Neuer Haar- und Barterlass: Regenschirm ja, Tunnel nein
Nach Jahren der Überarbeitung liegt er jetzt vor, der neue Haar- und Barterlass der Bundeswehr. Allerdings, den Zeiten geschuldet, heißt er nicht mehr Erlass „Die Haar- und Barttracht der Soldaten“, sondern ordnungsgemäß gegendert Das äußere Erscheinungsbild der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, wurde als Zentrale Dienstvorschrift A-2630/1 von Generalinspekteur Volker Wieker am 10. Januar erlassen und tritt zum 1. Februar in Kraft. Ebenfalls den Zeiten geschuldet: Dem Thema Körpermodifikation und Körperbemalungen wurde ein eigenes Kapitel gewidmet; unter anderem ist festgelegt, dass Tunnel im Ohrläppchen nur dann zulässig sind, wenn sie durch eine hautfarbene Abdeckung bis zu einem Durchmesser von 15mm (1-Cent-Münze) vollständig abgedeckt werden. Und: Der Regenschirm zum Dienstanzug ist jetzt erlaubt!
Beim Grundlegenden, nämlich der Haarlänge, hat sich sowohl für die männlichen Soldaten als auch für ihre Kameradinnen nichts geändert – das war auch, insbesondere nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts im Dezember, nicht zu erwarten. Weiterhin gilt:
Die Haare von Soldaten müssen kurz geschnitten sein. Ohren und Augen dürfen nicht bedeckt sein. Das Haar ist so zu tragen, dass bei aufrechter Kopfhaltung Uniform- und Hemdkragen nicht berührt werden.
Bärte sind gepflegt und gestutzt zu halten. Will sich der Soldat einen Bart wachsen lassen, muss er dies während seines Urlaubs tun. Disziplinarvorgesetzte können Ausnahmen genehmigen.
Die Haartracht von Soldatinnen darf die Augen nicht bedecken. Haare, die bei aufrechter Körper- und Kopfhaltung die Schulter berühren würden, sind am Hinterkopf komplett gezopft auf dem Rücken oder gesteckt zu tragen. Dabei sind Form und Farbe der Haarspangen/Bänder dezent zu halten.
Das war auch bisher schon so (und ich hab‘ mich schon gefragt, ob die eindrucksvollen Bärte im Auslandseinsatz wirklich im Urlaub entstanden sind). Die unterschiedliche Behandlung von Soldat und Soldat (w) gilt übrigens auch weiterhin für Ohrstecker: Für Männer tabu, Frauen dürfen zum Dienstanzug Grundform mit seinen Ergänzungen/Abwandlungen zusätzlich
einen dezenten Ohrstecker aus Edelmetall oder Perlmutt je Ohr (im Ohrläppchen) tragen.
Für diejenigen, die mit dem Begriff dezent nichts anfangen können, hält der Erlass auch vorsorglich als Fußnote eine Definition bereit: dezent = unaufdringlich, nicht auffallend, feinfühlig, taktvoll, vornehm-zurückhaltend.
Auf einige Neuregelungen wären die Bearbeiter in Truppe und Ministerium vermutlich vor ein paar Jahren schlicht nicht gekommen:
Körpermodifikationen und Körperbemalungen sind mit folgenden Einschränkungen erlaubt:
(…)
• Soweit sie beim Tragen einer Uniform sichtbar sind (insbesondere im gesamten Kopfbereich einschließlich des Mundinnenraumes, im Bereich des Halses bis zum geschlossenen Hemdkragen, an den Unterarmen und an den Händen), sind abnehmbare Körpermodifikationen abzulegen. Ist dieses aufgrund ihrer Verbindung mit dem Körper nicht möglich (z. B. bei Tätowierungen), sind sie in geeigneter und dezenter Weise abzudecken.
• Tunnel im Ohrläppchen sind nur zulässig, wenn sie durch eine hautfarbene Abdeckung bis zu einem Durchmesser von 15 mm (1-Cent-Münze) vollständig abgedeckt werden.
Wer hätte schon vor ein paar Jahren gedacht, dass es Soldaten und Soldatinnen mit Körpermodifikationen im Mundinnenraum geben könnte?
Das betrifft allerdings vermutlich vorwiegend den jüngeren Teil der Truppe. Für alle Altersgruppen ist (bleibt?) der Rucksack zum Dienstanzug verboten, zum Feldanzug natürlich erlaubt. Sonnenbrillen müssen auch der obigen Definition von dezent entsprechen, der Umweg über die Splitterschutzbrille mit dunkler Scheibe funktioniert nicht: die darf nur zum Kampfanzug getragen werden. Und für die Älteren die große Neuerung:
Die Verwendung eines Regenschirmes zum Dienstanzug Grundform mit seinen Ergänzungen/Abwandlungen ist grundsätzlich zulässig. Dabei sind ausschließlich einfarbig schwarze, schlicht gestaltete, unbedruckte Regenschirme gestattet.
Der Erlass hier zum Nachlesen: Erscheinungsbild_Soldat_innen
Nachtrag 22. Januar: Jetzt gibt es dazu auch etwas auf der Bundeswehr-Seite, auch den Erlass zum Herunterladen.
(Hinweis: Das oben stehende Bild mit einem stark tätowierten Soldaten hatte ich nur verlinkt; inzwischen hat die Bundeswehr das aus ihrem Flickr-Fotoangebot entfernt; deshalb ist es leider nicht mehr vorhanden.
Archivbild September 2012: European Training Mission for Somalia (EUTM SOM) in Bihanga/Uganda – Sebastian Wilke/Bundeswehr via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)
F.A.Z:
Bundeswehr-Stilfibel Soldaten sind gleich, Soldatinnen gleicher
22.01.2014 · Die Bundeswehr gibt neue Regeln zum Aussehen ihrer Soldaten heraus. Frauen werden bevorzugt. Tattoos wird ein Riegel vorgeschoben.
[Hm, ich wiederhole mich ja gerne, aber bei Ihnen wird’s ein bisschen viel: Links zu deutschen Verlagswebseiten finden hier im Regelfall nicht statt. Link deshalb gelöscht. T.W.]
@ WKS:
Der Vergleich hinkt. Bei den zitierten Amis wurden die Trainingsanzugsvorschriften aufgelockert. Sind wir da in der Truppe nicht schon etwas länger fortschrittlich locker, wenn es um „Ersatz zum Blaumann“ geht?“
@ J. Brandt:
– Vorschriftenfrage:
Es geht um ein einheitliches Erscheinungsbild, das verstehen die Meisten ordnungsresistenten Selbstdarsteller irgendwie nicht. Welches andere uniformierte Bundes- oder Landesorgan (von Polizei über Feuerwehr bis THW) hat denn derartige Argumentationsprobleme in Sachen einheitlichem und ordentlichem Auftreten, wie die lieben „Sonderwurscht-Soldaten“?
Auch im zivilen Bereich kann ein Arbeitgeber einheitliche Corporate Identity einfordern. Bei Mc Donalds trägt man die dortige Uniform, bei Sixt muss es der Anzug mit oranger Krawatte sein, in der Bank besteht generelle Anzugspflicht, beim Monteurdienst sind mitunter eigene Logo-Jacken angeordnet, bei DHL muss es auch von Kopf bis Fuss passen.
Und bitte: Wer Körpermodifikationen mag, genießt eigentlich schon sehr große Freiheiten. Es gibt genügend Betriebe, bei denen man erst gar nicht bis zum Einstellungsgespräch kommt – oder man danach nicht zum „Recall“ eingeladen wird – wenn derartige Verzierungen von den Einstellungsmanagern gesehen werden.
– Wahrnehmungsfrage:
Es gibt durchaus Gegenden in Deutschland, da wird der Soldat geachtet, weil dessen Existenz seit Kleinauf in der Bevölkerung verankert ist, sich das Verhalten in der Öffentlichkeit und auch das (optische) Auftreten ordentlich verhält – er als Staatsbürger in Uniform „etwas darstellt“ und auch deswegen geschätzt wird. Hier kann man auch nach Dienst aufrechten Hauptes in Uniform zum Einkaufen gehen.
Es gibt Ecken, da sind – oft durch die Bevölkerungsdichte oder flächenmäßige Verteilung – weniger Soldaten im Gesellschaftsbild erkennbar. Hier wird / wurde das Ansehen der Bundeswehr anhand einzelner (oftmals aus der Bahn laufenden) Personen festgemacht. Hier kennt man Soldaten meist nur anhand der üblichen Klischees: „stumpfe Menschen in Uniform“, „uniformierte Störenfriede mit Bierpulle in der Hand“, „unangenehme Platzwegnehmer in Reisezügen“, etc. Der Rest des „echten“ Soldatenlebens und -wirkens als Fachmänner in Uniform findet ja meist abgeschottet in Kasernen irgendwo in der Pampa statt, also fernab der gesellschaftlichen Mitte… Mal abgesehen von politisch orientierten Aversionen (aus kalkulierbaren Lagern) braucht man sich also nicht wundern, warum der Soldat nicht positiv wahrgenommen wird / wurde (danke also an die Vollpfosten, die sich nicht an Regeln, Werte und Normen halten können).
Man beachte: Die breitflächige Reputation des Bundeswehrsoldaten erfolgte erst kürzlich durch die Hochwassereinsätze…
– Gesellschaftsfrage:
Machen wir uns nichts vor: der deutsche Michel von heute ist verweichlicht. Warum? Weil jeder größtmögliche Individualität für sich und seinen bequemen Lebensstil beansprucht. Breitflächig fehlt es den Menschen an Schneid, positiven Leitbildern und Menschen mit wohldosierter Härte an passender Stelle.
Und ich darf mich hierbei wiederholen: Es fängt immer im Kleinen an! Elternteile leben vor, dass man mit Stütze „auch irgendwie durchs Leben kommt“, meist bewegungslos-adipös und mit neustem technischen Schnickschnack von iPhone bis Wii. Oder Erziehung gerät aufgrund von Doppel- und Dreifachbeschäftigung zur Nebensache. Schüler erziehen heutzutage eher den Lehrer, als anders herum – oder der Elternbeirat krätscht dazwischen, statt bei der Beseitigung eines Erziehungsproblems zu unterstützen. (Schl)Rechtschreibung musste reformiert werden, um das Deppenniveau auf einigermaßen benotbare Leistungen zu heben – Einstellungstests, Sporttests und innerbetriebliche Fortbildungen an den Verfall der Gesellschaft angepasst werden, um halbswegs brauchbares Bewerber-Material abschöpfen zu können. Und die „letzte Instanz“, um aus Randindividuen unserer Gesellschaft einen halbswegs funktionierenden Bürger zu machen, wurde uns mit der Abschaffung der Wehrpflicht genommen. Wie viele Muttis waren früher überrascht, dass der als missraten geglaubte Sohnemann nach ein paar Monaten Urlaub bei Y-Reisen auf einmal Bettenmachen, Ordnung und strukturierteres Leben beherrschte? Nur dazu bedurfte es einem gesunden Mass an Gleichrichtung, verbindlichen Vorschriften und einheitlichen Regeln.
Also liebe Kritiker: schlunst weiter vor Euch hin, das Resultat Eurer selbst ist schon jetzt breitflächig im Bild in der Gesellschaft vorhanden…
@BausC
Ich habe noch von keinem General oder Unteroffizier gehört, der dem Wetter oder Klima erfolgreich befehlen konnte.
Aber sehr wohl das dafür ungeeignete Kleidung – Uniformen Krankheit, Verstümmelung und Tod zur Folge hatte.
Also welche legitimen Gründe können da die Fürsorgepflicht bzw Pflicht zur Gesunderhaltung aushebeln?
@ThoDan
Sie beschreiben ja die schlechten Gründe. Insbesondere der Soldatenberuf, hat mit Härte und Entbehrungen zu tun. Diese sind durch Vorgesetzte zu teilen. In der Ausbildung muss man auch mal was aushalten können also an individuelle Grenzen herangebracht werden. Die Fürsorgepflicht gegenüber des anvertrauten Soldaten liegt insbesondere darin, ihn auf die Härten im Einsatzfall vorzubereiten und alles dafür zu tun, damit er lebend zurückkommt. Das kann ein Betriebsrat nicht regeln, sondern nur der verantwortungsvolle Vorgesetzte. Leider gibt es, wie in jedem anderen Beruf auch, schlechte Menschen. Die Möglichkeiten, angesichts der einzigartigen Herausforderungen. dieses zu maßregeln sind insofern auch intensiver, als in jedem anderen Beruf.
@Senf Dazugeber
Die Meinung der Menschen in diesen Ecken(sofern wir dieselben Meinen) beruht aber oft eher auf der Iller Katastrophe, der Nagold Affäre, dem Unterstellen dumpfen, blinden Kadavergehorsams(Georg würde diese Vorstellungen sehr gut treffen) und das sie BW bestenfalls für Geldverschwendung halten.
@BausC
Aushalten ist also die Legitimation dafür mit ungeeigneter Kleidung Gesundheit der Soldaten durch Krankheit zu gefährden und inwieweit hilft das ihn auf die Gefahren und Härten vorzubereiten ?
Ne vernünftige Ausbildung worauf bei der Kleidung je nach Verwendungszweck zu achten ist da mKn sinnvoller, da dies vom Individuum und seinen körperlichen Anpassungsfähigkeiten und Zustand abhängt
@ThoDan
Weil ein Soldat nicht immer und überall die geeignete Kleidung parrat hat. Das Spindtragegestell ist zwar in aller Munde aber nach Jahrzehnten immer noch nicht eingeführt. Da heißt es improvisieren oder aushalten, irgendwie. Ohne ihnen zu Nahe treten zu wollen, stelle ich für mich fest, dass keine Annäherung stattfindet. Insofern lasse ich es einfach so stehen, zumal das Ganze in den OT Bereich abgleitet. Wünsche dennoch weiter, eine angeregte Diskussion.
@ Senf Dazugeber
Volle Zustimmung. Besser kann man die gesellschaftliche und die Bw-Realität nicht beschreiben !
@ Tho Dan
Sie sollten aufhören ständig nachzutreten, wenn Ihnen die Meinung anderer Leute nicht passt !
Im Übrigen mir „blinden Kadavergehorsam“ zu unterstellen, wo sie mich überhaupt nicht kennen, ist eine Frechheit !
Wenn wir in dem gleichen Verband wären, hätten wir beide jetzt einen Termin beim Kommandeur !
@Georg und andere…
Gibt hier keine Termine beim Kommandeur, sondern höchstens Ärger mit mir. Deshalb mal wieder die Bitte in die Runde, auf persönliche Angriffe aller Art zu verzichten….
@Senfdazugeber:
Danke. Dem möchte ich nur noch hinzufügen, dass es mittlerweile Klagen aus der Wirtschaft ob des „unfertigen“ Nachwuchses gibt. G8 durchgepeitscht. Keine Wehrpflicht/Ersatzdienst. Bachelor durchgezogen (Studiengänge gestrafft).
Und plötzlich stellt man fest, dass es mit der sozialen Kompetenz (Facebook/WerkenntWen/exorbitanter Fernsehkonsum usw.) nicht so weit her ist. Jetzt sollen an der Uni extra Kurse dafür eingeführt werden.
Wer hätte das gedacht.
Es ist zum Weinen.
Ein Artikel unter vielen in der Welt „Immobilienbranche klagt über unfähigen Nachwuchs“.
Und bevor gleich die üblichen Einwände „Die Jugend von heute war noch nie so schlimm à la Sokrates“ kommen, habe ich lieber gleich selbstden Link drangehängt ;o)
http://www.little-idiot.de/teambuilding/JugendvonHeute.pdf
Ein Unterschied gibts aber zu allen früheren „schlimmen Jugendlichen“. Die Kommunikation in/über „soziale“ Netzwerke und daraus entstehende Artikulationsprobleme in der breiten Masse.
P.S.: Was wären die68er ohne das gesprochen Wort gewesen?
P.P.S.: Bin bereit zur Auspeitschung.
um was ging es hier nochmal ?
………….. Ach so Haar und Barterlass bzw Äußerliche Erscheinungsbild des Soldaten
@ T.W.
SORRY – Hinweis ist mir untergeschnitten !
@Nick:
Fast korrekt. Es geht auch darum W_A_R_U_M dieser Erlass überarbeitet werden musste. Und da spielen gesellschaftliche Realitäten ein gewisse Rolle. Maybe des Pudels Kern.
Besser?
P.S.: Ähnlich Zielgruppe, wie die Bw:
Berliner Morgenpost „Der Berliner Feuerwehr fehlen Frauen und Migranten“
CRM-Moderator | 23. Januar 2014 – 14:44
„Berliner Morgenpost “Der Berliner Feuerwehr fehlen Frauen und Migranten”
OT on – Da muss ne Quote her – OT off
Was waren daß noch für tolle Zeiten, als der deutsche Soldat ausschließlich ein Mann war, hart wie Kruppstahl und klaglos mit unzureichender Ausrüstung und mangelhafter Bekleidung bis Stalingrad marschierte, um dort, dem Führerbefehl gehorchend bis zur letzten Patrone kämpfend… elendig zu verrecken! Und die Feiglinge, die das überlebten, starben dann auf den Weg nach Sibirien oder dort. Die 5 %, die zurückkamen, hielten den Mund, beklagten weder Burnout, noch PTBS… das gab es einfach nicht beim deutschen Soldaten!
Geht es noch?
Ja, die persönliche Leistungs- und Leidensfähigkeit geht bei vielen jungen Menschen und viele sind so verhätschelt und verzogen, das sie keine Ahnung von ihren Leistungsgrenzen haben und davon, das man diese hinausschieben kann.
Da fehlt die Wehrpflicht schon gewaltig!
Aber können wir das den jungen Menschen, die noch zum Bund kommen vorwerfen? Oder sollte das eher die Elternhäuser und das Schulsystem treffen?
Ansonsten heißt die Herausforderung, die Soldaten die wir bekommen dort abzuholen, wo sie stehen, sie fit als Person, dann in der Gruppe, dann im Zug… zu machen… Ja, das kann harte Kernerarbeit bedeuten und den einen oder die andere muss man als ungeeignet auch heim schicken!
Nochmal: Wir müssen die Menschen nehmen, wie sie sind – es gibt keine anderen!
Bekleidung:
Ich habe auch bei Minustemperaturen oft hochgekempelte Ärmel und wenn ich friere, bin oder werde ich krank. Selten, aber passiert…
Ich weiss aber auch, daß das Temperaturempfinden genetisch unterschiedlich ist und von der Tagesform abhängig – und daß das Temperaturempfinden und die körperlich geistige Anpassungsfähigkeit trainierbar.
Von daher muss ich bei Bekleidungsvorgaben für Anfänger in der Grundausbildung mehr nachdenken und regeln, als bei altgedienten Vollprofis. Die großen Jungs und Mädels haben eigene Erfahrung, was sie für welchen Auftrag anplünnen müssen und was vorsichtshalber mitnehmen. Aber das gibt ihr und mein Erfahrungsschatz schon her…
Was mir wichtig ist, ist das gerade junge Unteroffiziere und Offiziere dafür ein Fingerspitzengefühl und Problembewußtsein entwickeln… wie auch dafür, wann Härten angebracht sind und sein müssen und wann der einheitliche Anzug unvermeidbar ist.
Härte um der Härte Willen oder zur Disziplinierung ist nicht mein Ding und mir hilft Einheitlichkeit im Anzug wenig weiter, wenn die Auftragserfüllung dabei durch unterkühlte oder verdampfende Soldaten erschwert oder verhindert wird.
Nach 26 Jahren Bundeswehr und NATO einfach nicht zu glauben wie weit man an der Realität „vorbei schiessen“ kann !!!
Hut ab – Respekt, Lob und Anerkennung Herr Inspekteur !!!
Nochmal ganz eng an das Thema:
Die Vorschrift ist schon ok und ein Fortschritt ! Sie ist eine gute Grundlage, um Ausreißer einzufangen und einzunorden und gibt einen brauchbaren Handlungsrahmen vor.
Und da haben sich einige Schreiber tief in einschlägige Szenen und Milieus eingearbeitet und in die „Jugend von heute“ samt ihren Moden und Marotten.
Aber das Eine oder andere ist schön hinterfrag- und erklärungsbedürftig!
Welchen Sinn macht die Begründung „Einheitlicher Auftritt in der Öffentlichkeit“, um dann Vorschriften dem Innendienst im weiteren Sinne überzubügeln? Wenn Frau Schreibstubenmaat mit blau gesträhnten, langen ansonsten blonden Haaren ihren Dienst versieht, wo ist da die Ansehensschädigung in der Öffentlichkeit?
Im Auslandseinsatz: Wenn Frau Oberleutnant in manchen Ländern bewaffnet aber unverschleiert einen Jeep oder LKW fährt, gar Panzerkommandant ist… spielen die blonden Strähnchen gar keine Rolle! Da ist keine deutsche Öffentlichkeit und die einheimische Öffentlichkeit reagiert schon geschockt auf Frau bewaffnet, uniformiert, unverschleiert und Autofahren! Und dann hat sie als Offizier auch noch das Sagen gegenüber unverheirateten Männern, die auch nicht ihre Brüder oder Cousins sind…
Wem da oben sind eigentlich lange, offene, gepflegte Haare im Naturton selbst bei Frauen zu viel? Die Grundsatzweisung, das diese gezopft oder als Tussenpalme zu tragen sind, ist absurd! Tussenpalme paßt nicht unter Schiffchen und Barett… und weder Bundeswehr intern, noch in der Öffentlichkeit schadet das lange, offen getragene Haar einer Soldatin dem Ansehen der Bunderwehr in der Öffentlichkeit! Aber vielleicht ist das den richtig harten Kerlen viel zu weiblich für eine Peergroup, die in guten alten Zeiten eine reine Männergesellschaft war und Frauen als member zulassen mußte. Langes, offenes Frauenhaar über der Uniform als Wehrkraftzersetzung sui generis… oder so!
Warum sind dezente Ohrstecker in Edelmetall oder Perlmutt eigentlich erlaubt – und nur bei Frauen? Ohrclips sind damit generell verboten… Edelstahlstecker oder Titan auch gleich mit… Der Payboybunnystecker in Silber, gold oder Platin geht also (das Problem, ob versilbert/vergoldet oder echt und wenn ja, dann in welcher Legierung lasse ich mal weg), der Stecker mit runder Kugel, 5 bis 10 mm in Halbedelstein und Waffenfarbe (Onyx für Panzerkommandantin, Koralle oder heller Granat für Artillerie oder Fau OTL i.G. … usw) geht nicht…
Der Sinn erschließt sich mir gar nicht!
Bitte darum, dem altgedienten Kaptän da mal kameradschaftlich über den Argumentationsabgrund zu helfen!
By the way „altgedient“! Mangels Regelung gehe ich davon aus, das die neue ZDV auch vollumfänglich für Reservisten, InfoKWÜler etc während WÜ und DVag gilt???
Sicher, das galt schon immer und wurde auch allumfassend berücksichtigt, Stichwort 3 S.
*hust*
Im Ernst, ich würde es begrüßen, wenn durch diesen neuen Erlass auch der klägliche Rest dieser in eine Uniform gesch….nen Zeitgenossen der optische Garaus gemacht wird.
Wieso gilt dieses Erscheinungsbild eigentlich nur für Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr ?
Wieso nicht für alle Angehörigen der Bundeswehr ?
Wir.dienen.Deutschland
Drei Worte und drei Punkte stehen für das Selbstverständnis und das Verantwortungsbewusstsein, mit dem alle Angehörigen der Bundeswehr ihren Dienst versehen.
Hmmmm mal wieder etwas, was man nicht verstehen muss aber verstehen und propagieren soll !
Schon komisch !
@ Thomsen
Sorry, „3S“ sagt mir nichts!
Geht es denn ohne die Reservisten?
Für die, die sich um das Erscheinungsbild der Soldaten in der deutschen Öffentlichkeit sorgen, schlage ich eine Dienstvorschrift über das Verhalten der am Wochenende zur Heimfahrt bzw. zur Rückkehr an den Standort jeweils mit der Deutschen Bahn AG die Republik durchquerenden Soldaten vor. Die Gespräche, die ich mir dort anhöre, sind es nämlich, die mich an den Soldaten zweifeln lassen, nicht ihr Bart oder Haarschnitt.
3 S = Saufen, Schiessen, Schlauchbootfahren;
das ist die kurze und präzise Zusammenfassung der wesentlichen Bestandteile des „militärischen“ Engagements und Selbstverständnisses dieser Herrschaften, gepaart mit allen erdenklichen Anzugskombinationen und Kriegsgeschichten ohne Ende. Das zu vertiefen sprengt hier aber wohl den Rahmen.
@ A. Moser:
Treffer, Fremdschämen oder Musik lauter drehen ist da angesagt. Da kann man meist froh sein, wenn bloß nicht gesoffen wird.
@thomsen
Woher haben Sie diese profunden Kenntnisse und Innenansichten über die Bundeswehr ? Sie Scheinen ein richtiger Kenner der Truppe zu sein !
Was bezwecken Sie mit dieser Frage?
Mich interessiert wo sie dieses umfangreiche Wissen erworben haben !
@Thomson Ich bin auch schon vor ein paar Jahrzehten aus der Bw als Offz ausgschieden und wir hatten als Vorgesetzte damals auch so unsere Probleme mit dem Haar-Erlaß, dessen Interpretationsbreite samt Durchsetzung und waren dennoch um konstruktive Lösungen für beide Seiten bemüht: Aber Sie gehören offenbar zu denjenigen Spezies, die damals schon nur herummotzten und „radikaliserten“ und derart nicht zu Lösungen beitrugen und sind damit heute ultimativ obsolet!
@ Akkimus:
im Rahmen meiner schon etwas zurückliegenden 13 Dienstjahre, speziell wenn Veranstaltungen in Verbindung mit Angehörigen der Reserve durchzuführen waren. Grundsätzlich war mit einem gewissen Anteil besagter 3 S-Spezies zu rechnen, was auch Grund genug für mich war, mich eines tiefergreifenden Engagements in der Reserve zu enthalten bis zum Beweis des Gegenteils. Wobei ich da gestehen muss, dass die Zustände besser geworden ist.
So, jetzt Sie, woher nehmen Sie Ihre gegenteiligen Argumente bzw. Ihre Bewertungsmaßstäbe, um mir „tiefgreifende Kenntnis der Truppe“ zu unterstellen und das Gegenteil zu meinen?
@ Vtg-Amtmann:
ich regte und rege mich nach wie vor über extrem ausartende Gestalten auf, die mit der (/bzw. generell einer) Uniform kein Selbstverständnis verbinden und dementsprechend auch nicht in der Lage sind (Wollen und Können!), sich entsprechend in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Und weil das Stichwort „Reservisten“ fiel (ich habe diesen Personenkreis mittlerweile auch eingegrenzt), habe ich den Spielball aufgenommen.
@ J. Brandt 20:14
Grenzen zu ziehen ist immer schwierig. Was ist gerade noch erlaubt, und ab wann ist es schon verboten ? Und warum ist das verboten, wo das andere doch noch erlaubt ist?
Aber genau da kommt es auf einen selber an: beuge ich mich dieser Regel und akzeptiere ich das, oder muß ich unbedingt diesen Stecker „mit Halbedelstein und Waffenfarbe“ tragen, weil ich so und nur so wahrgenommen werden will ?
Und was sagt das letztlich über meine Einstellung zu dem von mit gewählten Beruf aus ? Es sagt aus, dass ich meine Individualität über die Regeln stelle, die für diese Streitkräfte gelten, dass ich diese Regel nicht akzeptiere. Und wenn das einem so wichtig ist, dann sollte man schon darüber nachdenken Konsequenzen zu ziehen. In die eine oder in die andere Richtung.
In jedem Falle: vorbildliches Verhalten in Haltung und Pflichterfüllung sieht in meinen Augen anders aus.
Wohlgemerkt: ich spreche nicht von einsatzbezogenen Besonderheiten.
Sehen Sie, 13 Dienstjahre, daher also die tiefgreifenden Kenntnisse der Truppe. Hatte ich mir so ähnlich gedacht, das Sie ein ehemaliger Angehöriger der Streitkräfte sind.
Zitat aus einem Ihrer Beiträge:
„Im Ernst, ich würde es begrüßen, wenn durch diesen neuen Erlass auch der klägliche Rest dieser in eine Uniform gesch….nen Zeitgenossen der optische Garaus gemacht wird.“
Wen meinen Sie damit ?
@Thommsen, @all: Jeder Vorgesetzte, der einen „Haar,Bart und sonst-noch-was-Erlass“ benötigt, um ein ordentliches Bild der Truppe durchzusetzen, tut mir leid. Aber wenn man selbst wie Fuzzy rumläuft, seine adipöse Wampe vor sich herschiebt oder den StOffz-Rambo spielt, dann hat man wohl systemimmanent das erforderliche Fingersptzengefühl verloren und steht weit hinter praktikablen und simplen Lösungen,:
Die Reste besagter 3 S-Reservisten (ich erwähnte ja, dass es besser geworden ist), die noch in dem von mir erwähnten optischen und verhaltenstechnischen Zustand auf den erwähnten DVag´s auftauchen. Auslöser war – ich erwähne das gerne noch mal – die Frage von J. Brandt um 2014 Uhr, ob der neue Erlass auch für besagte Personengruppe im Rahmen dieser Vorhaben gilt.
Darf ich wiederholt nach dem Fundament Ihrer Argumente fragen?
@ Vtg-Amtmann: korrekt. Den Erlass bzw. die expliziten Regelungen benötigt man eigentlich nur, um bei der Disziplinartenorierung keine materiellen Fehler zu machen bzw. bei Stellungnahmen für den Wehrbeauftragten, falls sich mal wieder ein Prinz oder ein Prinzesschen auf den Schlips getreten fühlte bei der befohlenen Herstellungen des von mir beschriebenen Erscheinungsbildes.
Nennen wir es so:
Ich bin ein interessierter Staatsbürger der, wie viele Andere, seinen Wehrdienst abgeleistet hat.
Manchmal hilft ja auch eine Definition eines Begriffes über den man sich streitet:
Hier die Erklärung / Definition für Uniform :
Als Uniform (umgangssprachlich Kluft; in Österreich Adjustierung) bezeichnet man gleichartige Kleidung, um optisch einheitlich (lateinisch-französisch: uniform) in der Öffentlichkeit aufzutreten. Beim Militär ist die Uniform notwendige Bedingung für den Kombattantenstatus.
Und noch ein Auszug aus Wikipedia:
„Eine gute Uniform hat über ein einheitliches Erscheinungsbild hinaus meist noch wichtige individuelle Merkmale. Diese helfen sowohl internen als auch externen Personen eine Orientierung über die Position eines Uniformierten zu geben. Auch ohne Kenntnis von Dienstgradabzeichen ist z. B. durch Tätigkeitsabzeichen, Orden o. Ä. schnell erkennbar, über welche Erfahrung der Uniformträger verfügt.
Ferner dienen Uniformen mehreren praktischen Zwecken: Indem sie die offizielle Dienstkleidung ihres Trägers darstellen, lassen sie diesen für andere leicht in seiner Funktion bzw. seinem Amt erkennbar und ansprechbar werden. Weiterhin sind Uniformen im Militär gleichzeitig auch zur Tarnung oder aber im öffentlichen Dienst zur visuellen Erkennung durch leuchtende Signalfarben bestimmt.“
Und die restliche Erklärung auf Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Uniform
Also da steht nichts von „blauen Strähnchen“ um die eigene Persönlichkeit in der Uniform hervorzuheben und auch nichts von dezenten Körperschmuck um sich gegenüber anderen Kameraden wie ein balzender Auerhahn präsentieren zu können.
@ Akkimus:
jetzt ist Einiges klarer. Ich hielt Sie aufgrund der rhetorisch anmutenden Fragestellung für einen vor Elan glühenden Kinnmuskelspanner, der völlig gegenteiliger Ansicht ist als ich.
Zum Thema Reservisten:
1. Ich maße mir kein Urteil an.
2. Persönliche Erfahrung:
Im Rahmen der a.D. Werdung stand auf dem Laufzettel auch ein Termin zwecks d.R. Also hingegangen, schließlich hat man ja ein paar Jahre auf dem Buckel, eine entsprechende Verwendungsbreite und sogar noch Spezialistenkenntnisse, die bei „Breite vor Tiefe“ sicherlich Gold wert sind. Ausserdem „mag“ man den Laden, sonst wäre man ja nicht so lange dabei geblieben.
Publikum: Ca. 20 Soldaten vom Mannschaftsdienstgrad bis zu den Stabsoffizieren.
„Vortragender“ (Dstgrd tut nichts zur Sache) hat wirklich 1h von den 3S geschwärmt. Meine Dienstgradgruppe guckte sich mehrfach verwundert an und fragte nach möglichem Bedarf für Spezialverwendungen/Auslandseinsätze. Antwort: Schulterzucken. Wir haben das noch Tage später kopfschüttelnd besprochen und natürlich nach oben „weitergesagt“ zwecks Abstellung dieses Missstandes. Aber interessiert hats so richtig keinen. Motto: Was hast du denn erwartet?
Tja, was hab´ ich denn erwartet?
Was solls, war nur das berühmte Montagsauto. Oder vielleicht doch ein „systemischer Fehler“?
Also bin ich a.D. geblieben und kein d.R. Aber mal schauen, vielleicht ändert sich das ja noch…..
@CRM-Moderator: Man hat schon zu Zeiten der Jugoslawienkrieges die Reservisten-Willigen verprellt. „Euch alte Knacker brauchen wir nicht“. Die alten Knacker waren aber noch relativ jung, hatten fliegerisch mehr Auslandserfahrung als das halbe Bw-Kontingent da unten zusammen, beharrschten ihre Feldpostenanweisung, wußten viellicht auch noch etwas mehr über solide Taktik und auch über die sowjetischen Gliederungen, kannten das früher zusammenhängende Land samt der Speisekarten, konnten so einigermaßen auch die Sprache (seit 1972), etc. Und 2004/2005 als es so richtig heiß herging, tauchte man als UN-NGO zur Überrachung so manches selbsternannten Spezialisten da unten auf und konnte nur noch über die „bunte Wehr“ mitleidig lächeln.
Trotz aller Hoffnungen sagte ich entgültig Ade, nachdem ich nach der dritten Wehrübung in den 80ern meine Bw nicht mehr erkannt und den RStOffzLG abgelehnt habe und blieb weiter a.D.
Wieso soll sich heute am System etwas geändert haben?.
Na ja, angeblich sind 10 – 20 % der Soldaten im Auslandseinsatz Reservisten.
Anscheinend geht es doch, oder ?
@Georg: Ohne Reservisten würde mMn. ganz schnell die Hosen runter gelassen werden.
Alle
Bis auf eine Ausnahme hat hier mir keiner legitime Gründe für diese Regeln, diese Einschränkungen genannt.
CRM Moderator hat darauf ver wiesen das laznge Haare beim abseilen aus Hubschraubern zu Problemen führen können.
Gibt es legitime militärische Gründe die prinzipiell gegen gefaerbte Haare, Tattoos, Piercings und Ohrringe, Stecker, Tunnel usw sprechen?
Uniform ist die Dienstkleidung, nicht die Haut etc des Soldaten.
Jede Einschränkung persönlicher Freiheit und Selbstverwirklichung eines Menschen muss mMn gut und legitim begründet werden.
Die Begründungen lesen sich teilweise so als habe die Minderheit sich dem Diktat der Mehrheit zu beugen.
@ Georg: das von mir thematisierte Klientel deckt sich fast überhaupt nicht mit dem von Ihnen angesprochenen, im Gegenteil.
@ ThoDan:
Sie werden ausser den wenigen „handfesten“ Argumenten keine finden ausser den „weichen“ Fakten (Aussehen, Gesamtbild, etc.). Und das wird wie immer zur Beschäftigung von Disziplinarvorgesetzten, TrDstGerichten, undundund beitragen. Fraglich ist wie häufig noch, nachdem der durch die Wehrpflicht erzwungene Friseurbesuch bereits ein paar Jährchen ad acta gelegt ist.
Meine Legitimation, hier als sachkundig (wenngleich veraltet) betrachtet zu werden: 6 Jahre in der Prä-Kriegsspielzeit. Ich bin ‚raus wegen Überhandnehmen der Reglementierung von solchen, die einsatzgeil und weltfremd, d. h. nicht an der Mehrheit der eigenen Bevölkerung interessiert waren.
Zunächst historisch: Schmuck ist und bleibt ein Ausdruck des eigenen Befindens und hat erstaunlicherweise nicht unbedingt etwas mit Individualität zu tun. Bogenschützen der römischen Streitkräfte trugen Hämatitohrringe. Ehemänner tragen heute Eheringe. Ehefrauen übrigens auch… Gleichberechtigung von Mann und Frau sollte heutzutage für uns selbstverständlich sein – aber auch nur für uns hier in Mitteleuropa. Gucken wir derzeit in andere Kulturkreise, sieht´s übel aus damit. Gucke ich mir heute Ordenbrüste an, dann ist klar, dass hier auch nur einem Schmuckbedürfnis gefrönt wird. Hat auch was von der Sprachgeschichte her damit zu tun, sich zu brüsten. Tätowierungen waren und sind uralter Brauch militärischer Kulturen. Es änderte sich in den letzten Jahren da einiges im generellen Verständnis der Gesellschaft. Hat sich etwa die Zivilgesellschaft deshalb militarisiert?
Uniformität als Selbstzweck zu loben, heißt die eigene Bereitschaft zur Unterordnung zu fetischisieren. Nehmen wir ein paar Beispiele vergangener Zeiten:
Montgomery, seinerzeit sehr siegreicher Feldherr der Briten (über die ich hier mehrfach las „Die können Anzug“ – was für eine Sprachverhunzung nebenbei…), Montgomery also schrieb in seinen Memoiren, er habe nur einen einzigen Befehl zur Kleiderordnung erlassen: Das Tragen von Zylindern sei nicht zulässig. Selbst nachzulesen, wann, warum und wieso kann niemandem schaden, deshalb gibt`s hier keine weitere Aufklärung.
Husaren, bevor sie ihre Pferde aufgeben mussten, trugen liebend gerne Zöpfe. Matrosen diverser Marinen auch, ehe Maschinen mit schnell wirbelnden Teilen in die Schiffe eingebaut wurden. Rund 200 Jahre ist es her, da bekamen britische Matrosen überhaupt erst Schuhe zugestanden. Wenn sich eh` schon alles um die Krieger von der Insel handelt: Schottenröcke.
Erst in den Jahren vor der ersten weltweiten Schlächterei wurde des Königs Rock auf Feldgrau getrimmt. Aus der Zeit stammen entzückende Portraitfotos von weiblichen Regimentschefs in Uniform – die aber ganz anders saß, als bei den Männern. Übrigens auch mit Totenkopfemblemen versehen.
Vor einigen Jahren liefen weibliche Angehörige der israelischen Armee, die ganz sicher nicht im Verdacht stehen, unmilitärisch im Sinne von untauglich zu sein, Sturm gegen eine Vorschrift, die es ihnen verboten hatte, die Uniformhosen als Hüfthosen zu tragen. Achja, und dann gab es ja noch vor einger Zeit erst Häme und Spott gegen afghanische Stammeskrieger, die ihre Flipflop-artigen Schuhe den Bergstiefeln der internationalen Truppen vorzogen. Ganz zu schweigen von den Pyjamas, in die Soldaten gekleidet waren, die sich mit der größten Militärmacht des Wetsens erfolgreich angelegt hatten.
Etwas gemerkt? Was im militärischen Zusammenhang als sinnvoll und vernünftig angesehen wird und wurde, unterliegt permanentem Wandel. Manches erschließt sich halt nicht auf Anhieb. Warum der deutsche Dienstanzug nach spießiger Feuerwehruniform aussieht – keine Ahnung. Hat vermutlich etwas mit der Vorliebe der Herren zu tun,die für die Anschaffung dieser Teile verantwortlich zeichneten. Keine Armee der Welt wird in der Lage sein, bei der Materialbewirtschaftung ebenso flexibel vorgehen zu können, wie es private Unternehmen sein können. Ich erinnere noch Zeiten, als es Sodom und Gomorrha bedeutete, privat beschaffte Cross-Schuhe im Ausdauertraining zu tragen. Fußball wurde prinzipiell nur ohne Stollen gespielt und die Bänder und Sehen rissen reihenweise wegen mangelnder Haftung auf dem Rasen.
Genug des Anschauungsmaterials meiner Ansichten. Kommen wir lieber zu meiner Kritik: Anstatt in der neuen Vorschrift die Leine etwas länger zu lassen, wird sie kurz gefasst. Kein Mensch der Welt kann mir ein gut begründetes und nachvollziehbares Argument nennen, warum eine Frau im selben Einsatz die Haare anders tragen darf als ein Mann. Deshalb verzichtet auch die Vorschrift auf ein solches Argument und bietet einfach keine Begründung. Ob die Ministerin,die neuerdings der Truppe vorsteht, ihre Haare solidarisch zum Zopf zusammenfassen wird, muss sich zeigen. An und für sich muss für sie ja erst recht gelten, dass das Ansehen der Truppe durch das Aussehen ihrer obersten Repräsentatin bestimmt wird. Nächster Schwachpunkt der Vorschrift: Zu Recht haben einige Tattooträger darauf hingewiesen, dass sie ihren Körperschmuck bisher unbedeckt tragen durften. Und nun? Aus der Truppe schmeißen? Lasern lassen? Ausnahmen dulden? Völlig weltfremde Entscheidungen umsetzen zu müssen ist für Vorgesetzte nur dann hilfreich, wenn es ihnen derart an Charakterstärke fehlt, dass sie sich diese aus Erlassen holen müssen. Tja, Ihr Truppenführer, was macht Ihr denn nun mit solchen Soldaten?
Vielleicht kann mir auch jemand sagen, was es für eine Begründung gibt, Ohrstecker (nicht Clips!) zu fordern, die aus Edelmetall oder Perlmutt sein müssen. Wer kennt bitte Perlmuttstecker? Hat da jemand Koralle oder Perlen gemeint und sich schlicht getäuscht? Und Edelmetall? Ist Edelstahl Edelmetall? Wohl kaum, aber warum darf dieses Material dann nicht getragen werden? Etwa wegen eines Allergieverdachts?
Ich werde den Verdacht nicht los, hier hat sich eine Gruppe altbackener älterer Semester zusammengetan und noch einmal fixiert, was denn als Bollwerk gegen die ungeliebte Zivilgesellschaft herhalten soll: Keine Mode, keine Veränderungen. Stattdessen Betonierung vorzeitiger Vorstellungen. Wem die Bundeswehr am Herzen liegt, der muss dafür eintreten, sie keinem Modediktat zu unterwerfen. Das betonen je gerade die Verfechter des altbackenen Prinzips. Aber warum soll ihr Diktat dann ein besseres sein? Was werden das für Menschen sein, die sich freiwillig solchen Vorstellungen unterwerfen? Ich las hier viele (Seiten-)Hiebe gegen Individualismus. Das Gegenteil, eine gedrillte und äußerlich herausragend auftretende Armee wurde bei Jena und Auerstädt auf die Sinnhaltigkeit ihres Anspruchs verwiesen. Ich befürchte, hier wird selbiges passieren. Sicherlich ohne zweitägiges Schlachtgedöns. Wer aber die Krisen und Kriege der Zukunft bestehen will, solte auf der Höhe der Zeit sein und ihr nicht hinterherstolpern.
Schlieffen wird der Ausspruch zugelegt, er habe einmal bei einer Manöverkritik bemerkt, nur das Einfache habe Aussicht auf Erfolg. Mit einer Verneigung vor dem Höchstkommandierenden: Er habe die schwierige Version gewählt…
So auch hier. Einfach wäre es gewesen, die Vorschrift flexibel auszulegen, Begründungen statt Befehle zu geben, Zweckmäßigkeit als obersten Maßstab walten zu lassen. Aussicht auf Erfolg! Das wäre doch einmal eine Abwechslung. Und nicht die dispzlinarische Ahndnung privat beschaffter Splitterschutzwesen.
In diesem Sinne werd‘ ich mir nun meine Weste anlegen und bin gespannt auf den Aufschrei, der hier nun ausbrechen wird…
Tattoos müssen abgedeckt werden, Fingernägel dürfen nicht mehr lackiert werden, Ohrschmuck wurde genormt etc. und alles um der Öffentlichkeit gut dazustehen. Zeitgleich werden die Anforderungen für Fitness runtergesetzt und in der Öffentlichkeit tummeln sich immer mehr Gestalten in Uniform, die einem BMI von 30 kg/m2 wo bei mir ein Fremdschämen einsetzt. Da sollte mal ein Umdenken stattfinden in punkto Bild in der Öffentlichkeit. Wenn sich auf dem Bahnhof die Zivilbevölkerung darüber amüsiert das eine „Rügenwälder Teewurst“ in Flecktarn rumsteht finde ich es ehrlich gesagt weitaus schlimmer als Frau Feldwebel mit lackierten Nägeln und gefärbten Haaren.
@Thomsen, CRM-Moderator
Weshalb lassen Sie sich den von den 3S’lern abschrecken
Es gibtzwei „Arten“ von Reservisten in der BW. Einerseits die bereits erwähnten 3S-Resi, hauptsächlich in der RK des VdRBw aktiv und gerne auch noch im zarten Alter von 59 Jahren als OG UA d.R. unterwegs. Die finden Sie in der Truppe aber kaum noch.
Andernseits die Reservisten die Ihnen gar nicht auffallen. Gut ausgebildet, in einer aktiven Einheit beordert, regelmäßig übend erkennen Sie kaum einen Unterschied zu einem Aktiven. Und ohne die könnten viele Verbände – insbesondere während einer Einsatzverpflichtung ihren Auftrag nur noch mit Einschränkungen zu erfüllen.
@Georg
Die Zahlen enthalten aber auch die Mitarbeiter der Wehrverwaltung die automatisch einen Dienstgrad d.R. „ausgestattet“ sind und diesen im Einsatz tragen.
Hm. Die Debatte über Haare/Bart/Tätowierungen/Piercings geht doch schon sehr in die Breite – muss dann auch noch hier die Reservistenarbeit thematisiert werden?!
@harrisonfort
+1
Als mitlesende, interessierte und gelegentlich überraschte Zivilistin: Im Einsatz sollten doch zuallererst und immer Zweckmäßigkeit und Schutz im Vordergrund stehen. Und die Wiedererkennung: gute Tarnung, aber trotzdem in einem eventuellen Gefecht klar ersichtbar, wer wer ist! Ist das zu einfach gedacht? Und wieso werden Schutzwesten privat beschafft?
@ DFAri: weil ich mich in deren Gegenwart zu sehr aufregen müsste, das sind mir meine Nerven nicht wert.
Aber wie wir beide ja schon festgestellt haben stirbt diese Spezies optisch gottseidank aus.
Tja, das mit den 3S kenne ich als Marschieren, Schießen und Klappspatenwerfen… oft deutlich besser dabei darauf, als viele Aktive, die weder je 35 km zwei Tage hintereinander – gar 200 km in 5 Tagen – konnen, noch mit der Waffe irgendwas „da vorne“ trafen! Ganz schlimm: Stabsoffiziere aktiv! Die bekamen immer Einzelaufsichten beim Schützen und auch dort nicht die Torfnasen…
Aber vielleicht ist „Vorsicht Stab schießt!“ ja viel besser geworden!
Und was ich an Verhalten aktiver Soldaten in den Zügen an Wochenendheimfahrten Fensburg-Köln und retour erlebt habe! Sagenhaft! Samt Polizei und Feljägereinsätzen vom Edelsten! Da flogen schonmal halbvolle Bierbüchsen auf den Bahnsteig und sauten Oma und Opa ein…
Einen Spieß, der Montags nie mustern konnte und in der Woche oft auch nicht, war auch dabei. Aber der hat seine UHG Rechnung immer und pünktlich bezahlt! Mit dem FKpt aktiv, gleiche Problemlage, der anstatt zu frühstücken schon ein erstes Weizen kippte und schnell noch das zweite… war das mit der OHG Rechnung schon schwieriger…
„Tja, so sind sie nunmal… unsere aktiven Kameraden!“… ,
… wäre – denke ich – trotzdem falsch!
Leider gibt es die Blindflanschen aktiv und d.R. gleichermaßen und bei dem einen oder anderen ist es ganz gut, wenn Schluss ist und er gleich beim a.D. bleibt!
Aber verallgemeinern kann man das nicht!
Vielleicht fallen ja die guten Reservisten deshalb nicht auf, weil sie mit großer Selbstverständlichkeit und echtem Ethos einen so guten Job machen, das man sie für gute Aktiven hält?
Aber das Unterschätzen und Verächtlichmachen von Reservisten hat jenseits der Führungsparolen von ganz oben in Teilen der Bundeswehr immer schon eine eigene Tradition! Allerdings haben sich entsprechende aktive Anteile das Leben vor allen Dingen selbst sehr schwer gemacht…
Ja, man kann auf die Reservisten komplett verzichten – wenn das so gewollt ist… Aber man verzichtet auf das Feldpostwesen, Teile der Sanität, auf ZMZ und KatSchutz, Sprach- und Landeskundler, Logistiker, Sicherer, und, und, und… und so manche Urlsaubs- und Einsatzvertretung daheim!
Dann fallen etliche Fähigkeiten ganz weg (Feldpost 98% Reservisten!) und die Aktiven müssen einen gewaltigen Schlag zulegen. Wenn da mal die Kampfstiefel überhaupt noch trocken werden…
Der Reservistenanteil liegt je nach Einsatz und Kontingent bei 3 bis 12 % – oft mit beruflichen und Spezialkenntnissen, die die aktive Truppe gar nicht oder nicht ausreichend hat… 20 % sind mir unbekannt.
Die blauen Strähnchen brauchen übrigens nicht in der Vorschrift zu stehen! Sie ergeben sich – wie die Ohrstecker in Waffenfarbe oder aus chirurgischem Edelstahl – aus den Grundrechten eines jeden Bürgers – auch denen in Uniform -, geregelt im Grundgesetz!
Auch wenn manch ein Uniformträger der Meinung ist, das ZDVen und erst recht Befehle über dem GG stehen – die von ganz oben sowieso – ist dies nicht richtig!
Einschränkungen der freien Entfaltung der Persönlichkeit müssen einem dienstlichen Zweck dienen, notwendig, geeignet und geringstmöglicher Eingriff in das individuelle Grundrecht sein.
Da habe ich mit der neuen Gesamtregelung „Outfit“ keine Probleme. Sie ist notwendig und dient dienstlichen Zwecken. Weitgehend ist sie auch gut. Mit Einzelheiten wie der quasi Katalog artigen und damit abschließenden Aufzählung der Schmuckmaterialien oder der Trageweise langer Haare bei Soldatinnen im Dienst (Zopf oder Tussenpalme, nicht lang, nicht Pferdeschwanz, nicht zwei Zöpfe…) habe ich mit Notwendigkeit, Geeignetheit und geringstmöglichem Eingriff schon so meine Probleme! Und mit der Benachteiligung der Mehrheit Männer und der Tätowierten auch! Das sind Diskriminierungen!
Die Kameraden, die da militärisch kurz und knackig: „Wem es nicht passt der möge gehen oder gar nicht erst kommen! Bundeswehr ist kein Job, sondern: Wir. Dienen. DEUTSCHLAND!“, verlautbaren…: Haben sie mal über die wenig pralle Bewerberlage und die immer schärfer werdende Konkurrenz draussen nachgedacht? BW als Arbeitgeber ist kein Selbstläufer mehr, war es nie…
Und haben sie mal ganz ernsthaft über ihren Diensteid nachgedacht? Sie verteidigen nicht Deutschland, nicht das Vaterland, den Mutterboden, den Kasernenhof oder ihren Schrebergarten… sondern Recht und Freiheit des gesamten Deutschen Volkes samt seiner ausländischen Gäste, Asylanten, KDVler/Bufdies, Hausbesetzer und Berufsdemonstranten, Bundeswehrgegner und Schwarzer Blöcke… die ganze bunte Lotterversammlung von Schlaffies und Schlaffinchens da draußen und deren Rechte!
Die Grund-, Menschen- und Freiheitsrechte sind die vornehmsten und wichtigsten dieser Rechte.
Ganz schön große moralische Keule … so hoch würde ich das Thema „Anzug, Haar- und Barttracht sowie Körpermodifikation“ nicht aufhängen.
Mit der Begründung, dass das Outfit nicht die Qualität beeinflusst und es eigentlich fast egal ist, wie wer rumläuft, können wir ja Auasrüstung per Gehaltszuschlag in die Verantwortung und Beliebigkeit des Einzelnen legen. Hauptsache sein Individualsimus lässt zu, dass er zum Dienst erscheint und sein Aufgabenpaket abarbeitet, sofern es seine persönliche Einstellung zum jeweiligen Problem zulässt …
Ja, das ist jetzt deutlich überzogen, aber wie wollen sie denn den Betrieb regeln, wenn nicht über Befehle, Vorschriften etc. Mein Problem ist dabei, dass ich mich, auch zuletzt im Einsatz, mit einer ercklechlichen Anzahl solcher Individualisten auseinandersetzen durfte. Das beginnt beim bequemen Halbschuh statt einem „in Form und Farbe“ zumindest vergleichbaren Stiefel, weils im Office doch angenehmer ist. Geht weiter über die Kälteschutzmütze, die selbst bei 30 Grad getragen wird, weil ja dienstlich geliefert. Das ganze dann nett hochgerollt, weils ja drunter doch warm ist etc … das alles fällt m.E. eben NICHT unter GG und Freizügigkeit. Leiden darf wie immer die Masse, weils sich EINZELNE mit dieser Begründung Rechte herausnehmen, die sich in unserer Gesellschaft offensichtlich nur mit klaren Regeln, die einengen, durchführen lassen. Schade, aber grade die, die auf die Freiheiten pochen, meinen zu 80% nur ihre eigenen.