Attraktivität der Bundeswehr: Fitness je nach Aufgabe?

Muss die Bundeswehr für alle Soldaten (und Soldatinnen) gleiche Anforderungen an die körperliche Leistungsfähigkeit stellen – egal ob sie bei der Kampftruppe unterwegs sind oder vor allem am Computer im Einsatz? Muss sie nicht, findet Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Die Ministerin in der Rheinischen Post*:

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat eine Überprüfung der Eignungsmerkmale für die Bundeswehr angekündigt – als eine Möglichkeit, die Bundeswehr als Arbeitgeber attraktiver zu machen. „Beispiel körperliche Fitness: Es stellt sich die Frage, ob jeder einzelne Soldat und jede einzelne Soldatin, gleich welche Aufgabe sie im Riesenkonzern Bundeswehr ausfüllt, tatsächlich einen langen Marsch mit schwerem Gepäck bewältigen können muss“, sagte von der Leyen der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“ (Dienstagausgabe). „Da müssen wir eher danach gehen, was eigentlich eine moderne, hochtechnisierte Armee braucht“, betonte die Ministerin. Fitness sei immer gut, ein moderne Armee brauche aber ebenso die Fähigkeit zum vernetzten Arbeiten, soziale Kompetenzen, eine moderne „Unternehmenskultur“ und ausgeprägtes Technikverständnis, betonte von der Leyen. „Für Menschen, die das bei der Bundeswehr einbringen wollen, dürfen wir nicht unnötige Hürden aufbauen.“

Das dürfte, vermute ich, zu ähnlich engagierten Kommentaren wie beim Thema Anzugordnung führen…

Nachtrag 26. März: In der Bundespressekonferenz beantwortete Oberstleutnant Uwe Roth vom Presse- und Informationsstab die Nachfrage nach dem Hintergrund der Ministerinnen-Aussage so:

Zunächst einmal ist es so, dass jeder Soldat eine gewisse Grundfitness haben muss. Es gibt aber bei der Bundeswehr ein breites Spektrum an Tätigkeiten oder Verwendungen und Aufgaben, und für dieses breite Spektrum gibt es auch unterschiedliche körperliche Anforderungen und Voraussetzungen. Sie können zum Beispiel die Anforderung an einen Jet-Piloten, einen Kampfschwimmer oder einen Fallschirmjäger nicht mit der vergleichen, die an einen IT-Spezialisten gestellt wird, der im Bereich des Stabsdienstes oder des Geschäftszimmers eingesetzt ist. Daran wird sich auch zukünftig nichts ändern. Aber wir müssen gucken, ob wir nicht zurzeit Ausschlusskriterien haben, die es einem qualifizierten Seiteneinsteiger vielleicht nicht ermöglichen, bei uns einen Karriereweg zu durchlaufen, weil er vielleicht die vorgegebene Zeit beim 5000-Meter-Lauf um ein, zwei Sekunden verfehlt. Da müssen wir schauen, ob es dort Kriterien gibt, die nicht mehr zeitgemäß oder nicht mehr angebracht sind, damit wir auch solche Leute zu uns bekommen können.

Zusatzfrage: Ich bin alt genug, um mich noch an Zeiten der Wehrpflicht zu erinnern. Da gab es so etwas wie T7, die „Plattfußsoldaten“, die nur für die Schreibstube eingesetzt wurden, um es laienhaft auszudrücken. Wird dann sozusagen diese Tauglichkeitsstufe wiedereingeführt?

Roth: Welche Maßnahmen daraus konkret abgeleitet werden, kann ich Ihnen noch nicht sagen. Aber Sie müssen auch unterscheiden: Das eine ist die körperliche Leistungsfähigkeit und das andere die gesundheitliche Eignung. Da muss man auch differenzieren. Wir werden hier von gewissen Grundstandards nicht abweichen, müssen aber noch einmal schauen, ob es heute irgendwelche Kriterien gibt, die nicht mehr zeitgemäß und nicht mehr angebracht sind, um hier Leute zu uns zu bekommen oder auch zu werben, die wir brauchen: qualifiziertes Fachpersonal. Da müssen wir genau hinschauen.

(* Webseiten deutscher Verlage werden hier in der Regel nicht verlinkt, bei diesem Auszug handelt es sich um eine Pressemitteilung des Verlags.)

(Foto: Gewässermarsch durch den Fluß Inde – Bundeswehr/Langner via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)