Erst mal doch ‚Familienministerin in Uniform‘?
Aus verteidigungspolitischer Sicht, um das direkt zu sagen, ist das erste größere Interview der neuen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen außerhalb der Bundeswehrmedien eine Enttäuschung. Auf den drei Seiten plus Titel, die die Bild am Sonntag heute dem Gespräch mit der Ressortchefin widmet, geht es fast gar nicht um die Frage, wofür deutsche Streitkräfte da sind, wie es mit Einsätzen in absehbarer Zukunft aussehen könnte oder wie es mit den (problematischen) Rüstungsprojekten aussieht. Den Schwerpunkt bildet ein zwar auch enorm wichtiges Thema, nämlich die Attraktivität der Bundeswehr und, eigentlich als Folgerung daraus, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in einer Armee – doch selbst die Kollegen der BamS stellen in einem Kommentar zum Interview die Frage, ob sich von der Leyen hauptsächlich als Familienministerin in Uniform verstehe.
Nun mag dieser Schwerpunkt am Erkenntnisinteresse der Kollegen gelegen haben; er passt natürlich gut zu den BamS-typischen Fragen nach dem privaten Umfeld Was sagt eigentlich Ihr Mann zu Ihrem neuen Job? und Persönlichem Hat sich Ihr Adjutant schon daran gewöhnt, Ihre Handtasche tragen zu müssen? (Zur Info für Kenner, und das steht nicht in der BamS: Adjutant Oberstleutnant Heico Hübner transportiert die Handtasche der Ministerin stilecht in einem taktischen Rucksack der Marke Eberlestock). Aber erfahrungsgemäß haben eine so versierte Politikerin und ihr langjähriger Pressesprecher bei solchen – nachträglich autorisierten – Interviewtexten schon im Griff, wo die Kernaussage eines Interviews liegt. Von der Leyen, so die Botschaft, wollte genau dieses Zeichen setzen: Die Bundeswehr soll einer der attraktivsten Arbeitgeber Deutschlands werden.
Welche einzelnen Punkte sich die Ministerin dazu vorstellt:
• Verlässlichere Karriereplanung: Die Soldaten müssen wissen, was mit ihnen in drei oder fünf Jahren ist.
• Mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten
• Mehr Berufschancen für Zeitsoldaten nach ihrem Ausscheiden bei der Bundeswehr (das gab’s doch schon mal – hat nicht der frühere Verteidigungsminister Rudolf Scharping die Forderung aufgestellt, jeder Soldat müsse die Bundeswehr mit einer höheren beruflichen Qualifikation verlassen als er bei Eintritt in die Truppe hatte?)
• Abstimmung von Dienst- und Familienzeiten
• Überprüfung der automatischen Versetzung alle zwei bis drei Jahre: Wenn jemand eine steile Karriere macht, dann geht das auch in großen Wirtschaftskonzernen nicht ohne häufige Positions- und Ortswechsel. Aber die Frage ist, ob dies für die große Mehrheit der Soldatinnen und Soldaten immer sinnvoll ist.
(Was weder die Ministerin noch die Interviewer in dem Zusammenhang ansprechen: Das Problem bei Versetzungen und anschließendem Pendeln ist nicht zuletzt die Stationierungsplanung. Dazu kein Wort, was ja viele in der Bundeswehr erhofft hatten – der Sack, vom Vorgänger Thomas de Maizière geschnürt, scheint tatsächlich zu zu sein.)
• Mehr Möglichkeiten für Teilzeitarbeit (allerdings nicht konkretisiert)
• Lebensarbeitszeitkonten mit der Nutzung von Freizeitausgleich für die Betreuung von Kleinkindern oder betreuungsbedürftigen Eltern, zeitliche Unterbrechungen müssen ohne Laufbahnnachteile möglich werden.
• Tagesmütter als flexible Kinderbetreuung auch in den Kasernen (Das gehört zu den ersten Punkten, die ich angehen will) und, nach Möglichkeit, ein Verzicht auf Lehrgänge während der Schulferien.
Vieles davon entspricht dem, was die Truppe und/oder der Bundeswehrverband und/oder der Wehrbeauftragte schon lange fordern. Die Schwierigkeiten werden nicht in den großen Absichten stecken – sondern in der mühsamen Kleinarbeit der Umsetzung. Wie oben schon angeführt: Weniger Pendeln, weniger Versetzungen, mehr familienfreundliche Arbeitszeiten könnten auch bedeuten, manche Stationierungsplanung, die zu einer verstreuten kleineren Bundeswehr gehört, noch mal zu überdenken – davon ist allerdings bislang nicht die Rede.
Und jenseits der Familienpolitik in Flecktarn? Da bleibt die Ministerin relativ vage. Dass sie sich zu Aufklärungsdrohnen bekennt, wie eine Agentur eine Interviewaussage zusammenfasste, wäre nur im gegenteiligen Fall eine Überraschung (oder muss sich die Verteidigungsministerin auch dazu bekennen, dass die Soldaten Gewehre haben?)
Auf die Frage nach den umstrittenen Kampfdrohnen gibt von der Leyen im Wesentlichen die entsprechende Passage des Koalitionsvertrags wieder, ergänzt um die spannende Aussage Um den Rückhalt für die Einsätze unserer Soldaten zu sichern, sollten wir möglichst im Parlament genaue Regeln festlegen, wie und wann bewaffnete Drohnen überhaupt zum Einsatz kommen dürfen. Dass der Bundestag über die Beschaffung von bewaffneten unbemannten Systemen entscheiden soll, dürfte relativ unstrittig sein – aber genaue Regeln festlegen? Das wird dann ein methodisches Problem: Soll das Parlament für jedes Waffensystem (vorab) entscheiden, wann es zum Einsatz kommen darf? Ein bisschen übertrieben gesagt: Vom G36 bis zur Panzerhaubitze, oder welche Bombe unter einen Tornado gehängt werden darf? Da bin ich sehr gespannt, wie sich das in der Praxis auswirkt.
Bei den Rüstungsprojekten hat sich von der Leyen keine konkreten Aussagen entlocken lassen – vielleicht verständlich so kurz nach Amtsantritt. Ja, eine bessere Fehlerkultur wollte auch schon ihr Vorgänger; ja, die Projektbeteiligten müssen Fehler frühzeitig melden können, ohne dass sie dafür abgestraft werden. Aber im Detail? Ob das Aufklärungssystem ISIS, als Nutzlast für den gefloppten EuroHawk geplant, tatsächlich in eine alternative Plattform eingerüstet wird – dazu werden in den nächsten Wochen Vorschläge kommen. Zum anstehenden Vertragspaket für NH90 und Tiger einschließlich der Marinehubschrauber gab’s gar nichts.
Die einzige Aussage des Interviews zu den Einsätzen der Bundeswehr ist eine Negativ-Aussage: Entscheidungsdruck für die Auswahl eines Nachfolgesystems für die geleasten Heron-Drohnen in Afghanistan gebe es nicht, denn der Vertrag für die Aufklärungsdrohne ist gerade verlängert und der einzige Kampfeinsatz der Bundeswehr in Afghanistan läuft im Dezember aus. Das ist so richtig wie nichtssagend – als wäre damit für absehbare Zeit auch jeder Kampfeinsatz ausgeschlossen. Dazu gab’s dann aber leider weder eine Frage noch eine Antwort.
Unterm Strich: Jetzt warte ich gespannt auf ein Interview mit von der Leyen zu verteidigungspolitischen Fragen. Und schaue mal sehr genau auf die Münchner Sicherheitskonferenz Anfang Februar: Aber ein Kongress oder eine Tagung muss am Wochenende nicht sein. Das kann man auch am Freitag machen, sagte sie in dem Interview. Schauen wir mal, wann die Rede der neuen deutschen Verteidigungsministerin bei der von Freitag bis Sonntag laufenden Konferenz terminiert ist.
Nachtrag: Das Interview im Wortlaut wurde am 13. Januar auf der Webseite der Bundesregierung veröffentlicht.
(Foto: Bundeswehr/Herholt via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)
@Rheinland:
Im Rahmen des Verfügbarkeitsmanagements soll der Bedarf bereits 2 Jahre im Voraus gemeldet werden. Während – wie von ihnen erwähnt – der JAB wohl immer häufiger im laufenden Jahr erteilt wird. Aber werden die nächsthöheren Dienststellen hier genug Blutdruck haben?
Spätestens im Kdo H schaut man doch eh fast nur noch nach oben. Der Inspekteur scheint auch andere Schwerpunkte zu haben (das mit den verspäteten JAB müsste der nächst höheren Ebene ja schnell auffallen – wenn man an Ausbildung interessiert wäre).
Daher bin ich skeptisch, ob das Verfügbarkeitsmanagement ein Katalysator für bessere Planung wird.
Vorallem wenn Kdr eweiterhin nur 2 Jahre Stehzeit haben.
Führung statt LoNo – wäre jetzt jedoch notwendiger denn je.
Gut, dann ist das eine Entwicklung, die sich in den letzten Jahren vollzogen haben mag und ich werde mit meiner Ablehnung dieses Umstandes sicherlich auf taube Ohren stoßen. Ändert allerdings nichts an meinem Standpunkt. Denn ich versuche ja auch wie ein potentieller Gegner zu denken. Anders ausgedrückt: Kitas auf Militärgelände sind ideale Angriffsziele. Man schießt eine Rakete in die Kita, alles rennt panisch dahin, um nach den Kindern zu schauen und eine halbe Stunde später schießt ich die nächste rein. Bingo!
Aber macht mal …
Was mich aber einmal unabhängig davon interessiert:
Wenn die Bw tatsächlich so familienfreundlich wird, wie das viele Soldaten anstreben und ebenso eine hohe Gewährleistung besteht, an den zugewiesenen Standorten für die Dauer seines Dienstes zu verbleiben, dann hat das natürlich den Vorteil, dass man mehr Planungssicherheit in Bezug auf das ‚Soldatenmaterial‘ erhält, denn viele Soldaten werden das zum Anlaß nehmen, sich langfristig an die Bw zu binden.
Das bedeutet aber andererseits eine geringe Fluktuation des Personals und damit eine erhebliche Verringerung der Aufstiegschancen, die im Friedensfall ohnehin nicht so berauschend sind. Zudem bedeutet das eine Verkrustung der Strukturen.
Und das ist, was Sie wollen?
Fritz
@ Fritz
Verkrusterter wie die Situation im Moment ist, kann sie nicht werden :-)
Es kann nur besser werden.
Interessanter wird wie es Finanziert werden soll.
Weil wenn das alles BW auch noch Zahlen muss, da ein weiteres Großes kommt loch sehr großes Loch
Da währen BW Wohnviertel besser gewesen das wieder die Gemeinden als Kindergarten Führt und der andere Teil nur BW Zahlen muss , weil 7-16 Funktioniert nicht den Nachts und so weiter sollte klein Betrieb möglich sein oder Dienstplan muss so gestaltet werden das immer Außerhalb der Zeit einer ja frei hat
Fritz | 12. Januar 2014 – 23:16
Ich denke, wenn ich ihre Kommentare lese, es fehlt Ihnen an Lebenserfahrung bzw. Lebenswirklichkeit. Ihrer Logik nach müssten Sie Kasernen per se abschaffen … weil sie natürlich symetrische und auch Ziele der asymetrischen Kriegsführung darstellen.
Machen Sie mal ein paar Dienstreisen zu NATO-Standorten (SHAPE etc.) oder zu US-Standorten in Europa und Sie werden erkennen, dass „Beruf und Familie“ einen ganz großen Faktor ausmachen und dem Zusammenhalt der Streitkräfte dienen.
Sie schreiben am Ende von „Aufstiegschancen“, sind Sie etwa der Bundeswehrwerbung zum Thema „Karriere“ auf dem Leim gegangen? Als Soldat, machen Sie keine Karriere, sondern durchlaufen eine Laufbahn, mit klar definierten Laufbahnziel. So ist der Oberstabsfeldwebel z.B. kein „Spitzendienstgrad“ sondern als A9 mit Amtszulage, eher so am unteren Ende … das ist doch keine Karriere, oder? Ähnliches gibt es in den anderen Laufbahnen auch.
@Heiko Kamann
Wenn Sie meinen, es befruchtet die Diskussion, wenn Sie persönlich werden oder versuchen, Argumente als absurd hinzustellen, dann nur zu.
Erwarten Sie aber von mir bitte nicht, dass ich darauf einsteige.
Fritz
Ein Argument, welches ich gerne noch nennen möchte und das m. E. gegen die Einrichtung von Kindergärten und Schulen auf Militärgelände spricht, ist der Umstand, dass ich es für absolut notwendig erachte, dass Kinder von Soldaten nicht Einrichtungen besuchen, in denen sie es ausschließlich mit Kindern zu tun haben, deren Eltern ebenfalls beim Militär beschäftigt sind, sondern solche, in denen sie auch mit Kindern zu tun haben, deren Eltern aus anderen Lebenswelten stammen.
Eine Kriegerkaste heranzubilden, mag ja dem Zusammenhalt der Streitkräfte dienen, aber sie dient nicht dem Zusammenhalt der Gesellschaft.
Ich halte es für falsch, wenn sich das Militär immer mehr von der Gesellschaft abschottet.
Mag für viele wieder ein absurdes Argument sein.
Fritz
@Fritz
Wie viele Soldaten oder Beschäftigte kennen sie, wo beide bei der Bw beschäftigt sind?
Es ist immer das gleiche in der BRD, immer erst mal schauen warum etwas nicht geht, als es dort gangbar zu machen wo es ohne Größere Probleme ginge.
@ Fritz
Ihrem letzten Argument stimme ich zu, wenn ich auch einige Ihrer vorigen Argumente nicht tragen möchte. ;-)
Wenn ich eine gute Einbindung in die Kommune und Gesellschaft haben möchte, dann darf ich mich nicht nur mit immer den selben Klientel auseinander setzen, das gilt für Soldaten an sich, die sich in ihrer Freizeit nur mit anderen Soldaten beschäftigen, wie auch die Kinder der Soldaten, welche nicht nur mit Kindern anderer Soldaten spielen sollten.
Ansonsten bin ich sehr gespannt, was da mit den ganzen Plänen wirklich bei uns ankommt. Ich erwarte bei den ganzen Ankündigungen der Vergangenheit ja nicht mehr wirklich viel und inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, als Vater kleiner Kinder bei Vorgesetzten immer wieder auf Verständnislosigkeit zu treffen, wenn ich mit Problemen der Betreuung auf ihn zu kam, weil es meiner Frau einfach so einfiel, mal schwer krank zu werden und die Betreuung aus dem Bett, bzw. Krankenhaus nicht mehr gewährleisten konnte.
Nicht zu vergessen: Die US Airbase Ramstein ist die größte mil. Airbase der USA außerhalb der USA. Das Militärkrankenhaus Landstuhl ist das größte mil. Krankenhaus der USA außerhalb der USA (eine neue Version davon entsteht derzeit ebenfalls im Landkreis KL). Klar, dass die auf einem anderen Kontinent auch ein wenig Infrastruktur gebrauchen können … ;)
@Tiefflieger
Wissen Sie, wer Nidal Hasan ist?
Fritz
@J..R.
Das Beispiel Kaiserslautern hinkt ja wohl mächtig. Die US-Streitkräfte sind außerhalb ihres Heimatlandes stationiert und finden vor Ort gar keine staatlichen bzw. privaten Einrichtungen vor, die z. B. nach dem amerikanischen Schulsystem lehren.
Fritz
@Fritz
Nein, es hinkt nicht gewaltig. Denn es zeigt nicht nur wie Streitkräfte im Ausland, aufbauend auf dem streitkräfte spezifischen Verständnis von „Family and Welfare“, Unterstützung erfahren. Sondern das gibt es bei diesen dann auch im Inland mit anderen Größen.
Nehmen Sie sich auch mal die Zeit und suchen bei den Verbündeten (hier mal nur USA und UK) nach dem Thema Housing, Famili and Welfare. Beispielsweise nach „The Marine and Family Programs Division“.
https://www.manpower.usmc.mil/portal/page/portal/M_RA_HOME/MF
Es geht hier nicht um den Vergleich von Äpfeln und Birnen sondern um das Aufzeigen von möglichen Rahmenbedingungen. Was nicht bedeuten soll sich davon alles auf die Fahnen zu schreiben. Gleichwohl kann manches als Anhalt dienen, bevor man das Rad neu erfindet oder in guter deutscher Manier alles erstmal ablehnt.
@ Fritz
Mir sagt der Name durchaus etwas.
Wenn Sie darauf hinaus wollen, dass eine KIta in einer Kaserne u:U. einer gewissen Gefährdung unterliegt, wenn auch noch so unwahrscheinlich, dann gebe ich Ihnen Recht. Ich habe durchaus versucht mitzuteilen, dass ich Kitas in den Kasernen nicht als das Mittel der Wahl sehe, aus von mir oben angesprochenen Gründen.
Aber dass sich etwas in Sachen Vereinbarkeit von Familie und Dienst was tun muss, dass halte ich für unabdingbar. Es kann nicht im Sinne der Bw sein, dass mitunter das fähigste Personal u.a. deswegen den Notausgang sucht oder die fähigsten Nachwuchsköpfe direkt vorab verschreckt werden. Es ist nun mal nicht mehr so wie früher: „Schatz, gute Nachrichten, wir ziehen um!“ (zum 11. Mal…) und die Frau macht alles ohne Murren mit und die Kinder freuen sich riesig mal wieder alle Freunde zu verlieren. Die Scheidungsquote spricht Bände…
@Fritz & @all
Zum Thema Kita’s in Kasernen ja/nein:
Als in den neunziger Jahren die USA in den persischen Golf zogen, war es (zumindest im Raum Heidelberg) selbstverständlich das sowohl die Absicherungsmaßnahmen für militärische Objekte verstärkt wurden (US-Facilities), alsauch für zivile DEUTSCHE Einrichtungen welche in hohem Maße von Kindern von US-SK-angehörigen mitgenutzt wurden. Nur war man damals clever genug dies nicht offensichtlich zu machen (kein Humvee vor der KiTa) sondern eher verdeckt (es war ein Chevy Suburban mit „Zivilpersonen“)…das der Buzz-Cut diese sofort als „Grunts“ auswies, steht auf einem anderen Blatt.
Es macht doch keinen Unterschied ob die Kita in der Kaserne ist oder nicht. Eine konventionelle Bedrohung sehe ich für Kasernen in DEU erstmal nicht, zumindest nicht ohne ausreichende Vorwarnzeit. Sie schreiben ja selbst von einer Eskalation von konventionell zu nuklear. Wenn wir bereits in einem konventionellen Konflikt stehen, habe ich ausreichend Möglichkeit abzuwägen, ob eine Verlegung/Schließung der KiTa eine Gefährdung verringert oder eher erhöht. Bei einer Eskalation zu nuklear…naja, ob der Sprengkopf mit 150kT in der Kaserne einschlägt oder im 10km entfernten Kindergarten, ist dann doch eher zu vernachlässigen…so hart wie es sich anhört.
my 2 cents
MkG
Interessierter
@NMWC & @all
Grundsätzlich gibt es in der Bw noch KEINEN Ansatz oder irgendwelche Grundlagen für ganzheitlichen „Family Support“ im Bereich „Morale, Welfare & Recreation“. Die FBZ und FBSt sind gem. ihres Auftrages im SP für die Betreuung von Familien bzw. Angehörigen von Soldaten im Einsatz zuständig (auch wenn von diesen immer wieder viele Impulse und Angebote für den Grundbetrieb ausgehen)
Unter ganzheitlich verstehe ich die Aspekte Housing, Kinderbetreuung, Möglichkeiten zur Anstellung der Lebenspartner in besonderen Fällen (und sei es z.B. nur als Küchenhilfskraft oder Schreibkraft o.Ä.)
Dieses Konzept lässt sich jedoch nur halbwegs vernünftig realisieren, wenn wir (ich komme mal wieder daraufzurück) von der Bundeswehr als Instrument der Strukturförderung absehen und Großstandorte schaffen. Dann kann ich auch ggf. Housing-Areas schaffen (die nichtmal primär IN der Liegenschaft oder rein militärisch sein sollten), welche sowohl Pendlern oder Alleinstehenden sowie Familien zur Verfügung stehen, sondern auch eine entsprechende Betreuungsinfrastruktur schaffen.
Und wenn wir dann bei den Großstandorten sind, sind wir auch bei dem hier oft angesprochenen Aspekt Laufbahnplanung, Pflichttore und Standortsicherheit.
Wenn diese Voraussetzungen geschaffen sind, wären auch Versetzungen mit „Kind&Kegel“ ein geringeres Problem. Mieten in der Bw-Wohnung sind notfalls auch aus EINEM Einkommen zu finanzieren, Kinderbetreuung steht bereit, ein ähnlich sozialisiertes Umfeld ist vorhanden (Netzwerk gegenseitiger Hilfe..)
Dazu gehört aber mehr als eine Zweitfunktion Betreuungsfeldwebel. Und vor allem gehört dazu ganz viel Geld. Was ist eigentlich aus der Idee geworden, einen Teil der Kosten ISAF und OEF aus dem Gesamthaushalt zu bestreiten? Wenn wenigstens die Summen für den AVZ der Soldaten für die Einsätze KFOR, EOF, ISAF etc. (welches ja unbestreitbar KEINE EDA-Kosten sind) dem EP 14 als Anschubfinanzierung für diese Projekte zur Verfügung gestellt würde, wären wir schon einen großen Schritt weiter.
@Georg | 12. Januar 2014 – 22:09
Zitat: „Kann es sein, dass in manchen Kommentar einfach die eigene Unvorstellbarkeit Soldat und gleichzeitig erziehender Vater oder Mutter zu sein, bei diesen neuen Fürsorgepunkt sich als Kern der Ablehnung rauskristallisiert ?“
Auch vergangene Soldatengenerationen hatten kleine Kinder und haben Beruf und Familie vereinbaren können. Ganz ohne Teilzeit und Kttas in den Dienststellen. Kita 5 km von der Dienststelle entfernt. Großeltern hunderte von Kilometern entfernt …. So wie es auch bei mir der Fall war.
Ich bin keinesfalls gegen derartige Verbesserungen der Dienst- und Lebensbedingungen für Soldaten. Aber es gibt sicher dringendere Probleme der BW, die es zu lösen gilt.
@Stefan
Sorry, das greift mir zu kurz. Ich nehm Sie jetzt mal beim Wort (auch auf die Gefahr hin, sie bewusst falsch zu verstehen):
Seit den vergangenen GENERATIONEN hat sich aber auch in der Familie einiges getan, z.B. in der Berufstätigkeit der Frau (unabhängig davon ob zur Selbstverwirklichung oder aus finanzieller Notwendigkeit. Deswegen bin ich gegen solche Überkreuzvergleiche. Und wenn Sie von „vergangenen Soldatengenerationen“ sprechen, meinen Sie dann solche Kameraden im Bereich UmP welche es geschafft haben sich in Ihrer gesamten Dienstzeit in einem Umkreis von 50-100km (Lehrgänge und Einsatz ausgenommen) zu bewegen? Davon kenn ich nämlich nicht gerade wenige (ich kenn auch genügend Gegenbeispiele aus dem anderen Extrem…anyway).
Ich kenn welche, die das im Umkreis von 5 – 10 km geschafft haben und immer noch schaffen …
@Interessierter | 13. Januar 2014 – 15:28
Was ist UmP?
Meine Frau und die Frauen meiner Kameraden haben Vollzeit, teilweise im Schichtdienst, gearbeitet. Und wir haben die Möglichkeit genutzt an den Standort zu ziehen. Dies wird übrigens heutzutage von zivilen Unternehmen auch gefordert. Umzug ist auch für Soldaten zumutbar. Ein Hausbau kam mir aufgrund der geforderten beruflichen Mobilität nicht in den Sinn. Mit dem Sold eines Soldaten kann man auch eine komfortable Wohnung mieten. Die Kindereinrichtungen waren von 6.00 bis 18.00 Uhr durchgehend geöffnet.
Auf ntv lief vorhin ein „spezial“ zum Thema. Über Zahlen von 2012 und Soldatinnen mag ich gar nicht reden, Bemerkenswert finde ich, ein General präsentiert das Eltern- Kind-(für mich neu)Arbeitszimmer.
Anschließende Umfrageanzeige, soll Bw etwas tun? Mehrheit (14.30 Uhr) nein. Dies zeigt m.E. Bw ist der Masse egal.
Aber auch intern muss wohl der eine oder andere Stabsoffizier erst noch nach Hause gehen. In einer Dienststelle der Marine sollen gerade alle Kaffeemaschinen verboten worden sein, man könne diesen ja auch in der Kantine kaufen, es fängt beim Thema Zufriedenheit also viel kleiner an.
Neuanfanfang m.E. nur möglich wenn alle die nicht mehr wollen oder dem „schönen“ kalten Krieg nachtrauern gehen lässt, was übrigens der GI mal gesagt haben soll, wer nicht mehr mit (Reform) will, kann gehen, aber dann kamen die unterbezahlten Mangelverwendungsreihen.
@Interessierter | 13. Januar 2014 – 15:28
Ergänzung:
Bei einer Mietwohnung ist auch die außerberufliche Belastung geringer und sichert mehr Zeit für die Kinder. Während Hausbesitzer im Vorgarten wühlten, habe ich mich mit meinen Nachwuchs beschäftigt.
im übrigen finde ich KiTaS in Kasernen als coup genial, Nachwuchswerbung leichtgemacht. Ich bin z.B. Brückenwärter geworden, weil bereits mein Opa mich regelmäßig mit an Bord nahm (einschließlich persönlicher „Referent,“ der für meine „Sicherheit“ zu sorgen hatte)
@Les Grossmann | 13. Januar 2014 – 15:52
1. Falsche Schlußfolgerung. Menschen denen die BW egal wären hätten nicht abgestimmt. Die Teilnahme an der Abstimmung zeigt eher ihr Interesse an der BW.
2. Das Verbot von Kaffeemaschinen auf den Dienstzimmern ist richtig, denn dort soll in der Arbeitszeit gearbeitet und nicht Kaffee getrunken werden. In den gesetzlichen Pausen kann wirklich in der Kantine Kaffe getrunken werden. Das war zu meiner aktiven Zeit auch so. Rauchen ist ja heutzutage schließlich auch auf den Dienstzimmern nicht erlaubt.
@stefan
im Ernst?
Schafft nicht auch wühlen im Dreck (Garten) eine Befriedigung, besonders dann wenn Kinder mithelfen dürfen, ihr Beet haben? Ist das Haus nicht auch Ausdruck, hier bin ich, hier bleibe ich, angekommen als Zeichen an den Rest der Nachbarn/Gemeinde?
(Würde es ohne Gartenarbeit Infantristen geben? Ironie)
na dann,
bald ist zu Ihrer Zeit vorbei,
mit den falschen Schlussfolgerungen haben Sie Recht, ziehe diesen Anteil zurück.
@Stefan
UmP = Unteroffizier mit Portepee (Feldwebeldienstgrade)
Dann bitte auch die Gehälter ziv. und mil in den Kontext setzen. Gerade dort wo eine entsprechende Mobilität gefordert wird, wird diese häufig (nicht immer) auch entsprechend vergütet.
Zum Thema außerberufliche Belastung hat Les Grossmann schon alles gesagt.
Zu den Kaffeemaschinen: Dann bitte auch Wasser und Familienfotos verbieten. Trinken kann ich in den gesetzlichen Pausen und die Fotos mir auch nach Feierabend anschauen.
@Les Grossmann
Den Wert solcher Abstimmungen im TV erkennt man immer wieder an den „tollen“ Umfragen im Viedotext:
Soll … ?
Ja 55%
Nein 25%
Mir egal 20%
Und das ganze bei 10 Abstimmenden …
zum Punkt keine Lehrgänge in den Schulferien.
In welchem Bundesland, des Soldaten, der Schule? Was sagt die Lehrer- Hörsaalbedarfsrechung von 1998 dazu? 52 Wochen Ausbildung mit 1052? Stunden Ausbildung (und damit ist Wissensvermittlung und nicht Vorbereitung gemeint), rechtfertigen 1! Lehrer? Urlaub, Krankheit des Lehrpersonals ist schon statistisch eingerechnet.
Wird es endlich wirklich stützpunktnahe Ausbildung, Fernausbildung geben? Auch hier lohnt Herr General mit seinem Freudschen Versprecher, Fernausbildung ist zu Hause, Äh am Standort,
Pädagogisch wertvolles Lernen in der 41 Stunden Woche hat es zu der „einen oder anderen“Zeit gegeben, gibt es immer noch, ist das zielführend, zeitgemäß?
@Interessierter | 13. Januar 2014 – 16:21
Kein Quatsch, mein Schwiegersohn darf an seimem zivilen Arbeitplatz in einem großen Unternehmen auch keinen Kaffee trinken und zum rauchen einer Zigarette muß er sogar das Werksgelände verlassen und sich dazu an der „Stechuhr“ ausbuchen. Alles außerhalb der Arbeitszeit. Essen und trinken (auch Wasser) nur in den Pausen und in der Kantine. Das Familienfoto ist noch erlaubt. Arbeiten auch. Das Gehalt ist weniger als die Hälfte eines Soldaten. Die deutsche Lebenswirklichkeit läßt grüßen.
Ich werde jetzt in meinem Büro, als Pensionär, einen Kaffe trinken und eine Zigarette rauchen. ;-)
@Interessierter
ja ja, habe verstanden.
@stefan
amazon? B12(ironie)
verstehe die Idee, verstehen Sie meine.
@Les Grossmann | 13. Januar 2014 – 16:34
Man kann ein Schulkind notfalls auch außerhalb der Schulferien aus der Schule nehmen und mit ihm Urlaub machen. Allzu viel verpaßt es heutzutage dabei nicht.
@Stefan
Arbeitet Ihr Schwiegersohn im Reinraum? Oder habe ich Ironie übersehen?
@Interessierter | 13. Januar 2014 – 16:45
Er arbeitet in einem ganz gewöhnlichen Büro einer Verwaltung. Ohne Publikumsverkehr.
@stefan
stimmt, etwas Lernen kann man nicht verpassen und im Zweifel können Sie ja mit der ps4 in der fensterlosen Wohnung weiterhelfen, der Schwiegersohn ist bestimmt mit den Geheimnissen der Lottozahlen betraut (komplett Ironie)?
@TW
sorry, das wars und soll nicht wieder vorkommen, wichtig ist das Thema, mea culpa
Also das Verbot, am Arbeitsplatz Wasser zu trinken, ist in meinen Augen ein klarer Fall für den Staatsanwalt.
@chickenhawk | 13. Januar 2014 – 17:31
Die Kantine ist in 3 Minuten zu erreichen und 24 Stunden besetzt, da dort auch in Schichten gearbeitet wird. Wasserautomaten gibt es (so glaube ich jedenfalls zu wissen) auf den Fluren auch. Aber am Arbeitsplatz (im Büro) ist Essen und Trinken verboten. Im Notfall kann man sich ja ein Paar Fehlminuten anschreiben lassen. Geht ja bei den Zigarettenpausen vor dem Werktor auch. Ich glaube nicht dass dies ein klarer Fall für den Staatsanwalt ist.
@Stefan
Jetzt liest sich das schon wieder anders…
Strenggenommen ist das „trinken“ unmittelbar am Bildschirmarbeitsplatz bei der Bw auch verboten…zumindest hatte ich mal irgendwas dahingehend in der Hand…
Muss der Mitarbeiter dann auch „ausstempeln“ wenn er zum Wasserspender auf dem Flur geht? Das ist eine rhetorische Frage…bitte keine Antwort und weitere Vertiefung dieses Sujets.
Wo waren wir mal, ach ja Attraktivität und Familie und Dienst…also bitte btt.
Also ich würde ja gerne um Thema weiter diskutieren und unter Umständen auch was der Sicht des Betroffenen Familienteils, wie gestern Abend angedeutet, beitragen.
Aber irgendwie hab ich keine Lust, mir hier, von manch einem, unseren gewählten Lebensweg auch noch vorwerfen zu lassen. Und auch was zum Thema zivile Wirtschaft erzählen, denn in der befinde ich mich seit ein paar Jahren auch, nachdem ich keine Lust mehr hatte und vorzeitig aufgehört habe.
Etwas weniger Engstirnigkeit und Offenheit wären schön. Wenn ich hier aber mit Vorwürfen und sonstigen rechnen habe, nur weil man über seinen Weg und aus dem persönlichen Nähkästchen plaudert, dann lasse ich es doch gleich lieber sein und verzichte auf weitere Beiträge.
Gibt ’nen neuen Thread mit Aussagen des von der Leyen-Sprechers in der Bundespressekonferenz. Vielleicht kriegen wir da ein bisschen Funkdisziplin hin..
@ Les Grosmann
Zitat: „Wird es endlich wirklich stützpunktnahe Ausbildung, Fernausbildung geben? Auch hier lohnt Herr General mit seinem Freudschen Versprecher, Fernausbildung ist zu Hause, Äh am Standort,“
Genau dies ist das Problem ! Fernausbildung während der Freizeit oder im Dienst ?
Und wenn im Dienst, wird der Soldat dann vom normalen Dienstbetrieb zumindestens halbtags freigestellt ?
Gibt es in der Kaserne einen eigenen Fernausbildungsraum mit entsprechenden Telearbeitsplatz wo der Soldat ungestört lernen kann ?
Und wie schnell ist die Datenbindung der Kaserne ans Intranet ? Eine symmetrische 4 MBit-Leitung für die gesamten Beschäftigten in der Kaserne, also alle SAP-Anwender und Lehrgangsteilnehmer reicht sicher nicht aus. Ein voll ausgestatteter Arbeitsplatz mit Ton- und Videoanbindung in einem „Virtuell Classroom“ benötigt ca. 500 kBit Bandbreite. In der oben geschilderten Kaserne funktioniert der Videoarbeitsplatz dann nicht.
In der Praxis ist es unendlich nervig, als Teletutor der Bw einen Fernlehrgang zu betreuen, wenn die Leitungskapazität immer wieder den Unterrichtsfluss hemmt und es zu Verbindungsabbrüchen kommt.
Übrigens mein Sohn hat schon vor 10 Jahren an irgendwelchen Netzwerkspielen mit gemeinsamer Audioverbindung mit einer ganz normalen DSL 1000 Verbindung teilgenommen. Die Bw bekommt es bis heute noch nicht flächendeckend hin !
@NMWC
Ich hoffe das ging nciht an meine Adresse, ansonsten liegt hier ein kapitales Mißverständnis vor.
@Interessierter
Nein, nein. Sie waren damit jetzt nicht gemeint. Ihr Beitrag von 13:50 hat ja meinen vorherigen entsprechend ergänzt.
Ich habe das Gefühl, dass ich mir hier was anhören muss, wenn ich mal, ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit und Umsetzbarkeit auf alle Familien, persönliches beitrage.
Und dazu ist mir meine Zeit zu schade.
@ Vergleich mit anderen Streitkräften
Gleichwohl kann manches als Anhalt dienen, bevor man das Rad neu erfindet oder in guter deutscher Manier alles erstmal ablehnt.
Schön zusammengefasst, Danke. :)
Dabei bin ich persönlich nichtmal der Meinung, dass „Gated Communities/Ghettos für die Bundeswehr“ die Lösung seien. Aber „brauchts nicht“ ist nicht das gleiche wie „geht nicht“ oder „gibts nicht“.
Was mir persönlich etwas zu kurz kommt: Auf die deutsche Bevölkerung bezogen machen Soldaten wahrscheinlich nicht die Mehrzahl der Wochenends- und Langstrecken-Pendler aus, und auch nicht das Gros der Häufig-Umziehenden. (Ach wenn innerhalb der Bevölkerungsgruppe Bundeswehr deren Anteil wohl überdurchschnittlich groß ist.)
Die angesprochenen Probleme wie die Verfügbarkeit von Kindertagesplätzen, das Finden von kindertauglichen Wohnungen in Arbeitsplatznähe, die Belastung durch viele Umzüge oder die Lehrplanprobleme beim Schulwechsel betreffen letztlich mehr Deutsche als hier abgebildet wird.
Ist eine Privilegierung von Staatsangestellten da wirklich die Lösung?
Und ist es nicht irgendwie ein Armutszeugnis, wenn die Ministerin, die jetzt 8-12 Jahre für Familie bzw. Soziales verantwortlich war, jetzt erstmal medienwirksam an „betriebsinternen Lösung“ arbeiten will, weil das öffentliche Angebot nicht ausreicht?
@J.R.
Die „Military-Community“ ist sicherlich kein Allheilmittel. Ich deswegen ja auch das diese eben nicht REIN militärisch sein sollten.
Was den Anteil der FERNPENDLER in der Bw im Vergleich zum Rest von Deutschland angeht, hab ich folgendes gefunden:
„Die folgende Aufzählung der Bundesländer mit überdurchschnittlichen Anteilen von Pendlern mit langen Arbeitswegen oder -zeiten legt die Vermutung nahe, dass diese Anteile dort besonders hoch sind, wo Erwerbsmöglichkeiten (im eigenen Land) nicht in ausreichendem Maße vorhanden bzw. schwer zu erreichen sind. Erster Indikator hierfür sind die Anteile der Berufspendler, die zur Arbeit aus dem jeweiligen Bundesland auspendeln:
Berlin 5%
Brandenburg 23%
Mecklenburg-Vorpommern 7%
Rheinland-Pfalz 15%
Sachsen-Anhalt 10%
Schleswig-Holstein 17%“
(Quelle: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 04/2010)
http://www.fafo-bw.de/veroeffentl/Monatshefte/PDF/Beitrag10_04_07.pdf
edit: Berücksichtigt wurde die Pendler welche aus dem jewiligen Bundesland „auspendeln“. Deswegen auch die signifikant höheren Zahlen in SH und BB. Da werden die Tagespendler nach HH und B mit drin sein. Des weiteren gehe ich davon aus, das die Soldaten ebenfalls bereits in dieser Erfassung mitberücksichtigt sind *endedit*
Demzufolge liegt der Budnesdurchschnitt bei 6% Fernpendlern. Ich denke doch das ob diesen Schnitts, der Anteil bei der Bw signifikant höher ist.
Trotzdem stimme ich Ihnen zu das die Bereinbarkeit von Familie&Beruf kein Bw-exklusives Problem ist. Dafür aber viele Branchen bereits Lösungen gefunden haben und auch anbieten können (Flexible Arbeitszeit, Betriebskindergärten, etc.).
Ob das dann eine Privilegierung ist oder einfach nur eine Reaktion auf Sachzwänge ist denke ich Auslegungs- und Darstellungssache. Wir bekommen ja auch Arbeitskleidung gestellt und der Friseur, Verkäufer oder Bankkaufmann muss sich selbst einkleiden…(platter Vergleich, sorry)
Was den Punkt mit der „Vorverwendung“ jetzigen Ministerin angeht, haben sie mich nachdenklich gemacht.
@ J.R.
Zitat: „Die angesprochenen Probleme wie die Verfügbarkeit von Kindertagesplätzen, das Finden von kindertauglichen Wohnungen in Arbeitsplatznähe, die Belastung durch viele Umzüge oder die Lehrplanprobleme beim Schulwechsel betreffen letztlich mehr Deutsche als hier abgebildet wird.“
Dies ist ja wohl eher eine ziemliche Verharmlosung der Situation der Soldaten der Bw.
An manchen Standorten pendeln bis zu 80 % der Soldaten. Ich kenne keine andere Berufsgruppe, die planmäßig (nicht wegen Insolvenz der Firma usw.) alle 3 Jahre versetzt werden. Zudem finden die Versetzungen oft über viele 100 km statt.
Für die Lw z . B. Truppe – Amt also Ostfriesland, Schleswig-Holstein, Bayern, Niedersachsen nach Köln/Bonn im Schnitt 300 – 500 km Entfernung, Wochenendpendeln.
Wenn sich dann eine Familie entschließt, umzuziehen, damit man ein halbwegs normales Familienleben führen kann, dann verliert das Kind in der Regel ein Schuljahr.
Die Menschheit ist vor ca. 45 Jahren auf dem Mond gelandet, aber in Deutschland gibt es keinen einheitlichen Lehrplan für alle Bundesländer.
Die Scheidungsraten der Berufs- und Zeitsoldaten werden als Staatsgeheimnis in Deutschland betrachtet. Die Zahlen des SoWi-Institutes der Bw sind aber trotzdem durchgesickert, ca. 50 – 80 % Scheidungsrate bei längerdienenden Soldaten, je nach Einheit und Verwendung. Solange die absolute Mehrheit der mir bekannten Berufssoldaten ihren Kindern rät, sie können jeden Beruf ergreifen außer Soldat werden, stimmt etwas bei den sozialen Rahmenbedingungen in den Streitkräften nicht !
@ Interessierter
Danke für den Link. Aber wenn von 41,87 Mio. Erwerbstätigen 5% länger als eine Stunde zur Arbeit haben, dann sind das schon 2 Mio. Selbst wenn alle Soldaten darunter fielen wäre das nur ein Zehntel.
Dass der Anteil bei Soldaten größer sein dürfte als beim Bundesdurchschnitt streit ich ja gar nicht ab. :)
@ Georg
Regelmäßige Versetzungen gibt es auch bei Projektarbeit oder bei der Arbeit in ausländischen Niederlassungen. Und gerade bei mittelständischen Unternehmen ist da auch nicht viel mit Betriebskindergarten oder Umzugsförderung.
Was es hingegen öfters gibt ist meist ein gewisses Mitspracherecht – grob nach dem Motto „Geld und Karriere“ oder „Standortwahl“. (Zumindest im Normalbetrieb. Bei Umstrukturierungen wird da in der Wirtschaftt auch nicht groß gefragt.)
@J.R.
In der Gesamtschau, also dem Vergleich der absoluten Zahlen habe Sie recht…aber
meienr Meinung nach betrachten Sie falsch..Um das mal klarer zu formulieren:
Es pendeln 5% aller Erwerbstätigen…. Und wieviel Prozent in der (Erwerbstätigen in der) Bw? 50-80% Es geht um den Proporz, nciht um die absoluten Zahlen.
BwAngehörige sind nunmal Kraft ihrer Berufswahl STÄRKER von der Pendelproblematik betroffen als andere Berufsgruppen. Berufsgruppen die im zivilen Bereich ähnlich hohe Quoten aufweisen sind mir ad-hoc nicht bekannt (von Monteuren und Aussendienstmitarbeitern mal abgesehen). Ihrer Argumentation folgend könnte man auch sagen, es erkranken so wenig Bundesbürger an einer Staublunge, deswegen ergreifen wir keine Maßnahmen zum Schutz der Bergarbeiter. (überspitzt formuliert)
@ Interessierter
Die Intention ist genau andersrum. Wenn es zwei Millionen Deutsche betrifft (tatsächlich sind es ja mehr, da ja auch deren Familien betroffen sind), dann ist es ein gesamtdeutsches Problem, und sollte auch als solches angegangen werden.
Eine nur die Bundeswehr betreffende Lösung läßt halt 90+% der Betroffenen außen vor.
@J.R.
Es geht hier um Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei der Bundeswehr. Hier ist der Staat bzw das BMVg gefordert. Die zivile Wirtschaft hat ähnliche Probleme und muss sich ebenso um ihre Mitarbeiter kümmern, das tut sie auch häufig weil die Leute sonst mit den Füßen abstimmen, in Zeiten von Facharbeitermangel ist das durchaus möglich..
@JR, @all: Bundeswehrangehörige haben nunmal eine besondere Berufswahl getroffen, also sind diese grundsätzlich von der Pendelproblematik mehr betroffen. Lassen wir mal ursächliche Stationierungsfehlentscheidungen der Reform aussen vor, da war das auch schon so in den 70er und 80er Jahren Gang und Gäbe.
Ich war z.B. als SAZ 12 bei den HFLg’n als TruppenOffz und damit auf die professionelle Fliegerei orientiert. Meiner Familie war sehr schnell klar, daß die gewerbliche Fliegerei ein noch größeres Zigeunerleben wird, als das bei der Bundeswehr. Also lebte man nach einer Versetzung von München „ins Roth ist tod“ rund fünf Jahre. Die Frau hatte ihren hoch qualifierten Job verloren, etc. etc.. Das „Kaff“ hatte sich zwischenzeilich aber einigermaßen entwickelt und man ahnte, daß man nach Auscheiden einen „ruhenden Pol“ braucht.
Ergo ist man bei den letzten drei Versetzungen gependelt. Mitterhardhausen, Laupheim, Mendig. Das Roth hat sich bis zu meinem Ausscheiden weiter entwickelt. Die Frau hatte auch zwischenzeitlich einen halbwegs passenden Job gefunden und Roth wurde langsam symphatisch. Also kaufte man mit Auscheiden aus der Bw eine ETW.
Und was kam dann?
Man pendelte quer durch Deutschland und auch im 5- Wochenrhytmus Dienst / 3 Wochen frei, bis nach Aegypten oder Griechenland oder Portugal. Man hatte halt einen besonderen Job in der Fliegerei. Und wenn ich unser Bodenpersonal, die Prüfer, Techniker, Radlader- und LKW-Fahrer miteinbeziehe, ging es denen genauso. Die pendelten quer durch die (wiedervereinigte) Republik und freuten sich, wenn sie mal im Ausland waren oder wenn mal ein Einsatz in heimatlichen Regionen war.
Die hatten nämlich auch einen Job gewählt, mit dem man sich identifizieren kann und der gar nicht mal so schlecht bezahlt ist..
Was soll also das aktuelle Gejaule Einzelner und auch von der Gewerkschaft „Pulver und Blei“, bei der ich auch noch treues Mitglied bin, aber seit jüngerer Zeit das berufliche Selbstverständnis vermisse.