Selbst den UN ist die Transall zu alt
Die betagten Transall-Transportflieger der Bundeswehr sind inzwischen selbst den Vereinten Nationen sogar für einen Einsatz in Afrika zu alt. Die UN-Mission in Mali, MINUSMA, wolle auf die zwei für den Einsatz zur Verfügung gestellten Trall künftig verzichten, bestätigte das Verteidigungsministerium am (heutigen) Samstag einen Bericht von Spiegel Online.
Hauptprobleme sind die Anfälligkeit der – eigentlich robusten, aber für Mitteleuropa entwickelten und gebauten – zweimotorigen Maschinen bei großer Hitze und die fehlende Nachtflugfähigkeit auf unbefestigten Pisten, wie sie in Afrika die Regel sind. Die Vereinten Nationen wollen jetzt modernere Maschinen anmieten.
Mit dem Verzicht der UN auf diesen deutschen Beitrag wird zum einen deutlich, wie sehr die geplante Modernisierung der Transportflotte der Luftwaffe hinter dem Bedarf herhinkt – der erste neue Transporter vom Typ Airbus A400M soll mit jahrelanger Verzögerung in diesem Herbst an die Bundeswehr übergeben werden, und dann noch nicht mal in der endgültigen Konfiguration. Zum anderen aber stellt diese UN-Entscheidung ein Kernargument von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen infrage: Von Deutschland, hatte sie in den vergangenen Monaten mehrfach argumentiert, werde bei internationalen (Friedens)Missionen vor allem das abgefordert, was wir besonders gut können – und nannte dabei immer in erster Linie Lufttransport. Unter anderem der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus hatte gewarnt, diese Fähigkeit werde inzwischen ziemlich überfordert.
Dass MINUSMA die deutschen Trall nicht mehr möchte, war bereits seit Tagen als Gerücht bekannt; noch am (gestrigen) Freitagmittag hatte das Verteidigungsministerium allerdings auf Anfrage von Augen geradeaus! dazu nichts mitteilen können.
Nachtrag: Zusätzlich zu den UN-internen Erfahrungen von klabautermann (s. Kommentare) bekomme ich von ganz anderer Seite den Hinweis, dass es innerhalb der UN gegensätzliche Haltungen zum deutschen Transall-Einsatz gegeben haben soll: von militärischer Seite eher ja, von politischer eher Nein. Dabei müsste man dann auch mal schauen, wer konkret davon profitiert, wenn anstelle der – zu teuren? – deutschen Trall zivile Flugzeuge angemietet werden…
(Zum diesem Thema sind im Bällebad bereits etliche Kommentare aufgelaufen; die verschiebe ich hierher, damit die Diskussion übersichtlich bleibt.)
(Archivbild 27. Juli 2013: Eine Transall der Luftwaffe in Tessalit im Norden Malis, im Vordergrund eine Delegation mit dem damaligen MINUSMA Force Commander Jean Bosco Kazura und dem tschadischen Kommandeur General Moussa – MINUSMA/Marco Dormino via Flickr)
@ Memoria
Für mich bestätigen die Vorfälle eher die Tatsache, wenn man einen Feldflugplatz nicht unter sicherer Kontrolle hat, kann man ihn nicht anfliegen. Was die Dänen Ende Mai in Kidal machten, kann ich nicht beurteilen, denn ich kenne die Umstände nicht und den verlinkten Text kann ich nicht lesen.
Laut NZZ vom 19.05.14 hat die Regierung Kidal nicht unter Kontrolle, sondern MNLA und weitere aufständische Gruppierungen kontrollieren die Stadt. Wie wollen Sie da einen halbwegs sicheren Flugbetrieb organisieren ?
Es gäbe schon eine Möglichkeit, zwei Kompanien Fallschirmjäger dort stationieren, die Umgebung durch Streifen usw. sichern, aber offensichtlich ist die MINUSMA dazu nicht in der Lage. In einem arbeitsteiligen Einsatz muss sich aber jeder auf den Anderen verlassen können und die Steinwürfe im Mai haben die Transall wohl erheblich beschädigt (Propeller). Wenn also Aufständische, feindliche Bevölkerung oder wer auch immer auf Steinwurfweite an die Transall rankommen konnten, dann stimmt etwas in der Absicherung nicht und diese Situation muss zuerst geklärt werden, bevor man einen weiteren Einsatz zustimmt oder Schuldzuweisungen durchführt.
@der unbekannte:
Und die Versuche seit 2 Jahren sind auch nicht der erste Anlauf.
Als wäre man jetzt nicht 20 Jahre im Dauereinsatz.
Wie sie sagen: Es ist eben auch ein Mentalitätsproblem.
Dazu die Denkweise der Ämter („aber bald ist doch der A400M da“). Nur leider konnte vor wenigen Wochen nicht mal der kommissarische Leiter der PA L sagen wann die vertragskonforme Version (SOC 3) geliefert werden kann.
Mal sehen wann man mit dem A400M ein Profil wie in Mali (Selbstschutz, Nachtflug, militärische Fracht) fliegen kann – und die Besatzungen dazu hat.
MOSS wäre die Versorgung der Bedarfsträger im Laderaum mit Sauerstoff. Nützt ja nichts, wenn der Grund, warum man fliegt, ohnmächtig wird. Aber auch da muss man erst mal wieder erkennen, was denn der Grund ist, warum man fliegt.
NVG ist der Restlichtverstärker, night vision goggles. Auch als NVD bekannt, dann sind es halt devices.
Auch hier sind wir mal wieder jahrzehnte hinterher… Die CH-Flotte, zumindest die die Ahnung haben, versucht gerade, die „guten“ ANVIS-9 zu bekommen. Ursprünglich mal für ECR im Balkan beschafft. Andere Länder haben schon seit mehreren Jahren entweder Panoramic NVG oder arbeiten sogar an farbigen NVG. Kombination von IR und NVG wäre auch nett…
Obwohl Flachbildschirme halt schon Sinn machen…
Ups DAS ist ja peinlich für die Deutschen. Tut mir leid für Euch. Andererseit weiß man ja wer Schuld hat, daß es soweit kommen mußte. Schlimmstenfalls könnt ihr ja in Zukunft statt Flugzeuge ein paar Kitabetreuer für den UN-Soldatennachwuchs schicken. Die werden immer gebraucht. :)
„Mal sehen wann man mit dem A400M ein Profil wie in Mali (Selbstschutz, Nachtflug, militärische Fracht) fliegen kann – und die Besatzungen dazu hat.“
Der A400M wäre für den Einsatz vor Ort wie in Mali in jeder Hinsicht überdimensioniert. Mit frühzeitig beschafften Alternativen und konsequenter Nachrüstung der Transall hätte man das noch länger fehlende taktische Einsatzspektrum des A400M problemlos kompensieren können (Siehe Frankreich). Unabhängig von den Verzögerungen bei Airbus liegt der Fehler in erster Linie bei der Bundeswehr selbst. Nur das Gerät auf den Hof stellen reicht nicht.
@xyz:
Wie Sie bereits geschrieben haben: Das eine Mischflotte notwendig ist, ist bereits seit mehr als 5 Jahren überdeutlich.
Es gibt jedoch weiterhin keine schlüssige und konsequent (!) vorangetriebene Konzeption der Luftwaffe oder gar entsprechende Phasenpapiere.
Marktverfügbare Systeme mit Aufwuchspotential gäbe es auch (z.B. C295, sogar mit Gunshipüstsatz). Wenn Lufttransport schon eine der dauernd genannten Schlüsselfähigkeiten Deutschlands ist.
Aber UN, europäische Verbündete, Industrie und alle anderen sind halt nicht auf der Höhe der Zeit…
Das Alter der Fluggeräte ist die eine Sache-die UN haben wirklich Vorschriften die ein absolutes Höchstalter der Lfz vorschreiben….und die allermeisten MI-8, Mi-17 und Mi-26 sind-ungelogen-weniger als 10-15 Jahre alt, auch wenn sie aussehen, als stammen sie aus den 1960ern.
Eine ganz andere Sache ist unsere Einstellung zum „Friedensflugbetrieb“-die Bundeswehr wurde systematisch zu einer „zivilen Airline“ degradiert (bzw. hat sich dahingehend selbst kastriert), während alle anderen Nationen eben „militärisch“ fliegen….
So einfach ist das….
Hmm, da kann ich mich noch an ein C295 Angebot von Airbus erinnern. Das war während der Neuverhandlung der A400M-Verträge. Die Chance auf ein paar billige C295 hat man dann wohl vertan.
@xyz
genau, deswegen ist es auch egal was die BW „will“ es sind mindestens zwei Konzepte erforderlich-der A400 ist kein Kampfzonentransporter! und er ist auch nicht für den Lufttransport großer schwerer Lasten geeignet; für das eine zu klein für das andere zu groß bzw. aufgrund der Trw. und des Fahrwerks nicht geeignet.
Night Visions Googles alleine und die Umrüstung der Flgzeuge, alleine ermöglichen noch keine Landung.
Die Umrüstung stagniert die Ausbildung auch. „Macht es Sinn die Transall;ob ihres Alters noch für viel Geld umzurüsten???“
@Georg sehe ich genauso.
Ohne jetzt wirklich Ahnung zu haben, man kann davon ausgehen, daß weder die Luftwaffe der Franzosen noch Dänen noch Amerikaner inkompetent oder selbstmörderisch veranlagt sind. Noch dazu haben sie (bis auf die Dänen vielleicht) wesentlich mehr Erfahrung.
Wenn also diese Nationen etwas so machen und man selbst macht es nicht so sollte man sich vielleicht eher an die eigene Nase fassen ;)
In Libyen haben wir mit unseren Soldaten Bodensicherung notdürftig hergestellt und unter großem Risiko Menschen ausgeflogen!! Es war der schnellste und einzige Weg und es wurde-gemacht-. Und war in meinen Augen sinnvoll.
Etwas ganz anderes als in Mali oder Afghanistan, wo ich erwarten kann das etwas durchgeplant wird.
ich sehe diese situation vor allem als chance wenn nicht gar als pflicht für die ressortjournalisten jetzt endlich die richtigen Fragen bezüglich der fortgesetzten demobilisierung der BW zu stellen.
Wie es obig schon jemand schrieb. das problem ist nicht das material, das problem ist auch nicht der gegner ebensowenig ist das problem das wetter oder andere imponderabilien.
Das problem ist die politisch forcierte unfähigkeit die spezifisch militärischen Handlungsgegebenheiten zu akzeptieren und zu operativ zu realisieren.
Das wetter wird nie optimal sein, der gegner wird vielleicht auch mal mit mehr als steinen werfen (lässt man eigene oder fremde truppen dann aufreiben? hot landing?)
babylonische bürokratie gab es in militärischen institutionen immer schon.
was jede armee im einsatz braucht ist flexibilität, elastizität und improvisationsspielräume um auf die sich permanent verändernden situationen reagieren zu könnnen.
genau diese elementaren voraussetzungen werden der BW seit Jahren systematisch aberzogen, verboten, tabuisiert etc.
wie erklärt man sich im BMVG eigentlich die gefechtserfolge der diversen irregulären kräfte weltweit ?(kein arbeitsschutz, keine familienfreundlichkeit, männlicher chauvinismus, keine teilzeit.
wie die erfolge der franzosen in scharfen einsätzen trotz mehr als defizitären materials?
das darf doch gar nicht funktionieren!
man hat den eindruck das bestimmte fragen bewusst vermieden werden weil die antworten herrschenden dogmen gesellschaftsideologien zuwiderlaufen.
resultat ist ein Organ das seinen verfassungsauftrag nicht mehr erfüllen kann, deutschland international zum gespött macht und einen vollends demoralisierten personalkörper erzeugt.
Da müssen die fragen jetzt ansetzen ohne sich von irgendwelchen zeitgeistphrasen aus dem ministerium ablenken zu lassen.
Man möchte Uschi an den Schultern packen, sie wach rütteln und ihr endlich begreiflich machen, dass die Bw schon seit Jahren nur noch bei ganz wenigen Fähigkeiten vorne mitspielt.
Hier sind die U-Boote 212 zu nennen, die ABC-Abwehr und Spezialkräfte (KSK, KS und FschJg-Spezialzüge, hier allerdings ohne eigene Verbringungsmöglichkeiten).
Bei allem anderen bewegen wir uns quantitativ und vor allem qualitativ auf dem Niveau von Schwellenländern, hier wurde über etliche Jahre stümperhaft kaputt gespart.
Also sollte sie als Verteidigungsministerin international lieber ruhig bleiben und endlich aufhören, Fähigkeiten anzupreisen die wir kaum noch haben oder nicht auf dem geforderten Level bereit stellen können.
Dies alles abseits von politischen Absichten und caveats.
@wacaffe
Die Bw ist eben „risk averse“, insbesondere wenn es um Verwundete und Gefallene geht. Da das aber auftragsimmanent ist stellt sich die Frage, ob die Bw dann überhaupt an Missionen teilnehmen sollte – zumal auch die politische Führung jedes Mal völlig bestürzt ist.
@TomTom
Sie wollen doch nicht etwa behaupten, die Bw sei ein Potemkinsches Dorf !? Die ILÜ zeigt doch klar, was wir und wie wir es können! … Hüstel …
Die Analogie mit dem Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ wird der Sache auch nicht gerecht …
@ t.melber
frappierend ist für mich immer die Art und Weise in der hierzulande die Begriffe „Risiko, Sicherheit und Gefahr“ mit bezug auf die BW verwendet werden, weil die Art der Nutzung eine völlige Unkenntnis des eigentlichen Wesenskerns einer Armee nahelegt.
„Die Bw ist eben “risk averse““
risikoaversion und „german angst“ sind aber therapierbar.
man muss und kann auch etwas dagegen tun. unter TzG waren da einige ansätze zumindest im semantischen schon erkennbar. bei VdL ist man endgültig in den provinziellen bundesdeutschen ziviljargon abgerutscht.
die sprache prägt das bewusstsein und daher auch die tatsächlichen fähigkeiten.
@ All
Und was ist mit dem „Weltklasseheer“?
@ Wacaffe
Ganz genau!
Die Bereiche, in denen wir uns selbst einschnüren, weil wir meinen, es der Politik recht machen zu müssen oder wo uns die Politik aktiv beschneidet sind unzählbar.
Für den operativ Tätigen wäre das attraktivste, endlich mit zeitgemässer Ausrüstung nach zeitgemässer Ausbildung international kompatibel seinen Auftrag erfüllen zu können.
Wenn dann allerdings Material eingeführt wird, was entweder bei Einführung aufgrund des jahrzehntelangen Beschaffungsprozess obsolet ist, oder die Forderungen der Operateure aufgrund militär – politischer Bedenken verworfen werden um ein durch die operative Ebene nicht nutzbares Produkt auszuliefern, ist das wenig attraktiv.
Keins unserer LFZ ist auf dem Stand der Technik. „Modernisierungen“ erzeugen bei 40-jährigen Maschinen immerhin den Stand der 80er.
Will ich im Bereich LFZ konkurrenzfähig sein, benötige ich Gerät, welches zuverlässig, weltweit ausreichend Flugstunden für Ausbildung und Einsatz verfügbar hat.
Denn nicht nur sind die Fluggeräte veraltet und können aufgrund Ausstattung manches Profil nicht fliegen. Vielmehr bedingen die veraltete Technik hohen Wartungsaufwand und somit hohe Kosten und schlechten Klarstand. Dies bedingt im internationalen Vergleich wenig Flugstunden für die Besatzungen. Wieder bleibt der Faktor Ausbildung auf der Strecke. Man kann keine komplexen Szenare von Besatzungen erwarten, wenn sie diese nicht regelmässig üben können.
Vor 12 Jahren haben wir noch die tschechischen Piloten belächelt, die maximal 60-70 Stunden pro Jahr auf MI-8 geflogen sind. Zu dem Zeitpunkt hatten wir das dreifache. Wir sind auf diesem Level mittlerweile angekommen!
Wer in den letzten 2 Jahren zB mal in AFG war, kann auch das Weltklasseheer einschätzen. Ist allerdings kein Heer-Problem, sondern ein Bw-Problem.
20% maximal sind operativ tätig, die anderen 80 sind gefühlt dafür da, das Leben schwer zu machen, Einsätze zu verhindern, Parties zu planen, durchzuführen oder den Base-Day zu zelebrieren.
International werden wir zurecht belächelt.
@wacaffe | 21. Juni 2014 – 19:50:
Volle Zustimmung.
Zur Rolle der Politik eine Anekdote aus dem Jahr 1993.
Nach dem Beschuss einer Trall beim Anflug auf Sarajewo kam es zu Beschuss und Verwundung eines Lademeisters.
Daraufhin drängte die militärische Führung (!!) auf Einstellung der Flüge wegen Gefahr für die Besatzungen. Hierzu Vortrag beim Minister (BM Rühe).
Sinngemäß kam es wohl zu folgendem Dialog:
Generalität: Herr Minister, wir müssen die Flüge einstellen – zu gefährlich.
BM: Was machen die Verbündeten?
Generalität: Die Amerikaner, Briten uns Franzosen fliegen weiter, aber die sind das auch gewohnt.
BM: Dann gewöhnen sie sich recht schnell auch daran!
20 Jahre später: History reapting.
Aber die politische Leitung schwimmt nur noch mit. Und das nach 9 Jahren unionsgeführter Bundesregierung und unionsgeführtem BMVg.
It’s a state of mind.
@ bs.
materialdefizite sind sicher auch ein problem. gravierender ist imho aber die psycho-mentale regression zum ponyhofverein.
exmplarisch die fremdenlegion: geradezu lachhaft anachronistisches Material bei gleichzeitig höchstem gefechtswert.
warum wohl?
@T.W.
Ich mag Deinen Nachtrag ;-)
DPKO wird eher zivile Provider anmieten, als die Air- oder Maritime Experts/Assets der großen TCN…. ist halt ein korrupter Misthaufen, der unter einem strategisch und operativ paralysierten Security Council mehr oder weniger ohne jede Kontrolle schalten und walten kann, wie er will, bzw. die nationalen Puppenspieler hinter DPKO und in Afrika ist das Frankreich.
@klabautermann:
Und deswegen schauen wir über den eigenen Sauhaufen hinweg und erteilen Generalabsolution?
Bei der Bundeswehr ist es ja in Sachen Führung, Lernfähigkeit und Transparenz ja alles „Weltklasse“.
@ Memoria
Die Geschichte mit dem verletzten Lademeister der Transall 1993, kenne ich aber g_a_n_z anders.
Der verletzte Lademeister wurde bei den Amerikaner 5 Std lang operiert und zusammengeflickt. Anschließend weigerte sich die Wehrverwaltung die Rechnung zu bezahlen, denn es gab noch keine Rechtsgrundlage für den Einsatz. Der Spruch des BVerfG war meine ich 1994, also ein Jahr danach und das Auslandsentsendegesetz war noch Jahre entfernt.
Der Kommodore ist anschließend ins Ministerium gefahren und hat dann erklärt, wenn die Rechnung nicht umgehend bezahlt wird, dann stellt er es seinen Besatzungen frei, ob sie weiterfliegen. Klingt für mich anders, wie ihre Geschichte.
So, aber jetzt schnellstens zum Fußball !
@Georg:
Trotz Fußball:
Ich sehe keinen Widerspruch zwischen beiden Berichten.
Taktische Ebene und strategische Ebene eben.
Das Ergebnis war ja wohl das Gleiche.
@ georg/memoria
vor allem zeigt das auftreten des kommodore ja wie man sich in wohlverstandener „tapferkeit vor der eigenen führung“ verhält.
die frage ist , hätte nicht angesichts der defizite in punkto führung, ausrüstung und regulatorischer rahmen während des afghanistan einsatzes ähnliches unternommen werden müssen.
im quartalsturnus.
dito angesichts der VdL umerziehungseskapaden.
ich verstehe die friedhofsruhe im offizierskorps nicht.
„Hier sind die U-Boote 212 zu nennen, “
Ach süß, die 6 U-Bötchen. Damit kann man auch niemanden mehr beeindrucken, wenn man sich andere Staaten ansieht.
Spezialkräfte sind bei der BW eher ein ungeliebtes Thema… Über die Zustände beim KSK gab es kürzlich einen Bericht.
@memoria
wir wollen doch jetzt nicht Bruno’s Weltbild diskutieren ;-)
@Memoria, 20:49
Man sollte den Ball aber nicht nur der Führung zuschrieben, sondern die Arbeitsebene trägt dazu ebenfalls erheblich bei. Beispiel aus dem Jahr 2009. Um den Bodentruppen in RC N mehr Handlungsspielraum und Distanz in der rettungsmedizinischen „golden hour“ zu gewähren, wurde geprüft, ob nicht UH-1D des Heeres und der Luftwaffe als luftbeweglicher Arzttrupp (LBAT) eingesetzt werden hätte können. Letztendlich haben nachher die je TSK benannten Leitverbände die Hubschrauber so schwer gerechnet, sodass es echt ein Wunder ist, dass die Hueys in DEU mit einer 4 Mann Besatzung überhaupt geflogen werden kann. Man wollte einfach nicht weg vom bequemen Kosovoeinsatz und sich neuen Gefahren aussetzen. Soldat sein ist halt mal ggf. auch gefährlich. Ich habe mich damals auf meinem Dienstposten geschämt. Und kann mich daran erinnern, wie ein heutiger „Dreisterner“, der den UH-LBAT-Ansatz mitgetragen und „politisch verkauft“ hätte nur zu mir meinte: „Die Hubschrauberleute wollen am Besten mal wieder nur Käsemannsrundfahrt machen“. Also nicht nur ein Führungsproblem, sondern ein voll umfängliches mind set Problem in der gesamten Bundeswehr. Und ich weis nicht ob wir das mit flatscreens und minibar indem Griff bekommen werden.
Wir kommen zwar ab vom Thema, aber auch das hatten wir schon:
Wer wirbt mit „Nicht jeder bei uns trägt Uniform“ und vor allem:
„Studieren bei vollem Gehalt“ braucht sich doch nicht zu wundern, wenn das mindset nicht stimmt.
@gc, TomTom:
+1
@xyz @TomTom
Ja – die Frage des mindset der Operators ist eine der Grundlagen einer bestmöglich befähigten und bereiten Armee. Erstaunlicherweise stellt sich diese Frage bei einer Truppengattung n i c h t – obwohl sie bei dem bislang schwersten Einsatz der Bw sowohl erhebliche operative Anteile als auch intensivste Opfer ge- bzw. ertragen hat.
Das mindset der Fallschirmjäger-/Luftlandetruppe ist und bleibt am oberen Ende der Motivations- und Leistungsskala. Trotz des – oder vielleicht auch aus Trotz gegen das – offensichtliche Unbe- hagen gewisser Kreise und Schichten angesichts ihres in bester soldatischer Facon gelebten Korpsgeistes, der nach meiner An- und Einsicht für die Armee einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft als vorbildlich betrachtet werden kann. Auch wenn FschJg-/LL-mindset, -Kameradschaft und -Esprit für Außenstehende manchmal nur schwer nachvollziehbar ist und folglich mit Mißtrauen beäugt wird. Und das gilt auch für andere speziellere Truppengattungen.
Dabei sind gerade sie doch aktiv. Gerade sie sind doch attraktiv. Gerade sie sind doch anders.
(@T.W. Sorry für’s OT – SCNR)
@Etienne Rheindahlen
Diesen Eindruck teile ich nicht. Ich kenne genug desillusionierte Fallschirmjäger. Und speziell ist die Fallschirmjägerei nun auch nicht besonders, außer vielleicht so mancher ihrer Angehöriger in der Selbstwahrnehmung.
“ Letztendlich haben nachher die je TSK benannten Leitverbände die Hubschrauber so schwer gerechnet, sodass es echt ein Wunder ist, dass die Hueys in DEU mit einer 4 Mann Besatzung überhaupt geflogen werden kann. Man wollte einfach nicht weg vom bequemen Kosovoeinsatz“
Ich kann mich an diese Aktion noch gut erinnern-auch, weil ich damals bereits mit der „Huey“ in Afghanistan unterwegs war und dementsprechend den „Beweis“ erbracht hatte, das es geht….
Letzten Endes war es aber „von oben“ vorgegeben, das es nicht funktionieren darf-weil man in der politischen Riege ansonsten den NH90 wieder in Frage hätte stellen können…
Es bleibt wie immer:
Was man nicht will, ist nicht möglich….
@gc:
Ja, beim Thema LBAT wurde ich damals auch den Eindruck nicht los, dass man vorallem nicht will.
Pragmatische Lösungen waren gar nicht gewollt.
Der gesamte ISAF-Einsatz zeigt ja wie wenig sich mental verändern wollte. Sogar ein „kleiner Krieg“ führte nicht zum Umdenken.
@ xyz | 21. Juni 2014 – 22:03
„Spezialkräfte sind bei der BW eher ein ungeliebtes Thema… Über die Zustände beim KSK gab es kürzlich einen Bericht.“
Guter Bericht? In den Medien?
Wir behaupten ja immer „weit vorn zu sein!“ Sind wir das nun in dieser Sparte? „Weltklasse“ ? Gehören doch zum Heer.
@xyz
also technologisch locken die 212 durchaus weltweit, weil als konventionelles uboot wohl tatsächlich Soitze. Das BW Problem sind eher die nicht vorhandenen Besatzungen, die man auch für den besten Kühlschrank der Welt nicht rekrutieren kann, hier mal einen FRA Ansatz zu fahren, würde zielführender sein.
@TomTom
bischen mehr als KSK,KS, FschJ, die man m.E. gar nicht mehr einsetzen will, gibt es dann im guten Sinne doch noch, FN Kräfte, EloKa, Betreuungsteam Kieler Woche,…
Das die Transall nicht gewollt wird und man darüber nicht wirklich traurig ist, passt genau in mein Bild, wir machen das in den Stäben. Man bekommt das Meiste mit, kann Entscheidungen auf andere Schieben und bringt eigene Soldaten nicht wirklich in Gefahr, siehe auch ATALANTA, UNIFIL Quatsch – sieht gut aus, bringt die (Stamm)Besatzung operativ nicht wirklich weiter und ist gut zum zeigen- seht, wir machen doch schon alles was geht.
@huey:
„Letzten Endes war es aber “von oben” vorgegeben, das es nicht funktionieren darf-weil man in der politischen Riege ansonsten den NH90 wieder in Frage hätte stellen können…“
Klar, nachdem der Operateur es geschafft hatte die UH-1D so schlecht zu rechnen, waren alle anderen zu prüfenden Varianten (z.B. Leasing Lakota, umrüsten der Cougar der FlBschftBMVg, weiterhin abstützen auf die Fähigkeiten anderer Nationen wie USA und SWE) entweder so kostenintensiv oder politisch unsexy, dass es für die HA Rü nicht schwer war, über die acht additional IOC+ NH90 die Fähigkeitslücke in absehbarer Zeit (das war natürlich klar, dass das Jahre dauern wird) schließen zu lassen. Und somit ihren Favoriten durchzusetzen. Letztendlich haben dies Heer und Lw, nach einem gemeinsam vor beiden Inspekteuren durchgeführten Lagevortrag zur Entscheidung Anfang 2010, dem damaligen BM KTzG sogar vorgeschlagen. Irgendwie war es quasi alternativlos. Sehr zum Ärger der (vielen) NH90-Gegner bei Fü H und Fü L. Aber wie hat das der letzte Chef des Stabes des Fü L in Bezug auf Beschaffungsprozesse mal so schön gesagt: “ Wir Soldaten können klassisch nur die Einführung eines, aus unserer Bewertung ungeeigneten Systems, verzögern. Letztendlich wird man uns den Sch….politisch aufdrücken und wir müssen dann machen.“ So positiv wie der rüstungs-politische Lobbyismus manchmal sein mag, um die militärischen Widerstandskraft zu übersteuern, meistens hilft er nicht wirklich sondern verschlimmbessert die Lage für das letzte Glied der Kette; dem Soldaten der unmittelbar mit dem Gerät, der Waffe etc seinen Auftrag erfüllen soll.
Ob wirtschaftliche, politische oder tatsächlich technische Gründe für die Entscheidung der MINUSMA stehen sei mal dahin gestellt. Eine Absage an den A400M hätte es so nicht gegeben. Stellt eigentlich irgend jemand mal die Frage, warum eine führende Industrienation nicht in der Lage ist Rüstung zeit- und fachgerecht zu erhalten.
Es ist ein von der UN ausgestelltes Armutszeugnis an dem wir auch selber schuld sind. Wer in der dritten Welt/Liga mitspielen können möchte sollte dort auch in der Lage sein zu liefern. Anscheinend sind wir noch nicht mal mehr dazu in der Lage.
Bisher ist das mediale Echo hierauf ja sehr begrenzt.
Bin gespannt, ob Thema am Mo. prominenter betrachtet und mit den letzten Aussagen von vdL zum Lufttransport verbunden wird (noch vor wenigen Jahren hätte die FAZ hierzu ein großes FAS aufgemacht).
Bei der Mandatsverlängerung vor wenigen Wochen war man offenbar noch ahnungslos. Auch kein Ruhmesblatt für AA und BMVg.
Die Opposition könnte hier mit den richtigen Fragen auch nochmal nachlegen (Mono-Flottenkonzept, Nachtflug mit C-160 u. A400M, Flugstunden, Ablehnung von Flügen nach Kidal, Kommunikation mit MINUSMA, etc), aber da hab ich auch wenig Hoffnung.
Achtelfinale ist halt wichtiger.
Es wurde in Bezug auf UH-1 nach Afghanistan auch vorgeschlagen, das vorliegende Angebot zur „Eagle Power“-Umrüstung zu nutzen.
Auf diese Weise wären 4-6 Hubschrauber leistungssgesteigert und sofort (binnen 3-6 Monaten) einsetzbar gewesen.
Diese Hubschrauber wären anschließend IDEALE Spezialkräfte-Verbringungsmittel gewesen…
Aber-wie schon gesagt: Es kann nicht sein, was nicht sein darf….also wird es solange schöngerechnet, bis man sich wundert, das dieses Lfz überhaupt einmal Last tragen konnte…
@huey:
Da ist die UH-1D kein Einzelfall.
Notwendige Verbesserungen am SPz Marder wurden 2012 abgelehnt, weil man ja ab 2014 den SPz Puma einsetzen könne.
@all:
Hier die Debatte zur Verlängerung des MINUSMA-Mandates von Anfang Juni 2014: http://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2014/kw23_de_bundeswehr_mali/281610
Da wird man 2 Wochen später wohl ne neue Begründung brauchen. Aber um die Regierung da zu stellen, fehlt den Grünen wohl der Biß. Die Linken stehen sich mit Fundamentalopposition selbst im Weg.
Frau Ministerin sollte so langsam ein wenig Dynamik entwickeln.
Die Peinlichkeiten & Unzulänglichkeiten waren zwar schon vor ihr immanent, jedoch potenzieren sich die traurigen Geschichten langsam aber stetig zu einem unhaltbaren Zustand für die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik und für den Zustand der Streitkräfte.
Ich danke einigen Schreibern für die Detailhintergrundinformationen, gerade zu
UN Fü-Strukturen und zum Beschaffungsmoloch in dieser Republik.
Beobachte weiter…
Gruß
FvS
Faszinierende Kommentare.
Für mich mittlerweile klar wie Kloßbrühe ist, dass im Zentrum der BW-Fähigkeitsvernichtungsspirale (Fähigkeitstransfer, Ausserdienststellungen ohne verzugslosen Ersatz,…..) seit 1998 immer wieder fliegendes Gerät auftaucht……und damit der Materialverantwortliche für alles Fliegende: die „Luftmacht-Ideologen“ der Deutschen Luftwaffe.
Warten auf Godot, als policy ?
Estragon: Komm, wir gehen!
Wladimir: Wir können nicht.
Estragon: Warum nicht?
Wladimir: Wir warten auf Godot.
Estragon: Ah!
Estragon hat Probleme mit den Füßent, werkelt ständig an seinen Schuhen herum bis er dann im Verlauf des zweiten Akts seine Fähigkeit zu gehen ganz verliert.
@Huey: Ihr Fazit ist „Was man nicht will, ist nicht möglich….“.
Im Umkehrschluß heißt das „Was man will (HA Rü bzw. AIN), ist immer möglich …“. Und das bitte auf „Biegen und Brechen“!
Das führt(e) dann – wie auch @gc schon teilweise ausführte – zu den „Pleiten-, Pech- und Pannenserien“, wie bei
• Jäger 90 / Eurofighter Typhoon,
• Transportflugzeuge A400M,
• Schulungshubschrauber (SHS) EC135 T1,
• Puma, statt Upgrade Marder,
• Luftkissenfahrzeug für Spezialkräfte vom Aachener Gebraucht-LKW-Vorstadthändler,
• Basisschulungshubschrauber (gewollt EC 120) samt in 2010 bieterseitig gesprengter Aussschreibung und bis heute immer noch gegebener Latenz, trotz Kostenexposion der Alternativlösung
• BO105 PAH 1A1 & P1M nach Pakistan und nun zur VEBEG, statt wirtschaftlicher und synergetischer Anschlußverwendungen im EU- und NATO-Bereich,
• EuroHawk + ISIS,
• AGS Global 40 Block 4,
• UAV FEMALE & UAV HALE 2020,
• LUH-SOF EC 645,
• NH90-TTH FAM,
• MH90 NGEN ESK downgraded SEA LION,
durch die Bw erfahren und/oder wie diese es noch vor sich hat.
Das Ganze läßt dann UvdL mal schnell von einem externern Beratungsunternehmen (drittklassig im Bereich DEFENCE CONSULTING) für „satte“ 400.000,- € überprüfen, welches natürlich
„Qualifizierte Kenntnisse der Organisationsstruktur der Bundeswehr sowie der Strukturen und Prozesse im Organisationsbereich „Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung“ unter Einbeziehung derinternationalen Zusammenhänge und Strukturen der deutschen Rüstungsbeschaffung – zu diesem Punkt können für die Auswahl der bis zu 10 best- geeigneten Bewerber auch zusätzliche aussagekräftige Referenzen vorgelegt werden … “
nachweisen kann (vgl. https://daten.bwb.org/ZAus/Bestandsaufnahme/14-03-20%20Vergabeunterlagen%201.6%20RS.pdf)
Merkt denn überhaupt noch – zurückgehend bis zum Radfahrer – ein(e) deutsche(r) Verteidigungsminister(in), daß die internationale Blamage langsam weh tut und unsere Bw sich zunehmend selber auf die Lachnummer einer Heilsarmee reduziert
Die der UN großtönend von UvdL angebotenen Transall C160 sind Stand der Technik aus 1963 und da flogen noch H34 und Fiat G.91R/3 „Gina“, fuhren noch “Nato-Ziegen“ und schwammen das Schulschiff „Deutschland“ herum.
Wir haben 2010 vom Vorgängerkontignent einen Spruch im KpGefechtsstand „adoptiert“, weil er einfach zeitlos passt:
„Wer will findet Wege, wer nicht will findet Gründe.“
Und so war es bei uns dann auch in mannigfaltigen Bereichen – „geht nicht, weil…“, „können wir nicht, weil…“, „nicht vorgesehen…“, etc. etc. Das können nicht nur Luftmacht-Ideologen (obwohl die es wohl perfektionierten…).
@Voodoo
Ein Blick auf die Liste in @Vtg-Amtmann’s Kommentar spricht doch Bände ;-)
Amen. (Da war der Amtmann einen Hauch schneller als ich ;) )
Btw, für die Hubschrauber-Junkies hier:
„Triebwerksausfall NH-90 bei ISAF“
http://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/!ut/p/c4/NYtNC8IwEET_UTahB603S0EET15qvZRts5RgPkqysSD-eJODM_AubwaeUOrxbVZkEzxaeMC4mNO8i3nXJPDFmaylJDCnSZObyPiE_IGhPstiCZ64ksmzKVwjcohiC5FtNTnGYoTRMErVd-og_1Hf9tZemuEom_7a3WFz7vwD2PZsIg!!/
VdL gestern bei der Leutnantsbeförderung an der HSU. Sie verweist zunächst auf das große Interesse der UN an deutschen Fähigkeiten („Dort ist ausdrücklich die Bitte geäußert worden, sich stärker an Friedensmissionen zu beteiligen“). Dann erläutert sie:
„Wir haben besondere Fähigkeiten. Dazu zählt auch die Führung in internationalen Stäben und die Führung von Missionen. Das heißt: Sie werden gebraucht“.
Kinderleutnante für die UN (Caveat-Request-Manager).
Das Primat der Politik ist eben in der deutschen AS&V durch das Primat der Politikasterei ersetzt worden.
In Frankreich nennt man das „politique politicienne“, allerdings sind französische Politiker viel geübter in Politikasterei als die deutschen ;-)