Chef des Bundeswehr-Einsatzführungskommandos: ‚Wir müssen uns mit Afrika beschäftigen‘

Angesichts der explosiven Situation in einigen Ländern Afrikas – in den vergangenen Tagen vor allem die Zentralafrikanische Republik und der Südsudan – verlinke ich hier dann doch mal (entgegen der üblichen Praxis) ein Zeitungsinterview: Der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr, Generalleutnant Hans-Werner Fritz (auf dem Archivbild oben 2010 als Regionalkommandeur Nord in Afghanistan) sieht für die Deutschen mehr Engagement in Afrika als nötig an. Aus dem Gespräch, dass die taz-Afrika-Korrespondentin Simone Schlindwein mit Fritz in Uganda geführt hat:

Wir müssen als Europa schon darauf achten, was vor unserer Haustür passiert. Dies gilt auch in Afrika. Die Franzosen und die Briten engagieren sich auf dem Kontinent traditionell mehr, darin haben sie viel Expertise. Ich denke aber, andere europäische Nationen, auch Deutschland, können sich dem nicht entziehen. Wir müssen uns mit Afrika beschäftigen, was wir bereits tun, weil die Entwicklungen in diesen Ländern auch unsere Interessen betreffen können.

Das ganze Interview hier: Deutscher Generalleutnant über Afrika – Plädoyer für „präventives Handeln“

Allerdings: vor fast zehn Jahren sah es auch schon mal nach mehr deutschem (militärischem) Engagement in Afrika aus.

Nachtrag: eine interessante Geschichte vom Bloggerkollegen Bruxelles2: Wie ein Einsatz der EU-Battlegroup in Afrika gestoppt wurde

(Archivbild: Der damalige Generalmajor Fritz als Kommandeur ISAF Regional Command North im Dezember 2010 – ISAFmedia via Flickr unter CC-BY-Lizenz)

128 Antworten auf “Chef des Bundeswehr-Einsatzführungskommandos: ‚Wir müssen uns mit Afrika beschäftigen‘

  1. Ja, müssen wir! Obwohl wir gerade Lehren aus dem Einsatz in Afghanistan gezogen und umgesetzt haben. Uns optimiert haben, in Struktur, Verfahren und Ausrüstung, als ob es dort nach lange so weiter gehen würde. Nun ändert sich die Aufgabe dort. Und nun Afrika? Abseits aller sicherheitspolitischen Vorgaben und Überlegungen: Ich denke unser Land ist für für „Beschäftigung“ gerüstet, aber mehr noch nicht. Nun bitte nicht zu schnell auf neue Überlegungen aufspringen. Wichtig ist, vorher gründlich zu überlegen, andere zu fragen, siehe der Einstieg in Afghanistan und unserer Bewertung im LIchte heutiger Erfahrungen. Rein ist man schnell aber raus? Was wollen wir erreichen, wenn wir uns engagieren? Und ich verweise auf die Ausführungen des Generals zur Neuausrichtung.

  2. Diese „Africa is a country“ Mentalität ist unerträglich.

    „was vor unserer Haustür passiert. Dies gilt auch in Afrika.“

    Wann hat denn der Herr das letzte mal auf eine Landkarte geguckt? Was ist denn da nicht vor unserer Haustür? So ein vor-der-Haustür Anspruch ist da ja schon größer als der des im Großdeutschen Reiches.

    Und hat der Herr eine Vorstellung von den Dimensionen über die wir da sprechen?

    „andere europäische Nationen, auch Deutschland, können sich dem nicht entziehen“

    Ach. Und warum nicht? Hat der Herr nicht gelernt „Nein“ zu sagen? Schlechte Kindheit gehabt?

    Wie kann man nur so schwachsinnig argumentieren.

    Sollen wir jetzt für die Kolonialsünden der Franzosen und Briten bezahlen? Oder für den absoluten Unsinn den man in Libyen angestellt hat? Bitte mal echte Argumente. Warum?

  3. @ AKamp
    Ja, Gründlichkeit ist ein wichtiges Gebot – bei der Entscheidung, wo wir uns engagieren, bei der strategischen Zielsetzung, bei der operativen Planung und natürlich bei der Umsetzung vor Ort. Aber: Es wäre kaum zu akzeptieren, lediglich für „Beschäftigung“ gerüstet zu sein. Erstens stimmt das nicht, sondern ist eher ein beliebter Vorwand fürs Zuschauen. Und zweitens: Wir geben Jahr für Jahr (!!!) rund 33 Milliarden (!!!) Euro für den EPl 14 aus. Wenn da kein substanzieller Beitrag für eine aktive und effektive Sicherheitsvorsorge herauskommt, dann ist das ein bedenkliches Signal und spricht nicht für die Streitkräfte. Entschuldigende Hinweise auf eine laufende Reform reichen da nicht mehr, denn Reformen wird es immer geben.

    Nein, wenn wir von der Notwendigkeit überzeugt sind, uns in unserem eigenen sicherheitspolitischen Interesse künftig mehr in ausgewählten Teilen Afrikas auch militärisch engagieren zu müssen (und das kann ja in der Regel nur in UN-Missionen geschehen), dann sollten wir das auch tun. Nicht überall, das geht nicht. Aber auch nicht erst in ferner Zukunft.

  4. Mit unserer „Haustür“ meint er Europa – einfach mal Ruhe bewahren, b…

    Aber mehr Argumente hätte ich mir auch gewünscht. Was sind unsere Ziele auf dem afrikanischen Kontinent? Mit wem zusammen will man was genau erreichen? Gibt es Schnittmengen in Europa oder nur die befürchtete „Fürsorge ehemaliger Kolonialmächte“?

    @KeLaBe
    Sie betonen den Etat des EPl14 sehr, übersehen allerdings dabei, dass wir immer noch unter dem liegen, was wir laut geltenden Verträgen und BIP in Verteidigung investieren sollten ;-)
    Aber ich stimme zu, 33 Mrd € kann man besser einsetzen, als bisher gezeigt…

  5. @AKamp:
    „Obwohl wir gerade Lehren aus dem Einsatz in Afghanistan gezogen und umgesetzt haben“

    Haben wir das wirklich oder hat man nur eine halbgare ISAF geprägte Heeresstruktur geplant?
    Das war bereits 2011 absehbar, dass die Zukunft nicht in großen StabOp liegen wird. Aber Generale wollen ja stets den letzten Krieg gewinnen.

    Wenn man diese Neuorientierung der Neuausrichtung (Ausbildungsmission in Afrika, statt StabOp in AFG) runterbrechen würde, dann müsste das Heer sich nun neu ausrichten.
    Wie hier anderswo heute bereits erwähnt braucht man hierfür nicht vorallem mehr Infanterie.

    Aber auch innerhalb der heutigen Struktur ließe sich hier viel machen.
    Beispielsweise die OMLT-Abteilungen der Brigaden personell vernünftig aufstellen und die D/F-Brigade auf enge Kooperation für Ausbildungsmissionen mit den Franzosen ausrichten (anstatt irgendwelche Initial-Entry Szenare zu üben).
    Ganz im Sinne des „regional aligend forces“-Modells.

    Das Level of Ambition der Neuausrichtung ist Quatsch – und das wird man spätestens in 5 Jahren offiziell merken.

    Aber dafür würde es Führung bedürfen – auf der Ebene GI.

  6. Zur vernünftigen Erfüllung eines Auftrages braucht man Kräfte, Raum, Mittel und Zeit.

    Hat DEU Kräfte und Mittel? Wenn ja, wo?

  7. @ Memoria
    Der Schlüssel liegt doch sicher in nicht „mehr“ Infanterie sondern geeigneter. Nicht Masse, sondern Klasse. Leicht, schnell, z.B. für „IN“, dann für Ausbildungsmissionen geeeignet aber auch durchsetzungsfähig, wenn notwendig. z.B. bei „OUT“. Gibt es da nicht Anleihen bei USMC (die machen Ausbildungsunterstützung doch schon länger, haben dies wohl von US SOF im Sinne Entlastung übernommen) ? oder 82/101 US ?. Oder FR Para, GBR ……? Da muss man ja kein Spezialist sein, um auf Klasse statt Masse zu kommen, daher gehe ich mal davon aus, dass wir da weiter sind, denn sonst würde der General das doch nicht ansprechen. Sein Ärmelabzeichenauf dem Bild ist doch DSO, also ist er doch Infanterist und weiß wovon er redet.
    Aber letztlich erwartet man vom DEU mehr als Infanterie – sicher doch eher für diese Region und den Auftrag optimierte Hauptquartiere, Logistik, Sanität, Lufttransport und/oder Geld:-)

  8. @AKamp:
    „…daher gehe ich mal davon aus, dass wir da weiter sind, denn sonst würde der General das doch nicht ansprechen. “

    Ironiemodus vergessen? Sie ahnen wohl nicht wie relitätsfern die Generalität ist.
    Fritz sagt das aus seiner Sicht (Befh EinsFüKdo), die Planungen des Heeres sind damit nicht gekoppelt.

    Trotz all der Planungsgprozesse: Die TSK/ OrgBer machen weiter was sie wollen (siehe: http://augengeradeaus.net/2013/12/doku-die-inspekteure-mit-alles-zur-bundeswehr/).
    Die Neuausrichtung ist ohne Ziel (Breite vor Tiefe)

  9. Zum Nachtrag oben: Egal wie sich DEU aufstellt, alleine reißen wir nichts. Politisch ist ein Einsatz ohne UN- Mandat nicht leicht in die Gänge zu bekommen. Auf europäischer (mit FRA) Ebene klappt auch nichts, solange die Briten nicht endlich die Entscheidung treffen, ob sie Europäer sein wollen oder Amerikaner in der Diaspora.

    Über 30 Jahre halten sie uns nun hin. Ich warte sehnsüchtig auf eine Volksabstimmung, die endlich Klarheit schüfe. Aber inzwischen fürchte ich, daß die Kontinentalverschiebung das Problem eher löst, als die Politik. Wir sollten uns nichts vormachen: Solange wir die Briten dafür bezahlen, daß sie Mitglied bleiben, ändert sich nichts.

  10. Die Briten bleiben eben der Souverän auf der Insel

    Die Franzosen trauern ihrer Position als Kolonialmacht nach und versuchen als Substitut die dominante Macht auf dem europäischen Festland zu werden.

    Deutschland weis gar nichts mit sich anzufangen und hängt sich abwechselnd an den Rockzipfel der USA oder Frankreichs.

    In diesem Kontext ist auch die Aussage: „Wir müssen uns mit Afrika beschäftigen“ absolut entlarvend. Eine Handelsmacht wie Deutschland mit einem BIP von 3,4 Billionen USD hat keine abschließende Afrikastrategie und muss erst mal anfangen sich damit zu „beschäftigen“.

  11. @Bang50

    Ich höre schon das Aufheulen von wegen „Wirtschaftskriege“ und so…

  12. @ Memoria
    „Ausbildungsmission in Afrika, statt StabOp in AFG“

    Naja, diese Fallunterscheidung ist dann doch etwas zweifelhaft.

    Das was man in Afghanistan gebräucht hätte gibt es jetzt auch in Afrika nicht (Schutz der Bevölkerung, eingebettetes Mentoring, Schaffen von Konfliktlösungs-Strukturen). Und die strategielose Symbolpolitik, die in Afghanistan schon nicht gewirkt hat wird jetzt in Afrika wiederholt (Trauma-Lazarette, Kasernen-Schulungen).

    @ AKamp
    „Gibt es da nicht Anleihen bei USMC (die machen Ausbildungsunterstützung doch schon länger, haben dies wohl von US SOF im Sinne Entlastung übernommen) ? oder 82/101 US ?.“

    Das Mentoring in Afghanistan und Irak war jetzt nicht gerade durch Klasse geprägt. Nach Aussage von jemandem der von den Anfängen an dabei war: „Da hat man alles hingeschickt was nen Puls hatte“. Eben auch ganz massiv Reservisten, auch solche ohne Fachbezug.
    Und die einhellige Meinung von Leuten die darüber bloggen war: Zu Schulungen pendeln bringt genau nix, man muss schon mit den Leuten leben und arbeiten, dabei mit gutem Vorbild vorangehen und ihnen eben auch auf die Finger schaun. (Wobei, sollte man hinzufügen, die Amerikaner anfangs auch nicht groß zwischen Mentoring und Aufstandsbekämpfung unterschieden haben. Das eine ist ohne das andere nicht wirklich praktikabel.)

    Die Lessons Learned dann systematisch festzuhalten und weiterzugeben kam erst später (etwa die Counterinsurgency Academie in Kabul). Immerhin gab es diese Bestrebungen in den US-Streitkräften, wenn auch mit anscheinend stark durchwachsenem Erfolg. Und teils macht man auch da gerade die Rolle rückwärts.

    Was das Embedden und Mentoren angeht, so wird bei den Amerikanern wird in der Hinsicht öfter mal erwähnt, dass im Schnitt bei den Marines die Bereitwilligkeit tatsächlich mit den Afghanen zusammenzuarbeiten und rauszugehen ausgeprägter war als bei der Army. Liegt vielleicht auch an einer gewissen Affinität zu „Kleinen Kriegen“ und dem Infantrie-Handwerk.
    Persönlich würde ich da die Bundeswehr eher näher an der Army denn bei den Marines sehen – „Kleine Kriege“ sind sowas von nicht Teil der Tradition der Bundeswehr. Und auch weil Mentoring praktisch nicht Teil der Ausbildung oder Einsatzvorbereitung ist. Und auch das deutschsprachige Material zu den Schwerpunkten Mentoring und Aufstandsbekämpfung fällt ja arg dünn aus. Da ist es dann auch wenig überraschend, dass selbst in der Jägertruppe ein „Indianerland“-Mindset zu dominieren scheint (siehe etwa „4 Tage im November“.)

    @ iltis
    „Politisch ist ein Einsatz ohne UN- Mandat nicht leicht in die Gänge zu bekommen.“

    UN-Mandate sind in Afrika nicht die Engstelle, im Gegenteil.

  13. „mit Afrika beschäftigen“, das können wir uns eigentlich sparen, denn das haben die Chinesen in den letzten Jahren schon so gründlich getan, dass für die Europäer allenfalls noch Platz in einem Schaukelstuhl auf der Terrasse einer Lodge bleibt. 1990 machte der Handel Afrikas mit den anderen Entwicklungsländer („Süd-Süd“) lediglich 5% des gesamten Volumens aus. Per 2010 ist dieser Anteil bereits auf 25% gestiegen – zulasten Europas und der USA. Mit dieser Umleitung der Handelsströme gehen Umsätze und Margen verloren, während gleichzeitig ein Handelsnetz an den alten Industriestaaten vorbei mit China als Zentralpunkt entsteht. Die Chinesen machen keine „Entwicklungshilfe“ sondern ausschließlich konkrete Projekte die sich rechnen und sparen sich Vorträge über Menschenrechte, Sozial- oder Umweltstandards. Das kommt an.

  14. @J.R.:
    Der Unterschied liegt aus meiner Sicht darin, dass man nun nur noch indirekt arbeiten will – aber dabei die Lehren aus dem inidrekten Anteil bei ISAF (Mentoring) – wie von ihnen gezeigt – zu wenig gelernt hat.

    Nun hat man OMLT-Abteilungen in den Brigaden – aber ein entsprechendes Personalauswahl- und Personalentwicklungskonzept gibt es nach meinem Wissen immernoch nicht.

    Das ganze wurde rein technokratisch betrachtet und entsprechend angegangen (Entlasten der Verbände).
    Da diese Einsätze jedoch zunehmen werden – reden wir hier ja seit 2 1/2 Jahren drüber (http://augengeradeaus.net/2011/05/die-neue-bundeswehr-170-000-plus/#comment-16290) – ist es so langsam an der Zeit die Sache richtig anzugehen.

    Denn für EUTM Mali gibt es weiter vorallem Heldenklau in den Verbänden.

    Aber nach meinem Eindruck erreicht die Bundeswehr eine solche Lernfähigkeit nicht mehr aus eigener Kraft. Aber von oben kommt ja auch nicht genug Druck.

  15. Im Übrigen beträgt unser Etat nur noch 31 Mrd Euro. Die versteckte Kürzung über die Bima wird gern ubersehen…..

  16. Wir sollten uns aber – neben Afrika auch noch (!) mit AFG beschäftigen, im RC-N ist weiterhin viel los: http://tinyurl.com/nre58mh

    Wie war das noch: Die Insurgenz ist geschlagen….

    Mal schauen ob die NRU sich dort auch im Wahljahr 2014 heraushalten kann.

  17. @ Memoria
    Der Druck wird kommen. Erstens weil es für die Ministerin (zurecht) brenzlig werden kann, wenn es in solchen zunehmend instabilen Regionen nicht angemessen im Rahmen von „Retten/Evakuieren“ nicht läuft. Aber auch weil dann in Abgrenzung zum AA ein möglicherweise erfolgreiches Betätigungsfeld entsteht. Ich kenne die Theorie – wer ist für was zuständig – aber solche „Vermischung“ bis hin zum fast Streit mit AA gab es schon bei Hr zu Guttenberg. Der hatte ein breites Verständnis seiner Aufgaben. In der heutigen Kommentierung der Leser zu Presse/Internet glaubt man eine ziemliche frühzeitige Außerung. Egal, GROKO muss sich in diesem Feld positionieren.

  18. @ AKamp 15:56: Das sehen sie doch etwas zu eng. So etwas wird wohl doch planmäßiger und vor allem strategischer angegangen. Da kommt nichts aus der Hand geschüttelt. Und da haben bereits im Vorfeld Parlament, AA, weitere BMn u.v.m. ein gehöriges Wort mitzureden. Allerdings mit, wie sie sagen “Retten/Evakuieren”, da haben sie recht.

  19. @AKamp:
    Da bin mit Blick auf die letzten 10 Jahre skeptisch.
    Der Druck ist nie groß genug um die oberste Regel zu durchbrechen:
    Es muß erst etwas passieren, bevor etwas passiert.
    Spätestens 2006 nach der Evakuierung im Libanon hätte alle Ampeln auf rot springen müssen. Aber es interessiert eben im militärisch-bürokratisch-politisch-industriellen Komplex nicht. Obwohl die Konsequenzen erheblich wären.
    Es muss eben erstmal richtig schief gehen – auch mehr als 30 Jahre nach „Operation Eagle Claw“ glaubt man in der Bundeswehr man könne den Bereich Rettung mit ad-hoc zusammengestellten Kräften und Mitteln durchführen.
    Und sieg glauben, wegen ein wenig Unruhe ion Afrika ist genug Druck da etwas zu ändern?
    Warum denn? Lief doch alles wieder super (wie schon in Albanien, an der Elfenbeinküste, im Libanon, bei Pegasus). Alles ist super. die Neuausrichtung macht alles noch besser.

    Bevor man Druck aufbauen kann muss man die Lage verstehen.
    Wer kann das noch im BMVg?
    Die TSK/OrgBer erzählen sich ja schon gegenseitig Realitätsfernes zu Fähigkeiten und Planungen. Schauen sie sich doch allein schon die Vorgeschichte des LUH an.

    Hier hat die Generalität gezeigt wie ernst „Rettung und Evakuierung“ genommen wird.
    Die nächsten Rückschritte in dem Bereich stehen ja schon bevor (Personalprobleme im Heer, Umgliederung LLBrig, Nutzungsende CH-53GS, allgemeiner Flugstundenmangel, Defizite beim Kleinmaterial (Waffen, Funk, Nachtkampf..), Reduzierung von Lehrgängen, etc ).

    Druck gibt es nur möglichst viel der Probleme auch bis 2017 unter der Decke zu halten.
    Dafür wiederum gibt es genügend Paladine.

    @vklein:
    „So etwas wird wohl doch planmäßiger und vor allem strategischer angegangen.“

    Was wird planmäßig und strategisch angegangen???
    Rettung und Evakuierung?

  20. @ memoria Was wird planmäßig und strategisch angegangen???
    Rettung und Evakuierung?
    Nein – Engagement in Afrika. Aber wenn wir schon bei Rettung und Evakuierung sind, welche Probleme beim Heer? Ich langweile sicher mir der Broschüre InspH, da lese ich vom Fallschirmjägeregiment 31 in Verbindung mit MilEvakOp. Wie gesagt, wenn das in Quantität und Qualität steht haben die bodengebundenen Teile eine stabile Basis. Dazu noch die DSK.

  21. @vklein:
    Weil Broschüre und Struktur nicht die Realität wiedergeben.
    Zunächst einmal geht es bei Rettung und Evakuierung auch am Boden – um mehr als die Fallschirmjäger.
    Die Zuständigkeiten und das Zusammenwirken AA, BMVg und BMI sind weiterhin nicht klar geregelt. Innerhalb der Bw sind viele notwendige „Unterstützer“ hierauf nur begrenzt vorbereitet.
    Zum Fallschirmjägerregiment 31: Das Regiment hat bspw. auf dem Papier 4 Kompanien mit sog. erweiterter Grundbefähigung (EGB) zum Zusammenwirken mit Spezialkräften.
    Diese Kompanien sind – noch stärker als andere Infanterieeinheiten – mit massiven Personalgewinnungsproblemen konfrontiert. Die Logistik für das Regiment ist ebenfalls sehr dünn. Für beide Regimenter steht zudem insgesamt nur eine LLAufklKp und eine LLPiKp zur Verfügung. Der Sprungdienst (Automatik) wird bald nicht mehr durchführbar sein, da der Schirm nicht mehr genutzt werden darf. Die Sprungausbildung soll bald in Frankreich stattfinden (noch teurer und zeitaufwendiger).

    Das vielleicht mal als Ausschnitt – ihre Sichtweise jedoch ist nicht nur die von außen, sondern auch die von oben. Spätestens im Kdo Heer wird genauso argumentiert wie sie:
    Haben wir doch! Kein Problem!

  22. @Memoria: “Im Bereich “Rettung und Evakuierung” habe ich und meine Vorgänger seit 1994 – entgegen der politischen Vorgaben (Weißbuch, VPR, etc) – unsere Hausaufgaben nicht gemacht. … Uns Generale hat das Thema eigentlich auch nie interessiert (siehe LUH).“

    @vklein: „Allerdings mit, wie sie sagen “Retten/Evakuieren”, da haben sie recht.“

    Zum Thema SOF-LUH kann ob dessen Komplexität (speziell für Parlamentarier außerhalb des Verteidigungsausschusses bzw. insbesondere für Mitgieder des Haushaltsauschusses ) und der erneuten „planmäßigen“ Vergabe nach „Gutsherrenart“ (der 2te Bieter Bell Textron mit seiner Prager-Vertretung hat wohl eher aus „Versehen“ ein Angebot durch seine neue Führung (2 Franzosen, ex EC) abgegeben), nicht oft genug gesagt werden, daß im Bereich militärische „Rettung und Evakuierung“ bzw. „Personell Recovery“ eine riesige Chance vertan wurde. Dies gilt sowohl für die beigestellte Bewaffnung und Ausrüstung der bestellten SOF-LUH, als auch für deren Nutzen, welche erst einmal insgesamt einer militärischen Zulassung bedürfen um zu Nutzwerten beizutragen.

    Die zunächst nicht parallel erfolgte Ausschreibung des Bereitstellungs-, Wartungs- und Instandhaltungs-PPP-Vertrages – und dies in völliger Abweichung der gem. CPM (nov) geforderten Life-Cycle-Betrachtung -, dürfte damit ebenso zur wettbewerbsrechtlichen Farce werden. Es wird mit dem bereits bestellten EC 645 T2 ein Leistungsverzeichnis derart gestrickt werden, welches nur noch ECD bzw. einem von diesem beherrschten Bieter wie z.B. die Motorflug GmbH eine reelle Chance läßt. Auch wird sich kein solider LTB dazu hergeben, als „Alibi-Bieter“ aufzutreten. Wie bekannt hat genau aus diesem Grunde AgustaWestland bei der ausgeschriebenen LUH-Beschaffung von einer Angebotsabgabe Abstand genommen, weil eben der komplette Life-Cycle von einem Bieterkonsortium – bestehend aus Hersteller und Certificated Aircraft Maintanance Organisation (CAMO) -, in Betracht gezogen werden muß. Auch das LUH-Vergabeverfahren soll deshalb angeblich bei der „EU-Wettbewerbs-Kommission“ anhängig sein.

    Im Übrigen ist das hier verfolgte bzw. vom BMVg erneut gewährte „ECD-Kochrezept“ bereits vom SHS EC 135 T1 bestens bekannt. Die Rabatte und Preisnachlässe beim Verkauf holt man beim BWI-Vertrag wieder rein, nicht umsonst standen bereits in der 25 Mio.-Vorlage zum SOF-LUH stolze 5.000 € an Betriebskosten pro Flugstunde bzw. ein geschätzter Finanzbedarf für die Nutzung i.H.v. 20 Mio € und auch daran wird das Parlament nichts mehr ändern (können).

    Ferner stehen die ersten Projektverzögerung für die EC 645 T2 mit der verzögerten EASA-Zulassung der EC 145 T2 schon im Raum. Diese beruhen auf auf einer Änderung des Fins der Fenestroneinheit aufgrund von Problemen beim Seitwärtsflug. Gerade bei militärischen Einsätzen ist aber eine gute Steuerfolge und Heckrotorleistung eminent wichtig und dies ist beim Fenestron sehr kritisch, u.a. weil dieser im Wirkungsgrad schlechter, in der Reaktion später und gegenüber relativem Seitenwind mangels Schlaggelenken „blind“ ist. Weitere Verzögerungen zeichnen sich bereits bei dem Helionix-Cockpit- & Avionik-System ab (vgl. http://www.ainonline.com/aviation-news/ainalerts/2013-10-10/eurocopter-delays-ec145t2-certification-next-year)

  23. „Nachdem der Westen den Diktator Gaddafi vertrieben hat, wird Libyen zur islamistischen Republik. Die EU bildet die Soldaten aus. Die Politik der globalen Einmischung bringt giftige Früchte hervor.“ (DWN)

    Vor Europas Haustür ist Libyen, der Sudan ist es nicht. Selbst für die Sicherung der Seewege und eine nachhaltige EU Operation über Atalanta hinaus (z.B. Jemen) ist der Wille nicht da. Auch für UNIFL und die Beziehung des Libanons zu DEU gibt es keine Strategie.

    Vor unserer Haustüre (Weißrussland, Ukraine,Tunesien, Syrien uvm) ist vor unserem Haus (Europa) und nicht im Hinterhof des Nachbarn.

    P.S. Bw und Finanzmittel: Solange wir einen Standort wie Meßstetten schließen können, dafür Calw für KSK (mitten in der Stadt) und Laupheim LUH (weg von KSK) betreiben, solange wir Schulen (OSLw, TSLw, LL/LTS) einfach so verlegen ohne zu sparen, solange haben wir genügend Geld. Über den EF und seine fehlende Fähigkeiten zum Wirken, Glücksburg, Roth, NH90, Wittmund, Pöcking Jagel schreiben wir besser nicht.

  24. @ Elahan: Uhhh…da ist aber einem der Kragen geplatzt. Sie haben recht, aber es interessiert leider niemanden. Vermutlich nicht einmal die militärische Führung.

  25. @Viva

    Da warten wir doch mal ab! Leider gibt es die militärische Führung nicht mehr, sondern viele und da sucht das Heer eben Aufgaben, im Gegensatz zur Lw und Marine. Für die Lw und Marine kostet jeder Einsatz zusätzlich Unsummen und die haben sie nicht. Grundbetrieb reicht, zudem ist Nellis, Sardinien, Puerto Rico uvm attraktiver als AFG und Djibouti.

  26. @ Elahan: wom….Nehmen wir aber doch an, das der Interviewgeber dies alles weiß und der neuen Führung des Hauses eine ausgewogene militärische Empfehlung geben wird (wenn aufgefordert) Nehmen wir weiter ab, dass ich richtig liege mit meiner o.g. strategischen Ausrichtung. Denn ein solches Interview wird nicht einfach so gegeben. Es sprach nicht ein Privatmann, sondern ein Befehlshaber im Range eines Generals.

  27. @Viva

    Es wird zeit für eine EU Armee zur Verteidigung Europas (kostet wenig, wäre demografifest und kann mit den Kontinentaleuropäern ohne Probleme aufgebaut werden) für Expeditionstruppen hoch spezialisierte Kräfte, kann man Freiwillige und eine Koalition der Willigen finden. Das Preisschild für Einsätze kann man an den Rechnungen erkennen und man tut das, wofür man bereit ist zu zahlen (FRONTEX) unter einem einheitlichen Gesetz und Dienstrecht.

    Leider haben wir ja schon beim Küstenschutz, Schutz unserer Küsten Problem die wir nicht gewillt sind zu lößen.

    Europa wird gelenkt durch seine Krisen……leider…..kein Wille….nur beim Geldverdienen klappt es…..noch.

  28. @AKamp

    Ich teile Ihre Einschätzung und es ist möglich, dass “Retten/Evakuieren” nicht läuft.
    Also, wird dieser Bereich neu geregelt. Aber dabei geht es um einen kleinen Aufgabenbereich und in den letzten Monaten wurden es nicht weniger Player sondern mit Luftwaffe (CH53-LUH) mehr.

    Es geht dabei nicht um die Bundeswehr und das EU Militär, es geht um ein paar wenige Spezialkräfte.

    Der General sprach aber von mehr als nur „Retten/Evakuieren“.

  29. P.S.

    Im Kern sagte er ja nur:

    „Wir müssen uns mit Afrika beschäftigen, was wir bereits tun, weil die Entwicklungen in diesen Ländern auch unsere Interessen betreffen können.“

    und das sollten wir auch tun, doch in der Diskussion geht es um das wie und nicht um das ob :-)

  30. „Es wird zeit für eine EU Armee zur Verteidigung Europas (kostet wenig, wäre demografifest und kann mit den Kontinentaleuropäern ohne Probleme aufgebaut werden) für Expeditionstruppen hoch spezialisierte Kräfte, kann man Freiwillige und eine Koalition der Willigen finden.“

    Das würde implizieren, dass die EU ein Staat wäre oder werden soll. Davon ist man aber Gott sei Dank weit entfernt. Eine Stärkung der NATO wäre effizienter und sinnvoller.

    „P.S. Bw und Finanzmittel: Solange wir einen Standort wie Meßstetten schließen können, dafür Calw für KSK (mitten in der Stadt) und Laupheim LUH (weg von KSK) betreiben, (…)“

    Zustimmung. Diese „Reform“ zeigt wieder, dass die BW finanziell immer noch zu gut ausgestattet ist. Mehr Geld würde nicht unbedingt mehr Qualität bringen, sondern vor allem mehr Verschwendung.

  31. Ich frage mich, warum sich ein General dazu äußert? Das ist doch ganz und allein Aufgabe der Politik zu entscheiden, ob und wie sich DEU gegenüber AFRIKA positioniert. Wenn Afrika „vor der Haustüre ist“, dann ist Syrien bereits im Wohnzimmer angekommen!

  32. @xyz

    „Das würde implizieren, dass die EU ein Staat wäre oder werden soll. Davon ist man aber Gott sei Dank weit entfernt.“

    Warum, alle Staaten der EU haben das gleiche Interesse das Gebiet der EU zu sichern und keiner macht dies im Moment ohne Hilfe des anderen, selbst die Schweiz ist in die Luftraumsicherung eingebunden. Bis 1932 gab es noch unterschiedlichste Deutsche Truppen und heute gibt es noch zwei.

    Es gibt die FRONTEX auch ohne dass die EU ein Staat ist.

    Die NATO vertritt oft nicht die Interessen der EU und ist von Grund auf ein Werkzeug der USA. Dies war in 60Jahren ein Vorteil, weil sich die Interessen der EU Staaten in großen Teilen mit denen der USA deckten ob dies in der Zukunft auch noch so ist, wage ich zu bezweifeln (siehe Irak, AFG, Syrien, Libyen uem).

    „Eine Stärkung der NATO wäre effizienter und sinnvoller.

    Was soll die EU ergänzend zu den USA beitragen? Sie hat alles und kann auch ohne uns, wir können uns im Moment noch nicht einmal ohne die USA glaubwürdig schützen.

    Wäre die NATO ein Bündnis gleicher Partner, müsste die EU sich abstimmen (mit oder ohne GB). Dies ist keine Frage des Ob, sondern des Wann und Wie.

  33. @ Erwin: ja, gute Frage. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass man so etwas im Kanzleramt gar nicht mag. Im BMVg ist man noch in der Findungsphase. Ich bin gespannt, ob eine neue Ministerin bald selbst Position bezieht. Man hörte, dass sich zukünftig nur noch das AA zu den Fragen dieser Welt äußern soll. Ist weniger risikoreich ;-)

  34. @Elahan:
    „Bis 1932 gab es noch unterschiedlichste Deutsche Truppen und heute gibt es noch zwei“.
    Verstehe dies weder im Bezug auf 1932 (Reichswehr) noch auf heute (Bundeswehr und ?).
    Oder was hab ich verpasst?

  35. Zitat“ Es wird zeit für eine EU Armee zur Verteidigung Europas (kostet wenig, wäre demografifest und kann mit den Kontinentaleuropäern ohne Probleme aufgebaut werden) für Expeditionstruppen hoch spezialisierte Kräfte, kann man Freiwillige und eine Koalition der Willigen finden.“

    Nö, solange die Verfügungsrechte über eine solche Armee nicht klar bei einem funktionsfähigen europäischen Superstaat liegen, baut man sich da ein Allmendes Gut mit vielen Akteuren inkl. aller Probleme die bei einer solchen Organisation entstehen wie z.B. sinkender Nutzen durch Trittbrettfahrerverhalten, prohibitive Transaktionskosten bei der Entscheidungsfindung etc…

  36. @Memoria

    „Die Weimarer Reichsverfassung und das Wehrgesetz vom 23. März 1921 setzten diese Bedingungen um und beendeten zugleich die Militärhoheit der Länder. Sachsen, Württemberg, Baden und Bayern behielten jedoch gemäß Wehrgesetz eine gewisse Selbständigkeit.“

    Und Österreich gehörte als deutscher Staat nicht zur Weimarer Republik.

    Österreich ist auch heute noch ein deutscher Staat aber zum Glück kein Teil der BRD, auch wenn manche Süddeutsche gerne eine andere Lösung hätten.

    Kulturgrenzen und Staatsgrenzen sind zum Glück oft nicht deckungsgleich.

    In jedem Fall hatte das Deutsche Heer bis 1918 noch Soldaten unterschiedlichsten Ländern.

    „Dieses Nebeneinander war zu Beginn des Ersten Weltkrieges Ursache für erhebliche organisatorische Schwierigkeiten, da die Kriegsministerien in Berlin, Stuttgart, München und Dresden ihr Beschaffungswesen nicht koordiniert hatten und die Ausrüstung der einzelnen Armeen teilweise erheblich voneinander abwich. Dies führte schließlich 1917 zur Errichtung des „Normenausschusses der deutschen Industrie“, Vorläufer des Deutschen Institutes für Normung und der bekannten „DIN-Normen“.“ (wiki)

    Déjà-vu

    Wir beginnen mal mit EMAR und enden mit den EU-Bürgerrechten der Soldaten.
    (Siehe betriebliches Gesundheitmanagement, Arbeitsschutzgesetz uvm)

    Die selben Gründe werden zu einer EU Armee führen unter welcher staatlicher Organisationsform auch immer.

  37. „“Bis 1932 gab es noch unterschiedlichste Deutsche Truppen und heute gibt es noch zwei”.
    Verstehe dies weder im Bezug auf 1932 (Reichswehr) noch auf heute (Bundeswehr und ?).
    Oder was hab ich verpasst?“

    Versteh ich auch nicht ganz. Heute Bundeswehr und Bundesheer. Aber warum 1932? Vertippt?

    „Nö, solange die Verfügungsrechte über eine solche Armee nicht klar bei einem funktionsfähigen europäischen Superstaat liegen“

    Welches Volk knechtet sich denn freiwillig in einem solchen Superstaat? Die osteuropäischen Staaten kommen erst aus einem, die werden das nicht vergessen.

    „Die NATO vertritt oft nicht die Interessen der EU und ist von Grund auf ein Werkzeug der USA“

    Einfluss muss man sich verdienen. Es steht den Europäern frei, die NATO stärker nach ihren Bedürfnissen zu gestalten. Aber die deutschen Politiker wollen das zB ja gar nicht, sonst müsste man Verantwortung übernehmen.

  38. @Bang50

    Bei Verteidigung haben wir es doch schon, aber nicht effektiv und schlampig organisiert, da waren wir vor 1990 mit der NATO weiter. Alles war gemäß Standardisierungsübereinkommen milit. (Standardization Agreement) STANAG (der NATO) geregelt, selbst die Strukturen innerhalb der Orgbereiche und jetzt?
    Selbst die Neuausrichtung wurde nicht zwischen den OrgBerBw abgestimmt, Heer führt AusbKdo ein, Lw aus……Lachnummer.

  39. @ Elahan – Da haben Sie sicher recht. Ich halte die NATO auch für die geeignetste Institution um eine Harmonisierung anzustreben. Jedoch besteht zwischen NATO und EU-Armee ein ganz massiver Unterschied.

    Die NATO ist ein Verbund aus freiwilligen Nationalstaaten, die ihre Streitkräfte selbst organisieren, bezahlen und auch bei einem NATO Beschluss in nationaler Verantwortung einsetzen und für die Folgekosten aufkommen müssen.
    Eine EU Armee ist ein Pool von zahlreichen Akteuren mit heterogenen Interessen, die ihren individuellen Nutzen zu Lasten des Kollektivs maximieren wollen.

    Das führt zwangsläufig zu kollektiven Entscheidungen (mit allen Problemen die damit verbunden sind). Dabei wird eine einstimmige Entscheidung umso schwieriger und aufwendiger, je heterogener die Interessen sind und je zahlreicher die Akteure sind, desto höher die Transaktionskosten der Entscheidungsfindung. Um nun die Streitkräfte überhaupt irgendwie einsetzen zu können, müssen die Hürden der kollektiven Entscheidung herabgesetzt werden. Das bedeutet entweder gewichtete Entscheidungen (was wiederum zu massiven Konflikten führt) oder Mehrheitsentscheidungen die sich als eine Tyrannei der Mehrheit auswirken können und strategische sowie zyklische Mehrheiten entstehen lassen:

    Bsp. Fall 1: Frankreich findet genügend Verbündete für eine Mehrheitsentscheidung zu einer afrikanischen Intervention, welche französische Kolonialinteressen wahren soll. Deutschland bezahlt als größte Volkswirtschaft den größten Anteil der EU-Armee bzw. stellt die meisten Soldaten.
    Deutschland trägt anteilig die größten Kosten der Intervention inkl. volkswirtschaftlicher Folgekosten wie Wohlfahrtsverluste durch einsatzgeschädigte Soldaten. Deutschland zieht aus dieser Intervention jedoch keinen Nutzen. Frankreich hingegen hat seine wirtschaftlichen Interessen durchgesetzt und die Kosten auf einen anderen Akteur abgewälzt. Deutschland erfährt somit einen negativen externen Effekt durch Frankreich.

    Wie sollte eine solche EU –Armee bezahlt werden? In nationaler Verantwortung ist Verteidigung ein öffentliches Gut, dessen Preis theoretisch nach der individuellen Zahlungsbereitschaft der Bürger bemessen wird. Da wir diese individuelle Zahlungsbereitschaft nicht von jedem Bürger kennen können, legt die Politik in Vertretung einen Preis fest von dem sie der Ansicht ist, dass er der Zahlungsbereitschaft der Bürger entspricht. Diese Zahlungsbereitschaft kann man nun international vergleichen, in dem man sich den prozentualen Anteil der Verteidigungsausgaben am BIP anschaut. Wie sollte das in einer EU-Armee gemacht werden? Legen wir dort einfach einen Anteil des BIP fest, der für Verteidigung zu entrichten ist? Damit übergehen wir die jeweils nationale Präferenzäußerung der Bürger. Zusätzlich können wir niemanden von der Verteidigung ausschließen:

    Bsp: Fall2: Griechenland zahlt 2% seines BIP in den EU-Armee Topf (entspricht ca 4,9 Milliarden USD). Da Griechenland sich in einem Konflikt mit der Türkei befindet, erwartet Griechenland von der EU-Armee vollen Schutz gegen einen Angriff der Türkei. Deutschland zahlt auch 2 % seines BIP in die EU-Armee ein (entspricht ca. 68 Milliarden USD) will jedoch nur seine Handelsschiffe vor Piratenüberfällen geschützt sehen.

    Das waren jetzt nur die Beispiele, welche mir spontan eingefallen sind und die ich quick and dirty skizziert habe. Ich bin mir sicher, würde man eine Studie über die allokative Effizienz einer EU-Armee in der nationalstaatlichen Struktur Europas anfertigen, würden sich weitere ganz massive Probleme auftun.

    Es bleibt zu hoffen, dass vdL durch Einarbeitung in dieses Amt von der normativen Idee einer EU-Armee abrückt und in der deskriptiven Wirklichkeit nach praktikableren Lösungen sucht.

  40. @Viva

    Ja, Erwin liegt Zielmitte und egal ist es nicht, aber für die Weltpolitik ohne Belang :-)

  41. @Bang50

    Auch sie haben recht, wenn man die EU Militärpolitik nicht aufteilt in die Verteidigung des EU Gebietes in Notwehr (WEU-Vertrag) und in Interventions-UN Hilfs-Einsätze.

    Beistand bei Angriff ist kein Problem, nach Libyen zu marschieren schon und das ist gut so.

  42. Fritz über von der Leyen: „Ich bin sicher, daß sie ihre Aufgaben meistern wird.“

    Toll. Reichen ihm die drei Sterne nicht?

    Und weiter:

    Die Bundeswehr habe „mit Frauen auch in der Truppe ausgezeichnete Erfahrungen gesammelt.“ Er habe junge Frauen in Gefechtssituationen erlebt, „da kann ich nur sagen: Hut ab, Mädels!“.

    Ach was: Ein General dieser Bundeswehr zusammen mit „Mädels“ im Gefecht? Wo war das denn?

    Mein lieber Scholli.

  43. @xyz: „… und Laupheim LUH (weg von KSK) betreiben, (…)“
    Wie wollen Sie denn den Wirkverbund von bis zu 20 CH53GA und 15 SOF-LUH bzw. im Einsatz jeweils 1/3 (gem. der 3/3 Regel) der 1ten Stff des HTG 64 samt aller erforderlicher Infrastrukturen (technisch, organisatorisch und sozial bzw. personell) beim KSK in Calw betreiben?

    @xyz: „Beim A400m stellt sich mir aber die Frage, wieviel der Probleme und Verzögerung schlichtweg der politisch gewollten Eigenentwicklung des Triebswerks TP400 geschuldet sind (MTU, Rolls Royce)“.

    Für sich alleine betrachtet ist dies ebenso eine Dolchstoßlegende. Man sollte sich mal durch die Gesamtproblematik des A400M „durchwuseln“ und dann über EADS bzw. AIRBUS staunen.

    Im Übrigen waren für die AN7X ebenso Eigenentwicklungen bzw. optimierte Triebwerke samt FADEC geplant. Bei diesem “Westernisizing“ hätte man allerdings auf der Basis des Iwtschenko Progress D-27-Triebwerkes aufbauen können. Nicht umsonst sind Unternehmen wie Aerodata GmbH, Autoflug GmbH & Co., ASL Aircraft Services Lemwerder GmbH, Bodenseewerk Gerätetechnik GmbH, ESG Elektroniksystem- und Logistik GmbH, Rolls-Royce Deutschland GmbH, Liebherr-Aerospace GmbH und VDO Luftfahrtgerätewerk GmbH Gesellschafter der AirTruck GmbH gewesen.

    Die richtigen Probleme, die werden erst noch beim A400M und bei desem realem Einsatz kommen (vgl. analog NH90 Forward Air Medevac und auch das sind erfahrene Fakten und kein „EADS-Bashing“!).

  44. @VGt-Amtmann

    Selbst bei dem für die BRD eher ungünstigen SALIS Vertrag ist es immer noch günstiger diesen zu nutzen als den A400M und taktisch wird der nie fliegen und landen. Dabei wird uns dann das EATC retten.

  45. @Elahan: Könnte es sein das der Lw-General a.D. „alten Schlages“ H.H. trotz aller Unterschiede in den „inneren und äußeren Werten“ zu FJS mit diesem doch etwas gemeinsam hat?

    Man fliegt durch die Eingangstüre raus, und kommt durch die Hintertüre wieder rein?

    SALIS ist das beste Zeugnis des Missratens und der Ärmlichkeit deutscher Beschaffungspolitik!

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