Fernsehen: ‚Unser Krieg – Mission Afghanistan‘
Der Fernsehtipp ist eigentlich für den (morgigen) Dienstag, auf ZDF info gibt’s den Zweiteiler allerdings schon am (heutigen) 7. Oktober: Unser Krieg – Mission Afghanistan hat das ZDF seinen Film genannt, der sich den zahlreichen Facetten des deutschen Afghanistan-Einsatzes widmet. Mit vielen Interviews mit Soldaten, Kommandeuren, einem Minister, Angehörigen – und ein Teil der Interviews ist, weil er in den Film nicht mehr reinpasste, nur online zu sehen. Ebenso der Video-Rundgang über die Höhe 432 im Distrikt Char Darrah bei Kundus.
Die Sendetermine zur Primetime: am 8. und 22. Oktober, 20.15 Uhr, im ZDF; aber am 7. Oktober um 21.40 und 22.25 Uhr auf ZDF info (da ist das ZDF sich selbst wohl nicht klar, wann es was senden will. Nachdem auch die ARD neulich einen noch kurz zuvor auf der Webseite angekündigten Beitrag irgendwie verschoben hat, sollte ich vielleicht langsam darauf verzichten, auf Sendungen der öffentlich-rechtlichen Sender hinzuweisen. Die zeigen ihr Zeug ja doch wann sie wollen.)
Und das Bonus-Material auf der Webseite.
@csThor: Und was glauben Sie nun, weshalb sich Helmut Kohl das Projekt Einführung des privaten Rundfunks ziemlich zu Anfang seiner Amtszeiten vorgenommen hat? Es ging da sicher nicht nur um den Duz- Freund Leo Kirch, den kann man in dem Zusammenhang als willfährigen Nutznießer sehen.
Das ÖR- TV hat in den Spartenkanälen durchaus ansehnlichen zu bieten. Es bedarf zur Nutzung aber eines gewissen Forschergeistes beim Studium der Vorschauen und Programmzeitschriften und eines ausdauernden Aufzeichnungsgerätes. Und wenn Sie dann noch genug Zeit aufbringen, das Aufgenommene zu schauen…
Die Antwort zu der Kleinen Anfrage findet sich hier: http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/148/1714815.pdf
Naja, dass sich Deutsche „Dienstler“ da getummelt und Informationen/Technik besorgt haben, überrascht kaum. Die von den Befragten in diesem Rahmen aber ziemlich deutlich implizierte vereinzelte Beteiligung an (Kampf-)“Aktionen“ gegen die sowjetischen Truppen (um vor den Afghanen das Gesicht zu wahren), schon. Ersteres wäre der Auftrag des Dienstes. Letzteres eine Beteiligung an kriegerischen Handlungen gegen die damalige Sowjetunion. Ich bin zwar kein Jurist, aber das – sollte es denn stimmen – wäre schon eine einigermaßen krasse Überschreitung von einigen roten Linien, denen ein Geheimdienst, insbesondere wenn er auf Grundlage unseres Grundgesetzes agiert, eben unterliegt.
Zeigt nur wieder, dass die Überwachung der Dienste im laufenden Betrieb und die historische Aufarbeitung ihrer Tätigkeit in der Vergangenheit einer deutlichen Revision unterzogen gehören.
Dazu passend: Überrascht stellte man kürzlich im Rahmen der Ermittlungsanfragen im so genannten „Bommeleeer-Prozess“ in Luxemburg im Kanzleramt fest, dass Deutschland tatsächlich an Gladio beteiligt war…
http://www.geolitico.de/2013/10/08/pofalla-raeumt-bnd-beteiligung-an-geheimarmee-ein/
[Warum Sie hier einen Beitrag verlinken, in dem das steht, was in der kurz zuvor in einem Kommentar verlinkten Bundesregierungs-Antwort auf eine Kleine Anfrage steht, erschließt sich mir nicht so ganz? T.W. ]
Der Bericht war wesentlich besser als ich dachte, auch wenn man zu der ganzen „Sommerregen“ Thematik besser eine eigene Doku gemacht hätte.
Das paßt nicht wirklich in den restlichen Kontext
Mir hat der Beitrag sehr gut gefallen, sehr ausgewogen, leise. Nur der Titel ist falsch: es ist eben NICHT UNSER Krieg gewesen, und er wird es auch nicht werden. Die höhere Zustimmung der Bevölkerung zu Beginn des Einsatzes kam ja auf der Grundlage zustande, dass es sich eben nicht um einen Krieg handelt, sondern um einen Aufbaueinsatz mit militärischer Unterstützung. Die Zustimmung zu diesem Engagement wird nach dem ZDF-Beitrag eher schwinden als zunehmen. Und die zeitgleichen Berichte in den Printmedien (s. Stern von heute) über den Abzug stellen auch permanent die Frage: Wozu war das alles gut?
Meldung OT aber AG relevant
Mittelbayerische Zeitung
US Drohnen im unkontrollierten Luftraum über der Republik.
Angeblich eurden deutsche Flugsicherheitsdienststellen nicht in die militärischen Absichten einbezogen worden waren. Erst Ende Juli wurde bekannt, dass die US-Armee mit der deutschen Flugsicherung zwei Drohnenflug-Korridore ausgehandelt hatte, in denen befristet für sechs Monate Streckenflüge zu Testzwecken veranstaltet werden dürfen.
Ob das das BMVg wußte und wenn ja, warum wurde diese Möglichkeit dann nicht beim Eurohawk genutzt?
@Elahan
a) OT und b) nach meiner Erinnerung hier schon mal Thema, weil das in der Antwort auf eine Kleine Anfrage stand. Geht hier um MALE-Drohnen, die zwischen zwei Übungsplätzen verkehren, deswegen auf den EuroHawk nicht anwendbar, weil komplett anderes Flugprofil.
@autostaedterin
Es ist schon unser Krieg. Die Volksvertretung hat mit Mehrheit ein Mandat ausgestellt!
naja das gehacke auf „unserer schizophrenie“ ist mir etwas einseitig. wenn volkes wille und „alternativlosigkeiten“ auf int. politischer ebene so krass auseinanderstreben muss die politische ebene natürlich ihr möglichstes tun um zuhause einen „brownout“ zu verhindern.
Politik und BW haben meiner unbescheidenen Meinung nach ihr möglichstes getan um da nicht zu viel staub aufzuwirbeln.
@ T.Wiegold
Da OT wie angemerkt, wichtig, etwas besonderes und durchaus mit Bezug auf EH da UAV über 120kg, werde ich mich auf einem anderen Weg rückmelden :-)
Stefan H. | 09. Oktober 2013 – 15:02
Das mag ja formal stimmen, und unter dem Eindruck von 9/11 hätte man da alles Mögliche beschlossen (man wusste ja nicht, was noch kommen würde). Eine vor vielen Jahren in einer bestimmten historischen Ausnahmesituation erlangte Legitimation ist nicht ausreichend. Wenn man sie ernst nehmen würde, dürfte die ISAF auch nicht ihren bisherigen Einsatz beenden. Gerade hier im Forum wird oft auf die mangelnde Unterstützung Zuhause verwiesen. Wenn die Bevölkerung diesen Krieg als den ihrigen wahrgenommen hätte, gäbe es diese Klage nicht und auch mehr Anerkennung für die eingesetzten Soldaten.
@ autostaedterin
Der Titel ist schon richtig, wie ich finde. Während die Kommunikationspolitik aller beteiligten Bundesregierungen über Gründe, Ziele und Vorgehensweisen dieses Einsatzes katastrophal war, handelte es sich ja durchaus um einen Wiederaufbau mit militärischer Unterstützung (also Stabilisierungseinsatz) – bis der Gegner wieder in den Raum kam. Nun hat die Bundesregierung diese Änderung der Lage und des eigenen Vorgehens nicht kommuniziert, aber die Bevölkerung hat sich auch wenig dafür interessiert und als es dann in den Medien war ihr Abstimmungsverhalten auch nicht geändert.
It’s our war. We voted for it, we paid for it, we own it! Party democracy in action.
Cynic2 | 09. Oktober 2013 – 15:41
Wie bereits geschrieben, Legitimation kann im Zuge der Ereignisse auch enden, weil sich schlicht Rahmenbedingungen geändert haben. Nichtkommunikation oder Desinteresse haben damit nichts tun. Aber richtig, ich habe mit bezahlt und bin sauer, dass mein Geld möglicherweise in Plastiktüten verpackt bei der Karzai-Clique gelandet ist (wer kann das schon ausschließen).
@ autostaedterin
Die Legitimation endete ja auch jedes Jahr und wurde jedes Jahr vom Parlament erneuert. Der demokratische Prozess hatte also jedes Jahr die Möglichkeit die effektive Politik zu ändern. An dem Punkt kam, meiner Ansicht nach, dann das Desinteresse zum Tragen, denn das Parlament scheint nicht wirklich unter Druck gewesen zu sein, den Einsatz zu beenden.
Und das Volk hat die demokratischen Möglichkeiten, welche die BRD bietet, nicht ausreichend genutzt den Einsatz der Bw zu verhindern oder abzubrechen.
Es ist ein Krieg der Kriegsteilnehmer und ihrer Entsender.
@Autostaedterin
Die Distanzierung von diesem Krieg wie sie überspitzt seitens Elahan als der Krieg der Kriegsteilnehmer und Entsender auf den Punkt gebracht wird, ist Teil des freundlichen Desinteresses. Als Soldat kann man sich das nicht aussuchen, da das Mandat einen im Namen des Volkes anweist in den Einsatz zu gehen. Mediale oder öffentliche Zustimmung ist erwünscht; deren Abwesenheit erspart einem aber nicht den Einsatz…
Von dem her halte ich einen Rückzug auf die Position „es ist nicht mein Krieg“ als eine etwas banale Rechtfertigung, die man gerde nach einem Afghanistaneinsatz oft zu hören bekommt. Mir liegt es aber fern Sie persönlich angehen zu wollen, da Sie alleine mit Ihrer Anwesenheit hier zeigen, dass Ihnen Desinteresse fern liegt.
Was für eine deutsche Debatte :)
@Elahan | 09. Oktober 2013 – 15:57
@Stefan H. | 09. Oktober 2013 – 16:18
Ich kann durchaus gegen einen Beschluss sein, auch wenn er von einer Mehrheit im Parlament getragen wird (die kaum gegen den Wunsch der Bündnispartner entscheiden würde!). Um so schäbiger finde ich es, wenn die Gleichen, die weiter die Legitimation beschließen, auf der anderen Seite den Soldaten nicht bzw. verzögert die Mittel in die Hand geben, den Einsatz ordentlich durchzuführen.
Ich bin alles andere als desinteressiert, aber ich bin auch gegen diesen Einsatz in AFG. Ich könnte es aber menschlich verstehen, wenn sich Soldaten gewissermaßen um den Erfolg ihres Engagements (oder sogar um einen Sieg) betrogen fühlten.
@ JCR
wenn es solche debatten in anderen ländern geben würde, wo sowas im fähnchenwinketrubel untergeht wäre, der welt vlt das ein oder andere schlachtfeld erspart geblieben.
nationalstolz kann man auch entwickeln eben weil man nicht jede dummheit mitmacht ;)
@ elahan
ja, es gab keine lichterketten, sitzblockaden und den üblichen firlefanz der friedensbewegten (wohl auch weil die tauben selbst die krallen ausgefahren haben, grüße an herrn fischer an dieser stelle), aber es gab ja abseits der linken auch keine parlamentarische opposition zum einsatz, die sowohl mediale präsenz als auch organisatorische kapazitäten gehabt hätte um dahingehend mobilisierend zu wirken.
dazu kommt die schlechte mediale repräsentation des ganzen. da kann durchaus von propagandaerfolgen der jeweiligen regierungen gesprochen werden. sich dann auf eigene initiative intensiver in die thematik einzuarbeiten ist für otto normal dann auch etwas viel verlangt. mehr als was in der tageschau kommt / in der zeitung steht findet für viele nunmal nicht statt.
Ich fand es sehr erstaunlich, dass dieses Thema wie auch der Krieg in Syrien in den TV-Duellen/-Politikerrunden vor der Wahl so gar nicht debattiert wurde, nicht mal von der Linken. Gerade Syrien hätte ein Thema sein müssen, da es vor unserer Haustüre liegt.
@ autostaedterin
für die politik gilt das gleiche was für die medien gilt. was da draußen passiert interessiert nicht und mit der eurokrise hat man eh einen riesigen rosa elefanten vor der nase der alle aufmerksamkeit fesselt (der hat nen sehr unmittelbarne bezug zur eigenen brieftasche … )
da keine dt beteiligung absehbar war (merkel hat aus ihrem irakkriegsdebakel gelernt) hat es sich auch nicht gelohnt, das fass aufzumachen.
Habe gerade auch mal die Zeit gefunden, den Film anzuschauen.
Erst einmal großes Lob an die Filmemacher, auf jeden Fall das Beste was im deutschen Fernsehn je zum ISAF-Einsatz gezeigt wurde.
Was sich hier jedoch ganz klar zeigt:
Das Parlament / die Regierung haben deutsche Soldaten in den Einsatz geschickt und die Legitimation jedes Jahr neu ausgesprochen. Dass dies nicht immer dem Willen des Volkes entspricht, ist eben eine Folge der Parteiendemokratie, was die Legitimation jedoch grundsätzlich nicht schmälert.
Dieselben Parteien haben jedoch die notwendige Unterstützung verweigert, Unterstützung sowohl mit militärischen Mitteln als auch kommunikativ an der Heimatfront.
Es wurde erwartet dass die eigenen Vorstellungen vom „THW in Uniform“, welches freundlich winkt und Mädchenschulen baut und Brunnen bohrt, umgesetzt werden.
Die Bundeswehr(führung) hat wiederum versucht, diesen Erwartungen zu entsprechen auch als diese schon von der Realität überholt waren und somit das Bild aufrechterhalten, welches die Politik erwartet hat. Dadurch sah hier niemand Handlungsbedarf, es war ja alles ok.
Was man hier in der politischen und militärischen Führung als „Lessons Learned“ mMn mitnehmen kann:
– Es freut sich nicht jeder über Demokratie und Frauenrechte, der Köder muss also dem Fisch schmecken und nicht dem Angler
– Wenn die BW bei den Afghanen das Bild der freundlichen, naiven aber schwachen (Nicht-) Kämpfer hinterlässt haben diese keine Veranlassung den Köder zu schlucken
– Sowohl die USA kommen besser bei den Afghanen weg als auch wir wenn denn mal was passiert (Der Luftschlag auf die Tank-LKW wurde bei den Afghanen ja durchaus begrüßt)
-Nebenbei: Auch heute werden irgendwo in AFG Chinesen und Russen mit einem Einkaufszettel mitlaufen
Wenn diese Lehren angenommen werden und wir dadurch als Nation wieder „mündig“ werden, gab es wenigstens ein positives Ergebnis. Leider bezweifel ich diese Lernwilligkeit bei vielen unserer Politiker und auch Generäle.
Edit: Wenn man sich dann, nachdem wir als weiche Flanke gelten und deshalb im Schwerpunkt gegnerischer Aktivität liegen, und eine US-Brigade zur Unterstützung ins RC-N verlegt wurde, noch als Vorbild darstellen kann und anderen selbstgefällig erklärt wie man denn bitte Krieg führt und ein Land stabilisiert, ist mir schleierhaft.
Wird aber wohl so an der FüAk ausgebildet: Ein deutscher StOffz kann alles.
Naja die Schlimmsten Fehler gingen von SPD/Grüne Fehler
Vertuscht wurde die Versuchten Selbstmordanschlag die ins Camp wollten, das Befehlt Geheimsache wurde , und endete beim Busanschlag , hätte man damals gehandelt und das Gelder frei gemacht , hätte man die Soldaten in Geschütze Fahrzeug gefahren .
Und dann durften Taliban Dörfer nicht mehr angefahren werden nur noch da wo die Taliban nicht sind
Das gab schon vor Jahren Gerüchte, die scheinbar stimmten
Was ist das eine Aktion die Frage sollte den Grünen schon mal gestellt werden
Erst unter CDU/SPD gab es auch einen richtigen Einsatz
@autostaedterin:
„Um so schäbiger finde ich es, wenn die Gleichen, die weiter die Legitimation beschließen, auf der anderen Seite den Soldaten nicht bzw. verzögert die Mittel in die Hand geben, den Einsatz ordentlich durchzuführen.“
Die Behauptung das Parlament habe gerade in den Jahren 2002-2009 verhindert oder verzögert, dass die Truppe die richtigen „Mittel an die Hand“ bekommt teile ich nicht. Lediglich beim Tornado gab es derlei. Ansonsten hatten Abgeordneten sinnvolle ROE und weitere Ausrüstung gefordert. Lange bevor das BMVg dieser Linie folgte.
Es ist schäbig von der Generalität in der Truppe und in der Öffentlichkeit den gegenteiligen Eindruck zu erwecken.
welches interesse hatte die generalität da in der ausrüstungsfrage quer zu treiben. neues spielzeug wird doch sonst auch gern genommen.
bzgl der ROEs kann ich mir durchaus vorstellen, dass da niemand den dreck auf der uniform haben wollte, den zb ein herr klein abbekommen hat nach seinem „robusten“ vorgehen.
Nachtrag: die Meinung des GI – noch Ende Juli 2009:
„Schneiderhan wies aber Forderungen nach „schwereren“ Waffen wie Kampfpanzern oder Haubitzen zurück. „Unser Problem ist nicht die Feuerüberlegenheit. Unser Problem ist Aufklärung.“
http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/bundeswehr-in-afghanistan-zeit-fuer-diese-eskalation-1826913.html
Die Forderungen kamen aus der Truppe – und dem Parlament.
Und der Mann ist heute Vorsitzender der Stauffenberg-Stiftung.
Leider wird all das in der ZDF-Sendung nicht behandelt, obwohl erwähnt wird, dass bei Op Halmazag die PzH2000 (mit)entscheidend war. Sogar die Wende brachte.
Da wären mal ein paar Fragen an Jung & Schneiderhan interessant gewesen.
Memoria | 09. Oktober 2013 – 19:02
Ich kann Ihre Einschätzung, gerade in dem angegebenen Zeitraum, nur teilen. Ich habe sehr viele B6+ in sicherheitspolitischen Vorträgen und Diskussionen mit dem Tenor gehört, das lediglich „Kleinigkeiten“ fehlten bzw. natürlich in der Beschaffung sind … dem Soldaten soll es nichts fehlen, was für den Einsatz benötigt wird …
Memoria | 09. Oktober 2013 – 19:02
Gefordert ist gut, ist auch genügend Kleingeld zur Verfügung gestellt worden? Zumindestens bei den Verbündeten sollte es doch geeignete Ausrüstung gegeben haben, ohne dass man da was Neues an Ausstattungslisten hätte erfinden müssen.
@markus, d.Ä:
Es sollte aus Sicht der Bundeskanzlerin und damit auch aus der Sicht des Ministers alles unkriegerisch aussehen. Also argumentierte der GI entsprechend.
Bei den ROE haben schon ganz andere Dreck auf ihren Anzug – nicht Uniform – genommen.
Es wären die Hausaufgaben der Generalität gewesen. Gemacht wurden sie von Abgeordneten.
Man sollte auch hier nicht auf Ausreden reinfallen:
Die Generalität handelte rein opportunistisch. Die Vorstellung, dass Generale militärfachliche Ratschläge gegeben haben und die Abgeordneten diese ignoriert haben ist reine Legende.
@autostaedterin:
Geld war nicht der limitierende Faktor, sondern die Ignoranz des eigenen Systems.
Als beispielsweise mit dem Konjunkturpaket II enorme Gelder verfügbar waren, gab es auch keinen echten Schub für den Einsatz.
Auch davor stand niemand da und forderte spürbar mehr für den Einsatz (abgesehen von der Allerweltforderung nach geschützten Fahrzeugen). Denn die Inspekteure und ihre Apparate hatten ihre Beschaffungsplanungen – und da war der Einsatz nur lästige Konkurrenz. Gleichzeitig hielten die Herren große Reden (s.u.).
@Heiko Kamannn:
Ja, all diese wohlfeilen Vorträge – da wird mir heute noch schlecht.
@ memoria
ja mit der angesprochenen feedbackschleife macht das verhalten der goldfasane durchaus sinn und deckt sich mit meiner einschätzung, dass sich die politik im spagat übte zu hause keinen staub aufzuwirbeln und in washington kein übermäßiges stirnrunzeln und augenrollen zu provozieren.
Memoria | 09. Oktober 2013 – 19:17
Doch es wurde gesagt nur mit PzH 2000 und Kampfflugzeuge
doch das stimmt nicht Deutsche forderten nur PzH 2000 an
die Belgier wahren es die Bomber angefordert, das steht im Buch 4 Tage im November.
Alleine der Marder brachte dem was dringend benötigt wurde überhaupt die Gefechte zu Führen
Was hätte der Leo 2 dann ermöglicht?????
Aber wie weit ist der Boxer Rückstand heute schon, in der Politik interessiert das nicht mal
Dabei stand schon im Buch Bundeswehr unter Beschuss das der Dingo kein Gefecht Fahrzeug ist
nen leo ? gabs dort auf mal gehärtete punktziele und straßen/brücken mit ner freigabe für 60t + ?
@ memoria
Im Grundsatz gebe ich Ihnen ja Recht, dass es bei der Unterstützung der Truppe nicht am Parlament lag. Die unrühmliche Ausnahme war die Verschleppung der Beschaffung des Eagle IV, damit KMW doch noch ihren Enok ins Spiel bringen konnte.
Bezüglich der schweren Waffen bin ich der Ansicht, dass die SPz Marder eine wirklich gute Unterstützung der Infanterie waren, der KPz aber vermutlich kaum nützlich gewesen wäre. Die Entsendung der Artillerie in den Einsatz wurde durch die ArtS zwar medial groß ausgeschlachtet, um noch ein paar STAN-DP zu retten, weil man einsatzrelevant war, tatsächlich war das aber mehr Ärger als Nutzen für die TF KUNDUZ. Erst wollte die Art die gut ausgebildeten Joint Fire Teams durch ArtBeob ersetzen, dann hatten die Haubitzen riesige Ablagen und wenn man dann mal Art brauchte, dauerte es zu lange, bis sie feuerbereit war. Entscheidend war die Art bei Op HALMAZAG ganz sicher nicht. Das ist eher Teil der PR-Kampagne aus Idar-Oberstein.
Ich sehe das Problem eher in der ständigen Mahnung der militärischen Führung, die Lage nicht unnötig zu eskalieren und keine Risiken einzugehen.
Was für mich aus dem Film heraus trotzdem nicht ganz klar wurde, ist, warum eigentlich die zunächst positive Haltung der Afghanen den Deutschen gegenüber in Ablehnung umgeschlagen ist. War es schlicht die Enttäuschung einer überhöhten Erwartungshaltung oder gab es da ein Schlüsselereignis, durch das sich das Verhältnis abgekühlt hat?
Weil wir Christen sind
und weil das versprochene nicht eingehalten werden konnte
Statistisch gesehen sollte ein nicht unerheblicher Teil der deutschen Soldaten keiner Konfession angehört haben und diejenigen, die zu einer gehören, werden das sicher nicht vor sich hergetragen haben.
Cynic2 | 09. Oktober 2013 – 20:03
Ari man hatte Angst
das man Ziviel und Vieh trifft
zu viel Nebel stadt MZ
autostaedterin | 09. Oktober 2013 – 20:13
Für die ist deutsch Christlich
Da kannst du Odin lang anbetten ,du bist trotzdem Christ
@Alarich | 09. Oktober 2013 – 20:15
Am Anfang waren die Deutschen doch wohl gelitten (obwohl da auch schon „christlich“). Oder ist das eine Legende? Da muss es doch einen Knackpunkt gegeben haben.
@ autostaedterin
Jedes neue Einsatzkontingent hat mit CIMIC die notwendigen Entwicklungsmaßnahmen aufgenommen und in Anträge umgesetzt. Diese Vorhaben liefen über Jahre ohne dass sich praktisch etwas bewegte, weil Gelder stockten, Ausschreibungen für zivile Auftragnehmer liefen oder Informationen fehlten. Für die Afghanen vor Ort war die Truppe der direkte Ansprechpartner und konnte das Versprochene nicht liefern.
Jedes neue Einsatzkontingent versprach Sicherheit zu schaffen, aber wenn die Dorfältesten Unterstützung gegen die insurgents verlangten, hieß es, wir haben keine Kräfte, wir haben keine Freigabe aus POTSDAM, wir sollen uns auf Selbstschutz konzentrieren.
Und dann muss die Truppe mit einer Polizei zusammenarbeiten, die korrupt ist, weil sie sonst zu wenig Sold zum Leben hat und lokalen Sicherheitskräften, die der local power broker aus seiner Privatmiliz aufgestellt hat.
Da ist die Bevölkerung irgendwann halt enttäuscht, wenn auch nicht feindselig.
@Alarich
Mit dem Christentum hat das gar nichts zu tun. Das ist der Landbevölkerung vollkommen egal, die haben andere Sorgen als radikale Glaubensvorstellungen gehabt. Im Raum KUNDUZ gab es auch kaum radikale Islamisten.
@Cynic2: Volltreffer bzgl. PzH2000!
Wer sich die Erfahrungsberichte der ArtTr der Zeit anschaut, kann genau dies herauslesen (Kleinkrieg um Stg JFST). Hinzu kommt, dass die Operationen danach so ausgeplant wurden, dass sie noch innerhalb des Radius der PzH2000 waren (so auch bei Halmazag) – willkommen im stationären PzKampf der Deutschen. Intel driven Ops sehen anders aus…
@Cynic2:
Natürlich gab es gerade bei der Art zu peinlichen – und auch gefährlichen – Anfangsproblemen. Und ja, SPz/KPz und Mrs/ Art haben jeweils Vor- und Nachteile.
Aber das ist nicht mein Punkt, sondern dass die Generalität keinerlei Gesamtplanung und daraus abgeleitete Forderungen hatte.
Stattdessen schwamm insbesondere der GI laufend im Fahrwasser des Ministers.
Heute verbreitet man gern eine Dolchstoßlegende 2.0 – von den verantwortungsbewußten Generalen und den feigen Politikern.
Und gerade in der Truppe wird es (immernoch) bereitwillig geglaubt.
Dereliction of Duty…
@memoria
Da bin ich ganz bei Ihnen! Militärische Expertise und erst recht eine nationale oder zumindest militärische Strategie oder operative Kampagnenplanung hätte ja auch die politische Flexibilität eingeschränkt. Operational planning process, lines of operation, desired end state oder exit strategy – brauchen wir alles nicht!
Bei der verantwortungsbewussten Arbeit an den eigenen Karriereaussichten durch Vermeidung jeglicher Fehler möchte ich im Einzelfall nicht mal bei der Gold-Ebene halt machen.
Die Parallele zu Dereliction of Duty ist in der Tat frappierend. Danke für den Hinweis.
@ Memoria
„Unser Problem ist nicht die Feuerüberlegenheit. Unser Problem ist Aufklärung.“
Wobei diese Aussage aber wahr ist. Das Problem von ISAF war zu keinem Zeitpunkt Feuerkraft, aber sehr wohl ein Mangel an Präsenz und Information.
Das zeigt sich ja nicht zuletzt daran, dass die Aufständischen sich unangefochten in Chardarrah breitmachen konnten. Nur sind solche langsamen, „unspektakulären“ Entwicklungen in Deutschland keine Nachrichten – weder seitens der Bundeswehr, noch der Medien.
Wobei man an der Stelle ruhig nochmal betonen sollte, dass die Bundeswehr die Abgeordneten mit geschönten Lagebildern versorgte.
Leider wird all das in der ZDF-Sendung nicht behandelt, obwohl erwähnt wird, dass bei Op Halmazag die PzH2000 (mit)entscheidend war. Sogar die Wende brachte.
Wie man’s sieht. Feuerunterstützung für ISAF-Truppen ist bei der Afghanistan-Mission nicht die Engstelle, und auch bei der Operation Halmazag stand ja CAS zur Verfügung.
Zu denken geben sollte eher, dass die Bundeswehr keinerlei Einblick in und Einfluss auf die Menschen von Quatliam hatte. Eben jenem Dorf, direkt unter der Höhe 432 liegt, und das das Ziel von Op Halmazag war.
An der Stelle muss man dann auch festhalten: An Forderungen nach mehr Kriegsgerät hat es jetzt wirklich nicht gefehlt, und mit der Begründung „Zum Schutz deutscher Soldaten nur das beste“ waren das damit einhergehende politische Risiko auch sehr überschaubar.
Was sich keiner getraut hat, und immer noch nicht traut, ist für die deutschen Akteuere ein Bürgerkriegs-Mindset zu fordern, und sich für die damit einhergehenden Methoden stark zu machen (wie Aufbau von Milizen/Bürgerwehren, gemische Außenposten in den Dörfern, Mentoren die mit der Polizei in deren Fahrzeugen unterwegs sind, Einmischen in die Kommunalpolitik etc.). Alles was nach Risiko und moralischer Grauzone aussieht ist tabu, immer noch.
Lieber zieht man sich aus den Dörfern zurück, schaut zu wie Teile der Bevölkerung aus dem politischen Prozess ausgegrenzt werden (etwa die paschtunischen Heimkehrer), drückt hochoffiziell bei den kriminellen Machenschaften der aktuellen Machthabern beide Augen zu, ignoriert das Einsickern von Berufsrebellen. Und hofft dann einfach, dass es dank besserer Panzerung nicht zu zuvielen IED-Toten kommt.
Und an diesen strukturellen Problemen ändert auch ein Rasenmäher-Ansatz nichts, bei dem man einmal im Jahr ein Dorf zurückerobert und ein paar Aufständische erschießt, nur um dann deren Wieder-Einsickern ein paar Monate später erneut zu verschlafen.
Aber eine solche Bottom-Up-Betrachtung der tatsächlichen Probleme paßt halt weder in die deutsche Top-Down-Denke (die sich auch wunderbar in den zu Wort kommenden Personen widerspiegelt), noch zum Doku-Schwerpunkt der letzten 3+ Jahre, „Deutsche Soldaten im Krieg, mal wieder mit extraviel Landseralltag, jetzt auch mit authentischen Gefechtsbildern“.
Wen interessiert schon eine Doku über Flüchtlinge, Landstreitigkeiten, Bandenkriminalität, Korruption, Dürren, Überflutungen, Durchfall und Lungenentzündungen? Da ist dann irgendwie sofort klar, dass sich das nur in langwieriger Kleinarbeit vor Ort lösen läßt. Bundeswehrmandate und Gefechte sind da einfach griffiger, spektakulärer, dramatischer, „geschichtsträchtiger“ – wie auch immer.
@J.R.:
Ich stimme ihnen zu, dass es auf operativer und strategischer Ebene eher ein Intel-Problem gab und gibt. Auf taktischer Ebene gab es jedoch mehrfach auch ein Feuerproblem (CAS ist nicht immer die verfügbare und passende Antwort).
Und mehr Wissen und mehr Feuer sind keine Widersprüche.
Haben ist besser als brauchen.
Das Zitat ist ein sehr gutes Beispiel für die oftmalige Argumentationsweise von Schneiderhan:
Nicht falsch, aber eben auch nicht gänzlich richtig.
Der Intel-Bereich ist bis heute das Problem – hier hat man auch nicht viel gelernt. Nun werden die G2-DP insbesondere auf Brig- und Div-Ebene erheblich erhöht (Personalansatz tlw verfünffacht!). Ich kann jedoch weiterhin keine sinnvolle Ausbildung dahinter erkennen.
Ist eher ein Versorgen von Personal.
Fixing Intel von Flynn ist für die Bw immer noch Neuland.
Und auch hier wieder:
Wo ist die militärische Führung?
Wo ist eine echte Einsatzauswertung?
Gerade in diesem Bereich (MilNW) ist der Frust an der Basis enorm.
Aber wen stört es?
Armee ohne Anspruch – aber viel Selbstvertrauen.
@markus d.Ä.: Ich weiß leider auch nicht, wieso wir die Leos nach Saudi A verkaufen wollen und setzen unsere eigenen bei Bedarf nicht ein. Der Badelatschenkrieger muß ja nicht erzählt bekommen, daß Brücke XYZ den Leo nicht trägt. Notfalls fährt man eben querfeldein. Show of Force macht der Leo sicher auch gut. Und eine gegnerische Stellung, die außer Kaschis, MG und RPG nicht viel zu bieten hat, fährt man samt Besatzung einfach über den Haufen. Früher hat man mit dem Leo in Niedersachsen ganze Scheunen aus soliden, deutschen Ziegelsteinen eingerissen…
@ J.R.
Sie haben Recht damit, dass sich der Gegner im Chahar Darreh unangefochten einen Rückzugsraum einrichten konnte. Er war dabei aber keineswegs unbemerkt. Der Gegner wurde aufgeklärt, die Entwicklung wurde vor Ort unzählige Male gemeldet – es wurde nur kaum offensiv dagegen vorgegangen.
Mehr Aufklärungsmittel und -kräfte wären gut gewesen, um mehr Raum überwachen zu können. Noch besser wäre gewesen, hätte die Führung mal auf die vorhandenen Aufklärungsergebnisse gehandelt.
In dem Zusammenhang vielleicht interessant eine Reportage über eine USMC-Reservisten-Hubschraubereinheit in 2003: http://www.youtube.com/watch?v=ecfOtqofGjU
Long war…