„Hinter der Maske‘ in der Ost-Ukraine – Linktipps zum Sonntag
Tattoo on Maksim, fmr UKR paratrooper and spetsnaz now part of antigovernment militia in #Slovyansk. pic.twitter.com/JXoA7wzeoO
— C.J. Chivers (@cjchivers) April 29, 2014
An diesem Sonntag morgen (erst mal?) nur ein paar Tipps zum Nachlesen/hören:
• Russische Special Forces in der Ost-Ukraine? Irgendwie schon, schreibt der Kriegs/Militär/Waffenexperte der New York Times, CJ Chivers, in einem sehr lesenswerten Bericht. Chivers hat hinter die Maske der Maskenmänner geschaut – und fand pro-russische Ukrainer, die früher in der ukrainischen, russischen (oder sogar in der sowjetischen) Armee als Spetznaz-Kräfte gedient haben – da braucht es eigentlich gar keine aus Russland heimlich geschickten Soldaten:
Behind the Masks in Ukraine, Many Faces of Rebellion
• Nach der Freilassung der entführten Militärbeobachter kommen jetzt die Fragen auf, die es zuvor schon gab, die aber aus Rücksicht auf die Geiseln erst mal zurückgestellt worden waren: Was sollte die Mission, was wollten die Beobachter in der Separatisten-Hochburg? Zufriedenstellende Antworten gibt es noch nicht, auch nicht von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen im ZDF-Interview:
(Direktlink: http://youtu.be/bEtGDFjvNc4)
Die Bundeswehr-Videos dazu:
Ankunft der freigekommenen OSZE Beobachter
Statement Vertreidigungsministerin Ursula von der Leyen
• Der Blick von der anderen Seite: Die pro-russischen Selbstverteidigungskräfte haben die Militärbeobachter freigelassen, um sie vor dem Angriff der ukrainischen Armee auf Sloviansk zu schützen, sagt das russische Außenministerium
FM: OSCE observers’ released by Sloviansk policemen testament to their courage
• Aufgrund von Leserempfehlungen (s.a. unten in den Kommentaren) ein Papier der Nationalen Verteidigungsakademie Lettlands:
RUSSIA’S NEW GENERATION WARFARE IN UKRAINE: IMPLICATIONS FOR LATVIAN DEFENSE POLICY
Das Interview im heute-journal zeigt einmal mehr wie oberflächlich vdL argumentiert. Kleber hat sie auch schon vor Monaten in Sachen Drohne vorgeführt.
Eine echte Linie war da nicht drin und die Ausflüchte in Richtung „ist doch immer gut, wenn die OSZE was macht“ lassen nichts gutes erahnen. Auch der Behauptung die Mission diene einer besseren Faktenlage für die Diplomatie überzeugt nur bedingt, da nach Aussage von Oberst Schneider nur die ukr. Armee überprüft wurde.
Werden die sog. Freiwilligen-Bataillone“ / Milizen „im staatlichen Auftrag“ auch überprüft? Diese sind ja auch (direkt / indirekt) Teil der bewaffneten Kräfte der UKR und handeln „auf Anweisung“.
Der Artikel in der nytimes hat durchaus was.
„There was no clear Russian link in the 12th Company’s arsenal, but it was not possible to confirm the rebels’ descriptions of the sources of their money and equipment.
There were, however, indicators of local support.“
Wir gehen ja (im Westen) meist davon aus, dass alles irgendwie von Moskau aus gelenkt wird. Vielleicht sind aber viel mehr lokale Akteure und Interessen im Spiel. Gerade die Geschichte mit den entführten Beobachtern sollte einem zu denken geben.
@TW
Der erste Artikel ist wirklich lesenswert-gleichzeitig stellt sich wieder die Frage, wie repräsentativ die Zustände in dieser Kompanie sind. Kann ja alles auch eine PR- Maßnahme sein.
In anderen Formationen gibt es vielleicht doch „echte“ Russen. Und woher plötzlich die Manpads kamen ist auch noch nicht geklärt.
Jedenfalls beeindruckt die Bewaffnung der 12.Kompanie nicht sonderlich. Gegen einen echten Angriff durch reguläre ukrainische Armee wären sie chancenlos.
pi
Auch sehr interessant finde ich, dass das russische Außenministerium seit Freitag konkrete Indizien zitiert, ausländische Söldner würden auf der Seite der ukrainischen Kräfte mitkämpfen (deutsche Übersetzung durch das russische Außenministerium):
„Besondere Beunruhigung ruft die Information hervor, dass während der Strafoperation der ukrainischen Armee und der illegalen ultranationalistischen Milizen im Funk Englisch zu hören war und unter den Angreifern von Slawjansk auch englischsprechende Ausländer bemerkt wurden. (…) Wir möchten in diesem Zusammenhang daran erinnern, dass die früher eingelangten Informationen über die Anwesenheit von Söldnern einer amerikanischen privaten Militärorganisation in der Ukraine von Washington höchst undeutlich dementiert wurden. Es ist gut bekannt, dass die sogenannten privaten Militärorganisationen ohne Genehmigung des US-Außenministeriums nicht im Ausland tätig sind.“
Quelle: http://www.mid.ru/bdomp/brp_4.nsf/191dd15588b2321143256a7d002cfd40/6e4ad31405e332f844257ccd00224047!OpenDocument
Bisher waren die Berichte über amerikanische Söldner (konkret wohl Greystone) nur Gerüchte, die von staatlichen Nachrichtenagenturen und anderen russischen Medien verbreitet wurden. Das kann immer noch Propaganda von Moskau sein – muss es aber nicht. So klar hat die russische Regierung das bislang noch nicht geäußert, soweit ich das überblicke.
komisch ich sehe hier keine Kompanie, die Struktur der Bewaffnung und die Anzahl der Leute erreicht nicht einmal Zugstärke
scheint ein Fake oder Milsim Leute zu sein…
@politisch inkorrekt
korrekte Einschätzung
.
„Behind the Masks“ ist wahrlich lesenswert, aber fällt keinem die Ironie an diesen ganzen Front-Berichterstattungen auf?
OSZE-Mitarbeiter, VICE-Leute, westliche Journalisten allgemein werden als angebliche NATO-Spione teils tagelang gefangen gehalten, manchmal verprügelt. Gleichzeitig haben Journalisten wie Chivers von der NY Post direkten (!) Zugang zu einem Separatistenlager in Sloviansk und führen nette aber auch aufschlussreiche Interviews mit den Männern hinter den Sturmhauben.
Verrückte Welt.
Leyen: Würde wieder Beobachter schicken
Sollte der Beitrag in der ZDF-Mediathek verschwinden.
http://youtu.be/bEtGDFjvNc4
@axel_f
Danke, habe das oben ausgetauscht.
@ pi
das geld aus russland muss nicht zwangsläufig auch aus moskau kommen. gegenwärtig sitzt ja noch der „legitime“ präsident in rostow und wäre gerne wieder könig seines gangsterhofstaats.
gegenwärtig spricht man über 100mrd € die in der herschaftszeit des janukowitschclans verschwunden sein sollen. selbst wenn es nur die hälfte ist, reicht das, um so einne low scale konflikt über jahre am köcheln zu halten.
dazu kommen idT die interessen weiterer lokaler akteure. fängt bei fussvolk und kanonenfutter an, dass sich wohl aus teilen marginalisierter bevölkerungsschichten zusammensetzt. die versprechen sich recht unmittelbare ökonomische vorteile (und wenn es nur pay for posing ist), dazu kommen ideologische faktoren, die über die gesamte bandbreite der bevölkerung wirken. auf den leitungs und steuerungsebenen (gangster, „biznesmeni, „bürgermeister“) wird man über eine schwächere zentralgewalt (… förderlisierung) auch nicht böse sein.
„chaos ain’t a pit, chaos is a ladder“ ;)
das sind alles Kräfte, die es russland einfach machen anzudocken. zB geht das gerücht, der russische sondergesandte hätte einne übernachtzwischenstopp bei Rinat achmetow eingelegt …
@ Elitegaertner3
Herrn Chivers für einen Fake zu halten ist schlicht falsch, der Mann hat eine gewisse Reputation und weiß wovon er schreibt.
@ -MK20-
New York Times sogar – Amerikas so gar nicht putinfreundliche große linksliberale Zeitung. ;)
Letztlich bleibt halt festzustellen, dass die Übergangsregierung ablehnende Bewegung allgemein, und auch die Separatisten als kleiner aber militanter Teil davon, eben keinen einheitlichen Block bilden. Gerade in Sloviansk wird das besonders deutlich, mit den russisch ausgerüsteten Grünen Männchen der Volksmiliz Donbass um den GRU-Mann Igor Girkin/Strelkov, den ukrainischen Ex-Soldaten wie jene die Chivers dokumentiert hat, und diversen Kriminellen und Ideologen, die jetzt Waffen haben, einen auf große Hose machen und die Leute terrorisieren (Faz: „In Slawjansk herrscht Terror“).
Da scheint jede Gruppe eine andere Philosophie mit dem Umgang mit Medien zu haben, und das wird ja auch in den Beschreibungen der Journalisten vor Ort deutlich.
Womit man dann vielleicht bei einem Punkt wäre, der in der Diskussion noch gar nicht aufgetaucht ist: Dass die Militärbeobachter freigelassen wurden, um die internationale Aufmerksamkeit für das Geschehen in Slawjansk zu reduzieren? Was dort abgeht ist für die pro-russische Seite ja nicht gerade schmeichelhaft, und fest im Sattel sitzt Herr Ponomarev auch nicht. Und letztlich kommt es auf die paar internationale Geiseln nicht wirklich an – gibt ja noch 40+ ukrainische.
@ t.wiegold
vielleicht können Sie oben noche diese von memoria bereits in einem anderen thread genannte Studie der litauischen Verteidigungsakademie aufnehmen.
Die ist exemplarisch wie man nüchtern und ohne Denkverbote mit dem neuen Kriegsbild der russischen Strategie umgeht und innovative Lösungen erarbeitet.
http://www.naa.mil.lv/~/media/NAA/AZPC/Publikacijas/PP%2002-2014.ashx
man merkt übrigens bei der neurussischen Strategie deutlich den Einfluss des „unrestricted warfare“ Konzepts.
Sehr zu empfehlen und eine seltene Kombination von lesenswert und lesbar ;)
Done.
Eine Strategie der Spannung sieht natürlich im Cyberspace-Zeitalter etwas anders aus als zu Zeiten von Lyman L. Lemnitzer. ;-)
http://de.wikipedia.org/wiki/Strategie_der_Spannung
Interessant, wie „schnell“ man die politisch/militärischen Geschehnisse auf und um die Krim herum analysieren kann, wenn man a) möchte oder b) geopolitisch dazu gezwungen ist. Und die verlinkte Studie zeigt ja auch noch diverse Ansätze zum kontern der „neuen Art der Kriegsführung“ auf. Mal abgesehen davon, dass sie die jüngsten Ereignisse analysiert, ohne volkspopulistisch Partei zu ergreifen…
Besonders bemerkenswert finde ich die Ableitung der Letten in Bezug auf die Praktikabilität der NATO-Statuten diesbezüglich und der ihrer Meinung nach daraus entstehenden Notwendigkeit für Änderungen. Jetzt setzen wir das noch in Kontext mit Flüchtlingswellen aus Afrika, gescheiterten Staaten als Terroristenrückzugsgebiete etc. und dann ließe sich da ja schon eine ordentliche Debatte führen, oder? Oder man ist in DEU und im Appeasement und wir haben uns alle lieb Kreis gefangen…
Schönen Sonntag noch allerseits!
@ radar love
genau das fiel mir bei der Studie neben dem intellektuellen Tiefgang positiv auf. Man macht nicht nur Diagnose sonder hat auch neue Lösungsansätze.
@klabautermann
wo sie schon Strategie der Spannung ansprechen. Das lettische Papier weist ja unter anderem darauf hin das die erste Stufe der russischen Eskalationskaskade gegen Lettland bereits läuft (was für sich schon bemerkenswert für eine nicht eingestufte Studie ist)
man kann wohl davon ausgehen, das gladio ähnliche stay behinds der russen im baltikum bereits präsent sind. gleiches gilt für die „menschenrechts“ NGO dren finanzstöme man wohl mal unter die Lupe nehmen sollte.
Die interessante Frage für mich lautet ab welcher „phase“ der russischen Strategie wird Artikl 5 relevant. erst in der kinetischen?, schon vorher?
Ich vermute mal: Wäre diese Studie nicht in einem kleinen Land wie Lettland erschienen, sondern würde von der NATO oder einem größeren Mitgliedsland oder gar der Bundeswehr stammen, und wäre sie dazu noch VS-NfD oder besser noch höher eingestuft…. wäre sie für einige deutsche Medien als großes Thema gut ;-)
Ich weiss nicht mehr, wer den Link postete, aber den Verweis auf Ukraine Crisis: The Strategic Importance of Slavyansk fand ich sehr hilfreich.
Dass die dortigen Waffenlager mit etwa 2,5 Millionen Waffen einen wesentlichen Teil der ukrainischen Abschreckungsstrategie sind, im Falle einer Invasion mit einem Partisanenkrieg zu kontern, scheint stimmig und könnte entsprechend erklären, warum sich ukrainische und russische Streitkräfte auf diesen Ort konzentrieren.
Angesichts dessen was auf dem Spiel stehen könnte, kann man auch die Unwilligkeit der ukrainischen Seite, sich durch Geiseln weiter hinhalten zu lassen, nachvollziehen.
@wacaffe
Sie werfen da sehr gte Fragen auf. Wenn sie jetzt noch „die “menschenrechts” NGO“ durch staatlich/privat finanzierte Stiftungen ergänzen, dann wird der Schuh noch passender.
Für mich stellt sich die Frage, was passiert eigentlich wenn zwei Kontrahenten im Prinzip die gleiche Strategie verfolgen, wobei die eine Seite eine sehr weitgehende zentrale Kontrolle über ihre eigenen hard- und softpower-assets hat, während die andere Seite eine dezentrale und vermeintlich asymmetrische hard-/soft-power Steuerung besitzt.
Taktisch/operativ scheint der zentrale dem dezentralen Ansatz überlegen zu sein, strategisch wird aber der dezentrale überlegen sein, weil komplexer und somit leistungs- und belastungsfähiger. Aus taktisch/operativer Perspektive scheint eine Zentralisierung der hard-/soft-power assets (und damit meine ich nicht nur Streitkräfte sondern auch Wirtschafts-/Finanz-Power) der EU/USA durch NATO, bzw. TTIP vielen Politikern in den USA und auch vieler kleinerer EU-Staaten sehr verlockend zu sein, aus Sicht von Mittelmächten wie Deutschland und natürlich UK/Frankreich sollte sie das aber nicht sein, denn deren nationale, souveräne Interessensverfolgung wird durch eine Zentralisierung politisch geschwächt.
Just my 5 cent
Wie müssten Sanktionen gestaltet sein die einen nennenwerten Effekt auf Russland haben ohne den Westen unnötig zu belasten?
Stichwort Finanzsektor.
http://www.themoscowtimes.com/opinion/article/russia-is-in-no-economic-shape-to-fight-a-war/498728.html
der gleiche tenor noch mal in foreign affairs
http://www.foreignaffairs.com/articles/141123/robert-kahn/putins-lehman-moment
@klabautermann
die asymmetrische Vorgehensweise hat darüber noch den vorteil des Attributionsproblems. Die Agressionshandlung bleibt diffus und anonym und kann jederzeit abgestritten werden egal wie unglaubwürdig das sein mag (siehe krim)
analogon wäre hier der „cyber war“ mit dem gleichen Phänomen
@ wacaffe
Bei Sanktionen gibt es aber mindestens zwei Knackpunkte:
– Ist es möglich, dass Europa über längere Zeit an einem Strang zieht, oder ist die wirtschaftliche Verlockung nicht doch zu groß?
– Auch wenn Sanktionen Russland treffen: Trifft das auch Putin?
Einige Überlegungen dazu hat es etwa auf pv@ag. Sollte man nicht ausblenden.
Die lettische Studie ist in mehrerlei Hinsicht sehr interessant zu lesen:
– sie protokolliert eine für mich sehr ausgewogene und vor allem unaufgeregte Chronologie der politischen Prozesse in Kiew, die zu der gegenwärtigen Situation geführt haben. Allerdings wird die Rolle der USA völlig ausgeklammert.
– Die Empfehlungen richten sich weitestgehend an die eigene, nationale Adresse
– Die Studie fokussiert sich für meinen Geschmack ein wenig zu stark auf klassische außen-/sicherheits- und ordungspolitische Aspekte, allerding werden auch zivil-gesellschaftspolitische angesprochen, wirtschaftspolitische und europapolitische fehlen allerdings.
– Die Diskussion des NATO-Vertrages greift zu kurz, denn es gibt auch einen Artikel IV und der ist auch für solch ein Szenario in den NATO-Vertrag reingeschrieben worden – siehe auch das Szenario von Steadfast Jazz letztes Jahr.
– Ein Öffnen des NATO-Vertrages zur Änderung des Artikel V würde die Allianz wahrscheinlich nicht überleben – dieses Risiko wird überhaupt nicht angesprochen.
– Somit „verkürzt“ sich die Argumentation der Studie aus meiner Sicht auf eher sektorale, regionale und mehr operativ politische Aspekte, trotzdem ein gutes Paper.
> Das Interview im heute-journal zeigt einmal mehr wie oberflächlich vdL argumentiert. Kleber hat sie auch schon vor Monaten in Sachen Drohne vorgeführt.
Wenn man nichts sagen kann, dann kann man nur reden. Und was soll Sie sagen? Soll Sie wie Putin den Entführern die „vollständige Vernichtung“ androhen?
interessantes Interview mit dem Russlandforscher Stephen F. Cohen in der TAZ
[Pardon, Links zu deutschen Verlagswebseiten finden hier i.d.R. nicht statt; es sei denn, der jeweilige Verlag hat öffentlich erklärt, von dem Gesetz zum Leistungsschutzrecht nicht Gebrauch machen zu wollen. T.W.]
Deutsche „OSZE-Beobachter“
Spiegel-Artikel-Empfehlung:
„Gauweiler betonte, die Aktivitäten von Bundeswehrsoldaten in Zivilkleidung in der Ostukraine seien nicht im deutschen Interesse.(…)
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hingegen rechtfertigt den Einsatz der Bundeswehrsoldaten in der Ukraine. Sie würde wieder OSZE-Beobachter in das Land schicken, sagte sie am Samstagabend im ZDF-„heute-journal“. „Ich finde es wichtig, dass wir uns nicht einschüchtern lassen.“
Gerade der letzte Satz ist wirklich auf Horoskop-Niveau.
Wenn „Deutschland“ unfähig ist, klare und ernste Interessen zu benennen, dann sollte man nicht versuchen diese Unfähigkeit mit Aktionismus (irgendetwas zu machen) auszugleichen. In dieser Demokratie wird jeder, der mit irgendetwas nach vorne prescht, mit vielen Widerständen konfrotiert werden. Man musssich in Langmut und Verständnis üben. (lähmende Automatismen in gesellschaftlichen Diskursen tun ihr übriges)
„Stärke“ aber gibt es nur durch Prinzipienfestigkeit und Überzeugung. Deutschland kann aber nur stark sein, wenn es im Inneren Zuspruch erfährt. Gerade der Offiziersberuf/ Soldatenberuf leidet ungemein unter dieser komplexen „Verstopfung“.
Aus berechtigter Sorge um den Frieden, wird die Wehrkraft verdammt. Durch ein gesellschaftlich längst etabliertes „schlechtes Gewissen“ ist Geopolitik (an deren namen sich manche schon stören) unterminiert. Auch wenn es manche nicht gern hören: bestimmte dt. Soldaten aus dem 2. WK müssen zumindest innerlich in ihrer Haltung (Tapferkeit usw.) als Vorbild angesehen werden. Ein sehr großes Problem ist auch die Zersplitterung der Gesellschaft: Politiker leben meist in einer Blase, ihnen fehlt es an Ehrlichkeit und Redlickeit, die Bürger sind gleichzeitig misstrauisch und skeptisch, was wiederum diesen (z.B. auch in diesem Forum) den Vorwurf der Schlaffheit und des Appeasements einbringt.
Usw. …
[Pardon, ein bisschen viel Zitat von SpOn, das mache ich wg. möglicher Urheberrechtsprobleme nicht mit. SpOn kann allerdings auch verlinkt werden, dann ist schon gar nicht so viel Zitat nötig. T.W.]
@ Garant.
Volle Zustimmung.
Ist bekannt, ob man in unserem „wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“ geprägten Land, wenigstens in den passenden Institutionen ähnliche Analysen / Vorschläge zur Verbesserung der Verteidigungsfähigkeit zumindest in Arbeit hat?
Vielleicht kann mir mal jemand das erklären, Fahrzeuge der ukrainischen Armee. Bitte
das Zweite und Dritte der Kolonne beachten.
http://www.youtube.com/watch?v=w5RS1hiUv0w
ich weiss das die Ukraine sich an dem Irakkrieg beteiligt hat…
@egaertner
damit beantwortet sich ja dann auch schon ihre frage.
fast alle „coalition of the willing “ angehörige mit prekärer finanzlage wurden damals mit humvees und sonstigem gerät ausgestattet, das dann auch in deren besitz verblieben ist.
dito georgien etc.
> Wenn “Deutschland” unfähig ist, klare und ernste Interessen zu benennen,
Vielleicht ist „Deutschland“ einfach nur nicht bereit, mit diesen Interessen an die Öffentlichkeit zu gehen und auf Bildzeitungsniveau in der Öffentlichkeit disktuieren zu lassen?
Deutschlands Interessen sind z.B. im Weißbuch von 2006 (ein Neues ist nicht in Planung, oder?) und den Verteidigungspolitischen Richtlinien von 2011 festgelegt, das ist nicht das Problem – sondern, dass es keinen Konsens gibt, was für die Erreichung dieser Ziele bereit sind zu leisten. Solange dieser Konsens nicht besteht, haben wir keine Werte, Ziele und Interessen, sondern höchstens Wünsche, Hoffnungen und Träume – die jeder interessierte Staatsbürger nachlesen kann.
Für genannten LoA fehlen einfach die Mittel: Einsätze unter VN-Mandat „out of area“ und gleichzeitig Landesverteidigung im Rahmen der Bündnisverteidigung ist mit den verfügbaren Kräften bzw. Planung (Stichwort: Einsatzrotation / Stehzeit) einfach nicht leistbar.
Ein aktueller, interessanter Bericht einer nicht ungefährlichen Reise durch die Ost-Ukraine. Ein immer wieder auftauchender Topos in der Ostukraine: „Faschisten !“ – da wird dann aber die Bankfiliale eines bei Prorussen verhassten proukrainischen Unternehmers gebrandschatzt, der jüdischen Glaubens ist.
WELT-online vom 4.5.:
„Im Osten der Ukraine herrscht der blanke Hass“
Eine Woche waren „Welt“-Reporter zwischen Dnipropetrowsk und der Grenze zu Russland unterwegs. Und erlebten, wie die Menschen immer radikaler werden. Tagebuch über ein Land auf dem Weg in den Krieg.“
@ Wolfgang http://www.swp-berlin.org/fileadmin/contents/products/projekt_papiere/DeutAussenSicherhpol_SWP_GMF_2013.pdf
in diesem Papier vom SWP & GMF lassen sich die (neuen) Ziele ganz gut erkennen. Der GMF ist auch Unterstützer von Jazenuk.
Die Zeit meldet, dass selbst der Menschenrechtsrat des Russischen Präsidenten Wahlfälschung beim Krim-Referendum kritisiert, hier der Link zum (russischen) Original:
http://www.president-sovet.ru/structure/gruppa_po_migratsionnoy_politike/materialy/problemy_zhiteley_kryma.php?print=Y
Abschnitt: „Референдум“