Lagebeobachtung Irak: Deutsche Operation Kurdenhilfe läuft an
Weitere Entwicklung und Ergänzungen bitte in den Kommentaren.
Nachtrag: Die offizielle Mitteilung dazu:
Bundeswehr liefert erste Hilfsgüter in den Nordirak
Die Bundesregierung hat entschieden, rasche und wirksame humanitäre Hilfe für die Not leidenden Menschen im Nordirak zu leisten.
Die Bundeswehr beginnt morgen, am 15. August 2014, mit dem Transport der ersten Hilfslieferungen.
Mittels vier geschützter Flugzeuge vom Typ Transall C-160 werden ab morgen Vormittag vom Militärflugplatz Hohn in Schleswig-Holstein ca. 36 Tonnen humanitäre Hilfsgüter wie Medikamente, Lebensmittel und Decken nach Erbil im Nordirak geflogen.
Die Hilfsorganisationen der Vereinten Nationen nehmen dort die Lieferungen in Empfang und gewährleisten die weitere Verteilung.
Nachtrag 2: Das Interview von WDR 2 mit dem Hausherren findet sich hinter diesem Link. (Und wer keinen Flashplayer sein eigen nennt, nutzt bitte
@klabautermann:
ISIS/ IS hat in der vergangenen Woche eben wiedermal aufgezeigt, wo wir bei der „vernetzten Sicherheit“ wirklich (!) stehen.
Aber gut, dass wir andauernd andere hierüber belehren.
Das Kanzleramt hätte bis Montag mittag ein ressortübergreifendes Maßnahmenpaket einfordern müssen.
AA, BMZ, BMVg, BMI, BMJ, etc hätten ihre Beiträge zusammen fahren müssen.
Spätestens dann hätte auch das IS-Verbot auftauchen müssen.
Stattdessen komplette Blamage in der BPK.
Aber vdL und Steinmeier klopfen sich ja noch auf die Schulter, weil man nach einer Woche ne Trall verlegt hat. Dafür brauchten andere Länder 48h.
Koordiniertes Vorgehen? Für mich weiterhin Fehlanzeige.
Führung hat man oder eben nicht.
Da helfen dann auch nicht alle Pressesprecher dieser Welt.
@ klabautermann | 16. August 2014 – 10:38
Zitat: „Nun ja, das ist schon eine gute (An)Frage, die Ulla Jelpke da aufgeworfen hat: warum ist IS/ISIS in Deutschland noch nicht verboten ?“
In der Sache muss man sagen: Die Dame liegt in diesem Punkt richtig. IS/ISIS gehört schleunigst verboten, auch damit man gegen irgendwelche „Kulturvereine“ in Deutschland vorgehen kann, die für IS materiell und personell rekrutieren.
Der Vorgang führt mich dann zur Frage hinter der Frage: Warum wird ein solch berechtigter Sachverhalt nicht von Politikern der staatstragenden Volksparteien CDU und SPD aufgeworfen? Warum kommen die zuständigen Behörden da nicht selbst drauf?
Warum sind bei all solchen Dingen die Vertreter der Kleinparteien wesentlich wacher und agiler? Trotz all dem Unfug, der von Linkpartei, Grünen oder AfD regelmäßig kommt, so bringen die Kleinparteien doch immer wieder auch sinnvolle Hinweise zustande, die manchmal fundamentale Missstände und Lebenslügen zu Tage fördern.
Könnte es sein, dass sich bei CDU und SPD eine gewisse selbstgefällig satte Trägheit breitgemacht hat, sowohl im Parlament, als auch in entsprechend parteipolitisch besetzten Behörden? So nach dem Motto: „Der Staat, das sind wir, uns kann machtpolitisch nichts passieren – her mit dem Champagner und den neuen Business-Fliegern. Wie? Regieren, Hausaufgaben machen, Kärrnerarbeit leisten, Volk und Land dienen, gar außen- und sicherheitspolitische Strategien entwickeln! Äh? Aufbau internationaler Loyalitäten, was ist das? Haben wir keine Zeit zu, der Lobbyverband XY hat zum Empfang geladen …“
Mit dem Wechsel von der Bonner- zur Berliner-Republik hat sich wohl mehr geändert, als der Hauptsitz der Regierung.
Möglicherweise wird jetzt IS erst recht nicht verboten, weil ja eine Linksparteipolitikerin das gefordert hat … CDU und SPD müssen da jetzt schließlich „Profil“ zeigen und beweisen, dass Äußerungen von Kleinparteien Blödsinn seien, schließt ist man große Koalition und lässt sich von „denen“ schon gar nichts sagen … so wird dann auf dem Altar machtpolitischer und propagandistischer Eitelkeit mach eine sinnvolle Anregung verworfen, weil der Falsche sie geäußert hat.
@Memoria
siehe @SunTzu
nachdem ich heute früh die Inszenierung von UvdL beim Abflug der 1. Trall gesehen habe, kann ich Ihnen nur zustimmen. Die Selbstgefälligkeit der GroKo ist mittlerweile so offensichtlich, dass es schon fast weh tut und die Parteipolitisierung in den Behören ist auch nicht mehr zu übersehen. Was nun das Verbot von IS/ISIS anbelangt wird man sich hinter „rechtsstaatlichen“ Bürokratismen verstecken, denn man möchte ja ein bestimmtes Land nicht „verprellen“. Bin gespannt, ob und wie die UN-Resolution zu IS/ISIS nun in Berlin umgesetzt wird.
Ich fände es gut, wenn man die Untaten von ISIS endlich auch mal im Westen zum Anlass nehmen würde, die mörderische Dimension des sunnitischen Extremismus zur Kenntnis zu nehmen.
Man hat das in den 80’igern ignoriert, als es in Afghanistan gegen die bösen Sowjets ging, man hat das in den 90’igern ignoriert, als es in Tschetschenien gegen die bösen Russen ging, man hat das in den 00’er Jahren ignoriert, als man ohne Plan arabische Diktaturen angegriffen hat, und damit den Terroristen erst den notwendigen Freiraum geschaffen hat, man hat das ignoriert, als es in Syrien gegen den bösen Assad ging.
ISIS ist nicht vom Himmel gefallen, sondern es gab und gibt insb. im Irak und Pakistan schon seit Jahren/Jahrzehnten eine ultramörderische Anschlagskampange gegen religiöse Minderheiten durch sunnitische Extremisten.
Diese Anschläge hat man im Westen quasi komplett ignoriert und inbs. Anhänger einer gewissen „transatlantischen/neokonservativen Ausrichtung“ haben überall rumerzählt, DAS BÖSE in der muslimischen Welt sei der Iran.
Ich hoffe, dass in Zukunft insb. diese Nixblicker von „transatlantischen/neokonservativen Ausrichtung“ aus der sicherheitspolitischen Diskussion verdrängt werden, damit man nicht noch mal von quasi offensichtlich Tatsachen „überrascht“ wird,
Ist das Vorgehen gegen IS nicht Sachen von Polizei und Justiz?
BamS-Umfrage:
– 74% der Deutschen lehnen deutsche Waffenlieferungen an die Kurden ab
– 81% sind gegen einen deutschen Einsatz am Boden
Da fällt mir nur noch Goethe ein:
„Andrer Bürger:
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.
Dritter Bürger:
Herr Nachbar, ja! so laß ich’s auch geschehn:
Sie mögen sich die Köpfe spalten,
Mag alles durcheinander gehn;
Doch nur zu Hause bleib’s beim alten.“
J.W.G., Faust, Kapitel 5
@Memoria
Es ist eben alles ziemlich chaotisch:
http://www.latimes.com/world/middleeast/la-fg-iraq-maliki-20140814-story.html#page=1
„The armed vehicles were destroyed after they were seen firing on Kurdish forces. Forty minutes later, the MRAP was struck, but it wasn’t destroyed until it was hit a second time, the statement said. The White House and its allies were reluctant to support Maliki because they didn’t want to side with his authoritarian Shiite-dominated government and security force against the country’s minority Sunnis and Kurds.“
IS/ISIS hat das Arsenal von 5 irakischen Divisionen erobert, teilweise mit modernen US-Gerät ausgestattet, wie z.Bsp MRAPs. Jetzt müssen die US ihr geliefertes Gerät selber wegbomben. Da kann man schon verstehen, warum die BReg zögert. und die Engländer nur „sowjetische“ hardware liefern wollen ;-)
@all:
Interessante Darstellung zur Lage im Sindschar-Gebirge:
http://www.dailymail.co.uk/news/article-2725831/Iraq-UN-leaders-attack-U-S-UK-claims-siege-Mount-Sinjar-say-80-000-refugees-trapped.html
Angeblich hatte das amerikanisches Erkundungskommando keinen Gesamtüberblick.
Das ganze Thema wird in Deutschland völlig von der Waffendebatte überlagert.
@klabautermann:
Ja Waffen können in einem Krieg den Besitzer wechseln.
Bahnbrechende Erkenntnis anhand von ISIS.
Die BReg bremst doch nicht aufgrund solcher Erwägungen, sondern weil man mit Waffen halt möglichst wenig zu tun haben will – kommt innenpolitisch halt nicht gut an (s.o.).
Entweder man meint was man sagt (Kurden brauchen Ausrüstungshilfe), dann macht man es richtig und beteiligt sich (u.a. mit Panzerabwehrwaffen aus Deutschland) oder man fabuliert weiter herum wie Herr Steinmeier, der die Notwendigkeit deutscher Waffen jetzt persönlich in Erbil ergründen will?!?
Dafür hätte auch zu Wochenbeginn ein Drahtbericht des AA zusammen mit dem BND , ggf. mit Unterstützung eines KUT ausgereicht (wir haben in Erbil ein Generalkonsulat, dass de facto eine Mini-Botschaft für Kurdistan ist).
Aber für sowas bräuchte dieses Land politische Führung und die ist eben nicht mehr da.
@Klabautermann:
Nachtrag:
Wenn man den politische Absicht der Bundesregierung (Schutz der Zivilisten durch die Peschmerga), die Bedrohung durch IS (u.a. MRAPs) und die vorhandenen Mittel der Kurden PzAbw (vorallem RPG-7, mit max PG-7V) miteinander verbindet, dann genügt ein schneller Blick auf den Weltmarkt und in die Bestände der Bundeswehr:
Deutsche Panzerfäuste müssen her.
Die PzF 3 Mono-HL der Bundeswehr ist sowieso sehr bald am Ende der Nutzungszeit (ab 2016) – die Depotbestände der Bundeswehr sind noch erheblich. Um die Proliferationsrisiken zu minimieren kann man ja Kleinlose abgeben.
Der Ausbildungsaufwand mit der PzF 3 ist ebenfalls minimal.
Dann kann man noch Bunkerfaust und gg. RGW 90 AS dazu legen.
Wenn man denn will…
Aber ist natürlich wichtiger in Hohn und Erbil ministerielle Führungskraft zu simulieren und medial zu inszenieren.
Zeit-online bringt es heute auf den Punkt: „Placebo-Republik Deutschland“ legt den Finger in die Wunde und fordert einen robusten UN-Einsatz zur Lösung des Dilemmas. Arbeitet unser Botschafter bei den UN schon hinter den Kulissen?
PSL ist heute verstorben. Wahrscheinlich der Deutsche mit dem tiefsten Einblick in dortige Kulturkreise und Zusammenhäge…
Zum IS-Verbot:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/is-terror-im-nordirak-debatte-ueber-deutsche-unterstuetzer-a-986287.html
Für die erste der insgesamt fünf nach Ebil am Freitag von Hohn und Wunstorf gestarteten Transall C160 gelten folgende Daten:
06:55 Uhr, 15.08.2014, Start Hohn,
02:14 Uhr, 16.08.2014, Landung Ebil,
19:19 Std damit Enroute,
Fracht: ca. 6,6 to, Kraftstoff: max. ca. 11,4 to,
ca. 3.700 km Flugstrecke Hohn – Krakau – Bukarest – Incirlic – Elbil (IFR-Airways),
ca. 455 km/h Reisegeschwindigkeit,
errechnen sich 08:30 Std Flugzeit inkl. aller Steig- und Sinkflüge für 3 Teilstrecken,
ergibt bei 19:19 Std Enroute sage und schreibe 10:49 Std für 2 Zwischenlandungen (inkl. Taxiing und Betankung) sowie für offenbar nicht eingeplante Aufenthaltsdauer in Incirlic (Türkei)!
(vgl. auch http://www.luftwaffe.de/portal/a/luftwaffe/!ut/p/c4/04_SB8K8xLLM9MSSzPy8xBz9CP3I5EyrpHK9nHK98sS0NL2SosQ8vWRDMwP9gmxHRQBBAWlE/
Geht das etwa schon wieder mit dem „türkischen Machtgehabe und den Einmischungen in den Fracht-Transfer“ so los wie seinerzeit bei der Kurdenhilfe mit CH-53 von der türkischen Basis BATMAN aus?
bezüglich des IS verbotes.
in deutschland wurde doch bis vor kurzem das diametrale gegenteil praktiziert.
1. Islamische „Kulturvereine“ die für ISIS agitierten und rekrutierten wurden in Nordrhein Westphalen mit steuergeldern subventioniert. Öffentliche infrastruktur wurde bereitgestellt. (hatte ich damals ja schon hier geposted, report münchen beitrag usw.) aus offenbach und frankfurt kamen bereits Selbstmordattentäter für IS.
2.Wer das bis vor kurzem thematisierte wurde seitens mit steuergeldern subventionierter Gesinnungsverbände als „islamophob,rechtslastig, xenophob“ und was weiß ich nicht noch alles diffamiert.
3. in frankfurt führte der hausfriedenbruch in einem „kulturzentrum“ durch salafisten zwecks durchsetzung „keuscher“ bekleidung nicht zur konsequenten durchsetzung des rechtsstaates sondern zur schließung des zentrums. „nicht provozieren“
Der deutsche Staat will und kann sich scheinbar nicht mehr effektiv wehren, das gesellschaftliche Immunsystem konsequent durch negation,relativierung und agressive diskreditierung derjenigen die Probleme noch zu thematisieren wagen außer Kraft gesetzt wird.
selbst verfassungspatriotismus gilt doch mittlerweile als gefährlicher nationalchauvinismus.
ich vermute das die deutsche schonhaltung außenpolitisch letzlich auf die Tritin lösung von heute hinauslaufen wird.
„wird müssen uns darauf einstellen, in großem stil, flüchtlinge aufzunehmen“
Also symptombekämpfung + konfliktimport+beihilfe zu ethnischer säuberung des nahen ostens.
Deutschland, rien ne va plus.
@Selber denken
Eine UN-Mission ist wohl die dusseligste aller „Ideen“. Natürlich käme das Obama ganz gelegen, dann hätte er den Job das „Erbe des GWOT“ verantwortungsvoll abzuwickeln sozusagen von der Backe: out-ge-sourced an VN und EU.
auf SZ:
„Gefährlicher Alleingang der Regierung“ von Heribert Prantl.
Der meint ja auch, dass rechtlich die Regierung natürlich auch Waffen liefern könnte, allerdings meint er auch:
“ Wenn die Bundesregierung Waffen in Spannungs- und Kriegsgebiete liefern will, sollte der Bundestag aber in ähnlicher Weise beteiligt werden, wie er beim Einsatz von deutschen Soldaten im Ausland beteiligt wird. Er kann mit einer Grundsatzentscheidung den Weg für solche Waffenlieferung frei machen. Doch es ist nicht gut und nicht klug und einer parlamentarischen Demokratie nicht gemäß, wenn sich die Bundesregierung Kriegswaffenexporte selbst genehmigt.“
-seufz-
der arme Steinemeier, da fährt er extra nach Kurdistan um „die genauen Bedürfnisse der Kurden“ zu eruieren und da hat der Herr Barzani doch tatsächlich die Chuzpe deutsche „Waffen,Munition mit schwerpunkt panzerabwehr“ zu fordern.
http://www.trust.org/item/20140816113731-iv60b/?source=search
Gehts noch? was Sie brauchen wird immer noch in Berlin entschieden. Hier, nehmen sie ne‘ Decke und schweigen sie fürderhin.
Wo kämen wir denn hin wenn Außenpolitik sich plötzlich an den Bedingungen vor Ort und nicht den Berliner Politliturgien orientieren würde…
@Selber denken:
Sie glauben nach der Woche noch ernsthaft, dass unser Apparat über die aktuellen Schlagzeilen hinaus ganzheitlich und vorausschauend auf ein Ziel ausgerichtet wird?
Wie es hinter den Kulissen wirklich aussieht hat diese Woche doch gezeigt:
Ein planloser Hühnerhaufen ohne Gestaltungswille, Führung und Überblick.
Beim Thema UN-Einsatz laufen wir wieder in die Falle:
Erst verpennen wir es, dann wollen wir wieder Musterschüler sein und beteiligen uns besonders stark – ohne zu verstehen um was es dann geht.
Die Waffenlieferungen an Saddam Hussein gingen reibungsloser über die Bühne.
Steinmeier in Erbil zu einer jesidischen Delegation:
„Es geht auch darum, Wiederaufbau zu leisten, damit Sie in Ihre Heimatdörfer zurückkehren können”
Befreiung durch Wiederaufbau?
Mehr muss man wohl zur realitätsfernen, verqueren und innenpolitisch getriebenen Logik der Bundesregierung nicht sagen.
Währendessen wünschen sich die Kurden von Deutschland Panzerabwehrwaffen, kommt die PzF-Familie (s.o.), MILAN und TOW in Frage.
Alles am Ende der Nutzungszeit- teilweise weiterhin ohne Nachfolger in der Bundeswehr.
Aber die Kakaphonie in Sachen Waffenlieferungen geht ja weiter: Volker Kauder ist dagegen (will aber Ende nächste Woche in den Irak reisen), der CSU-Generalsekretär ist dafür…
Mehr Verantwortung und so…
Die ganz große Laber-Koalition.
Die Transall machen eine taktische Landung um Gefährdungen aus dem Weg zu gehen und zivile Flieger, laut Flugplan Arbil International, fliegen den Flughafen weiterhin an…
Ist ja nur noch peinlich…
@BS: Wer ist/war denn PSL? Wenigstens den Nachnamen oder sowas, damit man Tante Google fragen kann… Danke
[Peter Scholl-Latour. Anm. d. OvWa.]
“ robusten UN-Einsatz zur Lösung des Dilemmas.“
der letzte robuste Einsatz ist immer noch ein Dilemma, und jetzt schon wieder?
@Memoria
Viel Bestand an einsatzfähigem TOW u.ä. Material ist in der Bw nicht mehr vorhanden, von den Verzögerungen durch erforderliche „third party transfer“ Genehmigungen mal ganz abgesehen. Die Heeresinfanterie hat insbesondere bei den schweren Kompanien viele Fähigkeitsverluste erlitten, qualitativ und vor allem quantitativ. Vielleicht kann der eine oder andere Informierte in diesem Forum mal von den Diskussionen und der aufgeheizten Stimmung bei der letzten Fachtagung „Schwere Waffen“ der Infanterieschule im Juni berichten. Angesichts der Ereignisse IS und UKR sollte einigen in verantwortlicher Position so langsam der Irrweg bei der materiellen (auch personellen) Ausstattung zu denken geben.
(Okay, leicht OT, wäre aber durchaus einen eigenen Thread wert)
@ Memoria
Als Volk der Dichter und Denker sind wir natürlich ganz bei Goethe…
Ich hätte bei meiner theoretischen Frage das Ironie-off beifügen müssen. Sorry.
Aber insgesamt erscheint es ja schon ein Fortschritt, dass sich die „politische Führung“ nun schon vor Ort informiert, was gebraucht wird. Gleichzeitig zeigt der InfoOps geleitete DAX-Einbruch am Freitag erneut wie wichtig verifizierte Informationen für eine solide (Hoffnung stirbt zuletzt) Lagebeurteilung sind. Ich verstehe ohnehin nicht, warum bei all den verfügbaren Aufklärungsmitteln nicht endlich Klartext gesprochen wird (SENTINEL und andere). Worauf nimmt wer warum Rücksicht?
„Fracht: ca. 6,6 to, Kraftstoff: max. ca. 11,4 to,“
Wär’s nicht billiger man kauft das Zeugs in Ankara und fährt mit dem Truck rüber?
Oder braucht man die grosse WichtigmachShow
Von SPON:
„Wir brauchen so schnell wie möglich moderne Schnellfeuergewehre wie das das deutsche G36 und panzerbrechende Waffen“, sagte Oberst Hazhar Ismail Ende der Woche dem SPIEGEL. „Eine schnelle Lieferung aus Deutschland würde uns sehr helfen“, so Ismail weiter. Daneben lieferte er dem Bundesnachrichtendienst (BND) eine Art Wunschliste, die Schutzwesten, Helme, Sanitätfahrzeuge, Funkgeräte und Nachtsichtgeräte aufzählt.
Auch diese Liste kennt Steinmeier.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/frank-walter-steinmeier-aussenminister-besucht-kurden-im-irak-a-986500.html
„Der Vorgang führt mich dann zur Frage hinter der Frage: Warum wird ein solch berechtigter Sachverhalt nicht von Politikern der staatstragenden Volksparteien CDU und SPD aufgeworfen? “
Weil die Parteien sich in den letzten Jahren recht gerne mit islamistischen Vereinen bzw. mit türkischen Rechtsextremen posiert haben. Die sind derart eingelullt, dass es derartiges in Deutschland gar nicht geben kann.
Dass sowas ausgerechnet von der Linkspartei kommt und dann noch von der roten Ulla, da bin ich ehrlich gesagt ziemlich baff. Normalerweise haben die
keine Berührungsängste.
@TomCat
MKE liefert an die PKK ^^
Zur Info:
http://www.mkek.gov.tr/en/default.aspx
@Rubus:
Die Lage im Bereich schwere Waffen der Infanterie ist mir durchaus bekannt (war selbst bei der besagten Fachtagung) – die Lage in diesem Bereich wird in wenigen Jahren nochmals schwieriger:
Eine Nachfolge für MILAN in der Infanterie ist nicht in Sicht (MELLS Inf ist nicht vorgesehen), die Vorstellungen des AHEntwg zum Nachfolger Wiesel 1 (BK und TOW) sind illusorisch. Die TOW ist – wie gesagt – nur noch mit immensem Aufwand versorgbar.
Die M113 MrsTrp werden nicht mehr instandgesetzt.
Die JFST haben keine Fahrzeuge.
Wie gesagt: In den nächsten 5 Jahren steht hier erst ein erheblicher Verlust an Fähigkeiten bevor.
Während die Welt draußen immer „ungemütlicher“ wird.
Zurück zum Thema: Unabhängig davon kann man jedoch trotzdem PzF 3 und MILAN an die Iraker abgeben (denn das Mat überlagert sonst in den nächsten 2 Jahren im Depot).
Eine gecharterte zivile Maschine wäre sicher billiger gewesen – bei deutlich höherer Transportkapazität.
@Memoria
Deckt sich mit meinen Informationen. Immerhin ist TOW noch vollständig versorgbar, auch wenn neue RF-LFK erst noch eingeführt werden müssten. Diese Fähigkeit, die nicht äquivalent mit MELLS ist, kann also, wenn gewollt, langfristig erhalten werden. Auch wenn die MatErh-Kosten pro System nicht attraktiver werden bei sinkenden Bestandszahlen (bis in einen mittleren zweistelligen Bereich, wie man so hört). Alle Alternativen sind bei ehrlicher Rechnung sicher nicht attraktiver.
Ich hoffe, sie sind nicht direkt betroffen von diesem Fähigkeitsverlust. Es ist traurig mit anzusehen wie die Infanterie ihres Punches peu a peu „beraubt“ wird.
@Thomas Melber. Das muß nicht unbedingt der Fall sein.
@all: Kernfrage ist vielmehr, wenn man gemäß http://augengeradeaus.net/2014/08/lagebeobachtung-irak-deutsche-operation-kurdenhilfe-laeuft-an/comment-page-3/#comment-144456 für 2 Zwischenlandungen maximal 2 Std rechnet, was ging da die restlichen knapp 9 Std in Incirlic ab?
Der Spiegel schrieb in http://www.spiegel.de/politik/ausland/irak-erste-hilfsgueter-der-bundeswehr-steinmeier-gelandet-a-986428.html >> Bei einem planmäßigen Zwischenstopp in Incirlik verzögerte sich ihr Weiterflug nach Arbil. Gründe waren nach Angaben der Bundeswehr zunächst eine fehlende Genehmigung und anschließende Probleme mit dem Flugplan. Die Ruhezeiten der Besatzung mussten demnach eingehalten werden. <<.
Erstens haben die Türken da nichts zu genehmigen, solange es sich um rein humanitäre Hilfsgüter handelt und zweitens hat das BMVg – nicht die fliegenden Verbände – hier organisatorisch fürchterlich im Vorfeld versagt. Da schickt man beim Transport gleich ein paar Pressevertreter mit und der gebriefte Deutsche Militärattache hat sich von Ankara nach Incirlic zu begeben. Gnade Gott der türkische "Flugplatz-Komödiant" spurt nicht! Jeweils ein Anruf in Ankara und Berlin langt und der Mann darf eine gespendeten Sack Kichererbsen zählen.
Wo blieb hier Deutsches Organisations- und Durchsetzungvermögen? Noch gibt es keine gesicherten Meldungen über die Ankunftszeiten der restlichen 4 Transall in Erbil, ergo hat man aus der Odysee der ersten Transall NULL gelernt!
Na ja, wenn die "Flugplanung" in Masse vom PrInfoStab BMVg übernommen wurde, um wegen insgesamt lächerlicher 36 to Hilfsgüter international auf die Klötze zu hauen, kann ja nichts anderes herauskommen und hoffentlich haben die auch die EPAs durchsortiert? Da stand nämlich auch in einer Mitteilung etwas von Gulasch und Mettwurst.
@Rubus:
Das Problem bei TOW ist vorallem das nahe Nutzungsende der Trägerplattform Wiesel.
Da wird man sich wohl noch bis zum Ende diese Jahrzehnts durchmogeln können, aber dann? Und dazu noch Investitionen in die TOW?
Eine echte Lobby haben die schweren Kompanien auch innerhalb der Truppengattung nicht.
Es gibt zwar laufend neue Papiere – aber das sind noch lange keine echten Fähigkeiten.
Die Infanterie – oder besser der Bereich WE der InfS – hat sich mehr als ein Jahrzehnt auf IdZ-BS/IdZ-ES, GTK Boxer und das MrsKpfSys konzentriert. Das „Gesamtsystem Infanterie“ verlor man dabei n.m.E. vor lauter „Leuchtturmprojekte“ aus dem Blick.
Dazu kamen normale Friktionen in der Beschaffung (Streichung MELLS Inf, Verzögerung bei querschnittlichem Funk).
Besonders die schweren Züge und schweren Kompanien werden hier die Leidtragenden sein – mit erheblichen negativen Auswirkungen auf das Gesamtsystem.
Im Ergebnis stehen die schweren Kompanien zumindest in der Jägertruppe bereits in der nächsten Struktur unter erheblichen Rechtfertigungsdruck (ohne Wiesel!). Das JgBtl 291 hat ja bereits keine sKp – bei den neu aufzustellenden wird es auch weitaus mehr ein Kästchen als eine echte Fähigkeit sein (besonders beim Mörser).
Und nur für die 4 schwere Fallschirmjägerkompanien sind dann etwas wenig für ein neues Fahrzeug (luftverladbarer Waffenträger, LuWa). Man ist derzeit (wieder) bei der Festlegung der Forderungen in einer Initiative. Zeitansatz: Mind. 10 Jahre.
Das Beispiel mögliche Evakuierungsoperation im Sidschar-Gebirge (Irak) zeigt wie „zukunftsfähig“ dies wäre. Auch sonst ist ein Einsatz von Kampftruppe künftig vorallem in EvakOp-Szenaren wahrscheinlich. Nicht ohne Grund schauen viele Verbündete neidisch auf die noch vorhandenen Fähigkeiten der schweren Kompanien – insbesondere der Wiesel. Das Thema Nachfolge CH-53 blende ich auch mal aus.
Aber das Heer2011 ist eben gefangen in der ISAF-Welt (und da war der Wiesel ja unzureichend geschützt…).
Über Ausbildung (einschl. Verfügbarkeit LFK MILAn u. TOW, neue Ausbildungssystematik ab 2015, dyn. Verfügbarkeitsmanagement etc.) sage ich mit Blick auf OT hier nichts – aber da sind sie ja offenbar sehr gut im Bilde.
Das Rad läßt sich aber auch nicht mehr zurückdrehen, die Weichen wurden schon lange anders gestellt.
Im Ergebnis fehlt der Infanterie – wie sie sagen – immer mehr der „Punch“.
Für die Diskussion um Waffenlieferungen an die Kurden sicher sehr interessant, die anwachsende Hilfe der PKK im Irak: http://www.france24.com/en/20140813-video-kurdish-factions-unite-fight-against-isis-peshmerga-pkk-islamic-state/
http://www.aljazeera.com/news/middleeast/2014/08/iraq-turkey-kurds-fight-islamic-state-201481581133776796.html
Aber da kann sich Herr Steinmeier ja dann noch Gedanken machen, kommende Woche soll es eine Sondersitzung des Auswärtigen Ausschusses geben, bis dahin sollte man mehr haben als wage Parolen.
http://www.youtube.com/watch?v=jHxPhpkN6nU : Gott sei Dank nur Kabarett und nicht Realität.
„Dass sowas ausgerechnet von der Linkspartei kommt und dann noch von der roten Ulla, da bin ich ehrlich gesagt ziemlich baff.“
http://www.deutschlandfunk.de/kampf-gegen-is-linken-politikerin-jelpke-schliesst-aktionen.694.de.html?dram:article_id=294120
Sie hat wohl erkannt, dass es Situationen gibt, in denen die Magnum Lichterkette nicht das geeignte Wirkmittel ist.
@TomCat
Die schönste Lichterkette ist ’ne Leuchtspur …^^
Ne, G-36 geht doch nicht. UvdL hat doch gesagt für Kurden sind nur an russischen Waffen ausgebildet. Ist ja auch voll die Weltraum Wissenschaft kampferprobte Soldaten an einem anderen Gewehr auszubilden…. Sollte in 10 Minuten erledigt sein….
„Die Bundesregierung würde eine internationale Mission im Nordirak begrüßen und sie unterstützen. Das berichtet der SPIEGEL unter Berufung auf Regierungskreise. Bedingung dafür ist allerdings ein entsprechender Beschluss des Uno-Sicherheitsrats.“
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/irak-gabriel-will-bei-voelkermord-der-is-nicht-tatenlos-zusehen-a-986495.html
Oje nun redet man sich schon wieder selbst in einen Einsatz rein – und am Ende wird es wieder mut- und kraftlos.
Hauptsache irgendwie dabei und gezeigt, dass man Verantwortung trägt. Ohne Verständnis der Lage vor Ort.
DEU scheint nun auch im Fokus der IS zu sein – meldet Focus Online: „Kampfzeitschrift „Dabiq“ zum ersten Mal auf Deutsch“ und natürlich die üblichen Drohungen.
http://www.bojinka.net/?p=215
Inspire Mag gab / gibt es ja auch.
BILD zitiert aus einer Leitungsvorlage des BMVg vom 15.08.14 („So will Deutschland Waffen in den Irak liefern“):
– Es fehlt im Irak ein MillAtt und ein mil. Verbindungselement beim Generalkonsulat in Erbil
– Die Kurden haben nur nicht-letale Ausrüstung angefordert
– Möglich wäre der Transport osteuropäischer Waffen
Man verwechselt schon wieder das politisch gewollte mit der Realität – ein strukturiertes Lagebild (gemeinsam mit allen Ressorts) lag also auch am Freitag nicht vor.
Auf solch einer Grundlage treten dann Minister in der Öffentlichkeit auf und treffen Entscheidungen.
@ ht
Das stimmt. Es ist aber nicht so einfach, eine zweite Logistikkette für NATO-Waffen dort aufzubauen und zu unterhalten. Dann doch lieber, und zudem wahrscheinlich günstigere, AK und Mörser aus russ. Produktion kaufen und dorthin liefern.
Zudem haben wir ja auch das Problem, das in unseren Depots weniger lagert als tatsächlich sinnvoll ist.
Trotz MG’s und anderer Handwaffen – mein unbedeutender Einblick in die BW sagt mir, dass keine Komplettausstattung aller Soldaten/Reservisten mit G36 möglich ist. Die Zuteilung bei unserer beorderten Einheit entspricht ca. 30%.
So wäre es unverantwortlich, auf BW-Bestände zu zugreifen, ohne die nötigen Neubestellungen mit dem Bundesrechnungshof abzuklären.
„- Möglich wäre der Transport osteuropäischer Waffen“
Alles klar, da steht wohl irgendwo noch bischen Kashi-Munition aus NVA Beständen rum.
Frau von der Leyen sagt TOWs gibt nich,weil da sind die Kurden gar nicht drauf ausgebildet.
Ich lach‘ mich weg …
Lesenswert:
„Der deutsche Löwe aus dem Sindschar-Gebirge“ auf welt.de
Die Kurden treten – mit irakischer und amerikanischer Luftunterstützung – seit gestern auf den Staudamm von Mossul an:
http://www.theguardian.com/world/2014/aug/17/kurdish-forces-isis-mosul-dam-iraq
Die Kämpfe halten noch an.
Offenbar hat sich IS zum Kampf entschieden.
Räume zu halten ist eben schwerer als marodierend durch das Land zu ziehen.
Pave the road to hell…
@Memoria
Na ja – Ihre Schlussanmerkung, also – etwas post-heroischer wär dann wohl doch angebracht, oder?
Wie wär’s mit: „Pave the road to paradise…“ ?
Dazu fällt mir R. williams ein:
Recently, there was an article in the New York Times, the Koran scholars tell us that the actual translation is not 71 dark-haired virgins, but 71 Crystal-Clear Raisins… slight difference of interpretation, really! That’s so strange, it’s like, „thou shalt not kill,“ is „thou shalt not wear a kilt!“ And the Scots are going, fuck off – virgins. But the Koran scholars tell us that the actual translation is „71 Crystal-Clear Raisins“… slight difference of interpretation, really.
@Memoria @Etienne Rheindahlen
Eigentlich heißt es:
The road to hell is paved with good intentions …
(Zitat) „Bundeswehr hat bereits 36 Tonnen Hilfsgüter geliefert,17.08.2014 08:32 Uhr:
Die ersten deutschen Hilfslieferungen in den Nordirak sind am frühen Morgen abgeschlossen worden. „Es ist alles da“, sagte der Kommandoführer der Bundeswehr, Roman Lau, der Deutschen Presse-Agentur im türkischen Incirlik. …. Am Sonntagmorgen um 7.15 Uhr Ortszeit kehrte das letzte Transall-Transportflugzeug der Bundeswehr aus dem Irak nach Incirlik zurück. „Es hat während der Flüge keine signifikanten Zwischenfälle gegeben“, sagte Lau. Die insgesamt fünf Transall der Bundeswehr sollten die US-Airbase in Incirlik noch im Laufe des Sonntags wieder verlassen und nach Deutschland zurückfliegen. Die Hilfsflieger waren am Freitagmorgen vom schleswig-holsteinischen Hohn aus gestartet.“ (Zitatende)
Das sind Umlaufzeiten mit denen man nach dem vorausgegangenen Deutschen Medien-TamTam weiß Gott nicht international überzeugen kann, sondern sich eher lächerlich macht! Wie soll das erst einmal laufen, wenn ein echter KSK- und/oder PR-Einsatz ansteht?