US-Verteidigungsminister in Europa: Mehr Erwartungen an die Deutschen
US-Verteidigungsminister Ashton Carter (Foto oben Mitte) geht in der kommenden Woche auf Europabesuch, und seine erste Station ist Berlin. Da ist doch interessant, was seine Mitarbeiter im Pentagon vorher den Journalisten in Washington erzählt haben:
Carter heads first to Berlin, where he is expected to call for a more muscular global security role from Germany, Europe’s largest economy. Germany remains hesitant to deploy troops abroad, seven decades after the end of World War Two.
„He will encourage Germany, under the firm leadership of the minister of defense, to increase their security role in the world, commensurate with their political and economic weight,“ a senior U.S. defense official said, speaking on condition of anonymity.
berichtet Reuters aus der US-Hauptstadt.
Carter will auch, so brieften seine Mitarbeiter die Journalisten, von den europäischen Verbündeten ein anderes Denken verlangen – eben nicht eine Rückkehr zum Kalten Krieg, sondern die Einstellung auf andere Formen der Auseinandersetzung, eben die inzwischen in jeder Rede erwähnte hybride Kriegführung. Und er will Näheres mitteilen zu der geplanten Vorausstationierung von US-Gerät im NATO-Osten (ein Thema übrigens, das nicht erst seit der Veröffentlichung in der New York Times vor einer Woche akut ist. Die Bundesregierung weiß von diesen Plänen seit Januar – vielleicht muss ich die Fakten noch mal aufschreiben).
Nachtrag: Associated Press setzt – vermutlich nach dem selben Briefing wie Reuters – einen etwas anderen Schwerpunkt.
(Foto: Members of Team Southcom gather around Secretary of Defense Ash Carter during a reception held after the opening ceremony of the 2015 Defense Department Warrior Games at the National Museum of the Marine Corps in Quantico, Va., June 19, 2015 – DoD Photo by Glenn Fawcett)
„Carter will auch (…) von den europäischen Verbündeten ein anderes Denken verlangen – eben nicht eine Rückkehr zum Kalten Krieg, sondern die Einstellung auf andere Formen der Auseinandersetzung, eben die inzwischen in jeder Rede erwähnte hybride Kriegführung.“
Das kann man gerade in Berlin, Bonn, Strausberg, Gatow, Rostock, Koblenz, etc nicht oft genug sagen.
Insbesondere im Heer ist man ja mir der VJTF schon intellektuiell, konzeptionell, strukturell, materiell und personell überfordert.
Weltklasse wie das französische Heer in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts.
Aber der Besuch wird nichts ändern an der politischen, militärischen und medialen Sichtweisen, die sich vorallem in Realitätsverweigerungen ergehen.
Ich befürchte, er wird nur den weit verbreiteten , sagen wir mal, „anti-amerikanistischen Reflex“ bedienen, sollte er seine Worte nicht in Watte packen…
@Memoria | 21. Juni 2015 – 13:57
„Insbesondere im Heer ist man ja mir der VJTF schon intellektuiell, konzeptionell, strukturell, materiell und personell überfordert.“
+1
„Weltklasse wie das französische Heer in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts.“
Touché!
Klassisches Eigentor schon vor Spielbeginn, Mr. Carter. Da haben Sie wohl das Briefing zum Gastgeber (bzw der Gastgeberin) verschlafen. Wenn das die amerikanische Erwartungshaltung ist, dann wird der gute Secretary of Defense aber ganz betrübt ohne was heimreisen müssen. Hätte er sich auf eine stärkere Rolle innerhalb Europas beschränkt, so hätte ich ihm allen Erfolg gewünscht, aber dieses „global role“ Gesülze ist sowas von unsinnig und abwegig, daß sich mir da die Fußnägel aufzurollen beginnen.
Deutschland hat sich ja nun klar gegen eine Stationierung von NATO/US-Material in Osteuropa ausgesprochen. Meiner Meinung auch aus immerhin nachvollziehbaren Gründen.
Nun ist von US-Seiten her auch noch nichts diesbezüglich endgültig festgenagelt worden. Man ist sich der Brisanz bewusst.
Und genau deshalb böte sich doch bei so einem Interessenkonflikt ein Kompromiss an, der da wäre:
Innerhalb der NATO in Europa stellen mehrere, oder eine, oder die starke Volkswirtschaft, ein 100% einsatzfähige Streitkraft zur Verfügung, welche schnellstmöglich relativ ortsnah aus Mitteleuropa nach Osteuropa verlegen kann. Diese Streitkräfte verstehen sich primär als Hochwertkräfte welche die lokalen osteuropäischen Streitkräfte (welche selber natürlich auch Improvisationsmaßnahmen im Rahmen Ihrer Möglichkeiten einleiten müssten) bei dem unterstützen, wozu diese selber eben nicht in der Lage wären. ( Beispielhaft könnte sich die BW der Minenjagt- u. Schnellboote entledigen, dass kann die polnische und baltische Marine ebenso gut, bei entspr. Anleitung. Auf hoch komplexe und teure Mehrrollen – Fregatten und Zerstörer kann sich dann deutsche Marien fokussieren. )
Damit hätte man tatsächliche europäische Solidarität bewiesen und die USA bräuchten nicht wieder den Miesepeter spielen, bzw. dem Kremel würde es schwerer fallen beleidigte Leberwurst zu spielen.
Nur damit es dazu kommt, sollte man als Hochwert-Framework-Nation nicht darauf warten, dass die Bündnispartner dazu auf einen einzeln zukommen, der entscheidende Impuls dazu muss von Deutschland, für alle potentiellen Partner, selbst ausgehen und ausgesendet werden. z.B durch die Installation von ausreichend Transportkapazitäten zu Land zur Luft und zu Wasser. Der proklamierte deutsch-europäischer NH90 FAM Verbund, welcher nur deshalb existiert, weil mein keinen Bock hat selbst eine nur ansatzweise sinnvolle Anzahl bzw. Art von Hubschraubern zu betreiben, ist das Gegenteil von einer solchen Willensbekundung.
So wie es bis jetzt aussieht, hofft Osteuropa wohl primär noch darauf, dass im Fall der Fälle die „echten Soldaten“ kommen.
Ich hoffe, das Carter mit der Absicht nach Europa reist, dass sich Europa von diesem Gedanken entledigen kann. Denn für die USA gilt nach wie vor der Shift von CENTCOM hin zum Pazifik.
Ich fasse schon mal die PK zusammen: Alles gut!
@Frank
Ernst gemeinte Frage:
Das muss ich übersehen haben… wo? Quelle? Vor dem Hintergrund, dass ein Großteil des neu nach Europa gebrachten Materials entweder dauerhaft in Grafenwöhr stationiert oder vorübergehend in den Coleman Barracks in Mannheim eingelagert wird, kann ich mich nicht an eine solche Aussage von deutscher Seite erinnern.
(Und wir sollten die zusätzliche konventionelle Ausstattung nicht vermengen mit der parallel laufenden Nukleardebatte; das nur vorsichtshalber.)
@T.W. Nehme an, @Frank bezieht sich auf Gen Domröse; Balten aufrüsten, keine Vorausstationierung.
ein schönes beispiel für das delta von fremd und selbstwahrnemung.
Für Akteure außerhalb deutschlands ist schlicht unverständlich warum eine nation mit derart komfortabler ressourcenausstattung keine souveräne proaktive sicherheits-und interessenpolitik betreibt.
was offenbar auch von deutschland kennern übersehen wird ist die totale partei/institutionenübergreifende strategielosigkeit, sprachlosigkeit und introspektive kleingeistigkeit die die Selbstwahrnemung und das Handeln der nationalen deutschen Verantwortungstäger bestimmt.
ich halte deutschland momentan für weltanschaulich/mental unfähig auch nur in der rückversicherung osteuropas substantielle beiträge zu leisten weil schlicht das personelle/intellektuelle substrat fehlt das solche entscheidungen vorbereitet/argumentativ vertritt/umsetzt.
die international kritisierte diskrepanz zwischen materiellen möglichkeiten und tatsächlichem handeln ist eben ein produkt des geitigen ultrahochvakuums innerhalb des deutschen milieus.
Alle hier immer wieder ventilierten Probleme der Streitkräfte/SiPO ließen sich lösen wenn die Handelnden vom Willen durchdrungen wären diese ursächlich anzugehen und dafür politisches Kapital einzusetzen.
wie heißt es so schön?
„mens agitat molem“
ohne mens bewegt sich folglich gar nichts bzw. Alles verwahrlost durch ignoranz und geistige trägheit.
———–
@ frank
so weit ich weiß hat VdL die US vorausstationierung im baltikum wiederholt begrüßt
@Frank
Die Bw verfügt gem Heeresstruktur über 6 Kampfbrigaden (+ DSK, DEU Anteile DXF) mit entsprechendem LoA.
Wenn wir davon ausgehen, daß davon ein Brigadeäquivalent in Einsätzen gebunden ist und nicht (sehr) kurzfristig herausgelöst / zurückverlegt werden kann stehen immerhin 5 Brig zur Verfügung bzw. 2 (oder 3) Divisionen.
Und, ja:wenn Feuer unter dem Dach ist dann ist es egal ob der letzte Einsatz erst 6 Monate zurückliegt, wir sprechen hier von einer Lage knapp unterhalb des Spannungsfalls.
Wichtig ist natürlich die (mindestens) Vollausstattung der Bw sowie die Aufwuchsfähigkeit, da bestimmte Aufgaben von der Truppe dann nicht mehr wahrgenommen werden können, wobei eine „Mobilmachung“ eskalierend wirkt.
@T.W. ja genau so wie Kaikowsky das geschrieben hat,
ich dachte aber auch von Seiten der Bundesregierung sei diesbezüglich schon kommuniziert worden, dass eine Vorausstationierung als nicht favorisierter Lösungsansatz betrachtet wird.
Aber scheinbar ist dies wohl noch nicht der Fall und ich habe mich schlicht geirrt.
Thomas Melber:
Das Heer kann nichtmal eine Brigade zweckmässig personell und materiell befüllen.
Der InspH hat dies leider einmal mehr nicht deutlich dargestellt.
Der DLF wiederum hat nicht deutlich genug nachgefragt (NATO-Verpflichtungen vs. Einsatzbereitschaft).
Aber das wäre ja auch so unbequem für alle..
@T.W. @Frank
http://www.spiegel.de/politik/ausland/nato-uebung-noble-jump-grossmanoever-im-westen-polens-a-1039575.html
Aus dem Artikel bzw dem Zitat der Vtg-Ministerin geht für mich keine Ablehnung der Vorausstationierung aus, im Gegenteil. Bis jetzt ist das die Position der DEU Regierung.
Domröse verstehe ich auch nicht als Gegenteil, eher als Ergänzung. Natürlich können sich die Baltischen Staaten nicht nur auf die NATO verlassen, sondern müssen selbst einen rubusten Beitrag zu ihrer Verteidigung leisten. Quasi so, wie es der Bw früher nachgesagt wurde: „Den Feind so lange aufhalten, bis richtiges Militär kommt“ ;-)
@Memoria
Der LoA wird ja wohl mit den Verbündeten abgesprochen worden sein. Zudem ist die Bw-Struktur auch durch das Kabinett und den BT abgesegnet. Von daher ist das „Auftrag“.
Ein Brigadeäquivalent dauerhaft für (mehrere parallele) Einsätze zur Verfügung stellen zu können heißt ja nicht, daß die anderen dann quasi nicht existent sind (außer als Kästchen auf dem Papier), sondern natürlich mit Personal und Material (letzteres: noch DVM) ausgestattet sind. Ohne Personal keine Rotation.
US-Truppen in Europa: 1989: 326.00; 2001: 98.000; 2013: 66.000 .
Europa muss in der Tat amerikanische Kräfte ersetzen . Und auch um eine „geistige Landesverteidigung“ muss sich Europa, insbesondere Deutschland, mehr kümmern.
@Thomas Melber:
Ihre Anmekrung zeigt mir, dass die materielle und personelle Dimesion des Fähigkeitsverfalls auch bei Interessierten Leuten nicht angekommen ist.
Da hat GenLt Kasdorf eine gute Chance verpasst.
Die Einsatzbereitschaftsdiskussion im letzten Herbst zeigte doch bereits, dass NATO-Verpflichtungen ziemlich lose im Raum hängen.
@Memoria
Ich konstatiere nicht, was ist – das ist bekannt – sondern was sein muß, weil es eben so abgesprochen und beschlossen ist. Die Erzielung und Erhaltung des LoA ist für die Inspekteure verpflichtend.
Im Zweifel muß dann eben „rot“ gemeldet werden um keine unwahre dienstliche Meldung abzusetzen.
@ wacaffe
Man könnte dieses Delta – sofern man denn dem Sarkasmus nicht abgeneigt ist (so wie ich) – durchaus aber auch als atlanticist mental incest oder auch als institutionelle Denkfaulheit der atlantizistisch geprägten Politik-, Universitäts- und ThinkTank-Szenerie bezeichnen. Ich komme nämlich nach mittlerweile dreijährigem eifrigem Studium diverser Essays, Commentaries oder Position Papers nicht umhin mich zu fragen, ob dem geistigen Vakuum in Deutschland nicht ein ebenso unflexibles und realitätsresistentes Denken in just dieser „strategic community scene“ gegenübersteht. Das Unverständnis gegenüber den Handlungen der deutschen Politik entspringt einer Unfähigkeit die Ursachen eben dieser Handlungen realistisch zu erkennen, zu analysieren und daraus Folgerungen abzuleiten. Stattdessen zieht sich ein geradezu hilflos wirkendes Nichtbegreifenkönnen durch all diese Texte und Papiere, an deren Ende zumeist ebenso hilflose wie lächerlich wirkende Aufforderungen an die Bundesrepublik stehen, doch bitte endlich eine Politik zu machen, die den Regeln der dem Atlantizismus eigenen Denkmustern folgt und verstanden werden kann.
Stimme absolut zu.
Wer sich auf uns setzt der Setzt bei Rollet auf Blau
SPD mit ihren Russlandversteher und Frau v.d.L L die sich einen Tag der für sich widmet
Und Geiz ist geil kann man auf BRD nicht vertrauen
Eigentlich ungehörig, sich in Sarkasmus zu ergehen. Aber hoffentlich sucht uns niemand als „Anlehnungsnation“. Wir kippen nämlich um, rücklings.
Nur gut, dass wir noch den Anlehnungspartner hinterm großen Teich haben.
@KPK
Hoffentlich wird das nicht zum „Domino-Day“! Davon ab: sollten wir am Boden liegen so ist die Lage ja stabil – da kann man nicht mehr umgehauen werden.
Die Antwort muss lauten, General Domröse ist gegen die Vorausstationierung von US-Kriegsmaterial an den Grenzen zu Russland und erweckt damit den Eindruck, daß dies genau verhindert werden soll. Und da deutshe Generäle normalerweise keine selbstsändigen politischen Meinungen vertreten, sondern immer dem Kurs der Bundesregierung nachlaufen(solange sie im aktiven Dienst sind), dürfte dies die Meinung der Bundesregierung auch sein.
Die Stationierung von Wehrmaterial in Deutschalnd scheint die Russlandversteher nicht zu stören, aber an den Grenzen Russland soll es verindert werden. Anders kann ich den Spiegelartikel nicht verstehen und hatte an anderer Stelle zuvor in AG schon dazu geschrieben(vor @Frank):
„Die Speerspitze der Nato ist nur ein Feigenblatt, ernst gemeint ist die Verteidigung des Baltikums wohl nicht, wie das aktuelle Interview von General Domröse im Spiegel zeigt.
Dies ist gegen die Einlagerung von US-Waffen an den Grenzen zu Russland(fragt sich nur aus eigener Überzeugung oder als Befehlsempfänger der Bundesregierung?) und meint, daß die Verteidigung des Baltikums erst einmal Sachen der Balten sei.
„Es ist aber für jedes Land oberste Priorität, sich erst einmal selbst schützen zu können“, sagte der Nato-Oberbefehlshaber für Mittel- und Nordosteuropa. Für einen solchen Satz habe ich kein Verständnis, niemand aus den USA, GB oder Frankreich hat dies zu uns gesagt, als wir Frontstaat gegenüber dem Ostblock waren.
Wiedermal entsteht der Eindruck( wie schon bei der Weigerung Boxer zu liefern), daß Deutschland mehr Rücksicht auf Russland nimmt, als auf die Sicherheitsinteressen in Osteuropa. Wenn die Russen angreifen schauen wir zu, wir haben ja ein paar Waffen geliefert. Nur die USA scheinen die Verteidigung des Baltikums ernst zu meinen.
Und seine Forderung, Waffen zu fairen Preisen an die Balten abzugeben hat leider das Problem, daß die BW über keine Schützenpanzer oder Flugabwehrsysteme mehr verfügt, welche man abgeben könnte und Panzerhaubitzen liefern wir ja schon.
Dem Spiegel scheint hier zu entgehen, das General Domröse keine Aufrüstung will an den Grenzen zu Russland, sondern genau dies verhindern will mit ein paar Alibi-Waffenlieferungen. „
Eine Vorausstationierung ohne Einsatzpläne ist nicht gerade sinnvoll. Ich hoffe, die NATO arbeitet daran.
Eine Einlagerung direkt an der Grenze ist militärisch nicht sinnvoll – stellen wir uns ‚mal vor, in einem hybriden Szenario würden diese Depots von „grünen Männchen“ überrannt oder sonstwie zerschlagen werden. Zudem gibt es in Deutschland bereits eine Infrastruktur für Wartung u.a.
@Closius, betrachtet aus RUS Sicht, stellen die Äußerungen von Gen Domröse doch eine Einladung dar, zwischen den Zeilen aufgeklärt. Motto, „Macht mal, wir bleiben daheim. Aber bitte nur die Balten!“
Ich muss jetzt deutlich OT-mäßig das Ziel überschreiten, jedoch aus baltischer Sicht feststellen: Ein deutsch-russisches Einvernehmen über Osteuropa gab es schon einmal.
So, und jetzt bin ich zum Abschuss frei.
Ein gewisser Franz-Josef Jung widerspricht der IBuK hinsichtlich ihrer Beurteilung einer Vorausstationierung als „angemessene defensive Maßnahme“.
Er spricht von einem Fehler, der „die NATO-Russland-Akte verletzt“. Und weiter, „unsere Bemühungen müssen dahin gehen, dass wir wieder zu einer friedlichen Entwicklung kommen, und nicht weiter aufgerüstet wird“. (Alles ZDF-heute)
Hat der Mann vom Kalten Krieg nichts gelernt, nichts von Doppelbeschluss, SDI etc? Oder ist er nicht in derselben Partei mit Frau von der Leyen. Und wenn er sich schon russophil outet, geht’s auch ohne offene Mikros und laufende Kameras.
Mit wem will er eigentlich die friedliche Entwicklung befördern, mit G. Schröder, mit Chamberlain?
Ich glaub’s nicht.
http://www.defensenews.com/story/defense/international/europe/2015/06/21/pentagon-chief-seek-greater-nato-support-europe-trip/29070983/
Carter wird eine Grundsatzrede halten und zusammen mit UvdL, sowie den Counterparts aus NLD und NOR Münster den Corpsstab besuchen.
@ Memoria 15.15:
Vielleicht hat der DLF da nicht brutalst möglich nachgefragt. Aber anderen „Leitmedien“ geht die Bw schon seit Jahren “ am A…….. vorbei“ und das bei weit weniger zur Verfügng gestellter Sendezeit.
Auch darüber sollte m.E. intensiv nachgedacht werden.
Der Punkt ist doch folgender, eine Vorrausstationierung von Wehrmaterial kann im sinnvollen Umfang nur die USA.
Es kann aber doch nicht dass Ziel der NATO sein, dass deren Ostflanke, im Wesentlichen durch eine Maßnahme geschützt wird, welche der NATO Russlandakte zuwider läuft.
Man sollte also auch in Alternativen denken. DE als Rahmennation und die Ertüchtigung der Balten selbst könnten solche Alternativen sein.
Jedenfalls sollten diese europäische Lösungen letzten Endes immer final Angestrebt werden. Denn ein selbstständiges wehrhaftes Europa ist ein Status Quo, woran man sich in Moskau gewöhnen muss, und auch kann. Jedenfalls wenn von dem Geschwafel Putin´s über eine multipolare Weltordnung, wenigstens ein Bruchteil in den Köpfen der Russen hängen bleibt.
Und zu guter Letzt ist die „Vorrausstationierung“ kein REFORGER, nicht ansatzweise, sondern etwas das EU Staaten wie Polen und Tschechien mittelfristig selbstständig leisten können müssten. Osteuropa ist schließlich nicht die Mongolei.
@KPK, aber auch andere
Es wäre nett, wenn’s sachlich bliebe. Ich finde, Aussagen wie Und wenn er sich schon russophil outet, geht’s auch ohne offene Mikros und laufende Kameras sind nicht wirklich ein Zeichen von sachlicher Debatte. Danke.
@T.W., mach ich, die Pferde gingen durch.
Betreff NATO-Russland Grundakte, diese beinhaltet:
„Verzicht auf die Androhung oder Anwendung von Gewalt gegeneinander oder gegen irgendeinen anderen Staat, seine Souveränität, territoriale Unversehrtheit oder politische Unabhängigkeit“
und
„Achtung der Souveränität, Unabhängigkeit und territorialen Unversehrtheit aller Staaten sowie ihres naturgegebenen Rechtes, die Mittel zur Gewährleistung ihrer eigenen Sicherheit sowie der Unverletzlichkeit von Grenzen und des Selbstbestimmungsrechts der Völker selbst zu wählen“.
Die NATO-Russland Grundakte hat sich mit der Annexion der Krim und der verdeckten Invasion in der Ostukraine erledigt.
Es würde mich aber auch nicht wundern, wenn der afrikanische Kontinent auf’s Tablett kommt. Libyen und Südsudan im Besonderen. Der Südsudan wird spätestens zum Ende des Jahres in den Fokus rücken. Meines Wissens liegt derzeit das deutsche Engagement bei 16 Bundeswehr Soldaten für UNMISS und dem diplomatischen Ansatz des Afrikabeauftragten Georg Schmidt, der wiederum eine militärische Option zur Konfliktlösung ausschließt. Dabei eskaliert die Situation im Lande kontinuierlich seit deren Unabhängigkeit Jul 2011. Insbesondere mit dem Ausbruch des militärischen Konflikts Dez 2013 zwischen der Fraktion des Präsidenten Salva Kiir (Mayardit) und dem Vize Riek Machar. 19.Dez 2013 Angriff auf das UNMISS Camp Akobo. 21.Dez 2013 Beschuss der drei US CV-22 Osprey beim Evakuierungsversuch. 17.Apr 2014 Angriff auf das UNMISS Camp Bor. Stand Dez 2014 1,6Mio Vertriebene und 616.210 Flüchtlinge. Die UN FAO beziffert für 2015 4,6Mio Südsudanesen vom Hunger bedroht.
@ Klaus-Peter Kaikowsky
Sie vergleichen da Äpfel mit Birnen. Anfang der 80er Jahre war eine völlig andere Zeit, eine Zeit in der der Michel ein ausgeprägtes Bedrohungsempfinden ausgelöst durch die Panzerdivisionen und Nuklearwaffen der UdSSR in der DDR hatte (im völligen Gegensatz zu heute). Und noch wichtiger: Damals waren noch Leute am politischen Ruder, die vor der Nachkriegs-Bundesrepublik aufgewachsen und sozialisiert worden waren (ich denke hier v.a. an Helmut Schmidt). Diese Leute hatten in ihrer formativen Phase noch Kontakt mit Denkmustern, die nach 1945 Tabu und „igittbähpfui!“ waren. Die, die heute am Ruder sind (bzw im Falle von Herrn Jung es vor wenigen Jahren waren) stammen aus der Nachkriegsgeneration und haben das pazifistische Dogma mit der Muttermilch aufgesogen. Und wo wir schon beim Doppelbeschluß sind: Nichts hat die Logik von „lieber rot als tot“ mehr befeuert als dieser Beschluß (ohne das jetzt in irgendeiner Weise werten zu wollen). Die Erkenntnis, daß ein Krieg auf deutschem Boden fast unweigerlich in einen nuklearen Schlagabtausch gemündet hätte (gab genug NATO Übungen, in denen beide Seiten taktische Nuklearwaffen wie Silvesterböller einsetzten), ergab dann die Grundeinstellung, daß ein Krieg um jeden Preis verhindert werden müsse. Krieg wurde mit dem Ende Deutschlands und der Deutschen gleichgesetzt (was auf einer gewissen Ebene ja auch so gewesen wäre) und daraus wurde der Schluß gezogen, daß nichts einen Krieg wert sei. Kommt einem bekannt vor, oder? Genau das ist nämlich die durchscheinende Haltung der meisten Deutschen heute. Auch das sagt die PEW Global Umfrage nämlich aus.
@csThor, Stimme zu.
Allein, alle Ihre richtigen Argumente gelten nicht für den ehemaligen IBuK. Der sollte „unser“ Wissen haben, und er hat es. Wenn er also dermaßen wohlfeil argumentiert, ist das parteiinterner Populismus unter flagrantem Missbrauch der Öffentlichkeit. Und so was war mal „mein“ Minister.
Er ist frischer außenpolitischer Sprecher seiner Fraktion. Da muss man offensichtlich mal nen Punkt machen, sei’s gegen seine Ministerin. DAS ist es, was ich ankreide!
Ausnahmsweise könnten uns die Griechen helfen. Offensichtlich sind sie heute beim Gipfel in Brüssel bereit, ihre Rüstungsausgaben zu begrenzen. Von, lt. Welt, 1600 KPz, sind 353 Leo 2. Da können wir 7 PzBtl neu aufstellen, und bezahlt hatten wir die sowieso.
Da wir anlässlich es Kasdorf-Interviews die Lage des Heeres und und der BW insgesamt thematisiert haben, „hätt isch gern amol e Problem“: Was kann die BW denn realistischerweise an Waffen&Gerät vorab in die baltischen Staaten schaffen und wieviel Truppe dafür einplanen?
Dazu eine richtig naive Frage: Wenn denn deutsche Truppen wieder Standorte in Frankreich (Straßburg) haben können: Was hindert uns, einen bestehenden Verband nach Estland oder Litauen zu verlegen? (Polen aus politischen Gründen besser nicht).
Pardon, aber den Herrn Jung habe ich nie als seriösen Politiker wahrgenommen. Eher als leeres Hemd, als Sprachorgan für die Worte anderer, als blasser Platzwarmhalter und als mit der Position als IBUK völlig Überforderter. [Sarkasmus an] Vermutlich war dieses Fehlen von Kompetenz wohl auch Einstellungskriterium – in Zeiten der ersten GroKo unter Merkel sollte er bloß die BW schön aus den Schlagzeilen halten und ansonsten durch Abwesenheit glänzen. Sozusagen #PolitikderRaute. [Sarkasmus aus]
@Ziv a.D.
„Was hindert uns, einen bestehenden Verband nach Estland oder Litauen zu verlegen? (Polen aus politischen Gründen besser nicht).“
Nichts außer die Vernunft, wir bekommen unsere Soldaten ja nicht mal nach Schönewalde :-)
Die drei Nationen betreiben in der polnischen Stadt mit rund 200 Soldaten Multinationalen Korps Nordost. Künftig soll sich die Zahl der Soldaten auf etwa 400 steigen. Die Zahl der Bundeswehr-Soldaten in Stettin dürfte sich damit verdoppeln.
@csThor | 22. Juni 2015 – 10:30
„Pardon, aber den Herrn Jung habe ich nie als seriösen Politiker wahrgenommen. Eher als leeres Hemd, als Sprachorgan für die Worte anderer, als blasser Platzwarmhalter und als mit der Position als IBUK völlig Überforderter.“
Seine Aussage, „dass wir da wieder zu einer fried’schen Entwicklung kommen“ hätte auch fast 1:1 aus seiner Zeit als Minister stammen können.
Ich verweise nur mal auf das großartige Spiegel-Portrait aus dem Jahr 2007: :-)
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-53621794.html
@Zimdarsen: Wenn die Marine nicht mal genügend Leute für ihre Uboote zusammenbekommt (mWn drei einsatzfähige Besatzungen für derzeit fünf/demnächst wohl sechs im „Mehr“besatzungskonzept zu betreibende 212A Boote . . . ) dann glaube ich gerne, dass wir derzeit auch keine Leute bekommen, die nach Schönewalde gehen. Allerdings frage ich mich schon, warum die US-Kollegen ziemlich selbstverständlich damit leben können, dass es alle paar Jahre ein neues Assignment und in der Regel einen neuen Kontinent gibt . . .warum soll das hierzulande nicht gehen?
@ Ziv a.D.
Weil dort die Streitkräfte die Leute nicht mit den „nicht-dienstlichen“ Folgen (Umzug, Kosten, Fahrerei etc) alleinlassen? ;)
@Ziv a.D.
Warum Polen aus politischen Gründen besser nicht?
Weil schon genug Soldaten nach Stettin gehen?
Klar haben die baltischen Staaten hier Vorrang.
Es gab ja auch die Ankündigung, dass eine DEU und POL Brig ein Btl „tauschen“, weis hier jemand wie da die Planungen aussehen?
In Polen ist das Mißtrauen gegenüber Deutschland und ganz besonders dem deutschen Militär immer noch weit verbreitet. Die PIS Partei (die Partei der Kaczynski-Zwillinge) lehnt die Stationierung deutscher Verbände rundweg ab. Da diese wieder den Präsidenten stellt und durchaus Chancen auf die Ablösung der aktuell regierenden Koalition bei den nächsten Parlamentswahlen hat, dürfte dieser Weg schon aus diesem Grund relativ unwahrscheinlich sein.
Danke, das war mir so nicht bewusst. Meine Erfahrungen sind da eher gegenteilig, aber auch nur mit der jüngeren Generation.
Dennoch bleibt ja das Projekt Btl-Unterstellung.
wacaffe schrieb: „Für Akteure außerhalb deutschlands ist schlicht unverständlich warum eine nation mit derart komfortabler ressourcenausstattung keine souveräne proaktive sicherheits-und interessenpolitik betreibt. “
Könnte es daran liegen, dass Nationen wie die USA oder UK mit ihren wohlausgestatteten Einheiten in den letzten zwei Jahrzehnten mit dieser proaktiven Sicherheitspolitik mehr Probleme verursacht als gelöst haben?
Warum etwas kopieren, wenn der Beleg der Sinnhaftigkeit noch aussteht? :-)
Etwas provokant: Könnte es nicht besser sein, die Ausstattung auf einem Niveau zu belassen, das solch einen Unsinnn verhindert, aber auf der anderen Seite ausreichend ist, den Gegner abzuschrecken?
„Achtung der Souveränität, Unabhängigkeit und territorialen Unversehrtheit aller Staaten sowie ihres naturgegebenen Rechtes, die Mittel zur Gewährleistung ihrer eigenen Sicherheit sowie der Unverletzlichkeit von Grenzen und des Selbstbestimmungsrechts der Völker selbst zu wählen“.
Der Westen hat doch davor den Kosovo abgespalten. Dafür wurde ein Krieg mit Lügen begonnen. Im Nachgang muss man feststellen, dass zumindest die EU dort nicht gewonnen hat. Statt Westliche Werte haben sich im Kosovo Mafia Strukturen etabliert. Diese müssen mit viel Geld vom EU Steuerzahler am Leben gehalten werden. Der ganze Balkan bekennt sich nur zu EU weil es dafür Devisen gibt. Politisch ist die EU dort auch nur Juniorpartner, der Politisch macht, was der Seniorpartner USA vorgeben wird. Zahlmeister eben. Das gleiche läuft in der Ukraine ab. Der enorme Einfluss der USA auf die Euromaidan Regierung hält nur den Krieg am laufen, führt aber nicht zu irgendwelchen Positiven Veränderungen bzw. Reformen. Wenn die USA unbedingt Nation Bulding in Osteuropa betreiben wollen, sollen die doch ihre Abenteuer selber bezahlen.
Das mit den Rüsten läuft doch in der selben Richtung. Europa soll zahlen, um nach US Vorgaben aufzurüsten. Ob die US Vorgaben sinnvoll für Europa sind spielt dabei eine untergeordnete Rolle.
Zu Putin:
„Auch wenn Putin prominent in der Mitte der Grafik steht, ist er für Schröder nicht der autoritäre Herrscher, wie er manchmal dargestellt wird. “Wenn ich mir seine Entscheidungen zu Gesetzesvorschlägen ansehe, erscheint er mir als intelligenter Ausgleicher, der den Kompromiss sucht”, sagt Schröder. “Er ist mehr der Moderator, der es schafft, dass das Eliten-Karussell nicht explodiert.” Hier schwäche er mal das eine Ministerium, dort stärke er einen Oligarchen – und halte so das Gleichgewicht aufrecht. “Das erfordert viel Feingefühl”, sagt Schröder. “Das Bild des starken Machos, wie es in deutschen und russichen Medien kursiert, halte ich für einen PR-Produkt.”“ https://motzmeyer.wordpress.com/2015/06/19/der-starke-mann-putin-ein-pr-produkt/
Eliten sind nicht nur die Wirtschaftlichen Eliten, sondern dazu gehören auch Gruppen wie die Kirche oder die Monarchisten (zu der Strelkow gehört). Putin ist wohl mehr getriebener der Innenpolitik als Treiber.
@Ulenspiegel | 22. Juni 2015 – 12:01
wacaffe schrieb: „Für Akteure außerhalb deutschlands ist schlicht unverständlich warum eine nation mit derart komfortabler ressourcenausstattung keine souveräne proaktive sicherheits-und interessenpolitik betreibt.“
Dies Thema füllt Ordner und Dateien in kaum zählbarer Größe, Generation für Generation.
Das war, ist und bleibt so. Warum?
Deutsche Politiker, egal welcher Farbe, die in Sachen SiPo die Wahrheit sagten und Folgerungen umsetzen wollten, bekämen bei nächstfolgender Wahl die rote Karte, für zwei Legislaturen weg vom Fenster. DEU hat sich in seiner marktwirtschaftlichen Wohlfühlecke häuslich eingerichtet. Wer daran rüttelt und versucht einer Verantwortung, z. B. als Rahmennation erforderliche Taten folgen zu lassen, enthauptet sich selbst. Schon das DVM war Ausfluss dieser Haltung, oder ist irgendein Verantwortlicher hingegangen zum/zur IBuK, „so geht dass nicht ….“ und hat bei Rauskomplimentierung seinen Hut genommen?
Auf unsere Partner bezogen, die kennen dies selbst auferlegte Dilemma und waren Jahrzehnte bereit, es stillschweigend hinzunehmen. (Habe dazu genug Gespräche mit NLD/US-Kameraden führen dürfen, die diese Haltung jedoch noch stets auf II. WK etc zurückführen und anscheinend nicht begreifen, dass deutsche Antihaltung gesellschaftlicher Konsenz wurde.)
Dass sich diese Geduld allmählich erschöpft und Konsequenzen angesagt sind, wissen IBuK und Co. Es fehlt jedoch an Mut und Willen gegenüber dem „deutschen Michel“ und Wähler (s. oben) dies auch nachhaltig zu vertreten. Da muss erst der BPräs kommen und mehr internationale Verantwortungsübernahme einfordern und sich vorhalten lassen, es ginge ihn nichts an.
@Ziv a.D.
Warum nehmen deutsche Familien dies nicht in Kauf, Familien aus den USA schon?
Fakt ist, dass es deutsche Soldaten gibt dies tun. Dass sie es tun hängt wiederum von vielen persönlichen Umständen (Einkommen, Aufwendungen, Vermögen, Lebenseinstellung, Pflege bedürftiger Personen, Familie, Perspektive, Attraktivität uvm) ab.
Am Ende ist es unter Umständen mit mehr Nachteilen als Vorteilen verbunden und mit schulpflichtigen Kindern und Berufstätigem Partner schon innerhalb Deu oft nicht möglich.
Doch das Thema hatten wir wohl schon sehr oft und ist hier am Rande zum OT :-)
@ csThor | 22. Juni 2015 – 11:49
Diese Einschätzung kann ich nicht teilen.
Der Polnische Generalstab hat unlängst das erste mal in der Polnischen Geschichte, die Strategie der Rundum-Verteidigung zu Gunsten einer gegenüber dem Osten ausgerichteten aufgegeben. Dieser absolute Paradigmenwechsel konnte nur in einem breiten nationalen Konsens umgesetzt werden, also auch mit der PiS. Etwas anderes war den Kommentatoren in der Presse, von links über liberal bis hin zu rechts, auch nicht zu entnehmen.