Bundeswehr auf dem Weg zur Cyber-Truppe
Einen genaueren Blick auf die Perspektiven der Cybersicherheit hat sich das Verteidigungsministerium für den kommenden Donnerstag vorgenommen: In einem ganztägigen Workshop* mit Experten wird es in Berlin um die Frage gehen, wie die strategische Bedeutung von Cyberangriffen einzuordnen ist, was die deutschen Interessen im Cyber-Raum sind, welche technischen Lösungen die Industrie anbietet – und natürlich auch, wie die Rolle der Streitkräfte dabei aussieht. Am Nachmittag ist bei diesem Workshop, der Teil der Erarbeitung des neuen Weißbuchs der Bundeswehr ist, Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen die Keynote halten.
Was sie dabei ankündigen dürfte, hat der Kollege Christoph Hickman bereits in der Süddeutschen Zeitung* skizziert: Die Bundeswehr wird im Kampf mit, für und gegen Informations- und Kommunikationstechnik und Computersysteme deutlich aufrüsten und will in diesem Bereich ein vollwertiger militärische Player werden:
Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung wird im Ministerium geplant, die in der Truppe verteilten Cyber-Kompetenzen in einem eigenen militärischen Organisationsbereich zu bündeln. Der neue Organisationsbereich soll den Teilstreitkräften Heer, Luftwaffe und Marine sowie dem Sanitätsdienst und der Streitkräftebasis gleichgestellt sein.
(…)
Im Ministerium ist zu hören, dass der Umbau deutlich über den engen Begriff der Cyber-Kriegführung hinausgehen soll. Zusätzlich soll offenbar die gesamte IT-Struktur der Bundeswehr neu geordnet werden.
Im Ministerium war dazu am (heutigen) Montag schlicht gar nichts zu hören. Weder eine Bestätigung noch ein Dementi.
Die konzeptionellen Grundlagen, so sehr allgemein, gibt es ja schon – sowohl die vom Bundesinnenministerium verantwortete Cyber-Sicherheitsstrategie für Deutschland als auch die (eingestufte, aber dankenswerterweise von netzpolitik.org veröffentlichte) Strategische Leitlinie Cyber-Verteidigung im Geschäftsbereich BMVg.
Aber wie so oft in der Bundeswehr werden auch an dieser Stelle die Details entscheidend sein. Ein Bundeswehr Cyber Command wird in seinen Fähigkeiten und seinem Nutzen davon abhängen, welche Einheiten dazu gehören, wo es weiterhin interne Rivalitäten geben wird – und wo die IT-Fachleute herkommen, bei denen die Truppe in einem harten Wettbewerb mit zivilen Unternehmen steht.
* Anmerkungen: 1. Offenlegung – bei diesem Workshop werde ich das Panel zu Cyber-Raum & Streitkräfte moderieren; 2. i.d.R. gibt es hier keine Links zu deutschen Verlagswebseiten, bei diesem Bericht scheint mir eine Ausnahme angebracht.
(Im Bällebad bereits aufgelaufene Kommentare verschiebe ich hierher)
(Archivbild Bergen Juni 2015: Vernetzt in die Übung – Trupp des Panzergrenadierbataillons 371 auf dem Übungsplatz Bergen mit Panzerabwehrlenkrakete Milan in der Ausführung Ausbildungsgerät Duellsimulator/AGDUS)
Heute bin ich über einen ziemlich interessanten Fehler in Intel Netzwerkkarten gestolpert, dokumentiert hier 2013: http://blog.krisk.org/2013/02/packets-of-death.html
Zusammengefasst in etwa: Weit verbreitete Ethernetadapter lassen sich durch jede Art von IP oder Ethernet traffic gezielt abschalten. Vielleicht beginnt der Cyberkrieg doch besser mit dem Ausbau der eigenen Chipindustrie? Infineon läßt grüssen (oder Allied Telesyn, TP-Link und wie sie alle heissen).