Prügel aus Polen
Der Blick aus dem Nachbarland Polen auf Deutschland als NATO-Partner ist in jüngster Zeit nicht zwingend schmeichelhaft – sei es der immer wieder von polnischen Politikern kolpotierte Spruch Ich habe keine Angst vor einer starken deutschen Armee, aber vor einer schwachen oder die Mahnung des polnischen Verteidigungsministers bei seinem Berlin-Besuch im Oktober vergangenen Jahres, eine schwache Bundeswehr könne sich niemand leisten.
Jetzt hat die Wissenschaftlerin Justyna Gotkowska vom Centre for Eastern Studies in Warschau da noch mal nachgelegt: In einem Papier unter dem Titel A weak link? Germany in the Euro-Atlantic security system schreibt sie unter anderem:
The German preference for dialogue and compromise in conflict situations in the regional and global dimensions may increasingly pose a risk to maintaining the cohesion and credibility of NATO – both from the perspective of the USA and Germany’s allies from Central-Eastern and Northern Europe.
Wer’s nachlesen möchte: hier.
Die Frage, die aus deutscher Sicht aufdrängt, ist allerdings: Wer, wenn nicht Deutschland, sollte eine Vorliebe für Dialog und Kompromiss einbringen?
(Foto: A German army soldier (right) talks about the specifications of different tactical vehicles to a Rado Abutvic, Slovenian Special Police Unit Commander, Polish army Col. Krzysztof Stachowiak, GS G7, and U.S. Army Maj. Jay Smith, Assistant U.S. Army Attaché to Poland, receive a brief about tactical vehicles during a visit to the Joint Multinational Readiness Center in Hohenfels, Germany, Oct. 18, 2012- U.S. Army photo by Spc. Michael Sharp)
Nur wer schon zu den älteren Semestern zählt, vermag wirklich einzuschätzen, wie spektakulär, in geschichtlicher Perspektive gesehen, solche Stellungnahmen ausgerechnet aus dem Mund führender polnischer Politiker klingen.
Nunja, Polen ist seit der Revolution nicht gerade als Aussetzer aufgefallen, was Dialog und Kompromiss anbelangt. Für den Umgang mit Konflikten braucht es jedenfalls keinen Oberlehrer im AA. Vor der Haustür Polens tobt Krieg. Wenn Russland Schlesien angreifen würde, wären die Beschwichtigungsappelle aus Berlin wohl etwas leiser.
Der Punkt ist aber ein anderer: Dank politischen Versagens kann die Bundeswehr (absehbar) vieles nicht mehr. Aber selbst wenn es ginge, wollte Berlin doch gar nicht mehr. Wenn zwei Offiziere auf eine Mini-Mission geschickt werden, muss es im zweiten Halbsatz der Pressemitteilung heißen: Das ist kein Kampfeinsatz. Statt dem Volk zu erklären, warum auch ein Kampfeinsatz nötig wäre, wird alles in Watte gepackt, was mit Flecktarn zu tun hat. Ist aber eine theoretische Debatte – s. Beginn des Absatzes. Polen hat das begriffen, hilft sich selbst und hängt sich an die USA an. Nach dem Motto: Deutschland? Wir.Fallen.Aus.
Das polnisch-deutsche Verhältnis kann sich ganz schnell wieder ändern, sollte die PiS die nächsten Wahlen gewinnen.
Im Moment mag zwar Russland Enemi du Jour sein, aber kein Deutscher sollte sich der Illusion hingeben, dass von Polen irgendeine Art von Aussöhnung a la Frankreich zu erwarten ist.
Dazu ist Polen kollektiv viel zu sehr in einem Selbstbild, daß dem Deutschlands des 19. Jahrhunderts ähnelt verfallen.
Stimmt doch auch
Polen hat das schon einmal Gelernt als die Franzosen nicht kamen und weiß das man den Deutschen nicht trauen kann , da Deutschland in echt nicht kommen werden
Die wollen auch gar nicht , man ist zu faul dazu , was zu tun und 131 neue Boxer wie will man damit Polen schützen und die kommen erst wenn man die nicht mehr braucht
Mein Tipp von gestern die axel ein englischer Link hinein stellte vom der gleichen Sache , auch die Schweden Zweifeln an Deutschland
@JCR: Was soll das, bitte? Die Deutschen haben in Polen mittlerweile ein solches Image, dass auch ein Wahlsieg der PiS nichts daran ändern würde. Ich bin beruflich in dem Aussöhnungsgeschäft PL-DE unterwegs, nehme Sie gerne mal mit auf eine Dienstreise. Gehört aber auch nicht hierher, weil es um die (vermutlich richtig analysierte) (Nicht-)Wahrnehmung der außen- und sicherheitspolitischen Verantwortung Deutschlands geht. Im Baltikum und in Südosteuropa wird da ähnlich gedacht wie in der Studie.
Die polnische Regierung möchte gerne einen härteren Konflikt mit Russland. Sie war einer der Haupttreiber der katastrophalen EU Politik gegenüber der Ukraine. HDas Ergennis war vorhersehbar. Hofft man sich Teile der Ukraine (wieder) einverleiben zu können oder ist man in Warschau einfach nur naiv?
Eine solche Politik kann Polen aber nur durchsetzen wenn es aus Deutschland Rückendeckung, finanziell, militärisch und politisch, bekommt. Jetzt beschwert man sich darüber das die eustchen ihre eigenen Interessen folgen und ein Konflikt mit Russland läuft diesen zuwider.
Die Position der polnischen Regierung wäre insgesamt glaubwürdiger wenn von dort (und aus Kiev) nicht geschichtsverfäschende, idiotische Bemerkungen kommen worden. Die ukrainische Armee, nicht die sowjetische, hat Auschwitz befreit wird da auf polnischer Ministerebene behauptet. Wie soll man da noch irgendetwas aus Warschau ernstnehmen?
@LTC007
Gut wenn es anders ist, es ist nur mein Eindruck, wobei ich zugeben muß daß es da eine Differenz zwischen persönlichen Kontakten mit Polen (durchweg positiv) und im Internet veröffentlichter Meinung (extrem feindselig) gibt
Aber Tatsache ist, der Kulturunterschied zwischen West- und Osteuropa ist schon da und meines Erachtens wesentlich größer als der zwischen Osteuropa und den USA.
Das Problem ist, dass sich das außenpolitische Karussell in jüngster Vergangenheit schneller zu drehen scheint, als der durchschnittliche deutsche Sicherheits- und Außenpolitiker zu verkraften scheint. Ergo klammert sich dieser eben an seinem Haltegriff fest, den er schon lange kennt und der ihm stets gute Dienste geleistet hat, während der Rest um ihn herum bereits in die Mitte des Karussells wandert, um die Zentrifugalkraft auszuhebeln…
Schon ein feines Stück anglo-amerikanischer, geopolitischer Schulmeisterei ;-)
Deutschland soll sich also von der ESVP verabschieden und sicherheits-/verteidigungspolitisch in der NATO die konventionelle Sicherheitsgarantie der USA für Europa strukturell mittels Aufrüstung übernehmen ? Und gleichzeitig natürlich die russische Wirtschaft (insbesondere natürlich die Energiewirtschaft) von der deutschen (und damit der europäischen) abkoppeln. Fehlt eigentlich nur noch, dass Deutschland auch die Investitions- und Subventionskosten für das teurere US-amerikanische LNG und andere US Energieträger/bzw. -Technologien wie fracking und LNG-Terminals übernimmt.
Da schau ich mir doch lieber solche Interviews an:
https://www.youtube.com/watch?v=m9R5UEVMJHE
@ LT007 15:52
Ich kann aus eigener Sicht und Kenntnis JCR nur unterstuetzen.
Wenn Sie im ‚Aussoehnungsgeschaeft‘ (treffende Bezeichnung!!!) unterwegs sind muessen Sie biased sein und darueber positiv berichten.
Ich war im letzten Jahr mehrere Monate in Nordpolen (Ex Westpruessen, Ostpreussen und Danzig) und kann bestaetigen dass bei den heutigen Bewohnern nur die Hoffnung auf eine deutsche ‚Waffenbruederschaft ‚ gegen RUS die alten Ressentiments gegen DE ueberdeckt.
@ JCR
stormstza ungleich Polen ;-)
Von der „meinung“ im internet sollte man grundsätzlich keine rückschlüsse auf kollektive befindlichkeiten ziehen.
Das polnische ressentiment dürfte primär in einer bestimmten alterskohorte bzw. sozioökonomische schicht zu finden sein.
tendentiell scheint mir polen aber eher zum deutschen satelliten zu werden. ökonomischen interessen (nordeuropa), wirtschaftliche verpflechtungen usw. quasi tschechien in groß
Ressentiments hin oder her, man muß sich eben bewußt sein, daß Sicherheitspolitik in Polen nie in dem luftleeren (und teilweise auch sinnleeren;))) Raum gemacht wird, der hierzulande vorherrscht, sondern immer eine historische, manchmal leider auch historisierende Komponente hat.
@MikeMolto: Ich muss weder positiv noch negativ berichten, sondern Erlebtes. Aussöhnung: Wenn die Familiengeschichte eines Polen mit den Untaten von AH unmittelbar verbunden ist, wird es niemanden verwundern, dass auch diese Arbeiten weitergehen müssen. Ausschwitz steht in Polen.
@JCR: Es gibt ein paar wenige Pegida-artige Webseiten mit viel Müll, that’s it.
Und dass, s. Integrationsbericht von TdM gestern, die Polen die stärkste Zuwanderungsgruppe in Deutschland sind (ohne Pendler), spricht nicht gerade für vorhandene Ressentiments, sondern deren Überwindung.
Aber nochmal: Das ist nicht das Thema.
Ich fand das Dokument eigentlich ziemlich gut was die Situationsbeschreibung und nachvollziehbar was die Schlußfolgerungen angeht. Nachdenklich gemacht hat mich folgende Passage:
„Moreover, it is a widely held view among German decision-makers that strengthening the Bundeswehr and stepping up Germany’s foreign military engagement, combined with
the country’s economic prowess, could lead to an overwhelming imbalance of power in Europe. That, in turn, could re-ignite processes unfavourable to Germany, such as the emergence of European coalitions aimed at counterbalancing German political, economic and military strength.“
Diese Sicht lese ich so nicht zum ersten Mal. Wie hieß das bei Star Wars? „If one calls you a Hutt ignore him, if a second calls you a Hutt start wondering and if a third calls you a Hutt get a spitnap and start stockpiling spice.“ Hmmm …
Die NATO ist nicht in der Lage eine „Vorneverteidigung“ in Polen oder in den baltische Staaten strategisch umzusetzen, wenn sie Glück haben können sie einen Vorderer Rand der Verteidigung (VRV) auf der Linie Danzig – Warschau – Lublin aufbauen.
Die Heeresgruppe Nord (NORTHAG) sicherte den Grenzverlauf zwischen Hamburg und Kassel auf einer Länge von 264km mit 13 Divisionen (3 Korps ohne US Reserve) wie soll das in Polen funktionieren auf der Doppelten Länge (593 km)?
@csThor: Diese Passage hat wirklich was, denn es geht ja auch um Wahrnehmung. Durch die starke Fokussierung in der EU auf Frau Merkel („Was macht Deutschland?) und durch unsere Haltung zu Griechenland, Italien etc. wird unsere „Macht“ als größtes Mitgliedsland schon gesehen (gelobt/kritisiert). Wenn wir die allen Mitgliedern auferlegte Hausaufgaben auch selbst erledigen, sind wir glaubwürdig und akzeptiert. Wenn aber ein wichtiger Teil ausfällt, etwa die SiPo, dann ist das eben nicht glaubwürdig. Die deutsche Symbolpolitik (hier eine Trall, da 3 Stabsoffiziere) zu entlarven, dauert in Brüssel sicher keine Minute.
@ LTC 007 16:24
1. Ausschwitz steht fuer Judenvernichtung und ‚Polen‘ hat sich seinerzeit nicht fuer seine Juden (wie zB Daenemark) eingesetzt, sie sind heute noch nicht sehr betroffen – es sei denn man kann daraus etwas machen…
2. Kommen die polnischen Zuwanderer um in DE besser zu verdienen, nicht weil sie DE moegen (Mich wundert diese Zuwanderung allerdings, denn in Polen haben viele Industrieprojekte eigenen Bedarf an Arbeitern…)
(Zwar OT aber eine Korrektur muss schon erlaubt sein…)
@ LTC007
Ich meinte das eigentlich eher in dem Sinne, daß die aktuelle Situation der Bw vielleicht nicht nur der Schlamperei und dem Desinteresse der politischen Entscheidungsträger und der Beschaffungsbürokratie entspringt, sondern politisch sogar gewollt ist, um eben den Eindruck zu großer deutscher Macht zu vermeiden. Wie gesagt – ich lese das nicht zum ersten Mal.
Die Polen äußern sich ja noch recht diplomatisch.
Hinter vorgehaltener Hand wird da ganz anders Klartext geredet.
Man muss sich hierfür vergegenwärtigen: Polen ist sehr geschichtsbewusst. Im Gegensatz zu vielen Deutschen kennt man seine Geschichte und ist sich der strukturellen Hegemonialinteressen seiner Nachbarn bewusst. Hierbei kommt dann immer wieder, dass es ja in der Vergangenheit regelmäßige polnische Teilungen gab. Die Mächte im Osten wie im Westen einigten sich dabei zu gern darauf, Polen unter sich aufzuteilen.
Vor diesem Hintergrund gibt es eklatantes Misstrauen in allen Abstufungen. Das geht von „Ob Deutschland uns wirklich zur Seite stehen würde?“ bis hin zum unterstellten Merkel-Putin-Pakt, der Polens Existenz wieder mal ausradieren solle. Zahlreiche Äußerungen unserer aktuellen Regierung waren hier missverständlich und haben das Misstrauen eher noch geschürt.
Es ist mal wieder phänomenal, wie unsere aktuelle Regierung in Monaten oder höchstens wenigen Jahren über Jahrzehnte aufgebautes Vertrauen zerstört hat.
Den Wert von Credibility haben unsere Politiker überhaupt nicht mehr verinnerlicht, offenbar nicht mal mehr verstanden. Die außenpolitische Quittung dafür erscheint langsam am Horizont.
@ FvS
Wobei man vortrefflich darüber streiten könnte inwiefern die polnische Position denn übermäßig konfrontativ ist oder nicht. ;)
Klar entspringt vieles den polnischen Befindlichkeiten und Empfiundungen, aber ich habe in diversen Äußerungen und Artikeln aus unserem östlichen Nachbarland (auch wenn ich die Sprache nicht spreche, trotz meiner Herkunft von der deutsch-polnischen Grenze – gibt genug englische Artikel zum Glück) eine Art pikierte Enttäuschung darüber herauslesen können, daß die EU-Mitgliedsstaaten die polnischen Wünsche in Punkto Ukraine nicht 1:1 übernommen oder gar verstanden haben. Da war dann doch wohl das Wunschdenken in Warschau größer als der Realismus (oder war es schlicht Selbstüberschätzung oder -täuschung?).
PS: Und ich fand den Verweis auf das „crisis management“ Frankreichs und Großbritanniens in Afrika im Artikel in bezug auf die deutsche Haltung auch vielsagend. Und zwar dahingegend, daß Polen sich in Lybien und Co ja selbst wohlfein raushält. Und doch hat der Artikel einen leicht vorwurfsvollen Ton? Pot calling the kettle black?
„Die ukrainische Armee, nicht die sowjetische, hat Auschwitz befreit wird da auf polnischer Ministerebene behauptet.“
Gemeint hier eine der ‚Ukrainischen Fronten‘ der Roten Armee, evt. die sog. ‚Erste‘. Möglicherweise nur schlecht übersetzt.
Dazu sollte man bedenken dass fuer Polen die heutige Ukraine eigentlich als Mutterland gilt/galt.
@JRC
Wobei der Unterschied in der Kultur zwischen Polen und USA erstaunlich gering ist. Die Wertschaetzung Polens dort wird in DE weitgehend unterschaetzt bzw ignoriert.
@ csThor | 22. Januar 2015 – 18:16
Wir müssen uns doch darüber im Klaren sein, wie die Machtverhältnisse sind und welche Befindlichkeiten sich daraus ergeben.
Deutschland ist das reiche Land, größte Nation Europas, hat sich friedlich wiedervereint, ist geschätztes Mitglied der Weltgemeinschaft. Aus Polen schaut man zu Deutschland auf und will sicherlich auch etwas seinen Minderwertigkeitskomplex durch Lautstärke und Chuzpe wettmachen.
Das ist aber nur die eine Seite.
Die andere Seite hat unsere aktuelle Regierung verbockt. Weil sich Deutschland in der Ukraine-Krise so widersprüchlich verhalten hat, kommen Zweifel an der Glaubwürdigkeit Deutschlands in Polen auf:
– Ist Deutschland wirklich dieses selbstlose Land, was am gemeinsamen Haus Europa arbeitet, oder werden versteckte Interessen verfolgt (Stichwort: 4. Reich, wie schon die Griechen vermuten …)?
– Als Deutschland im kalten Krieg Frontstaat war, hat die ganze westliche Welt ihm beigestanden. Jetzt, wo sich Polen als Frontstaat fühlt, wo ist da der deutsche Beitrag zu Polens Sicherheit? Die Amis sind schon da, aber wo ist Deutschland?
– Wenn Deutschland wirklich Sicherheitspartner ist, warum lässt der deutsche Außenminister so viele zweideutige Äußerungen los? Warum verhandelt er mit Russland über die dazwischen liegenden Länder hinweg?
– …
Es steht einem großen starken reichen Land immer gut zu Gesicht, demütig zu sein. Wir sollten es nicht nötig haben, dem Underdog seine Position in der Welt dauernd unter die Nase zu reiben. Das führt nur zu den von Ihnen beschriebenen Kompensationsreflexen.
Und wenn der Große dann mal wirkliche Fehler macht, wie Deutschland gerade in seiner Außen- und Sicherheitspolitik, dann rotten sich all die gedemütigten Underdogs zusammen und prügeln los …
Eine stabile Sicherheitsarchitektur sieht anders aus.
Die Ukrainer wahren auf unsere Seite
Die wollten nie zu Russland gehören , darum hat man ja die Russen angesiedelt um das Land in Griff zu behandeln
vielleicht wäre Ukraine und Polen zeit eine Wiedervereinigung
Nur dann sollte die Nato vor allem wir nicht B… Schwetzen sondern auch Handeln können , nur das wollen wir gar nicht
Wir sollten Endlich mal wissen was wir wollen und wie wir dafür überhaupt bereit sind dazu zu stehen
Nun ja, Großpolen ist Geschichte – gibt es nur noch als Woiwodschaft.
@Alarich/Freiherr von Stein
Man kann den Deutschen nicht trauen? Die tatsächlichen historischen Fakten liegen dann doch etwas anders als Guido Knopp sie zu interpretieren weiß. Polen war auch nicht ganz das arme einsame Schaf auf der Weide, welches vom bösen deutschen/russischen Wolf hinterrücks gemeuchelt wurde. Großpolen reicht ja bekanntlich bis zur Elbe.
Desweiteren sehe ich eigentlich nur wenig deutsche Ansätze für eine eigenständige Außenpolitik. Man hängt sich bedingungslos an die VSA. Daher erstaunt mich immer wieder diese seltsame Erwartungshaltung an Deutschland. Als ob wir fähig wären, uns zu emazipieren.
Thomas Melber | 22. Januar 2015 – 19:15
Dachte man das nicht bis in den 80er auch über Deutschland ???
@Stefan Büttner
„Gemeint hier eine der ‘Ukrainischen Fronten’ der Roten Armee, evt. die sog. ‘Erste’.
Möglicherweise nur schlecht übersetzt.“
Nein, durchaus so gemeint. „Ukrainische Soldaten haben das Tor aufgemacht …“
In a radio interview Wednesday, Polish Foreign Minister Grzegorz Schetyna was challenged over what the journalist called the „pettiness“ of not inviting Putin, given that he is the inheritor of the Soviet Union and that the Red Army freed Auschwitz.
Schetyna replied that „maybe it’s better to say … that the First Ukrainian Front and Ukrainians liberated (Auschwitz), because Ukrainian soldiers were there, on that January day, and they opened the gates of the camp and they liberated the camp.“
http://news.yahoo.com/russia-accuses-poles-mockery-history-over-auschwitz-161257850.html
Zusammen mit dem Patzern von „Yats“ neulich muss man sich schon fragen was diese Menschen für ein schräges Weltbild haben das die so einen Unsinn verbreiten.
Das ist nun schon etwas länger her. Ansonsten könnte man die UKR auch aufteilen: unter RUS, POL und AUT. Und DEU war ja auch schon zwei Mal „Schutzmacht“ (Ironie OFF).
Das mit Auschwitz ist halt so typisch kreative Geschichtsschreibung a la Osteuropa.
Da dient Geschichte eben zu politischen Zwecken (tut sie hier auch, aber nur im Negativen ;))
OT: Bevor es im Bällebad verschwindet, ist ja inzwischen schon auf der zweiten Seite verschwunden:
Die Bundeswehr hat jetzt ein „Betriebliches Gesundheitsmanagement“:
Also keine Kameraden mehr, sondern Kollegen. Kein Dienst, sondern Schaffen.
Keine Kaserne mehr, sondern einen Betrieb.
@T.W.: Dafür einen Eintrag bei Ihnen im Blog und die Kommentare werden explodieren…
http://www.streitkraeftebasis.de/portal/a/streitkraeftebasis/!ut/p/c5/04_SB8K8xLLM9MSSzPy8xBz9CP0os3gnC58QHyNLIyMXDxdzA0dH7xBjpxAjYwNTU_1woIpIs3gDHMDRgID-4JRU_Uj9KHOcanyM9EP0I530_Tzyc1P1C3LdLPzSHBUBnlLHHQ!!/dl3/d3/L2dBISEvZ0FBIS9nQSEh/
http://www.bmvg.de/portal/a/bmvg/!ut/p/c4/NYvBCsIwEET_aDcRD-rNUgSvFmzjLW1DWGmSst3Uix9vcnAG3mEegy8sjXYnb4VStAsOaCa6jB8Yw-7hnTKXFQJF2sQx5YB9_cwOphSdVIqLQoWerSSGNbEs1WTmYoBmNEq3jdLqH_09d8PNPE_HQ3tvHriGcP0Bz-VeXA!!/
@chickenhawk
Ich bin damit offiziell älteres Semester und kenne mich etwas in Geschichte aus.
Die Ukraine war mal Teil des Commonwealth.
@csThor
Bei dem was vor Polens Haustür passiert,würde ich mich darauf so konzentrieren wie es nur geht
Ironischerweise kämpften die meisten ukrainischen Kosakenführer wie Chmelnitzky gegen die Polen/Litauer
Der einzige klassische Hetman, der wirklich antirussisch war, war Mazepa, und das hatte mehr politische als nationale Gründe. Er wollte sich eben dem Absolutismus Peters nicht unterordnen.
Der Begriff „geschichtsbewusst“ trifft es schon ganz gut. Vielmehr aber noch wird in Polen eben vieles an Alltagspolitik noch (überproportional häufig) aus der Geschichte hergeleitet. Der Verweis auf Auschwitz und den zweiten Weltkrieg ist, denke ich persönlich, oft noch ein Generationenproblem. Hinzu kam, dass die Sowjetunion im Bildungssystem des kommunistischen Polen nicht kritisiert werden durfte. Also bleibt bei älteren Generationen eine Art antideutsche Indoktrination.
Die Angst vor Russland ist allerdings real in der Bevölkerung vorhanden und keineswegs irgendwelchen Großmachtphantasien geschuldet. So ist es zumindest jedes Mal, wenn ich mich noch mit Familienmitgliedern von dort unterhalte. Ob es sich nun um ein Meisterstück nordamerikanischer Diplomatie handelt oder die Polen schlicht von den USA noch nie besetzt/verraten/überfallen/beinahe vernichtet wurden lasse ich dabei dahingestellt.
Zum Thema Teilnahme: Die Polen liegen mit 1.95% des BIP (ca. 32 Mrd. PLN) an Verteidigungsausgaben knapp unter der NATO Vorgabe, unterhalten aber 120.000 Soldatinnen und Soldaten davon. So hat man zum Zeitpunkt von Unified Protector etwa 2.500 Soldaten in der Provinz Ghazni (Afghanistan) stehen gehabt. Abgesehen davon waren polnische Soldaten im Irak, wo sich kein Deutscher hat blicken lassen (überspitzt formuliert). Der Blutzoll Polens für die westliche Gemeinschaft war also durchaus real. Momentan nimmt das Land an Einsätzen in Afghanistan (RS), Kosovo (KFOR), Bosnien und Herzegowina (EUFOR/MTT), der Zentralafrikanischen Republik (EUFOR/RCA) sowie dem erweiterten Air Policing im Baltikum teil. An sich ein angemessener Beitrag bei weniger als einem Viertel vom deutschen Budget.
Persönlich halte ich die EU-Position im Ukraine Konflikt für sehr erwachsen. Man war sich in der Masse einig, ist nicht eingeknickt und hat auch vermieden irgendwelche provokativen Großübungen abzuhalten. Gleichzeitig wurden den durchaus legitimen Sicherheitsinteressen Polens und der baltischen Staaten Rechnug getragen, indem man von einer auf vier QRAs gegangen ist. Abschließend wurden Sanktionen beschlossen, die graduell griffen. Im Grunde also alles sehr berechenbar.
Und jetzt bitte Feuer frei für:
#provokative NATO Osterweiterung in die „natürliche“ Machtsphäre Russlands,
#für Deutschland wirtschaftsschädigende Sanktionen,
#Schwäche gegenüber dem Russen gezeigt,
#Amerikahörige Deutsche Außenpolitik (und damit verbundene Schwachsinnsthesen, wonach wir gar kein souveräner Staat seien),
#Ölverschwörungstheorien,
#Gas- und Pipelineverschwörungen,
#alt-Österreich-Ungarische Sphäre versus „natürlichen“ russischen Kulturraum,
#faschistische Kräfte in Kiev,
#Amerikanische Söldner in der Ukraine,
#Washington-zentrische Verschwörungstheorien z.B. (Natalie/Natalja Jaresko)
#“des hätts beim Genscher ned gegebbe“.
Angenehmen Abend noch.
@ChairForce
Generationenproblem? Polnische (Stabs-) Offiziere denken da beinahe genauso.
ChairForce | 22. Januar 2015 – 21:03
Polen Plant dieses und Nächstes Jahr das 2 % zu erreichen
in Deutschland hat man geredet und damit Abegagt wen man 2 % erreicht wollte müßte man jetzt Bestellen das Gerät hat ein Vorlaufzeit 2-5 Jahre
@Chair Force
Ein toller Post bis zu dem passiv-aggressiven Teil am Ende
@klabautermann | 22. Januar 2015 – 16:07
Ich möchte es mal ganz platt ausdrücken:
Polen geriert sich immer mehr als Kettenhund der USA.
Uns Europäer muß diese Frontenbildung doch zunehmend irrational erscheinen.
Denn es ist ein gefährliches Spiel, das die USA, Polen und die Ukraine dort betreiben.
Das darf man auch feststellen, ohne gleich in den Verdacht zu geraten, ein Putin-Sympathisant zu sein.
Der frustierende Zustand der Bw ist zwar evident, für die Urasachen dieses Konfliktes ist er aber irrelevant.
Gustav Struve | 22. Januar 2015 – 21:36
Polen muss sich an der USA halten
weil von Deutschland haben die nicht s zu erwarten nur die USA kann Polen schützen das ist der Punkt
Ukraine ist wieder was andere die rev wurde von der USA Finanziert und kann nur mit der USA überleben
die bundesregierung muss sich doch nicht wundern, dass die Polen angesichts der perzipierten Bedrohung durch den Iwan (real oder nicht ist hier nebensächlich) nach einem sicherheitsgaranten Ausschau halten. Da Deutschland dazu psychisch zu instabil ist nimmt man eben die USA.
Das die dann offshore balancing nach den eigenen und nicht nahc den deutschen/europäischen Prämissen betreiben kann eigentlich nur die wundern die auch nur bei der nennung von Geopolitk/strategie dermatologische Probleme bekommen.
Also fast alle Akteure in D und EU. vom akademischen sektor ganz zu schweigen (gibts eigentlich auch nur einen strategic studies studiengang oder ist das schon zu „bellizistisch“?)
nur so konnte ein autistische technokratenveranstaltung wie die ostpartnerschaft mit Ukraine ohne plan für die absehbare russische reaktion überhaupt zustande kommen
nature abhors a vacuum. wenn Deutschland seine Hegemonenrolle, die dann ja auch adäquat auf russische befindlichkeiten rücksicht nehmen könnte, nicht ausfüllt die ihr kraft ökonomisch/geographisch/demographischer realitäten zufällt dann macht es eben wer anders.
@wacaffe | 22. Januar 2015 – 22:20
Ich widerspreche Ihnen ja ungern, aber bekanntlich ist die Hinwendung Polens zu den USA bereits deutlich älter als der neue OST-West-Dualismus. Man erinnere sich nur an die Koalition der Willigen, an Polens Waffendeals und natürlich auch an die Zusammenarbeit mit US-Diensten.
Eher muß man sich fragen, ob Polens Russland-Befindlichkeiten nicht auch eben wegen dieser USA-Hinwendung so ausgeprägt sind.
Die Beziehungen Deutschland – Polen waren in der Geschichte noch selten so gut wie heute . Eine Umfrage vom April 2013 der Markt- und Sozialforschungsinstitute HOMO-HOMINI (Polen) und INSA-CONSULERE (Deutschland):
Die Polen lieben Merkel mehr als die Deutschen: Nicht nur 55 Prozent der Deutschen schenken Merkel eher großes oder sogar sehr großes Vertrauen, sondern auch 60 Prozent der Polen.
Deutschland und Polen können nur gemeinsam den imperialen Gelüsten Putins , der eine gewaltsame Neuordnung der Grenzen in Europa durchführt , etwas entgegensetzen.
„Abgesehen davon waren polnische Soldaten im Irak, wo sich kein Deutscher hat blicken lassen (überspitzt formuliert). “
Weil sie nicht den Schneid hatten, den Amis zu sagen was das für eine üble Aktion war, überspitzt gesagt. Dagegen ist das was Putin da so treibt Kindergarten. Hier wird ein Bedrohungsscenario herbei geredet, warum auch immer.
Polen hat das Märchen vom Ende der Geschichte nie geglaubt.
Dort hat man sehr genau beobachtet, daß die Leute, auf denen der Kommunismus aufbaute und die den Putschversuch gegen Gorbatschow organisiert haben, anschließend nicht einfach verschwunden sind, sondern sich einer knallharten Mischung aus orthodox-christlichem Fanatismus und großrussischem Nationalismus zugewandt haben.
Man hat in Polen beobachtet, wie diese Leute an der gesamten russischen Peripherie Kriege angezettelt haben und auch bei den Jugoslawienkriegen aktiv wurden.
Und die Polen haben mit Entsetzen gesehen, wie mit Putin diese Leute an die Macht gekommen sind.
Die Polen haben die gesamte Zeit über vor der Entwicklung gewarnt, die sich jetzt auch in Deutschland nicht mehr ohne Gesichtsverlust leugnen läßt.
Wir lagen falsch. Die Polen hatten die ganze Zeit über recht.
Sie jetzt als Kettenhunde zu diffamieren, erinnert mich ein wenig an die Wut der Sitzenbleiber in der Schule. Selber nie etwas richtig gehabt, also müssen die Streber verächtlich gemacht werden.
@ g. struve
das widerspricht sich ja nicht.
die gegenwärtige krise hat die transatlantiker in polen zusätzlich gestärkt und bereits bestehende befürchtungen bezüglich der deutschen zuverlässigkeit zumindest nicht zerstreut.
wie Hohenstaufen richtig schreibt sind die beziehhungen zu polen eigentlich hervorragend.
mit ein paar placebo manövern/rüstungsgescgäften ließen sich die polen vermutlich auch wieder beruhigen. dazu muss man sich in berlin aber mal aus dem Ohrensessel erheben
Ich begrüße ja die engagierte Diskussion.
Aber manche sind in der wortwahl… nun, etwas überschäumend. Wäre schön, wenn das in zivilisierten Bahnen bleiben könnte.
@Gustav Struve
Ist es nicht noch gefährlicher und dazu noch dumme Pflichtvergessenheit , das Spiel nicht möglichst gut mitzuspielen?
@califax | 22. Januar 2015 – 22:43
Nicht, daß ich falsch verstanden werde: Mit „Kettenhund“ meinte ich weder die Polen im Einzelnen noch als Nation. Ich kenne die polnische Geschichte sehr wohl (auch daß das „Abendland“ den Polen einiges zu verdanken hat). Nichtsdestotrotz halte ich diese Umschreibung für die Rolle, welche die polnische Aussenpolitik für die USA spielt, für angebracht.
Die deutsch-polnische Aussöhnung ist bereits weit gekommen; abgeschlossen ist sie jedoch noch längst nicht. Die polnisch-russische Aussöhnung aber hat noch nicht einmal begonnen. Das Europa von heute hat die Geister des WWII und der Weltenteilung immer noch nicht abgeschüttelt. Im Gegenteil, sie werden wieder angerufen.
@ g.struve
in polen hat man eben nicht vergessen das der „überfall auf polen“ keine one man show war. wird ja auch hierzulande immer gern unterschlagen.
die agression und damit wk2 ging eben von zwei despoten aus.
@wacaffe (22:20) Bei aller sonstigen Zustimmung zuckt es bei „Hegemon“ und „Garantiemacht“ ganz heftig: Ist das nicht ein wenig übertrieben und gewissermaßen das spiegelbildliche Extrem zu unserer offiziellen Politik? Liege ich nach Ansicht der hier versammelten Strategieexperten völlig falsch mit den Vermutungen, dass . . .
. . . die Rollen „Hegemon“ und/oder „Garantiemacht“ wenigstens ein klein wenig Besitz an Atomwaffen voraussetzen würde?
. . . dies für D nun gar nicht infrage kommt.
. . . es völlig ausreichen würde, wenn sich D als zuverlässiger (also konventionell anständig und den Zusagen entsprechend ausgerüsteter, handlungsfähiger und handlungswilliger) Verbündeter präsentieren würde?
Das sind KEINE rhetorischen Fragen, aber m.E. wichtig, um die Positionen zu klären.