Stopp des Flugbetriebs mit NH90: Bundeswehr entschied gegen Industrie

Die Bundeswehr hat die Entscheidung der vergangenen Woche, den Flugbetrieb mit dem Transporthubschrauber NH90 wegen eines technischen Fehlers vorerst zu stoppen, gegen den Rat der Industrie getroffen. Es habe eine Handlungsempfehlung des Herstellers gegeben, die mit geänderten Verfahrensabläufen den weiteren Flugbetrieb ermöglicht hätte, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am (heutigen) Montag auf Anfrage von Augen geradeaus!. Da die Sicherheit der Besatzungen aber oberste Priorität habe, sei vom Flugsicherheitsausschuss der Bundeswehr und danach vom Inspekteur des Heeres die Entscheidung getroffen worden, den Routineflugbetrieb einzustellen.

Hintergrund war ein Zwischenfall im Sommer vergangenen Jahres in Usbekistan, als nach einer Explosion im Triebwerk und nach Auslösen der Feuerlöschanlage eine Kontrolltafel, ein so genanntes Overhead Control Panel, durch Kurzschluss beschädigt wurde und davon andere Funktionen des Hubschraubers betroffen waren. Am Donnerstag vergangenen Woche hatte das Herstellerkonstium NHI (NATO Helicopter Industries), an dem die Airbus-Tochter Airbus Helicopters beteiligt ist, in einem Schreiben an das Verteidigungsministerium einen Designfehler eingeräumt. Unklar ist, bis wann dieses Konstruktionsproblem beseitigt werden kann.

Die Bundeswehr-Festlegung, mit der der Flugsicherheitsausschuss bewusst anders entschied als von der Industrie empfohlen, bezieht sich formal zwar nur auf den Routineflugbetrieb – derzeit ist aber kein deutscher NH90 in einem Einsatz, so dass die gesamte Flotte beim Deutschen Heer betroffen ist. Sollte es nötig sein, könnte aber auch unter den derzeitigen Bedingungen geflogen werden, betonte der Ministeriumssprecher: Im Notfall könnte man fliegen.

(Der Hinweis darauf, dass der Hersteller einen weiteren Flugbetrieb vorgeschlagen habe, war zuerst hier in den Kommentaren gekommen – vielen Dank. Ich hab‘ das natürlich, wie es sich gehört, erst einmal verifizieren müssen.)

Nachtrag: Radio Andernach hat am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz den Abteilungsleiter Strategie&Einsatz im Verteidigungsministerium, Generalleutnant Markus Kneip, auch nach dem Thema NH90 gefragt. In dieser Audio-Datei ab ca. Minute 04:20: