Mahnung vom östlichen Nachbarn: ‚Schwäche der Bundeswehr kann sich keiner leisten‘
Bei aller Freundschaft hatte der Besuch aus dem Osten deutliche Worte mitgebracht. Tomasz Siemoniak, polnischer Verteidigungsminister, war am (heutigen) Mittwoch nicht nur Unterzeichnung eines neuen deutsch-polnischen Heeresabkommens nach Berlin gekommen. Sondern auch, um als Gastredner der Bundeswehrtagung (Foto oben) den deutschen Freunden zurückhaltend, aber deutlich genug was zum Thema Erwartungen an einen NATO-Bündnispartner zu sagen. Ein paar Absätze aus seiner Rede (in der offiziellen Übersetzung des Warschauer Verteidigungsministeriums):
Ein starkes demokratisches Europa braucht ein starkes Deutschland und ein starkes Polen. Stärke ist nicht nur Wirtschaftsmacht, sie ergibt sich nicht nur aus wirtschaftlichen Verflechtungen und aus der Überzeugung, dass unsere Werte richtig sind. Stärke ist auch Verteidigungsfähigkeit, ist auch militärische Stärke, ist auch die Stärke der Bundeswehr und der polnischen Streitkräfte, der Wojsko Polskie. (…)
Werte deutsche Freunde! Wir haben von euch, man kann eigentlich sagen über Jahrhunderte gelernt, dass konkrete Taten und nicht bloßes Gerde, dass reale Ergebnisse und nicht auf Papier stehende Sicherheiten das wichtigste sind.
Bitte wundert euch daher nicht, dass wir uns eine stärkere Präsenz des Bündnisses in Osteuropa nicht nur in Verpflichtungen und Erklärungen wünschen, sondern in konkreten Fakten, in konkreten Aktivitäten, wie eine ständige militärische Präsenz, wie die Stärkung des Multionationalen Korps Nord-Ost, wie eine auf reale Bedrohungen ausgerichtete „Speerspitze“, also Einheiten in höchster Bereitschaft. Wir sind der Auffassung, dass derartige Anstrengungen, die wir auch bereit sind finanziell mitzutragen, die beste Antwort auf Gefahren darstellen und somit bewirken können, dass es uns möglich sein wird, lange Jahre und Jahrzehnte in Frieden zu leben. (…)
Ich bin nicht der erste Gast aus Polen, der hier in Berlin die Notwendigkeit eines aktiven deutschen Engagements in Verteidigungs- und Sicherheitsfragen hervorhebt. Wir in Polen glauben nicht an Gerüchte über eine angebliche Schwäche der Bundeswehr. Das kann sich heute auf dem Kontinent keiner mehr leisten. Denn es würde einem Verlust der Glaubwürdigkeit des Nordatlantischen Bündnisses und der Europäischen Union, und somit des Sicherheitsgefühls vieler europäischer Staaten, darunter auch der von Polen, gleichkommen. Wir brauchen also eine starke, aktive Bundeswehr, die eingedenk der historischen Erfahrungen jedoch keine Mitverantwortung für die kollektive Sicherheit und Verteidigung ihrer Bündnispartner scheut.
Natürlich wies der polnische Minister auch darauf hin, dass ein Land seit Jahren einen konstanten Verteidigungshaushalt in Höhe von 1,95 Prozent unseres Bruttoinlandsprodukts garantieren könne und den ab 2016 auf zwei Prozent erhöhen wolle.
Das waren schon deutliche Worte an die deutsche Seite. Die Rede der deutschen Ministerin wird – nehme ich doch an – irgendwann auf der Webseite zu finden sein
(Foto:
„Wir in Polen glauben nicht an Gerüchte über eine angebliche Schwäche der Bundeswehr.“
Tja, liebe Freunde von jenseits der Oder und Neisse … Glaubts ruhig. Und fangt schnell an zu glauben, weil dann könnt ihr wenigstens national entgegensteuernde Maßnahmen einleiten.
Wow,
Eine kluge, deutliche aber auch mit Bedacht formulierte Rede. Den deutschen Uniformträgern mit Ehre im Leib wird das in manchen Aspekten sicherlich aus der Seele gesprochen sein.
Und tatsächlich im politisch gemeinten „Du“ als Ausdruck der Verbundenheit !?!
Einrahmen mit Goldrand!
In jedes Büro des Bundestages und BMVg’s hängen.
Zeitlose Selbstverständlichkeit die hier leider irgendwie revolutionär wirkt
So, und nun stellen wir uns alle mal einen führenden deutschen Politiker oder eine führende Politikerin vor, die so eine Rede vor dem Bundestag und der ganzen Nation hält. Hmmm … irgendwie bleibt mein „inneres Auge“ dunkel. Warum wohl?
csThor: Der polnische Verteidigungsminister sollte dringend vor dem Deutschen Bundestag reden, völlig richtig. Allerdings wäre dies für Frau Merkel & Co zu peinlich, deshalb werden die ihn bestimmt nicht einladen. Eine solche Rede im Bundestag wäre wirklich herrlich, wenn die die Linken aus Protest den BT verlassen und der Großen Koalition außer schweigen nicht mehr einfallen würde.
Am besten lassen wir den polnischen Verteidigungsminister das neue Weißbuch der Bundesregierung schreiben! Denn dann würden sich dort dessen Worte von realen Bedrohungen und besten Antworten auf Gefahren dort finden, womit er nichts anderes ausdrückt, als daß wir nicht mehr nur von Freunden umgeben sind.
Wir brauchen eine starke, aktive BW, dies ist genau das woran es fehlt im Moment, vor allem bei den Politikern an dem Willen eine solche zu schaffen!
Der Übersetzer und offenbar dessen Vorlage sind klasse. So schön kann ein bitterböser Vorwurf verpackt werden.
Sehr kluge Rede und ein Meisterwerk von diplomatisch verpackten Spitzen ;-)
Heute.de verkündet derweil auch die Unterzeichnung eines „Abkommen über die Zusammenarbeit der Heere beider Länder [DEU/POL]“ – habe ich das im obigen Artikel überlesen?
@Voodoo: Herr Wiegold hat oben die Heereszusammenarbeit verklinkt auf die BW-Seite. Hier der Kern des geplanten:
Intensive Kooperation
Während der Deutsch-Polnischen Regierungskonsultationen am 14. November 2012 hatten die Verteidigungsminister der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen eine engere Zusammenarbeit der deutschen und polnischen Marine initiiert, die am 27. Mai 2013 in Rostock festgeschrieben wurde. Mit der Vertragsunterzeichnung zur Lieferung deutscher Kampfpanzer vom Typ LEOPARD 2 an die Republik Polen wurde der politische Wille zur intensivierten Kooperation auf Ebene der Landstreitkräfte insbesondere in den Bereichen gemeinsame Ausbildung, Training, Wartung und Materialerhalt zum Ausdruck gebracht.
Vertiefung der Zusammenarbeit
Das deutsche Kommando Heer und das polnische Generalkommando haben gemeinsam einen Katalog mit folgenden Maßnahmen erarbeitet:
Eine Kooperation auf Ebene der Kampftruppenbrigaden, bis hin zu einer wechselseitigen Unterstellung von Kampftruppenbataillonen.
Die beiden Kommandostäbe sehen den Austausch von Offizieren vor.
Es wird eine beiderseitige Heeresverbindungsorganisation geschaffen.
Truppenteile beider Heere (Panzertruppe, Heeresaufklärungstruppe, Gebirgsjägertruppe und Artillerie) werden auf ihrer Ebene jeweils eine vertiefte Zusammenarbeit entwerfen und realisieren.
Junge Offiziere und Offiziersanwärter beider Heere werden gemeinsam Ausbildungsabschnitte durchlaufen.
Die Bereiche Ausbildung und Übungen sollen noch enger zusammenarbeiten.
Die Interoperabilität beider Heere soll weiterentwickelt werden, beispielsweise durch die Entwicklung gemeinsamer Vorschriften und Standards.
Ich glaube da ist ein Übersetzung Fehler eingegangen
Weil so blöd sind doch die Polen nicht das sie wissen das BW ihnen gar nicht helfen könnte wenn Sie es auch wollten
Ah, danke – Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen….
liebe Polen !
bitte: AUGEN AUF ! – und sucht euch bitte einen anderen partner,
– von dem ihr auch echt was lernen könnt (und nicht nur AFG 2.0)
– auf den auch echt verlass ist, wenn es um scharfe einsätze geht
>>> guckt euch bitte mal die DEU-FRA-brigade an, die letztlich nur eins gebracht hat , nämlich sich gegenseitig zu LÄHMEN !!!
semper fo
Die Rede unserer Verteidigungsministerin ist auch jetzt veröffentlicht. Da kann man vergleichen indem man sich die Rede von der BW Seite runterlädt.
http://www.bmvg.de/portal/a/bmvg/!ut/p/c4/NYuxDsIwDET_yE4khsJG6MKCRAdK2dI2ioyapHKdsvDxJAN30hvu6fCFpdHu5K1QinbBJw4TncYPjGH38E6ZywqBIm3imHLAvn5mB1OKTirFRaFCz1YSw5pYlmoyczFAMw5Kt0Zp9Y_-Hu8X87g1zaG9mg7XEM4_iSZ2AQ!!/
Unsere Ministerin zur Liste der Einsatzbereitschaft der BW:
„Wie messen wir eigentlich die materielle Einsatzlage? Eine Teilstreitkraft misst an einem Stichtag, die andere ein Quartal, und wieder eine andere misst den Jahresdurchschnittswert. Das kann nicht gut gehen….“
Immerhin ein Fortschritt diese Erkenntnis von VDL!
Die einzige seriöse Messung der Einsatzbereitschaft von Armee und Feuerwehr ist überraschender Großalarm.
Dann sieht man, wer rechtzeitig im befohlenen Manövergebiet ankommt. Alle anderen sind offensichtlich nicht einsatzbereit.
@califax: wer hätte gedacht, wie sehr wir den guten alten Active edge prepare und execute vermissen werden!
Da gab es schon am nächsten Tag klare Ansagen.
Bei allen Vorbehalten: Wenn das deutsch-polnische Heeresabkommen umgesetzt wird, wäre das ein weiterer Schritt in Richtung einer Europäisierung der Streitkräfte, nach den multinationalen Stäben, der Deutsch-Französichen Brigade (ich ahne schon die Seufzer Einiger), den EU-Battlegroups (die Seufzer werden lauter) und der Kooperation mit den niederländischen Streitkräften.
Natürlich muss die Politik nachziehen. Eine europäische, streitkräfteübergreifende Kooperation nützt nichts, wenn diese (sicherheits-)politisch nicht gelebt und genutzt wird. Sollte es wirklich eine Debatte über ein neues Weissbuch geben, wäre das sicher ein Thema.
Ich währ schon Zufrieden wenn die BW mit allen Fahrzeuge überhaupt in Polen ankommen könnte , wenn der Hilfe Schrei kommt
„In diesem Sinne wünsche ich, dass eine gewisse Kultur des Weichzeichnens, auch gelegentlich der „Schönfärberei“, auf dem Dienstweg bald ausgedient hat.
Wir brauchen ein klares Lagebild.“
Nein, das stammt nicht aus der heutigen Rede, sondern aus der Grundsatzrede von KTG vom 26.05.2010.
Eine Reform später stellt die Nachnachfolgerin 4 Jahre später fest, dass man bzgl. Einsatzbereitschaft weiterhin kein Lagebild hat.
Muss man noch mehr sagen?
Die damit verbundenen Ausführungen sind ja noch verheerender als die von KTG.
Sollte die Neuausrichtung nicht genau das Problem des uneinheitlichen Meldewesens lösen?
Nun sollen die Inspekteure direkt einem Lenkungskreis vortragen – vorbei an FüSK?
Wie Kommentator hier bereits mehrfach aufzeigte, scheint die Leitung andauernd neue Berichts- und Koordinationsgremien einzurichten – ohne dies in ein Gesamtgefüge einzubinden.
Zum Thema Finanzierung wiederhole ich mich einfach mal:
http://augengeradeaus.net/2014/10/attraktivitaetsgesetz-fuer-die-truppe-mehr-zeit-mehr-geld/comment-page-2/#comment-158079
Aber wenn man nicht mal ein Lagebild hat, wie will man dann ggü. dem Finanzminister Mehrforderungen sauber begründen?
Bei der BPK war vdL ja sogar der Meinung man könne auch 2016 noch mit den vorhandenen Mitteln die Attraktivität steigern und die Ausrüstung verbessern.
Kennt sie den Planungsvorschlag 2016 nicht oder ignoriert sie ihn?
Der SPIEGEL online schrieb am 18.3.2014, kurz nach der Annektion der Krim:
Zumindest die Sorge nach einer Eskalation in anderen Teilen der Ukraine konnte Putin ein wenig dämpfen: „Glauben Sie nicht denjenigen, (…) die schreien, dass andere Regionen der Krim folgen werden“, so der Politiker: „Wir wollen keine Teilung der Ukraine, wir brauchen das nicht.“
Mein Fazit:
Bloßes Hoffen auf Frieden genügt nicht. Putin wird dort stoppen, wo er auf eine stärkere Macht trifft. Er wird sich die Verteidigungsbereitschaft Europas sehr genau ansehen und daraus seine Schlüsse ziehen- auf die eine oder andere Weise.
Tut mir Leid, weil ich reingrätschen muss. Bevor die Utopie „Europäische Streitkräfte“ mal wieder als Gegenwartsflucht verwendet wird: Wenn die nationalen Probleme nicht gelöst werden, braucht man sich keine Gedanken über ein Projekt machen, welches um mehrere Potenzen komplexer ist. Im Kern ist diese Debatte von der Vorstellung beseelt, weniger leisten zu müssen aber mehr zu bekommen – das klassische Trittbrettfahrerkalkül. Europa braucht gewiss nicht noch mehr Projekte die mit gnadenloser Naivität angefangen haben und in völliger Dysfunktionalität endeten.
Wenn also die BW und die Streitkräfte Polens auf informeller Basis verstärkt zusammenarbeiten wollen, so sollen sie das gerne tun. Aber bitte bewahrt uns vor einem Politiker oder Militär, der Top-Down Strukturen am Schreibtisch zusammenlegt.
Hohenstaufen | 29. Oktober 2014 – 21:09
Danke
Den es wird wahrscheinlich in Tranistien weiter gehen , denn geht es ziemlich nahe an NATO Partner Rumänien
Wer hätte vor 10 Jahren gedacht, dass Polen mehr deutsches Engagement fordern wird…
Das ist doch Balsam auf die verletzte deutsche Seele. Jedes mal wenn Polen ein starkes Deutschland, oder eine einsatzbereite Bundeswehr fordert, wird das Gewissen etwas leichter. Die Vergangenheit fuehlt sich gleich ein ganze Stueck mehr bewaeltigt an.
Vielleicht ist das ja der insgeheime Grund fuer den miserablen Zustand der BW.
Man haelt diese in einer so jaemmerlichen Verfassung, damit die Nachbarn einen regelmaessig sagen: Ihr seid nicht mehr boese, jetzt duerft ihr wieder Kanonen haben.
@ T.Wiegold:
Der Macher von „augengeradeaus“ im Aufmacher des heute-Journals …
„Daumen-hoch“, „Hut-ab“: Räschbäckt !
Die deutsche „Anlehnungsnation“ am militärischen Gehwagen…
Wann wachen die in Berlin endlich mal auf????(Mutti und der schwarze Null Guru Schäuble etc.)
Es ist schon bezeichnend,dass alle Unkenrufe der westlichen Natopartner für mindestens
2% als Wehretat notwendig sind,nun von den östlichen neuen Natomitgliedern angemahnt
werden.-Für das reiche,aber verteidigungspolitisch arme und mehr als kurzsichtige DEUTSCHLAND.(siehe u.a. Thread zur europäischen „Luftlage“)wären diese 2% locker
drin und auch dringend notwendig,wie die Lage der kaputtgesparten Bundeswehr zeigt.
Armes Land,wenn uns die Polen sagen müßen,wo es demnächst hingeht.
Übrigen @ Merkel und die gesamte Bundesregierung!!!!!
Und gleich die nächste Utopie.
2% vom deutschen BIP entspricht 72,7 Milliarden Euro und wäre damit mehr als eine Verdoppelung des Verteidigungsetats.
Wer so viel Geld ausgibt, sollte wissen wozu!
Die Frage um die sich anscheinend alle drücken möchten:
Wie sieht die außenpolitische Strategie Deutschlands aus?
Ableitung1: Wie sieht die sicherheits-/machtpolitische Strategie aus?
Ableitung2: Wie sieht das BW Fähigkeitsprofil aus?
Vorher geht es an dieser Stelle nicht weiter. Also, Hausaufgaben machen!
@Bang50 | 29. Oktober 2014 – 21:22
Ich gebe Ihnen Recht, es wird mittelfristig keine europäischen Streitkräfte geben. Dazu sind die nationalen Vorbehalte und Traditionen (noch) zu gross. Ich sprach daher auch bewusst von einer Europäisierung der (nationalen) Streifkräfte. Die von mir genannten Beispiele sind eben keine Top-Down-Veranstaltung, bei dem eine Europäische Armee politisch „verordnet“ wird, sondern ein Buttom-Up-Prozess, in dem auf Truppenebene eine europäische Zusammenarbeit institutionalisiert wird. Das ist schon mehr, als auf NATO-Ebene z.B. durch gemeinsame Übungen schon seit Jahrzehnten praktiziert wird.
Dazu kommt das politsche Signal: Wer hätte gedacht, dass bei Streitkräften, die sich Jahrhunderte bekämpft haben, gegenseitige Unterstellungen praktiziert werden?
Spannend wird es dann, wenn dieser Prozess (national-)sicherheitspolitisch umgesetzt werden muss. Und da scheint Deutschland die größeren Probleme zu haben. Das ist ja auch in diesem Blog schon oft diskutiert worden (Stichworte: AVACS-Einsatz über Afghanistan, Libyen, Mali, Kampf gegen ISIS).
@ Patrick Horstmann – Keine Angst, ich habe Sie schon richtig verstanden. Das Problem bei dieser Sache ist nur, dass es dazu unheimliches Fingerspitzengefühl und langsam/natürlich wachsender Strukturen bedarf. In den Händen der Politik wird daraus sofort die nächste normative Vision um der unbeliebten Realität zu entfliehen. Wenn man diese Entwicklung nicht sofort im Keim erstickt, wird daraus der nächste Karren den man sprichwörtlich in den Kot geschoben sieht. Eine kaputte Armee in Europa reicht schon, es müssen nicht noch mehr werden.
Ich sag es nochmal, bevor der Augiasstall BMV/BW vom Leutnant an nicht ausgespült wird, ist das nur Geld verbrennen
Die Rolle der BW zu definieren wäre einfach in der Welt, indem wir uns einfach ein Beispiel an Frankreich und England nehmen und sagen, die BW dient den deutschen Interessen weltweit, auch den Wirtschaftsinteressen Deutschlands und hat diese weltweit zu schützen und zu verteidigen, sowie dem weltweiten Kampf gegen den internationalen Terror.
Keine größere, aber auch keine kleinere Rolle als England oder Frankreich militärisch in der Welt spielen, nur statt Atomwaffen könnten wir sagen, unser Ziel ist es, die beste und schlagkräftigste konventionelle Armee in Westeuropa zu unterhalten.
Die Verteidigungsministerin hat doch in ihrer Rede die größere Verantwortung die Deutschland übernehmen solle mit der Berufung auf die Reden des Bundespräsidenten, des Außenministers und von ihr auf der Sicherheitskonferenz wiederholt. Es fehlen eben allein die Taten dazu.
Laut Bild online hat die Bundeswehr ja zu wenig Geld für ihre Rüstungsprojekte und wackelt das neue Kriegsschiff MKS 180, dien geplanten neuen Flottendienstboote und es sei nicht genug Geld vorhanden um die Langstreckendrohne „MALE“ und das Luftabwehrsystem „MEADS“ gleichzeitig zu realisieren.
Polen hat also weiterhin Grund sich Sorgen um die Bundeswehr und deren Einsatzfähigkeit zu machen.
@Jens Schneider
Du fängst die Diskuusion falsch an, ob 2% ausreichend sind, Verschwendung sind, oder vielleicht sogar zu wenig sind, ist ein Ergebnis, dass am Ende ein realistischen Bedrohungsanalyse steht. Diese fehlt.
Hint: Russland, mit einem GDP wie Italien, muss mehr als 4% dieses GDP für Rüstung aufwenden, damit es auf 2/3 des Wertes kommt, den die EU locker mit 1% GDP erzielen würde.
Es ist unbestritten, dass in der BW wie auch in anderen Armeen Geld im großen Umfang verschwendet wird, hier wäre der Ansatz, zunächst einmal aufzuräumen. Unkritisch den Wehretat zu erhöhen, löst das grundsätzliche Problem nicht.
Für die BW wäre mein Weg, dass für einige Jahre die Umstellung auf eine sinnvolle Struktur finanziert würde, am Ende sollte eine Organisation stehen, die ihren Auftrag tatsächlich erfüllen kann, also Hardware und Mittel zu einem qualitativ hochwertigen Übungsbetrieb besitzt.
Europäische Zusammenarbeit: Wenn sich einige Staaten (Frankreich, UK) es nicht mehr leisten werden können, Streitkräfte zu unterhalten, die das gesamte Spektrm abdecken, dann ist Kooperation das geringste Übel, „hollow forces“ das schlimmere.
Die Debatte wird ja so langsam interessant, wenn man sich in der aktuellen Weltlage kein neues FD-Boot mehr leisten kann, dann hat man entweder die falschen Prioritäten oder wirklich zu wenig Geld.
Auf der gestrigen BPK wollte vdL das Thema wohl noch weglächeln, aber der mediale Druck scheint zu steigen.
Glauben ist ja ganz nett und auch wichtig für das eigene Selenheil, dafür gibt es genug Kirchen.
Bei den militärischen Fähigkeiten im Bündnis wäre Wissen und Gewissheit doch wesentlich vorteilhafter.
Wie wäre es daher mit einem deutsch-polnischen Großmanöver, sagen wir im Februar 2015?
Das wäre zumindest ein Ansatz, einen nebulösen Glauben durch Gewissheit zu ersetzen.
@Ulenspiegel, all:
Eine Frage vom Laien, die ich schon einmal stellte aber mir keiner so richtig beantworten konnte: Werden die Etatvergleiche kaufkraftbereinigt? Die Bundeswehr zahlt doch sicherlich für einen – prominentes Beispiel – Leopard 2a6 deutlich mehr als die Russen oder die Chinesen für ihre Modelle. Nun sind Panzer und Panzer auch unterschiedlich, das müsste also irgendwie auch bewertet werden?!?
@Closius
„Die Rolle der BW zu definieren wäre einfach in der Welt, indem wir uns einfach ein Beispiel an Frankreich und England nehmen und sagen, die BW dient den deutschen Interessen weltweit, auch den Wirtschaftsinteressen Deutschlands und hat diese weltweit zu schützen und zu verteidigen, sowie dem weltweiten Kampf gegen den internationalen Terror.“
Auch FR und GB sind am Anschlag und können ohne Partner nur wenig leisten.
Wer das militärische Eingreifen für DEU Wirtschaftsinteressen fordert öffnet die Büchse der Pandora und muss sich dann nicht wundern, wenn es Indien, Türkei, China, Russland uvm auch für sich in Anspruch nehmen.
Das Ergebnis wäre ein veränderter Eid und eine Söldner Armee. Wenn ich wirtschaftliche Interessen verteidigen sollte, dann möchte ich auch nach wirtschaftlichen Maßstäben im Einsatz bezahlt werden. Das Attraktivitätsprogramm der Bw wird dann nicht genügen.
Im Übrigen wird es langfristig weniger Sicherheit für Europa ergeben.
@ kickit76 | 30. Oktober 2014 – 10:10
Richtiger Einwand.
Man kann aus einem Wertvergleich (z.B. russischer Verteidigungshaushalt in US-$ ungerechnet) überhaupt nicht auf die daraus generierte Kampfkraft schließen, schon gar nicht auf ein Sicherheitsniveau.
Kaufkraftbereinigung ist da noch das geringste Problem.
Aus z.B. einem unterschiedlichen Menschenbild ergibt sich, dass der Islamische Staat wesentlich weniger Aufwand für Sanitätsdienst, Soziales, Schutzwesten etc. betreibt, als die Bundeswehr, da der Islamische Staat locker ein paar tausend Gefallene hinnehmen kann, die bundesdeutsche Heimatfront aber schon bei einer Hand voll Gefechtstoten in hysterische Selbstsaufgabe verfällt und in einem solchen Fall sofort alle Soldaten nach Hause holen will. Oder noch plakativer: Man stelle sich vor, Frau von der Leyen würden ein Selbstmordattentat anordnen – die Kommandeure des IS haben damit kein Problem und sparen viele Kosten für unbemannte Technik.
Um die gleiche Kampfkraft auf dem Gefechtsfeld zu generieren, würde beispielsweise die Bundeswehr ungleich viel mehr Geld aufwenden müssen, als der Islamische Staat. Da wir für andere Werte stehen als der IS, ist es sehr richtig, dass wir den Wert eines Menschen auch anders bewerten. Insbesondere wenn er sich bereit erklärt hat, unser Recht und unsere Freiheit zu verteidigen.
@kickit76:
Kurze Antwort: Nein, da wird nichts kaufkraftbereinigt. Man stellt einfach nur die reinen Zahlen in eine Tabelle und freut sich, daß die Amis an der Spitze sind.
Der große Brocken beim amerikanischen Militärhaushalt hat dabei gar nichts mit Waffen zu tun sondern ist der Sozialfonds für die Soldaten und deren Familien: Renten, College- und Hochschulstipendien, kostenlose Krankenversicherungen, Versicherungen, Schulgeld und -beihilfe, …
Außerdem steckt die DARPA Unsummen in die Förderung der Hochschulforschung.
laut einem neuen bericht muß oder soll die bundeswehr auf weitere waffen und militärgerät verzichten, es sollen entscheidungen getroffen werden, auf welche fähigkeiten verzichtet werden soll.“ es geht um „massive einschnitte bei klein- und mittelvolumigen rüstungsinvestitionen“….darunter mal wieder die marine (solangsam kann man sich fragen warum wir überhaupt noch eine unterhalten)….konkret infrage gestellt wird die anschaffung neuer flottendienstboote für die marine, die anschaffung von mehrzweckkampfschiffen (MKS 180) sowie das flugabwehr-system „MEADS“, und langstrecken-drohnen (MALE).
meiner meinung nach wird die marine derzeit von allen teilstreitkräften am meisten geschwächt und da kann ich die polen sehr gut verstehen wenn deutschland nicht einmal über eine gut ausgerüstete marine verfügt…schiffe werden außerdienst gestellt, kaum neue einheiten beschafft oder durch probleme der industrie kommen die mal ebenso ein paar jahre später.
@ kickit76 – Das wird man so nicht schaffen. Kaufkraft lässt sich nur durch einen standardisierten Warenkorb vergleichen.
z.B. Was kostet ein Leopard 2A6 in D und was kostet der genau gleiche Leopard 2A6 in Spanien. Ist der Leopard 2A6 in Spanien günstiger, würde es sich lohnen in Spanien zu kaufen.
Da aber jede Armee völlig unterschiedlich ist und Rüstungsmaterial völlig unterschiedlich ist, bringt diese Betrachtung nichts.
Auf was Sie offensichtlich hinaus wollen, ist der Wirkungsgrad von Output (Kampfkraft) und Input (Finanz)kapital, Arbeit. Dieser lässt sich höchsten empirisch überprüfen, in dem man zwei Armeen aufeinander los lässt (unter der Prämisse gleicher Faktoreinsätze). Die Armee welche am Ende gewonnen hat, war wohl die Effizientere.
Aber auch das bringt niemanden weiter!
Deutschland soll verdammt nochmal die La-La-Land Ideologie ablegen und sich erwachsen verhalten. Dazu gehört eine kohärente und stringente außenpolitische Strategie, davon abgeleitet eine sicherheitspolitische Strategie und wiederrum davon abgeleitet ein nationales Fähigkeitsprofil für die BW. Dieses ist dann mit einem Preisschild versehen und dieser Preis muss bezahlt werden – basta!
Alle diese semantischen Ideen über europäische Arbeitsteilung sollen verhüllen, dass man in Deutschland nicht mehr willens ist die originäre Aufgabe des Staates zu erfüllen – das ist schlicht Arbeitsverweigerung. Es war eine polnische Abordnung notwendig um die deutsche Politik an ihre eigentliche Aufgabe zu erinnern. Ob die Botschaft gehört und auch verstanden wurde, ist leider zweifelhaft.
Das.ist.peinlich.
@Freiherr, Closius:
Danke, das habe ich vermutet – aber warum wird dann mit der BiP-Formel um sich geworfen wenn diese so wenig Aussagekraft hat (gilt auch insbesondere für die Presse)?
Und wie sieht es denn nun unter dem Strich aus? Ich kann nicht glauben dass sich niemand Gedanken darüber macht, welches Land für sein (bekanntes) Budget welche Verteidigungskapaziäten unterhält und unsere Bundeswehr da einordnet? Dabei zählen natürlich nicht nur Material- sondern auch Personalkosten inkl. Unterbringung etc. Gibt es vielleicht einen Vergleich, der Anzahl, Qualität (Punktesystem o.ä.?), Verfügbarkeit etc. der Systeme unterschiedlicher Länder aufzeigt – also eine Art Scoring?
Gerade steht bei Focus das Bildzeitung ein Internes Papier zu gespielt wurde
BW muss Rüstungsprojekte aufgeben weil Sie hat nicht genügend Geld zu Verfügung
Noch ein Blick auf die Lage in Polen:
http://20committee.com/2014/10/30/poland-prepares-for-russian-invasion/
@ califax
Der GDP-Vergleich war EU vs. Russland, warum da nun die Kostenstruktur der US-Streikräfte kommt, ist mir nicht klar.
Die Russen müßten das doppelte fürs Geld bekommen, um in derselben Liga zu schwimmen, OHNE USA/Canada, hier bitte belastbare Zahlen.
Es wurde doch letztes Jahr ein ziemlich gediegenes Paper von den Schweden herausgebracht zur Struktur und möglichen Zahl russischer Brigaden auf verschiedenen Kriegschauplätzen und Zeiträumen. War das Unsinn?
Über interessante Aspekte wie Demographie und langfristige Wirtschaftsentwicklung haben wir noch gar nicht geredet, von innenpolitischer Stabilität auch noch nicht.
Natürlich sollten wir die BW verbessern, aber intelligent. Die Russen unkritisch zu Supermännern zu machen, obwohl gerade Putin bisher nur im Breich seiner Kernkompetenz geglänzt hat, und strategisch eben gerade nichts wirklich bewegt, ist wenig hilfreich.
@Ulenspiegel: Kontextfehler meinerseits. ;)
Ansonsten: Russische Stärke ist keine Bedrohung. Westliche Schwäche ist aber eine.
@ kickit76 | 30. Oktober 2014 – 13:51
Natürlich gibt es da Instrumente der der Bewertung der Kampfkraft der verschiedenen Länder und eben der Bedrohung, die ggf. von diesem Land X für Land Y ausgeht. Aus guten Gründen hält jedes Land, das eine ernstzunehmende Außen- und Sicherheitspolitik betreibt, diese Daten und Methoden geheim.
Mangels ernstzunehmender Außen- und Sicherheitspolitik könnte Deutschland ja die Geheimhaltung dieser Aktivitäten aufheben und seine Karten incl. der Trümpfe offen auf den Tisch legen … ;-)
Gibt bestimmt irgendeinen MdB, der das fordert oder diesbezüglich lustige Anfragen stellt.
Die BIP-Formel kommt eher aus einer anderen Denkschule. Ausgaben für Sicherheit sind im Sinne der Wohlstandsökonomie „versenkte Steuergelder“. Der Wohlstand wird dadurch normalerweise nicht erhöht, das Gut Sicherheit ist ein sehr abstraktes Gut, dessen Bereitstellung sich erst im Krieg bezahlt macht, den man ja gerade durch Ausgaben für Sicherheit per Abschreckung verhindern möchte. Im Idealfall müssen Ausgaben für Sicherheit nie unter Beweis stellen, dass sie gut ausgegeben waren. Dieses Paradoxon macht Bewertung von Effizienz ungemein schwer.
Weil es dann unheimlich kompliziert wird, hat man einfach mal kameralistisch mit der 2 % BIP-Formel ein Minimum an gesellschaftlichem Aufwand definiert, den ein Nato-Land treiben sollte, um wenigstens zu versuchen, Sicherheit zu produzieren. Deutschland hält sich hier nicht dran und das, was es noch ausgibt, gibt Deutschland ineffizient aus.
@califax
Hm. Der Herr Schindler vom XX committee verfolgt halt auch eine Agenda. Und ist vielleicht auch ein bisschen beleidigt, wenn ich das in dem Text sehe:
Ja nee, is klar. Die Frage der polnischen Verteidigungsfähigkeit ist bedeutsam im Lichte der Tatsache, dass die NATO und Obama seinen (!) Rat zurückgewiesen haben. Sorry, darauf müssen wir nicht eingehen.
Natürlich ist der beleidigt. Der Mann ist ein schreibendes Ego. :)
Interessant ist aber was anderes in den Artikel:
Die Polen bauen tatsächlich eine Partisanenarmee zur Bekämpfung kleiner grüner Männchen und russischer Invasionstruppen auf.
@Closius:
Polen rekrutiert Freiwillige unter anderem in Schützenclubs. Mit Gladio hat das nix zu tun, das läuft recht offen ab.
@Califax: Gladio 2.0 war mehr ironisch gemeint;)!
Spon meldet, daß die Ministerin ein weiteres Umsatzsteuerproblem bekommt. Denn auch für MEADS, welches Deutschland nach dem Ausstieg der USA, wohl weiterentwickeln will, würden eigentlich für den Import der Technologie Einfuhrumsatzsteuer anfallen von 590 Millionen EURO!!!
Mit Trick 17 dem Übertragen der Technologie auf eine Nato-Firma in Luxemburg soll dies wohl umgangen werden, aber KPMG zweifelt wohl daran, daß dieser Trick rechtens sei.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-meads-system-koennte-teurer-werden-als-geplant-a-1000264.html