Afghanistan: So viele zivile Opfer wie nie zuvor – drei Viertel durch Taliban-Angriffe

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In Afghanistan sind in diesem Jahr so viele Zivilisten wie noch nie bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Aufständischen und Regierungstruppen und durch Sprengstoffanschläge verwundet worden oder ums Leben gekommen. Nach Einschätzung der UN-Mission am Hindukusch wird es bis zum Jahresende vermutlich mehr als 10.000 zivile Opfer geben. Und für drei Viertel der Opfer sind Taliban und andere Aufständische verantwortlich.

Diese Zahlen legte der Chef der UN Assistance Mission in Afghanistan (UNAMA), Nicholas Haysom, am (gestrigen) Freitag (Ortszeit) im UN-Hauptquartier in New York vor. Danach hat UNAMA bis zum 30. November fast 20 Prozent mehr zivile Opfer gezählt: 3.188 Zivilisten wurden getötet und 6.429 verwundet. Die Gesamtzahl von 9.617 in den ersten elf Monaten 2014 werde deshalb vermutlich auf über 10.000 ansteigen. Die Zahl getöteter oder verletzter Kinder stieg um ein Drittel, die der Frauen um zwölf Prozent.

Für mindestes 75 Prozent der zivilen Opfer macht die UN-Mission die Aufständischen in Afghanistan verantwortlich. Die betroffenen Männer, Frauen und Kinder gerieten meist bei Gefechten zwischen die Fronten, wurden Opfer von Sprengfallen oder Selbstmordattentätern.

Die Sicherheitslage in ganz Afghanistan hat sich in diesem Jahr drastisch verschlechtert. Für die Sicherheit sind mittlerweile afghanische Armee und Polizei alleine verantwortlich, die internationalen Truppen beraten überwiegend und unterstützen kaum noch praktisch. Diese Beratungsmission soll nach dem Auslaufen der ISAF-Mission zum Jahresende ab Januar mit der neuen Resolute Support Mission fortgesetzt werden, zu der Deutschland bis zu 850 Soldaten entsendet. Der Bundestag hatte am Donnerstag das neue Mandat dafür gebilligt.

Bislang gibt es von den Vereinten Nationen nur diese zusammenfassende Nachricht; den Bericht selbst habe ich noch nicht gefunden und trage ihn nach.

Nachtrag: Mittelbar gehört das auch dazu: Die Erfolgs-Einschätzung der eigenen Lage durch einen Sprecher der Taliban. Für deutsche Leser interessant seine Aussagen zu Kunduz nach dem Abzug der ISAF-Truppen:

The affects of Khaibar operation were also quite visible in Kunduz province as compared to the previous years. Hundreds of Mujahideen came out to the battlefields, clearing large regions in Dasht-e-Archi, Chahr Dara, Imam Shahib districts and areas around the capital from the enemy presence. Large scale operations were carried out, tens of check posts were dismantled, large amounts of arms and ammunition was taken as war booty, APCs were seized while taking tens of enemy personnel as captives on top of killing hundreds and all praise is due to Allah, the presence of Mujahideen can still be visibly felt throughout the province.

(Archivbild: Material für eine Sprengfalle, ein Improvised Explosive Device (IED) – ISAF)