Bundeswehr will jetzt doch Luna-Drohnen in die Ukraine schicken

Die Bundeswehr stellt sich jetzt doch darauf ein, Beobachtungsdrohnen des Typs Luna (Foto oben) zur Unterstützung der OSZE bei der Überwachung eines Waffenstillstands in die Ost-Ukraine zu schicken. Über entsprechende Planungen habe Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen am (heutigen) Freitagabend die Obleute der Fraktionen im Bundestags-Verteidigungsausschuss telefonisch unterrichtet, sagte eine Ministeriumssprecherin in Berlin auf Anfrage von Augen geradeaus!. Derzeit liefen zwar noch die Gespräche mit der OSZE und mit Frankreich, das gemeinsam mit Deutschland die Überwachung sicherstellen will, eine Entscheidung sei noch nicht getroffen. Dennoch sollte nach Weisung der Ministerin das Material für einen solchen Einsatz bereitgestellt werden, um gegebenenfalls auch kurzfristig die Mission beginnen zu können.

Mit der Entscheidung für den Einsatz von Luna (luftgestützte unbemannte Nahaufklärungsausstattung) rückt das Ministerium von der Absicht ab, die größeren Heron-Drohnen mit ihrer längeren Flugzeit und größeren Reichweite für eine Überwachung in der Waffenstillstandszone der Ostukraine zu nutzen. Im September war eine Erkundungsmission zu der Einschätzung gekommen, dass die Reichweite der Luna von etwa 100 Kilometern nicht ausreiche, um den 30 Kilometer breiten Waffenstillstandsstreifen zu überwachen, und zudem die Bediener in einer möglicherweise unsicheren Zone arbeiten müssten. Deshalb hatte die Luftwaffe die Möglichkeiten eines Heron-Einsatzes untersucht, weil damit die Piloten und Luftbildauswerter der Drohnen weiter entfernt hätten stationiert werden können. Allerdings hätte es selbst im günstigsten Fall mehrere Monate gedauert, bis die von Israel geleasten unbemannten Systeme in der Ukraine einsatzbereit gewesen wären.

Nach Darstellung der Sprecherin machte von der Leyen keine Angaben dazu, wie viele deutsche Soldaten für eine Überwachungsmission eingesetzt werden könnten, da die Abstimmung mit Frankreich noch nicht abgeschlossen sei. Damit widersprach das Ministerium auch indirekt der Darstellung der Bild-Zeitung (Link aus bekannten Gründen nicht), es sei eine 200 Mann starke deutsche Truppe mit einem Anteil von 50 Fallschirmjägern aus Seedorf geplant, die als Kampftruppen in die Ukraine verlegt werden sollten.

In Seedorf sind die Fallschirmjägerbataillone 313 und 373 ist das Fallschirmjägerregiment 31 stationiert; auch hier im Blog waren in den vergangenen Wochen mehrfach Hinweise gegeben worden, dass sich die Truppe dort auf einen solchen Absicherungseinsatz vorbereite. Als Force Protection für die Luna-Teams wären sie ja durchaus vorstellbar, das allerdings würde einen bewaffneten Einsatz deutscher Streitkräfte bedeuten, für den ein Bundestagsmandat erforderlich ist.

(Foto: Luna-Drohne im Einsatz in Afghanistan – Bundeswehr/Andrea Bienert via Flickr unter CC-BY-NC-ND-Lizenz mit Freigabe für redaktionelle Verwendung)