Exercise Watch: Abschluss von ‚Noble Jump‘ in Marienberg (Update: Bundeswehr-Bericht)

Die neue Speerspitze der NATO, die (provisorische) Very High Readiness Joint Task Force (VJTF), hat in dieser Woche ihre erste Alarmierungsübung absolviert; als Teil der Übung Noble Jump. Einbezogen war auch der deutsche Gefechtsverband, im Kern gestellt von den Marienberger Jägern, dem Panzergrenadierbataillon 371 in Marienberg in Sachsen.

Der stellvertretende Heeresinspekteur Jörg Vollmer hat sich dort am (gestrigen) Freitag die Verlegebereitschaft des Verbandes melden lassen. Bedauerlicherweise konnte ich da wegen Terminüberschneidung nicht hin; ebenso bedauerlicherweise gibt’s bis jetzt – Samstagnachmittag –  auf den Bundeswehr-Webseiten weder Bild noch Bericht noch Video davon. Deshalb eine – vermutlich unvollständige – Übersicht über Medienberichte:

n-tv: Erste Übung der „Speerspitze“So testet die Nato ihr Tempo

MDR: NATO-Alarm für Bundeswehrsoldaten in Marienberg
(den MDR-Bericht gibt es auch als Podcast hier, vielleicht bleibt der ja länger im Netz als die üblicherweise recht bald depublizierten Beiträge öffentlich-rechtlicher Sender)

Zeitungsberichte finden sich im Internet recht spärlich (und werden hier aus den bekannten Gründen ohnehin nicht verlinkt), u.a. von der Freien Presse im Lokalteil Zschopau Nato-Alarm: Marienberger Jäger sind zum großen Sprung bereit und von der Süddeutschen Zeitung: NATO-Eingreiftruppe – Nur 48 Stunden

Interessantes Detail aus dem verlinkten MDR-Radiobericht: Wenn ich Oberstleutnant Stephan Behrenz, den Kommandeur der Marienberger Jäger, richtig verstanden habe, hatte seine Truppe vor Erhebung in den Speerspitzen-Status 40 bis 50 Prozent des für einen solchen Einsatz benötigten Materials. Jetzt über 90 Prozent. Allerdings war die Einheit schon im vergangenen Jahr, also mit den 50 Prozent, für die NATO Response Force vorgemerkt?

Nachtrag Sonntag, 12. April: Inzwischen hat die Bundeswehr einen Beitrag dazu auf ihrer Webseite veröffentlicht. Kernaussage:

Die „Marienberger Jäger“ sind voll ausgestattet. Alle erforderlichen Fahrzeuge sind vor Ort. Die Soldaten wurden mit der Ausrüstung „Infanterist der Zukunft“ (IDZ) versehen. Die Bataillonsführung verfügt über die hochmodernen „Boxer“ als Führungsfahrzeuge.

Zur Dokumentation der Bundeswehr-Bericht:

„Noble Jump“ – NRF-Verband in Marienberg absolviert NATO-Alarmierungsübung

Marienberg, Sachsen, 12.04.2015.
Erzgebirgskaserne im sächsischen Marienberg, großer Pressetermin beim Panzergrenadierbataillon 371, den „Marienberger Jägern“: Journalisten von Print und Fernsehen berichten über den Abschluss der NATO-Alarmierungsübung „Noble Jump“. Das Frühlingswetter hilft am vergangenen Freitag mit: Sonne, blauer Himmel, Schneereste.

Innerhalb von nur fünf Tagen wollten die „Marienberger Jäger“ verlegebereit sein, also mit Personal, Material, Waffen und Fahrzeugen zum nächsten Sammelpunkt fahren können. Die NATO ließ das parallel in allen an der NATO Response Force (NRF) beteiligten Partnerländern üben. Obwohl alles aussieht wie Routine – in diesem spannungsreichen Jahr ist jedermann die neue Bedrohungslage an der NATO-Ostflanke bewusst. Die Soldaten des Panzergrenadierbataillons empfinden das besonders.

„Gute Ausbildung und Ausstattung“

„„Den Auftrag NRF haben wir ja schon von Anfang an ernst genommen““ sagt Oberstabsfeldwebel Jörg Eggert. „„Doch die Abläufe für die zukünftige Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) auch praktisch zu üben – das hat für uns noch einmal an Bedeutung gewonnen““. Eggert bezieht sich damit auf die geplante Neue Speerspitze der NATO. Damit will das Bündnis noch schneller auf Bedrohungsszenarien reagieren können.

Der Kompaniefeldwebel der 2. Kompanie hat in den vergangenen Wochen TV-Nachrichten mit besonderem Interesse verfolgt. Ihn überrasche persönlich schon, wie schnell sich das Verhältnis zu Russland abgekühlt habe. Und nun der NRF-Auftrag zur Sicherung der NATO-Ostflanke: Von der guten Ausbildung und Ausstattung seiner Soldaten ist Eggert absolut überzeugt.

Die „Marienberger Jäger“ sind voll ausgestattet. Alle erforderlichen Fahrzeuge sind vor Ort. Die Soldaten wurden mit der Ausrüstung „Infanterist der Zukunft“ (IDZ) versehen. Die Bataillonsführung verfügt über die hochmodernen „Boxer“ als Führungsfahrzeuge.

Auftrag NATO Response Force

Mit dem Auftrag NRF ist das Bataillon bereits seit Anfang 2014 intensiv befasst. Damals im Januar begannen die ersten Impfungen für die Soldaten. Im Juni 2014 stellte der Verband im Gefechtsübungszentrum des Heeres seine Einsatzbereitschaft auf nationaler Ebene unter Beweis. Ihre Zertifizierung erlangten die Marienberger gemeinsam mit ihren internationalen Mitstreitern während der Übung „Noble Ledger“ im September 2014.

Seit der Verband nun Teil der NRF ist, muss er stets rufbereit sein. Für das Schlüsselpersonal, in der Kompanie drei Soldaten, heißt das: Sie müssen innerhalb von 24 Stunden vor Ort sein. Zwei Drittel des Personals hat dafür 72 Stunden Zeit. Was das für das Privatleben der Soldaten und ihrer Familien bedeutet, erklärt Oberstabsfeldwebel Eggert so: „„Wir haben uns in der Kompanie darauf geeinigt, dass ein Fern-Urlaub – beispielsweise in Australien – eben bis 2016 warten muss. Ansonsten schränkt die Rufbereitschaft eigentlich nicht ein. Das Handy ist heutzutage sowieso immer eingeschaltet und dabei. Wenn es klingelt, geh ich ran – das war vorher auch schon so. Also hat sich für mich nichts geändert.““

Sein Fazit nach der NATO-Alarmierungsübung „Noble Jump“: Ein voller Erfolg. Nach fünf Tagen war das Bataillon marschbereit.

Der Medientag war auch ein Erfolg, die Soldaten haben einen guten Job gemacht. „„Gute Nachrichten aus der Bundeswehr““ überschreibt ein Reporter seinen Bericht.