Die G36-Story: Jetzt mit MAD (genauer: doch nicht) – mit Nachtrag
Die Geschichte um die Präzisionsprobleme des Sturmgewehrs G36 ist schon seit geraumer Zeit nicht mehr allein die Geschichte um die Präzisionsprobleme des G36. Die zu Grunde liegenden technischen Fragen werden spätestens seit der eindeutigen Positionierung von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen Ende März von der politischen Debatte überschattet: Wer wusste von technischen Problemen, seit wann, und wer hat wann warum nichts unternommen.
Seit dem (gestrigen) Mittwoch ist diese politische Debatte, bei der auch unverändert die Möglichkeit eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses im Raum steht, um eine Variante reicher: Die G36-Herstellerfirma Heckler&Koch und Teile des Verteidigungsministeriums hätten versucht, so berichten übereinstimmend Spiegel Online und die Süddeutsche Zeitung, mit Hilfe des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) die kritische Berichterstattung über die Waffe zu unterbinden.
Bei Spiegel Online heißt es dazu:
Geheimen Akten zufolge versuchten führende Beamte des Verteidigungsministeriums Ende 2013 in enger Absprache mit dem Hersteller Heckler & Koch, die kritische Berichterstattung über das Gewehr mit allen Mitteln abzuwürgen. So sollte der Militärische Abschirmdienst (MAD) gegen kritische Journalisten und deren „unwahre Medienkampagne“ tätig werden. (…)
Dazu sollte der MAD die Quellen für die Berichte finden und auch die Journalisten ausspähen. (…) Zunächst wurde die Geschäftsführung von Heckler & Koch am 20. November 2013 beim MAD-Präsidenten Ulrich Birkenheier vorstellig, nur sechs Tage später drängte der Vize-Chef der Abteilung AIN auf geheimdienstliche Ermittlungen. Kurz darauf, am 6. Dezember, schrieb AIN-Chef Detlef Selhausen persönlich an den MAD-Präsidenten und warb noch einmal für eine verdeckte Operation der Geheimen gegen die Presse.
Und die Süddeutsche Zeitung* berichtet:
Die „laufende mediale Thematisierung des G36“, heißt es in dem Dokument unter der Zwischenüberschrift „Einschaltung Militärischer Abschirmdienst“, sei „Teil einer gesteuerten Kampagne gegen den Hersteller Heckler & Koch und gegen die Bundeswehr“. Am 20. November 2013, so das Dokument, hätten „die Geschäftsführer des Unternehmens“ (also von Heckler & Koch) den damaligen Präsidenten des MAD besucht – „mit dem Petitum des Tätigwerdens“. Dies sei wegen der „systemischen Bedeutung“ der Firma für die Bundeswehr geschehen, außerdem wegen „der bereits jahrelangen negativen und in Teilen falschen Medienberichterstattung“ sowie „der Bestrebungen, das Unternehmen von dritter Seite zu übernehmen“.
Nun liegt mir, leider, diese Unterlage selbst nicht vor; deswegen kann ich aus eigener Kenntnis nicht sagen, ob mit einer angestrebten Einschaltung des MAD auch Journalisten überwacht werden sollten (was rechtswidrig wäre) oder das gewünschte nachrichtendienstliche Vorgehen allein auf Informationsquellen innerhalb des Verteidigungsministeriums und seiner nachgeordneten Behörden zielte. Nachtrag unten: Jetzt habe ich mal reingeschaut.
Damit kein Missverständnis aufkommt: Wenn Journalisten Unterlagen aus einem Ministerium erhalten, hat das betroffene Ministerium sicherlich das Recht zu klären, wer das war – auch wenn ich das als Journalist politisch nicht für gerechtfertigt halte. Doch das ist eine politische, keine rechtliche Frage.
Aber unabhängig von dieser Frage fällt auf, dass das Ziel einer MAD-Einschaltung offensichtlich nicht eine möglicherweise pflichtwidrige Weitergabe von Informationen sein sollte, sondern die als negativ empfunde Berichterstattung in den Medien. Mit anderen Worten: Gewünscht war anscheinend nicht, dass der Geheimdienst in erster Linie ein mögliches Leck in den eigenen Reihen stopfen sollte. Gewünscht war, dass der Geheimdienst eine Berichterstattung stoppen sollte, die dem Unternehmen und Teilen des Ministeriums nicht passte – selbst wenn das rein formal auf die Übprüfung der Wissenden im eigenen Haus begrenzt werden sollte.
Das scheint auch die Ansicht des Ministeriums zu sein, wie aus dessen Pressemitteilung vom (heutigen) Donnerstag hervorgeht:
Die Bundesverteidigungsministerin nimmt Stellung zur Berichterstattung, im BMVg habe es im Jahr 2013 Unterstützung für eine Heckler & Koch Initiative zu MAD-Ermittlungen gegen Behördenmitarbeiter gegeben, die vertrauliche Dokumente an Journalisten weitergegeben haben sollen.
Ursula von der Leyen: „Dass Heckler & Koch sich im Jahr 2013 an den MAD gewandt hat, ist schon sehr befremdlich. Was aber völlig inakzeptabel ist, ist, dass sich der damalige Abteilungsleiter Rüstung mit einem Brief an den MAD vom 6. Dezember 2013 diese Initiative zu eigen gemacht hat.
Völlig zu Recht hat der MAD-Präsident dieses absurde Ansinnen noch im Jahr 2013 abgelehnt. Der Abteilungsleiter ist inzwischen seines Postens enthoben. Dass es aber überhaupt zu einem solchen Vorgang kommen konnte, muss weiter aufgearbeitet werden. Dazu gehört auch die Frage, wie die Informationen über diese Vorkommnisse in meinem Büro gehandhabt wurden. Wenn sich dabei herausstellt, dass weitere strukturelle und personelle Konsequenzen notwendig sind, werden diese gezogen. Ich habe großes Interesse daran, dass der gesamte Sachverhalt rund um das G36 aufgeklärt wird. Deswegen habe ich bereits zwei Kommissionen unter unabhängiger Führung eingerichtet und viele Tausend Seiten Akten an das Parlament übersandt. Wenn sich das Parlament sich dieser Angelegenheit im Rahmen eines Untersuchungsausschusses annehmen möchte, ist dies sein gutes Recht.“
Auffällig an dieser Erklärung: Im einleitenden Satz wird die bisherige Berichterstattung fälschlich mit der Einschätzung wiedergegeben, im BMVg habe es im Jahr 2013 Unterstützung für eine Heckler & Koch Initiative zu MAD-Ermittlungen gegen Behördenmitarbeiter gegeben, die vertrauliche Dokumente an Journalisten weitergegeben haben sollen. Nein, genau das stand nicht in den Berichten – siehe oben. Da weiß das Ministerium entweder mehr oder will genau das in seinem Sinne interpretiert wissen.
Auffällig ist aber auch: Eine Initiative von Heckler&Koch – und die Unterstützung dafür durch den damaligen Abteilungsleiter Detlef Selhausen – verurteilt die Ministerin ziemlich scharf. Nun kann man mit Recht erwarten, dass es eine solche öffentliche Verurteilung nicht geben würde, wenn sich der damalige Vorgang in völliger Übereinstimmung mit rechtlichen Vorschriften abgespielt hätte. (Dass Selhausen seines damaligen Postens enthoben wurde, und zwar aus ganz anderen Gründen, sollte an dieser Stelle vielleicht noch erwähnt werden.)
Inzwischen meldete sich auch Heckler&Koch zu diesem Thema; die Pressemitteilung im Wortlaut:
Presseinformation 7. Mai 2015
Stellungnahme von Heckler & Koch zu aktueller Berichterstattung
Als Geschäftsführung von Heckler & Koch stellen wir folgende Punkte fest:
• Heckler & Koch verwehrt sich gegen Berichte, in denen behauptet wird, wir hätten auf eine aktive Ausspähung von Journalisten durch den militärischen Abschirmdienst (MAD) gedrungen. Heckler & Koch hat zu keinem Zeitpunkt die Ausspähung von Journalisten gefordert oder forciert.
• Weiterhin haben wir keine gemeinsame Operation mit dem Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) initiiert, mit der eine Berichterstattung über das Sturmgewehr G36 unterbunden werden sollte. Entsprechend geäußerte Vorwürfe weisen wir entschieden zurück.
Darüber hätte ich gerne mit der Geschäftsführung von Heckler&Koch gesprochen.Weil es da ja einen direkten Widerspruch zwischen den Aussagen der Ministerin und den Aussagen der Firma gibt. Im Prinzip wollte das Unternehmen heute auch mit Journalisten ins Gespräch kommen, wie ich einem Tweet des ARD-Kollegen Oliver Meyer-Rüth entnehme:
ARD filmt exklusiv bei #G36 Hersteller Heckler und Koch. 15 Jahre hat Rüstungsschmiede kein TV Team reingelassen. pic.twitter.com/e7Vr3wtSo8
— oliver mayer-rüth (@oliverreporter) May 7, 2015
Nun weiß ich inzwischen, dass Heckler&Koch nicht nur die ARD eingeladen hat, sondern auch noch paar andere Kollegen – man wolle, so hieß es wohl in der Einladung, einen größtmöglichen Medienmix zusammenbekommen. Leider passte Augen geradeaus! in diesen größtmöglichen Medienmix offensichtlich nicht rein; auch wenn sich das Unternehmen für seine Pressemitteilungen gerne mal hier bedient.
Nachtrag: Da hier von einigen sowohl Spiegel Online und der Süddeutschen Zeitung als auch mir Spekulation im Hinblick auf die Einschaltung des MAD vorgeworfen wird, zur genaueren Einordnung die Fundstellen:
• Aus der Vorlage der BMVg-Abteilung Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung (AIN) Genese Gewehr G36 vom 13. März 2014 an die Verteidigungsministerin:
Mediale Berichterstattung
Das mediale Interesse war im gesamten Verlauf der Untersuchungen zum G36 ungebrochen hoch. Die öffentliche Meinungsbildung und Berichterstattung wurde offensichtlich durch mehrere Journalisten gesteuert. Grundlage dieser Berichterstattung waren auch interne, teil [sic] als VS-NfD eingestufte Dokumente der Bundeswehr.
Seit 2013 berichtet vornehmlich ein klar erkennbarer Kreis deutscher Medien mit wiederkehrender Regelmäßigkeit über Heckler & Koch, nämlich „Die Zeit“, „Der Spiegel“, „tageszeitung“ und „Bild am Sonntag“.
Seit Mai 2013 richtet sich die mediale Kritik nicht mehr gegen Heckler & Koch alleine, sondern auch gegen das Bundesministerium der Verteidigung und dessen Beschaffungspraktiken.
Auffällig ist, dass der Verlauf der medialen Berichterstattung mit wesentlichen Aktivitäten der Bundeswehr und der internen Untersuchungen zum Gewehr G36 korrespondiert. (…)
Insbesondere nach der Reportage der ARD (SWR) am 17. September 2013 „Der Minister und das Gewehr“ war eindeutig erkennbar, dass die laufende mediale Thematisierung des G36 Teil einer gesteuerten Kampagne gegen den Hersteller Heckler & Koch und gegen die Bundeswehr ist.(…)
Einschaltung militärischer Abschirmdienst
Auf Grund der systemischen Bedeutung des Herstellers des Gewehrs G36 für die Bundeswehr, der bereits jahrelangen negativen und in Teilen falschen Medienberichterstatttung über das Unternehmen Heckler & Koch als Hersteller des Gewehrs G36 sowie der Bestrebungen das Unternehmen von dritter Seite zu übernehmen, haben am 20. November 2013 die Geschäftsführer des Unternehmens den Präsidenten des militärischen Abschirmdienstes (MAD) mit dem Petitum des Tätigkwerdens [sic] des MAD besucht. In einem Telefonat am 26. November 2013 hat der Stellvertretende Abteilungsleiter AIN und mit Schreiben vom 6. Dezember 2013 hat der Abteilungsleiter AIN ebenfalls ein Tätigwerden des MAD befürwortet. In dem Schreiben sind die sicherheitsrelevanten Gründe für die Zuständigkeit des MAD in dieser Angelegenheit aufgezeigt worden. Gleichwohl hat der Präsident mit Schreiben vom 23. Dezember 2013 gegenüber dem Abteilungsleiter AIN eine Bearbeitungszuständigkeit des MAD verneint.
• Dazu passend auch ein Absatz aus dem genannten Schreiben des damaligen Abteilungsleiters AIN, Detlef Selhausen, an den MAD:
Jedenfalls führt die seit Jahren laufende – offenkundig gezielte – Berichterstattung in den Medien über die schlechte Trefferwirkung der Handwaffen, insbesondere des Herstellers Heckler & Koch, und deren mangelnde Tauglichkeit in den Einsätzen zu Auswirkungen in der Truppe. Hierdurch wird das Vertrauen der Soldatinnen und Soldaten in ihre Schießfähigkeiten und die Qualität der Waffen stetig geschwächt.
Also: Wenn Journalisten kritisch über ein Unternehmen und – von der Bundeswehr selbst thematisierte – Probleme bei einem System berichten, ist das eine gesteuerte Kampagne? Kritik an der Beschaffungspraxis des Verteidigungsministeriums erfordert nachrichtendienstliche Behandlung? Negative und in Teilen falsche Medienberichterstattung ist ein Fall für den Geheimdienst? Berichte von Journalisten über die schlechte Trefferwirkung (die ja inzwischen von der Ministerin selbst bestätigt wurde) führen zu mangelndem Vertrauen der Soldaten in ihre Ausrüstung – und da soll ein Nachrichtendienst Abhilfe schaffen?
Mal eine Bitte an die, die weiterhin behaupten, eine Befassung des MAD hätte nur dazu dienen sollen, Ermittlungen gegen Behördenmitarbeiter zu führen: Das kann man nach diesen Formulierungen nicht wirklich so sagen.
Nachtrag 2: Aus der Bundespressekonferenz vom Freitag – der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Jens Flosdorff:
Zu diesem Audio gibt’s auch das Video – mit diesem Link startet es genau an der richtigen Stelle.
Und noch ein Nachtrag: Der Vollständigkeit halber auch das Transkript von Audio/Video der Bundespressekonferenz zu diesem Thema:
Frage : Ich habe eine Frage an das Verteidigungsministerium. Heckler & Koch bestreitet, in irgendeiner Weise gefordert zu haben, dass der MAD gegen Journalisten vorgeht oder das überhaupt initiiert zu haben. Deswegen meine Frage an Sie: Deckt sich das mit Ihren Erkenntnissen?
Flosdorff: Das deckt sich zumindest nicht mit den schriftlichen Unterlagen, die dem Verteidigungsministerium vorliegen.
Zusatzfrage : Welche Konsequenzen hat denn dieser aktuelle Vorgang auf die Geschäftsbeziehungen zwischen Verteidigungsministerium und Heckler & Koch?
Flosdorff: Die Ministerin hat sich gestern schon einmal dazu geäußert und hat den Vorgang, dass Heckler & Koch sich nach den uns vorliegenden Unterlagen im Jahr 2013 an den MAD gewandt hat, schon als sehr befremdlich bewertet und als inakzeptabel nicht nur in Richtung Heckler & Koch bezeichnet, sondern insbesondere als völlig inakzeptabel, dass sich ein Abteilungsleiter Rüstung, der heute nicht auf seinem Posten ist, mit einem Brief an den MAD von Anfang Dezember 2013 auch noch diese Initiative unter Eid zu Eigen gemacht und das unterstützt hat. Sie hat auch noch einmal bewertet, dass der MAD-Präsident dieses absurde Ansinnen noch im Jahr 2013, also wenige Tage danach, abgelehnt hat.
Das hat die Konsequenz, dass das intern bei uns sicherlich noch weiter aufgearbeitet werden muss, wie es überhaupt zu so einem Vorgang kommen konnte. Die Ministerin hat ausdrücklich erwähnt, dass es noch weitere strukturelle und personelle Konsequenzen geben kann, wenn der Sachverhalt hinreichend aufgeklärt ist. Stand heute kann ich Ihnen sagen, dass es sicher personelle Konsequenzen geben wird.
Zusatzfrage : Meine Frage zielte auf die Geschäftsbedingungen. Kann man mit einem Unternehmen, das sich befremdlich aufführt und absurde Ansinnen stellt, eigentlich vertrauensvoll zusammenarbeiten, und zwar gerade dann, wenn es darum geht, ein Nachfolgemodell für das G36 zu beschaffen, das ja nun auch entwickelt werden soll?
Flosdorff: Das G36 ist das Standardgewehr der Bundeswehr. An dieser Stelle ist auch einige Male schon erwähnt worden, dass das auch Bestandteil eines ganzen Systems rund um dieses Gewehr ist. Das heißt, wenn man sich von dieser Waffe verabschieden möchte, geht das nicht von heute auf morgen, sondern dann geht das Schritt für Schritt. Es gibt nicht an der nächsten Ecke eine neue Standardwaffe der Bundeswehr zu kaufen, die innerhalb von kurzer Zeit zur Verfügung stehen würde. Das heißt, es gibt selbstverständlich Gespräche mit dem Hersteller darüber – das ist auch schon ein paar Mal Thema gewesen -, ob man konstruktive Änderungen an diesem Gewehr vornehmen kann. Auf der anderen Seite wird parallel geprüft, ob es eventuell auch andere Hersteller und andere Waffen gibt, die diese vielfachen Anforderungen an eine Standardwaffe der Bundeswehr erfüllen.
Ein Vorgang wie dieser hier ist sicherlich nicht dazu geeignet, ein grundsätzliches Vertrauen im Rahmen der Zusammenarbeit zu stärken. Ich möchte jetzt wirklich nicht nur mit dem Finger in eine Richtung weisen, sondern hier weist ganz eindeutig der Finger auch in das eigene Haus, in den eigenen Apparat. Das ist aus unserer Sicht das maßgebliche Feld, in dem wir jetzt Aufklärung betreiben. Aber selbstverständlich ist das kein günstiger Rahmenzusammenhang für eine Zusammenarbeit zwischen einem Ministerium der Bundesregierung beziehungsweise der Bundeswehr und einem Hersteller.
Frage: Herr Flosdorff, zum gleichen Thema, also Abläufe bei Ihnen im Haus. Dieser Vermerk, der den Sachverhalt einmal sehr knapp beschreibt, aber dann doch in den Details eigentlich recht eindeutig ist, lag ja im März zumindest dem Büro der Ministerin vor. Noch einmal die ganz klare Nachfrage: Habe ich es richtig verstanden, dass die Ministerin selber diesen Vermerk nicht gelesen hat und auch nicht den Inhalt zur Kenntnis bekommen hat?
Flosdorff: Das haben Sie richtig verstanden, er ist der Ministerin damals nicht vorgelegt worden und sie ist auch nicht mündlich darüber informiert worden. Ein Mitarbeiter im Ministerbüro hat den vom damals noch im Amt befindlichen Staatssekretär Beemelmans in Auftrag gegebenen Vermerk Ende März entgegengenommen und nach einer kursorischen Prüfung mit „der Vermerk lag vor“ und seiner Paraphe in die Registratur zurückverfügt.
Zusatzfrage: Weil Sie die Abläufe bei sich im Haus ansprechen: Wenn man sich jetzt das Papier anguckt, sieht man ja, dass sehr viele Paraphen darauf sind – vom aktuellen Abteilungsleiter der Rüstungsabteilung, von dem Stellvertreter, möglicherweise auch – das wird nicht ganz klar – auch vom Generalinspekteur. Was sagt Ihnen das eigentlich über die Abläufe im eigenen Haus, wenn so ein Papier mit so einem – wie die Aussagen der Ministerin gestern, glaube ich, klar gemacht haben – doch brisanten Inhalt so viele Leute gesehen haben, aber niemand dann einmal sagt: Frau von der Leyen, da ist etwas, was irgendwie nicht ganz sauber oder nicht ganz koscher ist? Ganz anders gefragt: Hätten nicht diese leitenden Mitarbeiter sofort ein Warnsignal setzen müssen, unabhängig von dem Mitarbeiter in dem Büro der Ministerin?
Flosdorff: Das ist sicherlich kein glücklicher Vorgang, aber ich muss Sie an einer Stelle korrigieren: Der aktuelle Abteilungsleiter Rüstung ist erst im Sommer ins Amt gekommen, dessen Paraphe findet sich darauf nicht. Vielmehr ist darauf die Paraphe des damaligen stellvertretenden Abteilungsleiters Rüstung, der im Sommer in Pension gegangen ist, zu finden. Es gab da auch eine Vakanz, es gab nämlich keinen Staatssekretär Rüstung in der Zeit; das wurde in der Zeit kommissarisch miterledigt durch den Generalinspekteur. Da hat die Paraphe eines Referenten dessen Büros vorgelegen, das heißt also, in diesem Strang hat sich niemand fachlich intensiv dazwischengeschaltet. Das war sicherlich eine besondere Situation. Sie alle erinnern sich: Aus dem Rüstungsboard hatte sich im Februar für die Ministerin ergeben, dass sie diese ganzen Vorlagen nicht zeichnen kann. Vielmehr hat sie im Prinzip grundsätzlich dem gesamten Rüstungsmanagement, wie es vorher gelaufen ist, ihr Misstrauen ausgesprochen. Danach hatte der zuständige Staatssekretär um seine Entlassung gebeten, und gleichzeitig ist auch der damalige Abteilungsleiter Rüstung, der vieles in diesem Bereich lange Zeit verantwortet hat, von seinem Posten enthoben worden.
Zusatzfrage: Ich muss noch einmal nachfragen, da meine Frage irgendwie nicht beantwortet wurde: Was sagt Ihnen das über die Abläufe damals? Ist da auch noch etwas falsch gelaufen, sodass über ein solches Dokument auch von den anderen Mitarbeitern, die das gelesen haben, nicht irgendein Warnsignal an die Ministerin gegeben wurde?
Flosdorff: Diese Auffassung mag man vertreten. Ich habe Ihnen eben ja auch gesagt, dass wir uns im Moment in einer internen Analyse befinden und der Vorgang für uns auch noch nicht komplett aufgearbeitet ist. Wir schauen uns nicht nur an, wer damals den Vermerk verfasst hat oder wer ihn vielleicht nicht oder nicht genau gelesen hat, sondern es geht auch um einen Blick nach vorne: Was muss in der gesamten Kette verbessert und verändert werden, welche weiteren personellen und strukturellen Veränderungen brauchen wir, damit sich solche Vorgänge nicht wiederholen und man mehr Sicherheit bekommt? Zu diesem Zweck hat die Ministerin – das kann ich Ihnen an dieser Stelle auch noch sagen – in dieser Woche dem Staatssekretär den Auftrag erteilt, eine Prüfgruppe einzurichten, die die damals beteiligten Personen noch einmal befragt, weitere Unterlagen sichtet, die in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen, und diese noch einmal aufklärt. Dabei soll auch noch einmal geschaut werden, was die unterschiedlichen fach- und dienstaufsichtlichen Prüfungen, von denen ja die Rede ist, ergeben haben und was damals alles noch in dem ganzen Zusammenhang gelaufen ist, heute aber vielleicht noch nicht aktenkundig im Ministerium vorliegt. Darüber hinaus soll dabei auch noch einmal geprüft werden, ob in diesem Bereich alle Korruptionspräventionsvorschriften beachtet worden sind, die da zu beachten sind.
Frage : Herr Flosdorff, weiß man in Ihrem Haus schon, ob das ein einmaliger Sachverhalt ist?
Flosdorff: Können Sie die Frage noch spezifischer stellen? Sie beziehen sich jetzt speziell auf das Ansinnen der Firma Heckler & Koch, den MAD mit Prüfungen zu beauftragen, was dann durch den Abteilungsleiter unterstützt wurde?
Zusatz : Ja.
Flosdorff: Nach jetzigem Stand ist nicht bekannt, dass es weitere Vorstöße der Firma gegeben hat, die durch diesen Abteilungsleiter dann flankiert worden sind.
Zusatzfrage : Aber Sie können es auch nicht ausschließen?
Flosdorff: Die Unterlagen – ich habe es gerade eben gesagt – werden gesichtet, wir suchen nach weiteren Dokumenten und befragen die beteiligten Personen. Dann wird man den Sachverhalt weiter aufklären und wird die notwendigen personellen und strukturellen Konsequenzen ziehen.
Zusatzfrage : Frau Wirtz, hat die Bundeskanzlerin jetzt auch im Verteidigungsministerium organisatorische Defizite festgestellt?
SRS’in Wirtz: Es ist ja so, dass die Ministerin, wie wir gerade auch von Herrn Flosdorff gehört haben, zum einen Hausherrin, also Chefin dieser Behörde ist, und insofern auch die Aufklärung der Vorgänge, die es dort gibt, die möglicherweise defizitär sind, übernimmt. Ich glaube, Herr Flosdorff hat gerade ausgeführt, dass das Ministerium und die Ministerin alles tun, um diese Vorgänge gewissenhaft aufzuklären und diese Defizite abzustellen. Insofern ist das da in guten Händen.
Frage : Inwiefern sind möglicherweise die zwei Kommissionen, die die Ministerin jetzt eingesetzt hat, durch den absehbaren Untersuchungsausschuss überflüssig geworden? Es wären dann ja schon drei Gremien, die das untersuchen. Man könnte ja auch sagen, dass man Doppelarbeit vermeiden will.
Flosdorff: Es gibt immer unterschiedliche Beteiligte. Ich weiß nicht, ob Sie schon Bescheid wissen, ob es einen Untersuchungsausschuss geben wird und wie der genaue Auftrag für ihn lauten wird. Die Ministerin hat ja bereits sehr früh zwei Kommissionen unter unabhängiger Führung eingerichtet, die die Historie des G36 aufarbeiten sollen, und zwar explizit auch im eigenen Behördenapparat. Das heißt, diese Kommissionen sollen auch die Organisation unter die Lupe nehmen und schauen: Was ist da schiefgelaufen, wie konnte das über so lange Zeit im Ungefähren bleiben und wie konnten dort offensichtlich solche Vorgänge rund um das Thema G36 entstehen, wie wir sie heute diskutieren? Darüber hinaus gibt es erstens den sehr speziellen Auftrag an die Nachtwei-Kommission, Einsatzgefechte noch einmal dahin gehend zu untersuchen, ob die jetzt durch die Gutachten festgestellten Defizite dazu geführt haben können, dass Soldatinnen und Soldaten vielleicht zu Schaden gekommen sind. Das ist ein sehr spezieller Untersuchungsauftrag. Bei dem anderen Auftrag geht es um die Organisation.
Was jetzt der genaue Auftrag eines Untersuchungsausschusses sein wird, kann ich Ihnen nicht sagen. Ich kann Ihnen nur sagen, dass die Ministerin sehr großes Interesse daran hat, dass die gesamten Sachverhalte rund um das Gewehr umfassend aufgeklärt werden. Das ist auch der Hintergrund dafür, dass wir jetzt über einen Vermerk über einen Vorgang reden, der einem umfangreichen Paket von mehreren tausend Seiten Akten entstammt, die Anfang der Woche durch das Ministerium an das Parlament übergeben worden sind. Das spricht ja schon dafür, dass es erstens einen deutlichen Aufklärungswillen von unserer Seite gibt und dass man zweitens dieses Feld umfassend und von vielen Seiten her aufklären kann.
Zusatzfrage : Obwohl es bereits diese beiden Kommissionen gibt – oder zumindest die, die sich mit der Frage beschäftigen soll, was organisatorisch schiefgelaufen ist -, ist es also egal, ob der Untersuchungsausschuss jetzt kommt oder nicht? So verstehe ich Sie jedenfalls.
Flosdorff: Unabhängig davon, ob sich im parlamentarischen Raum der Wunsch ergibt, sozusagen selbst noch einmal aufzuklären, sich die Dinge selbst vorzunehmen, selbst Personen zu befragen – was das gute Recht der Parlamentarier ist -, und unabhängig davon, wie es im parlamentarischen Raum weiter läuft, gilt, dass wir, also das Ministerium und die Ministerin, wissen wollen: Was ist in unserem Bereich schiefgelaufen und welche Folgen hat das eventuell gehabt? Dabei wollen wir auch in die Tiefe gehen, und zwar so weit, wie es notwendig ist, um herauszufinden: Erstens: Was ist in der Vergangenheit geschehen? Zweitens: Welche Wirkungen hat das bis heute? Drittens: Welche personellen und strukturellen Veränderungen müssen wir vornehmen, damit solche Vorgänge nicht mehr vorkommen oder vielleicht auch gar kein Klima mehr besteht, in dem jemand auf die Idee kommen kann, solche Initiativen zu starten wie diejenige, über die wir gerade diskutieren.
Frage : Herr Flosdorff, könnten Sie einmal kurz erläutern, welche Einstellung das Bundesverteidigungsministerium zur Pressefreiheit hat?
Flosdorff: Die Pressefreiheit ist eins der zentralen Güter unserer Verfassung.
Zusatzfrage : Die Frage war nach Ihrer Einstellung, nicht nach Ihrer juristischen Sicht.
Flosdorff: Ja, und das Verteidigungsministerium steht dahinter.
Zusatzfrage : Was soll das sein?
Flosdorff: Können Sie Ihre Frage ein bisschen spezifizieren?
Zusatzfrage : Ich möchte wissen, wie das Verteidigungsministerium zur Pressefreiheit steht. Es wurde ja angedacht, diese anzugreifen.
Flosdorff: Ich weiß nicht, ob Sie den Vermerk, um den es hier geht, gelesen haben. Der Vermerk ist mit über 25 Seiten ein sehr länglicher Vermerk, und er ist auch nicht so verfasst, wie man sich einen ministeriellen Vermerk vorstellt – ich denke einmal, weder aus der Außen- noch aus der Innensicht. Darin wird berichtet, dass es sozusagen Beschwerden seitens des Herstellers über Berichterstattung gegeben hat. Ich stelle einfach nur fest: Es gibt einen ehemaligen hochrangigen Mitarbeiter im Rüstungsstrang, der das Ansinnen des Herstellers unterstützt hat, der Militärische Abschirmdienst solle sich darum kümmern, dass nicht mehr durch Behördenmitarbeiter Unterlagen an Pressevertreter weitergegeben werden. So lese ich den Vermerk, und ich denke einmal, so können Sie ihn auch lesen. Dies ist vollkommen zu Recht – da gibt es auch kein Vertun – durch den damaligen Präsidenten des MAD abgelehnt worden, und die Führung des Verteidigungsministerium steht vollkommen dahinter.
Frage : Herr Flosdorff, ich will das jetzt gar nicht inhaltlich verbinden, aber es gibt ja eine geradezu skurrile Parallele zwischen der BND-Affäre und den Vorgängen um das G36: In beiden Fällen schlummert sozusagen ein, wie Sie jetzt sagen, heikler Vorgang – die Ministerin hat gesagt, ein inakzeptabler Vorgang – irgendwo in den Akten. Im einen Fall bekommt die Ministerin ihn sogar ins Büro geschickt, und im Falle des BND bleiben die Berichte über Unregelmäßigkeiten irgendwo in den Archiven hängen. Dann kommt sozusagen das Parlament: Beim BND mit dem Untersuchungsausschuss, und in Ihrem Fall bohrt es immer mehr nach, irgendwann werden dann sozusagen die Akten von Ihnen geschickt. Dann wird dieser Vorgang öffentlich und Sie rufen einen Skandal aus – oder zumindest einen Vorgang, der Konsequenzen haben muss. Herr Seibert hat sich hier – das fand ich sehr bemerkenswert – vor einigen Tagen ausdrücklich beim Parlament für die Aufklärungsarbeit bedankt, also dafür, dass die Unregelmäßigkeiten beim BND durch die Aufklärungsarbeit des Ausschusses an die Öffentlichkeit gekommen sind. Sehen Sie das ganz ähnlich, sind also auch Sie dem Parlament dankbar, dass es so eine, ich sage einmal, kleine schlummernde Zeitbombe in Ihren Archiven durch die Aufklärungsarbeit des Verteidigungsausschusses aufgedeckt hat?
Meine zweite Frage: Würden Sie grundsätzlich sagen, dass das, was in diesem Vermerk steht – auch wenn Sie jetzt sagen, der sei ungewöhnlich usw. -, also der Vorgang, dass der MAD aktiv werden sollte, etwas ist, was leitende Mitarbeiter zumindest mündlich oder in einer kurzen Note an die Ministerin hätten weitergeben müssen? Hat das eine solche Relevanz, dass es an die Ministerin gehen müsste?
Flosdorff: Wir sollten hier zwei Dinge nicht vermengen: Das eine ist der Vorgang selber, der sich im Jahr 2013 abgespielt hat, das andere ist der Vermerk, der sicherlich auf der Kette nach oben durch viele gezeichnet worden ist. Diejenigen, die sozusagen in den Kästchen drinstehen, sind sicherlich nicht diejenigen, die normalerweise einen solchen Vermerk zeichnen sollten – was mit einer besonderen Situation zu tun hat, die ich eben auch geschildert habe. Normalerweise sollte man erwarten, dass alle, die auf der Mitzeichnungsleiter stehen, die Vermerke in bestem Wissen und Gewissen pflichtgemäß prüfen, das ist sicherlich richtig.
Andererseits muss man auch aufpassen, dass man die Relationen im Blick behält. Dieser Vermerk, der praktisch noch im Februar in Auftrag gegeben worden ist, ist ein sehr langer Vermerk, und das Thema MAD – der Vermerk ist ja mittlerweile öffentlich und bekannt – steht sicherlich nicht im Zentrum dieses Vermerks; dieses Thema steht eher am Rande, gehört aber zum Beispiel nicht zu den Kernaussagen. Es ist auch eindeutig erkennbar – auch aus diesem Vermerk -, dass das ein abgeschlossener Vorgang ist. Die in dem Vermerk erwähnte Person, der Abteilungsleiter, war zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr im Amt gewesen.
Das mag das aus heutiger Sicht nicht heilen, da bin ich vollkommen auf Ihrer Seite, aber das lässt mich an dieser Stelle auch um Verständnis werben, dass nicht jeder, der sozusagen in der Kette namentlich vorkommt, ein Mitarbeiter ist, der irgendwie unterstützt – das suggeriert die Stimmung ja ein bisschen -, dass der MAD in unzuständigen Bereichen ermittelt. Das ist nicht passiert und das ist sicherlich nicht die Haltung im Verteidigungsministerium generell.
Zusatzfrage GE: Sind Sie dankbar, dass dieser Vorgang durch das Parlament aufgedeckt wurde?
Flosdorff: Alles, was in diesem Bereich zur Aufklärung beiträgt, ist gut. Die Ministerin hatte sich im Parlament auch schon ausdrücklich beim Wehrbeauftragten bedankt, dass er bei diesem Thema nicht lockergelassen hat. Entsprechendes gilt sicherlich auch für viele Parlamentarier – wie auch für den Bundesrechnungshof -, die lange Zeit an diesem Thema drangeblieben sind und auch mit dazu beigetragen haben, dass am Ende durch die letztes Jahr in Auftrag gegebene Gesamtuntersuchung und das Gutachten der Kern der Geschichte – „Ist das G36 fehlerfrei oder gibt es eventuell Schwächen an dem Gewehr?“ – festgestellt wurde. Als die Chronologie für das Parlament aufgestellt wurde, ist dieser Vermerk, der im Jahr 2014 in die Registratur zurückverfügt wurde, dann ja auch zur Kenntnis gelangt. Die ganzen Akten – diese 1850 Seiten – wurden ja übersandt, und man ist natürlich auch noch einmal darangegangen, alle Vermerke zu sichten und zu schauen: Was steht da alles drin? Das ist dann auch der Zeitpunkt – etwa eine Woche oder zehn Tage her -, zu dem auch die jetzige Hausleitung mit diesem Vermerk konfrontiert worden ist.
Zusatzfrage: Genau da muss ich leider noch einmal einhaken. Sie haben das jetzt ja korrekt dargestellt: Der Vermerk ist sozusagen im Rahmen der Aufarbeitung aus der Registratur zurückgeholt worden. Was ich nur nicht verstehe: Irgendjemand bei Ihnen, also die Gruppe, die das macht, muss sich diese Unterlagen, die dann dem Parlament zugegangen sind, auch noch einmal durchgelesen habe. Meine konkrete Frage lautet daher: Warum ist dieser Vorgang bei Ihnen nicht schon intern aufgefallen, bevor die Unterlagen an das Parlament gegangen sind, sondern erst einen Tag, nachdem – Zufall oder nicht – die „Süddeutsche“ oder auch „Spiegel Online“ sehr groß über diesen Vorgang berichtet haben?
Flosdorff: Sie suggerieren ja, dass erst dadurch, dass Abgeordnete sich das durchlesen und das an die Presse geht, Reaktionen ausgelöst wurden. Das möchte ich hier ausdrücklich verneinen. Das Ministerium ist auch selbst in der Lage zu erkennen beziehungsweise festzustellen, dass hier ein bedenklicher Vorgang vorliegt.
Zusatzfrage: Selbst in der Lage, oder ist das vorher identifiziert worden? Das wäre eine Nachricht, wenn Sie das schon vorher als Problem identifiziert hätten.
Flosdorff: Das ist hier eine Bewertungsfrage. Ich bitte auch hier noch einmal, die Relationen einzuhalten. Sie können sehen, dass das ein langer Vermerk ist. Es ist sicherlich ein sehr bedenklicher Vorgang – die Ministerin hat noch stärkere Worte gebraucht, um zu sagen, wie sie das einschätzt und einstuft. Es handelt sich hier aber im Prinzip auch um einen Vorgang, der abgeschlossen war und der praktisch nie irgendwelche tatsächlichen Wirkungen in der Richtung gezeigt hat. Das heißt aber nicht, dass es kein erwähnenswerter Vorgang ist – deswegen ist er ja auch mit den Akten ans Parlament gereicht worden -, und das heißt auch nicht, dass nicht auch schon vorher das Nachdenken darüber eingesetzt hat, welche strukturellen und personellen Konsequenzen eventuell notwendig sein werden.
(Die politische Debatte über einen möglichen Untersuchungsausschuss habe ich hier mal ausgespart, um es nicht zu unübersichtlich zu machen; das wird ggf. ein gesonderter Thread werden müssen.)
*Deutsche Verlagswebseiten werden hier i.d.R. nicht verlinkt; in diesem Fall schien mir eine Ausnahme sinnvoll.
(Foto ©Etienne Rheindahlen)
Noch was G36-Fachspeziefisches. Oft wurde ja bemängelt, es gäbe kein Handwaffenkonzept. Dem ist wohl seit einigen Monaten nicht mehr so.
Die Frage die sich noch zu Seelhausen stellt: Was macht er Heute?http://www.bwfuhrpark.de/de/unternehmen/unternehmensstruktur/detlef-selhausen/
Man sollte sich alle Bundeswehrbeteiligungsgesellschaften mal näher anschauen und nachfragen wie wer zu welchen Bedingungen einen lukrativen Job bekommen hat und wer dies letztendlich entscheidet. Ob so die Lh Pleite hätte verhindert werden können?
Werter Voodoo,
ich denke, man darf auch in dieser Diskussion dem neuen Motto der DEU Streitkräfte „Breite geht vor Tiefe“ (1980 wäre man für einen solchen Gedanken mit Fug und Recht durch die Offizierprüfung gefallen!) eigene Erfahrungen entgegenhalten.
Ich gestehe allerdings zu, dass ich mich mit meinem obigen Beitrag ein wenig vom Thema diese Fadens entfernt habe. Aber eben nicht so gruselig, wie die Profilierungssucht der sog. Verteidigungsexperten in Politik und Medienlandschaft von der Sorge um die gute Bewaffnung der Truppe nun in Richtung interessendominierter Schlammschlachten abdriftet.
Hans Schommer
@MikeMolto:
Bundesbeamtengesetz (BBG)
§ 54 Einstweiliger Ruhestand
http://www.gesetze-im-internet.de/bbg_2009/__54.html
@ MikeMolto | 08. Mai 2015 – 19:03
“ @ BlueLagoon | 08. Mai 2015 – 18:55
Das sieht nach einem Zorneffekt aus.
Fuehlt sich nach pseudo-Bauenopfer an, denn sie kann ihn sicher nicht ‘feuern’ sondern nur zunaechst beurlauben.
Echte Nebelkerzen mit komoediantischen Zugaben.“
GENAU SO wurde es soeben im heute-Journal aber auch gemeldet.
Nun ja, was besseres als ein Untersuchungsausschuss kann der Ministerin und dem Unternehmen nicht passieren. Erstere wird hieraus unbefleckt hervorgehen, letzteres wird nachweisen, dass es wie bestellt geliefert hat. Und – da weltweit qualitativ nix besseres als das HK 416/417 auf dem Markt verfügbar ist – einen Anschlussauftrag erhalten.
Und die Grundversion des G36 wird als absolut taugliches Sturmgewehr noch über Jahre die Ordonnanzwaffe der DEU Streitkräfte bleiben.
Aus meiner Sicht alles gut so. Aber der Preis für dieses unnötige Theater ist eindeutig zu hoch – und eigentlich völlig überflüssig.
Hans Schommer
Nun hat es mal wieder Herrn Selhausen erwischt. Er muss in den einstweiligen Ruhestand. Tragisch.
Einige Kommentatoren beißen sich hier gern an der Dienstpflichtverletzung fest, die mit der Weitergabe eines eingestuften Dokumentes wohl einhergegangen ist.
Damit ist dann nicht mehr der Böse der eigentlich Böse, sondern der Verpetzer des Bösen? Ich habe schon mehrfach -auch zusammen mit anderen Kommentatoren hier- darauf hingewiesen, dass es eine langjährige Praxis der Veränderung von warheitsdarstellenden dienstlichen Meldungen im Geschäftsbereich des BMVg gab. Ich sehe da keinen großen Unterschied, ob der Verfasser eines Berichtes gedrängt wird den Bericht zu verändern, oder ob der Sinngehalt von Meldungen durch Veränderungen in anderen Ebenen verfälscht wird.
Der Schaden den die Bundeswehr in der Öffentlichkeit erlitten hat, liegt nicht in einer Empörung dieser Öffentlichkeit über das Durchstecken von Informationen sondern in dem Versuch der Einflussnahme, den ich in der Regel nur starte, wenn ich damit erfolgreich zu sein glaube.
Bei einer Bundeswehr, die verwaltungsrechtlich einwandfrei arbeitet, gibt es nichts durchzustecken.
Und auch heute abend sitzen wieder Millionen vor der heute-Show und amüsieren sich, wie die Bw durch den Kakao gezogen wird …
@Hans Schommer
Volle Zustimmung
@Hans Schommer: Zitat: Und – da weltweit qualitativ nix besseres als das HK 416/417 auf dem Markt verfügbar ist. Zitat Ende.
Weit gefehlt!!!!
Das HK416/HK417 haben wie alle Waffenmodelle die auf dem AR15 System aufgebaut sind, ein Basisproblem durch den direkten Gasdruck, der für diese Waffenmodelle typisch ist.
Der direkte Gasdruck führt im Vergleich zu Waffen mit indirekten Gasdruck, zu einer wesentlich höheren Verschmutzung der Waffen. Weiterhin kann es bei den AR 15 Systemen durch die Bauform der Verschlussbauteile, zu einer in einem Feuergefecht nicht zu behebenden Funktionsstörung ( falsche Schlagbolzenstellung, fehlerhafte Munition, plötzlicher und hoher Gasdruck, Ausbläser,etc.) der Waffen kommen.
Eine derartig aufgetretene Funktionsstörung bei den AR15 Modellen, kann im Regelfalle nur unter Zuhilfenahme von schweren Werkzeug behoben werden)
Ich hoffe nicht, das die Bundeswehr jemals ein neues Sturmgewehr, das auf der Basis der AR 15 Modelle aufgebaut ist, einführen wird!!!
@Peter Pan
Beim HK416/HK417 wirken die Gase, wie beim G36, nur indirekt auf den Verschluss. Es kommt also zu keiner erhöhten Verschmutzung im Bereich des Verschlusses.
Sie Wikipedia oder das HK416 Manual.
@Ron: und was ist mit den Ausbläsern??????
Keine Ahnung. Ich bin kein Handwaffentechniker und hatte auch noch kein HK 416 in der Hand. Mir war nur aufgefallen, dass einige Angaben der Korrektur bedurften. Dies ist in meinen Augen daher relevant, da diese eine wesentliche Grundlage für die zentrale Aussage („Weit gefehlt!!!!“) des vorhergehenden Beitrags waren.
Ihre Aussagen zum Verschluss kann ich weder qualifiziert bewerten noch belegen. Deshalb hatte ich dazu auch nichts geschrieben. Ich meine nur irgendwo gelesen zu haben, dass der Verschluss des HK 416 vom G36 übernommen worden sein soll.
Schade, daß es hier noch keinen Thread zum G 36 Bauernopfer gibt. Aber vermutlich ist der Hausherr noch anderweitig ausgelastet.
Das Spielchen jedesmal Leute zu feuern, um von sich selbst abzulenken durch VDL ist schon peinlich. Schließlich war ihr eigenes Büro informiert. Wenn dies solche Papiere der Ministerin nicht zur Kenntnis gibt, dann hat sie ihren Laden nicht im Griff und wird weiter Poltikik gemacht nach dem Motto, besser die Ministerin weiß nicht alles.
Allerdings glaube ich persönlich eher, daß sie es gewusst hat und informiert wurde von ihrem eigenen Büro und ihr nichtwissen jetzt nur die Ausrede ist, um sich im Amt zu halten.
Ein Untersuchungsausschujß wird nichts bringen, da dieser sicherlich vor allem nichtöffentlich tagen wird.
Arbeitsrechtlich dürfte der Umgang (Entbindung von den Aufgaben als Geschäftsführer der Bundeswehr-Fuhrpark GmbH, lt. Zeit-Online vom 08. Mai 2015 „Von der Leyen schickt Ex-Abteilungsleiter in den Ruhestand“) mit Herrn S. noch ein paar Probleme bereiten!
Sollte er gegen die „Entbindung von den Aufgaben als Geschäftsführer“ klagen wäre die Chance nicht gering, dass er in seine Tätigkeit zurückkehren könnte!
Denn er ist als Beamter beurlaubt und was immer man/frau ihm nun auch aus seiner Tätigkeit als Abteilungsleiter im BMVg vorwirft, hat nichts mit seiner Tätigkeit als Geschäftsführer zu tun!
Ich denke, vdL wird das Thema S. noch länger an der Backe haben! (oder man einigt sich auf Abfindung für die Restlaufzeit des Geschäftsführervertrages!? Das kostet den Steuerzahler dann halt wieder ein paar Euro!)
Als wirklich interessant empfinde ich aber bei dem Vorgang, dass man/frau einen Abteilungsleier im BMVg schasst ihm aber andrerseits die Aufgabe als Vorsitzender der Geschäftsführung der BwFuhrparkService GmbH zugetraut hat!
Da üblicherweise beurlaubte Beamte, die in eine Geschäftsführertätigkeit im öffentlichen Bereich wechseln, abweichend von der bisherigen Alimentierung als Beamte (besser) bezahlt werden, dürfte sich Herr S auch einkommensmäßig nach seinem Abgang als Abteilungsleiter im BMVg nicht verschlechtert haben!
Stellt sich die Frage: „Gab es für Herrn S. kein andere Verwendung?“ und „Warum durfte der Herr S. (möglicherweise!) auch noch ein paar Euro mehr verdienen als vorher?“
Es wird mal wieder ne Task Force gegründet:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/ursula-von-der-leyen-gesteht-chaos-im-eigenen-buero-ein-a-1032921.html
Unglaublich wie aktionistisch man bereits vor Einsetzung eines UA ist.
@audio001:
Von der Reputation her ist der Wechsel zur Bw-Fuhrparkservice eine Ohrfeige.
Arbeitsrechtlich sehe ich keine Probleme. Außerdem ist D.S. noch immer Beamter. Seine Tätigkeit bei der Bw-FPS dürfte damit Genehmigungspflichtig sein. Genau die kann man entziehen.
@Closius:
Was hätten sie gemacht? Sie haben einen hochrangigen Mitarbeiter entfernt. Einen Monat später erfahren sie, dass der Mitarbeiter noch mehr Leichen im Keller hat.
a) Sie sind froh, das er bereits entfernt wurde. Bleiben aber still.
b) Sie „treten öffentlich nach“, haben den nächsten Skandal und gelten als rachsüchtig.
Aber wie bereits gesagt: Meine Beurteilung des Vorganges, sollte es sich wirklich nur um das Ansinnen handeln eigene Informationlecks zu stopfen, ist eine andere als die der Ministerin.
re: Memoria
Wäre ich vdL (Wobei,- geschlechtsspezifisch wäre das vermutlich mit einigen Herausforderungen verbunden!) dann würde ich schon konkret wissen wollen was der Untersuchungsausschuss u.U. herausfinden könnte (gilt vermutlich auch im Hinblick auf die beiden Kommissionen zum G35)!
D.h.,- da ist jetzt richtig Druck auf dem Kessel, weil vdL sicherlich inzwischen verstanden hat, dass sie offensichtlich doch nicht alles weiß und möglicherweise es noch ein paar Überraschungen mehr zum Thema G36 geben könnte!? (Und vermutlich nicht nur zum Thema G36!)
Ich bin überzeugt meine These steht: „Letztendlich hat der Vorgang schon längst einen Level erreicht, der von der „Eigendynamik“ bestimmt wird!- Mithin auch intern ein Mitteilungsbedarf besteht, der überhaupt nicht mehr zu stoppen ist!“
Nichtsdestotrotz gilt es vdL zu stärken!- Denn bisher ist sie die Einzige (ob nun immer so gewollt oder auch nicht“) die als Ministerin in den „Aufklärungsmodus“ geschaltet hat und offensichtlich auch (jetzt) den Willen hat, mit Mißständen im BMVg und seien Dienststellen „aufzuräumen“!- Dagegen waren ihre männlichen Vorgänger im Amt schlichtweg Stümper“ …
Nun ja, mal wieder eine typische Hardtberg-Posse. Ein wunderbares mafiös-intrigantes-Kollegenspielchen. Da befürwortet also ein Herr S. ein Ansinnen eines Haus-und-Hoflieferanten in dem imho ziemlich sicheren Wissen, dass der MAD das sowieso qualifiziert beerdigen/ablehnen wird und natürlich wohlwissend, dass er sich mit der Firma nicht anlegen will, denn die hat ja „contacts in high places“.. Natürlich – nach dem Motto „melden macht frei“ – gibt er den Vorgang a.d.D.der Leitung zur Kenntnis – nur leider ist der Dienstweg zu diesem Zeitpunkt- sagen wir mal – eine Baustelle ohne Baustellenleiter. Alle möglichen „Kollegen“ machen dann ihre Paraphen dran – natürlich ohne zu kommentieren – und da der Posten des zuständigen Sts vakant ist – landet das Teil irgendwann im Ministerbüro, wo dann ein Referent sich diesen kunterbunt paraphierten Schafscheiß anschaut und angesichts der anderen damals anhängigen Vorgänge in Sachen Rüstung und UvdL das Teil qualifiziert beerdigt und archiviert, denn Mikromanagement ist wahrhaftig nicht die Aufgabe eines Minister/-in der BuReg. So weit, so gut.
Nun ist aber die Herrenriege der CDU/CSU und die SPD plus Grüne sowiese sauer wie UvdL den guten, alten Bonner Rüstungsklüngel auch in Sachen G-36 aufmischt….also muß ein Skandal her.
Und UvdL kann ja nicht schon wieder neue Leute feuern, also muß eben der Herr S. zum zweiten Mal dran glauben. Hat er sich auch selber zuzuschreiben, denn das Ansinnen von H&K an den MAD zu befürworten ist selten blöde gewesen ;-)
re: Woody
Bewerte ich rechtlich anders!- Denn es ist immer zwischen der Bestellung (und Abberufung) als Geschäftsführer und dem Anstellungsverhältnis mit der Gesellschaft zu unterscheiden. Und das Anstellungsverhältnis ist erst einmal unabhängig von der Bestellung zum Geschäftsführer bzw. der Beendigung des Geschäftsführeramtes.
Üblich ist es Beamte für die Dauer des Anstellungsverhältnisses (befristet) zu beurlauben!- Für die Dauer der Beurlaubung ruht also das Dienstverhältnis! (und in das „ruhende Dienstverhältnis“ einseitig einzugreifen, ist ein bßchen komplizierter!)
Ich denke, dass Thema könnte dem Ministerium (in Abhängigkeit der konkreten Vertragsgestaltung und der Dauer des Anstellungsverhältnisses) noch Kopfzerbrechen bereiten oder zumindest Geld kosten …
@audio001:
Es wirkt so, als wolle sie für sich „Melden macht frei!“ in Anspruch nehmen. Unter Ihr ist es vor allem eines geworden: Noch hektischer.
Die ganzen Sonderarbeitgruppen, Teilprojekte und wie sie noch alle heißen arbeiten zum Teil an den bestehenden fachlich Kompetenzen vorbei. Das hat die BM nicht direkt verursacht, die Zeitlinien tragen aber dazu bei.
Frau Suder hat einen denke ich recht positiven Eindruck hinterlassen. Insbesondere wenn es um einen kulturellen Wandel geht. Nur sie kann nicht überall gleichzeitig sein.
Der Beauftragte für die strategische Steuerung Rüstung kommt dann meist weniger gut weg.
Als nächste „story“ erwarte ich eigentlich, dass im Zusammenhang mit der BND/NSA/CIA-Kiste nun die Vermutung hochkommt, dass der CIA versucht hat, eine Geschäftsbeteiligung an HK zu erlangen, damit die seltsamen „fast&furious-no-footprint-operations“ in Sachen Waffenlieferungen an alle möglichen „Geschäftspartner“ der CIA einen gewissen return-on-invest erzielen ;-)
re: klabautermann
Ich denke auch, das war ein voreilig abgegebener Schuss ohne Not und dazu auch noch aus der Hüfte heraus (zu spontan und und dem Anschein nach mehr aus dem Bauch, als aus dem Kopf heraus!)!
Und ob überhaupt eine Dienstpflichtverletzung (mit der Befürwortung) vorliegen könnte, ist gar nicht ermittelt worden! (Ein rechtlich sehr waghalsiges Unterfangen!)
Das Ding birgt in der Tat die Gefahr zum Rohrkrepierer für vdL zu werden!- Schade eigentlich …
Also, wenn die Bewertung im allgemeinen ist, dass die Eingabe von D.S. so schlimm und unmöglich ist wie dargestellt, dann ist es arbeitsrechtlich genau kein Problem. Die BwFPS ist 100% staatlich. Wenn ich in der Beurteilung dazu komme, dass ich als Gesellschafter Ihn abberufen muss, dann tue ich das. Das ist keine Kündigung.
re: Woody
Nö, die „Bewertung im allgemeinen“ gibt es bei einem möglichen Dienstpflichtverstoss nicht!- Und einen möglichen Dienstpflichtverstoss muss man/frau auch konkret (mithin gerichtsfest) belegen können!
Und auch die Versetzung in den einstweiligen Ruhestand bedarf der Darlegung eines konkreten Grundes, aus dem heraus das „Vertrauensverhältnis nachhaltig gestört ist“!
Dieser dürfte im Zusammenhang mit einer (privatrechtlichen) Tätigkeit als Geschäftsführer einer GmbH schwerlich zu belegen sein!
Und noch einmal: Man kann nicht Beamtenrechtliches mit Privatrechtlichem beliebig miteinander vermengen!- Ob das vdL wußte?
@audio001:
Für die Abberufung als Geschäftsführer brauche ich keine Dienstpflichtverletzung! Ich kann sie als Gesellschafter ohne Grund veranlassen.
Die Kündigung der Anstellung ist dann was anderes. Seinen noch laufenden Arbeitsvertrag kann er mit der Abberufung nicht mehr erfüllen. In der Regel wird dann halt eine Abfindung gezahlt. Vollig unkritisch.
Die Versetzung in den einstweiligen Ruhestand gemäß §54 Bundesbeamtengesetz ist jederzeit möglich. Die Norm verlangt keine Begründung.
Die Kommunikation nach Außen „vdL feuert“ liegt wohl eher an denen die reißerische berichten wollen. Es gibt auch Verlagsseiten die von Versetzung in den einstweiligen Ruhestand sprechen.
Was der Spiegel sonst noch schreibt ist Quatsch. im Bereich AIN dürften 99% aller Mitarbeiter froh sein, dass sie D.S, los sind. Und ein Bauernopfer ist er bestimmt nicht.
Zur Klarstellung: Gemäß https://bw2.link/MWZRs ist der Auftrag des MAD, für den Geschäftsbereich des BMVg die Aufgaben einer Verfassungsschutzbehörde wahrzunehmen und zum Erhalt der Militärischen Sicherheit und der Einsatzbereitschaft der Bundeswehr beizutragen. Der MAD ist neben dem Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und dem Bundesnachrichtendienst (BND) der dritte deutsche Nachrichtendienst auf Bundesebene.
Damit gehört nicht zu Auftrag und Zuständigkeit des MAD, Medien und deren Mitarbeiter bzw. investigative Journalisten nachrichtendienstlich zu überwachen, deren Aktivitäten aufzuklären und schon gar nicht diesen einen Maulkorb zu verpassen! Dümmlicher als H&K (Heeschen) und Selhausen kann man es also nicht angehen, wie auch schon @Klabautermann schrieb.
Natürlich obliegt dem MAD, bundeswehrintern gegen Geheimnisverrat vorzugehen (gg. „Leeker“), regelmäßig wird hier aber die Frage nach dem „höherwertigerem Rechtsgut“ im Sinne von StGB § 34 „Rechtfertigender Notstand“ gestellt werden müssen.
D.h.: Der Ruf nach dem MAD hätte sich sogar als Schuß nach hintern erweisen können und kann dies immer noch! Nehmen wir doch einfach mal an, die vom DER SPIEGEL ziemlich heftig in den Raum gestellte „Kungelei zwischen dem ex-ALRü (AIN) und H&K um das G36“ könnte eine „Gefährdung der mil. Sicherheit und der Einsatzbereitsschaft der Bw“ darstellen, dann hätten D.S. und sein früheres Umfeld völlig rechtens den MAD im Kreuz sowie H&K bzw. Heeschen das BfV und den BND!
Über beamtenrechtliche, arbeitsrechtliche und vergaberechtliche Konsequenzen wäre damit jegliche Diskussion müßig und die Staatsanwaltschaft dürfte den „Klüngel“ dann auch noch grüßen lassen.
Ach so, und waren da nicht auch noch EuroHawk, ISIS-SIGINT, NH90, MH90 NGEN, SEA LION, LUH-SOF, BSHS, LKF, FEMALE und evt. noch ein paar weitere Leichen im Keller? Der MAD und die weiteren Nachrichtendienste sollten vieleicht mal in den BMVg- und Bw-Archiven nach Urkundsbeweisen Ausschau halten! Oder sollte man etwa abwarten, bis diese komplett „geleakt“ werden, um „Aufklärer-Uschi“ peu-à peu und bis über die gesamte Legislaturperiode hinweg „den Rücken zu stärken bis die Kanlerin ihr vollstes Vertrauen auspricht“?
Fest scheint auf jeden Fall längst zu stehen, UvdL hat offenbar sehr wenig Ahnung, was in ihrem Laden so alles läuft und jedem „Hund der doch noch nicht begraben ist“, wird nur noch ziemlich unkoordinierter Aktionismus entgegengesetzt. Damit muß man sich auch nicht mehr wundern, wenn UvdL und die Führungsriege des BMVg zunehmend ins Schleudern sowie der Koalitionspartner ins Wanken geraten.
@Woody: Mit Ihren 99% liegen Sie m.M.n. zu 100% richtig! Und wenn UvdL konsequent wäre, würde diese vom MAD ermitteln lassen, wer alles über die Jahre dem D.S. so auf dem Schoß gesessen und antichambriert hat und Diejenigen, die im alten Stil dennoch weitermachen dem Papierkorb zuführen lassen!
Mal sehen ob die Leitung nach dem G36-Untersuchungsausschuss versteht, dass sie sich strukturell den Partikularinteressen des Apparates ausliefert.
Die Leitungsvorlage an die Ministerin wurde offenbar von niemandem aus dem Leitungsbereich wirklich ausgewertet. Der Punkt mit dem MAD ist da eher nachrangig, da es ja das Veto des MAD gab.
Es fehlt eben der umfassende Blick auf die Vorlagen – bevor sie die Leitung erreichen.
Das hätte man schon aus der EuroHawk-Affäre lernen müssen.
Viellleicht ja ja bald eine anderer Minister bald die Chance.
VdL hat sich mit dem Abschieben der Problamitik auf das Ministerbüro selbst in die Sackgasse gestellt.
Aber Hauptsache es gibt jetzt eine Task Force – die dann mit dem Ministerbüro redet?
@Woody | 08. Mai 2015 – 19:04:
Das neue Hnadwaffenkonzept vom Frühjahr 2015 kann man ja dann gleich bei der neuen Sturmgewehrauswahl berücksichtigen. Falls darin überhaupt etwas mehr als wolkige Allgemeinplätze steht.
-Amtmann
Wenn das Problem für eine Fähigkeitslücke nicht beim Hersteller liegt (Leistungsvermögen der Waffe wie bestellt)?
Wird die Einsatzbereitschaft der Bw durch das G36 gefährdet?
…..oder wird die Einsatzbereitschaft gefährdet weil man nicht gewillt ist die ergänzenden Waffen vorzuhalten/einzusetzen und das benötigte Personal nicht hat?
@Zumdarsen: Wie rum ist völlig „Wurst“ beides fiel initial in das Ressort von D.S.!
@Vtg-Amtmann
:-)
Fehlerkultur entsteht eben nicht durch Sonntagsreden, sondern durch VORBILD -liches Handeln.
Aber dies ist schon bei der Neuausrichtung nicht gewollt.
Fragt mal jemand nach, ob es nicht ausschließlich um die Neu-/Andersbesetzung des Fuhrpark-Postens ging … Wie auch immer: mit 59 in Ruhestand … hat doch was, wenn das die Schlimmste Konsequenz ist / bleibt…
Die Minsiterin läßt sich in der BamS weiterhin sehr geschickt als Macherin darstellen. Nun kommen wohl viele alte Geschichten zu G36-Kritik (aus 2006) und Reaktionen des BMVg nach oben. („G36-Affäre: Beamter warnte frühzeitig vor Mängeln beim Sturmgewehr und wurde kalt gestellt“, online verfügbar).
Ich finde, die G36-Story offenbart vor allem eines: Alle auch noch so redlichen Bemühungen um dringend notwendige Veränderungen in den Strukturen der Beschaffungsorganisation sind von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
Wenn ich in in diesem problembehafteten Bereich tatsächlich Veränderungen erreichen will, muss ich zunächst Transparenz schaffen. Diese wiederum wird zwangsläufig Fehler offenbaren – sonst bedürfte es ja keiner Veränderungen.
Wird aber ein Fehler sichtbar, wird aus den „parlamentarischen Aufsichtsgremien“ sofort skandiert: „Die Leitung des BMVg trägt die politische Verantwortung und ist zur Rechenschaft zu ziehen.“
Wie oft eben diese Gremien dabei selbst das jeweilige Problem mitverursacht haben, sei mal dahin gestellt. Auf jeden Fall lehrt uns dies doch folgendes:
1. Für eine „neue Fehlerkultur“ kann das Parlament – das für den Zustand seiner Bundeswehr mindestens soviel Verantwortung trägt wie die Leitung des BMVg – offenbar nicht als Beispiel dienen.
2. Wer ernsthaft Verbesserungen im Ausrüstungsbereich anstrebt, gerät zwangsläufig in einen Strudel, aus dem ihn auch die beste Schwimmtechnik nicht retten kann.
Bahnbrechende Veränderungen und eine neue Kultur müssen von oben gesteuert und getragen werden. Ganz oben bei der Bundeswehr steht das Parlament – und nicht das – mit Glück – jeweil für vier Jahre eingesetzte „Krisenmanagement“.
Ganz gleich, wo die Fehler beim G36 liegen (und da gibt es sicherlich eine Menge aufzuarbeiten) – als Offizier, als Mitarbeiter des BMVg und als Bürger dieses Landes bin ich zutiefst bestürzt und schäme mich ob dessen, was hier in Politik, Medien und Verwaltungsapparat zum Besten gegeben wird.
Ich sehne mir den Tag herbei, an dem ich morgens wieder in den Spiegel schauen und voller Stolz denken kann: Ich.Diene.Deutschland. I.have.a.dream.
re: Klaus Vanselow
Als ehemaliger Offizier und (steuerzahlender) Bürger sage ich: „Sehen wir mal gemeinsam zu, dass auch im BMVg endlich wieder eine Kultur „topdown“ entsteht die das Erlernen von Schwimmtechniken überflüssig macht!“
Sie haben recht!- Am Ende ist hier die politische Vertretung des Souveräns gefordert Sorge dafür zu tragen, dass auch im BMVg jeder seine Arbeit so verrichten kann wie es von ihm vom Souverän erwartet werden kann! (Und das ist jahrelang im Deutschen Bundestag verpennt worden!)
Das BMVg (und die Bw) ist zweifelsfrei weder die „verlängerte Werkbank“ für Partikularinteressen einiger PolitikerInnen, noch die verlängerte Werkbank für die Umsetzung der Interessen der Rüstungsindustrie!
Und wer möglicherweise glaubt „durch Angst vor Repressalien“ führen zu können, um sich so unliebsamer aber berechtigter (interner) Kritik(er) entledigen zu können, der ist schlichtweg als Führungskraft ungeeignet und (sollte das der Fall sein!?) hat dieser/diese weder im BMVg noch in einer anderen Behörde auf einem entsprechenden Dienstposten etwas zu suchen!
Und wer sich hier (freiwillig oder unfreiwillig) zum Büttel der „Angstmacher“ gemacht haben sollte, der hat jetzt die Chance „klar Schiff zu machen“.
Man/frau sollte diese Chance nutzen!- Denn „eine Chance“ gibt’s halt nur einmal …
Focus meldet gerade, das ein Beamter im BWB (jetzt BAAINBw) schon vor Jahren (2006) durch ein Gutachten feststellen lies das am G36 ein ungeeigneter Werkstoff verwendet wurde.
Wie berichtet wird wurde er mehrfach versetzt und somit „kaltgestellt“.
@Sgt. Trash
Stimmt, bei Tagesschau auch, mit dem Zusatz, dass betroffener Beamter sich erfolgreich gerichtlich gegen beauflagte psychiatrische (sic) Untersuchung gewährt haben soll.
Jetzt schlägt’s 13!
Des weiteren wird wohl befürchtet, dass der wahrscheinliche U-Ausschuss in Anbetracht der neuen GroKo-Lage insgesamt, zuvorderst politisch genutzt werden könnte, um zu NSA&Co noch eins oben drauf zu setzen, so nötig ein „fact-finding“ auch ist.
Das Klima wird rauher, da kann auch ein U-Ausschuss umfunktioniert werden.
NATÜRLICH nur im Sinne der Aufklärung!
@Klaus Vanselow:
Widerspruch.
Das ja mittlerweile recht übliche Verstecken hinter dem Parlament übersieht die wesentliche Rolle des BMVg. Gerade auch beim G36.
Der Bundestag hat mehrfach nachgefragt und wurde – wie auch in anderen Themen – schlichtweg angelogen
Die Fehlerkultur muss von der Spitze des BMVg befördert werden. Das soll nicht heissen, dass im Bundestag nur die Sacharbeit im Mittelpunkt steht.
Aber wenn in der Exekutive fortlaufend Probleme unterdrückt werden, dann braucht man sich auch nicht wundern, dass mit einem U-Ausschuss reingeschlagen wird.
Statt den Werkstoff = Kunststoff auszutauschen zweimal zu versuchen einen Beamten, der schon versetzt wurde, für verrückt erklären zu lassen, ist schon mehr als peinlich und stellt sich nur die Frage, steckte der Hersteller oder BW oder beide dahinter?
Das laut dem Focusbericht jetzt alle Disziplinarmaßnahmen im Zusammenhang mit dem G 36 noch mal untersucht werden kann niemanden schaden, außer den damaligen Verteidigungsministern und den jeweiligen Beamten, falls davon noch welche im Dienst sind.
Wenn schon Beamte psychiatrisch untersucht werden sollen, also für unzurechnungsfähig erklärt werden sollten, um diese auszuschalten,dann kann man sich über die Einschaltung des MAD auch nicht mehr wundern.
Das Ganze erinnert an eine Bananenrepublik, aber nicht an einen Rechtsstaat!
Ich erlaube mir an dieser Stelle mal den Hinweis, dass die mediale Berichterstattung über den „Beamten, der bereits 2006 …“ was auch immer gesagt, geschrieben oder getan haben soll, samt und sonders auf einer Quelle basiert: Der Bildzeitung. Welcher sich der „gemobbte“ Dieter nach meiner Wahrnehmung wohl auch noch selbst offenbart hat.
Bezüglich Empörung und Forderungen jedweder Art als Folge einer Bewertung vermeintlicher Fakten ist da doch wohl eher Zurückhaltung geboten.
Da mir selbst ein Fall bekannt ist bei dem ein BWB Mitarbeiter nach einigen Aktionen für die Truppe und gegen den Lieferanten gearbeitet hat in eine andere Abteilung zu einem komplett anderen Projekt „weggelobt“ wurde, wundert mich das vorgehen nicht.
Wenn die Quelle der betroffene Beamte selbst ist wird sie vermutlich auch stimmen.
Nochmal zum obigen O-Ton von Flosdorf:
Ein neues Sturmgewehr sei nicht „um die Ecke“ verfügbar.
Also hat die Bundeswehr Forderungen an ein neues Sturmgewehr, dass kein Produkt auf der Welt diese Forderungen erfüllt?
Oder ist das einfach ma (wieder) in der BPK dahin gesagt?
@ Memoria – Es ist ein Synonym für: “Wir wissen nicht was wir wollen“
@TW
Ich habe eine absolut ernst gemeint Frage.
Warum findet sich in der Presse kein Artikel der sich mit den vielen Ungereimtheiten und ungeklärten Fragen, die sich im Zusammenhang mit dem G 36 Stellen, beschäftigt?
Z.B.:
Die Versuche mit dem G 36 von Heckler & Koch und des Fraunhofer-Gesellschaft/Ernst-Mach-Institut aus Dezember 2013 hatten u.a. folgenden Versuchsaufbau: 150 Schuss in unter 20 Minuten in einem Einsatznahen Beschusszyklus – also Wechsel zwischen Einzelfeuer und Salven. Soweit ich weiß ist dieser Versuchsaufbau zusammen mit der BW entwickelt worden. Das G 36 hat dabei sehr ordentlich abgeschnitten und mit einer Ausnahme immer Ergebnisse über 90 % erzielt.
In der jüngsten Untersuchung war der Versuchsaufbau anders(!): 150 Schuss in unter 12,5 Minuten in einem Einsatznahen Beschusszyklus. Bei diesem Test ist das G 36 durchgefallen.
Es stellt sich die Frage warum die Testbedingungen sich zwischen Ende 2013 und Anfang 2015 geändert haben.
Warum interessiert es niemanden, ob der jüngste Versuchsaufbau überhaupt irgend etwas mit den tatsächlichen Anforderungen im Einsatz zu tun hat?
Warum will niemand wissen, welche anderen Sturmgewehre bei den jüngsten Test genauso durchgefallen sind wie das G36 und ob es überhaupt ein aktuelles, mit dem G 36 vergleichbares Sturmgewehr gibt, das den aktuellen Versuchsaufbau erfolgreich durchlaufen kann?
Steh ich auf dem Schlauch oder sind diese Frage nicht essenziell wichtig um die causa G 36 beurteilen zu können?
Und zu guter letzt, warum hat eigentlich niemand die Vorlage der BMVg-Abteilung Ausrüstung veröffentlicht? Soweit ich sehen kann, sind Sie der einzige der jedenfalls Teile aus dieser Vorlage veröffentlicht hat. Die ganze Vorlage ist 25 Seiten lang und enthält offenbar jede Menge Details zum Thema. Warum darf die Öffentlichkeit den nicht kennen?
@Memoria 14:43:
Medaillen haben bekanntlich immer zwei Seiten.
Die Aufgabe des Organisationsbereichs AIN ist die Bereitstellung einsatzreifer Produkte. Maßstab der Einsatzreife sind dabei die technischen Lieferbedingungen (TLB), mit denen die Produkteigenschaften beschrieben wurden, die zur Erfüllung der Zweckbestimmung erforderlich sind.
Ein Produkt, das die TLB erfüllt, ist aus dieser Perspektive also i.d.R. einsatzreif und frei von Mängeln. Die Fachaufsicht im Bereich AIN muss also imho alle Wertungen zu einem Produkt genau an diesem Maßstab messen und sicherstellen, dass jedwede Bewertung der Eigenschaften von Produkten genau dies berücksichtigen, solange die TLB nicht angepasst wurden.
Die Feststellung von Fähigkeitslücken – in Abgrenzung von Mängeln sind dies Schwachstellen, die sich dadurch offenbaren, dass eine Aufgabe der Streitkräfte auch unter Nutzung aller hierfür vorhandener Produkte nicht adäquat erfüllt werden kann – ist Aufgabe der Abteilung Planung und ihres nachgeordneten Bereichs. Diese müssen aus derartigen Schwachstellen Funktionale Forderungen ableiten, welche die Schließung solcher Fähigkeitslücken durch Produktverbesserungen, Einführung verfügbarer Produkte oder Entwicklung neuer Produkte ermöglichen.
Sicherlich kann man sich der Beschreibung funktionaler Forderungen annähern, indem man die Grenzbereiche vorhandener Produkte auslotet. Hierzu bedarf es aber zunächst der Feststellung einer Fähigkeitslücke. Im Fall des G36 wäre dies z.B. auf der Grundlage entsprechender Meldungen aus dem Einsatz möglich gewesen. Wo aber waren diese?
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich finde es gut, wenn die technisch versierten Mitarbeiter des Bereichs AIN durch technische Analysen ermitteln, wo ein Produkt seine Grenzen hat. Die Beurteilung, ob diese – jenseits der technischen Lieferbedingungen liegenden – Grenzen letztlich eine Fähigkeitslücke darstellen oder nicht, obliegt aber einzig und allein „den Planern“. Somit ist es sicherlich zielführend, derartig gewonnene Erkenntnisse den Planern für die Fähigkeitsanalyse zur Verfügung zu stellen.
Meiner Meinung nach sollte sich jedoch in diesem Zusammenhang die Meinungsbildung nicht im öffentlichen Raum vollziehen Schon gar nicht, wenn es sich bei dem besagten Produkt um ein System handelt, auf das sich jeder Soldat im Einsatz verlassen können muss und das im täglichen Gebrauch keinerlei Auffälligkeiten zeigt. Durchstechereien und Skandalisierung sind in einem derart sensiblen Thema nicht nur kontraproduktiv, sondern ausgesprochen destruktiv.
Ich stelle mir schon die Frage, ob es zu Recht als „Vertuschung“ oder „Täuschung“ gewertet werden darf, wenn sich die Fachaufsicht in diesem Kontext um eine klare Einordnung der Informationen bemüht.
Dies ist meine Sicht der anderen Seite der Medaille – Feuer frei!
Im Sumpf??? ODER Im Sumpf!!!
Vor ein paarJahren wurden, wenn ich mich recht entsinne, in Hessen Finanzbeamte kaltgestellt, als sie mit Nachforschungen unbequem und „besonderen Steuersündern“ zu dicht auf die Pelle rückten…
Wenn die Geschichte stimmt, die WELT- Online über einen Mitarbeiter beim BWB berichtet, so hat man dort versucht, diesen (u.a. durch mehrfache Versetzungen) kalt stellen zu lassen, als er bereits 2006 über einen beim G36 verwendeten untauglichen Kunststoff berichtet hat… Das Ministerium soll nun in eine Klärung eingetreten sein und alle Disziplinarverfahren, die im Zusammenhang mit dem g36 stehen könnten, neu aufrollen.
Trifft das alles zu – Verteidigungsamtmann lässt in Sachen Kunststoff grüßen – dann ist der Sumpf trocken zu legen und zwar mit aller Schärfe!
Dieser (mögliche Sumpf) könnte auch eine Folge der problematischen „eigenen Personalhoheit“ des BWB sein, die diese Dientstelle von jeher besaß.
@dor_volker
Wer den Teich trocken legen will darf die Frösche nicht fragen.
@dor_Volker
Stimmt, siehe: Klaus-Peter Kaikowsky | 10. Mai 2015 – 13:59
Vor Landgericht Koblenz?
@ m.steffen
schonmal erlebt, dass journalisten originaldokumente der öffentlichkeit zugänglich machen? referentenentwürfe, interne briefe usw, alles was politik spannend macht, wird zwar zitiert und kommentiert, aber geht nie „komplett“ raus, warum sollte das hier anders sein?
@Klaus Vanselow:
Ich hatte ja zunächst nur versucht die Rollenverteilung zwischen Exekutive und Legislative zu Recht zu rücken.
Sie reden nun von den Aufgaben von Bedarfsträger und Bedarfsdecker (war soweit durchaus bekannt).
Beim G36 hat zweifellos der Bedarfsträger nicht sauber gearbeitet.
Allein schon die Einsetzung der Nachtwei-Kommission ist ja für den GI an Peinlichkeit nicht zu überbieten. Sollte eigentlich ein Entlassungsgrund sein.
Aber auch beim Bedarfsdecker kam es offenbar zu Spannungen zwischen AIN und nachgeordnetem Bereich, da man in der AIN sich eben auch als industriepolitischer Gestalter versteht.
Aber da kann man jetzt noch viel schreiben.
Mein Fazit: Es hilft nicht auf den jeweils anderen zu zeigen, in allen Teilbereichen (Leitung, Parlament, 87a und 87b) gibt es erhebliche Defizite. Da hat jeder genug im eigenen Bereich zu tun, statdessen zeigt man auf die anderen.
So sackt der Karren im Morast immer weiter ab.
Bremsklötze am Siegeswagen der Nation – darunter leidet am Ende die Truppe.
Aber wen interessiert das schon? Siehe oben.