NH90: Bericht des Ministeriums zu ‚angeblichen technischen Störungen‘
Die hier versammelte Drehflügler-Gemeinde interessiert das natürlich brennend: Das Verteidigungsministerium hat dem Verteidigungsausschuss des Bundestages den angeforderten Bericht zu angeblichen technischen Störungen beim Transporthubschrauber NH90 zugesandt. Das Schreiben des Parlamentarischen Staatssekretärs Markus Grübel vom (gestrigen) Montag ging heute im Ausschuss ein. Der Inhalt ist für die Kenner nicht wirklich überraschend; die meisten Details sind hier schon sehr ausführlich besprochen worden. Einschließlich der Aussage (an der das Ministerium festhält), dass die Probleme mit dem Overhead Control Panel bei der Havarie in Uzbekistan im vergangenen Jahr ein Einzelfall waren.
Angesichts des großen Interesses, das ich vermute, und da das Schreiben keinen Einstufungsvermerk trägt:
Zur besseren Lesbarkeit auch noch als (noch nicht optimierte und deshalb zu große) Datei: NH90_BMVg_20150126
Zur Panorama-Sendung:
– schleppi, well done
– Hr Bartels tut jetzt so, als sei das alles Neuland. Als Mitglied des Vtg-Aussch und Kieler BTA wusste er um die Probleme lange und haette das BMVg und BMV veranlassen koennen diese anzugehen.
Mir scheint jedoch dass die gesamte Bw-Planung der letzten 10 Jahre und ueber vier BMVtg von der Richtlinienkompetenz der Fr Merkel herzuleiten ist, die, aus welchen Gruenden auch immer, ignorieren und, fuer die Oeffentlichkeit, nur das Allernotwendigste zu investieren als Handlungsmaxime ausgegeben hat.
Das Problem ist weniger die Frau Merkel, sondern zuständige Fachminister, die sich bei ihrer Aufgabe nicht durchsetzen. Gemäß ICAO ist die Luftrettung nach einem Flugzeugabsturz eine nationale Aufgabe. Wer mit der Durchführung dieser Aufgabe von der Regierung vom zuständigen Verkehsministerium beauftragt wird, ist zunächst mal zweitrangig. Wichtig ist, dass diese Aufgabe effektiv wahrgenommen werden kann.
Wenn die Bw wegen mangelnder Hubschrauber diese Aufgabe nicht mehr stemmen kann, dann eben die Bundespolizei oder ein ziviler Unternehmer.
Der Angriffspunkt ist jetzt, das sich die Fachminister aus Staatsräson gegenüber Deutschland und der deutschen Hubschrauberindustrie nicht durchgesetzt haben.
@ Seaking hat heute berichtet, Norwegen hat von Augusta Westland die Seaking nachbauen lassen, man hätte auch marktverfügbare Hubschrauber kaufen können, hat man aber nicht.
Wehe dem es passiert so ein Fährunglück wie Neujahr in Italien, bei stürmischen Wetter usw und es würden 50 Personen mangels Rettungskapazität getöten werden.
Innerhalb von einem Monat wären als Sofortmaßnahmen 200 Mio Euro zum Kauf von 10 Hubschrauber eingestellt. Leider muss bei uns erst immer ein Unglück geschehen, damit die Politiker handeln.
@ Georg 19:01
Es geht mir nicht nur um die SAR Komponente, sondern um das gesamte desaster Bw der letzten 10 Jahre… Und das hat eine Kontinuitaet unter Fr. Merkel..
Auch sehr interessant ….
http://www.neues-deutschland.de/artikel/959824.nh90-ist-offenbar-sicherheitsrisiko.html
Scheint sich unter den Journalisten langsam rumzusprechen …
Nochmal am Rande …
Wenn die Industrie ein halbautomatisches softwaregestütztes System zur Ventilation integrieren will bei den Triebwerken ab 2016 … Dann heißt das für mich
a) der Pilot kann schneller starten wenn er wil durch Wegfall Ventilation
b) man traut den Piloten die Durchführung der Ventilation nicht zu
c) warum soll ich manuell überbrücken können bei der Ventilation mit dem Risiko das einem gerade DANN, wenn man schnell weg mußte, das Triebwerk kurz darauf potentiell um die Ohren fliegen könnte ????
Das muß mir jetzt aber bitte wirklich mal jemand erklären ;-)
Könnte mir dann auch jemand erklären, was genau die Software anders können soll als die Besatzung/Techniker (außer vll noch das OHCP zusätzlich belasten)? Würde sich das Twk selbstständig belüften ohne das jemand dabei sein müsste?
So ganz ist mir auch nicht klar, was die Software 2016 soll, wenn dann laut Turbomecca die neue Kompressorsektion fertig sein soll.
re: Flip
Man nennt das glaube ich „Umgehungslösung“!- D.h., man kann die Ursache des Problems selbst nicht lösen (zu teuer, konstruktionsbedingter Mangel …) und schafft eine Lösung von der man ausgeht, dass diese die Ursachencharakteristik verhindern soll!
Außerhalb von Rüstungsprojekten bittet man den Lieferanten für einen solchen „Lösungsansatz regelmäßig richtig zur Kasse“ oder besteht auf „Beseitigung des Mangels von der Ursache her“!
Aber hier begnügt man sich ja lieber – im Sinne des Lieferanten – mit einer nicht akzeptablen (aber für den Lieferanten vermutlich „billgen“) „Umgehungslösung“ …
@FvS 09:49
Ihre Beschreibung des Ist-Zustandes enthält eine wunderbare Sammlung von Vorurteilen die immer wieder genommen werden, um den schwarzen Peter der Industrie zuzuschreiben. Wirklich toll, aber sehr weit entfernt von der Realitiät. Keines der mir bekannten Unternehmen benimmt sich so wie Sie es darzustellen versuchen.
Da Sie K130 (nicht F130) erwähnt haben, machen Sie sich mal die Mühe und suchen nach entsprechenden Threads mit Marineinhalten in denen @klabautermann andere und ich so einige Sachen ausgeführt haben. Sie können auch nach AUV suchen. Oder ab und zu mal @Memoria oder @K.B. zuhören Nicht alle Schuld liegt bei der Industrie, da haben viele Dreck am Stecken. Und auch im BAAIN BW gibt es solche und solche. Und auch die Truppe ist an vielen Sachen nicht unschuldig. Ich kenne auf allen Seiten entsprechende Vertreter, gut wie schlecht.
Zum gewünschten Soll-Zustand. Schön den Idealzustand von den amerikanischen angestrebten Vorgehensweisen der letzten Jahre abgeschrieben. Nur dort ist auch schon lange nicht mehr alles Gold was glänzt. Ich erwähne jetzt mal nur LCS und die neueste Entscheidung zum Small Surface Combatant. Und auch Prototypen müssen dort eingepreist werden. Die baut ihnen keiner aus nur einfach so. Das geht nicht kostenneutral. Und bei diesen Stückzahlen, Bsp Schiffbau, kostet so ein Prototyp bei uns bald mehr als das erste Schiff/Boot einer Serie. Und Prototypen bedürfen dann einer Entscheidung. Oh, ich höre schon wieder die nicht getroffene Entscheidung der LCS heranrauschen…Aber dies nur am Rande.
Sie unterschätzen aber den Aufwand und den intellektuellen Ansatz für das Definieren von funktionalen Fähigkeiten und dem Verständnis auf allen Seiten was funktionale Fähigkeiten für Folgen für technische Lösungen haben können. Und da ist für mich ein weiterer Ansatzpunkt, neben dem was @Georg und @klabautermann @SEAKING festgehalten haben.
@NMWC:
Danke für die Klarstellung.
Mit Blick auf den Zustand der Bundeswehr fiel mir gerade eine Aussage von Richard von Weizsächer zum Ende seiner Amtszeit ein:
„Ich möchte […] an das Wort von Hans Peter Schwarz erinnern, der über den Weg von der Machtversessenheit zur Machtvergessenheit in Deutschland gesprochen hat. Nach meiner Überzeugung ist unser Parteienstaat von beidem zugleich geprägt, nämlich machtversessen auf den Wahlsieg und machtvergessen bei der Wahrnehmung der inhaltlichen und konzeptionellen politischen Führungsaufgabe.“
Richard von Weizsäcker im Gespräch mit Gunter Hofmann und Werner A. Perger, DIE ZEIT, 19.6.1992 Nr. 26, Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 1992, S. 164
Das ist kein Politiker-Bashing, aber wenn man mal versucht den Wald vor lauter Bäumen sehen will, dann liegt hier doch das Kernproblem.
Egal ob bei Rüstung, Einsatzbereitschaft, Attraktivität, Neuausrichtung, Stationierung oder sonstwas.
VdL scheint der Prototyp dieser Entwicklung zu sein.
Das es so geworden ist, ist aber nicht nur die Schuld „der Politik“. Wir alle tragen als Staatsbürger – wenn auch verschieden verteilt – Mitverantwortung daran.
@audio001
Das heist, eine Umgehungslösung hat das Ziel die eigentliche richtige Lösung nicht mehr ins Ziel zu bringen, weil dem Kunden die Umgehungslösung attraktiver erscheint und damit die richtige Lösung als nicht mehr notwendig erachtet?
Gerissenes Konzept, man macht was der Kunde gesagt hat.