detaillierungsgraden):