Aus für das G36: Bundeswehr soll komplett neues Sturmgewehr bekommen (Update: Heckler&Koch)
Das Verteidigungsministerium hat das Aus für das Sturmgewehr G36, die Standardwaffe der Bundeswehr, beschlossen und will ein komplett neues Sturmgewehr für die Streitkräfte beschaffen. Das wegen mangelnder Treffgenauigkeit umstrittene G36 soll nicht nachgerüstet werden. Ab 2019 sollen die rund 170.000 G36 in den Beständen durch ein neues Sturmgewehr ersetzt werden, die detaillierten Forderungen an die neue Waffe sollen bis zum Jahresende vorliegen.Das teilte Rüstungs-Staatssekretärin Katrin Suder am (heutigen) Dienstag den Obleuten der Fraktionen im Verteidigungsausschuss des Bundestages mit.
Aus der Information an die Parlamentarier, die Augen geradeaus! vorliegt:
Das BMVg hat sich zur langfristigen Lösung der Präzisionsproblmeatik für eine neue Generation des Systems Sturmgewehr Bundeswehr entschieden.
Zwei Gründe waren für die Entscheidung ausschlaggebend:
1. Ursprünglich war das Gewehr G36 für eine Nutzungsdauer von 20 Jahren ausgelegt. Diese Frist wird im Jahr 2016 für die zuerst beschafften Waffen des Konstruktionsstandes A0 erreicht sein.
2. Die Forderungen der Truppe an ein zukünftiges System Sturmgewehr, so wie sie Anfang August als Priorisierter Forderungskatatalog (PFK) gebilligt wurden, gehen weit über eine PV [Produktverbesserung, T.W.] des bestehenden Systems G36 hinaus. (…)
Nach erster Abschätzung könnte, bei Marktverfügbarkeit einer Lösung, ab 2019 mit einer Ablösung der ersten Gewehre G36 begonnen werden.
Bis Mitte November sollen die Arbeiten an der Funktionalen Forderung Fähigkeitslücke (FFF) abgeschlossen sein. Auf dieser Basis soll Generalinspekteur Volker Wieker eine Auswahlentschentscheidung treffen; für die folgende Ausschreibung soll auch das Ergebnis der Marktsichtung berücksichtigt werden, mit der das Bundesamt für Ausrüstung, IT und Nutzung der Bundeswehr bereits begonnen hat.
Ministerin von der Leyen sagte laut Ministerium dazu: Wir haben uns im Einvernehmen mit der militärischen Führung für einen klaren Schnitt entschieden. Nach fast 20 Jahren G36 wollen wir eine neue Generation Sturmgewehr für die Bundeswehr beschaffen. Das neue System soll auch modernere Anforderungen erfüllen als ein punktuell verbessertes G36. Dazu wird es ein offenes und transparentes Ausschreibungsverfahren geben.
Die Entscheidung sieht auf den ersten Blick nach einer deutlichen Absage an den G36-Hersteller Heckler&Koch aus – der seit Beginn des Streits über die Genauigkeit der Waffe Produktverbesserungen angeboten hatte. Interessant wird jetzt, ob sich die Bundeswehr auf bereits am Markt verfügbare Waffen konzentriert oder auf Neuentwicklungen setzt – und ob das eine Abkehr der deutschen Streitkräfte vom bisherigen Dauer-Lieferanten H&K bedeutet.
Und noch etwas scheint offen: Die Frage, ob die Bundeswehr vom mit dem G36 eingeführten kleineren NATO-Standardkaliber 5,56mm auf das zuvor genutzte Standardkaliber 7,62 zurückgeht. Das dürfte allerdings im November mit der FFF klar sein.
Update: Heckler&Koch hat sich zu Wort gemeldet und begrüßt die Absicht des BMVg:
Stellungnahme von Heckler & Koch zur Entscheidung des Bundesverteidigungsministeriums, ein neues Sturmgewehr zu beschaffen
Zur Entscheidung des Bundesverteidigungsministeriums, ein neues Sturmgewehr zu beschaffen, stellt das Unternehmen fest:
„Heckler & Koch begrüßt die Entscheidung des Bundesverteidigungsministeriums ein neues Sturmgewehr beschaffen zu wollen. Aus unserer Sicht ergibt sich durch die angekündigte neue Ausschreibung die Möglichkeit eine klare Grundlage für die weitere Diskussion zum Standardgewehr der deutschen Bundeswehr zu legen. Für den Übergangszeitraum hat Heckler & Koch technische Lösungen entwickelt, um die geänderten Anforderungen für gewisse Szenarien zu unterstützen. Heckler & Koch möchte betonen, dass die gelieferten Gewehre vollumfänglich den technischen Lieferbedingungen von 1996 entsprechen. Wir stehen auch nach 50 Jahren als Entwicklungspartner der Bundeswehr und Nato zur Verfügung. Heckler & Koch wird sich an der neuen Ausschreibung gerne beteiligen, um auch weiterhin das Standardgewehr der deutschen Soldaten herzustellen zu dürfen.“
Vielleicht mit der Möglichkeit, einfach von 5,56 x 45 auf 7,62 x 51 umzurüsten?
War das „Schmierentheater“ der letzten Monate genau dafür da, um am Ende der Nutzungsdauer G36, möglichst ohne großen Aufschrei, ein neues Gewehr zu beschaffen?!?!!
Ach Nachtigall………..
Prost Mahlzeit, jetzt bin ich gespannt. Fröhliches Diskutieren
Na ja, so viel Auswahl besteht ja nicht. Die Integration in IdZ / Gladius muß gegeben sein, Anbauteile vom G36 (z.B. Granatpistole AG36) und weiteres Zubehör (Magazine) soltte man sicher übernehmen können.
Sinnvoll wäre mE ein HK 416/417, ggf. noch angepaßt. Bzw. ich wüßte nicht, was dagegen sprechen soll, außer „politische Gründe“.
Dann sind die Arbeitsplätze bei H&K ja sicher.
@ gk Jürgen
Man kann so sogar die Nutzungsdauer noch um ein paar Jahre verlängern, ohne das negativ auffallen zu lassen.
@Howie
Klar muß dann ausgeschrieben werden. Aber: sieht man für die nächsten fünf Jahre grundlegend neues am Handwaffenmarkt (Langwaffen)? Ich meine, das ist technisch ziemlich ausgereizt.
Weitere Verbesserungen sind nur unter unverhältnismäßig hohen Kosten zu realisieren und / oder sind in Masse für die normale Schlammzone nicht truppentauglich.
@GK Juergen und Miyamoto:
Aus meiner Sicht eher umgekehrt. Anstatt einfach rechtzeitig vor Ende der Nutzungsdauer des G36, also um 2010/11 herum, zu pruefen, ob das G36 noch allen Anforderungen an ein zukuenftiges „System Sturmgewehr“ genuegt und man somit auch mit einer Nutzungsdauerverlaengerung und KWS gluecklich werden koennte, hat man wohl garnichts in diese Richtung gemacht (insbesondere die Anforderungen mal sauber zu formulieren) und von 2012 bis 2015 ist dann alles im „Hitzeverhalten“-Streit-Laerm und der zugehoerigen Spring-Prozession (G36 funktioniert, funktioniert nicht, funktioniert…) untergegangen.
Waere man an einer „geraeuschlosen Loesung“, ohne negativ aufzufallen, interessiert gewesen, gegebenfalls sogar in Kenntnis, dass da was am G36 nicht stimmt, was man aber nicht in die Oeffentlichkeit tragen will, haette man dies ueber die Nutzungsdauer und Nachfolgefrage ab 2011 problemlos machen koennen, inclusive dem Versuch, auch ein moegliches Nachfolgegewehr moeglichst geraeuscharm bei H&K unterzubringen.
Jetzt, 5 Jahre spaeter, stellt man ueberrascht fest, dass das G36 naechstes Jahr das geplante Nutzungsdauerende hat, es in der jetzigen Form den jetzigen und zukueftigen Anforderungen nicht genuegt, zukuenftige Anforderungen in den letzten Jahren nicht formuliert wurden und man auch keine Uebersicht hat, was momentan technisch machbar und zeitnah marktverfuegbar ist.
BMVg und BAAIN-Planungsverhalten at his best?
Richtig so!!! Endlich mal eine klare Entscheidung gegen die Industrie und für den Soldaten/Bürger.
Die ziviel Version SL8 war bereits Schrott. die Läufe haben nach 1000 Schuß Überschläge erzeugt (kein Einzelfall), da hatte man sich ja indirekt sorgen über das G36 gemacht. Wie es scheint zurecht.
Falls die Kaliberfrage offen sein sollte (was ich sehr hoffe), so bitte nur Kurzpatronen!! Die 223. Rem ist zu leicht und hierdruch auf größere Diztanzen zu ungenau und hat keinen ausreichenden Durchschlag. Die 308. Win ist wieder zu schwer und zu groß.
Die Schweden mit 6,5mm liegen da richtig und eine Hülsenlänge mit 39mm wie die AK47 ist super.
Geschossgewicht und damit Druchschlag höher aber leichter bei fast gleicher Leistung wie die 308. Win.
Deutschland kann auch mal eine Vorreiterrolle machen und nicht immer auf die US Armee warten.
Hoffentlich eine Waffe die auch in Dreck fallen darf und dennoch weiter Funktioniert
das nichts Abgesplittet ist oder nur mit Spe Gerät gereinigt werden muss
Also Thomas Melber,
soweit gebe ich dir recht jedoch hoffe ich dass die Bundeswehr von diesen Schrottmagazinen endlich weggeht.
Die aktuellen Magazine halten „A“ wesentlich weniger aus als dein Magazin aus Blech und „B“ sind sie mit den Nippeln um mehrere Magazine zusammen zu klipsen absoluter bescheuert zu ziehen.
Dann doch lieber Blechmagazine wie beim M4.
Prinzipiell muss man auch Mal das Problem aufzeigen dass in der „Regulären Truppe“ viel zu wenig geschossen wird, einmal die Woche sollte zumindest ein schießen stattfinden – das wiederum würde sicher auch den ein oder anderen ANGEBLICH vorhandenen Mangel ausmerzen.
Ich bin zudem sehr gespannt ob die Bundeswehr so schlau ist eine Waffe mit einer ordentlichen Anzahl an Picatinnyschienen zu kaufen (Bsp. G28)
Der nächste Punkt ist und dies ist jedem Soldaten wohl der wichtigste:
BITTE KAUFT KEINE 100cm lange Waffe mehr! Es ist unhandlich, schwer und mit einem Sturmgewehr muss man nicht auf 400 Meter schießen und selbst das wird mit einer kurzen Waffe sicherlich noch machbar sein.
In jedem Trupp ist ein Mann dabei der ein G28 mit exakten Reichweiten von 600 Metern + auch weit entfernte Ziele bekämpfen kann. – Was hilft es mir da wenn ich aus meinem Fahrzeug muss und die Leute sich gegenseitig ihr Sturmgewehr vors Brett klopfen?
Gegen die Firma H&K ist NICHTS einzuwenden. Das G36 schießt nach wie vor präzise und schlussendlich ist es eine Waffe die 1000€ p. St. kostet und 20 Jahre alt ist – auch das sollte man sich immer mal vor Augen führen.
Ich hoffe dass dieses mal auch einfach mal die Truppe befragt wird, einfach zu wissen „was ist unseren Männern wichtig“
WELTFRIEDEN
@Sepp
Ich habe nur positive Erfahrungen mit dem Kunststoffmagazin. Es ist deutlich stabiler als eines aus Metall und auch zuverlässiger. Es ist quasi „binär“ – es ist funktionstauglich, oder nicht; und das sieht man idR gleich.
Ein Magazin aus Metall kann verbogen und in seiner Funktion gestört sein ohne daß man es sofort merkt.
Vielleicht wird ja jetzt das G22-Projekt wiederbelebt. Ich habe so ein Ding noch neulich im Museum gesehen. Aber Scherz beiseite.
1. Problem: Es gibt weltweit nur eine handvoll Firmen, die ein Sturmgewehr passgenau entwickeln können. Außer HK kommt mir da nur FN und IWI in den Sinn. Evtl. noch Beretta und Colt aber da sehe ich große Fragezeichen. Bei der geringen Abnahmemenge, die die Bundeswehr benötigt stellt sich zudem die Frage, wie teuer dann das einzelne Gewehr wird. Ich würde mal auf exorbitant tippen.
2.Problem: Ich weiß ja nicht, wie das Anforderungsprofil genau aussieht, aber seit der Einführung des G36 hat sich bei der Sturmgewehrtechnologie doch wenig getan. Wenn man sieht was die anderen Armeen benutzen ist das G36 geradezu modern. Schade nur, dass es nicht richtig funktioniert. Das modernste Sturmgewehr dürfte momentan das IWI Tavor sein, dass zwar einige gute Ideen enthält aber auch in keiner Weise revolutionär ist. Es würde vielleicht sogar Sinn machen, wieder mehr Gewicht zu erlauben da durch die stärkere Motorisierung der Infantrie und den zu erwartenden neuen Technologien https://www.youtube.com/watch?v=M8YjvHYbZ9w ein extrem leichtes Gewehr gar nicht mehr notwendig ist.
3. Wenn man die BW-Bürokratie kennt, ist der Zeitrahmen von 4 Jahren natürlich ein Witz. In dem Zeitraum würde es wahrscheinlich noch nicht einmal gelingen, den bereits am Markt erhältliches Gewehr zu beschaffen.
4. Im Rahmen der sich abzeichnenden Europaarmee macht es meiner Meinung nach überhaupt keinen Sinn, hier jetzt im Alleingang das Rad neu erfinden zu wollen. Hinzu kommt, dass sowohl das FAMAS als auch das SA80 älter als das G36 sind und beide ebenfalls vor der Ablösung stehen und die Polen das neu entwickelte MSBS wohl nicht einführen werden.
5. Die Kaliberfrage ist sicherlich ein sehr umstrittenes Feld, aber momentan scheint klar zu sein, dass man mit 5,56 nicht die Reichweite hinbekommt, die man manchmal braucht und dass 7,62 zu schwer ist. Man könnte jetzt über Wechselsysteme nachdenken was einige Armeen auch getan haben aber das erhöht die Kosten, die Komplexität und den Schulungsaufwand gewaltig. Deshalb wäre die beste Lösung eine neue Patrone was aber in dem sich hier abzeichnenden Projekt nicht möglich sein dürfte.
Können wir uns nicht mit den Franzosen zusammen tun?
Die suchen doch auch schon seit einer Weile nach einem Ersatz für die Famas.
Wäre vielleicht ein weiterer Schritt zu Vereinheitlichung der Systeme in der EU und Geld sparen könnte das ganze ja eventuell auch.
Mir stellt sich vor allem die Frage, wieso die für 600 Sturmgewehre und 600 Maschinengewehre ca 18 Mio Euro veranschlagen..
Gemittelt und obwohl ich in Mathe keine Leuchte bin komme ich auf 15.000 Euro pro Waffe und sehr wirtschaftlich ist das nicht. Interimslösung hin oder her.
Für 15 Lappen krieg ich ein echtes High Speed Gucci Gewehr mit allen Rafinessen…
150000 Waffen + annex kosten?
Ist das etatisiert? (Rhetorische Frage)
Gibt entsprechende Erhöhung ep14?
Falls nicht(siehe tagesschau.de Artikel wo die Überschüsse verschwinden) was muss dran glauben?
Das system der Norweger wäre sicher nett (hk41617) mit guten Optiken wird das aber nicht billig.
Hk417mg4 nachBeschaffung war ca. 15k pro system.
Angenommen systemkosten für g36 nachgolger halb so hoch, kosten von über einer Milliarde Euro (150k × 7000)
Luft ist im beschaffungsetat jetzt schon nicht eher im Gegenteil
@Arno
ad 2
das G36 ist funktionssicher und für mich immer noch „state of the art“ in seinem Bereich; mehr Gewicht ist sicher möglich, da die Einsatzsoldaten damit nun Erfahrung haben, wobei man berücksichtigen muß, daß die Waffe alleine schon durch Anbauteile / Rails, Optik, u.a. schwerer werden wird
ad 5
Wechselkaliber sind problemlos möglich
Die aktuelle ES&T enthält rein zufällig einen Artikel über „aktuelle Entwicklungen im Bereich der Sturmgewehre“.
Für den deutschen Granatwerfer modifiziertes Micro-Tavor einkaufen. Kompakt, zuverlässig, ergonomisch, quadratisch, praktisch, gut. Braucht man auch nicht mehr lange testen, das haben die Israelis schon ausreichend im Einsatz gebraucht, um definitiv von der Tauglichkeit ausgehen zu können. Da freuen sich dann nebenbei auch beide Länder wie Bolle, ähnlich wie bei den U-Booten und Heckler und Koch kriegt seinen Denkzettel für den Wucherkram, den sie der Bundeswehr seit Jahrzehnten andrehen….
Ach wie interessant. Die Lobbygruppeninteressenvertretungsparlamentsarmee bekommt ein neues Sturmgewehr…….
Heute sichte ich, morgen kauf ich,
übermorgen bring ich der Infantrie ihre neue Braut;
ach, wie gut, dass niemand weiß,
dass ich Rumpelstilzchen heiß!
@Bremistan – ich glaube die Franzosen wollen sich nicht mit uns zusammentun – die sind auch schon zu weit im Ausschreibungsprozess.
@Klabautermann
Sie haben den Part „testen“ vergessen – oder man kauft wie besehen. Hoffen wir ‚mal, daß es nun auch belastbare Kriterien für Präzision gibt.
Wobei, ich ahne: es wird wieder der ursprüngliche Test sein, den das G36 bestanden hat.
@Loki
Dann kann man sich ja anschauen, was FRA an Anforderungen hat.
Interessante Entwicklung.
Ich bin mir absolut sicher, dass es mittelfristig oder möglicherweise bereits heute technisch absolut möglich wäre, ein Sturmgewehr zu konstruieren, welches ein Crossover zwischen leichtem Maschinengewehr und präzisem Scharfschützengewehr darstellt.
Die entscheidende Gewissensfrage wird in meinen Augen dann eher sein: Will man auch den Preis für das, was man gefordert hat, bezahlen?? Will vdL das, für ein Standard-Sturmgewehr??
Der nächste Akt in diesem Drama kommt bestimmt.
Alle in Frage kommenden Kriterien erfüllend, dazu mio-fache Bewährung im Kampf, kann es nur der AK-74 werden …
Das mit 5,56 regeln die Russen in vier Wochen, sofern der Fehler erneut werden soll.
Na, …?
Da wäre ich eher für das AK47, das kann man in den potentiellen Einsatzländern meist vor Ort – ggf. baugleich – nachbeschaffen.
Bezüglich der Kaliberdiskussion folgender Einwand:
Die gestern veröffentlichte Marktsichtung verweist auf die NATO-Vorschrift AC 225/D14. Die Vorschriftenreihe AC225 spezifiziert die Anforderungen an das Kaliber 5,56x45mm.
Ich weis ja nun, dass das Zusammenzählen von 2 und 2 angelegentlich auch 22 ergibt …. in diesem Fall würde ich allerdings eher auf 4 tippen.
Sepp | 08. September 2015 – 12:17
Doch, mit einem Sturmgewehr muss man durchaus auf 400m schießen können – Stichwort „infanteristischer Halbkilometer“.
Und zur Kaliberfrage, weil die ja immer wieder aufkommt:
Arno | 08. September 2015 – 12:36
International scheint die Kaliberfrage für Ordonnanzwaffe überhaupt nicht umstritten zu sein: Weder die Schweizer Armee, die über die beste Schießausbildung (trotz kurzer Wehrdienstzeit / Milizsystem) verfügt, noch die norwegischen Streitkräfte, die mit Einsatzerfahrung HK416 beschafft haben, scheinen von 5,56mm auf 7,62mm wechseln zu wollen.
Die ständige Kaliberdiskussion zeigt nur, wie wenig Ahnung die Masse in Deutschland von moderner Schießausbildung, infanteristischem Feuerkampf und moderner Bewaffnung haben.
@DRK
Sehr interessanter und wichtiger Hinweis, vielen Dank!
/edit: hat jemand einen Link zu diesem NATO-Dokument? Ich finde nur Bezugnahmen darauf, aber das Papier selber nicht…
Anubiswaechter | 08. September 2015 – 13:12
Das gibt es, Stichwort MG8. Genau aus diesen Gründen (Feuerkraft und Präzision) wird das MG8 u.a. als Scharfschützenunterstützungswaffe im Kommando Spezialkräfte eingesetzt. Ich sehe allerdings keine Notwendigkeit, eine derart komplexe und teure Waffe für den Wald und Wiesen-Infanteristen einzuführen. Das ganze Spektrum wird bereits bedient:
– Sturmgewehre in unterschiedlichen Ausführungen für Kampfentfernungen bis 500m
– Zielfernrohrgewehre / Designated Marksmen Rifles zur Bekämpfung von besonderen Zielen auf Gruppenebene
– Mix aus leichten und mittleren Maschinengewehren je nach Lage und Auftrag
– Scharfschützengewehre / Snipe Weapon Systems zur Bekämpfung von Hochwertzielen auf große Entfernungen.
Für eine eierlegende Wollmilchsau sehe ich hier wenig Platz.
Ein guter Schütze tötet auf 500 Meter ein Reh mit einem 22lr Gewehr. Vollkommen problemloses Ding. Die 5,56 Nato hat ca. die zehnfache Energie einer 22lr. Auf Stahlscheiben macht 5,56mm einen deutlicheren „Eindruck“ als die große 7,62x51mm, das ist bei Hobbyschützen in den USA bekannt.
Nur um mal das Kaliber ein bisschen in Relation zu betrachten. Früher hab ich auch immer gedacht „Viel zu klein, viel zu schwach“….tatsächlich ist das aber eine ganz hervorragende und bewährte Patrone. Was man jeweils genau von ihr verlangen kann, bestimmt die Konstruktion des Geschosses, da hat man mittlerweile ziemliche Fortschritte machen können.
Nun, über das Kaliber wird man vielleicht nicht mehr diskutieren…..however, über die Munitionswirkung schon, denn imho hat sich im Bereich der Infantrie-Ausstattungs-Standards in den letzten 20 Jahren etwas verändert: Schutzwesten.
Konnte man vor 20 Jahren noch davon ausgehen, dass die Masse eines symmetrischen Gegners „unprotected“ ins Gefecht zog, so muß man heutzutage und künftig von „protected“ Gegnern ausgehen. Wieviel Treffer Kaliber 5.56 „klassisch“ brauche ich also, um einen protected Gegner auf eine Distanz X „außer Gefecht“ zu setzen – ich denke mal, dass Thema „leistungsgesteigerte Munition“ sollte in diesem Kontext auch angesprochen werden.
Kanzlerin in spe vdL musste mal wieder mit etwas „Positivem“ in die Medien. Dem hat sich alles andere unterzuordnen. Wenn dabei eine gute Waffe drauf geht, geschenkt. Oder wenn, siehe den ersten Beitrag, eine Luftnummer produziert wird, ist das noch besser. Tolle Führung, ba…
Mit Verlaub, ich finde das Gejammer um das Ende des G36 deplaziert. Die Waffe ist schlichtweg veraltet , denn meiner Einschätzung nach hat sich auf dem Sektor der Handwaffen, nicht zuletzt durch die langen und intensiven Konflikte der letzten Jahre, seit den 1990ern einiges getan. Nun bietet sich die Chance, adäquat darauf zu reagieren. Wenn Frau vdL sich dabei auch noch medial plazieren kann – so what?!
Nachtrag: Ist eigentlich noch jemandem die große Anzahl der „Treffer“ aufgefallen, die sich augenblicklich ergeben, wenn man die Punkte der gestrigen Marktforderung mit der Beschreibung (z.B. unter „Merkmale“) des HK 416 A5 auf der Herstellerseite abgleicht? ;-)
http://www.heckler-koch.com/de/produkte/militaer/sturmgewehre/hk416-a5/hk416-a5-11/produktbeschreibung.html
@ T.W.
Irrung: Nach genauerer Recherche standardisiert AC/225 nicht das Kaliber, sondern das Testverfahren für Handwaffen.
Der Zugang zu Vorschrift als solcher ist allerdings beschränkt und nur nach aufwändiger Registrierung auf https://diweb.hq.nato.int/ zugänglich.
@voodoo: was hat sich deiner Meinung nach (wesentliches) seit dem getan?Ich frag aus ehrlichem Interesse
Du scheinst bisher mit deiner Meinung allein zu sein
Vielleicht hilft das weiter: http://www.biggerhammer.net/sigamt/550/550techinspection/
@ Robert
Bang50 hat sich dazu hier schon mehrmals die Finger wund geschrieben (als Hinweis an dieser Stelle sei z.B. der Vorläufer-Thread von gestern genannt), aber um auf die Schnelle einige wenige Stichworte zu nennen, wären das beispielsweise Schalldämpfung, Ergonomie, Wechselläufe, Zubehör etc. zu nennen. Das G36 war als Einheitswaffe einer Wehrpflichtarmee gedacht und stellt daher in vielen Teilen einen Kompromiss dar. Natürlich habe wir Verbesserungen bei der Waffe (siehe z.B. IdZ 2), aber die waren niemals für die ganze Truppe gedacht. Insofern kommt eine neue Waffe nicht ungelegen, da man hier viele Neuheiten für alle(!) zugänglich macht.
@Voodoo
Das G36 kann man aber nachrüsten. Daß das bei einer Waffe am Ende ihrer Lebensdauer nicht sinnvoll ist, ist allerdings klar.
Und Schalldämpfer werden querschnittlich sicher nicht beschafft; zudem machen sie die Waffe ja nochmals länger.
Stückpreis? EUR 2.500-3.000, ohne Optik?
Für mind 70% (ohne Kampfauftrag) der Truppe ist das G36 ausreichend oder eher zu lang/überpowert.
Für Kampfeinheiten muss die Waffe dem Auftrag angemessen sein (welche auch immer es aus dem Waffenmix ist).
Am Sinnvollsten wäre es..das über Jahrzehnte bei der BW und verschiedenen anderen NATO Partnern eingeführte und bewährte Sturmgewehr G-3 wieder Neu auflegen lassen.Und damit die Truppe neu auszurüsten im bewährten bekannten Kaliber 7,62×51 .Dieses Kaliber hat sich siehe MG-1-3 am besten bewährt.
Beleuchtet die zitierte FFF (…wohl mit angehängtem LV, bei dem Anstellwinkel zur AWE…) eigentlich auch die mögliche europäische Partnersuche/-Beschaffung á la „AIF/ Arme Individuelle Future“ des DGA? Wenn man beim MGCS schon DEU/FRA denkt, warum also nicht auch bei der HaWa?
@Zimdarsen
Macht es da nicht mehr Sinn, MP7 mit Reflexvisier (ggf. auch 1x / 4x Optik) zu beschaffen? Ggf. kann man die effektive Kampfentfernung auch auf 200m heraufjazzen; ersetzt dann P8 und G36 für viele Kameraden.
@ Thomas Melber
Wie gesagt, ich empfehle Bang50s Aussagen von gestern (ab 07. September 2015 – 22:53) zum Thema Schalldämpfer. Es geht schon längst über aufschraubbare SD hinaus und auch die Langlebigkeit ist kein Thema mehr. MP7 bietet sich nicht an, da das Kaliber 4,7mm bisher nicht mehr als eine Randerscheinung ist. Möchte ich das Zertifikat NNW (NATO Nominated Weapon) erreichen, bietet sich daher entweder 5,56 oder 7,62mm an.
@ Zimdarsen
Ich würde eher sage, dass das G36 für 70% der Truppe ungeeignet ist, da schlicht zu lang / sperrig / unhandlich. Hier wäre ein Karabiner mit entsprechender Lauflänge angebracht, weswegen ich in der Marktsichtung auch die Frage nach (unkomplizierten) Wechselläufen in unterschiedlichen Längen begrüße.
T.W.: „Die Entscheidung sieht auf den ersten Blick nach einer deutlichen Absage an den G36-Hersteller Heckler&Koch aus – der seit Beginn des Streits über die Genauigkeit der Waffe Produktverbesserungen angeboten hatte.“
Bundeswehr.de: „Bis zu Einführung eines neuen Sturmgewehrs erfolgt die notwendige Regeneration im bestehenden System G36, gegebenenfalls auch in einer angebotenen konstruktiven Verbesserung.“
Riecht doch nach Produktverbesserung und Neubeschaffung bei H&K. Ich würd den Rosé Champagner schon mal kaltstellen…
Nachtrag:Falls noch nicht allgemein bekannt, hier grundlegende Aussagen bezüglich NATO Rifle (Zitat:“There is currently no such thing!“) usw.:
http://www.dtic.mil/ndia/2009infantrysmallarms/wednesdaysessionvArvidsson.pdf
@Voodoo
Also was tun mit der MP7? Die Belgier haben ja auch eine neue Pistolenpatrone eingeführt.
Daß für ein NATO StG 5,56 oder 7,62 zunächst gesetzt sind, ist klar.
Ich weiß, das gehört hier nicht direkt zum Thema, aber man muß schon entscheiden, wer welche Waffe als STAN-Waffe führen soll.
eine gewisse verkürzung der gesamtwaffe ist doch dem wahrscheinlichsten Modell (hk 416 A5 in der 16,5 inch version) immanent.
944 beim 416 vs. 1002 mm g36 max. waffenlänge.
kombiniert mit der deutlich besseren führigkeit, flacher visierlinie, modernen optiken, individualisierbarer ergonomie (schulterstütze) flexiblen, pica rails usw. usw. hat man die vorteile des g36 bezüglich gassystem+zuverlässigkeit mit den vorteilen der Stoner geometrie kongenial verheiratet.
hk 416 stellt momentan imho state of the art da.
weitere verkürzungen sind nicht sinnvoll (inf. halbkilometer)
die 5,56er lässt sich teminalballistisch munitionsseitg optimieren. wechsel hier auch eher überflüssig.
(wechselläufe und änhnliches steht in keinem adäquaten kosten/nutzen bzw. logistik-wartungsaufwandsverhältnis)
Heckler und Koch zur heutigen „Entscheidung“ (siehe unten). Nach einem klaren Schnitt hört sich das nicht wirklich an:
Oberndorf. Zur Entscheidung des Bundesverteidigungsministeriums, ein neues Sturmgewehr zu beschaffen, stellt das Unternehmen fest:
„Heckler & Koch begrüßt die Entscheidung des Bundesverteidigungsministeriums ein neues Sturmgewehr beschaffen zu wollen. Aus unserer Sicht ergibt sich durch die angekündigte neue Ausschreibung die Möglichkeit eine klare Grundlage für die weitere Diskussion zum Standardgewehr der deutschen Bundeswehr zu legen.
Für den Übergangszeitraum hat Heckler & Koch technische Lösungen entwickelt, um die geänderten Anforderungen für gewisse Szenarien zu unterstützen. Heckler & Koch möchte betonen, dass die gelieferten Gewehre vollumfänglich den technischen Lieferbedingungen von 1996 entsprechen.
Wir stehen auch nach 50 Jahren als Entwicklungspartner der Bundeswehr und Nato zur
Verfügung. Heckler & Koch wird sich an der neuen Ausschreibung gerne beteiligen, um auch weiterhin das Standardgewehr der deutschen Soldaten herzustellen zu dürfen.“
Ich verweise auf meinen Beitrag von 14:44… ;-)
Mensch, Gebauer, habe ich doch zeitgleich oben eingestellt ;-)