Erster deutscher A400M: Keine große Liebe zwischen Ministerium und Industrie
Der erste deutsche A400M, das neue Transportflugzeug der Bundeswehr, ist am (heutigen) Freitagnachmittag beim Luftttransportgeschwader 62 in Wunstorf gelandet. (Fotos davon sowie das Statement der anwesenden Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen wird’s dann wohl später am Nachmittag geben.)
Noch ehe die Maschine gelandet war, schrieben sich das Verteidigungsministerium und der Hersteller, die Airbus-Tochter Airbus Defense&Space, über die Öffentlichkeit nette Weihnachtsbriefe…
Die Mitteilung des Ministeriums vom Donnerstag
Das Ministerium kann bestätigen, dass der erste A400M mit dreijähriger Verspätung heute in Sevilla übergeben worden ist.
Für die Bundeswehr ist entscheidend, den A400M in Deutschland zur Verfügung zu haben.
Mit der Überführung, die voraussichtlich am morgigen Freitag stattfinden wird, kann die notwendige Ausbildung der Besatzungen beginnen.
Es müssen aber noch viele weitere Schritte folgen.
So ist wichtig, dass die Industrie ihre Zusagen und Zeitpläne einhält, etwa
· für zahlreiche noch ausstehende Nachbesserungsarbeiten,
· für die Fähigkeit, Personen und Lasten aus der Luft abzusetzen,
· aber auch für die termingerechte Lieferung der geschützten Version Anfang 2016.
konterte Airbus D&S am Freitag mit der Mitteilung:
Gegenüber der ursprünglichen Planung von 2003 ist vertragsrechtlich der Hinweis einer dreijährigen Verspätung bei der Auslieferung des ersten deutschen A400M nicht zutreffend. Nach dem geltenden Vertrag haben wir die Maschine mit einer Verspätung von 18 Tagen ausgeliefert. Denn auch Deutschland hat 2011 das contract amendment No. 38 unterschrieben. Danach war die Maschine bis 30.11.14 auszuliefern. Ob man 18 Tage als Verspätung oder noch als ziemlich pünktlich bewertet, liegt im Auge des Betrachters.
Das geht ja gut los.. Schauen wir mal, wie’s weitergeht.
Nachtrag: Das Statement der Ministerin nach der Ankunft der Maschine in Wunstorf, von der Ministeriums-Webseite mal
(Fotos: Landung des ersten deutschen A400M in Wunstorf – Bundeswehr/Döpke)
Tolle Sache. Erst 2011 die Abnehmernationen erpressen und dann so etwas.
Wer macht denn eigentlich mal VDL klar, daß wir mit 40 A 400 M nicht weit kommen werden(und nur einem Lufttransportgeschwader)? Gerade, da Deutschland sich ständig um Kampfeinsätze drückt, ist doch eine der wenigen Alternativen eben Lufttransport anzubieten. Aber mit nur 40 Manschinen werden wir nicht weit kommen.
Stattdessen sollte man alle 53 Manschinen behalten und ein zweites Lufttransportgeschwader bestehen lassen. Denn der Weiterverkauf von 13 Maschinen von den bestellten 53 wird doch höchstens mit hohen Preisabschlägen funktionieren und damit auf Kosten des Steuerzahlers erfolgen! Wenn die BW-Führung klug wäre, dann würde diese eher noch ein paar Maschinen als Tankflugzeuge bestellen, da es ja sehr mau mit der deutschen Luftbetankung aussieht.
Auf der BW Hompage wird weiter nur von 40 Maschinen und nur einem Lufttransportgeschwader gefaselt! Auch auf Grund der Ukraine-Krise sind 40 Maschinen doch viel zu wenig! Wie sollen die Eingreifstruppen ins Baltikum kommen, wenn nicht durch Lufttransport. Und wenn ich für einen Puma mit Schutzausrüstung 2 Flugzeuge schon brauche, bei 44 Puma pro Bataillon also 88 Flüge nur für die Panzer brauche, um die Schützenpanzer eines Panzergrenadierbataillons einzufliegen, dann sind 53 Maschinen noch viel zu wenige!
Statt zu streiten sollten man die erste neue Maschine feiern und diejenigen rausschmeißen aus dem Ministerium, die schuld daran sind, das Deutschland erst die neunte Maschine, statt die erste oder zweite bekommen hat!
Closius, so lange die Bundeswehr eine Arbeitgeberin bleibt, wird das alles reichen. Welches Personal soll das ganze Gerät denn bewegen?
Die gegensätzlichen Positionen zwischen Industrie und Bundeswehr bei dem Flieger kamen übrigens schon vor Jahren immer wieder mal zum Ausdruck. Ich erinnere mich noch gut an eine von Günter Noltings Mindener Veranstaltungen, bei der mal das erquickliche Thema Puma-Transport im A400M angesprochen wurde. Damals sagte der EADS-Vertreter trocken: Der Kunde kriegt das, was er bestellt hat.
JPW
Wie wäre es eigentlich, wenn sich die Bundeswehr mal nach einem neuen Haus- und Hoflieferanten für Luftfahrzeuge umsehen würde? Oder den Vorhandenen auf Vordermann bringen und sich als Kunden wieder zum Chef im Ring machen …
Zudem sollte man dieses „One Plane Fits All“-Paradigma mal über Bord werfen. Mit einem ernst gemeinten EATC könnte man doch als zukünftige Flotte über eine Mischung aus Airbus A330, C295, A400M und Boeing C17 nachdenken und planen. Aber nein, jeder pröddelt weiter vor sich hin.
Dieser Umgang miteinander ist schon seltsam. In die Öffentlichkeit gehört so ein Ton unter Vertragspartnern eher nicht. Es sei denn, man gewichtet die Sorgen um die eigene gesellschaftliche Reputation höher als die – auch zukünftige – sachliche Zusammenarbeit zu beidseitigem Nutzen. Wichtiger wäre eine klare und harte Auseinandersetzung am Verhandlungstisch von Beginn an.
@ Closius
Ob 40 reichen oder nicht, das ist noch völlig offen. Dazu müssten erst mal die generellen verteidigungspolitischen Lehren aus der in diesem Jahr wesentlich geänderten Lage gezogen werden, und zwar im Einklang mit den Planungen unserer Partner. Das lässt sich mit einer schlanken Forderung aus dem Handgelenk kaum leisten.
@ Freiherr vom Stein
Vergessen Sie bitte nicht die Logistik und ihre Kosten.
„Ob 40 reichen oder nicht, das ist noch völlig offen.“
Na klar weiß man das nicht. Dazu bräuchte man zum einen sowas wie eine realistische Bedarfsermittlung und dann noch ein Konzept für den Lufttransport. Letzteres hat sich seit den 80ern nicht mehr weiterentwickelt. Deswegen auch die Monoflotte aus A400m.
Freiherr vom Stein
Zudem sollte man dieses „One Plane Fits All“-Paradigma mal über Bord werfen. Mit einem ernst gemeinten EATC könnte man doch als zukünftige Flotte über eine Mischung aus Airbus A330, C295, A400M und Boeing C17 nachdenken und planen. Aber nein, jeder pröddelt weiter vor sich hin.
verstehe ich nicht, haben wir doch
Da herrscht Eiszeit – in der professionellen Geschäftswelt ist dieser Ton quasi die höchste Stufe des gegenseitigen Misstrauens. Aber vielleicht hat die Sache auch etwas Gutes. Alle Parteien haben sich eine blutige Nase geholt und sollten jetzt aus den Fehlern lernen.
Die Zukunft von Airbus sehe ich nicht unbedingt im Rüstungsbereich (einfach nicht die richtige Mentalität und Struktur).
Auf Seite der BW wird man hoffentlich in Zukunft sehr vorsichtig bei multinationalen Projekten sein und den Schwerpunkt eher auf Kompetenz und Kontrolle legen.
Die Politik sollte endlich einsehen, dass man mit viel Geld noch keine funktionierende Industrie erschaffen kann – know how wächst eben nicht auf Bäumen.
@ KeLaBe | 19. Dezember 2014 – 15:56
Richtiges Argument, das sich durch eine multinationale Lösung relativiert, weil dann die Stückzahlen passen und dann eben „Spezialisten“ bei den Flugmustern der eierlegenden Woll-Milch-Fett-Sau überlegen sind. Das würde natürlich voraussetzen, dass es den einen EATC-A400M in wenigen Varianten gibt und keine nationalen Extrawürste.
Ich halte den Gedanken einer europäischen Armee weitgehend für eine gefährliche Illusion. Beim Thema taktischer und strategischer Lufttransport sehe ich eine der wenigen Ausnahmen, bei der eine europäische Lösung funktionieren könnte und aufgrund des hier durchschlagenden Größendegressionseffektes auch sinnvoll sein könnte.
@ Zimdarsen | 19. Dezember 2014 – 16:26
Gegenwärtig haben wir eine „Unterstellung“ der nationalen Flugzeuge, keinen gemeinsamen Betrieb, Beschaffung etc.
Aktuelles hier erwähntes Beispiel: Die Bundeswehr schließt einen Wartungsvertrag für den A400M national. Nicht mal da haben sich mehr als zwei Länder mal zusammen getan …
Die Airbusantwort ist das privatwirtschaftliche Äquivalent eines Götz von Berlichingen. Geschäftspartner und Kunden korrigiert man nicht, schon gar nicht öffentlich. Höchstens bedauert man mal Mißverständnisse und Probleme und hofft eine vertrauensvolle Zusammenarbeit im persönlichen Treffen.
Aber das hier ist schon ziemlich angepißt. Und das soll der Leser auch verstehen.
„Auf Seite der BW wird man hoffentlich in Zukunft sehr vorsichtig bei multinationalen Projekten sein und den Schwerpunkt eher auf Kompetenz und Kontrolle legen.“
Genau das wird nicht passieren, denn BW und Politik halten diese multinationalen/europäischen Mega-Projekte für ein Allheilmittel.
@ Bang50 | 19. Dezember 2014 – 16:40
Könnte es sein, dass die BW ihre Hauptwaffensysteme zukünftig selbst bauen muss und dann eben versuchen müsste, möglichst viel Wertschöpfung von miteinander konkurrierenden Mittelständlern erledigen zu lassen? Wenn die Machtstellung/Monopolstellung in den Händen des Lieferanten liegt, hat die Bundeswehr verloren und es wir teuer und minderwertig.
Das System einer privatwirtschaftlichen Rüstungsindustrie scheint für ein Land wie Deutschland nur sehr begrenzt zu funktionieren.
„Und wenn ich für einen Puma mit Schutzausrüstung 2 Flugzeuge schon brauche, bei 44 Puma pro Bataillon also 88 Flüge nur für die Panzer brauche, um die Schützenpanzer eines Panzergrenadierbataillons einzufliegen, dann sind 53 Maschinen noch viel zu wenige! “
Die Schlussfolgerung lautet, dass der Lufttransport des Pumas mit dem A400m keinen Sinn macht und nicht, dass man noch mehr A400m braucht.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser öffentlichkeitswirksame Meinungsaustausch praktisch versehentlich gewählt wurde. Die spielen auf der Klaviatur der Öffentlichen Meinung sehr professionell. Und so hat Jeder das getan, was die Öffentlichkeit erwartet. Danach gibt’s dann Fingerfood und Champus.
Behaupte mal, ab 07.01.2015 kommt die Phase der großen Ernüchterung. Dann geht es nämlich mit den vielen großen und kleinen Nachbesserungsarbeiten und Mängelabstellungen nach der 2014er Hauruckaktion los und es werden dabei noch weitere Mängel gefunden. Bislang sollen es insgesamt deutlich mehr als 1.000 Mängel am A400M gewesen sein, welche das Bw-Prüfteam aufdeckte.
Das BMVg und auch Airbus wissen ganz genau was Sache ist und entsprechend sind auch die Statements. Was das ZDF und die anderen Medien bislang zur Übernahmeinspektion des A400M berichteten ist m.M.n. nur die Spitze eines riesigen Eisberges aus unvorherstellbarer Schlamperei samt Arroganz des Herstellers und „ministeriell befohlener Blauäugigkeit“ des Kunden Bundeswehr bzw. Luftwaffe!
Gerade das jüngste Statement von Airbus zum „O-Ton“ des BMVg deutet m.M.n. auf eine noch ganz üble und nicht von ungefähr kommende Schlammschlacht eines bislang nie dagewesenen Umfanges hin. Lassen wir uns also mal wieder überraschen und es wird alles wohl noch übler kommen, als viele der angeblichen Unkenrufer prophezeiten.
mit der auslieferung reiht sich ein weiteres ausrüstungsobjekt an…zum dem war heute zulesen, das die NH90 wohl vorraussichtlich ab mitte 2015 der flugbetrieb wohl komplett eingestellt wird, da man den desolaten zustand des technischen geräts nicht in den griff bekommt und sich die Lage nicht verbessere!!!
@xyz:
Im Gegenteil: Es war von Anfang an Unsinn einen Lufttransport des SPz Puma im A400M zu fordern. Man muss sich nur vom Gedanken einer Monoflotte lösen.
Zudem sieht die Beladungsplanung des A400M bis heute keinen SPz Puma vor.
Selbstblockade pur.
Die öffentliche Schlammschlacht zwischen dem BMVg und Airbus DS betrachte ich weiter mit Lebkuchen und einem breiten Lächeln.
Zwei Apparate die offenbar in ihrer jeweiligen Logik stecken.
Für mich spricht das Statement von Airbus entweder dafür, dass man sich
– seiner starken Position auch in zukünftigen Ausschreibungen bewusst ist oder
– eine weitere Zusammenarbeit gar nicht mehr anstrebt.
Ich tendiere zu Ersterem.
@ ari
Nein, ich will hier nicht A400 missbrauchen für NH90.
Ich darf Ihnen aber versichern, dass es NH90 Betreiber gibt, die mit ihren Systemem mehr als 5 FlgStd je HS und Jahr schaffen (DEU). Die ITA Marine liegt bei 13 und Australien bei fast 20.
Das führt zur Frage, was die „anderen“ anders machen. Man hat kein SASPF in der MatErhaltung, man hat genug Arbeitsplaner, man hat genug Ersatzteile, man hat genug Nachprüfer und man hat eine Technische Dokumentation (Stichwort Service Bulletins vis a vis Datenmodules in der Technischen Dokumentation). Führung kann verstanden werden als Beseitigen von Bottlenecks.
Vieles vom DEU Leiden ist selbstgemacht. Es wird auch nicht besser damit, dass jeden zweiten Monat ein System ausgeliefert wird.
Was heißt das für A400M und generell? Es ist die Logistik!
Doch genau hier legen Lw, Heer und Bw insgesamt die Axt an.
Es tut weh. Keine Task Force, keine Stsin und keine Ministerin sehen das so offensichtliche.
@Schraubendrehn:
Danke, sehr treffend.
Die Task Forces scheinen nur noch dafür da zu sein um zu erzählen, dass man die Probleme – angeblich – nicht schnell lösen kann.
Wie in jeder Großorganisation ist es ein Führungsproblem:
Problem erkennen, anerkennen und lösen.
Stattdessen berichtet man sich gegenseitig von der gegenseitigen Handlungsunfähigkeit.
Führung sollte Probleme nicht beschreiben, sondern überwinden.
@ FvS – Das ist in der Tat eine interessante Frage, welche ich mir auch schon länger stelle. Ich versuche mal meine Gedanken dazu darzulegen:
In der aktuellen BWL ist know how ein zentrales Element: Um eine Geschäftsidee zu entwickeln und umzusetzen braucht man know how. Dieses muss man entweder zukaufen (wenn es einen Markt und ein Angebot dafür gibt) oder mühsam selbst schaffen (kostet wahnsinnig viel Geld, ist ein hohes Risiko und bedarf aktiver Steuerung durch die Unternehmensführung).
Für das Militär ist know how noch weitaus wichtiger – schließlich ist die Technik sehr anspruchsvoll (gerade bei den fliegenden Systemen). Der zentrale Punkt ist jedoch, für militärisches know how gibt es keinen echten Markt. Somit hat die Industrie auch kein wirkliches Interesse, eine solch kostenträchtige Kompetenz aufzubauen. Ein Unternehmer würde nur einsteigen, wenn der Staat die finanziellen Risiken des Kompetenzaufbaus übernimmt. Daher hat man ja auch Verträge, welche fast sämtliche Risiken beim Vertragsgeber belassen.
Ein bisschen besser verhandeln (wie von KPMG vorgeschlagen) wird deshalb auch nichts daran grundlegend ändern können – ein Unternehmer der bei Verstand ist, wird einen Vertrag mit eigener Risikohaftung nicht unterzeichnen (deshalb jammert Major Tom ja so über den selbst verschuldeten A400M Festpreisvertrag) und sein Unternehmen somit in Gefahr bringen.
Ist die Kompetenz dann auch mal tatsächlich vorhanden, so muss der Staat ständig für Nachfrage sorgen um diese Kompetenz zu erhalten. Verloren ist sie schnell und der erneute Aufbau kostet dann wieder enorm viel Geld. In diesem Fall ist die deutsche Landsystemindustrie tatsächlich ein Novum. Sie hat sich zwar auch durch die großen Kampfpanzerprogramme des Kalten Krieges entwickelt, aber es wurde kein großer Konzern mit viel Geld aus dem Boden gestampft. Der Chef von Rheinmetall sagte erst kürzlich, dass bei Bestellung eines Leo 2 ca. 1000 Subunternehmen koordiniert werden müssen! Geht man mal diese Unternehmen durch, so findet man viele kleinere und mittelständische Unternehmen, die zuvor schon existierten und sich auf verwandte Bereiche spezialisiert hatten (z.B. MTU = Motoren, Renk = Getriebe usw…) – es existierte somit schon zuvor ein gewisses know how. Durch die rege inländische und ausländische Nachfrage konnte diese Kompetenz erhalten werden. Hier hat sich also eine Struktur gebildet, welche durch ihre Qualität auch international erfolgreich ist. Jedoch ist das auch nur wieder eine Seite der Wahrheit. Den auch die BW verfügt(e) über sehr hohe Kompetenz bei den Landsystemen und war/ist daher in der Lage, entsprechend kompetente Forderungen zu stellen und die Qualität fachkundig zu bewerten (WTD 41 war/ist hier ein weltweit einzigartiges Kompetenzzentrum).
Schaut man nun auf die Hubschrauber und Flugzeugprogramme, so muss man doch zu dem Schluss kommen, dass das know how für militärischen Hubschrauber und Flugzeugbau sowohl bei Hersteller als auch in der BW gering/nicht vorhanden war und ist. Daraus resultieren offensichtlich nun die Probleme.
Was ist nun zu tun? Ich denke, der militärische Kompetenzaufbau bei Hubschraubern und Flugzeugen ist gescheitert – sowohl Airbus als auch die BW werden noch auf Jahrzehnte Kopfschmerzen mit den aktuellen Programmen haben. Den Erhalt einer international nicht konkurrenzfähigen Branche kann keine Nation finanziell stemmen (da sind die in den Schlüsselfähigkeiten genannten Hubschrauber und Flugzeuge schlicht illusorisch). Jedoch wird die BW in diesem Bereich zwangsweise massiv an Kompetenz aufbauen müssen (schon alleine wegen den Problemen der aktuellen Programme und um nicht bei zukünftigen Beschaffungen von einem beliebigen Hersteller über Tisch gezogen zu werden).
Daher wäre ich für eine gezielte know how Steuerung innerhalb der BW. Es muss (aus zuvor genannten Gründen) Kompetenz innerhalb der Armee gehalten werden um die „Hungerstrecken“ zwischen den Generationen zu überbrücken und Hersteller, welche keine ausreichende Kompetenz mehr besitzen, damit zu versorgen. Auch eine gewisse Fertigungskompetenz innerhalb den Streitkräften würde dem Verständnis von Produktionsprozessen in der Industrie auf die Sprünge helfen.
Uff, ist das wieder lang geworden – ich bekomme wahrscheinlich gleich von T.W einen auf den Deckel ;-) Daher sollten wir die Diskussion im Bällebad fortsetzen.
@Schraubendrehn: Es gab und gibt Kommandeure die schwören auf SASPF und lobten es über den grünen Klee.
@xyz
Meines wissen, benötigt man keine zwei A 400M um einen Puma von a nach b zu bekommen. Vielmehr wird die Reaktivpanzerung (je ca. 200 kg) eines Zuges sowie die Einsatzspezifische Ausrüstung durch eine zusätzliche A 400M ins Einsatzland verbracht. Somit glaube ich, kommen auf einen PzGrenZug, 5 A 400M zum Einsatz. Da derzeit noch nicht abzusehen ist, bis wann das Waffensystem PUMA seine Einsatzreife erreicht hat, besteht meiner Ansicht nach, auch noch kein großer Druck zur Einsatzreife des A 400M.
@closius
ein zweites Lufttransportgeschwader wäre bestimmt nicht schlecht. Aber wer soll das bezahlen. Allein die Infrastrukturkosten (Wunstdorf hoher dreistelliger Millionenbetrag)
sowie die Instandsetzung und Unterhalt der Flugzeuge verschlingt jedes Jahr zig Millionen Euro Steuergelder, dazu kommt für die Luftwaffe noch die Kosten für den Betrieb und den Unterhalt der Eurofighter Flotte.
IT ist immer super, nur die Nutzer stören manchmal ein wenig… „It’s not a bug, it’s a feature“ :)
Aber ich würde vermuten, die These von @schraubendrehn könnte gar nicht so verkehrt sein (es sei die Logistik). Nur die Sache mit „mehr Arbeitsplaner“ würde ich doch in Frage stellen!? Ohne Ersatzteile brauche ich doch auch keine Arbeit planen….;) (okay, war nicht so ganz ernst gemeint)
Und wegen der Spiegel(?)-Vorabmeldung mit den Triebwerken nochmals die Frage bloß mit Bezug zum A400M:
Sind beim ISS-Vertrag A400M (bzw. werden das bestimmt mehrere sein!?) die Triebwerke wie abgedeckt? Die Triebwerke des A400M sind doch auch eine Neuentwicklung, oder?
@ Bang50 20:24 Uhr
Eine sehr interessante Ausführung haben Sie da abgeliefert !
Zitat:
„Schaut man nun auf die Hubschrauber und Flugzeugprogramme, so muss man doch zu dem Schluss kommen, dass das know how für militärischen Hubschrauber und Flugzeugbau sowohl bei Hersteller als auch in der BW gering/nicht vorhanden war und ist. Daraus resultieren offensichtlich nun die Probleme.“
„Was ist nun zu tun? Ich denke, der militärische Kompetenzaufbau bei Hubschraubern und Flugzeugen ist gescheitert – sowohl Airbus als auch die BW werden noch auf Jahrzehnte Kopfschmerzen mit den aktuellen Programmen haben.“
Obwohl ich zustimme, dass der militärische Kompetenzaufbau für die neuen fliegenden Waffensysteme nur für die Materialerhaltungsstufe 1 und 2 (MEST 1, 2) erfolgt ist, kann die Lösung des Problems nur in den Strukturen der Vergangenheit liegen.
Warum können wir heute noch erfolgreich den „Tornado“ betreiben ? Weil wir fast die gesamte Materialerhaltung „in house“ aufgebaut haben in den 80er Jahren. Damals war noch kalter Krieg und man musste möglichst autark defekte Lfz wieder instandsetzen können. Deshalb gibt es inbesondere im süddeutschen Bereich noch die Instandsetzungszentren, die ehemaligen Lw-Werften. Hier wurde und wird noch Instandsetzung auf MEST 3 und 4 betrieben, also auf industriellen Niveau.
Dabei waren die Saz 12 Ausscheider aus den Lw-Werften die idealen Arbeitskräfte für die Lfz-technische Industrie um mit diesem Personal auch eingeführte militärische Lfz zu betreuen. Hier wurde die Kompetenz auf Staatskosten aufgebaut und konnte in der zweiten Lebensarbeitshälfte von der Industrie gewinnbringend genutzt werden. Außerdem war mit diesem Instandsetzungskonzept ein ständiger Nachschub an Fachkräften für die Industrie gegeben.
Leider hat mit den neuen Waffensystemen ein Umdenken eingesetzt. Man wollte keine doppelten Instandsetzungsstrukturen (also Lw-Werften und Industrie) finanzieren.
Also setzte man nur noch auf die Industrie und auf ein eigenes „Feigenblatt zur Erhalt der Erkenntnisfähigkeit über das Waffensystem“, auf die Systemunterstützungszentren (SUZ) mit militärischen Personal in den jeweiligen Herstellerwerken. Dabei hat die Industrie darauf geachtet, dass bei der Kompetenzfelderverteilung in so einem SUZ, eine eigenständige schwere Instandsetzung, eine Werftüberholung eines Lfz nicht ohne die direkte Beteiligung der Industrie mehr möglich ist. Damit hatten sie ihren Monopolstatus und obwohl die Bw-Führung aus der Erfahrung wusste, was dies bedeuten würde, haben sie das Konzept verabschiedet (Single Source Maintenance).
Nun sind wir an dem Punkt angelangt, wo man feststellt man kann eben nicht jede Kompetenz auf dem Markt kaufen und wenn dann nur eingeschränkt wie bei Pensionären Bw und Pensionären der Lfz-technischen Industrie.
Hinzu kommt, dass die Einführung von SAP bei der Flugzeuginstandsetzung immer noch eine Krücke ist, trotz Entwicklungsarbeiten von über einem Jahrzehnt. Man braucht SAP auch nicht wirklich, der Betrieb und die Instandsetzung der Lfz mit dem jeweiligen industriellen System oder dem hoch entwickelten bundeswehreigenen „Betriebsführungssystem Werften“ (BFW) auf Abgesetzten Rechner mit Terminalzugriff hättte auch noch lange Zeit funktioniert. Jedes Möbelhaus arbeitet aufgrund der immensen Datenbankgröße seines Warenangebotes immer noch mit einem Zentralrechner und Terminalzugriff.
Und jetzt also Logistik A400M, nur noch mit SAP, mit einer zivilen Beratergruppe in Wunstorf, die vermutlich nicht auf einen ausländischen Transportstützpunkt, wie z.B. in Termez, Usbekistan verlegen würde. Wie soll das funktionieren ?
Bei der Einführung jedes fliegenden Waffensystemes, vor allen auch bei dem Eurofighter, war die industrielle Ausbildung auf die Kompetenz der Technischen Schulen der Lw angewiesen. Die Industrie hat einfach nicht soviel Geld in das Ausbildungspersonal und in das Ausbildungssystem gesteckt um unabhängig von den Lw-Schulen ausbilden zu können. Sehr deutlich wurde dies bei der Ausbildung der östereichischen Eurofighter-Techniker. Vormittags hat die Industrie unterrichtet und nachmittags kamen die östereichischen Kameraden zu dem deutschen militärischen Ausbildungspersonal um den Knoten vom Vormittag aufzulösen.
Obwohl dies alles bekannt war, hätte aufgrund des Pilotprojektes 9.9.2 die Ausbildung von militärischen Personal zur Instandsetzung von Strahlflugzeugen 2006 privatisiert werden sollen. Nur aufgrund des mutigen Einschreitens von zwei Obersten und des Bundesrechnungshofes konnte nachgewiesen werden, dass die industrielle Lösung nicht wie von der Beratungsfirma Deloitte prognostiziert 100 Mio Euro billiger gewesen wäre, sondern genau andersrum auf 10 Jahre Laufzeit um 100 Mio Euro teurer geworden wäre als der Eigenbetrieb der Ausbildungseinrichtung. Damit konnte die Kompetenz „in house“, also innerhalb der Lw erhalten werden.
Wann wird es den nächsten Versuch geben, die technische Kompetenz der Truppe zu schwächen und damit das gesamte logistische System ins Wanken zu bringen ?
@ Georg – Danke für diese tiefen Einsichten. Ich muss gestehen, ich habe bei der Hubschrauber- und Flugzeugthematik nur an die aktuellen Modelle A400M, Tiger und NH90 gedacht.
@FvS:
Irgenwann hatte ich auf AG.net dafür den Vorschlag eines „Fraunhofer-Institutes für Rüstungsgüter“ gelesen, dass sich den von Bang50 beschriebenen Mittelständlern für die Produktion bedient.
@Georg, Bang50:
Sehr gute Beiträge.
Absehbar sehe ich gute Chancen, qualifiziertes luftfahrttechnisches Personal für die Bundeswehr zu gewinnen, nur muss man dafür wahrscheinlich die eigene militärische Luftfahrtindustrie über den Jordan gehen lasse.
Wenn in Manching die EF-Fertigung ohne Ersatzprogramm runtergefahren wird, sollten bei ADS ab 2017 einige Mitarbeiter einen neuen Job suchen. Falls das noch nicht ausreicht, müsste man einen EF-Wartungs-/Upgradevertrag konkurrierend ausschreiben und an BAE oder Alenia vergeben. Dann wird sich die WTD 61 vor Bewerbern kaum retten können.
@ K.B
Und vielleicht kommt insbesondere die bayrische Politik auf die Idee, wenn in 2017 in Manching nach dem Auslaufen der Eurofighterfertigung rund 2000 zivile Arbeitsplätze in der luftfahrtechnischen Industrie bedroht sind, die TSLw 1 in Kaufbeuren, bzw. das Technische Ausbildungszentrum Abt. Süd, wie es seit einem Jahr genannt wird, nicht nach Lechfeld zu verlegen, sondern nach Manching. Die prognostizierten 50 – 100 Mio Baukosten nicht in Lechfeld sondern in Manching zu investieren um für die zivilen Facharbeiter Arbeitsplätze zu schaffen und dafür soldatische, technische Lfz Kompetenz über die Wupper gehen zu lassen.
@Georg
Sehr gut und es waren damals an der TSLw1 nicht nur zwei Oberste sondern ein Hptm des Personalrates und viele mit Durchblick welche 9.9.2 haben scheitern lassen.
Man munkelt, dass die Schließung nun die Rache wäre (dabei ist es nur Ahnungslosigkeit).
@ Freiherr vom Stein
„Richtiges Argument….. Das würde natürlich voraussetzen, dass es den einen EATC-A400M in wenigen Varianten gibt und keine nationalen Extrawürste.“
Zustimmung
Ich halte den Gedanken einer europäischen Armee weitgehend für eine gefährliche Illusion.“
Was ist die Alternative, eine bayrische oder süddeutsche Armee? Nichts bleibt wie es ist, entweder Weiterentwicklung oder Absterben.
„Gegenwärtig haben wir eine „Unterstellung“ der nationalen Flugzeuge, keinen gemeinsamen Betrieb, Beschaffung etc.“
Stimmt, aber es ging um den Flottenmix. Man muss eben die Schritte nach einander machen. Am EATC und der Weiterentwicklung führt wohl kein Weg vorbei, sonst werden die Flg unbezahlbar.
Nun kann auch die Bundeswehr einen A400M ihr Eigen nennen. Bundesministerin Ursula von der Leyen empfängt das Transportflugzeug samt Crew in Wunstorf bei Hannover. Der Militärflugplatz des Lufttransportgeschwaders 62 ist die neue Heimat des ersten A400M der Luftwaffe.
http://youtu.be/6AUyJC-__40
@Chris Topf: Sie haben recht. Der Mensch steht nicht im Mittelpunkt sondern im Weg (sarcasm off). Und die These mit der Logistik kann ich nur unterstreichen. Hier gebe ich @Schraubendrehn zu 100% recht. Aber niemand will daran etwas ändern. Ich nehme nur noch Sprechblasen wahr. Die Probleme liegen alle auf dem Tisch. Es gibt auch viele Lösungsvorschläge (kurz-, mittel- und langfristig sowie auf allen Führungsebenen).
@Schraubendrehn: „Führung kann verstanden werden als Beseitigen von Bottlenecks.“:
Stimmt! Wird es aber in meiner sehr eingeschränkten Wahrnehmung nicht. Dazu müsste ersteinmal geführt werden. Ich sehe genau da das bottleneck.
WIR.WURSTELN.WEITER.
@Schraubendrehn
Was wird an SASPF bei MetErh als hinderlich empfungen ?
Soll die Materialerhaltung und Wartung des A400M denn nicht über SASPF laufen ?
@ Zimdarsen | 19. Dezember 2014 – 22:47
Im Prinzip ist die bayrische, die niedersächsische und die provenzalische Armee die Alternative, richtig. Dass diese Einzelverbände zusammenarbeiten sollten, ist wahrscheinlich zwischen uns Konsens.
Große Staatsysteme wie die EU, ja selbst wie die BRD können bei wie auch immer gearteten Bedrohungen schnell auseinanderbrechen. Deswegen ist eine Verteilung militärischer (Basis-)Fähigkeiten in der Fläche wichtig. Bei einem äußeren Angriff muss jede Region, ja jeder Volksstamm bei der Verteidigung mitwirken können, dann hält eine Verteidigungsallianz wie eine EU-Armee zusammen. Wenn man z.B. die Fähigkeit zur Landkriegsführung voll auf, sagen wir, Frankreich konzentrieren würde und jemand greift Polen an, könnte es sein, dass die französischen Truppen einfach zu Hause bleiben. Können die Polen aber selbst Fähigkeiten beisteuern und stehen selbst in der ersten Reihe, ist es wesentlich wahrscheinlicher, dass Bündnistreue auch gelebt wird. Subsidiarität ist auch in der Sicherheitspolitik ein wichtiges Prinzip, gefolgt von stabilen treuen Bündnissen.
Es gibt wenige Fälle, bei denen es gute Argumente für eine Abweichung vom Subsidiaritätsprinzip gibt, taktischer und strategischer Lufttransport ist hier meiner Ansicht so ein Fall.
Dem Kreislauf der Verfassungen folgend folgt auf die Demokratie recht schnell die Tyrannei … diesen „Fortschritt“ will ich nicht. Blinder Weiterentwicklungsglaube kann schnell ein Rückschritt sein.
Ansonsten scheinen wir uns wohl einig zu sein.
Eine Mehrheit (42% vs. 37%) der Briten hat in einer aktuellen und repäsentativen Umfrage für den französischen „Le Figaro“ für einen Austritt aus der EU gestimmt und in anderen europäischen Ländern gibt es starke Minderheiten für eben diesen Austritt (Quelle: Heute.de – Newsticker, 20.12.14 14:50).
Wenn das so weitergeht, ist eine europäische Armee bald das geringste Problem, um das sich Brüssel kümmern muss. Evtl. wäre es auf deutscher Seite eine gute Idee, schnell aufzuwachen, anstatt sich in utopischen Hirngespinsten zu verlieren. M.M.n. ist diese Armee weiter weg, denn je und noch toter als 1954.
Auch hier gibt’s offensichtlich wieder eine Tendenz zur globalgalaktischen OT-Debatte… Von der ersten deutschen A400M zu britischen EU-Austritts-Tendenzen. Super. Bällebad bitte.
@Voodoo
Dann schauen sie mal in die Einsatzwirklichkeit, alles nur in Kooperation.
Die Fähigkeiten der Armeen in Europa werden abnehmen, selbst wenn man nun umsteuern würde.
Noch utopischer wäre zu glauben die Nationen würden ohne Abstimmung politische Macht behalten oder gar entwickeln.
@ T.W.
Sorry – Sie haben recht. Indirekt hat es zwar etwas mit europ. Rüstungsprojekten zu tun, ist aber mehr OT.
@ Andy ITA
Zitat. „Was wird an SASPF bei MetErh als hinderlich empfungen ?
Soll die Materialerhaltung und Wartung des A400M denn nicht über SASPF laufen ?“
Vereinfacht gesagt, einfach alles von SASPF wird bei der Instandsetzung von Flugzeugen als hinderlich empfunden!
Ein Universalprogramm wie es SAP nun mal ist, kann vielleicht die Instandhaltung eines industriellen Produktionsmaschinenparks managen, aber nicht die Instandsetzung, Lebenslaufakten, planbare und nicht planbare Instandsetzung von Flugzeugen. Die Teilekompatibilität der verschiedenen Rüstzustände, große industrielle Arbeitspakete wie die Grundinstandsetzung mit gleichzeitigen Nachrüstung von TAs, Änderungsüberholungen usw., dies alles will sorgfältig geplant, gesteuert, überwacht und dokumentiert werden bei der Vorbereitung, Durchführung und Dokumentation der durchgeführten Arbeiten. Dafür hatten wir mit dem System Betriebsführungssystem Werften (BFW) und Betriebsführungssystem Technik (BFT) ein spezielles, hochentwickeltes, spezialisiertes DV-Tool. SAP ist dagegen trotz 10-jähriger Anpassentwicklung immer noch die gleiche Krücke für diesen Anwendungszweck wie sie es einmal war.
Für die Betriebsführung der Lfz-Flotte gab es wieder Spezialsoftware wie AMPS, die ebenfalls nicht durch die Universalsoftware SAP mit Anpassentwicklung ebenbürtig ersetzt wird.
Alles in allem war dies wieder ein Subventionsprogramm für ein deutsches Softwareunternehmen, dessen fragwürdiger Nutzen für die Truppe mit jeden Tag offensichtlicher wird.
@ Georg
Vollkommen richtig was Du zu SAP Schreiber, bis auf eins: für die Firma ist das die weltweite Blaupause zum Geldverdienen!
Wie und was SAP für einen Betrieb bedeutet, war schon lange zuvor klar, bevor die Bw unterschrieben hat. Ein schönes Bsp für die Blauaeugigkeit der Entscheider in IT-Projekten – das wird abgetan aus Angst sich zu blamieren, wenn man sich von einem OTL oder gar OFw etwas erklären lassen soll. Da spielt man lieber sich selbst und seiner Umgebung Ahnung vor – Ergebnis: SAP für A400 – Katastrophe!
SAP/SASPF wird (Gott sei Dank) für A400M zunächst nicht verwendet, sondern die „mitgelieferten“ Systeme des Herstellers.
Ob man später auf die Universalkrücke umschwenkt, wird in den nächsten Jahren entschieden.
@ Atlas
Stimmt bezüglich des Herstellersystems. Es ist aber zwingend umzustellen. Ich prüfe noch einmal, ob ein konkreter Zeitraum genannt wurde.
Sehr geehrte Mitdiskutanten. Kann es sein, dass hier eklatante Unkenntnis über die Vertragsgestaltung des ÖD im Allgemeinen und der BW im Besonderen herrscht?!
Fangen wir vorne an:
Es gibt immer zwei Optionen:
1. Ich kaufe ein bestehendes System
2. Ich lasse mir etwas anfertigen
Bei Option 1 gibt es meist nur eine amerikanische Variante oder eine russische und oder chinesische – die allerdings aus verschiedenen Gründen ausfallen. Denn nur diese drei Nationen sind finanziell in der Lage, ein Großprojekt so zu stemmen, dass es auch für den Anbieter wirtschaftlich ist.
Eine EADS ist wirtschaftlich garnicht in der Lage, angebotsseitig Projekte zu entwickeln und vorzufinanzieren.
Bleibt also Option 2: Die Massanfertigung und hier fängt es schon an zu drücken.
Um im Bild zu bleiben, wer heute einen Anzug auf Mass fertigen lässt, um ihn in zehn Jahren zu tragen, dabei aber versucht alle Unwägbarkeiten der Mode vorwegzunehemen und gleichzeitig auf Jahrzehnte zu passen, wird scheitern.
Das Schnittmuster wird veraltet sein, der Stoff nicht mehr modisch und die Passgenauigkeit wird auch nicht gegeben sein.
Daher wird hier wie da regelmäßig nachgebessert und umgestellt – immer entlang der „Goldkantenlösung“ zum einen und den finanziellen Möglichkeiten zum anderen.
Dass, um den finanziellen Spielraum vermeintlich (!) zu erhöhen, das Schnittmuster vielen passen muss (Beschaffungsallianzen), werden parallel Dutzende Varianten geplant und verworfen, um dann festzustellen, dass gewisse Vorgaben des Einen nicht mit den Interessen des Anderen kompatibel ist.
Heraus kommt dann ein Monster, das zwar vieles kann, aber nicht das Gewünschte – egal wen man fragt -, aber bei dem alle Beteiligten sich irgendwie berücksichtigt fühlen.
Beispiel A400M:
Der Protktionismus einheimischer Wirtschaft hat es notwendig gemacht, dass die Triebwerke neu konstruiert werden mussten, statt bestehende zu modifizieren – Ergo stieg das Nettogewicht des Fliegers, was das Ladegewicht deutlich verringerte – Ade Verladbarkeit PUMA.
Die Idee einer „Langstrecken-Trall“ führte zu der unsinnigen Prop-Konstruktion, denn nur so sind kurze Starts und Landungen möglich, aber gleichzeitig sollte der Vogel eine riesen Reichweite haben?!
Jeder Logistiker wird ein Hub-Spoke-System bevorzugen. Also die Zubringung großer Lasten mit einer – sagen wir umgebauten A380 -, um dann die Waren kurzstreckig zu verteilen (Trallnachvolger). Nicht so die BW, die ja beides wollte.
Bei diesem Durcheinander und diesen Planungshorizonten ist es ein Wunder, dass überhaupt ein Flieger gebaut werden konnte!
Wäre es nur nach der deutschen „Goldrand“-Lösung gegangen, gäbe es heute weder einen A400M, noch einen TIGER – bei dem mir immer noch niemand sagen konnte, warum sich die BW die fehlenden Modelle nicht als französiche Variante mit BK liefern lässt?!
Einzige Lösung:
Planungshorizonte werden auf 5 Jahre beschränkt, Nutzungszeiten auf max. 20 Jahre.
Zivile Neukonstruktionen werden auf militärische Verwendung geprüft bzw. schon in der Planung auf eine militärische Verwendung hin konstruiert.
Besonders bei Fahrzeugen muss es auf eine Plattformstrategie ganzer Konsortien herauslaufen, die dann die Produkte „beliebig“ konfigurieren können (ziviles Beispiel: UNIMOG).
Zivile Systeme werden grundsätzlich bevorzug. (Es kann nicht sein, dass die bei der BW aktuell benutzte Verschlüsselung leichter zu knacken ist, als jeder zivle Standard, nur, damit die BW ein eigenes Kryptoverfahren hat).
Hier geht es mir vor allem um Avionik-Systeme, Verschlüsselung, Steuerung, etc.
@Bow
Wirklich das mit Abstand Beste was ich hier bei AG seit langem gelesen habe. Glückwunsch. Ihr Beitrag sticht wirklich aus dem Sammelbecken der Schwarzseher, Berufsbetroffenen und Dauerunzufriedenen heraus. Er trifft den Nagel auf den Kopf und fasst die Situation wirklich zutreffend zusammen. Sehr Erfrischend. Danke!
@Bow
Nachtrag zu ihrer Frage der BK des Tiger. Fragen sie doch mal einen Franzosen zum Thema. Viele würden ihre Bugkanone mit Sicherheit liebend gerne gegen die deutsche Version tauschen. Vorzüge der deutschen Version: die überragende und oft genug bewiesene Treffgenauigkeit des starren gunpod und die Pilot Sight Unit im Bug (FLIR!). Die Treffgenauigkeit der französischen Version ist suboptimal, insbesondere wenn die Kanone nicht Achsparallel eingesetzt wird. Dieses wird leider nur all zu oft vergessen. Einzig das Kaliber könnte größer sein. Mehr war aber wohl zum Zeitpunkt der Festlegung nicht drin. Der Tiger ist nicht schlecht, er wird nur zu oft schlecht geredet. Natürlich gibt es immer Verbesserungspotential, aber unter dem gegebenen Umständen hat die Bundeswehr zwar nicht das Optimum aber immerhin eine gute Alternative für den Einsatz herausgeholt.
@L
… naja so herzerfrischend liest sich das von @bow für mich persönlich nun auch wieder nicht. Beschreibt er doch, woran es u.a. hängt – und nicht nur beim A400M, sondern offensicht auch bei Crypto, Avionik etc.! Für mich liefert er damit eine der vielen hier eingstellten Beschreibungen eines( Beschaffungs)denkens, das die ganze Bw dorthin gebracht, wo sie heute steht. Und darum bei Aga auch die vielen Schwarzseher, Berufsbetroffenen und Dauerunzufriedenen! Die tippen zum Glück keine PR-Meldungen ab. Haben nicht innerlich gekündigt. Sondern viele versuchen auf die (zu) vielen „treffend“en Situation(en) hinzuweisen, die die Bw heute drücken. Einige der Kommentatoren geben sogar immer wieder konstruktive Hinweis, wie der einen oder anderen Misere beizukommen wäre. Für diese engagierten und kompetenten Leute sind zum Glück einer oder mehrere vernebelnde Glühweine keine jahreszeitlich bedingte Alternative zu ihren meist sehr nüchternen Beiträgen. Und deswegen bin ich auch ein treuer Leser von Aga.
In diesem Sinn: allen ein frohes Fest!
@L (20:42):
BK:auch schon ‚mal mit Niederländern oder Amis geredet? AH-64 gesehen/miterlebt?
„Die überragende und oft genug bewiesene Treffgenauigkeit des starren gunpod“: will ja das gute alte 0.50er nicht schlecht reden – aber ich fürchte, Sie sind mit ihrem Fable für diese Art von Bewaffnung nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit.
@ Bow
Vor der Auftragserteilung an EADS zur Entwicklung des A400M hörten sich die Gegebenheiten aber ganz anders an. Ich war selber bei einem Gespräch mit dem Vice President of Airbus Militäry Company 2002 in Hamburg bei EADS anwesend, wo er allen Zuhörern glaubhaft versicherte, dass der Vogel innerhalb von 67 Monaten nach Auftragserteilung auf dem Hof steht.
2003 erfolgte dann die Auftragserteilung, 67 Monate, also 5 Jahre und 7 Monate später wäre irgendwo Ende 2008 gewesen. Wo war der Vogel da, bzw. in welchen Zustand war er Ende 2008 ?
Auch die Problematik mit der Neuentwicklung des Triebwerks kann nicht als Grund der Verzögerung gelten. Airbus wusste bei Vertragsabschluss, dass die Produktionsanteile nach den Käufernationen aufgeteilt werden würde.
Die Problematik mit den Vibrationen und Schwingungen durch das Drehmoment der Propellor, bzw das daraus resultierende Gegendrehmoment der Triebwerksaufhängung, das in die Flügestruktur eingeleitet werden musste, hat den Zeitverzug verursacht. Außerdem hatte Airbus während der A400M Entwicklungszeit ein gewaltiges Problem. Ihr Prestigeflieger A 380 drohte zu scheitern, weil die Flugzeugverkabelung Schrott war. Dies hat erheblich Ingenieurpotential gebunden, so dass die A400M Entwicklung nicht weiter ging.
Und zu guter Letzt hat Airbus vor dem Vertragsabschluss den Eindruck erweckt, die Bestellung des A400M ist so etwas wie eine A350 Entwicklung für den Kunden. Den Flieger sollte es zum Festpreis, inkl. Entwicklungskosten geben. So stellte man sich damals das Beschaffungssystem CPM vor, ähnlich wie ein Industriekunde wollte man nur das fertige Produkt zahlen und die gedeckelten Entwicklungskosten sollten auf den Stückpreis aufgeschlagen werden.
Wohin dies führte, das Airbus allein bei den Entwicklungskosten 1 Mrd Euro drauf gelegt hat, bestätigte den Verdacht, dass CPM so nicht funktionieren kann. Vermutlich wird auch kein Unternehmen mehr so einen Vertrag mit der Bw abschließen.
@schorsch52
In den letzten Wochen lassen sich aber auch leider viel zu viele Kommentare zusammenfassen zu: Alle Politiker, Generäle, Beschaffer und Offiziere in Amtsverwendungen sind unfähig und sehen sich eher der Industrie als der Truppe gegenüber verpflichtet, neigen zu einer Art Korruption etc., GenFluSi böse, BFU gut, LufABw böse, LBA gut, Rüstungsprojekte der BW in Gänze Müll, Rüstungsprojekte der Amis in Gänze gut, etc. Die Welt ist aber nun mal nicht so einfach und solche Vereinfachungen sind eher Stammtischniveau und weniger konstruktive Auseinandersetzung mit den durchaus vorhandenen Problemen.
Und genau aufgrund der Aussagen von Amis zur Treffsicherheit der TigerGun komme ich zu der Aussage. Zwar nur 12,7 aber sehr hohe Treffgenauigkeit. AH-64 hat zwar höheres Kaliber aber eben auch eine geringere Trefferquote. Fragen sie mal in Grafenwöhr nach. „Faible“ ist nur ihre Interpretation meiner Aussage. Ich sprach von guter Alternative, nicht Optimum. Klar wär ein Apache nett, der Zug ist aber abgefahren.
@ L. | 22. Dezember 2014 – 21:38
Dann erklaeren Sie doch bitte mal, oberhalb des Stammtischniveau, warum fast Nichts in der Bw wie vertraglich abgeschlossen, propagiert und bezahlt funktioniert.
Angefangen bei HA 90 ueber Airbus 400, die Kupplungen der Minenjaeger, G36, persoenliche Ausruestung ( Sammelbestellungen bei Woick), Personalplanung ect pp.