Probleme mit der Tradition: Bundeswehr verbietet ‚Treue um Treue‘
Mit (militärischen) Traditionen tut sich die Bundeswehr immer dann besonders schwer, wenn sie auf die Wehrmacht oder das 3. Reich zurückgeführt werden können oder nur könnten – und das führt bisweilen zu sehr emotionalen Diskussionen. So war es zum Beispiel, als dem damaligen Jagdgeschwader 74 sein Traditionsname Mölders aberkannt wurde. Jetzt hat das Deutsche Heer einen Traditionsspruch verboten, und auch das dürfte wieder für heftige Debatten sorgen: Treue um Treue, ein Wahlspruch, der insbesondere bei den Fallschirmjäger der Bundeswehr in Gebrauch ist (inzwischen: war) und auch im Zusammenhang mit dem Afghanistan-Einsatz immer wieder auftauchte. Wie auf dem obigen Bild des Wracks eines geschützten Transportfahrzeuges Dingo – das Fahrzeug war während des Gefechts am Karfreitag 2010 im Dorf Isa Khel bei Kundus, bei dem drei deutsche Soldaten ums Leben kamen, gesprengt worden. Monate später stellten Fallschirmjäger die Reste des Dingos sicher und erinnerten mit Treue um Treue an ihre gefallenen Kameraden.
Ein Erlaß mit Datum 6. Mai 2014, in Kraft gesetzt am 20. Mai, schreibt das Verbot dieses Spruches für das Heer fest. Die Weisung, die Augen geradeaus! vorliegt:
Im Verantwortungsbereich der DSK [Division Schnelle Kräfte, T.W.] wird der Wahlspruch „Treue um Treue“ zur Ehrung für die gefallenen Bundeswehrsoldaten vom „Karfreitagsgefecht“ des 02. April 2010 innerhalb von Liegenschaften der Bundeswehr genutzt. Darüber hinaus findet der Wahlspruch u.a. in Dienstgebäuden oder auch auf diversen Trinkbechern in Form einer Gravur Verwendung.
In Anlehnung an die Weisung FüSK II 4 [Abteilung Führung Streitkräfte im Verteidigungsministerium, T.W.] und als Ergebnis der durch den InspH [Inspekteur des Heeres, T.W.] beauftragten Untersuchung des Wahlspruches durch bundeswehreigene und externe Institutionen wird festgestellt, dass der Ausdruck nicht geeignet ist, Traditionen der Bundeswehr zu pflegen und in diesem Zusammenhang Treuepflicht zu symbolisieren.
In heutiger Wahrnehmung und in der Geschichte deutscher Streitkräfte ist der Wahlspruch im Wesentlichen durch die Verwendung als Motto der Fallschirmjägertruppe der Wehrmacht geprägt worden und mit dieser verbunden.
Es ist davon auszugehen, dass seine Verwendung in der Bundeswehr und insbesondere bei den Fallschirmjägern in der öffentlichen Wahrnehmung auch als Bekenntnis zu einer Traditionslinie Wehrmacht – Bundeswehr aufgefasst wird.
Mit Entscheidung InspH vom 06. Mai 2014 wird die Nutzung des Wahlspruches „Treue um Treue für das Deutsche Heer im dienstlichen Umfeld in jeglicher Form verboten.
Heeresinspekteur Bruno Kasdorf hatte da allerdings wenig Spielraum. Die in seinem Erlass genannte Weisung aus dem Ministerium, datiert vom 26. Februar 2013, verbietet ausdrücklich diesen Spruch für die Gedenktafeln für gefallene Bundeswehrsoldaten:
Im Einsatzgebiet AFG enthalten zwei Gedenktafeln für Gefallene der Bundeswehr die Inschrift „Treue um Treue“. (…)
Hierzu ist festzustellen: Die Inschriften sind nicht geeignet, Traditionen der Bundeswehr zu pflegen oder die den Soldaten der Bundeswehr abverlangte Tapferkeit und Treuepflicht zu symbolisieren. Vielmehr ist absehbar, dass die Inschriften zu Missverständnissen führen können, die einem würdigen Gedenken an die Gefallenen der Bundeswehr in der Öffentlichkeit abträglich sind. Der Wahlspruch „Treue um Treue“ ist daher auf Gedenktafeln für die Gefallenen der Bundeswehr nicht zu verwenden.
Allerdings ist mein Eindruck, dass die Fallschirmjäger, die mit diesem Spruch in Afghanistan (und in der Heimat) ihrer gefallenen Kameraden gedachten, dabei nicht unbedingt die Wehrmacht vor Augen hatten. Das Zitat findet sich unter anderem beim früheren Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, aber es steht auch auf als Motto auf der Webseite der Schützenkompanie Wilten in Österreich, beim früheren Bundeswehr-Fallschirmjägerbataillon 273, als Überschrift im Spiegel – aber auch, laut Wikipedia, auf einem Denkmal für die Waffen-SS.
Über den Heeres-Erlass hatte am (heutigen) Donnerstag zuerst die Wochenzeitung Junge Freiheit berichtet (Link aus bekannten Gründen nicht).
(Ich bitte bei den Kommentaren in diesem Fall mal besonders dringlich um Sachlichkeit in der Auseinandersetzung.)
(Foto: Der beim Karfreitagsgefecht beschädigte, von der Bundeswehr gesprengte und später wieder sicher gestellte Dingo in Isa Kehl, mit Gedenken an die Gefallenen – via Johannes Clair/“Vier Tage im November“)
@AKamp: Ihr Rasterdenken oder auch „Faktencheck“ scheitert bereits an § 2 Nr. 2 WStG (http://www.deutsches-wehrrecht.de/Befehlsrecht.pdf).
Vtg-Amtmann | 09. Juni 2014 – 22:05
Also, muss doch ausgeführt werden.
Auch wenn wir es gern anders hätten. Vor allem, wenn es annäherungsweise stimmt was sie @vklein schrieben oder vorher aus der DLO erfuhren. Wenn nicht, dann gibt es sicher Probleme im Inneren Gefüge der Truppengattung Fallschirmjäger. Da muß dann erstmal der Einheitsfüher, Kommandeur vor die Front. Nicht einfach ohne Hintergrund (Anlass?) für die Weisung.
Disziplin hält uns auch zusammen, wie auch Treue.
@JoHoMe:
Tut mir leid, aber ihre Argumentation in dem gesamten Strang macht einen etwas wirren Eindruck. Leider reden sie auch immer wieder an den Argumenten vorbei.
Zitat: „Wie heißt es im Traditionserlass der Bundeswehr: “Traditionen von Truppenteilen ehemaliger deutscher Streitkräfte werden an Bundeswehrtruppenteile nicht verliehen.”“
Gilt natürlich dann auch für „Jedem das seine“ der Feldjäger oder „Semper talis“ des Wachbataillons. Beides genutzt von ehemaligen deutschen Streitkräften. Wenn man „Treue um Treue“ für zu belastet hält, dann muss „Jedem das seine“ (Eingangstor des KZ Buchenwald) erst recht weg. Genauso wie das Lied vom guten Kameraden, das Eiserne Kreuz. und den großen Zapfenstreich. Wenn dann muss man das schon konsequent anwenden.
Kommt immer drauf an wie man diesen unseligen Satz interpretieren möchte.
@ AKamp | 09. Juni 2014 – 22:03
In meinem Post habe ich niemandem etwas vorgeworfen.
Mein Maßstab ist allerdings der Traditionserlass: „Im den Nationalsozialismus waren Streitkräfte teils schuldhaft verstrickt, teils wurden sie schuldlos missbraucht. Ein Unrechtsregime, wie das Dritte Reich, kann Tradition nicht begründen.“ Sowie: “Traditionen von Truppenteilen ehemaliger deutscher Streitkräfte werden an Bundeswehrtruppenteile nicht verliehen.”
Wie wollen Sie da den Friderizianischen Adlerorden hineinargumentieren? Außerdem reicht die Geschichte der Feldjägertruppe bis in diese Zeit zurück. Sie musste also nicht erst ihre Tradition während der NS-Zeit schaffen wie die damals erstmals aufgestellte Fallschirmjägertruppe der Wehrmacht.
Die Aufstellung der Fallschirmjäger der Wehrmacht begann 1935/1936 aus der Polizeiabteilung z.b.V. Wecke/Landespolizeigruppe General Göring. Am 24. Februar 1933 ließ Göring die Polizeiabteilung z.b.V. Wecke (z.b.V.: „zur besonderen Verwendung“) aufstellen. Seine Absicht war, eine Polizeieinheit zu schaffen, die dem NSDAP-Regime treu ergeben war. Die Einheit war nach ihrem Kommandanten Major der Schutzpolizei Walther Wecke benannt und in Berlin-Kreuzberg stationiert, wo sie bald wegen ihrer brutalen Vorgehensweise berüchtigt wurde. In Zusammenarbeit mit der ebenfalls unter Görings Kontrolle stehenden Gestapo war sie an vielen Übergriffen gegen Kommunisten und Marxisten beteiligt und verantwortlich für die Verhaftung von Regimegegnern. Im Juni 1933 vergrößerte Göring die Abteilung und stellte sie unter das Kommando der Landespolizei. Die Einheit wurde zur Landespolizeigruppe Wecke z.b.V. umbenannt. Januar 1934 stellte Göring auf Drängen von Hitler und Himmler die Gestapo unter die Kontrolle der SS. Um seine verbleibende Einheit zu verstärken, vergrößerte Göring sie und machte es zur Voraussetzung, dass alle ihre Angehörigen ein militärisches Trainingsprogramm absolvieren mussten. Die reformierte Einheit wurde in Landespolizeigruppe General Göring umbenannt. Als Ernst Röhms SA begann, Ansprüche auf die Kontrolle über die NSDAP zu stellen, griff Hitler sowohl auf Görings Landespolizeigruppe als auch Himmlers Leibstandarte-SS Adolf Hitler zurück. Während des Röhm-Putsches am 30. Juni 1934 exekutierten die Einheit und die Leibstandarte viele führende Mitglieder der SA. 1935 wurde Göring zum Oberbefehlshaber der Luftwaffe ernannt. Da er die Kontrolle über seine „Lieblingseinheit“ behalten wollte, wurde sie im September 1935 zur Luftwaffe verlegt und in Regiment General Göring umbenannt.
Die Nutzung des Wahlspruchs „Treue um Treue“ durch die 1. und 10. Fallschirmjäger-Division habe ich wohl eindeutig nachgewiesen. Dass der Spruch auf Offizierdolchen stand, reicht ja wohl aus, auch wenn Sie sich auf die Frauenehrenketten zurückziehen. Für mich ist der Beweis wichtig, dass der Spruch in mehr als einer Division eingeführt war.
Vor den genannten Tatsachen halte ich es für ausgesprochen wichtig, dass unsere in Afghanistan gefallenen Soldaten und unsere Fallschirmjäger gesamt, nicht durch Nazi-Bezüge diskreditiert werden, durch wen auch immer. Das haben unsere Jungs, die geschworen haben, „der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen“ nicht verdient.
Durch ihren treuen und tapferen Einsatz begründen sie eine eigenständige Tradition, auf sie stolz sein können.
Deshalb halte ich die beiden Weisungen des FüSK und des InspH für richtig. Um Klabautermann zu entgegnen und widerzusprechen, sind diese damit auch zum dienstlichen Zweck.
@ xyz | 09. Juni 2014 – 22:38
Suum cuique geht als Grundsatz auf das antike Griechenland zurück. In der Politeia stellte Platon fest, dass Gerechtigkeit besteht, „wenn man das Seine tut und nicht vielerlei Dinge treibt“ (τὸ τὰ αὑτοῦ πράττειν καὶ μὴ πολυπραγμονεῖν δικαιοσύνη ἐστί, to ta autou prattein kai me polypragmonein dikaiosyne esti, IV 433a). Jeder soll das Seine tun, und zwar in Art und Umfang so, wie es seinem Wesen, seinen Möglichkeiten und den individuellen Umständen entspricht (Idiopragieformel). Ergänzend erklärte Platon, dass auch jeder das Seine bekommen und dass niemandem das Seine genommen werden soll.
Suum cuique ist die Redewendung der Ordensdevise des 1701 von Friedrich I. gestifteten Schwarzen Adlerordens (wohl in der Bedeutung „Jedem nach seinem Verdienst“).
Wie Sie richtig festgestellt haben, prangte über dem KZ-Tor nicht der lateinische Wortlaut und hatte als Spruch „Jedem das Seine“ wohl eher die Bedeutung von „Jedem, was er verdient“). Er wurde damit als Propagandaspruch gebraucht und pervertiert.
Das ist schon ein erheblicher Unterschied, ob man jemand auf Latein ehrt oder auf Deutsch umbringt.
JoHoMe | 09. Juni 2014 – 22:49
Sie sind so engagiert bzgl der Fallschirmjäger. Sie akzeptieren deren treuen und tapferen Einsatz + eine eigenständige Tradition, auf die sie stolz sein können. Gut so.
Nun klar im Detail: Worum geht es in der Weisung InspH – Zitat:
„In heutiger Wahrnehmung und in der Geschichte deutscher Streitkräfte ist der Wahlspruch im Wesentlichen durch die Verwendung als Motto der Fallschirmjägertruppe der Wehrmacht geprägt worden und mit dieser verbunden.“
Wenn das also Iher Meinung nach stimmt, was ist dann mit „Jedem das Seine“.
Was sind dann Ihre Kriterien, wenn nicht:
a) In heutiger Wahrnehmung
b) Verwendung als Motto dr Wehrmacht /NS.
Finden sie sich konsequent?
Was für „Treue um Treue“ richtig ist, muss dann für vieles gelten.
Und die Kettenhunde der NS Zeit, welchen Wahlspruch hatten diese? Ich hoffe dann mal – nicht diesen.
Lassen Sie uns nicht nur die Feldjäger bedenken, denn SKB (!) der InspH wird aufräumen, was glauben Sie, was er noch alles verbieten muss. Siehe a) und b). Das ist sicher sein Plan. Gut so, werden sie sagen, dann aber bitte alles, ausgerichtet an Ihrem Zitat;
“Im den Nationalsozialismus waren Streitkräfte teils schuldhaft verstrickt, teils wurden sie schuldlos missbraucht. Ein Unrechtsregime, wie das Dritte Reich, kann Tradition nicht begründen.” “Traditionen von Truppenteilen ehemaliger deutscher Streitkräfte werden an Bundeswehrtruppenteile nicht verliehen.”
Da gibt es sicher zu tun, wenn er seinen Maßstab durchhalten will. Was denken Sie, wie parlamentarische Anfragen zu diesem Thema ausgehen? Wenn er jetzt Ausnahmen zulässt. „Treue um Treue“ das ist der Einstieg,
@ xyz | 09. Juni 2014 – 22:38
„Suum Cuique“, „Semper Talis“, das Eiserne Kreuz, das Lied vom treuen Kameraden und der Zapfenstreich reichen weit in die deutsche Geschichte zurück.
„Treue um Treue“ und „Meine Ehre heißt Treue“ sind Eigengewächse der NS-Zeit. Zudem war „Treue“ innerhalb der NS-Ideologie ein widerspruchsloser Gehorsam.
Das ist bei der Bundeswehr anders. Ich zitiere aus dem Traditionserlass: „Alles militärische Tun muss sich an den Normen des Rechtsstaats und des Völkerrechts orientieren. Die Pflichten des Soldaten – Treue, Tapferkeit, Gehorsam, Kameradschaft, Wahrhaftigkeit, Verschwiegenheit sowie beispielhaftes und fürsorgliches Verhalten der Vorgesetzten – erlangen in unserer Zeit sittlichen Rang durch die Bindung an das Grundgesetz.“
@JoHoMe: Mit diesem Satz: „Das ist schon ein erheblicher Unterschied, ob man jemand auf Latein ehrt oder auf Deutsch umbringt.“ bringen Sie sich doch selbst in Schwierigkeiten. Wo Sie sonst jede noch so fadenscheinige Beziehung zum 3. Reich oder zur Wehrmacht anprangern, reicht es Ihnen da plötzlich aus, daß der Spruch in eine andere Sprache übersetzt wird und damit seine Unschuld wiedergewinnt.
Konsistent ist das jedenfalls nicht
@ AKamp | 09. Juni 2014 – 23:18
Verzeihung, dass ich mich ungern wiederhole. Deshalb verweise ich auf meine Posts von 23:11 und 23:20
„c ist die Redewendung der Ordensdevise des 1701 von Friedrich I. gestifteten Schwarzen Adlerordens (wohl in der Bedeutung „Jedem nach seinem Verdienst“).“
Demzufolge widerspricht das, wenn sie in ihrer Argumentation konsequent sind, ebenfalls dem Traditionserlass, da der Wahlspruch bereits von „Truppenteilen“ ehemaliger deutscher Streitkräfte (Leibgendarmerie usw) genutzt wurde.
Der Spruch „Treue um Treue, (Recht um Recht)“ ist ebenfalls wesentlich älter als der Nationalsozialismus.
„Das ist schon ein erheblicher Unterschied, ob man jemand auf Latein ehrt oder auf Deutsch umbringt.“
Die Bedeutung ist die selbe und muss damit auch eher getilgt werden als „Treue um Treue“. Im übrigen wird der Spruch, im Gegensatz zu Treue um Treue, auch schon kritisiert:
„Das Motto von Buchenwald wird von den Merzingern Fallschirmjägern zur psychologischen Aufrüstung und ideologischen Rechtfertigung des Tötens bei Kriegseinsätzen verwendet. Das ist ungefähr so angebracht, wie wenn das Merzinger Arbeitsamt über seinem Eingang das zynische Motto von Auschwitz „Arbeit macht frei“ anbringen würde.“ – Thomas Zuche, Politologe und Theologe
Sie sehen also ihr „dass unsere in Afghanistan gefallenen Soldaten und unsere Fallschirmjäger gesamt, nicht durch Nazi-Bezüge diskreditiert werden,“ bringt nichts, weil militär- und bundeswehrfeindliche Kräfte in Deutschland immer irgendetwas kritisieren werden. Es geht auch nicht um das Dritte Reich, sondern um die grundsätzliche Ablehnung von Militär und Bundeswehr.
Und ja: Diese Einstellung ist bei der „Intellektuellen Elite“ in Deutschland sicherlich nicht die Ausnahme, wenn man sich zum Beispiel im Begreich der Geschichts- und Politikwissenschaften umschaut.
Ein Kind spielte verträumt mit seinen Spielzeugen. Da kam die Mutter, sah ein Spielzeug mit scharfen Kanten und nahm dem Kind das kaputte Spielzeug aus mütterlicher Fürsorge weg.
Da nahm das Kind sein Hämmerchen und sprach: Gib mir das Spielzeug wieder! Wenn Du es nicht tust, mache ich auch das andere Spielzeug kaputt!
Ja, so sind trotzige Kinder. Bei Erwachsenen heißen solche Spielzeuge „Treue um Treue“, „Suum Cuique etc.
Und mit dieser Gute-Nacht-Geschichte gehe ich fröhlich zu Bett und überlasse den anderen das Spielzimmer ;-)
@ klabautermann | 09. Juni 2014 – 19:25
Ich bin der Ansicht, die Diskussion treibt inzwischen doch schon ziemlich wirre Blüten. Man kann trefflich darüber diskutieren, ob die Entscheidung zu diesem Verbot durch den InspH nicht noch andere für das Heer und die Bw gangbare und langfristig bessere Alternativen gehabt hätte. Ich bin der Ansicht, dass es dieses Verbot nicht gebraucht hätte, da ich bei den mir bekannten Nutzern und mir bekannter Nutzung dieses Wahlspruchs in der DSK keine Verherrlichung der Wehrmacht erkennen konnte und kann. Nichtsdestotrotz kann ich allerdings die Argumentationslinie des InspH als rational actor im politischen Kontext, der eine Skandalisierung vermeiden möchte, ebenso verstehen, wie die von @JoHoMe vorgetragene eindeutige Negierung jedes Traditionsverdachtes. Ich mache sie mir aber nicht zu Eigen.
Für mich unverständlich sind allerdings unbegründete Unterstellungen, dieser Erlass verstoße gegen Grundrechte der beteiligten Soldaten, fuße auf einem unvollständigen oder falschen Geschichtsverständnis oder der Erlass erfülle nicht die Anforderungen an einen rechtmäßigen und verbindlichen Befehl aufgrund mangelnden dienstlichen Zwecks. Diese Phantomthemen führen ebenso wie die Anführung anderer nicht verbotener Traditionselemente doch vom Thema weg, nämlich warum in diesem Einzelfall eine Disassoziation des Wahlspruchs von der Wehrmacht nicht möglich sein soll und warum die militärische Führung in diesem Einzelfall wie auch generell nicht in der Lage oder willens scheint, auch öffentlich eine solche Position zu vertreten.
Der Erlass identifiziert die Nutzung des Wahlspruchs in der öffentlichen Wahrnehmung als im Wesentlichen, nicht ausschließlich, durch die Wehrmacht geprägt und daher im Sinne des geltenden Traditionserlasses als nicht traditionswürdig. (Zur historischen Herleitung der Erlassbegründung und den Interpretationsspielraum hatte ich mich bereits geäußert.) Mit der Entscheidung des InspH, den Wahlspruch als mit der Wehrmacht verbunden zu betrachten, ist der dienstliche Zweck eindeutig die Umsetzung der geltenden Erlasslage im Einzelfall. Und über die Zumutbarkeit des rechtmäßigen Befehls einen Wahlspruch zu ändern müssen wir hier hoffentlich nicht streiten.
Damit wird der DSK im Übrigen kein Führungsmittel genommen, wenn sie einen Wahlspruch unbedingt als solches ansehen möchten. Das Führungsmittel Wahlspruch bleibt erhalten. Auch der zu transportierende Inhalt kann erhalten bleiben, nur genau dieses Format „Treue um Treue“ wird untersagt. Die Anwendungsbindung der geltenden Regeln (Traditionserlass) für dieses Führungsmittel wird also durchgesetzt.
Dieser Vorgang muss einem nicht gefallen. Aber dass in diesem Forum bereits Grundsätze des Befehlsrechts durchgesprochen werden müssen, irritiert mich doch sehr.
„“Suum Cuique”, “Semper Talis”, das Eiserne Kreuz, das Lied vom treuen Kameraden und der Zapfenstreich reichen weit in die deutsche Geschichte zurück.“
Ebenso reicht der Spruch „Treue um Treue“ weit in die deutsche Geschichte zurück.
Und wie gesagt, der Traditionserlass bezieht sich eben nicht nur auf die Wehrmacht, sondern alle ehemaligen deutschen Streitkräfte. Der Zapfenstreich (Erstaufführung 1838) ist ebenfalls Brauchtum ehemaliger deutscher Streitkräfte (preußische Armee). Lassen sie doch bitte mal ihre Rosinenpickerei.
„“Alles militärische Tun muss sich an den Normen des Rechtsstaats und des Völkerrechts orientieren.“
Und herrschende Monarchen entsprechen den Normen des Rechtsstaates? Das Eiserne Kreuz wurde von König Friedrich Wilhelm III. gestiftet. Wenn man schon immer heutige Wertvorstellungen rückwirkend anwendet, dann soll man das gefälligst hier auch tun.
Zapfenstreich? Laut den Grünen ein überholtes militaristisches Ritual.
„“Da nahm das Kind sein Hämmerchen und sprach: Gib mir das Spielzeug wieder! Wenn Du es nicht tust, mache ich auch das andere Spielzeug kaputt!““
Noch leichter kann ich ihnen die Problematik ihrer Argumentation nicht darlegen. Wenn das ihre Antwort ist, dann kann ich durchaus nachvollziehen, dass sie Schwierigkeiten mit dem Verständnis des zugrundeliegenden und weit über den Spruch „Treue um Treue“ hinausgehenden Problemes haben.
@ Cynic2 | 09. Juni 2014 – 23:49
Das Beste, was ich in und zur Bewertung dieser Diskussion gelesen habe. Jetzt gehe ich wirklich beruhigt zu Bett.
@ xyz | 10. Juni 2014 – 0:01
Immer schön weiter mit dem Hämmerchen! Sollten Sie zwischendurch eine Verschnaufpause machen, lesen Sie einfach einmal o.a Cynic2
@xyz
Das EK stammt aus den Freiheitskriegen gegen Napoleon
@ ThoDan | 10. Juni 2014 – 0:33
Durch Friedrich Wilhelm III. von Preußen im Jahre 1813
Die Welt: Das Eiserne Kreuz – ein deutscher Orden wird 200 (einfach googlen)
@JoHoMe: Nettes Gleichnis, aber darauf, uns eine Alternative zu nennen, verzichten Sie offenbar. Ihre Geschichte geht nämlich eigentlich ein Bißchen anders. Denn immer wenn die Mama das eine kaputte Spielzeug wegnahm und das Kind Eins ein anderes nahm, kam Kind zwei mit dem Hämmerchen. Darum: Friedlich wird es nur ohne Spielzeuge werden oder Kind Eins macht Kind Zwei seine Grenzen klar. Letzteres werden wir aber schon ob dieser Debatte nicht erleben.
Vielleicht sehen Sie jetzt was ich meinte, daß man irgendwo eine Auffangstellung braucht oder man läuft bis nach Hause.
@cynic2
Da Sie mich direkt anschreiben, will ich auch gerne antworten.
Ihre „Irritation“ kann ich gut nachvollziehen, denn mir geht’s es genauso. Mich hat die Weisung InspH auch irritiert. Um das zu verdeutlichen verweise ich auf eine lateinischen Rechtsgrundsatz im alten Rom: audacter calumniare, semper aliquid haeret, was soviel heißt wie: „verleumde [nur] immer dreist, etwas bleibt immer hängen“.
Und damit bin ich beim Historikerstreit der 80ger Jahre, den ich shr aufmerksam verfolgt habe.
„……..Wir sind Zeugen geworden eines Kulturbruchs, nämlich einer weitgehenden Negierung der Errungenschaften des Griechentums. Da die Verbindlichkeiten nicht mehr über den Streit entlang von Wahrheitsregeln herstellbar sind, müssen neue, ganz anders geartete Verbindlichkeiten moralisch erzwungen werden. Daher die pestartige Virulenz der Political Correctness und des Gutmenschentums mit seiner spezifischen Intelligenz. Die moralischen Diffamierungen müssen folglich immer mehr zunehmen. Bequemer als das logon didonai ist die habermassche Diskursethik: Audacter calumniare, semper aliquid haeret.“ steht zu lesen am Ende eines FAZ- Artikels („Die Habermas-Methode“, 17.07.2011, von Egon Flaig), den ich zur Lektüre wärmstens empfehlen kann.
InspH hat die Habermas-Methode gewählt, ich vermisse das logon didonai (http://de.wikipedia.org/wiki/Begr%C3%BCndung) bei dieser InspH-Weisung.
Warum ich das vermisse ? Nun, weil das „logon didonai“ m.A.n. im Kern der Inneren Führung steht. Letztendlich ist imho das „logon didonai“-Prinzip der Unterschied zwischen „Befehl und Gehorsam“ im Verständnis der Inneren Führung und dem Kadavergehorsam/Nibelungentreue der braunen Pest.
Eine Begründung für einen militärischen Befehl/Auftrag/Weisung sollte hinreichend konkret, verständlich, nachvollziehbar sein, und sich nicht selektiv auf theoretisch denkbare Szenarien beziehen, bzw. stützen.
Vielleicht verstehen Sie jetzt meine Irritation ;-)
Da man mich wahrscheinlich als nächstes fragen wird, was ich denn als „hinreichend konkret, verständlich, nachvollziehbar“ verstehe, habe ich einen Text entworfen:
[ Die zunehmende Integration von europäischen Heereskräften auf Verbandsebene (insbesondere Dänemark, Frankreich, Niederlande, Polen) macht es erforderlich, bislang praktizierte Traditionslinien im Deutschen Heer mit Blick auf ihre unzweifelhafte Belastbarkeit gerade auch im internationalen dienstlichen Umfeld vorausschauend zu überprüfen. Vor diesem Hintergrund der zunehmenden europäischen Integration stellen Traditionslinien von Verbänden des Deutschen Heeres, die geeignet erscheinen in der nationalen, aber auch internationalen öffentlichen und in der inneren Wahrnehmung von internationalen Verbänden als „Wehrmachts“-belastet missverstanden oder gar missbraucht zu werden, eine Belastung für das künftige Innere Gefüge und damit die Einsatzbereitschaft dieser internationalen Verbände dar. Dies gilt im besonderen Maße für solche internationalen Verbände in denen Deutschland eine lead-function wahrnimmt.
Im Verantwortungsbereich der DSK wird der Wahlspruch “Treue um Treue” zur Ehrung für die gefallenen Bundeswehrsoldaten vom “Karfreitagsgefecht” des 02. April 2010 innerhalb von Liegenschaften der Bundeswehr genutzt. Darüber hinaus findet der Wahlspruch u.a. in Dienstgebäuden oder auch auf diversen Trinkbechern in Form einer Gravur Verwendung.
In Anlehnung an die Weisung FüSK II 4 und als Ergebnis der durch den InspH beauftragten Untersuchung des Wahlspruches durch bundeswehreigene und externe Institutionen wird festgestellt, dass der Wahlspruch nicht geeignet ist, Traditionen der Bundeswehr im eingangs erläuterten internationalen Rahmen zukunftsfähig zu pflegen und in diesem Zusammenhang Treuepflicht zu symbolisieren.
In heutiger Wahrnehmung der Geschichte deutscher Streitkräfte ist der Wahlspruch im Wesentlichen durch die Verwendung als Motto der Fallschirmjägertruppe der Wehrmacht geprägt worden und kann mit dieser verbunden werden. Eine mögliche Wahrnehmung als Bekenntnis zu einer Traditionslinie Wehrmacht-Bundeswehr muß aus den genannten Gründen künftig ausgeschlossen werden.
Mit Entscheidung InspH…..usw. ].
Die europäische Integration wird von der BW wahrscheinlich noch mehr Verzicht auf „Nationales“ fordern.
@ klabautermann
Vielen Dank für Ihre Ausführungen. Ich kann ihre Anforderung nach einer Begründung des konkreten Anlasses gerade dieses Erlasses nachvollziehen. Die durch den Erlass gewählte Form, herzuleiten, dass der konkrete Wahlspruch mit der Wehrmacht verbunden erscheint, dies im Gegensatz zur geltenden Erlasslage stehe und der Verbotserlass als Umsetzung des Traditionserlasses damit generell auf die Begründung des Traditionserlasses zurückgreift, sehe ich aber ebenso als hinreichend begründet an.
Auch wenn durch die Innere Führung eine Erklärung und Begründung eines Befehls als sinnvolle Ergänzung genannt wird, so ist dies aber kein Kriterium für die Verbindlichkeit des Befehls und so wäre selbst das ausbleiben einer Begründung kein Grund an der Verbindlichkeit des Befehls zu zweifeln. Ihre Begründung für die Einbeziehung von §2 WStG in dieser Diskussion erschließt sich mir derzeit nicht.
Ihre These die europäische Integration werde von der Bw noch mehr Verzicht auf „Nationales“ fordern ist durchaus plausibel und könnte sich in der Realität tatsächlich bewahrheiten. Meiner Ansicht nach läge der Grund dafür aber erneut im Inneren, als dass die DEU politische Führung dies sicherstellen wollen würde. Nach meiner Erfahrung waren Angehörige der Streitkräfte unserer internationalen Partner, die deutlich selbstbewusster auch mit problematischen Teilen ihrer Tradition und Geschichte umgingen, regelmäßig irritiert, ob der übermäßigen Zurückhaltung und fehlender Traditionsbezüge der deutschen Streitkräfte. Forderungen nach mehr Verzicht von der politischen Führung unserer europäischen Partner möchte ich damit aber nicht ausschließen.
@Klabautermann 5:47 Uhr
Ist das wirklich überraschend? Im Gegensatz zu den meisten Kommentatoren hier, ist für InspH das Kapitel 6 der HDv 100/100 ein buch mit sieben Siegeln. Wie heißt es darin (sinngemäß zusammengefasst):
„Der militärische Führer fasst seine Entscheidung im Entschluss zusammen“
Am Ende jedes Entschlusses steht (so zumindest hab ich das mal irgendwann gelernt) das „WOZU/WARUM“. Damit soll doch, wenn ich mich nicht irre, die eigene Absicht („3-Alpha“) des militärischen Führers vermittelt werden.
Aber wenn operative Hektik, an die Stelle der sonst herrschenden geistigen Windstille tritt, sind solche Erlasse eben der Output.
Über denn Sinn dahinter kann, darf und soll man sicherlich geteilter Meinung sein und ein Diskurs ist hier sicherlich nicht schädlich. WIE die Weisung jedoch gefasst und begründet ist, scheint vor den hier in aller Ausführlichkeit dargelegten Argumenten, jedoch mehr als abstrus (mir liegen noch andere, weniger zitierfähige Bezeichnungen dafür auf der Zunge).
@cynic2
Natürlich ist die Weisung InspH formaljuristisch zunächst einmal verbindlich. Nach meinem Verständnis der Inneren Führung und der Auftragstaktik sowie moderner Menschenführung greift eine rein formaljuritische Verbindlichkeit bei einem OrgBereichs-weiten Befehl, der das gesamte dienstliche Umfeld von Sodaten einschließt, etwas zu kurz. In einem solchen Fall sind Erläuterungen zum dienstlichen Zweck, der Zumutbarkeit und der Umsetzungsnotwendigkeit imho mehr als angebracht, ich finde sogar: geboten.
@klabautermann
Das weitere Erläuterungen zu der Weisung angebracht und wünschenswert gewesen wären, darauf können wir uns gern einigen. Es sind nur diese aufgeregten Thesen, die Weisung verstoße gegen Grundrechte, sei historisch nicht fundiert oder erfülle nicht die formaljuristischen Anforderungen an einen Befehl, die meiner Ansicht nach der Diskussion abträglich sind. Der mitlesende Laie übernimmt die Thesen womöglich, da er sie nicht überprüfen kann und fragt sich, was denn beim Heer los ist, wenn so etwas möglich ist. Der mitlesende mit Hintergrundkenntnissen schüttelt den Kopf ob solcher unbegründeten Aussagen und fragt sich, was denn hier im Blog los ist, wenn ernsthaft die Rechtmäßigkeit einer solchen Weisung diskutiert werden muss.
@cynic2
So ist das halt im smart-media-Zeitalter ;-) Wo, wenn nicht in diesem Blog, sollen denn solche Themen von mittelbar/unmittelbar Betroffenen und BW- Interessierten diskutiert werden ?
Insgesamt war doch dieser Faden recht fair, bzw. zivilisiert und – zumindest für mich – auch lehrreich, gerade angesichts der gerade stattfindenden Paradigmen-Verschiebung von w.d.D. zu a.a.a. im Bereich Führung der Streitkräfte.
Ich tummle mich auch in britischen und us-amerikanischen Blogs rum. Da gehts noch ganz anders zur Sache.
@ Klabautermann
BZ !
Auch finde, daß dieser Thread überwiegend fair geführt wird und daß er eine Menge Denkanstöße gab und gibt, so etwa den Hinweis auf die Vita von v. Hammerstein. By the way – Manstein war inoffizieller Berater de BW bis 1960…
@klabautermann: Die von Ihnen genannten Blogs scheinen interessant. Darf man mal nach Links fragen?
@iltis
http://pjmedia.com/richardfernandez/………aber anschnallen ;-)
Die beste Sammlung der derartiger ‚events‘ istb doch die Serie der ‚Military Blunders‘, nicht nur in taktischer Hinsicht.
@Mike Molto: Wohl wahr. Mein Kollege hat mir das Ding mal als gebundene Ausgabe geliehen. Da stelle ich mir mit Grausen vor, solchen mil Führer als Untergebener in die Hände gefallen zu sein.
@klabautermann. Danke… Und ja, mach‘ ich :-)
@Cynic2
Da würde ich sagen Auftragstaktik wurde klar verfehlt.
@iltis
Manstein ist nur synonym zu sehen. Die US War Historiker haben nach 1945 im Hinblick auf den neuen Gegner viele deutsche Generale ueber deren taktische Erfolge interviwet bspw ueber den mehrmonatigen dynamischen Rueckzug von der Krim. Bei diesen Interviews hat man natuerlich die „unangenehme“ Themen ausgespart.
Die Gespraeche im Kloster Himmerod waren fuer die Beteiligten gefaehrlich, da sie eigentlich Hochverrat waren und enden mit Adenauers Zitat, ich kann den Amerikanern doch keine 18 Jaehrigen Generale anbieten.
Die 60er bieten dann bspw dann in den Jahrbuechern Fliegergeschichten aus dem 2. Weltkrieg und die Rudelaffaire entwickelt sich spaeter zum Supergau….
Hierzu ist Donald Abenheims Bundeswehr und Tradition eine gute Quelle. Fuer Hammerstein ist es Enzensbergers Hammerstein oder Eigensinn. Klabautermann On incompetence ist nach Aussage des Autors nur auf Britische SK geschrieben…Paeallen zu anderen Armeen sind dadurch rein zufaellig und nicht beabsichtigt…;-)
@Soenke Marahrens: Danke für die Literaturhinweise. Leider ist unsere Stadtbibliothek in dieser Richtung sehr schweigsam und unergiebig. So muß es in der Regel auch die Wiki tun und die ist erstaunlich fair zu den Beschriebenen, bzw nah an den Tatsachen.
In manchen Aspekten ist die Nachkriegszeit im Übrigen noch nicht vorüber, es wird noch einiges an Informationen auftauchen und daher meine Befürchtung, daß auch die Namen und Lebensläufe, die bislang unverdächtig erscheinen, durchaus noch Untiefen enthalten können. Und die können sogar bewußt ge/verfälscht sein…
@ ThoDan
In welcher Hinsicht? Ich kann ihre Anmerkung nicht klar zuordnen.
Das man seinen Unterstellten Soldaten kommuniziert welches Ziel erreicht werden soll
Enzensberger ist für Hammerstein gewiss keine ordentliche Quelle. Außer vielleicht als Feuilleton.
Was die Frage „Bundeswehr“ und Tradition betrifft, so kann man doch vermuten, daß das Thema komplett passé ist. Wenn in den nächsten Jahrzehnten der „demographische Wandel“ richtig durchgeschlagen ist, interessiert sich kein Schwein mehr für die Satrapenkämpflein, die seit Jahrzehnten zwischen Liberalkonservativen und Linksliberalen dahinplätschern. Dann werden vermutlich gänzlich andere Traditionen auf die Tagesordnung kommen.
Zu hoffen, daß es irgendwann mal hierzulande eine Armee gibt, die nicht in die eine oder andere Richtung eine widerwärtige Weltanschauungstruppe ist, ist aber vermutlich auch weiterhin allzu verwegen.
@ iltis | 10. Juni 2014 – 11:26
Es gäbe da noch das Prinzip der Fernleihe, da können Sie sich über ihre Bibliothek Bücher von überall her beschaffen, i.d.R. für einen kleinen Unkostenbeitrag der m.W.n. bundesweit bei 1.50 € liegt.
Die Fachmedienzentren der Bundeswehr dürften alle an das Fernleihsystem angeschlossen sein, für die Universitäten kann ich Ihnen das garantieren.
Abenheim finden Sie an der UniBwM unter der Signatur P/S-LB-MIL400/AbeD und von ihm gibt es auch noch Reforging the Iron Cross – the search for tradition in the West German armed forces unter der Signatur S-MIL400/S14212.
Den OPAC der UniBwM finden Sie hier.
Sollten Sie in der Nähe Neubibergs wohnen, können Sie auch Mitglied der Bibliothek der UniBwM werden, auch als Zivilist.
@ ThoDan
Sie haben Recht damit, dass eine explizite Zielsetzung der Maßnahme übder die Entfernung hinaus nicht gegeben wird. Implizite Zielsetzungen kann man dagegen erkennen, wenn man den Erlass aufmerksam liest und als Ausführungsmaßnahme zum Traditionserlass interpretiert, der seine Zielsetzung ja sehr ausbreitet.
‚Reforging the Iron Cross – the search for tradition in the West German armed forces‘ (ca 1988)
ist das (zu bevorzugende) Original von „Bundeswehr und Tradition‘ von Donald Abenheim.
@ AKamp | 09. Juni 2014 – 19:05
Entschuldigen Sie die späte Antwort, aber ich hab ihr Posting heute morgen auf die Schnelle nicht mehr gefunden.
D’accord.
Auf dem Dienstweg, den gilt es schließlich einzuhalten.
Soviel Sarkasmus in einem Satz… ;-)
Vielleicht nur als kleine literarische Anmerkung: Es gab da das im Mittler Verlag erschienene Buch „Unteroffiziere entscheiden ein Gefecht“ mit Vorwort von Min a.D. Georg Leber. Wurde „früher“ gerne als Bestenpreis beim UL 1 überreicht. Heute wohl undenkbar … auch für SPD Minister …
@someone: Danke, ich bin gespannt was unsere Stadt- Bib dazu sagt. Aber das ist ein sehr wertvoller Hinweis.
@ iltis | 10. Juni 2014 – 13:17
Das Sigel der UniBwM-Bibliothek ist 706 und die Fernleihe erreichen Sie wie hier beschrieben.
Für die HSU ist das Sigel 705 und die weiteren Daten hier.
klabautermann | 10. Juni 2014 – 5:47
„Daher die pestartige Virulenz der Political Correctness und des Gutmenschentums mit seiner spezifischen Intelligenz.“
You just made my day!
Ich möchte an Ihre Gedankengänge anknüpfen, weil man der Inspekteur-Weisung juristisch nicht beikommt. Daher wähle ich folgenden Ansatzpunkt.
Das jetzt verbotene Leitmotiv „Treue um Treue“ ist während der Gefechte in Afghanistan entstanden.
Johannes Clair sagte: „In der Tat haben wir mit diesem Spruch im Einsatz nicht nur besonderen Stolz, sondern auch das Bewusstsein FÜREINANDER verbunden.“
Und der Forumsteilnehmer „Soldat“ erklärte: „Als… sich die Infanteristen in Marsch setzten, raunten sich viele Fallschirmjäger “Treue um Treue!” zu, tankten damit noch einmal Mut und hatten dabei alles andere im Sinn, als eine Traditionslinie Wehrmacht – Bundeswehr.“
Worum geht es hier? Es geht um Soldaten einer Parlamentsarmee, die in Afghanistan einen von ihren Volksvertretern im Parlament erteilten Auftrag militärisch umgesetzt haben. Dabei haben sie sich gegenseitig Treue in bedrohlicher Lage versprochen. Heute gedenken sie ihrer dabei gefallenen Kameraden unter dem Leitmotiv „Treue um Treue“ und blicken mit berechtigtem Stolz auf ihre soldatischen Leistungen zurück.
Nun verbietet der Inspekteur Heer dieses Leitmotiv mit folgender Begründung: „Die Inschriften sind nicht geeignet, Traditionen der Bundeswehr zu pflegen oder die den Soldaten der Bundeswehr abverlangte Tapferkeit und Treuepflicht zu symbolisieren. Vielmehr ist absehbar, dass die Inschriften zu Missverständnissen führen können, die einem würdigen Gedenken an die Gefallenen der Bundeswehr in der Öffentlichkeit abträglich sind. Der Wahlspruch “Treue um Treue” ist daher auf Gedenktafeln für die Gefallenen der Bundeswehr nicht zu verwenden.“
Ist diese Begründung stichhaltig? Ich sehe das nicht.
Zunächst einmal hat bislang niemand in der Öffentlichkeit das von den Fallschirmjägern gewählte Leitmotiv für ungeeignet erklärt. Der Inspekteur vermutet aber, es sei „absehbar“. Worauf stützt sich seine Vermutung?
Treue gehört zu den soldatischen Tugenden. In ihrem Diensteid versprechen Soldaten ihrem Land „treu“ zu dienen. Warum sollte es zu Missverständnissen führen, wenn sich Soldaten im Gefecht, das sie als Angehörige einer Parlamentsarmee im Auftrag dieses Parlaments führen, „Treue um Treue“ versprechen?
Aber selbst angenommen, in der Öffentlichkeit würden Bedenken laut und es käme zu Missverständnissen, könnte man diese nicht ausräumen? Wer wollte denn ernsthaft Soldaten deswegen „anklagen“, weil sie sich in existentiell bedrohlicher Lage gegenseitig Treue versprechen und heute dieses Versprechen auch ihren gefallenen Kameraden gegenüber in ehrenvollem Gedenken halten?
Und selbst wenn nun böswillig ein Zusammenhang mit der Wehrmacht hergestellt werden sollte. Könnte man den nicht auch ausräumen? Die Tugend der Treue verliert doch nicht deshalb an Bedeutung, weil sich andere ihrer als nicht würdig erwiesen haben.
Insgesamt sehe ich keinen Begründungsansatz, der einigermaßen stichhaltig wäre. Hier gedenken Soldaten einer Parlamentsarmee ihrer gefallenen Kameraden. An ihren lauteren Motiven gibt es keinen Zweifel. Ihre Tapferkeit wünschte man jenen, die solche „Weisungen“ raushauen, um sich selbst vor „Missverständnissen“ zu schützen.
@Politikverdruss
weil ich das ähnlich sehe wie Sie, habe ich ja so vehement argumentiert….und versucht, exemplarisch eine Art „goldene Brücke“ zu formulieren: http://augengeradeaus.net/2014/06/probleme-mit-der-tradition-bundeswehr-verbietet-treue-um-treue/comment-page-10/#comment-126354
Hmmm … vielleicht weil „Treue um Treue“ nicht nur im Kameradenkreis sondern auch in anderen Beziehungen gilt? Vielleicht auch in der zwischen Soldaten und Regierung oder Ministerium? Gefährlicher Gedanke!
Tja, da liegt sie nun, die goldene Brücke. Und der, für den sie gedacht ist, steht verzagt davor und fragt sie, wie er ohne Gesichtsverlust drüber kommt.
@klabautermann: Guter Gedanke, die Einbindung in europäische Strukturen zum Anlaß zu nehmen, von den überkommenen regionalen/ nationalen Wahlsprüchen ganz wegzukommen. Zumal man damit den künftigen Minenlegern ein für alle mal das Wasser abgraben könnte.
Nun, nach runden 500 Beiträgen zum Thema dürfte die Welle auch dort angekommen sein, wo sie hingehört. Dumm nur, daß niemand gerne öffentlichem Druck nachgibt. Aber Opfer müssen gebracht werden (Otto Lilienthal auf dem Sterbebett – also gänzlich NS- unverdächtig)
Guter Link zu Belmont Club übrigens. Ich schätze, daß da die Teaparty am Tisch sitzt, Aber dafür geht eher gelassen zu. Liegt vielleicht am Thema…
@Thomas Melber, Stuttgart
Loyalität war irl (in real life) noch nie eine Einbahnstraße – schon gar nicht in ethisch/zivilisatorisch grenzwertigen Bereichen wie Krieg !. Auch wenn FDGO-Technokraten das glauben ;-)
Ich finde den Ansatz mit den Empfindlichkeiten europäischer Kameraden ja ganz nett, aber genau diese Einstellung wird uns genau von diesen immer wieder vorgehalten.
Versteckt Euch nicht immer!
Den Franzosen, Briten oder sonst einen Alliierten möchte ich sehen, der unseren ‚Gefühlen‘ zuliebe eine Tradition aufgäbe – HA!
@Magmakammer
Die von Ihnen genannten Partner müssen goar nix aufgeben, denn Sie haben die braune Pest besiegt und Deutschland einen historischen reset ermöglicht. Das „Versteckt Euch nicht immer“ hat mit der Wehrmacht aber nun überhaupt nichts zu tun, sondern mit burden- und risk-sharing im 21. Jahrhundert. Ich habe mehr als 10 Jahre internationale Verwendungen/Lehrgänge auf dem Puckel, bin im german-bashing und -teasing gehärtet und sage deshalb bullshit zu Ihrem Kommentar.