Und wieder das G36
Es gibt wieder was Neues vom Sturmgewehr G36, der Standardwaffe der Bundeswehr. Die seit April 2012 laufende Debatte, ob das Gewehr mehr als erwartbar unzuverlässig trifft und ob daran die Waffe oder doch nur bestimmte Munition Schuld ist, ist um eine neue Variante reicher: Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung vom (heutigen) Samstag gibt es Hinweise, dass das Verteidigungsministerium versucht haben soll, nachteilige Berichte nachträglich zu schönen.
Der Kollege Christoph Hickmann hat da einen Stapel Akten bekommen. Unter anderem sei in der Rüstungsabteilung des Ministeriums ein Bericht aus der zuständigen Wehrtechnischen Dienststelle mehrfach nachgearbeitet worden:
Doch in der Rüstungsabteilung hatte man noch weitere Änderungswünsche. So hatte man dort den Satz eingefügt, dass bestimmte Effekte „auf physikalischen Gesetzmäßigkeiten“ beruhten und „nicht nur G36 spezifisch“ seien. Auch diese Formulierung lehnte K. ab, ebenso wie die folgenden Sätze: „Bei einer Erwärmung der Waffe kommt es in wenigen Fällen zu einer unwesentlichen Verlagerung des MTP. Diese liegt bei schussinduzierter Erwärmung zumeist innerhalb des Toleranzbereiches.“
Angesichts der Bedeutung dieses Dauerbrenner-Themas entgegen der hier üblichen Praxis der Link zum Bericht: Die Korrekturen des Ministeriums
(Archivbild September 2010: Bundeswehrsoldaten mit G36 im Feuerkampf in Afghanistan; in Qala e Zal mit Bravo-Zug der Schutzkompanie Kunduz – Bundeswehr/Patrick von Söhnen)
re: Forodir
Und die Politik(er) schauen staunend und schweigend zu!- Und auch das hat auch mit der fehlenden Fachlichkeit der Abgeordneten zu tun (die deshalb auf qualifizierte Zuarbeit angewiesen sind;- die aber ausgerechnet von denen zu kommen scheint, die eher geneigt sind die Interessen der der Rüstungsindustrie zu vertreten (und da sind „die Interessen“ der (kritischen) SoldatenInnen ohnehin nur lästig!) und andrerseits mit unzureichendem Know-How in den Fraktionen bzw. einer unzureichenden Organisation und fehlenden qualifizierten, die Meinungsbildung nach objektiven Kriterien unterstützenden, Prozessen in den Fraktionen selbst!- Mithin eine nicht immer dem Thema angemessen qualifizierte Zuarbeit!
In einen solchen Umfeld bleibt Kotrolle von Rüstungsprojekten auf der Strecke und genießen Lobbyisten aus der Rüstungsindustrie eine besondere Aufmerksamkeit, da diese zu vielen Themen Informationsquelle sind und Know-How-Lücken (vermeintlich) in der Lage sind zu schließen!
Und mal im ernst: Welcher der Abgeordneten im z.B. Verteidigungsausschuss will sich wirklich mit dem „Problem G36“ beschäftigen wollen!?
Damit lassen sich keine Wahlen gewinnen und auch nicht das eigene Mandat über die Legislaturperiode hinaus absichern.- Da sichert man dann schon lieber die Arbeitsplätze in der Rüstungsindustrie ab;- insbesondere wenn diese zudem noch im eigenen Wahlkreis liegen!- In wessen Wahlkreis liegen noch einmal die deutschen Produktionsstätten des Herstellers des G36?
@ Bang50 | 29. November 2014 – 16:44
Sie treten mir nicht auf die Füße, klare Worte sind lieber als Verbaleunuchen. Eine saubere Widerlegung, aus der ich lernen kann, ist mir wesentlich sympathischer als speichelleckerische tumbe Zustimmung.
Mir ist schon klar, dass es da wesentlich elegantere Lösungen zum öffnen von Türen gibt und der „Kolben“ nicht die erste Wahl sein sollte: Es ist halt nur das schöne plakative Beispiel, an dem man gewisse konstruktionsbedingte Schwächen plakativ verbalisieren kann.
Wir könnten jetzt auch auseinandernehmen, wieviel Gramm man beim G36 für welche Stabilität aufwenden muss und wieviel weniger das beim HK416 sind und warum man daher diese Nachrüsterei durchaus hinterfragen sollte und vielleicht sogar zugunsten einer Neukonstruktion verwirft. Ein neuer Golf ist halt auch besser als ein VW Käfer, auch wenn die nostalgische Emotion das manchmal anders sieht …
Das Hauptkampfvisier war schon ein Fortschritt gegenüber dem offenen Visier des G3. Selbst ein Blinder wie ich hat damit zumindest auf der Schiessbahn getroffen. Das Reflexvisier war aber wohl eher ein Witz. Viel zu klein nach meiner Ansicht.
@audio001
Der Verteidigungsausschuss mit seinen auf Fachbereiche spezialisierten Mitgliedern kann sich gar nicht mit jeder Handwaffe und jedem Detail beschäftigen.
Wie bereits ausgeführt, das Problem ist eig keines von industrieller Seite. Das Problem liegt bei den Bedarfsdeckern und den Forderungen der „Truppe“, also mil Bw (hier meine ich nicht die Kp-Ebene, sondern BerWE, Heeresamt und wie sie mittlerweile alle heißen).
Und ohne ein Konzept kann ich meine noch so guten Waffen nie einsetzen. Und wenn demnächst der Russe wieder vor der Tür steht und wir große Mengen von Wehrpflichtigen in kurzer Zeit in gezieltem Einzelfeuer und evtl. kurze Feuerstöße ausbilden müssen ist das G36 mMn eine sehr geeignete Waffe. Nur eben nicht in AFG als Unterstützungswaffe. Aber dafür wurde sie auch nie entworfen.
Heckler+ Koch kann und will bestimmt besseres abliefern als einen 08/15 Gasdrucklader.
War wohl damals der Situation geschuldet…kalter Krieg vorbei…..grosser Verteidigungsetat ebenso…und das G 11 war ohnehin Geschichte…Also ein möglichst billiger 5.56 x 45 Gasdrucklader….Noch dazu der Eigentümerwechsel an die Briten und nachdem die den SA 80 -Auftrag hatten wieder zurück.
@ Freiherr vom Stein – Dann bin ich froh. Es sollte auch eher einer plakative Darstellung eines generellen Problems sein, welches meiner Meinung nach in der BW anzutreffen ist. Da war ihre Post halt einfach der Aufhänger ;-)
Generell gilt, ein Sturmgewehr verwendet man ausschließlich zum Schießen. In Notsituation kann es natürlich als stumpfe Hiebwaffe verwendet werden und manche Waffendesgins berücksichtigen diese Tatsache auch heute noch (z.B. das israelische Tavor). Jedoch nehmen fast alle Waffen entsprechenden Schaden (wenn auch nicht direkt bemerkbar). z.B. wird bei den Briten die Bajonett Ausbildung am SA80 mit ausgemusterten Waffen betrieben, da die Hebelkräfte auf den Lauf für einen erheblichen Verzug sorgen und somit genaues schießen nicht mehr möglich wäre. Der Bajonetteinsatz mit „guten Einsatzwaffen“ ist also ein absolutes Worst Case Szenario beim dem die kleinste Sorge ist, ob man die Waffe danach noch verwenden kann. Eine Waffe die jedoch nicht mehr trifft, ist eine nutzlose Waffe und in einem Konflikt bedeutet eine nutzlose Waffe schnell tote Soldaten.
Das ist ein bisschen so wie beim Survival Training: Wenn du in so einer Situation bist und du nur ein Messer hast, dann hüte und behandle das Messer wie deinen wertvollsten Schatz. Ohne dieses Werkzeug wirst du nicht überleben. Das bedeutet nicht, dass das Messer keine harte Behandlung ertragen könnte, es wäre nur äußerst unklug es in einer Situation zu riskieren, wo das Leben von diesem Werkzeug abhängt.
@ Redy29
Das G36 war in 90er Jahren die goldrichtige Waffe für die BW. Sie war gemacht für einen symmetrischen Krieg mit einer Wehrpflichtarmee. Folglich ist das G36 sehr simpel, leicht auszubilden und leicht zu schießen. Das Kunststoffgehäuse verhindert, dass einem im Winter die Hände abfallen und es macht die Waffe sehr leicht. Das G36 war nie gemacht für diese brutalen Infanteriegefechte in Afg., wo die Waffe in der Sonne schon auf 70 – 100C und mehr gebacken wird, um dann in einem heftigen Feuergefecht mehrere Magazine durch zu pulvern. Zusätzlich wurden manche Waffen über mehrere Tage in der Stellung nicht geputzt und hatten eine insgesamt hohe Schusszahl zu bewältigen. Für ein Sturmgewehr war Afg. also das extremste Szenario überhaupt. Ich finde das G36 hat hier seinen Job gut gemacht, da es selbst bei den angeblich beobachteten Streukreisaufweitungen noch für das übliche Infanteriegefecht zu gebrauchen war – ausgenommen sehr präzise Einzelschüsse auf größere Distanz. Durch sein Piston-Gassystem blieb die Waffe trotzdem sehr zuverlässig.
Ist das G36 die richtige Waffe für die Zukunft der nächsten 30-40 Jahre? Ich sage nein. Das hat aber weniger mit Streukreisaufweitungen zu tun. Die ergonomischen und technischen Anforderungen an ein Sturmgewehr haben sich geändert. Man will heute z.B. eine niedrige Visierlinie für die Optik und davor noch ein Nachsichtgerät setzen können, ohne die Waffe neu einzuschießen und ohne einen zu hohen Schwerpunkt wegen den schweren Optiken zu bekommen. Also muss die Konstruktion des Gehäuses ganz anders aufgebaut werden als beim G36. Diese Anforderung erfüllen auch die AR15 Systeme nur bedingt (Gehäuse und Handschutz geteilt, Biegemoment auf Handschutz führt zur Verlagerung des Trefferpunkts, da AR15 nur zum Teil freischwingende Systeme sind). Weiterhin ist inzwischen die variable Schulterstütze fast schon Voraussetzung, um die Waffe an den unterschiedlichen Abstand bei der Verwendung von Schutzwesten anzupassen. Bei der anhaltenden Diskussion über einen Kaliberwechsel sollte man sich auch die Option offen lassen, die Waffe auf ein anderes Kaliber umbauen zu können und die Investition nicht gleich wieder zu versenken – p.s interessante Idee bei den Wechselsystemen: Nutzung von Feindmunition. Weiterhin gewinnen Schalldämpfer enorm an Bedeutung, weil sie inzwischen höhere Schusszahlen aushalten als der Lauf selbst und die Position des Schützen (gerade im Jagdkampf) effektiv verschleiern. Sprich, der Schalldämpfer sollte bereits als integraler Bestandteil der Waffe bedacht werden und dieses muss wiederrum bei der Auslegung des Gassystems berücksichtigt werden. Es gibt also neben der G36 Problematik gute Gründe langfristig für die nächste Sturmgewehrgeneration zu planen. Dabei kommen aktuell neue Systeme auf den Markt welche diese Anforderungen erfüllen und auch bei H&K vernimmt man leises pfeifen, dass an einer neuen Generation Sturmgewehre gearbeitet wird.
diese debatte ist der reinste witz in meinen augen,
das gewehr G36 hat sich in mehr als einer gelegenheit als unpraktisch erwiesen.
-zu schwer (vollgeladen schwerer als ein HK 416, welches aus alu und stahl besteht!)
-zu unmodular/nicht einstellbar (schulterstütze zu lang bzw nicht verstellbar, bei jedem G36 wackelt der handschutz, was montagen von laserlicht-visieren sinnlos macht, bzw gänzlich fehlende montagemöglichkeiten, geschweigedenn, die montage von sturmgriffen oder anderen, durchaus nützlichen anbauteilen.
-fehlender bolt release ( zum schnellen nach vorne führen des verschlusses beim nachladen)
– viel zu lang ( die lauflänge einer waffe beeinträchtigt nicht die präzision einer waffe, lediglich die mündungsgeschwindigkeit des geschosses, was bei der hochrasanten 5.56 hinfällig ist, siehe M4a1)
-die magazine ( der wahrscheinlich frustierenste aller mängel, für jeden der die dinger mal aus einer magazintasche, jeglicher art, herausgezogen, oder hineinstecken musste. )
– die optiken, sicherlich, damals 1997 war das fortschritt, JEDEM soldaten ein ZF und ein reflexvisier bereitzustellen, nur leider hat sich nicht viel verändert. ( jeder soldat ist nunmal anders, und daher ist auch die möglichkeit individuelle optiken zu montieren das anzustrebende optimum, siehe SOPMOD KIT )
was mich dazu berechtigt, solche dinge zu fordern ist ganz einfach, ich bin endanwender und in der materie sehr versiert, ich bin sowohl sportschütze als auch truppendiener.
allerdings nicht unbedingt der meinung, es sollte UNBEDINGT das 416 werden, auch wenn es sogut wie all das obrig genannte aus der welt schafft.
ich für meinen teil, so wie sehr viele andere nehme lieber ein G3 in die hand, als dieses stück ballistische tupperware.
manch einer möchte jetzt sagen, das ist gejammer auf hohem nievau, dieser jenige möchte sich einmal die gravierenden mängel in der bundeswehr ansehen. (welche entgegen der medien, sich nicht nur auf fahrzeuge beschränken, es fehlt an allem)
warum wir letztendlich die mediendebatte haben ist aus meiner, dem praktisch orientiertem umfeld klar, ein hersteller wie HK, lässt sich ungern in die suppe spucken, die bundeswehr redet schön, wie immer, die debatte verläuft sich im sand, und wir machen aus ********, gold.
Moin zusammen,
offensichtlich hatten unsere östlichen Nachbarn den Kaffee mit ihren Ordonanzwaffen auf und haben unabhängig vom deutschen Markt einfach mal selber ein super Gewehr gebaut:
Radom MSBS Modular Rifle
Soweit man das aus Videos beurteilen kann, haben die Polen ne Goldrandlösung mit soviel Modularität und Robustheit zusammengeschraubt, dass jedem H&K-Nutzer nur die Tränen kommen können.
Vielleicht können wir ja noch ein paar Leo 2 gegen die Gewehre tauschen.
Dazu fällt mir glatt noch einmal das statement des Parl. Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung Thomas Kossendey aus dem Pleanarprotokoll des Deutschen Bundestages – 17. Wahlperiode – 242.Sitzung Seite 30638 ff, Berlin, Mittwoch den 5. Juni 2013 ein (der link hierzu: http://dipbt.bundestag.de/doc/btp/17/17242.pdf
) Zitat:
„Ich rufe die Frage 63 des Kollegen Ströbele auf:
Inwieweit trifft es zu, dass die Koblenzer Staatsanwaltschaft gegen Mitarbeiter der Bundeswehr-Beschaffungsbehörde, BAAINBw, und den Ministerialrat G. C. wegen Untreue sowie wegen Anstiftung hierzu gegen Verantwortliche der Firma Heckler & Koch ermittelt (vergleiche den Tagesspiegel und Spiegel Online jeweils vom 27. Mai 2013), weil die Bundeswehr Anfang 2012 mehr als 12. 000 Gewehre G 36 ankaufte („Eilt Sehr“), obwohl die Bundeswehr-Materialprüfer der Wehrtechnischen Dienststelle 91 sowie der Bundesrechnungshof 2011 ungenügende Treffgenauigkeit der Gewehre, sicherheitsgefährdende Überhitzung etwa im Afghanistan-Einsatz sowie zu hohen Verschleiß gerügt hatten (vergleiche den Spiegel vom 1. April und 9. September 2012; ZDF-Magazin Frontal 21 am 27. November 2012), und warum hat das Bundesministerium der Verteidigung dies in seiner Antwort vom 12. Dezember 2012 auf meine mündliche Frage 77 (Plenarprotokoll 17/213, Anlage 52) geleugnet („Es wurde kein Mangel am Gewehr G 36 festgestellt. [Es] ist zuverlässig und … tauglich … in den laufenden Einsätzen .“) und angegeben, gegen die Eignung des Herstellers Heckler & Koch gebe es „keine Bedenken“?
Herr Kossendey steht zur Beantwortung bereit.
Thomas Kossendey, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung:
Herr Kollege Ströbele, dem Ministerium ist durchaus bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Koblenz im Zusammenhang mit dem Ankauf von Gewehren G 36 gegen einen Mitarbeiter des Ministeriums ermittelt. Das zum ersten Teil der Frage.
Über mögliche Mängel beim G 36 haben wir im Verteidigungsausschuss lange gesprochen. Wir haben dem Verteidigungsausschuss dazu einen Bericht vorgelegt, den der Verteidigungsausschuss in der 123. Sitzung am 17. Oktober erbeten hat. Der Bericht wurde dann dem Ausschuss gegeben. Als Ergebnis dieses Berichtes haben wir festgestellt, dass das G 36 keinen Mangel hat, dass die technischen Lieferbedingungen eingehalten worden sind und dass die festgestellten Effekte, nämlich das Nachlassen der Treffergenauigkeit bei heißgeschossener Waffe, letztendlich auf physikalischen Gesetzmäßigkeiten basieren.
Der Kollege Schmidt hat auf Grundlage dieses Berichts an den Verteidigungsausschuss Ihre Frage am 12. Dezember 2012 hier von dieser Stelle aus beantwortet.
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:
Herr Ströbele, eine Nachfrage, bitte.
Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Danke. – Der Kollege Schmidt hat aber behauptet – so steht es im zweiten Teil meiner Frage –, es bestünden keine Bedenken, diese Waffe sei zuverlässig und tauglich. Er hat mit keinem Wort erwähnt, wie auch Sie das hier nicht erwähnen, obwohl auch das in der Frage steht, dass immerhin der Bundesrechnungshof und die Bundeswehr-Materialprüfer der Wehrtechnischen Dienststelle 91 sehr wohl festgestellt haben, dass es sich um erhebliche Mängel handelt.
Offenbar sind diese Argumente so gravierend – die Staatsanwaltschaft marschiert ja nicht gleich los –, dass die Staatsanwaltschaft nicht nur ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, sondern auch im Rahmen dieses Ermittlungsverfahrens gegen die Verdächtigen – darunter auch einen Ministerialrat, einen Mitarbeiter Ihres Ministeriums – strafprozessuale Ermittlungsmaßnahmen durch geführt hat.
Halten Sie das alles für Quatsch, und halten Sie das Tätigwerden der Staatsanwaltschaft für übertrieben oder für falsch? Wie stellen Sie sich dazu?
Thomas Kossendey, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung:
Ich gehe davon aus, dass das zwei verschiedene Sachverhalte sind. Zum einen gibt es die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen den Mitarbeiter unseres Hauses, zum anderen geht es um die Frage, wie verlässlich das G 36 ist.
Wir haben aus dem Einsatz – das hat General Fritz gerade in den letzten Tagen ausdrücklich bestätigt – keine Beschwerden über dieses Gewehr bekommen. Wenn allerdings ein Gewehr nicht gemäß den Bestimmungen bedient wird, sondern Dauerfeuer mit 200 Schuss innerhalb kürzester Zeit abgegeben wird, dann ergeben sich in der Tat ab einer Entfernung von 200 Metern Streueffekte. Allerdings ist das Gewehr nicht das einzige Mittel, das unsere Soldaten zur Verfügung haben. Für bestimmte Distanzen und für bestimmte Zwecke haben unsere Soldaten vor Ort in Afghanistan andere Möglichkeiten, zu wirken.
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:
Sie haben eine weitere Nachfrage, Herr Ströbele, bitte.
Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Danke. – Es ist mir bekannt, dass die Bundeswehr auch über Panzer verfügt, aber hier geht es um ein bestimmtes Gewehr. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft ist, dass dieses Gewehr beschafft und offensichtlich bezahlt worden ist, obwohl bekannt war, dass es mit erheblichen Mängeln behaftet ist. Sie haben die Materialprüfer angesprochen, die offenbar keine Ahnung haben.
Sind Sie der Auffassung, dass auch der Bundesrechnungshof, der die Beschaffung bereits 2011 gerügt hat, nicht über die notwendige Sachkunde verfügt, sondern nur die Spitze des Ministeriums?
Thomas Kossendey, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung:
Ich könnte mir die Antwort jetzt leicht machen und Ja sagen, aber ich tue es nicht, weil wir den Bericht, den wir dem Verteidigungsausschuss gegeben haben, natürlich mit allen verantwortlichen Stellen bei uns im Hause und in den nachgeordneten Behörden besprochen haben.
Ich wiederhole: Es ist nichts zutage getreten, was an einen grundsätzlichen Mangel des G 36 erinnert. Ich bin sicher, dass, wenn sich die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen auf diesen Punkt beziehen sollten, ein ähnliches Ergebnis dabei herauskommen wird.“ (Zitat Ende)
Dass hier einige Begrifflichkeiten mit den „Änderungswünschen“ übereinstimmen, (die im SZ-Artikel aufgezeigt werden) mag Zufalle sein,- muss es aber nicht!?
Gab es hier möglicherweise eine „top-down“ Sprachregelung?- Und wenn es diese gegeben haben sollte und sich von dieser (möglicherweise) der Parl. Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung hat einnehmen lassen;- von wem könnte diese (Sprachregelung) dann wohl gekommen sein?- Fragen über Fragen …
@Bang50
„Das G36 war in 90er Jahren die goldrichtige Waffe für die BW.“
+1
„Ist das G36 die richtige Waffe für die Zukunft der nächsten 30-40 Jahre? Ich sage nein. Das hat aber weniger mit Streukreisaufweitungen zu tun. Die ergonomischen und technischen Anforderungen an ein Sturmgewehr haben sich geändert.“
+1
Ich kann diese ganze Diskussion um das angeblich unzuverlässige G36 einfach nicht mehr ertragen! :(
Sie haben vollkommen Recht! Wir benötigen ein neues Sturmgewehr, aber NICHT wegen des Streukreises oder weil die Waffe unzuverlässig ist, sondern weil sie genau aus den von Ihnen geschilderten Argumenten einfach nicht mehr auf der Höhe der Zeit liegt!
@Bang50:
„Man will heute z.B. eine niedrige Visierlinie für die Optik und davor noch ein Nachsichtgerät setzen können, ohne die Waffe neu einzuschießen und ohne einen zu hohen Schwerpunkt wegen den schweren Optiken zu bekommen. Also muss die Konstruktion des Gehäuses ganz anders aufgebaut werden als beim G36.“
Das Problem lässt sich auch bein G36 lösen – siehe G36A3.
Zukunftsweisend wäre ein echtes G38, dass die Ergonomie des G36 mit den werkstofflichen Fortschritten u.a. beim HK416 verbindet.
Aber die Bw weiß ja nicht mal was sie will.
Und selbst wenn sie es wüsste, gäbe es dafür wohl keine F+T-Mittel.
Noch ein schönes Beispiel zu Forderungslage:
Die derzeit erarbeiteten Forderungen für ein neues Sturmgewehr sehen eine sehr hohe Präzision vor.
Diese soll jedoch auch mit der bisherigen Munition erreicht werden. Es mussten dann Industrievertreter (!) darauf hinweisen, dass die Streuung der Munition bereits die Präzisionsforderungen übersteigt. Seitens des Bedarfsträgers hält man jedoch an der Forderung fest.
Papier besiegt Physik.
Soviel zum aktuellen Niveau der konzeptionell-technischen Expertise im Handwaffenbereich.
@Fallobst
http://en.wikipedia.org/wiki/MSBS_Radon
Danke für die Info. Sollte beim zukünftiges Sturmgewehr auch der Hülsenauswurf umbaubar sein, wie beim FAMAS?
@Thomas Melber
Der Hülsenauswurf ist schon umbaubar von rechts auf links. Hülsenabweiser gegen Abdeckplatte austauschen und Verschlusskopf umdrehen, das war´s. Das System funktioniert aber auch ohne Abweiser oder Abdeckplatte.
Kaliberwechsel soll ähnlich wie beim Magpul Masada/Bushmaster ACR funktionieren (derzeit 5,56x45mm; 7,62x51mm soll auch kommen, 7,62x39mm wohl nicht).
Im allgemeinen scheinen sie relativ viel vom ACR abgekupfert zu haben, aber die Idee war ja auch super. Und sie haben es schneller ans Laufen bekommen.
Ich persönlich sehe auch nicht, die Gefahr, dass man sich in Modularität verliert. Wenn man die Waffe einmal mit seinen Bedürfnissen konfiguriert hat, schiebt man ja nur noch die Schulterstütze rein und raus und installiert Laser und Lichtmodule, je nachdem, wo man wann und wie rumspringt.
@Fallobst
Wenn die Bw querschnittlich entsprechend ausgerüstet ist soll mir das recht sein (Ordonnanzgewehr mit Anbauteilen, Standardkonfiguration), wobei alle Nutzer regelmäßig auch an den Zusatzausstattungen (Optiken, u.a.) ausgebildet bzw. zumindest grundeingewiesen werden (mit (halb-) jährlicher Auffrischung).
Und, ja, die Kaliberdiskussion – es geht auch darum, wie viele verschiedene Kaliber man in einer Schützengruppe hat. Aktuell sind es bis zu vier (!).
Vielleicht ist es an der Zeit die MP7 wieder auszuphasen oder ggf. die Pistolen durch die MP7 zu ersetzen, oder für die 4,6×30 eine Pistole zu entwickeln. Die Belgier haben ja ihr 5,7×28-System.
@ Memoria
Leider lässt sich das Problem auch mit dem G36A3 nicht abschließend lösen, sondern nur reduzieren. Die Schienen/Schulterstützen Kombination ist immer noch höher als sie eigentlich sein sollte und führt bei der Verwendung des Wärmebildgerätes zu einem hohen Schwerpunkt (wurde bei IDZ-ES beklagt). Das RSA auf dem Zeiss ist jenseits von Gut und Böse (Wange weit entfernt von der Auflage) <– BW Turmbau zu Babel Fetischismus. Stabilität und Wiederholgenauigkeit der Schiene ist beim G36 wegen dem Gehäuseaufbau suboptimal. Die Ergonomie des Handschutzes bleibt suboptimal und eine Bastellösung. Verwendung von Schalldämpfern ist beim G36 möglich jedoch ist der Schalldämpfer nicht als integraler Bestandteil gedacht usw…
Ich will damit nicht sagen, dass man keine G36 A3-A4 beschaffen sollte – schließlich handelt es sich um einen Fortschritt und auch mit dem Gesamtpacket kann man arbeiten. Jedoch sind das Punkte, die bei einer langfristigen Planung für ein neues Sturmgewehr zu berücksichtigen sind.
Bzgl. Der Beschaffung läuft es natürlich wieder auf eine Katastrophe hinaus, weil da Leute dran sitzen, die von Handwaffen und der evolutionären Weiterentwicklung in diesem Bereich offensichtlich nichts verstehen. Daher ist es für die Truppe enorm wichtig, jetzt schon die Anforderungen an eine neue Handwaffe so präzise und widerspruchsfrei wie möglich zu kommunizieren. Sonst wird es wie beim NH90 laufen… .Es ist bereits jetzt der Zeitpunkt gekommen mit dem rudern anzufangen, damit in 15 Jahren etwas auf den Hof kommt, mit dem Soldaten zufrieden sein können. Das Heer sollte daher ihren fähigsten Soldaten herauspicken und ein Papier aufsetzen lassen, was die TRUPPE sich von einer zukünftigen Handwaffe wünscht.
@Fallobst, da haben die Polen mal ne interessante Waffe zusammengeschraubt.
Auch die im Hintergrund sichtbaren sehen funktional und auch Lufttransportfähig aus.
Ich glaube es handelt sich dabei >Radom MSBS Modular Rifle< um eine polnische Version der FN Scar…
https://www.youtube.com/watch?v=jOvJUdJlkNk
Diese Einsatzerprobte Waffe FN Scar oder die israelische TAR-21 wären meine Wahl.
.
@Bang50
Wie wahrscheinlich ist es, daß die Bw querschnittlich mit IdZ-ES ausgestattet wird? Für die realistisch verfügbare Zahl IdZ kann man auch die entsprechenden Handwaffen besorgen.
Ich selbst bin bei IdZ eher skeptisch, lasse mich aber gerne belehren.
re: Bang50
„Das Heer sollte daher ihren fähigsten Soldaten herauspicken und ein Papier aufsetzen lassen, was die TRUPPE sich von einer zukünftigen Handwaffe wünscht.“- Schön gesagt, und eigentlich der richtige Ansatz!
Die entscheidende Frage scheint doch aber wohl eher zu sein: „Wer von den Rüstungslobbyisten sitzt derzeit bei wem, wie fest auf dem Schoß „und spricht bei den Anforderungen mit“?“
Meiner Ansicht nach geht es bei Rüstungsprojekten längst nicht mehr (nur) darum was bedarfsgerecht ist, sondern in einem nicht geringen Maße darum, wer wie auf welche Entscheidungen Einfluss nehmen kann.
Anders ausgedrückt: Selbst wenn die Truppe einen bedarfsgerechten Anforderungskatalog entwickeln würde der unter wirtschaftlichen und technologischen Aspekten umsetzbar wäre, hieße das noch lange nicht, dass es nicht andere „übergeordnete politische Interessenlagen“ geben könnte die zu ganz anderen Entscheidungen führen!
@ audio001 – Natürlich ist das ein Problem. Jedoch besteht die BW nicht nur aus Lobbyisten (die setzen meist eher in den höheren Ebenen an). Daher muss jemand aus der Truppe (quasi das Synonym für Einsatznähe/Anwender) die Anforderungen sauber definieren und rechtzeitig kommunizieren. Der Lobbyismus blüht auch nur deshalb so auf, weil die Truppe sich so passiv verhält.
@ Thomas Melber
Außer einer Meinung kann ich Ihnen da nicht viel anbieten: Das komplette System ist meiner Ansicht nach zu teuer und bietet zu wenig Leistung um es im Querschnitt einzuführen. Würde die BW diesen fürchterlichen Gedanken abwerfen, dass man nur mal ein Packet kaufen muss und dann die nächsten 20 Jahre nichts mehr tun muss, dann könnte man die IDZ-ES Weste/Helm/Gürtel/Chest Rig/Holster im Querschnitt und als neuen Standard bei der BW einführen. Damit wäre wirklich etwas erreicht. Ein echter Infanterist der Zukunft ist aber kein Produkt, sondern ein ständiger Prozess der Weiterentwicklung und Implementierung von Elementen. Diesen Prozess muss aber die Truppe gestalten und nicht die Bürokraten am Schreibtisch.
@ Elitegaertner3
Was machen Sie wenn die TAR-21 nicht allen Soldaten an die Schulter passt und die Schiene zu kurz für ein Nachsichtgerät ist, aber das extrem kompakte System für den Stadtkampf nicht gebraucht wird? Was wenn die Modularität des SCAR dazu führt, dass die Waffe sperrig ist, aber diese Modularität gar nicht gebraucht wird?
Auf was ich hinaus will? Jede Handwaffe wird mit einer spezifischen Philosophie entworfen. Daher ist es für die Armee wichtig zu wissen, welche Annahmen bei dieser Philosophie getroffen wurden und wie diese Annahmen zu der eignen (zukünftigen) Strategie passen werden.
@ audio001 | 30. November 2014 – 12:10
Ihrer Beschreibung folgend hat die Bundeswehr-Beschaffung also ein Sozialismus-Problem. Das „Zentralkomitee“ meint, alles besser zu wissen, hat sich aber schon lange von Sach- und Fachkompetenz verabschiedet und verfolgt auch gern mal versteckte Interessen.
Das wäre keine schöne Diagnose für den kränkelnden Patienten Bundeswehr.
Sie trifft aber zu 100% zu.
Nun ja, man muß einfach auch einmal ganz offen und ehrlich eingestehen, dass die Bewertungskompetenz der Truppe seit 2001 kontinuierlich nach unten gesackt ist………denn die Einsätze und die daraus resultierende Reduzierung von Manövern und Übungen in den Kernbereichen von Land-,See- und Luftkriegsführung haben imho zu einem kräftigen Kompetenzverlust geführt. Hinzu kamen die strukturellen Veränderungen, denen systematische Bewertungskompetenzen der Fachbereiche aller TSK zum Opfer gefallen sind. So war die letzte größere Waffensystem-Übung und -Berwertung mit scharfem Schuß bei der Marine im Jahre des Herrn 2001 ! Die Permanenten Waffensystembewertungen (PERWAB) der Marine sind in etwa zeitgleich abgeschafft worden. Die Weiterentwicklungsabteilungen der TSK, bzw. der Waffengattungen sind mittlerweile Geschichte, genau wie die Auswertungs- und Taktikgruppen bei Marine und Luftwaffe. etc etc und die WTD’en und Arsenale haben einen ähnlichen Kompetenzverlust erlitten. Dafür haben wir jetzt Mega-Ämter mit Soldaten und Beamten besetzt, die nie in ihrer Dienstzeit an einer längeren Großübung – wie z.Bsp Sharp Spear – teilgenommen haben, weil es solche nicht mehr gibt seit Mitte der 90ger. Das sind nur einige Beispile für das, was ich Bewertungskompetenzverlust nenne, die natürlich zu einem Verlust der Forderungskompetenz der Truppe geführt hat.
@Freiherr vom Stein
„Ihrer Beschreibung folgend hat die Bundeswehr-Beschaffung also ein Sozialismus-Problem. “
Natürlich, denn Rüstung ist immer Zentralwirtschaft/Planwirtschaft. Aber hier ist es kein Problem, sondern zwingende Notwendigkeit…
Wie soll es denn auch anders gehen?! Soll etwa jedes Btl seine eigene Ausschreibung machen dürfen?
@ Koffer | 30. November 2014 – 13:18
Mit „Sozialismus-Problem“ will ich eigentlich all die Gründe umschreiben, die eben zum Untergang dieser Organisationsform geführt haben, wie Verkrustung, Besetzung von Stellen mit Günstlingen statt mit Kompetenz, keine ehrliche Evaluation, inhärenter Drang der verschiedenen Spieler zu lügen, was dann nicht bestraft wird, keine/falsche individuelle Anreizsysteme, ausufernde Transaktionskosten, überbordende Bürokratie, Verantwortungsdiffusion etc.
Dass es manchmal strukturelle Gründe für eine Zentralverwaltungswirtschaft gibt, kennt jedes Großunternehmen. Trotzdem versucht man dort, all die Probleme, die diese Organisationsform mit sich bringt, unter Kontrolle zu halten. Dies scheint der Bundeswehr nicht zu gelingen und man schaut nun in den lethargischen Abgrund eines dahinsiechenden sozialistischen Systems.
@FvS
Ihre Diagnose ist gar nicht mal so daneben. Der Irrtum in den Köpfen unsere Politik besteht allerdings darin, dass man die BW politisch-rechtlich nicht dezentral organisieren kann, allerdings funktional schon….Stichwort aus der systemischen Organisationswissenschaft: „Selbstorganisierende Funktionseinheiten“. Das hat man leider – aus teilweise sehr ideologischen Gründen wie z.Bsp „Führung aus einer Hand“ und „Stärkung des GI“ – von Seiten des FüS aber immer verdrängt und hat stringent den top-down-all-the-way-approach durchgesetzt und bottom-up einfach unter den Tisch fallen lassen.
re: Bang50
Natürlich besteht die Bundeswehr nicht nur aus Lobbyisten!- Wir haben haben aber bei den Rüstungsprojekten auf Seiten der möglichen Auftragnehmer ein originäres Interesse, dass bestimmte Beschaffungsentscheidungen „so und nicht anders ausfallen“!- Und wir haben es i.d.R. mit „Alles- oder Nichts-Entscheidungen“ zu tun!
D.h., da wird zumindest die Kreativität der Rüstungsindustrie (damit meine ich nicht nur die klassischen großen Rüstungskonzerne, sondern auch die Vielzahl der kleinen oder mittständischen Zulieferer die in Abhängigkeiten zu Auftragsvergaben an die „Großen“ stehen!) in einem erheblichem Maße gefordert, wie die Entscheidungen in die richtige Richtung gelenkt werden können!
Und „Lobbyismus“ ist kein zielloses Agieren, sondern immer dem konkreten Erreichen eines Zieles geschuldet!
Praktisch gesprochen: Durch Einflussnahme auf Entscheider und Entscheidungsvorbereiter sollen Mitbewerber (möglichst frühzeitig) heraus gekickt werden (s. Einflussnahme auf Ausschreibungsinhalte!) oder zumindest die Entscheidung selbst in eine bestimmte Richtung gelenkt werden!
In dem speziellen Szenario der Rüstungsprojekte geht es aber eben nicht nur um Entscheider und Entscheidungsvorbereiter auf der (rationalen) Sachebene, sondern in einem erheblichen Maße um Entscheider und Entscheidungsvorbereiter auf der (zum Teil irrationalen,- ausgehend von der zweifelsfrei nachvollziehbar sachlich begründeten Entscheidung) politischen Ebene. (Exemplarisch läßt sich nach dem derzeitigen Wissen um die Entscheidungslage – meiner persönlichen Ansicht nach – sicher auch der „Sea-Lion“ anführen!)
Dazu kommt eine weitere Besonderheit!- Die Sachebene kann (direkt oder indirekt!) durch die politische Ebene in ihrer Ausrichtung beeinflußt werden!- Und wird Beeinflussung zugelassen – und das dürfte nach menschlichem Ermessen die Regel sein – entstehen zwangsläufig gegenseitige Abhängigkeiten!- Und diese werden immer dann deutlich, wenn Schulterschluß gefordert ist!
D.h., wenn es darum geht Sachzusammenhänge zu vertuschen oder zu verschleiern, weil diese im Ergebnis sowohl die Sachebene wie auch die politische Ebene belasten könnten!
Und weil dieses so ist, sind gerade Rüstungsprojekte „die Spielwiese der Lobbyisten“ auf der sich diese auf allen Ebenen so richtig austoben können.- Und meiner Ansicht muss man eigentlich nur genau hinsehen, um zu erkennen was hier (inzwischen) abgeht ….
In der morgigen SZ geht es weiter. Nun äußert sich schon der Fraktionsvorsitzende der Grünen. Wenn vdL nicht aufpasst, hat sie bald einen Untersuchungsausschuss an der Backe. Wie man nach den berichteten Korrekturen dazu kommt, seitens BMVg die Vertuschung als „absurd“ zu bezeichnen, ist mir ein Rätsel.
Aus SZ-E-Paper:
„Frau von der Leyen muss jetzt mal ernst damit machen, die Kultur der Vertuschung in ihrem Ministerium zu beenden, wo man Probleme nie wahrhaben will“, sagte Grünen-Bundestagsfraktionschef Anton Hofreiter der Süddeutschen Zeitung. „Nach einem Jahr an der Spitze dieses Hauses kann sie sich langsam nicht mehr damit herausreden, dass immer die anderen schuld sind.“ Das Ministerium hingegen wies den Vorwurf der Vertuschung am Wochenende als „absurd“ zurück.
Zumindest ein Vertreter der „Großkoalitionäre“ im Verteidigungsauschuss scheint aus dem Dornröschenschlaf erwacht zu sein und hat sich zu einer öffentlichen Äußerung hinreißen lassen SZ vom 01.12.2014 („Unter Beschuss Ärger um Gewehr: Grüne werfen Ministerium Vertuschung vor“), Zitat: „Der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold sagte zum Thema G36: „Wir haben ja jetzt über lange Zeit sehr unterschiedliche Informationen über dieses Gewehr erhalten – vom Ministerium, der Wirtschaft und den Soldaten, die mit der Waffe umgehen.“ Er habe „allen drei Seiten zugehört“, sagte Arnold. „Und angesichts der Unterschiede in den Darstellungen werde ich erst wieder Vertrauen fassen, wenn der gemeinsame Bericht des Ministeriums und des Bundesrechnungshofs zum G36 vorliegt. Vorher glaube ich gar nichts mehr.“ Laut Ministerium soll der Bericht im Frühjahr vorliegen.“
Wäre schön, wenn derart klare Äußerungen auch zum „NH90“ erfolgen würden,- und bei 8,5 Milliarden Euro Beschaffungsvolumen, und (fragwürdigen) „Einzelfallbetrachtungen“, ist eigentlich noch ein viel größeres Mißtrauen angesagt …
@audio001: Warum Arnold erst dann wieder Vertrauen fassen will, wenn von drei beteiligten Seiten nur eine gemeinsam mit dem Bundesrechnungshof einen Bericht vorlegt, würde ich auf gerne verstehen. Oder ist das nur ein weiterer Ausweis dafür, das er nicht verstanden hat, dass das Ministerium und die Truppe – mindestens – zwei unterschiedliche Organisationen sind?
@audio001:
Nur komisch, dass die Untersuchungen nun schon im Q1/2015 abgeschlossen sein sollen. Man hatte sich eigentlich erst vor wenigen Wochen auf ein sehr aufwendiges Versuchsprogramm geeinigt (u.a. in Zusammenarbeit mit der HSU).
Da war ein Abschluss wohl eher gegen Ende 2015 realistisch.
Jeder mit etwas Erfahrung mit der Personalausstattung der WTD 91 weiß, dass es dort stets zu Verschiebungen im Zeitplan kommen kann (B.V., Nachweisführung anderer Projekte, etc.). Der Zeitplan erscheint mir weitgehend realitätsfremd. Aber das Verfahren scheint weiterhin durch politische Erwägungen dominiert (Bericht vorgelegt!).
Da hat man den Eindruck man will jetzt wieder schnell-schnell was vorlegen (allein der Zeitansatz für die Erstellung des Abschlussberichtes und dessen Mitzeichnung…).
Somit bleiben noch max. 2 Monate unmittelbar im neuen Jahr.
Passt das zum Zeitplan der Arbeitsebene?
Anstatt es einmal richtig zu machen (verschiedene Varianten, verschiedene Munitionsarten und -Hersteller, versch. Umweltbedingungen, versch. Fertigungslose, Vergleichsgruppen, Kontrollvariablen, Gesetz der großen Zahl, etc.). Eigentlich 1. Semester Hochschulstudium: Forschungsdesign.
Nur.noch.peinlich.
Die Tagesordnung der 26. Sitzung des Verteidigungsausschusses
Tagesordnungspunkt 11
Bericht des Bundesministeriums der Verteidigung zum aktuellen Sachstand des Themas „Gewehr G 36“
http://www.bundestag.de/blob/343786/4ba0a0d664ced2e4773de3d029c0831e/ergaenzungsmitteilung_26–sitzung-data.pdf
@ Memoria
„Da hat man den Eindruck man will jetzt wieder schnell-schnell was vorlegen (allein der Zeitansatz für die Erstellung des Abschlussberichtes und dessen Mitzeichnung…).
Somit bleiben noch max. 2 Monate unmittelbar im neuen Jahr.
Passt das zum Zeitplan der Arbeitsebene?“
100 Pkt!
So ein Zeitplan entlarvt die mangelnde Ernsthaftigkeit des Ansinnens vollkommen. Schade ums Geld und schade um die Mitarbeiter, denen man so einen Frust zumutet.
Wir.Lernen.Nix
ich bin ja der Meinung, dass IT jeder kann, der zu Hause ein PC, iPad, iPhone oder sonst was hat (also jeder, auch die Fraktion anderer OS). Eigentlich braucht man das auch nicht mehr zu lernen/studieren etc.. Man ist eigentlich nur so von IT Spezialisten umgeben. Auch der Versuch über deutsche Fachbegriffe wie „Equipment“ (bekannt eigentlich nur aus der Musikerszene) sich von der Masse abzuheben scheint eher schwierig zu sein… Nunja, das kennt man aus jeder Firma in der es eine IT-Abteilung gibt.[\genug Ironie für heute]
Ich finde Ihren (@klabautermann) letzten Satz einfach genial. Ich hoffe Sie haben kein Copyright darauf angemeldet. Würde das gerne weiterverwenden!? ;)
Was passiert nun eigentlich mit dem Urheber des Berichtes (Angehöriger der WTD?)? Wird er nun belobigt? Ich persönlich wäre dafür! Rein aus den Gründen, die hier schon genannt wurden (Kulturänderung von oben bis unten).
Gibt es eine Vorschrift, die sich auf die Einflussnahme/Veränderung auf bzw. von Berichten bezieht? Sind damit die „Ampeln“, die quasi in kompakter Form eine visuelle Darstellung eines Sachverhaltes darstellen (hehe… ich bin echt nicht eloquent :)) von inbegriffen?
Wenn ja (nur mal angenommen), wäre dann die Veränderung einer „Ampelfarbe“, die von einem Urheber generiert wurde (verkörperte Gedankenerklärung und so, hat jemand bei den Drehflüglern schon angerissen) – was bei Ihnen in der Bw sicher nicht passiert, aber passieren könnte – dann auch ein Dienstvergehen o.Ä.?
Ja, die Fragen sind weit naiv aus dem Fenster gelehnt, besonders weil es immer drauf ankommt. Das ist Absicht. Ich hoffe die fallen nicht runter ;)