Nachwuchswerbung: Mutter stolz auf ihre Kinder
Da bin ich aber sehr gespannt, wie die neue Nachwuchswerbung ankommt, die die Bundeswehr – offensichtlich seit heute – geschaltet hat und die ich sowohl in der gedruckten Zeit als auch bei Zeit Online gefunden habe: Ein wenig missverständlich bekundet dort eine Kerstin Braun den Stolz auf ihre Kinder, die bei den Streitkräften sind (nach dem Wortlaut studiert auch Frau Braun bei der Bundeswehr, was nicht so richtig Sinn ergibt – oder gibt’s an den Bw-Unis jetzt generationsübergreifende Studienangebote?).
Wie auch immer: So eine Anzeige ist natürlich für Kontroversen gut. Eine Mutter, die stolz darauf ist, dass ihre (vermutlich beiden) Kinder Offizier sind. Kann man machen. Allerdings lässt so eine Anzeige offen, ob Frau Braun stolz ist, weil beide studieren. Oder weil beide Soldat(in) geworden sind. Was war denn beabsichtigt?
(Und hoffen wir mal, dass es Kerstin, Linda und Martin Braun in der Konstellation wirklich gibt. Und es nicht ein Frauengesicht aus dem Stockphoto-Katalog ist. Ich lasse mich ja gerne davon überzeugen.)
@Hans Schulz
Da kann ich Sie beruhigen. Die Öffentlichkeitsarbeit bleibt im Presse-/Informationsstab, die Personalgewinnung bei der Abteilung Personal mit dem Bundesamt für Personalmanagement. Aber beim Image als Schnittmenge beider Bereiche arbeiten wir natürlich eng zusammen.
Man kann auch bei der Bundeswehr studieren ohne Soldat zu sein. Schließlich gibt es das Duale Studium (Bachelorstudium und Lauffbahnausbildung gehobener technischer Dienst) in Mannheim (u.a. DHBW) und an der und UniBw München.
Generell finde ich es toll, wenn Eltern auf den Beruf ihrer Kinder stolz sind. Jedoch wird mir hier wieder einmal schlecht!
Man koennte sagen, der erste Satz wird (von den leichten Fehlern hier mal abgesehen) muehevoll mit den Haenden aufgebaut. Der Sinn ist durchaus verstaendlich – Eltern sollen stolz auf Ihre Kinder bei der Bundeswehr sein!
Und dann kommt direkt der dicke Hintern der heutigen „Werbeikonen“ und reisst das Gebilde nieder! Die Kinder STUDIEREN bei der Bundeswehr! Ja prima! Zu allererst STUDENT und nicht SOLDAT.
Wo wuerden wir denn da auch hinkommen, wenn man wie damals 2002 noch mit „Verantwortung fuer Mensch und Material“, einem „spannenden Berufsbild“ und zuletzt mit dem Studium und dem guten Gehalt werben wuerde?!
Zuvorderst Soldat ist vorbei! Es lebe der militaerische Student! Mir wird da schlecht. Ja, wir muessen uns fuer den jungen Nachwuchs interessant machen. Aber wir verkaufen hier schlichtweg die Seele des Offizierberufs. Bei aller wuenschenswerten Nuechternheit, die kommt mir hier mehr als deutlich abhanden. Und mich wuerde es nicht einmal wundern, wenn einer dieser Werbehelden dafuer auch noch schulterklopfend eine Foermliche oder gar noch mehr bekommen hat.
Da holen wir uns genau den richtigen Fuehrungsnachwuchs heran. Den militaerischen Studenten – anstelle des Infanteristen der Zukunft.
Einen schoenen Nachmittag aus MES!
Sie sagt doch nur, dass sie auf ihre Kinder stolz ist.
Warum sagt sie nicht, evtl hatten sie ja ein gutes Abitur oder ein tolles Hobby.
Woher sich ein Stolz im Studium bei der Bw begründet erschließt sich mir nicht, besonders nicht, wenn man das Studium nicht besteht.
Ggf kann man da maximal froh darüber sein, dass man sie vom Tisch hat :-)
Schade, irgendwie genauso rückratlos wie die „Bei uns trägt nicht jeder Uniform“-Werbung. Sie können hier studieren, dienen können ja auch andere… Orientiert euch bei der Werbung doch mal bei anderen Ländern, die stolz auf ihre SOLDATEN sind.
[Pardon, den Link habe ich mal entfernt – das ist mir dann doch bisschen viel OT/Werbung… T.W.]
Vielleicht sollte man das Geld nicht in die Werbung stecken, sondern vielmehr Stabilität bei den Standorten schaffen, Dienstposten Sinnvoll reduzieren und die Gehälter erhöhen. Dann kommt der Nachwuchs von alleine.
Original v. Axel Schrader (18.Oktober 2013 – 07:50)
@ Voodoo
Kreative Verantwortung: Pr-InfoStab 2, AkBwInfoKom und Zentralredaktion
Kampagnenverantwortung: P I 4 und BAPersBw
Was war denn die Steilvorlage, wenn Sie sich die ganze Anzeige angucken?
Der Text redet davon, dass die Bw seit fast 60 Jahren unsere Sicherheit verteidigt
und die Protagonisten sagen “Ich vertraue ihnen.” Um die Authentizität der Protagonisten
zu unterstreichen, steht in der Anzeige, was die Kinder bei der Bw machen.
Das die Kinder zufällig studieren, ist ein zufälliger, aber gerne mitgenommener Nebeneffekt.
Wir werden die ganze Anzeige zügig bei Facebook/Bundeswehr vorstellen und freuen uns auf die konstruktive Kritik.
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Erst einmal vielen Dank für Ihre Antwort. Die von mir befürchtete Steilvorlage ist eben genau das o.a. Bild mit der stolzen Kerstin Braun und ihren zwei Kindern an der (Bw)Uni.
Ich bin zwar kein Orakel, kann mir aber trotzdem gut vorstellen, dass ihre gesamte Anzeige auf diesen einen Eindruck reduziert werden wird. Der Slogan wirkt nämlich völlig aus dem Kontext gerissen und ist, gelinde gesagt und hier bereits oft ausgeführt, deplaziert – zum einen aufgrund der zweifelhaften Aussage und zum anderen wegen des fatalen Rückfalls in Zeiten von „Werde Offizer im fliegerischen Dienst – Studieren bei vollem Gehalt“ oder „Nicht jeder bei uns trägt Uniform.“
Für Sie mag es ein „gern mitgenommener Nebeneffekt“ sein, für ihre zahlreichen und unfreundlichen Kritiker wird die (zugegeben, weit hergeholte aber dennoch unterbewusst herbeigeführte) Assoziation zum „Mutterkreuz“ noch die harmloseste Reaktion werden.
In meinen Augen wäre eine „Erika Mustermann, ihre Tochter Linda dient am Horn von Afrika und ihr Sohn Martin in Afghanistan“ sinnvoller, ehrlicher, zielführender und authentischer gewesen, als ein Zahnpasta-Lächeln mit dem Hinweis auf ein Studium bei der Bundeswehr.
Wann lernt die Werbeabteilung es eigentlich mal, wir haben einen Mangel an Soldaten und nicht an Zivilangestellten oder Studenten!
@A. Fischer
Vielleicht haben die PR-Leute ja nur erkannt, dass es in Deutschland nicht mehr genügend zum Soldatentum geeignete junge Männer gibt und man sich statt dessen mit verkleideten Zivilisten behelfen muss, um wenigstens die Stellen zu füllen?
Man ist sich immer am besten
Die andere sind ja nur
Ich kann ja nur für meinen eigenen Bereich sprechen, aber den Nachwuchs, den die hier kritisierten Anzeigen vielleicht auch angelockt haben, ist nicht schlechter als früher.
Unsere Offz nach dem OL3 bewähren sich, der Nachwuchs der Unteroffiziere ist im Durchschnitt genauso gut wie früher und die inzwischen sehr lange dienenden Mannschaften sind deutlich besser als der GWDL Durchschnitt in vergangenen Jahren.
Ob wegen oder trotz unserer Werbekampagnen kann ich nicht bewerten.
** Ich bitte um Nachsicht, dass ich trotz knapp 20 Dienstjahren nicht alles besser finde, was früher so war ;-) **
@ Müller
gibt es keinen tauglichen Nachwuchs oder ist die BW kein attraktiver Arbeitgeber ?
@markus, d.Ä.
Die Qualität der zur Verfügung stehenden Substanz nimmt nachgewiesenermaßen ab. Es gibt zahlreiche Vergleichsstudien, die alle möglichen Eigenschaften wie körperliche Leistungsfähigkeit, aber auch Sprach- und Rechenfähigkeiten messen, und da sind die durchschnittlichen Ergebnisse seit den 70ern klar rückläufig. Zudem ist jede Generation aufgrund des Geburtenmangels zahlenmäßig ca. um ein Drittel schwächer als die vorherige. Man muß also nehmen, was man kriegt, wobei die Aussetzung der Wehrpflicht theoretisch eine Chance dargestellt hätte, weil man gezielt Profis hätte gewinnen und ansprechen können, auch wenn man mit denen nur eine kleinere, dafür aber feinere Bundeswehr besetzen könnte. Die vielen Leistungsunwilligen und die, die nur einen „Job“ machen und nur versorgt werden wollen, wären verzichtbar. Wenn die Nachricht, dass es in den Einsatz geht, in vielen Einheiten geschlossen für Betrüben sorgt, ist das ein klares Zeichen dafür, das die Bundeswehr viele mitschleppt, die hier nicht hingehören.
Dennoch könnte man nach meiner Erfahrung mehr geeignete Rekruten gewinnen und die Leistungsspitze unter den Zeitsoldaten halten, wenn man gerade nicht den derzeitigen Attraktivitätskurs fahren würde, der Attraktivität durch Distanz zu allem Militärischen definiert. Ich kenne dazu keine Studien, aber es gibt mit Sicherheit Untersuchungen darüber, wer nach zwölf Jahren nicht BS werden will. Mein Eindruck ist, dass das nicht diejenigen sind, die sich selbst fordern und durch den Dienst gefordert werden wollen. Diejenigen, die nicht Soldat wurden damit Mutti auf das unfallfrei studierende Söhnlein stolz sein kann, und die sich durch solche PR verhöhnt vorkommen.
Welche Rolle spielt denn die schulische Bildung im Vergleich zur beruflichen/militärischen Ausbildung nach 10 Dienstjahren? Ob ein Soldat ein guter Soldat und Vorgesetzter wird hängt doch von viel mehr Faktoren ab und evtl sind diese bedeutender als der Besuch einer UNI. Bei manche Offizieren hat man den Eindruck, dass es eher schlecht für die Prägung eines Soldaten in Führungsverantwortung ist, wenn man ihn sie in den entscheidenden Jahren von der Truppe fernhält.
So, hier mein ein Beitrag, den ich auf die Facebook-Seite der BW gepostet habe:
Sehr geehrtes Facebook-Team der Bundeswehr,
wie Sie sicherlich schon selber festgestellt haben, bietet die „Stolze Eltern“ Werbekampagne durchaus Angriffsfläche (früher Front, jetzt „vorderster Rand der Verteidigung“ – VRV) für Kritik. Ich möchte mich hier nicht in Fragen zur Interpunktion verlieren, sondern auf die Absicht dahinter (also hinter der Werbekampagne, nicht der Interpunktion!) eingehen.
Betrachtet man das Plakat von „Kerstin Braun“ frage ich mich bzw. jetzt Sie:
– Warum verzichtet die Bundeswehr bewusst auf den Begriff „Soldaten“? Schämt sich die Bundeswehr etwa für ihre Soldaten?
– Warum ist Frau Braun stolz darauf, dass ihre Kinder bei der Bundeswehr studieren und nicht darauf, dass sie dem Deutschen Volk dienen? Wenn die Bundeswehr Nachwuchs sucht, der sich mit dem Aufgabenspektrum eines Offiziers identifizieren kann, warum werben Sie dann lediglich mit dem „Bonbon“ der Offizierausbildung?
– Warum haben Sie nicht eine Mutter ausgewählt die Stolz darauf ist, dass ihr Sohn und/oder ihre Tochter z.B. Deutschland (bzw. deutsche Interessen) in einem Auslandseinsatz verteidigen? Kann man darauf nicht stolzer sein, als auf das Studium der Kinder bei der BW?
– Wie glauben Sie wirkt diese Werbung auf Soldaten der Bundeswehr? Gehen Sie von einer positiven Resonanz bei ihren Soldaten aus, wenn Sie den Begriff „Soldat“ bewusst verschweigen?
– Sie schreiben „Die Menschen der Bundeswehr […]“:
Mir ist durchaus bewusst, dass bei der BW sowohl Soldaten als auch Zivilangestellte beschäftigt sind. Warum benennen Sie diese dann nicht so? Abgesehen davon sind es hauptsächlich die Soldaten der Bundeswehr, welche unsere Heimat seit über 60 Jahren verteidigen. Ich denke, dafür haben Sie die Benennung als solche verdient! Sehen Sie dies anders?
Weitere grundsätzliche Fragen:
– Wer denkt sich denn bei der Bundeswehr diese Kampagnen aus? Soldaten, Zivilangestellte oder wird dafür eine Werbeagentur beauftragt? Falls letzteres zutrifft: um welche Werbeagentur handelt es sich?
– Diejenige Person des „Facebook-Team-BW“ die (hoffentlich) hier antwortet: Sind Sie Soldat? Falls nicht: glauben Sie nicht, ein Soldat könnte – aufgrund seiner Erfahrung mit diesem Beruf – fundierter auf Fragen zur Bundeswehr antworten?
Vielen Dank für Ihre Antworten
Das Thema Elternstolz finde ich gut. Ich fand auch das Thema Schutz der Handelswege bei der Werbung der Marine gar nicht schlecht. Die Umsetzung allerdings erreicht in beiden Fällen allenfalls Amateurniveau. Warum das so ist, ist einfach zu erklären, denn die von Kamerad Schrader genannten Stellen bzw. das dort eingesetzte Personal befassen sich eben nicht professionell mit Werbung, weder als Kreative noch als Manager. Stattdessen laufen ehemalige Kommandatenten diverser Luft- und Wasserfahrzeuge ihre Ministerialverwendung im Kommunikationsbereich. Dass die Ergebnisse dann dem gleichen, was passieren würde, gäbe man mir das Kommando über U32, kann doch niemand verwundern, zumal die zentrale Ausbildungseinrichtung der Bundeswehr-Kommunikateure dem aktuellen Stand des Kommunikationsmanagements – Presse- und Jugendoffiziere ausgenommen – nachweislich um Jahre hinterherhängt. Was bleibt: ein weiterer guter Ansatz verschenkt, was angesichts knapper Haushaltsmittel und der Mediakosten einer Belegung der Zeit einfach fahrlässig ist. Das, was sich die Führung hier leistet, wäre am ehesten mit Dauerfeuer in die Entladekisten im Einsatz zu vergleichen.
Geneigte Leser,
gern darf alles kritisch zerpflückt werden. Nur eines sollte unantastbar sein und bleiben: Das Studium bei der Bundeswehr.
„Frau Braun ist stolz auf ihre Kinder bei der Bundeswehr“? Welcher PR-Versager hat denn das verbrochen? Man kann bereits jetzt Wetten darauf abschließen, wieviele Anfragen mit dem Inhalt „Ist der zweite Vorname von Frau Braun vielleicht Eva?“ bei der Bundeswehr eingehen werden. :-)
@Geneigter Erwin
Kritik zerpflückt nicht nur, sondern kann auch helfen.
„eines sollte unantastbar sein und bleiben: Das Studium bei der Bundeswehr.“
Das Studium ist schon lange angetastet, verliert durch den Bachelor an Bedeutung und die berufliche Ausbildung wird zunehmend bedeutsamer. Schon jetzt haben mehr BERUFS-Offiziere ihre Qualifikation durch andere Bildungsangebote erworben als durch ein Studium. Der deutsche und europäische Qualifikationsrahmen wird zusammen mit der Möglichkeit des Quereinstiegs ein Übriges tun.
Doch nun ist es O.T. Mit Sicherheit wird dies jedoch noch ein Thema in diesem Blog werden. Spätestens wenn die ersten FDs klagen.
@ Elahan
Zumal ein Studium am Anfang der Karriere als Offizier für beide Seiten der Medaille (militärisch, als auch akademisch) im Grunde keinen Sinn macht. Für die militärische Laufbahn verliert man drei Jahre, in denen man wertvolle Erfahrung in Führungsverantwortung sammeln könnte, bevor man als ZgFhr / EinsOffz auf die Menschheit losgelassen wird.
Im Hinblick auf die akademische Laufbahn, muss man sich nach DZE mit einem, um die fünf Jahre zurückliegenden, Ein-Fach-Master gegen Konkurrenz durchsetzen, deren akademische Ausbildung frischer ist und die, z.B. oft bei den Geisteswissenschaften, sogar zwei oder manchmal auch drei Masterabschlüsse haben. Da interessiert es keine Sau mehr, ob man bei der Bw schneidig und unter Druck in Trimestern studiert hat – mit diesem Druck müssen zivile Studenten nämlich auch umgehen, da die Masse wie gesagt mittlerweile mehrere Fächer studiert und nebenbei oftmals schon im Berufsfeld eingebunden ist.
Besser wäre (sofern man auf das Studium für SaZ besteht) m.M.n. zu Anfang der Karriere ein Studium mit verpflichtendem B.A. Abschluss für alle und danach dann eine Truppenverwendung bis BFD, natürlich mit dem an- bzw. abschließenden Masterstudium der Wahl. Das würde sowohl mehr Zeit in der Truppe, als auch eine sinnvollere akademische Gliederungbringen.
Gleiches sollte im Umkehrschluss auch für die frisch ernannten Berufsoffiziere gelten, die im Zuge des Masterstudiums (übrigens gerne auch heimatnah und als Multiplikatoren an zivilen Universitäten!) dann erstens einen guten Einstieg für die zukünftige Laufbahn als StOffz erhalten würden und sich zweitens, quasi nebenbei mit Anfang 30 ggf. auch in diesen vier Semestern um die Familienplanung kümmern könnten.
@Voodoo
Volle Zustimmung, Verwendung und Studium haben oft nichts gemeinsam.
Die Ausbildung und der Bildungsstand mancher Feldwebel ist heute oft höher als der ihrer Offze. Meister ergänzt mit Erfahrung und einigen Fachlehrgängen (Nachprüfer) bringt den einen oder anderen an DQR8
Was versteht man denn unter dem Begriff „Studieren“ in Deutschland? Im Moment übernehmen wir das System der Angelsachsen und da ist jede theoretische Ausbildung ein Studium. Zu was befähigt denn ein Bachelor? Zu was befähigt denn eine Ausbildung an einer Fachschule oder Fachhochschule?
Was hat sich hat sich seit der Gründung der Bw UNI in der Bildungslandschaft getan?
Die Werbung suggeriert, dass alleine schon das Studieren der Kinder (hier auch der Mutter)
Anlass zum Stolz gibt. Das Erreichen des DQR 6 mag jemanden mit stolz erfüllen, auch wenn es inzwischen wohl ein großer Teil der Deutschen im laufe ihres Berufsleben ebenfalls tun. Der bloße Versuch dagegen, der Besuch einer Bildungseinrichtung welche ersteinmal zum Bachelor führt, kann die Mutter freuen (muss keinen Unterhalt für die Kinder bezahlen) mehr ist da nicht drin. Schön wäre, wenn die Mutter sich über die Offizierausblidung ebenso freuen würde. Im Gegensatz zu anderen, auch EU Staaten (Österreich), haben wir es in der BRD noch immer nicht geschafft, dass die Uffz, Feldwebel und Offz-, StabsOffz-Ausbildung ziv anerkannt wird und als akademische Ausbildung zählt. Wenn man die Braut schon zu Markte trägt, dann sollte man sie auch hübsch machen.
Doch hinken wir wohl der Entwicklung mal wieder hinterher, denn im ziv Bereich ist es wie Voodoo beschrieben hat und was ist 7 Jahren eine ZAW oder Bachelor noch wert? Die praxisorientierte duale Ausbildung und Fernlernen ist immer mehr im Kommen und ein Erfolgsmodell der BRD und nur langsam stellen sich die Bildungseinrichtungen der Bw darauf ein. Blöd nur, dass der fleißige Uffz oft schon einen höheren Bildungsstand hat als der bildungsfaule Offz.
„Ich bin stolz auf mein Untergebenen“
(Chef der x Kompanie, dessen Untergebene Uffze durch Ferstudium ihren Master erreichten)
Wie verzweifelt muss die Bundeswehr sein? Ungefähr so?
„Wie bekommen wir es hin, dass unsere Kampagne auch wahrgenommen und diskutiert wird?“
„Lass uns einen Fehler einbauen – dann wird es viel Virales im Netz und die Kampagne pflanzt sich wie von selbst fort.“
@ Elahan
> Im Gegensatz zu anderen, auch EU Staaten (Österreich), haben wir es in der BRD noch immer nicht geschafft, dass die Uffz, Feldwebel und Offz-, StabsOffz-Ausbildung ziv anerkannt wird und als akademische Ausbildung zählt.
Das ist aber für meine Begriffe nachvollziehbar. Als ich in der Grundausbildung war – ich war bereits Radio-Fernsehtechniker mit Gesellenbrief – hatte man mir eine Berufsausbildung angeboten gegen eine Verpflichtung. Auf meine Antwort, dass ich schon eine hätte, hieß es: Die zählt beim Bund nicht. Das erste was die tun müssten, das wäre den Rest der Welt zu akzeptieren.
Dann war ich in einer „Unterrichtsstunde“. Ein Vorgesetzter erklärte uns was von der Elektronik. Er malte ein Widerstandsnetzwerk an die Tafel schrieb an jeden Widerstand (Es waren etwa 10 Widerstände) einen Wert und meinte, dass wir bei sowas den Gesamtwiderstand bestimmen können müssten. Spontan sagte ich den Wert. Alles sah mich an, ich ging an die Tafel und zeichnete den Stromverlauf nach. Es war ein Kurzschluss irgendwo drin und übrig blieb nur ein Widerstand, dessen Wert man ablesen konnte.
Seine Reaktion war dann die unverhohlene Drohung „Also wenn hier einige glauben, sie könnten sich hier besonders hervortun, nur weil sie meinen etwas zu wissen, wir können auch anders!“
An dem Tag wußte ich: Hier wirst du nicht alt. Und ich kenne viele andere, die ähnliches erlebten und ähnlich dachten.
Lustig, die Diskussion ist 200 Jahre alt
Deutschland war und ist Bildungsnation..
Neu ist nur, wenn man Stolz sagt, winken einige mit der Deutschen Geschichte
Unterschiede zwischen Theorie und Praxis lassen sich durch mehr Praxis nivellieren…
Die Bundeswehr kann eh nicht werben (obwohl ja alle eigentlich in der Truppe gewesen sind ;-)h
Unteroffiziere und oder Fachoffiziere sind hoeher qualifiziert als Truppenoffizere,, dann haben sich ja die Bildungsreformen der letzten 20 Jahre ausgezahlt
Truppenoffizere können eh nichts (wenn man das hier so liest), aber dank Fachoffizieren und Unteroffizieren haben sie vielleicht irgendwann mal doch eine Chance zum besseren Menschen zu werden.
Achja und ein spezieller Vorgesetzter in meiner Karriere war so gemein zu mir, dass ich mit meinen ausgeprägten Selbstreflektionsfaehigkeiten (weil ja Berufsausbildung vor der Bundeswehr) damit direkt auf alle Vorgesetzten und das Gesamtsystem Bundeswehr zwingend schließen muss….
Im übrigen
Keiner hier ist Zielgruppe!
Oh vergessen
*/ Sarkasmus Mode aus…
@Elahan
Das Thema wird schnell OT, klar. Und: Dieses Thema lässt sich quasi spektral zerlegen in viele wichtige Einzelthemen wie Nachwuchsgewinnung, Bachelor/ Master (Sinn und Unsinn), Offizierausbildung, Unteroffizierausbidung etc. Die Liste könnte schier unendlich fort geführt werden. Meine Meinung: Wir sind auf dem falschen Weg!
@Matthias Poeppel
Verzeihen Sie mir, wenn ich aufgrund der Familienzeit am Wochenende meine Antwort kurz halte:
– Nein, wir sind stolz auf die Soldaten und ihre Leistungen und zeigen das auch in allen unseren Beiträgen.
– Frau Braun ist stolz, dass ihr Kinder bei der Bw dienen (wir hätten auch gerne geschrieben, dass der Sohn Leutnant des Heeres ist und gerade in Afghanistan eingesetzt ist; er ist aber an der Uni in Hamburg)
– wir hatten leider keinen Protagonisten mit Kindern im Einsatz. Und da die Kampagne wie „Wir. Dienen. Deutschland.“ authentisch sein soll, ging es halt nicht.
– der Begriff „Soldat“ wird nicht bewusst verschwiegen. Die selbstbewusste Einstellung erkennen Sie in der WDD-Kampagne, auf die ja per QR-Code verlinkt wird.
– wir haben bisher viel positive Resonanz erhalten. Wichtig ist: die Zielgruppe sind die Eltern und nicht die 17 bis 24-jährigen. Auch sollte vermieden werden, dass die Anzeige die üblichen Elemente enthält wie Mann+Frau, Zivil+Militär, Text wie „die Soldatinnen und Soldaten sowie zivilen Angestellten der Bundeswehr“.
– die Köpfe hinter der Kampagne sind Soldaten und zivile Angestellte aus mehreren Bereichen der Bundeswehr. Die Bundeswehr hat in den eigenen Reihen soviel kreatives Potential, das nur genutzt werden muss. Kreativität ist nicht ds Ergebnis von Ausbildung und so können z.B. auch Piloten oder Fallschirmjäger extrem kreativ sein. Und teure Agenturen bedeuten ja nicht zwangsläufig hervorragende Ergebnisse.
– das Facebook-Team setzt sich aus Soldaten und zivilen Mitarbeiten zusammen und kann somit kompetent antworten.
Allen ein schönes Wochenende.
Das schlimmste an diesen Kampagnen ist für mich immer die Vorstellung, dass alle Beteiligten womöglich wirklich ihr bestes gegeben haben.
Es ist ja nicht so, dass sich da eine Arbeitsgruppe im BMVg zusammen setzt und dann beschließt, „heute machen wir mal eine richtig schlechte Anzeigenkampagne!“
> Achja und ein spezieller Vorgesetzter in meiner Karriere war so gemein zu mir, dass ich mit meinen ausgeprägten Selbstreflektionsfaehigkeiten
Gemein würde ich nicht sagen. Ich würde sagen: Irgendwer hat den zu unserem Ausbilder ernannt und der Typ hatte absolut keine Ahnung. Und damit lässt sich schon auf den Rest der Truppe schließen. Denn ein solcher Mann hätte in der Industrie keine Chance gehabt auf solch einen Posten.
Und das Thema war die fehlende Anerkennung der BW in der Industrie und genau die ist für mich nachvollziehbar. Mehr wollte ich mit dem Beispiel gar nicht sagen.
Moin Herr Schrader.
Lob und Anerkennung, dass Sie sich hier beteiligen!
Frage: Wird die Kampagne noch erweitert? Mir ist bisher nur das hier diskutierte Bild und eines, bei dem die Mutter stolz darauf ist, dass ihre Tochter die Mediendatenbank der Zentralredaktion leitet, bekannt.
Z.B.: xxx ist stolz darauf, dass ihr Kind als Fallschirmjäger/Feldjäger/EOD/… in AFG ist/war.
Und evtl. auch nicht nur in leitender Funktion bzw. als (zukünftiger) Offz, sondern auch erweitert durch Mannschaften, UoP und UmP?
> Keiner hier ist Zielgruppe!
Das ist vielleicht eines der größen Fehler überhaupt. Wieso kann ich bei anderen Firmen – so jemand gesucht wird – auch mit über 50 Jahren noch einen Anstellung finden und bei der BW nicht? Wenn die BW etwas sucht wie Akzeptanz der eigenen Ausbildung, dann müsste sie auch umgekehrt akzeptieren. Also warum gibt es für bestimmte Aufgaben keine Stellenanzeige. Es muss ja keine Verbeamtung rausspringen, ein in der Indstrie übliches Gehalt täte es auch.
> Achja und ein spezieller Vorgesetzter in meiner Karriere war so gemein zu mir, dass ich mit meinen ausgeprägten Selbstreflektionsfaehigkeiten
Noch mal was zum Thema „gemein“. Keiner der Leute, denen ich das bisher erzählte ist auf die Idee gekommen, dass ich das als „Gemein“ angesehen hätte. Ich glaube, die Techniker sehen das mit anderen Augen. Vielleicht sollte man mal andere Techniker fragen, wie die so eine Situation bewerten und das man darauf eine Qualifikationsbewertung ableitet und sich sich gar nicht so sehr für den persönlichen Angriff interessiert.
@Wolfgang-2
Was in der Industrie / Wirtschaft los ist, läßt sich wunderbar in den Büchern von Werle Ich arbeite in einem Irrenhaus nachvollziehen….
Wenn man seine Beispiele mit der Bundeswehr vergleicht, geht es den Soldaten dank gesetzlich garantiertem Beschwerderecht, Pflicht zur Dienstaufsicht, Truppendienstgerichten und dem Wehrbeauftragten wirklich gut.
Aber Sie sprechen einen weiteren interessanten Punkt an
Ein Soldat muss auch nicht in der Wirtschaft funktionieren….. er produziert nichts (auf die Diskussion mit Wir produzieren Sicherheit lasse ich mich nicht ein), damit ist er auch schlecht als Kostenstelle zu erfassen. Das heisst nicht, dass er unwirtschaftlich handelt darf bspw in Fragen der Rüstung, im Friedensbetrieb, bei der Nutzung im zur Verfügung gestellter Ressourcen usw….
Zu seinem Vorteil Ein (Unter-)Offiziere der mich berät, handelt stets ohne finanzielle Eigeninteressen, keiner meiner Untergebenen kann mich aus Eigennutz (weil er meinen Stuhl haben will) absaegen, (aber er kann zu meiner Ablösung beitragen, wenn ich Mist baue), umgekehrt hat auch noch kein Soldat je das Budget fürs nächste Jahr zunächst verdienen muessen…
Die Vergleiche Wirtschaft und Bundeswehr hinken in der Regel immer…
Wir Soldaten reden uns unsere militärischen Fähigkeiten für Industriekarrieren schön, während uns die Wirtschaft in der Regel kleinredet…
Ich denke mit Hic Rhodos hic salto…. Zeige was du kannst an der Stelle wo du bist kommen wir weiter…
Was die Werbekampagnen anbelangt, wenn man allein in diesem Blog mal alle Kritiken zu gelaufenen Kampagnen im In und Ausland zusammen legt, dann muesste mit leeren Wänden werben….. mal zu martialisch, mal zu altmodisch, mal zu sehr am Zweck vorbei, mal zu deutsch…usw…. stand und steht hier alles…
daher meinem Kamerden Schrader ein Thumbs up… aufgeben kann jeder, Aufstehen und Neuansatz, dass ist die Kunst!
Ich stelle gerade in der Bw fest, dass viele noch “alte” Bilder verwenden, wie bspw der Lt als ZgFhr vor dem Studium….. wenn er/sie heute durch die Bundeswehr vor dem Studium nur zum GrpFhr ausgebildet wurde, dann hat sein vermeintliches Unvermögen NUR was mit der fehlenden militärischen Ausbildung zu tun, trotzdem ist er erwachsen und trotzdem hat er Anspruch darauf, dass er seinem Dienstgrad entsprechend als Offizier sowohl von oben als auch von unten behandelt wird. Wie sollen den die jungen Leute sonst ins System wachsen….
ach ja und einen BAchelor / Master hat er auch noch SICH SELBST erarbeitet…. den gab es nicht geschenkt.
P.S @Wolfgang 2
Sie waren anscheinend schon länger nicht mehr in einem Karrierecenter der Bundeswehr, das von Ihnen beschriebene Manko gibt es nicht mehr…
Das aendert aber nichts daran, dass Sie immer noch nicht Zielgruppe dieser Kampagne sind… ;-)
@ Sönke Marahrens
Keiner hier ist Zielgruppe stimmt so auch nicht, denn mehrere Mütter haben sich hier schon beteiligt (siehe erste Seite). Meine findet das Bild mit Frau Braun übrigens auch daneben und regt sich fürchterlich darüber auf.
Ansonsten finde ich Ihre letzte Antwort doch etwas zu vereinfachend, denn „wir“ als Bildungsnation haben z.B. den Anschluss an Skandinavien bereits etwas verloren. Dabei will ich nicht um die neuen B.A. und M.A. Studiengänge streiten, denn dass die sind nun einmal die neue Ausgangslage und damit gesetzt.
Und ich bin selber Truppenoffizier und darf damit über dieselben auch urteilen ;-)
@Someone
Es gibt 3 Protagonisten. Wie bereits erwähnt, hätten wir gerne jemanden gehabt mit Kind in Afghanistan.
Die Kampagne läuft noch bis Anfang November, wird aber Einfluss haben auf unsere Kampagnenarbeit im kommenden Jahr haben – auch alle hier und auf Facebook geposteten Kommentare werden wir auswerten. Z.B ist deutlich geworden, dass „Studium“ ein Reizwort sein kann.
Gruß
@ Axel Schrader
Wohl eher die Kombination aus „Studium“ + Kontext ;-)
Und danke für Ihre Erläuterungen!
Schönes Wochenende :-)
Aus eigener Erfahrung gesprochen stehen die meisten leistungsstarken SaZ12 (bald 13) Offz bei DZE entweder kurz vor dem zweiten Masterabschluss (derzeit ist der erste Abschluss oft noch das Diplom) oder haben ihn schon, einige haben sogar ein komplettes Bachelor- Master Studium (LLB und LLM gerne bei den starken Pädis) abgelegt, bzw. stehen kurz vor dem Master, weil das geistes- oder erziehungswissenschaftliche Erststudium keine Türen öffnet. Und lasst uns nicht die Promovierten vergessen. Ein Erst-Master erst am Ende der Studienzeit kappt die erreichbare maximale Bildungshöhe und entwertet in der zivilen Sicht die Berufserfahrung davor zumindest zum Teil.
Auch das Argument mit dem „frischeren“ Abschluss zieht nicht. Wer sich als ehemaliger SaZ mit ca 32-33 noch in die Konkurrenz mit zivilen Abolventen im Alter 23-25 stellt ist fehl am Platz. Selbstbewusstsein! Dienst als SaZ ist Berufserfahrung! Der LRT Ingenieur und MBA mit jahrelanger Erfahrung als LTO, der Dipl. Kfm und MS/CE mit Führungs- und Projekterfahrung und der Dipl. Päd. und LLB/LLM mit jahrelanger Personalverantwortung werden nicht mit fast zehn Jahre jüngeren „einfachen“ zivilen Studienabgängern in einen Bewerbertopf geschmissen oder sollten sich das, gerade auf dem „post-demografischen“ Arbeitsmarkt nicht gefallen lassen.
@ Soenke Marahrens
> Wenn man seine Beispiele mit der Bundeswehr vergleicht, geht es den Soldaten dank gesetzlich garantiertem Beschwerderecht, Pflicht zur Dienstaufsicht, Truppendienstgerichten und dem Wehrbeauftragten wirklich gut.
Dem pflichte ich uneingeschränkt bei. Auch das könnte ich mit einem Beispiel belegen aber das wäre hier zu langatmig. Grundsätzlich habe ich die BW-Zeit keineswegs negativ in Erinnerung.
> Ein Soldat muss auch nicht in der Wirtschaft funktionieren….. er produziert nichts
Noch einmal:
a) Man hat mir erklärt meine Ausbildung sei unzureichend und ich müsse sie wiederholen, wolle ich mich bei der BW verpflichten
b) Man hat mir diesen „Ausbilder“ vor die Nase gesetzt, der mir nun das neue Wissen zu vermitteln habe, das mir noch fehlt
Die besagte Diskussion, wer wann wie welche Arbeit macht und wer wie zu funktionieren hat ist müßig. Relevant ist die zu meiner Zeit praktizierte Selbstdarstellung der BW, die sich auszeichnete durch eine überhebliche Ablehnung der Ausbildungsgänge vor der BW-Zeit und eine praktische Unfähigkeit selbst eigenes Wissen im erforderlichen Umfang zu vermitteln.
Dieses Beispiel hatte übrigens Methode. Ich hatte auf dem Schiff gedient in der Abteilung „Schiffssicherung“ – bekannt unter GaWaSch wobei ich nun nicht erkläre was das bedeutet. Dort auf dem Schiff gab es eine Lüftertafel, die offenkundig defekt war. Dort brannte keine einzige Kontrolleuchte. Nach ein paar Wochen auf dem Schiff hatte ich meinem Vorgesetzten gegenüber erklärt, dass man das Ding ja eigentlich mal reparieren müsse. Er meinte dann nur „Wenn Sie meinen, reparieren Sie“.
Es war nicht einfach zu finden, es dauerte dann drei Stunden bis ich den Kurzschluss habe lokalisieren können. Danach habe ich dann erfahren, dass die Schalttafel schon sein drei Jahren defekt gewesen sein soll. Von diesem Tag an war ich irgendwas wie ein Supermann. Aber das hielt dann nur wenige Tage an. Irgend ein Offizier gab mir ein Tonbandgerät und fragte mich, ob ich das auch reparieren könne. Naja, die Messgeräte waren wohl an Bord und ich begann. Nach dem Einschalten fackelte das Ding dann komplett ab. Man hatte vergessen mich auf die Kleinigkeit hinzuweisen, dass das Ding auf 110 Volt eingestellt war. Dann war ich wieder der Idiot und für den Rest meiner Dienstzeit für die Toilettenreinigung zuständig.
> Wir Soldaten reden uns unsere militärischen Fähigkeiten für Industriekarrieren schön, während uns die Wirtschaft in der Regel kleinredet…
Das Problem ist: Die Soldaten reden die Industrielaufbahnen klein.
> Sie waren anscheinend schon länger nicht mehr in einem Karrierecenter der Bundeswehr, das von Ihnen beschriebene Manko gibt es nicht mehr…
Ach nee, das gibt es nicht mehr? Ok, wo und wie sind welche öffentlich ausgeschriebenen Stellenangebote von der BW zu finden – ohne das Wort TVöD meine ich.
Wo sind die Projektangebote der BW bei https://www.gulp.de/ oder http://www.hays.de/ zu finden?
> Das aendert aber nichts daran, dass Sie immer noch nicht Zielgruppe dieser Kampagne sind… ;-)
Oh, ich habe einen Job, ich bewerbe mich nicht. Ich versuche nur zu erklären, worin das Desinteresse für junge Menschen begründet ist gegenüber der BW.
Axel Schrader | 19. Oktober 2013 – 11:44
„Die Kampagne läuft noch bis Anfang November, wird aber Einfluss haben auf unsere Kampagnenarbeit im kommenden Jahr haben – auch alle hier und auf Facebook geposteten Kommentare werden wir auswerten. Z.B ist deutlich geworden, dass “Studium” ein Reizwort sein kann.“
Haben Sie denn auch mal ausgewertet, was die Bundeswehr selbst zu diesem Themenkomplex erarbeitet hat? Diese ganzen Punkte, Studium als Reizwort, fehlender Einsatzbezug, betont zivile Darstellungen, fehlende Authentizität und Glaubwürdigkeit; genau zu diesen Aspekten hat das ehemalige SOWI Berge von Studien erstellt, in denen man schon vor fünf Jahren lesen konnte, was man jetzt immer noch falsch macht.
Haben Sie die mal gelesen, oder liegen die immer noch bei FüSK II 4 unter Verschluss?
@Voodoo,
Ihre Frau ist auch nicht Zielgruppe ;-), oder will sie auch noch zum Bund.
Ich wage mal zu behaupten, dass Ihre Frau Sie geheiratet hat, obwohl Sie Soldat sind, und nicht weil Sie Soldat sind ..,(meine argumentiert zumindestens so )
@Wolfgang 2 nochmal…. einen Bloeden hat jede Baustelle, aber es gibt genauso Soldaten die draußen nicht zuruecht kommen, wie es Zivilisten gibt, die nicht als Soldaten zurecht kommen, aber das ist aus meiner Sicht in Ordnung.
Allein die Diskussion Athener vs Spartaner hat hier riesige Blogeintraege verursacht ….
@TBR
Äh, hallo? Aus eigener Erfahrung: Haben Sie sich die um die 30-jährigen Mitbewerber heute mal angeschaut? Natürlich muss man sich als ehemaliger SaZ 12 nicht verstecken, aber wenn dann ein Konkurrent seinen Lebenslauf darlegt, in welchem er mehrere Jahre im Beruf und das sogar noch im Ausland, sprich beispielsweise in den USA, gearbeitet hat (und sich dabei ebenfalls stetig weiterbildete!), sieht es mit ihrem „Ich war aber Dipl.Ing bei der Marine/Lw im Heer!“ eher mau aus. Selbstbewusstsein hin oder her. Und Promovierte gibt es „draussen“ (leider) auch genug.
Es ist leider nicht mehr so wie früher, dass man als ehemaliger SaZ und Offz überall mit rotem Teppich empfangen wird. Das zumindest berichten viele meiner studierten Kameraden, die ihre zivile Karriere starten mussten oder gerade müssen. Im Gegenteil, man brauch eben soviel Glück wie die Bewerber mit zivilem Hintergrund. Das trifft vielleicht weniger auf die Soldaten mit Dipl.Ing in Luft-/Raumfahrttechnik zu, betrifft aber in vollem Umfang die Kameraden der Geisteswissenschaften. Ein Stcihwort: Sprachen. Kann man z.B. Englisch mittlerweile an den Uni Bw studieren? Soweit ich weiß, immer noch nicht.
Bei Ihrem konkreten Beispiel stellt sich mir die Frage: Wie konnte sich diese „steile“ akademische Karriere mit dem eigentlichen Kerndienst in Einklang bringen? Ich als Chef hatte nämlich allein durch Rahmendienst, Einsatz/Einsätze und Übungsplätze nur schwerlich Zeit für großartige Weiterbildung (und wenn, dann ausschließlich weit nach Dienst / am WE). Und wieviel Personen gehören zu dieser leistungsstarken Spitze im Jahrgang? 5% oder mehr / weniger? Ich persönlich kenne nämlich gerade mal einen Fall, in dem jemand nach seinem Dipl.-Päd via Fernstudium kurz vorm DZE noch einen Masterabschluss abgelegt hat.
@ Sönke Marahrens
Ich mag Ihr Athener vs. Spartaner-Beispiel sehr, obwohl ich von Haus aus kein Althistoriker bin ;-)
Allerdings meinte ich aber tatsächlich meine Mutter – sie ist noch sehr fit und mag das Internet, daher surft sie wahrscheinlich mittlerweile mehr als ich…^^ Und in diesem Zuge verfolgt sie eben auch viele Veröffentlichungen der Bw, bzw. der hier eingestellten Informationen von T.W.
Was meine Frau betrifft, so stelle ich fest, dass sich die von Ihnen dargestellte Argumentation ihrer Frau hier bei uns spiegelt – Heirat, obwohl Soldat, nicht weil. Sie dürfte aber insgeheim trotzdem sehr glücklich darüber sein, dass ich seit einiger Zeit nicht mehr im aktiven Dienst bin ;-)
@Axel Schrader | 19. Oktober 2013 – 11:44
“Die Kampagne läuft noch bis Anfang November, wird aber Einfluss haben auf unsere Kampagnenarbeit im kommenden Jahr haben – auch alle hier und auf Facebook geposteten Kommentare werden wir auswerten. Z.B ist deutlich geworden, dass “Studium” ein Reizwort sein kann.”
Zunächst auch von mir vielen Dank für das Enagement – zudem erfreut mich die offene Lernbreitschaft in diesem Bereich. Das ist doch überaus positiv.
> einen Bloeden hat jede Baustelle
Wie viele Beispiele müsste ich bringen, damit klar wird, dass hier ein systematisches Problem vorliegt? Und nein, das gibt es in der Industrie nicht.
@Sönke Marahrens
„Unteroffiziere und oder Fachoffiziere sind hoeher qualifiziert als Truppenoffizere,, dann haben sich ja die Bildungsreformen der letzten 20 Jahre ausgezahlt“
In der Tat, dass gibt es. Dies liegt jedoch nicht daran, dass die Bildung/Ausbildung verbessert wurde, sondern daran, dass man das angelsächsische System in der akademischen Bildung als Ausbildung zum Berufseinstieg eingeführt hat. Das war und ist bei uns aber nicht der Bachelor, sondern der Geselle oder Facharbeiter. Dazu kommt, dass man in der Vergangenheit die Erfahrung nur durch höheren Lohn oder Aufstieg bestätigt hat und nicht durch Credits oder Bescheinigungen. Bei einem nicht atmenden Personalkörper war dies auch nicht nötig.
„Truppenoffizere können eh nichts (wenn man das hier so liest), aber dank Fachoffizieren und Unteroffizieren haben sie vielleicht irgendwann mal doch eine Chance zum besseren Menschen zu werden.“
Polemik, kluge und fleisige Menschen gibt es innerhalb und außerhalb der akademischen Bildung. Die Frage muss sein, wer benötigt welche Fähigkeiten/Kompetenzen und wie bringt man sie am günstigsten bei oder nutzt die vorhandenen Qualifikationen. Nur so zu tun als ob die akademische Bildung die Abgrenzung zum A14 sein muss, halten viele eben für überholt. Wenn ein quereinsteigender Meister mit 27 besser Chancen hat als ein Soldat in gleiche, Alter mit 9 Dienstjahren, läuft etwas falsch und genau so verhält es sich, wenn ein 35 jähriger nicht Soldat mit Bachelor (DQR6) zum Bund kommt und der Betriebswirt FD (DQR6) mit 17 Dienstjahren nach ihm Hauptmann wird und keine Möglichkeit des weiteren Aufstieges hat.
Werbung und Attraktivität gehören zusammen und ein großes Attraktivitätsmerkmal der Bw ist im Moment noch Bildung und Ausbildung bei vollem Gehalt. Doch die Wirtschaft zieht nach und beim Kampf um die Fähigsten wird die Bw beim Gehalt ein Problem bekommen. So wäre es wichtig wenigstens die Bildung und Ausbildung gewinnbringend anzulegen und da ist noch viel zu tun.
> Werbung und Attraktivität gehören zusammen und ein großes Attraktivitätsmerkmal der Bw ist im Moment noch Bildung und Ausbildung bei vollem Gehalt.
Das gibt es allerdings in der Industrie auch. Nur muss man dann etwas studieren, dass die finanzierende Firma brauchen kann und Geistes- und Politikwissenschaften gehören nicht dazu.
&elahan
Irgendwo ist mein Sarkasmus Schalter untergegangen. ;-)
Die Frage die hier nicht beantwortet wird, ist das Soldatentum Handwerk oder Kunst? Ist Taktik Handwerk? Ist Strategie Gedankenwerk oder Kunst? Aber bestimmt kann man hier eine Bologna Nivellierung wie bei der Neutralisierung des Deutschen Diplom Ingenieur erreichen kann…. selbstverständlich alles im Sinne einer Professionalisierung.
A die Laufbahn ist durchlaessig bis nach ganz oben… man muss dann aber auch z.B umziehen wollen. Fuer einen 35 jaehrigen sicher schwieriger als fuer einen 25 jaehrigen.
B. Klug und fleissig habe ich keine Probleme, aber es soll ja auch 19 jaehrige geben, fie fas Abi im ersten Bildungsweg schaffen…. müssen die jetzt gebremst werden bis die Kameraden im 2. Und weiteren Bildungswegen soweit sind?
C. Ich halte es nach wie vor fuer einfacher einen Nichtsoldaten zum Soldatrn zu machen als aus einem Hauptschueler einen Dipl Informatiker (Ausnahmen bestätigen die Regel)
D. Wolfgang-2 ich kann ihr systemisches Versagen nicht erkennen, ich sehe da nur Vorgaenge bei denen Vorgesetzte Uffz Offz versagt haben.
E. Und natürlich braucht man Geisteswissenschaften und gerade beim Militär. … wir sind kein Ingenieurkorps sondern ein Offizierkorps und Unteroffizierkorps das aus Vielfaeltigkeit lebt
Beweis….Lesen und verstehen Sie Clausewitz, Boyd oder Liddel Hart….
Es ist lobenswert, dass Sie sich hier beteiligen, Herr Schrader. Aber welchen Punkt wollen Sie machen, wenn Sie sich gegen „teure Agenturen“ abgrenzen? Wollen Sie dokumentieren, dass Sie nichts von Betriebswirtschaft verstehen, denn die tatsächlichen Kosten von Bundesbediensteten und Werbern unterscheiden sich kaum? Oder wollen Sie zeigen, dass Sie einfach nur keine Ahnung von Kommunikationsmanagement haben, denn weder können Piloten und Fallschirmjäger das, was professionelle Werber können, noch umgekehrt? Oder sind Sie eher auf den Kleingewinn aus, der bei der Äußerung von Ressentiments gegen Werber fast schon sicher ist? Und: wie erklären Sie Ihre polemische und unprofessionelle Haltung gegenüber den zahlreichem Dienstleistern der Bundeswehr? Oder bauen Sie einfach darauf, dass es bis zu Ihrem Dienstzeitende nicht mehr dazu kommen wird, dass die Bundeswehr mit Profis zusammen arbeitet bzw. Sie sich nicht für diese Führungsaufgabe qualifizieren? Letzteres gelingt Ihnen ziemlich gut, denn wer die Leistung anderer nicht wertschätzen kann, weil er die eigenen Fähigkeiten überschätzt, hat in den meisten Fällen sein Karriereziel schon erreicht.