„Nicht-letale Ausrüstung“ für die Kurden: Helme, Funk, Nachtsichtgeräte
Die Entscheidung über militärisches Material (ohne Waffen), das als Unterstützung an die Kurden im Nordirak geliefert werden soll, ist am (heutigen) Dienstag gefallen. Die Liste der so genannten nicht-letalen Ausrüstungsgegenstände war im wesentlich bereits am Vortag bekannt geworden, hier etwas detaillierter nach Angaben aus Bundeswehrkreisen:
4.000 Gefechtshelme
rund 700 Funkgeräte SEM 52 S
680 Fernrohrgerätesätze FeRo Z 51
20 Metallsuchgeräte ML120
30 Minensonden
40 Werkzeugsätze Munitionsbeseitigung, darunter
30 Sätze IOD
10 Sätze IED
(den Unterschied müssen mal Kundige erläutern)
Außerdem sollen 4.000 vom Auswärtigen Amt bestellte Schutzwesten geliefert werden.
(Auf die Schnelle bei wackeliger Internetverbindung aus dem Zug; gerne Details zu diesem Gerät in den Kommentaren.)
Nachtrag (jetzt mit stabilem Internet): Es geht bei dieser Liste (noch) nicht um die grundsätzlich möglichen Waffenlieferungen; insofern heißt es nichts, das da noch keine Waffen genannt sind.
Zur Frage in den Kommentaren nach Nachtsichtgeräten: Sind doch dabei, nämlich die genannten FeRo Z 51 (die in diversen US-Foren und auch auf ebay gehandelt werden; so sieht der Blick durch dieses Gerät aus.Interessanter ist aber, dass auch von Fahrzeugen bislang nicht die Rede zu sein scheint.
Und interessant auch, was US-Verteidigungsminister Chuck Hagel zu der Unterstützung der Kurden erklärt (und beim Lob der Verbündeten für ihre Unterstützung Deutschland gar nicht erst erwähnt):
The United States appreciates the willingness of more and more of our allies and partners to support the Iraqi people in their fight against ISIL.
Two weeks ago, I commissioned a U.S.-led working group to accelerate resupply efforts to the embattled Kurdish forces in northern Iraq. In addition to support from the U.S., and the central government of Iraq in Baghdad, seven additional nations – Albania, Canada, Croatia, Denmark, Italy, France, and the United Kingdom – have committed to helping provide Kurdish forces urgently needed arms and equipment. Operations have already begun and will accelerate in the coming days with more nations also expected to contribute. I’d like to thank each of these allies for working alongside the United States military.
This multinational effort, which is being coordinated with the Government of Iraq in Baghdad, will greatly assist Kurdish forces in repelling the brutal terrorist threat they face from ISIL.
The determination of the Iraqi people and the international community to counter the threat posed by ISIL is only growing, and the United States looks forward to working with our friends from around the world to assist this effort.
(Archivbild: Thomas Trutschel/photothek.net)
@Closius:
Nach offizieller Lesart erfüllt die Lw die Aufgabe weiterhin:
Mit Bomben ggf. in ballistischer Verbringung.
Das ist halt das Niveau an Wahrheit und Fähigkeit im Jahr 2014.
Wer auf die Luftwaffe vertraut, der ist eben sehr schnell verloren.
Die historischen Beispiele aus den letzten 70 Jahren zähle ich jetzt nicht auf.
Weg von den Details: Wann wird das Meta-Thema Einsatzbereitschaft der Bundeswehr politisch wirklich relevant?
Der SPIEGEL könnte nächste Woche einen Artikel „bedingt abwehrbereit“ veröffentlichen, aber als Replik gäbe es wieder Ausreden von Flosdorf&Co.
Zumal der Artikel heute „nicht einsatzbereit“ heißen müßte.
Aber is doch egal: Der Euro ist stabil, die Wirtschaft läuft, die Bösen sind weit weg – noch.
Neobiedermeier ist Mode in Deutschland.
Spätdeutsche Dekadenz.
Packt ihr bitte mal euer Kriegsspielzeug wieder ein? Solange nicht wesentliche Dinge – z.B. wie die Rechsbeugung der Bundeswehr mit der Genfer Konvention – geklärt sind, sollte weder Gerät, noch irgend ein Soldat irgendwo hin.
Roderich Kiesewetter hat es ja im Gespräch mit Thomas Wiegold auf Twitter schon geschildert.
Ohne parlamentarische Kontrolle ist ein Einsatz von Bundeswehrsoldaten oder Bundewehrgerät schlichtweg zu unterbinden.
@Thomas
Wollen wir wetten, ob ich nun wegen einem Vollzitat aus einem VS-NfD-Dokument belangt werde?
Wenn es sich „Kräfte“ so herausnehmen, das Parlament zu belügen oder den Parlamentariern einen Raum schaffen, wo sich fragen nach Menschenrechten, Schutz von Kriegsgefangenen usw. gar nicht erst stellen, dann muss das endlich gestoppt werden.
http://wir-dienten-deutschland.de/2014/08/948/
Oh. Er schon wieder. Hallo Daniel. Lange nichts gehört.
Leider, leider dreht sich das Rad in der Welt weiter und wir können nicht warten, Dinge von anno dazumal zu klären. Dinge, die wenn die Bösen dieser Welt gewinnen, das Geringste aller Übel sind. Dinge, die andere im Lager damals vielleicht gut fanden. Oder den es tatsächlich egal war.
In den Konflikten, über die wir hier geraden reden, haben mehr als 95% aller Beteiligten nichts von einer Genfer Konvention gehört, nichts von einem parlamentarischen Vorbehalt.
In den Konflikten, über die wir hier gerade reden, werden die Zivilisten gekreuzigt, angezündet, erschossen, verbuddelt oder verkauft. Das ist Realität.
Fang bitte endlich wieder an zu laufen, Daniel. Schau nach vorn.
„In den Konflikten, über die wir hier gerade reden, werden die Zivilisten gekreuzigt, angezündet, erschossen, verbuddelt oder verkauft. Das ist Realität.“
Mit sicherheit auch unsere Schuld weil unsere alliierten mal die Glace‘ handschuhe abgelegt haben.
wenn wir nur ganz brav sind und die restriktivste rechtsinterpretation bis zur petrifikation verfolgen dann tun uns IS und Konsorten bestimmt nichts. immer feste dran glauben.
Leider ist die Lücking Haltung wohl repräsentativ für Max Musterdeutschen. Die Tragweite und potentielle Folgen einer Niederlage in der gegenwärtigen konfrotationskonstellation scheint vielen noch nicht klar zu sein.
Afghanistan,Irak,Syrien,Libyen, Mali, Nigeria, Ukraine, Ostchinesische See…. tbc.
Mit Anthroposophenkriegsführung wird es in den Konflikten wohl nichts
@Roman
Aha. Weil Leute sich nicht an Menschenrechte halten, müssen wir das auch nicht? Fällt ihnen eigentlich auf, für was sie da plädieren.
Wer hier die von mir kritisierte unterwanderte parlamentairsche Kontrolle nicht überprüfen lassen will: bitte. Aber dann dienen Sie bloß nicht diesem Land oder in dieser Armee. Stellen Sie sich bei der ISIS vor und sagen sie:
„Ach, mit all dem Kram hab ich auch abgeschlossen. Nur will ich halt euch abknallen und nicht die anderen.“
@all
Dieses Warmonger-tum, was hier vorherrscht ist schlichtweg ekelhaft. Würde mir wünschen, dass Kommentatoren mit militärischem Dienstgrad sich hier kenntlich machen. Sie sind der beste Beleg dafür, dass dringend was an der Mentalität einiger Uniformträger getan werden muss.
Es gibt sicher Depots zu führen, wo ihre Weltsicht keinen Schaden anrichet.
@Daniel Lücking
Unabhängig von der (völker-) rechtlichen Seite gibt es noch den alten Spruch:
When in Rome do as the Romans do …^^
@ Daniel Lücking | 28. August 2014 – 19:12
Warum denn so emotional? Natürlich streben wir Humanität an, z.B. durch Friedenssicherung. Wenn der Frieden gefährdet wird, muss man das schnell und wirksam bekämpfen. Hierbei bestimmen meist nicht wir die Regeln, sondern der Feind.
Clausewitz hat sich mal gut dazu geäußert:
„Nun könnten menschenfreundliche Seelen sich leicht denken, es gebe ein künstliches Entwaffnen oder Niederwerfen des Gegners, ohne zuviel Wunden zu verursachen, und das sei die wahre Tendenz der Kriegskunst. Wie gut sich das auch ausnimmt, so muß man doch diesen Irrtum zerstören, denn in so gefährlichen Dingen, wie der Krieg eins ist, sind die Irrtümer, welche aus Gutmütigkeit entstehen, gerade die schlimmsten. Da der Gebrauch der physischen Gewalt in ihrem ganzen Umfange die Mitwirkung der Intelligenz auf keine Weise ausschließt, so muß der, welcher sich dieser Gewalt rücksichtslos, ohne Schonung des Blutes bedient, ein Übergewicht bekommen, wenn der Gegner es nicht tut. Dadurch gibt er dem anderen das Gesetz, und so steigern sich beide bis zum äußersten, ohne daß es andere Schranken gäbe als die der innewohnenden Gegengewichte.
So muß man die Sache ansehen, und es ist ein unnützes, selbst verkehrtes Bestreben, aus Widerwillen gegen das rohe Element die Natur desselben außer acht zu lassen.
Sind die Kriege gebildeter Völker viel weniger grausam und zerstörend als die der ungebildeten, so liegt das in dem gesellschaftlichen Zustande, sowohl der Staaten in sich als unter sich. Aus diesem Zustande und seinen Verhältnissen geht der Krieg hervor, durch ihn wird er bedingt, eingeengt, ermäßigt: aber diese Dinge gehören ihm nicht selbst an, sind ihm nur ein Gegebenes, und nie kann in der Philosophie des Krieges selbst ein Prinzip der Ermäßigung hineingetragen werden, ohne eine Absurdität zu begehen.“
Zwei Ansätze, zur Erinnerung:
http://fabiusmaximus.com/2012/11/26/counterinsurgency-creveld-45992/
empfehle Herrn Lücking auch noch mal Evaluation allierter Gefechtsführung im WK2 unter berücksichtigung des kriegsvölkerrechts.
war deren eingreifen deswegen falsch?
der modus operandi bewaffneter streitkräfte hat sich am gegner und dem zu seiner Bezwingung nötigen Gewaltintensität zu orientieren. Nicht an provinziellen Befindlichkeiten im Entsendestaat.
Alles andere ist kontraproduktiv und ethisch fragwürdig. siehe sun tzus clausewitz passage
Etwas OT:
Herr Luecking ist ‚kriegsgeschaedigt‘ in AFG und DEU und hat deshalb meine Sympathie.
Seine derzeitigen Ideen resultieren aus einer Mischung von Betroffenheit und Frustration.
Der thread kann ihm wohl leider nicht helfen.
Interessant, Herr Molto, was sie da diagnostizieren wollen.
Aber über die unterwanderte Parlamentarische Kontrolle haben sich schon andere Menschen geäußert und das scheint mir immer mehr die Regel, denn die Ausnahme zu sein.
Gefangennahmen und Übergaben NICHT an das Parlament zu melden ist für mich unhaltbar.
Auch bei anderen Themen einfach mal davon ausgehen, dass ich lediglich die seltsamen Dynamiken der Presse- & Öffentlichkeitsarbeit sowie der Unterwanderung des Parlaments recherchiere…. wer auch immer die zu verantworten hatte.
http://wir-dienten-deutschland.de/kleine-anfragen/
@Mike Molto, @Daniel und andere
Sehe das leider erst jetzt… Bitte lasst diesen OT in diesem Thread. Wer darüber diskutieren will, kann das sicher gerne auf Daniels Seite tun.
Sorry, Thomas,
aber ich finde – und das war der Tenor meines ersten Beitrags in diesem Thread – schlichtweg als unangemessen das Material zu diskutieren, wenn 6 Soldaten auf den Weg gehen, ohne dass das vom Parlament beschlossen wird.
Die persönlichen Angriffe der „Anonymous-Kommentatoren“ zähle ich übrigens auch zu Off-Topic.
Und es wird nur der Auftakt sein.
Daniel,
pardon, aber Du willst die Debatte darüber hinaus ausweiten – obwohl/weil Du genau weißt, dass diese sechs nicht in Kampfhandlungen eingreifen werden. Da ist jedes KUT näher dran. Insofern: Du kannst diese Debatte, die Du führen möchtest, gerne bei Dir führen, aber nicht meinen Eintrag dafür zweckentfremden.
1. In diesem Thread geht es um Materiallieferungen an die Kurden. Deshalb ist es logisch hier über Material zu diskutieren.
2. 6 Soldaten, die nicht kämpfen sollen, sondern nur Material verteilen helfen sollen oder herausfinden sollen, was die Kurden für Waffen brauchen, im Auftrag des AA, sind kein Bundeswehrauslandseinsatz.
3. Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts von 1994 zu den Auslandseinsätzen ist juristisch äußerst fragwürdig und schlecht begründet(das Parlamentsheer wird u.a. mit der Reichswehr begründet, die bekanntermaßen eher ein Staat im Staate war und nur unzureichend parlamentarisch kontrolliert wurde). Das Parlamentsheer ist eine juristisch unhaltbare Erfindung des BVerfG`s. Mit dem Argument der CDU damals, das Art 87 Abs. II GG nur Inlandseinsätze meint, hat das Gericht sich damals gar nicht auseinandergesetzt.
4. Warum sollten wir also um 6 Soldaten diskutieren. Deutschland macht sich mit seinen Parlamentsbeschlüssen, für harmlose Einsätze längst lächerlich.
5. Da Gefahr im Verzug bestand, hätte die Bundesregierung einen Kampfeinsatz zur Rettung oder zum Schutz der Flüchtlinge alleine beschließen dürfen.
@Closius
Die Bitte, den OT hier nicht weiterzuführen, galt auch Ihnen.
Die Frage sollte doch eher sein:
Warum ist das VerbElement erst jetzt da?
Als KUT hätte man dies schon vor 2 Wochen in Marsch setzen müssen.
Zudem bin ich der festen Überzeugung, dass es in Deutschland viel zu wenig „Warmonger“ gibt. Insbesondere unter Stabsoffizieren.
Ich frage mich gerade, ob nicht ohnehin klar war, dass die Bw das Zeug nach Ankunft nicht einfach so auf das Rollfeld kippt, sondern gem. Auftrag verteilt?! Hoffe das war nicht OT…